Diabetes:

Unheilbares

heilen

 

Von Dr. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich

 

 

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IGK-Verlag

7100 Neusiedl am See, Österreich

Copyright © 2018

ISBN: 9783963761997

 

Fotos: © azschach-Fotolia.com, Engel-Fotolia.com

 

 

Einleitung

 

Die Entscheidung ist nicht leicht, welche der drei folgenden Nachrichten Menschen mit Diabetes am meisten schockieren sollte. Alle wurden in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht.

 

Meldung #1

Sie stammt aus dem „Journal of Pharmacy & BioAllied Science“: „Noch nie wurde von jemandem berichtet, der völlig von Diabetes geheilt wurde.“

Bei der Zuckerkrankheit handelt es sich um eines der kompliziertesten medizinischen Probleme des Menschen überhaupt. Das beginnt damit, dass die kritisch beurteilten Zuckermoleküle im Blut, Glucose genannt, nur im chemischen Sinne Zucker sind, während die meisten keine Süßkraft besitzen. Manche Quellen von Kohlenhydraten treiben den Blutzuckerspiegel schneller und stärker hoch als Haushaltszucker, Weizenmehl zum Beispiel.

Die Bezeichnung Diabetes steht als Sammelbegriff für völlig unterschiedliche Krankheiten in vier Hauptkategorien, Diabetes mellitus Typ 1, Typ 2, Typ 3 und Schwangerschaftsdiabetes, mit zusammen vielen Dutzend Unterarten.

Auch die Auslöser einer Zuckerkrankheit sind vielfältig. Eine Studie in Augsburg identifizierte sogar eine hohe Belastung mit Feinstaub. Gemeinsam ist nur ein erhöhter Blutzuckerspiegel.

Die Auswirkungen unterscheiden sich völlig. Die Stoffwechselkrankheit Diabetes zieht eine Reihe schwerer Begleiterscheinungen wie Herzleiden und Folgeerkrankungen nach sich. Als Autoimmunerkrankung, LADA, sowie in einer Form ohne Übvergewicht, MODY, repräsentiert sie eigene Probleme. Das Überangebot an Zucker im Blut und in den Zellen und konstant erhöhte Insulinspiegel schädigen überwiegend die Gefäße, das Gehirn, das Herz, die Nervensysteme, die Augen, die Gliedmaßen, die Nieren, die Leber und die Bauchspeicheldrüse. Häufige weitere Wirkungen richten sich gegen das Zahnfleisch und das Innenohr. Auf lange Sicht ist durch die Folgen eines Diabetes auch die Krebswahrscheinlichkeit signifikant erhöht, bei Frauen mit etwa 30 Prozent stärker als bei Männern mit 20 Prozent.

 

Meldung #2

Am 19. Juli 2016 erschien dieser Bericht auf der Webseite für Ärztekommunikation, MedPage Today: „Kein klarer Überlebensvorteil zu sehen bei Diabetesmedikamenten“ (Originaltitel: „No Clear Survival Benefit Seen Among Diabetes Drugs”). Die Fakten stammten aus dem renommierten Journal of the American Medical Association, JAMA. Die zu Grunde liegende Studie* wurde aus formalen Gründen kritisiert, aber ihre Aussage nicht widerlegt.

In äußerst kritischen Berichten werden Nebenwirkungen von Medikamenten tatsächlich gefährlicher eingeschätzt als Diabetes selbst. Umso gravierender, wenn die Medizin sie verschreibt, aber nicht an Heilung glaubt.

Im April 2016 warnte die amerikanische Behörde für Medikamentenkontrolle, Food and Drug Administration, FDA, konkret vor neu entdeckten Risiken zweier seit Jahren verschriebener Wirkstoffe gegen Diabetes. Zuvor waren in dem von einer Studie überwachten Zeitraum von 1.000 Patienten 35 medikamentös Behandelte mit schweren Herzkomplikationen im Krankenhaus gelandet, verglichen mit 28 Patienten, die nur Placebopillen schluckten.

Bereits 2011 hieß es in einer Veröffentlichung über die intensive Diabetesbehandlung an 18.315 Patienten im „British Medical Journal“: „Die Ergebnisse insgesamt zeigen in Bezug auf die Sterberate generell oder auf einen Herztod nicht einen Gewinn durch intensive blutzuckersenkende Therapie. Ein 19 prozentiger Anstieg der generellen Sterblichkeit und eine 43-Prozent-Steigerung der Herztodesrate können nicht ausgeschlossen werden.“

Hinweis: Niemand sollte eigenmächtig die von seiner Ärztin oder seinem Arzt verordnete Medikamentenbehandlung eines Diabetes verändern.

 

* (Palmer S, et al „Comparison of clinical outcomes and adverse events associated with glucose-lowering drugs in patients with type 2 diabetes: a meta-analysis" JAMA 2016; DOI :10.1001/jama.2016.9400.)

 

Meldung #3

Im Juni 2016 ergab eine Umfrage in Dänemark: Unter Kollegen genießen Menschen mit der Zuckerkrankheit wenig Sympathien. Angestellte wurden befragt, ob ihre Firma bei chronischen Erkrankungen Geld für besondere Maßnahmen ausgeben sollte – zum Beispiel bezahlte Extrapausen von Betroffenen, die Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten und mehr Teilzeitjobs. Bei Herzleiden und Krebs plädierten 70 Prozent dafür, bei Diabetes nur 33 Prozent.

Vor allem Diabetes Typ 2 wird mit einem sorglosen Lebensstil, mit Übergewicht und mit Junk Food in Verbindung gebracht. Das ist eine unzulässige, gefährliche Vereinfachung. Viele Faktoren, die nicht den Entscheidungen Einzelner zuzurechnen sind, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an einer Stoffwechselstörung aus dem Diabetespaket zu erkranken. Die Gesellschaft fürchtet überdies zunehmend die immensen Kostenbelastungen für die Sozialsysteme. Würden alle Diabetespatienten in Deutschland korrekt ihren Zuckerspiegel messen, summierten sich bereits die Ausgaben für die Teststreifen auf mehrere Millionen Euro täglich – ohne irgendeine Behandlung.

Die Zuckerkrankheit ist ein typisches Leiden dieser Zeit, auch weil die für Gesundheit zuständigen Politiker unter dem Einfluss der Nahrungsindustrie vor vier Jahrzehnten den ersten eklatanten Fehler machten. Laut „Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2017“ versagt die Politik bis heute.

