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Lena Morell

SAM BULLOCK

 

© 2006/2018 Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

info@plaisirdamourbooks.com

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.weebly.com)

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-350-7

ISBN eBook: 978-3-86495-351-4

 

 

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses Buch darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

 

 

 

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

 

 

Kapitel 1

 

Büro des Chefs, 2. Juni, Einsatzbesprechung

 

„Ich mach’ da nicht mehr mit!“ Sam schlug wütend mit der Faust auf den Tisch.

Williams, sein Chef, zog ein finsteres Gesicht. „Sie müssen. Sie sind schon sehr weit in die Organisation vorgedrungen. Zu weit, um jetzt aufzugeben.“

„Wer sagt was von aufgeben!“, blaffte Sam ihn an. „Aber ich arbeite in Zukunft nur noch alleine! Ohne Partnerin.“

„Dann werden Sie unglaubwürdig.“

„So? Und meinen Sie, ich möchte nochmals zusehen, wie meine Partnerin unter Drogen gesetzt wird und völlig ihren Job vergisst?! Nein, danke! Kommt nicht in Frage!“ Sam wusste, wovon er sprach. Er war schon seit über einem Jahr als Undercover-Agent unterwegs, um sich in einen Drogenring einzuschleusen, dessen Bosse daneben noch einen höchst privaten Sado-Maso-Club betrieben. Dort Mitglied zu werden war die unauffälligste Art, in die Clique reinzukommen. Er hatte eine verdammt hübsche Partnerin gehabt – Leila. Aber als sie knapp vor dem Durchbruch waren, hatte Leila schlapp gemacht. Das heißt, schlapp war nicht gerade der richtige Ausdruck für das, was geschehen war. Man hatte ihr Drogen gespritzt, um sie geil zu machen, so wie sie das dort häufig mit Sklavenmädchen machten, die in den Club kamen, um zum Ergötzen aller die Befehle ihres jeweiligen Herrn auszuführen. Manche waren noch ziemlich neu im Spiel und entsprechend verklemmt, wenn sie vorgeführt werden sollten – also bekamen sie Drogen. Nichts Gefährliches, bloß einige Psychoenthemmer, deren Wirkung nach einigen Stunden wieder verflog.

Leila hatte zwar gewusst, worauf sie sich da einließ, aber als es so weit gewesen war und er sie – entsprechend ihrer beider Rollen – im Lederdress in die Mitte des Raumes getrieben hatte, hatte sie die Nerven weggeschmissen und sich gewehrt. Sie hatte also  Drogen  bekommen. Und dann, anstatt die beiden Bosse mit ihren Künsten entsprechend zu becircen und abzulenken, hatte sie völlig ihren Job vergessen und mit jedem dort rumgevögelt. Als sie sich am Ende dann sogar auf ihn gestürzt und ihn bei seiner Arbeit behindert hatte, war ihm nichts anderes übrig geblieben, als die Aktion abzubrechen und sie fast mit Gewalt wieder von der Szene zu schaffen.

„Nie wieder!“, wiederholte er eisern.

Williams schwieg. Er kannte Leila schon einige Jahre länger als Sam und hatte so seine Vorstellungen davon, was sie mochte und was nicht. Er selbst hatte heute noch eine kleine Narbe an der Schulter, wo sie ihn während ihres Orgasmus’ gebissen hatte. Allerdings hatte sie da auf ihm gehockt. Auf seinem Hintern genau genommen. Mit einem Doppeldildo zwischen den Beinen war sie auf ihm geritten, hatte seinen Rücken mit einer kleinen Peitsche bearbeitet, während er sein Gesicht in die Kissen gepresst und gestöhnt hatte, und sein Schwanz zwischen ihm und der Matratze gezuckt hatte. Das eine Ende des Dildos hatte in ihrer Möse gesteckt und das andere in seinem Ar...  Er räusperte sich, weil er bemerkte, dass Sam ihn plötzlich nachdenklich fixierte.

„Hören Sie, Sam“, fing er an, „ich habe eine Lösung. Da gibt es ein Institut, ein Forschungslabor, das sich schon seit etlichen Jahren mit Cybertechnologie befasst.“

„Das Barrister-Institut?“ Sam hob die Augenbrauen.

„Genau das.“

„Wollen Sie Leila einen Chip gegen zuviel Geilheit einbauen lassen?“ Sam grinste anzüglich.

