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Sabine Sener

Familienbande





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Meine Familie

Wenn ich über das Wort "Familienbande" nachdenke, dann stelle ich fest, dass unsere Familie wirklich eine Bande ist! Letztens, als mein großer Bruder Klaus nach Hause kam und uns mitteilte, dass er das Abitur sausen lassen wollte, um als Animateur in einem Hotel in Spanien zu arbeiten. Meine Eltern waren nicht besonders begeistert. Auf das Wort "Animateur" reagierte mein Vater allergisch und sein Blutdruck stieg langsam an. Mein Bruder erklärte er würde es sich überlegen und mein Vater beruhigte sich langsam wieder. Später beendete Klaus sein Abitur doch noch und fing eine Ausbildung als Koch in einem Hotel in Spanien an, denn er hatte seine Leidenschaft für das Kochen entdeckt. Aber bis dahin brachte es meinen Eltern ein paar schlaflose Nächte ein, die von Baby Mike kräftig unterstützt wurden.

Meine Mutter war urlaubsreif und wir dachten daran, sie in Kur zu schicken. Dort erholte sie sich auch prima bis sich Tante Käthe, die für ihren Redeschwall bekannt war, zu Mutters Geburtstag anmeldete. Sie hatte die Angewohnheit sich immer gerne selbst einzuladen. Sie schenkte ihr ein teures Kaffeeservice mit Blümchen. Baby Mike würde das "neue Spielzeug" auf dem niedrigen Tisch bald entdecken, denn nichts war vor ihm sicher! Also wurde er zum Nachmittagsschläfchen ins Bett gebracht und wir konnten in aller Ruhe unser neues Service mit Kaffee und Kuchen einweihen. Tante Käthe musste an diesem Tag starke Nerven behalten, denn sie wußte nicht, dass wir uns einen Beo gekauft hatten, der schon einige Sätze ganz gut sprechen konnte. Dieser befand im Zimmer nebenan und rief plötzlich: "Hallo, hast du Leckerchen bei, du Eierkopf?" und "Nun reicht's aber!" Betretenes Schweigen. Tante Käthe fuhr sich verlegen durch die Haare und an ihrem verdutzten Gesicht erkannten wir, dass sie sich etwas irritiert fühlte. Wir klärten das Ganze schnell auf und Tante Käthe lachte erleichtert auf. Ich glaube, sie wird diesen Geburtstag nicht so schnell vergessen.

Mein Bruder Klaus beendete übrigens seine Ausbildung in Spanien und war wieder zu Hause. Er möchte doch lieber in Deutschland arbeiten. Drei Jahre Spanien waren genug. Die Nase gestrichen voll, war er nun hier auf Arbeitssuche.

Meine Schwester Britta, ein süßer brauner Lockenkopf, versetzte uns alle in einen Schockzustand, als sie eines Tages mit pinkgefärbten Haaren nach Hause kam. Der Abschlussball näherte sich und sie war sehr aufgeregt, weil sie noch kein Ballkleid hatte. Aber unsere Nachbarin war eine begnadete Schneiderin, die für Britta ein wunderschönes, türkisfarbenes Kleid entwarf. Trotz der pinkgefärbten Haare hatte Britta viel Spaß und viele Verehrer, die sie zum Tanzen aufforderten. Es war ein voller Erfolg!

Nicht so erfolgreich dagegen war Mikes erster Tag im Kindergarten. Zur Einweihung gab es Kakao und Kuchen und dieser schien bei ihm eine magische Anziehungskraft auszulösen. Anstatt ihn zu essen, begann er ihn einem Mädchen ins Gesicht zu werfen und alle Kinder befanden sich augenblicklich in einer Kuchenschlacht, die sich sehen lassen konnte. Alles ging drunter und drüber bis das letzte Kuchenstück "verschossen" war. Die Mütter halfen beim Saubermachen und Baby Mike musste sich zu Hause eine gehörige Standpauke anhören.


Unser Beo beäugte Mimi zunächst misstrauisch, aber dann schlossen sie schnell Freundschaft miteinander.

Auf jeden Fall ging mein Vater, der immer panische Angst vor Spritzen hatte, später zur Grippeschutzimpfung. War die hübsche Krankenschwester daran schuld? Der Oberarzt wurde zu einem Notfall gerufen. Aufgeregt knabberten wir die Chips und die Sendung war viel zu schnell vorbei. Alle atmeten erleichtert auf. Also, bis zum nächsten Donnerstag!

Zum besonderen Anlass kaufte mein Vater eine bunte Geburtstagsdekoration, die Baby Mike neugierig beäugte. Ob man damit spielen konnte? Meine Mutter brachte schnell die Deko an und alles war sicher vor unerwünschten Kinderhänden. Später tröstete sich Mike dann mit seinem neuen Stofftier "Biene Maja" und auch Katze Mimi und der Beo erhielten ihre Extraportion Leckerchen.

Baby Mike, der an der Party nicht teilnehmen durfte bekam einen großen Schokoladenriegel, an dem er glücklich knabberte.