Daraus folgert: Hilfe oder sogar Heilung ist von den im Gesundheitswesen dominierenden Systemen nicht zu erwarten.

Das ist doppelt bedauerlich. Denn die Auffassung, dass Diabetes heilbar ist, findet unter wissenschaftlich forschenden Medizinerinnen und Medizinern mehr und mehr Zustimmung. geteilt. Viele Grundsätze wurden vor allem von der Präventionsmedizin in den letzten Jahren widerlegt. Diskutiert wird zum Beispiel längst nicht nur über die Schädlichkeit von erhöhtem Zucker im Blut, sondern auch über die Giftigkeit einer über das normale Maß hinausgehenden erhöhten Konzentration des Hormons Insulin im Blut. Es ist die gleiche Substanz, mit der Diabetes kontrolliert werden soll.

Die jetzt lebenden Generationen sind nicht als erste von zu hohen Glucosespiegeln betroffen. Seit Jahrtausenden bereits suchen Naturärzte für ihre betroffenen Zeitgenossen nach Abhilfe. Davon können wir heute profitieren. Die grüne Apotheke der Natur hält mehrere hundert im Kampf gegen Folgen einer Zuckerkrankheit bewährte pflanzliche Helfer bereit. Die allermeisten haben die Bedeutung von Naturarzneien. Aber auch Dutzende gute Bekannte wie die Orange, die Birne, die Zwiebel, die Weißbohne und die Artischocke sind darunter.

Die Präventionsmedizin setzt vor allem auf verzehrbare Pflanzenstoffe mit den Potenzialen, eine Diabeteserkrankung zu verhindern oder sie abzuschwächen oder umzudrehen. Andere Phytostoffe normalisieren den Insulinspiegel. Die Fachrichtung Anti-Aging, Altershemmung oder Präventionsmedizin wurde übrigens 2009 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Fortschrittliche Wissenschaftler befassen sich nicht nur mit Substanzen, die wir zu uns nehmen, sondern auch mit so verblüffenden Fragen wie: Startet Diabetes in der Nacht? Nicht zuletzt sprechen sie von einer Krankheit auf der Suche nach einem Namen. Denn wer genauer auf die Ursachen und die Folgen der Zuckerkrankheit schaut, kann an die 100 verschiedene Formen diagnostizieren. Alle mit der gleichen Diagnose: Diabetes.

Dieses Urteil wird gefällt ohne jedes Wissen über die Entstehung der Störung. Ein großes Versäumnis! Denn jeder einzelnen kann mit den Kräften der Natur begegnet werden.


Arzneistoffe aus der Pflanzenwelt

 

Einer Schätzung zufolge wird alle fünf Sekunden irgendwo in der Welt ein neuer Diabetesfall entdeckt, und alle zehn Sekunden stirbt jemand an dieser Krankheit. Im Blut der Betroffenen befindet sich zu viel Zucker. Diabetes hat die Ausmaße einer Epidemie angenommen.

Manche negative Faktoren kämen Nichtmedizinern nie in den Sinn. So werden steigende Zahlen bereits mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Das hängt mit einem seltsamen Fettgewebe, braunem Fett, am Hals, an den Schlüsselbeinen und entlang der Großgefäße zusammen. Seine dunkle Farbe entsteht durch besonders viele spezielle Zellabteilungen mit der hohen Fähigkeit der Energieerzeugung durch Fettverbrennung. Braune Fettzellen haben sehr günstige Eigenschaften. Neben einer Gewichtsreduktion wird auch die Sensibilität gegenüber Insulin erreicht. Das verringert das Diabetesrisiko. Als Auslöser wird jedoch ein starker Kältereiz benötigt. Die britische Fachzeitschrift „BMJ Open Diabetes Reseach & Care” berichtete am 20. März 2017: Schon die bisher in den U.S.A. ermittelte Klimaerwärmung reicht bereits aus, um die Aktivität der braunen Fettzellen zu reduzieren. Auch dadurch steigt die Diabeteshäufigkeit.

Jeder zehnte Patient findet sich im Gesundheitswesen nicht mehr zurecht. Ein „Masterplan Medizinstudium 2020“ der Bundesregierung soll die so genannte sprechende Medizin aufwerten – Tenor: Erst das Wort, dann das Medikament. Die Behandlung von Krankheiten wie Fettsucht, Diabetes, Herzleiden und Depression wirft heute für Betreiber von ambulanten und stationären Versorgungseinrichtungen kaum Gewinne ab. Die Pharmabranche hingegen profitiert enorm von ihren Medikamenten, die Patienten am Leben lassen und Krankheiten nicht heilen. Diese Industrie hat deshalb naturgemäß weniger Interesse an Forschung, deren Ergebnisse die Situation weniger lukrativ machen würden.

Diabetes verändert den Stoffwechsel.

Diese Bezeichnung ist die dürftige Übersetzung des griechisch-lateinischen Begriffs Metabolismus für Umwurf oder Veränderung. Diese hochkomplizierten Prozesse umfassen sämtliche biochemischen Vorgänge: die Bewahrung und die Erneuerung der Körpersubstanz und die Energieerzeugung für alle Aktivitäten zur Aufrechterhaltung der Körperfunktionen. Dafür werden diverse Nahrungsmoleküle in eine lebendige Energieform und in Zwischenprodukte und Endprodukte umgewandelt, auch in Hormone und Neurotransmitter.

Dabei können mehr Schwierigkeiten entstehen, als sich die meisten von uns ausmalen können.

Unter allen Stoffwechselstörungen nimmt die Zuckerkrankheit den ersten Rang ein. Falsche Ernährung, Fettsucht und Bewegungsmangel spielen eine bedeutende Rolle. Betroffene leben mit zu viel Glucose im Blut. Sie wird am Eindringen in Zellen gehindert und strömt mit dem Blutkreislauf ziellos durch den Körper, ohne Organe, Gefäße und die sensiblen Nervengewebe zu ernähren. Gleichzeitig wächst bei Betroffenen der Appetit auf fette, kalorienträchtige Nahrung, wodurch Übergewicht vorprogrammiert wird.

Die Einschätzung, dass vor allem falsche persönliche Entscheidungen die Weichen zu einer Zuckerkrankheit stellen, ist jedoch unfair und gefährlich. Immer deutlicher wird auch der Anteil der Belastungen durch Benachteiligungen, auf die ein Einzelner wenig Einfluss besitzt. Ein unerwartetes Beispiel: In der Region Augsburg legte sich die Kooperative Gesundheitsforschung* (KORA) im September 2016 fest: Ein hohes Feinstaubaufkommen am Wohnort ist besonders für Einwohner im prä-diabetischen Zustand Gift! Schuld am höheren Diabetesrisiko sind vermutlich chronische Entzündungsreaktionen des angegriffenen Organismus.