Sein Chef warf ihm einen gereizten Blick zu. „Hören Sie auf, blöde Witze zu reißen. Die beschäftigen sich dort nicht nur mit Cybertechnologie sondern arbeiten auch – streng geheim natürlich – an gewissen, sehr fortschrittlichen Robotertypen.“

„Ach.“

„Eine spezielle Abteilung davon befasst sich schon längere Zeit mit Polizeirobotern ... “

„Soll ich etwa durch Robocop ersetzt werden?“

„NEIN! Und jetzt halten Sie Ihren Mund und hören zu! Die nächste Entwicklungsstufe sind Androiden, die für die Polizeiarbeit programmiert sind. Sie haben bereits etliche Tests bestanden, sind ohne aufzufallen U-Bahn gefahren, in Restaurants gesessen, haben Strafzettel verteilt ...

Sam sah mit Argwohn, wie die farblosen Augen seines Gegenübers zu leuchten begannen, als er sich zu ihm vorbeugte.

„... ich sage Ihnen, Sam, die unterscheiden sich durch rein gar nichts von unsereins! Die funktionieren haargenau so. Sehen von außen genauso aus! Haben eine warme Haut, Haare auf den Armen, atmen, die Schmierflüssigkeiten werden durch Adern durch den Körper geleitet mittels einer Pumpe, die schlägt wie ein Herz. Ich habe sogar einen gesehen, dem hat man einen Bart wachsen lassen!“

„Is’ nich wahr ... “ Sam gähnte hinter der vorgehaltenen Hand. Williams redete immer weiter, schien sich für das Thema zu erwärmen. Sam schaltete ab, beschäftigte sich mit seinem Fall, und wie er in Zukunft ohne Partnerin vorgehen könnte. Es war schwieriger, wenn er niemanden hatte, der sich an die Bosse heranmachen konnte. Es war ein Trio. Zwei davon hatte er schon kennengelernt, aber der Dritte hielt sich im Dunkeln. Es war so gedacht gewesen, dass Leila mit einem oder beiden von ihnen in dieses private Separee verschwand, das zugleich auch Büro war, wo sie – wie er schon herausgefunden hatte – im Safe Aufzeichnungen über ihre Deals und die engsten Mitarbeiter und damit auch den Namen diesen geheimnisvollen dritten Bosses versteckt hatten. Da rankommen und den ganzen Ring sprengen war sein Ziel. Jetzt musste er seine Pläne offensichtlich ändern.

„... und deshalb werden Sie morgen früh dorthin gehen und mit den Leuten reden.“

Sam klinkte sich wieder ein. „Wie?!“

„Sie werden hingehen. Da ist eine gewisse Dr. Michelle, die hat einen C-Klasse Androiden entwickelt, der für den Polizeidienst programmiert ist. Sie werden sich den Androiden ansehen und ihn einige Tage testen. Man erwartet Sie morgen um 9.00 Uhr. Seien Sie pünktlich.“

Sam starrte ihn entgeistert an. „Ich soll was?! Kindermädchen für irgend so einen künstlichen Heini spielen?! Wie stellen Sie sich das vor? Ich habe einen Job zu erledigen!“

„Bei dem Ihnen der Androide besser helfen kann als ein menschlicher Partner. Der ist nämlich immer unter Kontrolle, und Drogen machen dem nichts aus. Sie haben damit auch eine wandelnde Datenbank auf zwei Beinen mit einer stets aktuellen Verbrecherkartei, automatischer Fingerabdruckprüfung und DNS-Analyse. Macht der wie nix, ganz nebenbei. Und was noch wichtiger ist: Er hat Aufzeichnungsgeräte eingebaut, mit denen er alles festhalten kann, was die dort sagen oder tun.“

Sam war aufgestanden. „Kommt ja nicht in Frage. Außerdem, was nützt mir ein Androide! Wenn, dann brauche ich eine Frau als Partner!“

„Es ist eine Frau. Es gibt auch weibliche Androiden. Setzen Sie sich wieder.“ Sam wandte sich zum Gehen.