Für die KORA-Untersuchung wurden unter Führung des angesehenen Instituts für Epidemiologie II am Helmholtz Zentrum München in einem Zeitraum von drei Jahren für 2.944 zufällig ausgewählte Erwachsene in Augsburg und Umgebung aus einer Nüchtern-Blutprobe die Zuckerwerte und verschiedene Marker für die Insulinresistenz, für Entzündungen und auch weitere aus dem Fettgewebe stammende Botenstoffe bestimmt. Dementsprechend wurden die Testpersonen als frei von Diabetes, prä-diabetisch oder zuckerkrank eingeordnet und die Ergebnisse mit Messdaten zur Luftschadstoffkonzentration an ihrem Wohnort abgestimmt. Dafür wurden wiederholte Feinstaubmessungen und Stickstoffmessungen an insgesamt 60 Standorten herangezogen. Am 8. September 2016 meldete die Forschungsgruppe ihr alarmierendes Ergebnis: „Ist der eigene Wohnort durch Luftverschmutzung belastet, steigt auch das Risiko, eine Insulinresistenz als Vorstufe von Typ-2-Diabetes zu entwickeln… Ob und wann die Krankheit ausbricht, hängt nicht nur vom Lebenswandel oder den Genen ab, sondern kann auch Verkehrsabgase als Ursache haben.“

Es zeigte sich, dass Menschen, die bereits einen gestörten Glucosestoffwechsel aufwiesen, so genannte Prä-Diabetiker, besonders anfällig für die Einflüsse der Luftverschmutzung sind, und zwar sowohl für Feinstaub wie auch für Stickoxid. In ihrem Blut waren die betreffenden Marker besonders stark verändert.“

Eine frühere Studie des Helmholtz Zentrums München aus dem Jahr 2013 konnte belegen, dass Feinstaubbelastung das Risiko für Insulinresistenz schon im Kindesalter erhöht. Im Rahmen eine Metaanalyse aus dem Jahr 2015 kamen dieselben Autoren zu dem Schluss, dass eine Langzeitexposition gegenüber Luftschadstoffen und die Entwicklung von Typ-2-Diabetes mit einander assoziiert sind.

Was die Autoren besonders beschäftigte, war der Umstand, dass in der Region Augsburg ziemlich normale Luftschadstoffkonzentrationen herrschen, jedenfalls unterhalb den für die EU vorgeschriebenen Höchstwerten. Allerdings fordern die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation, WHO, niedrigere Luftschadstoffgrenzen.

Das Helmholtz Zentrum München untersucht in Bezug auf die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil.

Ähnliches hatten Wissenschaftler der University of Southern California, UCLA, in Los Angeles, U.S.A., schon im April 2016 berichtet*: Bereits kurzfristig – weniger als 58 Tage – einwirkende verminderte Luftqualität innerhalb eines Radius von 50 Kilometern verschlechtert die Stoffwechselbedingungen, besonders die Insulineffekte und die Blutfette.

Wissenschaftler versuchen verzweifelt die Eindämmung der Diabetesentwicklung. Alle Prognosen gehen jedoch in die andere Richtung: Es werden immer mehr! Nicht einmal in der Einschätzung der unterschiedlichen Risikofaktoren stimmen die Experten überein.

Unter diesen Umständen klingt eine Behauptung völlig unwahrscheinlich: Hunderte Pflanzen in aller Welt besitzen anti-diabetische Substanzen. Ihre Eigenschaften können uns vor der Krankheit Diabetes bewahren, sie können ihre Auswirkungen eindämmen und sie können den Organismus bei der Rückkehr zu normalen Verhältnissen entscheidend unterstützen. Am Ende sind die zuvor erhöhten Spiegel von Glucose und von Insulin im Blut wieder ganz normal …

In diesen Beziehungen liegt der Schlüssel zur Lösung des Diabetesproblems.

Die besten Erklärungen kommen aus der Botanik.

Der Zucker im Blut stammt selten aus dem Streuer oder aus der Schale. Ausgangsstoff sind in der Regel Substanzen unserer essbaren Pflanzen, Früchte und Getreide.

Pflanzen besitzen die Fähigkeit, aus Sonnenlicht, aus Wasser und aus dem bei der Verbrennung von Kohlenstoff entstehenden Gas Kohlenstoffdioxid eine eigene Form von Energie herzustellen. Diese Lebenskraft wird von Pflanzen in unterschiedlichste Zuckerarten umgewandelt. Die entstehenden Moleküle heißen wissenschaftlich Saccharide. Einige haben einen süßen Geschmack. Viele sind geschmacksneutral. Die gebräuchliche Bezeichnung für diese pflanzliche Biomasse lautet Kohlenhydrate – das ist schwer verständlich und irreführend. Deren große verzehrbare Gruppe heißt Glucose, nach dem griechischen Wort glykys für süß.

Der menschliche Organismus kann leider anders als eine Pflanze nicht von der Sonne und von der Luft leben. Wir sind auf verzehrbare Energieträger angewiesen: auf schnell verwertbare Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße. Diese drei großen Gruppen werden als Makronährstoffe bezeichnet, mit der griechischen Silbe makros für groß, lang.

Den beneidenswerten Prozess der Pflanzen zur Energiegewinnung aus Sonnenlicht müssen wir in unserem Körper umständlich zurücklaufen lassen. Dazu verzehren wir den essbaren pflanzlichen Zucker in unterschiedlichsten Arten – oft als Glucose, Fruktose oder Stärke – und bilden daraus die für uns brauchbaren Formen von Kraft, physisch und mental.

 

*(Quelle: „Association Between Long-Term Exposure to Air Pollution and Biomarkers Related to Insulin Resistance, Subclinical Inflammation and Adipokines”, Kathrin Wolf, Anita Popp et al., „Diabetes” August 2016).


Probleme

Treibstoff Glucose

 

Die Rückwandlung von Glucose in Energie kann nur innerhalb der Milliarden Zellen, der Minibausteine unseres Körpers, stattfinden. Voraussetzung für diese Prozesse ist, dass die Zellen des Körpers genügend Zuckermoleküle aus dem Blut aufnehmen. Der meiste nichtsüße und süße Zucker stammt aus Kohlenhydraten. Nur eine geringe Menge steckt in Eiweißen.

Bei der Glucoseverwertung sind vor allem die Muskelzellen und die Fettzellen in der Pflicht. Diese Zelltypen verfügen über spezielle Eiweiße, gewiefte Glucosetransportarbeiter, die sich an der Außenhaut der Zelle Zuckermoleküle im Blutstrom schnappen und ins Zellinnere bringen. Aus eigener Kraft kann jede Zelle jedoch nur eine zu geringe Menge Zucker absorbieren. Deshalb wird dieses Transportsystem beispielsweise durch Enzyme unterstützt. Aber die mit Abstand allerwichtigste Helfersubstanz dabei ist das Hormon aus der Bauchspeicheldrüse, das Insulin. Nur dieser körpereigene Botenstoff hat den Schlüssel, um einen erhöhten Zuckerspiegel im Blut abzusenken, indem Glucoseteilchen in die Zellen verfrachtet werden. Immer öfter kommt es dabei zum Streik. Darüber hinaus hat Insulin weitere wichtige Funktionen und Eigenschaften. Einige haben im Falle von Problemen verhängnisvolle Auswirkungen.

Sobald Betroffene immer wieder zu viel Nahrung mit Glucose verzehren, gerät das System der Umwandlung in die benötigte Energie in Gefahr.

Denn wegen des vermehrten Angebots an Blutzucker wird mehr und mehr Insulin gebraucht. Auf der anderen Seite nimmt allmählich die Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber dem Insulin als Helfersubstanz im Zuckertransport ab. Die so genannte Insulinsensitivität schwindet. Aus diesem Abschwung entwickelt sich schließlich eine heftige Insulinresistenz, ein kompletter Widerstand gegen dessen Einfluss. Am Ende werden immer mehr Mengen dieses Hormons gebraucht, um die Zellen irgendwie doch noch zur Aufnahme von Glucose zu bewegen. Das kann über Jahre eine Überbeanspruchung der Bauchspeicheldrüse bedeuten aus der dieses Hormon kommt, und zu einem Versagen ihrer Insulin produzierenden Zellen führen.

Darüber hinaus ist ein ständiges Insulinhoch selbst eine Riesengefahr für die Gesundheit. Das ist eine neue Erkenntnis, die noch viel zu wenig Beachtung findet.

Der betroffene Körper muss jetzt bereits sowohl chronisch erhöhte Glucosespiegel wie auch erhöhte Insulinspiegel abfedern. Gleichzeitig beginnen erste Zellregionen zu hungern, weil unterm Strich in ihrem Inneren zu wenig Glucose ankommt.

Das ist aber erst ein Teil des gesamten Risikos.

Zucker verbleibt im Blut, und sehr hohe Spiegel schädigen die Zellstrukturen – so wird seit Jahrzehnten das Hauptrisiko durch Diabetes dargestellt. Möglicherweise – das lassen neueste Studien von Außenseiterwissenschaftlern erkennen – ist ein chronisch erhöhter Insulinspiegel das bei Weitem größere Problem.

Der Mehrbedarf an Insulin vermehrt nämlich Moleküle mit der gefährlichen Fähigkeit, an den Innenwänden von Gefäßen anzudocken. Diese Gefäße leiden bereits unter der Blutglucose, und die nach und nach jetzt entstehenden Plaquebildungen führen zu weiteren Veränderungen und Verengungen. Eine gleichzeitig gesteigerte Entzündungsbereitschaft verschlimmert die weiteren Aussichten für die mikrofeinen und für die größeren Blutbahnen.

Und nicht nur diese physiologischen Belastungen bereiten den Boden für weitere Krankheitsfolgen. Insulin soll einerseits Glucose in das Zellinnere verfrachten und sorgt andrerseits dafür, dass jeder Zuckerüberschuss – aus welchem Grunde auch immer - nicht verschwendet wird, sondern über Umwege in Fettdepots landet. Denn dieses Hormon reguliert auch die Speicherung nicht verbrauchter Kalorien. Das lässt schließlich bizarre Situationen entstehen. weiter: Obwohl bereits zu viel gegessen wird, fehlt bestimmten Zellen unweigerlich Nahrung, weil sie nicht genügend Zucker aufnehmen können. Das entstehende Hungergefühl führt in aller Regel zu einer weiteren überflüssigen und vermehrten Nahrungsaufnahme. Während Insulin den verbleibenden Zucker wegspeichern lässt, stimuliert es gleichzeitig auch das Appetitzentrum im Gehirn. Das ist eine Art Notfallmaßnahme. Sie wird von unseren grauen und weißen Zellen kräftig unterstützt. Denn die Versorgung der Gehirnzellen mit Energie ist in besonders hohem Maße von Glucose abhängig. Fette können von diesen Geweben nicht direkt verbraucht werden. Aber auch die neu verzehrten Moleküle landen im Wesentlichen in Fettspeicherzellen. So bildet sich unausweichlich Übergewicht.


Gesunde und kranke Reaktionen

 

Zehn Fehlentscheidungen bei der Wahl unserer Nahrung stehen in enger Verbindung mit Todesursachen wegen des Herz-Kreislaufsystems und des Stoffwechsels, für die sich der medizinische Begriff kardiometabolische Sterblichkeit durchsetzt. Die Rede ist von Diabetes, Schlaganfall und Herzerkrankung. Kritische Wissenschaftler glauben jedoch, dass wir uns in Bezug auf das Verstehen unseres Stoffwechsels noch im Mittelalter befinden. So gesehen ist jede Expertenmeinung vielleicht nicht mehr als eine mehr oder weniger begründete Orientierung. Und das sind nach einer Einschätzung* durch Forscher an der Tufts Friedman School of Nutrition Science and Policy in Boston, U.S.A., in dieser Reihenfolge die größten Ernährungssünden:

• zu viel Salz,

• zu wenig Nüsse, Samen und Körner,

• zu viel industriell zubereitetes Fleisch,

• zu wenig Omega3-Fettsäuren aus Meeresfrüchten,

• zu wenig Gemüse,

• zu wenig Obst,

• ungesunde Fette und Öle,

• zu viel Süßgetränke.