„Hören Sie, Sam, entweder Sie machen da mit, oder Sie sind von dem Fall abgezogen.“

Er fuhr herum wie von der Tarantel gestochen. „Was soll das heißen?! Sie können mir den Fall nicht entziehen! Ich habe über ein Jahr dran gearbeitet! Ich bin so knapp dran, ihn zu beenden!“ Er zeigte weniger als einen halben Zentimeter Abstand zwischen Zeigefinger und Daumen. „Das heißt, ohne Leila hätte ich ihn vermutlich schon beendet! Und jetzt wollen Sie, dass ich alles riskiere, nur weil Sie mir einen Raumschiff-Enterprise-Typen unterjubeln wollen?!“

Williams sah ihn gleichmütig an. „Sehen Sie’s so, Sam: Sie sind einer unserer besten Männer, und wenn ich auf jemanden Rücksicht nehmen würde, dann auf Sie. Aber: Das Ministerium hat es beschlossen. Der Chef des Geheimdienstes hat es beschlossen. Ich habe es beschlossen. Und Sie werden es tun.“

 

Kapitel 2

 

Barrister Institut, 3. Juni, 9.00 Uhr, erster Kontakt mit dem Androiden

 

Dr. Benson, der Institutsleiter, ein dunkelhaariger Mann mit Brille und weißem Mantel wie ein Arzt, hieß Sam mit deutlicher Zurückhaltung willkommen, die sich noch intensivierte, als er bemerkte, dass Sams Vorbehalte gegen das Institut und den Androiden noch größer waren als seine gegen ihn.

„Wie gesagt“, erklärte er, als er Sam an einem Glasschreibtisch gegenübersaß, der den Blick auf seine blank geputzten schwarzen Schuhe freigab und unbarmherzig auch Sams staubige Lieblingstreter offenbarte, „wie gesagt, wir vertrauen gerade diesen Androiden nicht jedem an. Es ist ein äußerst hochentwickeltes Modell der C-Klasse.“

„Ein Prototyp?“ Sam zog mokant die Augenbrauen hoch.

„Wir haben keine Prototypen in dem Sinn“, musste er sich belehren lassen,

„sondern jeder davon ist ein Einzelstück, wenn man so sagen kann. Eine Persönlichkeit für sich. So wie jeder Mensch quasi ein Unikat ist.“

„Aha.“ Sam schlug lässig die Beine übereinander, was den Blick des Laborleiters unweigerlich auf seinen Schuh lenkte. Er überlegte kurz, ob er den Fuß verschämt wieder zu Boden stellen sollte, dann grinste er nur spöttisch, als er die gequälte Miene seines Gegenübers sah. In seiner Freizeit – und das war jetzt trotz allen Ärgers Freizeit – liebte er es, sich leger zu kleiden. Das ganze letzte Jahr hatte er sich ein Image als erfolgreicher Geschäftsmann aufgebaut, der in der Lage war, mit dem Drogenring mitzuhalten und nicht nur ein guter Kunde und Vermittler, sondern auch ein finanziell potenter Partner zu sein. Was für ihn kleidungsmäßig wiederum bedeutet hatte: Designeranzüge, drückende Schuhe und Seidenhemden. Und jetzt trug er seine alten Turnschuhe, abgewetzte Jeans und ein kariertes Hemd. Nicht zu vergessen, seinen Dreitagebart.

Der Institutsleiter fuhr fort: „Zu Ihrer Information: C-Klasse bedeutet, dass der Androide sich nicht nur in seiner äußerlichen Erscheinungsform nicht mehr vom Menschen unterscheidet, sprich, eine warme Oberfläche – Haut – aufweist, eine gewisse Veränderung in der Farbe – zum Beispiel Erröten bei körperlicher Anstrengung, was wir erreichen, indem wir den internen Leitungsdruck verstärken und vermehrt rotfarbene Flüssigkeiten durch die obersten Schichten pumpen, sondern bereits eigene, künstliche Intelligenz besitzt. Wobei ich jetzt nicht jene der B-Klasse meine, wo der im Kopf sitzende Rechner imstande ist, Daten auszuwerten und entsprechende Schlüsse und adäquate Verhaltensformen zu produzieren, sondern richtige Intelligenz.“

Sam nickte. „Richtige Intelligenz. Natürlich. Verstehe.“ Er hatte sich seine Meinung bereits auf dem Weg hierher gebildet. Er wollte sich die Sache ansehen, den Androiden – oder die Androidenfrau – mal kurz Gassi führen und dann einen miserablen Bericht schreiben. Irgendwas würde ihm schon dazu einfallen. Und dann konnte nicht mal sein Chef oder das Ministerium was daran zu meckern haben. „Kann ich diesen Androiden mal sehen?“

„“