So sollte der Stoffwechsel bei einem gesunden Menschen mit Normalgewicht ablaufen: Nahrungsaufnahme dient gleichzeitig als Startsignal für diverse Stoffwechselprozesse. Sobald Stärkeanteile der verzehrten Kohlenhydrate auf Enzyme im Speichel oder im eigentlichen Verdauungsbereich treffen, wird auf direktem Wege Glucose in das Blut dirigiert. Die Bauchspeicheldrüse entlässt sofort winzige Körnchen Insulin in den gleichen Blutstrom. Sie hat diese Hormonmenge gespeichert um auf einen Anstieg des Blutzuckerspiegels unmittelbar zu reagieren. Das ist die Phase 1-Insulinantwort.

Sobald der Vorrat an diesem vorhandenen Hormon aufgebraucht wurde, produziert die Drüse eine neue Dosis. Dieses Insulin wird langsamer zur Verfügung gestellt. Das ist die Phase 2-Insulinantwort.

Menschen mit Diabetes vergessen jedoch gerne, dass auch Eiweiße durch ihre Aminosäuren eine hohe Insulinfreisetzung auslösen können. Überschüsse an Eiweiß werden ebenfalls in Glucose umgewandelt.

Vereinfacht könnte ein Frühstück die folgenden Reaktionen auslösen: Das Toastbrot mit seiner immensen Glucosekonzentration verbraucht augenblicklich das gesamte gespeicherte Insulin, und um die wenigen Zuckermoleküle im Eiweiß des gekochten Eis kümmert sich langsam die zweite Insulinwelle.

Der Normalfall tritt immer seltener ein. So wird der Stoffwechsel bei stark übergewichtigen Personen, von denen rund 80 Prozent in eine Zuckerkrankheit schlittern, oder bei Menschen mit Diabetes ablaufen: Die wichtige Wirkung von Insulin ist wesentlich schwächer geworden, als sie es einmal war. Und das, obwohl die Bauchspeicheldrüse bereits bis zur dreifachen Menge eines Normalgewichtigen ins Geschehen schickt. Oder diese Drüse ist erschöpft und ausgebrannt. Oder sie hat die Fähigkeit verloren, genügend Insulin auf Vorrat zu speichern. Das beeinträchtigt enorm die Phase 1- Insulinantwort, während der Blutzuckerspiegel wegen der verzehrten Nahrung ungezügelt nach oben schnellt. Möglicherweise ist die Phase 2-Insulinantwort noch teilweise intakt, und die Bauchspeicheldrüse müht sich langsam und über Stunden, mit neuem Insulin den Blutzuckerspiegel in den Normbereich zu drücken. Aber der Organismus leidet in der Zwischenzeit unter dem Zuckerüberangebot, und möglicherweise werden bereits Glucosemoleküle als Fett weggespeichert.

Die so genannte Zuckerkrankheit sind mehrere krankhafte Reaktionen auf spezielle Moleküle vor allem aus Kohlenhydraten und ebenfalls aus Eiweißen. Während alle Glucose heißen, sind die meisten ohne süßlichen Geschmack und als Stärke in mehreren Struktureinheiten gebunden. Dennoch sind sie im chemischen Sinn Zucker. Dieser Name stammt von dem Sanskritwort für Grieß, Geröll.

Sobald wir Menschen diesen pflanzlichen Zucker verzehren - wenige Mikrogramm im Sauerkraut, viele im Weißbrot -, werden diese Moleküle per Blutstrom dem Organismus zur Energiegewinnung angeboten. Das wiederholt sich in unserem modernen Alltag ohne viel Nachdenken immer wieder. Denn leider ist nur ein geringer Teil unserer üblichen Lebensmittel ohne Kohlenhydrate und ohne die darin enthaltene Glucose.

Darüber hinaus erschwert auch jeder Fleischgenuss eine richtige Balance in Bezug auf Glucose.

 

*(Quelle: Journal of the American Medical Association. Micha R, et al „Association between dietary factors and mortality from heart disease, stroke, and type 2 diabetes in the United States" JAMA 2017; DOI: 10.1001/jama.2017.0947.)


Gutes Insulin wird zum bösen Hormon

 

Insulin ist ein vom Körper produzierter Wirkstoff mit der Fähigkeit, biochemische Abläufe des Stoffwechsels zu steuern. Dass seine Erwähnung fast immer nur im Zusammenhang mit schweren Problemen geschieht, ist nicht angemessen. Denn im Grunde ist Insulin ein wichtiger, ja lebensnotwendiger Freund.

Ohne Insulin würden wir verhungern. Allerdings erlauben wir diesem Hormon fast nie, ein Helfer unserer Gesundheit zu sein. Mutig denkende Ärzte sprechen sogar von giftigen Übereffekten durch das Insulin.

Jede Nahrung wird im Verdauungstrakt in ihre Grundbausteine zerlegt. Nur sie dürfen den Blutstrom erreichen.

Aus Eiweißen werden Aminosäuren gewonnen, aus Fetten Fettsäuren und aus Kohlenhydraten Glucosemoleküle.

Diese Wertstoffe müssen zu ihrer Verwendung in das Innere von Körperzellen oder ersatzweise zu ihrer Speicherung in Fettzellen transportiert werden. Das sind die wichtigsten Funktionen des Insulins. Wie ein Wischmopp nehmen spezielle, vom Bauchspeicheldrüsenhormon aktivierte Transporteiweiße die Nahrungsmoleküle im Blutstrom auf und Insulin signalisiert den Zellen, sie aufzusaugen. Für diese Beiträge wird das Insulin bei jedem Verzehr von Kohlenhydraten und Eiweißen freigesetzt, und sein Spiegel im Blut steigt an.

Kohlenhydrate erhöhen den Glucosespiegel und unmittelbar das Insulin.

Eiweiße erhöhen nicht den Zuckerspiegel im Blut, jedoch ebenfalls das Insulin. Tierisches Eiweiß hat sogar höhere Insulineffekte als pflanzliches. Aus einem geringen Teil der Eiweiß-Aminosäuren werden Muskelzellen erneuert. Jeder Überschuss aus der Eiweißverwertung wird in der Leber in eine Glucoseversion transformiert und weggespeichert. Dafür wird ebenfalls als Signalstoff Insulin benötigt.

Nur Fette werden ohne Insulin verstoffwechselt. Sie werden durch Enzyme aufgespalten und erreichen die Leber erst über die Lymphgefäße.

In Bezug auf das Gehirn entscheidet die Blut-Hirn-Schranke, welche Substanzen passieren dürfen. Bevorzugt wird Glucose.

Diese Abläufe wiederholen sich mit jeder entsprechenden Nahrungsaufnahme. Glucosemoleküle und Aminosäuren erscheinen im Blut und werden sofort von zusätzlich freigesetztem Insulin den Zellen aufgedrängt. Während deshalb diese Energiemoleküle langsam von den Zellen übernommen werden, sinkt auch die Konzentration von Insulin im Blut wieder. Wenn der Blutstrom in diesem Sinne schließlich von der Nahrung befreit ist, erreicht der Insulinspiegel wieder seinen niedrigen Ausgangswert. Nach dieser Erledigung wartet die Bauchspeicheldrüse sehr sensibel auf den nächsten Bissen oder Schluck, den wir zu uns nehmen.

Das ist aber nur unter noch gesunden Bedingungen so.

Doch mit diesem hochintelligenten System verfahren wir allerdings immer öfter ziemlich unintelligent. Denn wir verlieren die Energiebalance aus den Augen.

Wir nehmen im Laufe von 24 Stunden durch Verzehr eine bestimmte Menge von in den Nährstoffen gespeicherten Kalorien auf. Diese Substanzen verbrennen entweder alle oder zum Teil in unseren Körperzellen und werden in eine sofort verfügbare Energieform für chemische und mechanische Leistungen umgewandelt, eine chemische Verbindung von Phosphaten mit dem Kürzel ATP, verstoffwechselt. Damit betreiben wir den Grundumsatz unseres Organismus und unsere Aktivitäten. Buchstäblich in jeder Sekunde hängt unser Überleben davon ab, dass in erster Linie Glucose verfügbar ist, entweder aus der aktuellen Nahrung oder aus den mit Hilfe der Leber angelegten Reserven.


Nach dem Essen, vor dem Essen

 

Einige Organe, allen voran das Gehirn, sind wahre Zuckervielfraße.

In aller Regel versorgt uns eine Mahlzeit jedoch in kurzer Zeit mit einer zu großen Menge Kalorien. Speziell der Blutzucker übertrifft dann häufig bei Weitem die Dosis, die gleichzeitig gebraucht wird. Dieser Überschuss wird nicht verschwendet. Insulin speichert das Zuviel als Körperfett weg. Gutes Insulin wird so zum bösen Hormon. Auch das Wachstumshormon, Glucagon und die Botenstoffe aus der Schilddrüse sind an diesen Vorgängen beteiligt. Unser Gewicht nimmt dadurch allmählich zu. Und zwar jedesmal, wenn wir ein bisschen zu viel Nahrung aufnehmen.

Die alten Römer nannten ihr großes zweites Frühstück, gegen zwölf Uhr mittags prandium. Diesen Begriff verwendet die medizinische Wissenschaft generell für Mahlzeit und prandial für alles, was eine Mahlzeit betrifft.

Das bedeutet: Nach einem Essen, post-prandial, befinden wir uns im Speichermodus für Fett. Eine Zeit der Fülle.

Völlig andere Verhältnisse herrschen in unserem Körper, nachdem schließlich alle Nahrungsbestandteile aus dem Blut verbraucht oder weggespeichert worden sind. Weder Glucose noch Fettsäuren befinden sich jetzt noch im Blut. Doch die Bedürfnisse des Körpers bestehen weiter. Wegen des fehlenden Zuckernachschubs wird in den Zellen für den augenblicklichen Anspruch zu wenig Energie erzeugt. Deshalb greift der Organismus auf gespeichertes Körperfett zurück. Das ist die post-absorptive Phase. Das Positive daran: Unser Gewicht nimmt allmählich ab.

Das heißt: Der Körper befindet sich jetzt bis zur nächsten Mahlzeit, prä-prandial, unter den besten Voraussetzungen im Fett-Verbrennungsmodus.

Doch diese Speicherreserven sind vor allem für Notfälle vorgesehen. Deshalb wird durch jeden Anstieg von Insulin dieser Versorgung aus den Fettzellen sofort gestoppt. Fettgewebe wird wieder geschont. Denn jede neue Freisetzung des Hormons aus der Bauchspeicheldrüse bedeutet ja, dass das Blut erneut frische Nährstoffe enthält. Ganz leicht können Zellen sich wieder aus dem Blut versorgen.

Nicht nur, dass auf diese Weise durch Insulin das Fettverbrennen beendet wird … schon bald wird jedes überschüssige und im Blut verbleibende Molekül von Glucose und von den Fettsäuren in kürzester Zeit durch das gleiche Hormon in neues Körperfett verwandelt.

In diesem Sinne wirkt Insulin häufig zwei fundamentalen Wünschen einer jeden Person mit Gewichtsproblemen entgegen: Das Hormon unterbindet die Fettverbrennung – weil es ja Glucose vermitteln kann – und stimuliert die Fettspeicherung – weil Glucose häufig übrig bleibt.

Es verführt, Insulin wegen seiner entscheidenden Rollen im Fettgeschehen ebenso zu verteufeln wie Kohlenhydrate wegen ihrer Glucoseanteile. Die Logik läge auf der Hand: Hoher Kohlenhydrateverzehr – hoher Insulinspiegel – gestoppte Fettverbrennung, geförderte Fettspeicherung – zunehmendes Übergewicht. Schuld hätte demnach der post-prandiale Speichermodus. Im Umkehrschluss müsste sich diese Annahme aufdrängen: Niedriger Kohlenhydrateverzehr – niedriger Insulinspiegel – erlaubte Fettverbrennung, seltenere Fettspeicherung – kontrolliertes Gewicht.

Die Wirklichkeit ist komplizierter.

Insulin fördert zwar tatsächlich am Ende die Umwandlung von Energieüberschüssen in Körperfett und ihre Speicherung im Fettgewebe, indem es sozusagen die Tür der Fettzellen einladend aufsperrt. Doch das Hormon reagiert stets nur auf die durch uns praktizierte wiederholte Ernährungsrealität. Übergewicht entsteht wesentlich aus Überernährung und aus Dauerernährung ohne biochemisch wirksame Pausen zwischendurch. Der Körper wechselt zwar wiederholt zwischen lockerer Fettspeicherung der nicht verbrauchten Nahrung und erzwungener Fettverbrennung nach Absorption des allerletzten Essensmoleküls im Blut. Aber das Speichern überwiegt in aller Regel!

In eine Grafik übertragen, würde nach jeder Hauptmahlzeit ein großer Gipfel in der sofortigen Fettspeicherung folgen. Das sind die Phasen, in denen wegen der verzehrten Menge Überschüsse im Blut verbleiben, die gerettet werden.

Eine Hauptrolle bei der Fetteinlagerung spielen auch Enzyme im Blut, die von Insulin stimuliert werden.

In der gleichen Grafik bilden sich hingegen in den anschließenden Stunden vom Frühstück bis zum Mittagessen, sowie vom Mittagessen bis zum Nachtmahl nur kleine Täler der Fettverbrennung. In diesen meist kurzen Abschnitten mit einer Nährstoffunterversorgung holt der Organismus ersatzweise ein wenig Energie aus den Fettspeichern.

Wären die Gipfel und Täler gleich groß, würden wir ähnlich viel Fett speichern, wie wir anschließend verbrennen, und die Energiebalance wäre perfekt. Aber Überernährung macht uns dicker, weil sie mehr Kalorien zuführt, als wir verbrennen. Und niemand kann Gewicht verlieren, ohne mehr Energie zu verbrauchen, als er verzehrt.

Vor dem Hintergrund, dass wir tagsüber überwiegend im Fettspeichermodus sind, bieten die acht Stunden Schlaf ohne Ernährung eine Chance auf echten Ausgleich. Wegen reduzierter Glucose und reduziertem Insulin kommt es nachts prä-prandial – in der Zeit bis zum Frühstück – zu gesteuertem Fettabbau. Das Versprechen dazu lautet: Schlank im Schlaf.

Daraus leitet sich das erste Gesetz der Thermodynamik ab: Fettzellen können nicht aufgefüllt werden ohne Nahrungsüberschuss. Fettzellen können nicht entleert werden ohne Nahrungseinschränkung. Jedwede Konzentration von Insulin oder von Glucosemolekülen im Blut entscheidet noch nicht. Die Balance zählt. Menschen, die weniger Energie verzehren als sie verbrennen, bauen Fett ab, ganz gleich, ob sie auf eine kohlenhydratreiche oder kohlenhydratarme Diät schwören.

In diesem Zusammenhang muss davor gewarnt werden, Nudeln, Ciabattabrot oder Pizza gedankenlos etwa durch Milchprodukte oder Fleischbomben zu ersetzen. Mahlzeiten mit sehr hohem Eiweißanteil aus tierischer Quelle können schon mit sehr geringem Glucoseanteil sogar eine stärkere Insulinfreisetzung bewirken als beispielsweise Weißbrot oder Reis. Das ist insbesondere nachgewiesen für Molkenprodukte und für Rindfleisch. Noch weniger erwünscht sind in den meisten Fällen Effekte, wenn in einer Mahlzeit tierisches Eiweiß und Nahrungsfett kombiniert werden. Ein plötzlicher Anstieg und ein sofort folgender starker Abfall von Insulin stimulieren eine unmittelbare Phase der Fetteinspeicherung, wozu sich verzehrtes Fett wie Butter und Olivenöl sehr gut eignen.

Auf den Punkt gebracht: Das Vermeiden von Kohlenhydraten wäre kein Freibrief, sich stärker vor allem bei Eiweißen bedienen. Egal, was auf den Teller kommt: An einer ausgewogenen Energiebilanz führt kein Weg vorbei.


Energie-Erzeugung

 

In speziellen Zellabteilungen, den Minikraftwerken namens Mitochondrien, wird Glucose in unsere universelle, unmittelbar verfügbare Energieform umgeformt. Die im ATP-Molekül verpackte Lebenskraft wird nach jedem Verbrauch immer wieder für eine Wiederverwendung neu zu ATP recycelt. Dafür werden auch Fette mit darin enthaltenen Fettsäuren und Eiweiße mit Aminosäuren benötigt.

Alle im Laufe eines Tages aus Glucose gebildeten und aufgebrauchten ATP-Energieträger zusammen erreichen etwa die Hälfte des Körpergewichts, bei einer erwachsenen Frau von 60 Kilo also 30 Kilo ATP, im Körper eines erwachsenen Mannes von 80 Kilo also 40 Kilo ATP.

Für die Herstellung eines riesigen Volumens im Stoffwechsel einer erwachsenen Person reicht dank des Recycelns als tägliche Grundsubstanz eine lächerlich geringe Menge zwischen 240 Gramm Kohlenhydrate bei gesundem Stoffwechsel für die Frau und 300 Gramm Kohlenhydrate für den Mann aus. Maximal vier Gramm je Kilo Körpergewicht. Die weiteren Verzehrempfehlungen: ein Gramm Fett und 0,8 Gramm Eiweiß je Kilo Körpergewicht.

Zur Orientierung:

• 100 Gramm grüne Bohnen enthalten fünf Gramm Kohlenhydrate,

• 100 Gramm Bananen enthalten 20 Gramm Kohlenhydrate,

• 100 Gramm Haferflocken enthalten 55 Gramm Kohlenhydrate,

• 100 Gramm Ciabattabrot enthalten 68 Gramm Kohlenhydrate,

• 100 Gramm Weizenmehl enthalten 71 Gramm Kohlenhydrate,

• 100 Gramm Nudeln enthalten 72 Gramm Kohlenhydrate,

• 100 Gramm Wildreis enthalten 77 Gramm Kohlenhydrate.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät gesunden Erwachsenen als Tagesration an Lebensmitteln mit reichlich Kohlenhydraten: vier bis sechs Scheiben Brot oder drei bis fünf Scheiben Brot plus 60 Gramm Haferflocken oder drei bis vier gegarte Kartoffeln oder 200 bis 250 Gramm Teigwaren oder 150 bis 180 Gramm gegarter Reis – nach Möglichkeit Vollwertprodukte.

An der gelungenen Bewältigung dieses überaus komplizierten Stoffwechsels von Nahrung in Energie sind in unserem Körper unzählige sekundäre Pflanzenstoffe beteiligt, auch Mikronährstoffe genannt, nach griechisch mikro für klein, eng. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um chemische Verbindungen wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente aus pflanzlichen Quellen, die in der Naturheilkunde in dem Begriff Phytamine zusammengefasst werden.

Bei näherer Betrachtung zeigt sich: Ähnlich wie eine Pflanze die Bioaktivität von besonders geeigneten Mikronährstoffen bei der Umwandlung von Sonnenenergie in Substanzen einsetzt, verwendet auch der menschliche Organismus vergleichsweise ähnliche Spurenelemente, Mineralstoffe, Vitamine und weitere Phytamine bei der Herstellung seiner Energie aus dem verzehrten pflanzlichen Zucker. Nicht nur das. Es sind auch die gleichen wie in der Welt der Pflanzen! Vor allem Phytostoffe der Gruppen Glykoside, Alkaloide, Flavonoide und Carotinoide.

Während sie bereits in einem gesund funktionierenden Stoffwechsel die entscheidenden kontrollierenden Agenten sind, haben sie erst recht wichtige Funktionen im Vorliegen einer Zuckerkrankheit, wenn ein erhöhter Blutzuckerspiegel, eine geschwächte Insulinwirkung oder weitere Risikofaktoren wie schwerer Stress den Organismus belasten.

Ein großer Vorteil besteht darin, dass einzelne Phytostoffe durch ihre diversen Substanzen anders als verschreibungspflichtige Arzneien gleichzeitig mehrere Gesundwirkungen versprechen können. Sie werden bei Diabetes auch benötigt.

So besteht zum Beispiel ein noch rätselhafter Effekt einer chronischen Bronchitis und weiterer chronischer obstruktiver Lungenerkrankungen auf eine Entstehung von Diabetes: Diese Krankheiten treten mit stillen Entzündungen auf und führen zu Gewichtszunahme und Insulinresistenz. Daraus wird Diabetes.

Seit mehreren Jahrzehnten wird bei Personen mit einem hohen Bauchfettanteil ein häufigeres Auftreten von Herz-Kreislaufleiden und Diabetes registriert. Unerforscht war lange Zeit, ob diese Krankheiten auf andere Ursachen als auf den so genannten Apfeltyp-Köperbau zurückzuführen sind. Bei diesem V-Typ mit umgedrehter Dreiecksform sind die Schultern und der Brustbereich stärker ausgeprägt als die Hüften. Im Februar 2017 legten sich erstmals Wissenschaftler der Harvard Medical School in Boston fest und vermuteten: Der genetische Fingerabdruck eines Menschen, der sich bereits bei der Geburt durch Variationen seiner Gene darstellt, bleibt ein unveränderbarer Mitfaktor in der Entstehung von Volkskrankheiten wie Herz-Kreislaufleiden oder Diabetes. Grundlage der Studie waren Langzeitdaten seit Geburt von 111.986 Menschen in der UK Biobank. Demzufolge tritt bei gewissen Genen für die Körperkomposition stärker als bei anderen Erbanlagen eine Neigung zu Entzündungen auf, verbunden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, von dieser oder jener nicht übertragbaren Krankheit betroffen zu sein, unabhängig vom selbst gewählten Lebensstil. Diese Genkomponente gilt auch für die Zuckerkrankheit.

Zusammenhänge zwischen ernsthaften Entzündungen des Zahnfleischs, und erhöhten Blutzuckerspiegeln im prä-diabetischen und diabetischen Bereich wurden bei 23 Prozent von Zahnarztpatienten mit einer derartigen Periodontitis bestätigt. Auch ihr Body Mass-Index war höher als in der Durchschnittsbevölkerung (Quelle: Universität Amsterdam, Niederlande, Februar 2017). Daraus wird gefolgert, dass Zahnärzte in der Früherkennung einer Zuckerkrankheit eine wichtige Rolle übernehmen könnten.

Auch unter HIV-Infizierten sind mehr Menschen, nämlich 10,3 Prozent, zusätzlich von einer Zuckerkrankheit betroffen, als die gesamte Bevölkerung im Durchschnitt mit 8,3 Prozent, laut Zahlen aus der Emory University in Atlanta, Georgia, U.S.A., im Februar 2017. Neben Inflammationen erhöht auch die gegen Viren gerichtete Therapie die Insulinresistenz. Gleichzeitig haben Betroffene hohe Blutzuckerspiegel.

An all diesen Fronten bewähren sich anti-entzündliche Pflanzenstoffe.

Zahlreiche medizinische Studien haben ihre blutzuckersenkenden Potenziale bewiesen. Jede Substanz wirkt mit einem eigenen chemischen Beitrag. Seine Beschreibung ist meistens ähnlich kompliziert wie die Wirkung selbst.

So können grundsätzliche, im Stoffwechsel wichtige Mikronährstoffe im Fall von Problemen die Entwicklung eines Diabetes verzögern oder hemmen und metabolische Störungen korrigieren.

Ihre größten Vorteile liegen in den niedrigen Kosten und geringen Nebenwirkungen. Das größte Interesse gilt jenen anti-diabetischen Pflanzenstoffen, die ganz einfach durch Verzehr aufgenommen werden können.


Ohrfeigen für die Politik

 

Die Zuckerkrankheit ist ein zerstörerisches, oft lebensbedrohendes Leiden. Betroffene erfahren es auf bittere Weise, und alle anderen verschwenden kaum einen Gedanken an eine bedrückende Wahrheit: Kein einziges Medikament kann gleichzeitig alle pathologischen Aspekte des Diabetes verbessern. Auch deshalb sucht die Medizin unter den traditionellen Heilpflanzen in aller Welt nach natürlichen und preiswerten Lösungen.

In der sechsten Ausgabe der Internationalen Diabetes Föderation (IDF) wird Deutschland mit 7,6 Millionen Betroffenen inklusive Dunkelziffer weltweit zu den zehn Ländern mit der höchsten absoluten Anzahl an Menschen mit Diabetes mellitus gezählt.

Dazu ein Blick in ein alarmierendes Dokument, „Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2017“, von den Herausgebern DiabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Deutsche Diabetes Gesellschaft, DDG: „Aktuell sind etwa 6,7 Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes mellitus erkrankt, darunter etwa zwei Millionen, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen. Pro Jahr entstehen durch Diabetes und seine Folgekrankheiten Kosten von rund 35 Milliarden Euro für Behandlung, Pflege, Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung. Denn ein schlecht eingestellter Blutzucker führt Jahr für Jahr zu Amputationen, zu Neuerblindungen, zu einem Leben mit Dialyse oder Herz- und Gefäßkomplikationen: Drei Viertel aller Menschen mit Diabetes sterben letztlich an Herzinfarkt oder Schlaganfall.“

Die „Süddeutsche Zeitung“ meldete kurz darauf im Februar 2017, was seit Jahren Medien immer wieder melden: In Deutschland leben mehr Menschen mit Diabetes als bislang gedacht. Inzwischen leiden 9,8 Prozent der etwa 70 Millionen Bürger mit einer gesetzlichen Krankenversicherung an der chronischen Stoffwechselerkrankung. Die neuesten Zahlen stammen aus der Datensammlung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung.