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Brian Aldiss

STARSHIP
– VERLOREN IM WELTRAUM –

ROMAN

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Titel der englischen Originalausgabe:
STARSHIP / NON-STOP

1. Auflage
Veröffentlicht durch den
MANTIKORE-VERLAG NICOLAI BONCZYK
Frankfurt am Main 2018
www.mantikore-verlag.de

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe
MANTIKORE-VERLAG NICOLAI BONCZYK
Text Copyright Brian Aldiss © 1958

Deutschsprachige Übersetzung: Andrea Blendl
Lektorat & Korrektorat: Anja Koda
Satz: Karl-Heinz Zapf
Covergestaltung: Matyan & Matthias Lück

VP: 203-137-01-04-0718

eISBN: 978-3-96188-018-8

Inhalt

TEIL EINS: Quartier

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

TEIL ZWEI: Niemandsland

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

TEIL DREI Bugwärts

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

TEIL VIER: Das große Etwas

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Über den Autor

In liebendem Gedenken an
Ted Carnell
Herausgeber von New World und Science Fantasy
und Impulsgeber für Non-Stop

»Für einen Romanschreiber ist es sicherer, ein Thema zu wählen,
das bei ihm Emotionen hervorruft, als eines, das er kennt.«

L. P. Hartley

»Voll Hoffnung zu reisen ist besser als anzukommen …«
R. L. Stevenson

Für diese Neuauflage eines alten Klassikers habe ich hier und da einige Änderungen vorgenommen. Diese sind auf achtundvierzig Seiten enthalten. Das Abenteuer bleibt dasselbe, die Protagonisten bleiben dieselben, das Thema, dass eine Idee das echte Leben verschlingt, bleibt dasselbe. Nur wenige Worte wurden geändert.

Aber natürlich machen Worte einen Unterschied.

B. W. A.

Eine Gesellschaft, die nicht realisieren kann oder will, was für einen unbedeutenden Teil des Universums sie einnimmt, ist nicht wirklich zivilisiert. Das will heißen, dass sie eine fatale Zutat enthält, welche sie zu einem gewissen Ausmaß aus dem Gleichgewicht bringt. Dies ist die Geschichte einer solchen Gesellschaft.

Ein Gedanke, der von Menschen erdacht wurde, ist im Gegensatz zu den Myriaden an Effekten, die unser Universum bilden, selten im perfekten Gleichgewicht. Unvermeidlich trägt er die Spuren der menscheneigenen Schwäche. Er schwankt von armselig bis grandios. Dies ist die Geschichte eines grandiosen Gedankens.

Für die Gesellschaft war er mehr als ein Gedanke: Er wurde zur Existenz selbst. Denn der Gedanke war, wie Gedanken es tun, in die Irre gegangen und hatte ihr reales Leben verschlungen.

TEIL EINS

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Quartier

I

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Wie ein Radarecho, das von einem entfernten Objekt abprallt und zu seiner Quelle zurückkehrt, schien der Klang von Roy Complains pochendem Herz die Lichtung zu füllen. Er stand mit einer Hand am Türrahmen seiner Kammer und lauschte dem Rauschen, das durch seine Arterien hämmerte.

»Na dann geh doch hinaus, wenn du gehen willst! Du hast gesagt, dass du gehen willst!«

Der schrille Sarkasmus in der Stimme hinter ihm, Gwennys Stimme, trieb ihn auf die Lichtung hinaus. Er schlug die Tür zu, ohne zurückzublicken, knurrte leise aus tiefster Kehle und rieb dann schmerzhaft die Hände aneinander, als er versuchte, seine Beherrschung wiederzuerlangen. Genau das bedeutete das Leben mit Gwenny, den Streit, der aus dem Nichts entstand, und diese wahnsinnigen Wutanfälle, die wie eine Seuche aus seinem ganzen Wesen aufstiegen. Es konnte auch nie purer Zorn sein. Es war schmutziges Zeug und selbst an seinem Höhepunkt entging ihm nicht die Gewissheit, dass er bald zurückkommen, sich bei ihr entschuldigen und sich selbst erniedrigen würde. Complain brauchte seine Frau.

So früh in der Wachzeit waren mehrere Männer in der Nähe. Später würden sie sich zerstreuen und ihren Beschäftigungen nachgehen. Eine Gruppe von ihnen saß auf dem Boden und spielte Travel-Up. Complain ging mit den Händen in den Hosentaschen zu ihnen hinüber und starrte missmutig zwischen ihren struppigen Köpfen durch. Das Spielbrett, das auf das Deck gemalt war, erstreckte sich doppelt so weit wie die ausgestreckten Arme eines Mannes. Darauf waren Zahlen und Symbole verteilt. Einer der Spieler beugte sich vor und bewegte ein Paar seiner Spielfiguren.

»Auf Fünf ausflankiert«, sagte er mit einem triumphierenden Grinsen, blickte auf und zwinkerte Complain verschwörerisch zu.

Complain wandte sich unbeteiligt ab. Für lange Abschnitte seines Lebens hatte ihn dieses Spiel auf beinahe unangebrachte Weise angezogen. Er hatte es gespielt, bis seine jugendlichen Beine vom Hocken knirschten und sich seine Augen kaum mehr auf die silbernen Spielsteine konzentrieren konnten. Auch andere, beinahe den gesamten Greene-Stamm, hatte Travel-Up in seinen Bann gezogen. Es schenkte ihnen ein Gefühl von Freiheit und Macht, das in ihrem Leben fehlte. Nun war Complain von diesem Bann befreit und vermisste dieses Gefühl. Wieder völlig von etwas eingenommen zu sein wäre gut.

Er schlenderte missmutig die Lichtung hinunter und bemerkte die Türen auf jeder Seite kaum. Stattdessen ließ er den Blick über die Passanten schweifen, als würde er nach einem Zeichen suchen. Er sah, wie Wantage zu den Barrikaden hastete und instinktiv die missgebildete linke Hälfte seines Gesichts aus dem Blickfeld der anderen hielt. Wantage spielte nie auf dem langen Spielbrett: Er hielt es nicht aus, wenn sich Leute auf beiden Seiten von ihm befanden. Warum hatte ihn der Rat als Kind verschont? Im Greene-Stamm wurden viele missgebildete Kinder geboren, und nur das Messer erwartete sie. Als Jungen hatten sie Wantage »Narbengesicht« genannt, aber er war als Heranwachsender stark und wild geworden, was sie dazu brachte, sich ihm gegenüber toleranter zu verhalten: Ihre Schmähungen waren jetzt versteckter.

Complain, der die Verschiebung von Ziellosigkeit zu Absicht kaum bemerkte, ging ebenfalls in Richtung der Barrikaden und folgte Wantage. Die besten Abteile, die natürlich der Nutzung durch den Rat vorbehalten waren, lagen hier unten. Eine der Türen wurde aufgerissen und Leutnant Greene selbst kam von zwei seiner Offiziere gefolgt heraus. Obwohl Greene jetzt ein alter Mann war, war er immer noch leicht reizbar, und sein schwankender Gang enthielt noch etwas von dem ungestümen Schreiten seiner Jugend. Seine Offiziere, Patcht und Zilliac, gingen hochmütig neben ihm, mit ihren Dolchen gut sichtbar an den Gürteln.

Zu Complains großem Vergnügen geriet Wantage durch ihr plötzliches Erscheinen in solche Panik, dass er vor seinem Anführer salutierte. Es war eine armselige Geste, die beinahe seinen Kopf zu seiner Hand sinken ließ statt umgekehrt, was Zilliac mit einem garstigen Grinsen quittierte. Unterwürfigkeit war das allgemeine Los, obwohl der Stolz einen diese Tatsache nicht zugeben ließ. Als Complain damit an der Reihe war, an dem Trio vorbeizugehen, tat er es auf die übliche Weise, drehte seinen Kopf weg und starrte finster vor sich hin. Niemand sollte denken, dass er, ein Jäger, nicht jedem anderen Mann ebenbürtig wäre. Es stand in der Lehre: »Kein Mann ist niedriger gestellt, bis er das Bedürfnis verspürt, einem anderen Respekt zu erweisen.«

Nachdem seine Laune nun besser war, holte er Wantage ein und legte letzterem eine Hand auf die linke Schulter. Wantage wirbelte in die andere Richtung und riss einen kurzen Fechtstock vor Complains Bauch. Er hatte eine agile Art sich zu bewegen, wie ein Mann, der von blanken Klingen umgeben ist. Die Spitze des Stocks ragte genau bis zu Complains Nabel.

»Ganz locker, mein Hübscher. Grüßt du deine Freunde etwa immer so?«, fragte Complain und schob die Stockspitze weg. »Ich dachte … Expansion, Jäger. Warum bist du nicht draußen und holst Fleisch?«, fragte Wantage und ließ seinen Blick von Complain weg wandern.

»Weil ich mit dir zu den Barrikaden hinuntergehe. Außerdem ist mein Topf voll und meine Steuern sind bezahlt. Ich habe keinen Bedarf an Fleisch.«

Sie marschierten schweigend weiter, wobei Complain versuchte, auf die linke Seite des anderen zu kommen und der andere seine Versuche abblockte. Complain achtete darauf, es nicht zu weit zu treiben, damit sich Wantage nicht auf ihn stürzte. Gewalt und Tod waren im Quartier pandemisch und bildeten mit der hohen Geburtenrate ein natürliches Gleichgewicht, aber niemand stirbt gerne im Namen der Symmetrie.

In der Nähe der Barrikaden war der Korridor überlaufen. Wantage murmelte, dass er Putzarbeiten zu erledigen hatte, und schlüpfte durch die Menge fort. Er ging nahe an der Wand, stocksteif, und in seinen Schritten lag eine Art verbitterter Würde.

Die vordere Barrikade bestand aus einer hölzernen Trennwand mit einem Tor darin, die den Korridor vollständig blockierte. Zwei Wachen waren dort ständig postiert. Dort endete das Quartier und das Labyrinth des hydroponischen Dschungels begann. Aber die Barrikade war eine temporäre Struktur, weil ihre Position selbst Veränderungen unterworfen war.

Der Greene-Stamm lebte halbnomadisch und war wegen seiner Unfähigkeit, ausreichend Getreide anzubauen oder Vieh zu züchten, häufig dazu gezwungen, zu neuen Orten weiterzuziehen. Das erreichte man, indem man die vordere Barrikade weiterschob und die hintere am anderen Ende des Quartiers um ein entsprechendes Stück nachzog. Dies erlaubte dem hydroponischen Dschungel, der vor ihnen angegriffen und zerstört wurde, hinter ihnen wieder zu wachsen. Der Stamm arbeitete sich langsam seinen Weg durch die endlosen Korridore wie eine Made durch einen fauligen Apfel.

Jenseits der Barrikade arbeiteten Männer energisch, hackten die hohen hydroponischen Stämme nieder, sodass der essbare Saft, Miltex, über ihren Klingen herausspritzte. Nachdem man sie gefällt hatte, wurden die Stämme umgedreht, um so viel Saft wie möglich aufzubewahren. Dieser würde ihnen entzogen und die hohlen Stämme würden getrocknet, auf Standardmaße geschnitten und schließlich für eine Vielzahl an Zwecken benutzt. Zusätzlich zu den eifrigen Klingen wurden andere Pflanzenteile ebenfalls geerntet: die Blätter zur medizinischen Nutzung, die jungen Schösslinge als Delikatessen, die Samen für verschiedene Zwecke, als Nahrung, als Knöpfe, als loser Ballast in der Quartier-Version von Tamburinen, als Spielsteine für die Travel-Up-Bretter, als Spielzeug für Säuglinge (weil sie so groß waren, dass sie nicht in deren alles prüfende Münder passten).

Die härteste Aufgabe bei der Arbeit, Hydrokulturen zu lichten, war das Zerhacken der miteinander verwobenen Wurzelstruktur, die wie ein stählernes Netz unter dem Kies lag, während sich ihre tieferen Enden weit ins Deck gruben. Während es weggehackt wurde, schaufelten andere Männer den Humus mit Spaten in Säcke. Hier war der Humus besonders tief, beinahe ein halber Meter davon überzog das Deck: ein Beweis, dass diese Region unerforscht war und sich kein anderer Stamm je hier durchgearbeitet hatte. Die gefüllten Säcke wurden zurück zum Quartier getragen, wo sie geleert wurden, um neue Felder in neuen Zimmern zu schaffen.

Eine weitere Gruppe Männer war auch vor der Barrikade an der Arbeit, und diese beobachtete Complain mit besonderem Interesse. Sie hatten einen höheren Rang als die anderen Anwesenden. Es waren Wachen, die nur aus den Jägern rekrutiert wurden, und es bestand die Möglichkeit, dass Complain eines Tages vielleicht, durch Glück oder Beziehungen, in diese beneidenswerte Klasse aufstieg.

Als die beinahe lückenlose Wand aus Dschungel zurückgedrängt worden war, kamen Türen zum Vorschein, die den Betrachtern ihre schwarzen Oberflächen präsentierten. Die Räume hinter diesen Türen würden Geheimnisse hervorbringen: tausend seltsame Objekte, nützlich, nutzlos oder bedeutungslos, welche einst im Besitz der verschwundenen Rasse der Riesen gewesen waren. Die Pflicht der Wachen war es, diese uralten Grabkammern aufzubrechen und sich zum Wohl des Stammes, also ihrer selbst, anzueignen, was auch immer darin lag. Nach angemessener Zeit würde die Beute verteilt oder zerstört, je nach Laune des Rats. Vieles, was auf diese Weise im Quartier ans Licht kam, wurde von den Offizieren für gefährlich erklärt und verbrannt.

Die Aufgabe, diese Türen zu öffnen, war nicht ohne Risiken, eingebildet oder gar real. Im Quartier gab es Gerüchte, dass andere kleine Stämme, die auch in den Dschungelgängen ums Überleben kämpften, einfach verschwunden seien, nachdem sie solche Türen geöffnet hätten. Mittlerweile war Complain nicht mehr der einzige, der von der ewigen Faszination erfasst wurde, Menschen bei der Arbeit zu beobachten. Mehrere Frauen, jede mit einer reichlichen Menge Kinder, standen an der Barrikade und waren der Prozession aus Humus- und Pflanzenträgern im Weg. Zum ständigen leisen Summen von Fliegen, von dem das Quartier nie frei war, fügte sich das Geplapper junger Stimmen, und zu diesem Chor schlugen die Wachen die nächste Tür ein. Einen Augenblick herrschte Schweigen, in welchem selbst die Arbeiter innehielten, um halb verängstigt in Richtung der Öffnung zu starren.

Der neue Raum war eine Enttäuschung. Er enthielt nicht einmal das Skelett eines Riesen, das ihn erschreckt oder fasziniert hätte. Es war nur ein kleiner Lagerraum, in dem Regale aufgereiht waren, die kleine Tütchen enthielten. Die kleinen Tütchen waren voller verschiedenfarbiger Pulver. Ein Hellgelbes und ein Violettes fielen nach unten und rissen, sodass sie auf dem Deck zwei Häufchen und in der Luft zwei sich mischende Wolken bildeten. Schreie und Freude bei den Kindern, die selten so viel Farbe sahen, ließen die Wachen harsche Befehle rufen und damit beginnen, ihre Entdeckungen fortzubringen, wofür sie eine Menschenkette zu einem Karren hinter der Barrikade bildeten.

Complain wurde sich eines vagen Gefühls der Ernüchterung bewusst und schlenderte fort. Vielleicht würde er doch noch jagen gehen.

»Aber warum ist da Licht im Dschungel, wenn niemand dort ist, der es braucht?« Die Frage drang über den allgemeinen Lärm zu Complain durch. Er drehte sich um und sah, dass der Fragensteller einer von mehreren kleinen Jungen war, die sich um einen großen Mann scharten, der in ihrer Mitte hockte. Ein oder zwei Mütter standen daneben, lächelten gnädig und fächelten mit den Händen müßig die Fliegen fort.

»Es muss Licht geben, damit die Pflanzen wachsen können, genau wie du nicht in der Finsternis leben könntest«, kam die Antwort an den Jungen. Complain sah, dass der Sprecher Bob Fermour war, ein träger Kerl, der nur für die Arbeit in den Feldräumen geeignet war. Er war gesellig – eher mehr, als die Lehre gänzlich guthieß – und deshalb bei den Kindern beliebt. Complain erinnerte sich, dass Fermour den Ruf hatte, ein Geschichtenerzähler zu sein, und plötzlich wollte er sich gerne ablenken lassen. Ohne seinen Zorn war er leer.

»Was war hier, bevor die Hydroponik hier war?«, wollte ein kleines Mädchen wissen. Auf ihre ungeübte Art versuchten die Kinder, Fermour dazu zu bringen, mit einer Geschichte anzufangen.

»Erzähl ihnen die Geschichte über die Welt, Bob!«, riet ihm eine Mutter.

Fermour sah belustigt zu Complain hoch.

»Beachte mich nicht«, sagte Complain. »Theorien sind unbedeutender als Fliegen für mich.« Die Befehlshaber des Stammes ermutigten keine theoretischen Überlegungen oder irgendwelche Denkweisen, die nicht streng praktisch waren. Deshalb zögerte Fermour.

»Also, das ist alles geraten, weil wir keine Aufzeichnungen darüber haben, was auf der Welt passierte, bevor der Greene-Stamm existierte«, sagte Fermour. »Oder, wenn wir Aufzeichnungen finden, dann ergeben sie nicht viel Sinn.« Er warf einen scharfen Blick auf die Erwachsenen in seinem Publikum, ehe er hastig anfügte: »Weil es wichtigere Dinge gibt, als sich den Kopf über alte Legenden zu zerbrechen.«

»Wie ist die Geschichte über die Welt, Bob? Ist sie spannend?«, fragte ein Junge ungeduldig.

Fermour strich den Pony des Jungen von dessen Augen weg und sagte ernst: »Es ist die spannendste Geschichte, die es überhaupt geben kann, weil es darin um uns geht und wie wir leben. Jetzt ist die Welt ein wundervoller Ort. Sie ist aus Schichten und Schichten an Decks wie diesem hier aufgebaut, und diese Schichten enden nicht, weil sie schließlich wieder im Kreis zu sich selbst zurückführen. Also könnte man immer und immer weitergehen und würde nie das Ende der Welt erreichen. Und all diese Schichten sind mit geheimnisvollen Orten gefüllt, manche gut, manche böse, und all diese Korridore sind mit hydroponischen Dschungeln zugewachsen.«

»Was ist mit den Bugwärtsleuten?«, fragte der Junge. »Haben sie grüne Gesichter?«

»Zu ihnen kommen wir jetzt«, sagte Fermour und sprach leiser, sodass sich sein jugendliches Publikum dichter um ihn drängte. »Ich habe euch erzählt, was passiert, wenn man sich an die lateralen Korridore der Welt hält. Aber wenn man es auf den Hauptkorridor schafft, kommt man auf einen breiten Weg, der einen direkt in entfernte Teile der Welt bringt. Und dann kommt man vielleicht ins Territorium von Bugwärts.« »Haben sie wirklich alle zwei Köpfe?«, fragte ein kleines Mädchen.

»Natürlich nicht«, sagte Fermour. »Sie sind zivilisierter als unser kleiner Stamm« – wieder sah er seine erwachsenen Zuhörer prüfend an – »aber wir wissen wenig über sie, weil zwischen ihrem Land und unserem viele Hindernisse liegen. Es muss die Pflicht von euch allen sein, wenn ihr aufwachst, zu versuchen, mehr über unsere Welt herauszufinden. Denkt daran, dass es viel gibt, das wir nicht wissen, und dass es vielleicht außerhalb unserer Welt andere Welten gibt, die wir uns im Moment nicht vorstellen können.«

Die Kinder wirkten beeindruckt, aber eine der Frauen lachte und sagte: »Das wird ihnen ja sehr viel nützen, wenn sie über etwas nachdenken, von dem niemand weiß, ob es existiert.« Im Geiste stimmte Complain ihr zu, als er wegging. Momentan waren viele von diesen Theorien im Umlauf, alle unterschiedlich, alle beunruhigend, und keine wurde von den Machthabern ermutigt. Er fragte sich, ob es seinen Status verbessern würde, Fermour zu verpfeifen, aber leider ignorierten alle Fermour – er war zu langsam. Erst in der letzten Wachzeit hatte man ihn für Faulheit in den Feldräumen öffentlich verprügelt.

Complains unmittelbares Problem war, ob er jagen gehen sollte. Eine Erinnerung daran, wie oft er in letzter Zeit so ruhelos umhergewandert war, zur Barrikade und zurück, erwischte ihn unvorbereitet. Er ballte die Fäuste. Die Zeit verstrich, es gab keine Gelegenheiten, und immer fehlte etwas, etwas fehlte. Wieder – wie er es seit seiner Kindheit getan hatte – grub Complain wie wild in seinem Gehirn, suchte nach etwas, das dort zu sein versprach und es nicht war, niemals. Düster spürte er, dass er sich – allerdings recht unfreiwillig – auf eine Krise vorbereitete. Es war, als würde sich ein Fieber zusammenbrauen, aber es würde schlimmer sein als das.

Er rannte los. Sein Haar, lang und glänzend schwarz, fiel über seine geweiteten Augen. Sein Gesichtsausdruck war verstört. Normalerweise wies sein junges Gesicht kräftige und ansehnliche Linien auf unter einer leichten Rundlichkeit. Das Kinn war markant, der geschlossene Mund heroisch. Doch darüber lag eine vernichtende Verbitterung, und diesen Ausdruck der Verzweiflung hatte fast der gesamte Stamm gemeinsam. Es war ein weiser Teil der Lehre, der besagte, dass kein Mann einem anderen direkt in die Augen sehen sollte.

Complain rannte fast blindlings, während Schweiß über seine Stirn strömte. Schlafzeit oder Wachzeit, es war im Quartier ständig warm, und man kam leicht ins Schwitzen. Niemand, an dem er vorbeikam, sah ihn interessiert an. Im Stamm rannten viele sinnlos herum, viele Männer flohen vor inneren Geistern. Complain wusste nur, dass er zurück zu Gwenny musste. Frauen besaßen den magischen Trank des Vergessens.

Sie stand unbewegt mit einer Teetasse in der Hand da, als er in ihr Abteil stürzte. Sie gab vor, ihn nicht zu bemerken, aber ihre gesamte Haltung veränderte sich und die schmalen Züge in ihrem Gesicht spannten sich an. Sie war kräftig gebaut, ihr stämmiger Körper bildete einen Kontrast zu ihrem hageren Gesicht. Diese Stärke schien jetzt betont zu werden, als würde sie sich für einen körperlichen Angriff bereitmachen.

»Schau nicht so, Gwenny. Ich bin nicht dein Todfeind.« Das war nicht das, was er hatte sagen wollen, und auch sein Tonfall war nicht versöhnlich genug, aber ihr Anblick entfachte wieder etwas von seinem Zorn.

»Doch, du bist mein Todfeind!«, sagte sie spitz und sah immer noch weg. »Niemanden hasse ich so wie dich.«

»Dann gib mir einen Schluck von deinem Tee und wir hoffen beide, dass der mich vergiftet.«

»Ich wünschte, das würde er«, sagte sie giftig und reichte ihm die Tasse.

Er kannte sie gut genug. Ihr Zorn war nicht wie seiner. Seiner musste sich langsam legen, ihrer war da, dann verschwunden. Sie machte Liebe mit ihm, Augenblicke, nachdem sie ihn ins Gesicht geschlagen hatte. Und dann machte sie am besten Liebe.

»Kopf hoch«, sagte er. »Du weißt, dass wir wie üblich über Nichtigkeiten gestritten haben.«

»Nichtigkeiten! Ist Lidya nichts? Nur, weil sie bei der Geburt starb … unser einziges kleines Baby, und du nennst sie Nichtigkeit.«

»Besser, wenn ich sie Nichtigkeit nenne, als wenn ich sie als Waffe gegen dich nutze, hm?« Als Gwenny die Tasse wieder nahm, ließ er eine Hand an ihrem nackten Arm entlanggleiten und steckte seine Finger geschickt in den Ausschnitt ihrer Bluse.

»Hör auf!«, schrie sie und wehrte sich. »Sei kein solches Ekel! Ist das alles, woran du denken kannst, selbst wenn ich gerade mit dir spreche? Lass mich gehen, du abscheuliche Bestie.«

Aber das tat er nicht. Stattdessen legte er den anderen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Sie versuchte ihn zu treten. Er trat einfach mit einem Knie hinter ihres und sie stürzten zu Boden. Als er sein Gesicht näherschob, versuchte sie ihn in die Nase zu beißen.

»Nimm deine Hände weg!«, japste sie.

»Gwenny … Gwenny, komm schon, Süße«, neckte er sie.

Ihre Haltung veränderte sich abrupt. Die hagere Wachsamkeit, die auf ihrem Gesicht lag, wandelte sich und es wirkte mit einem Mal verträumt.

»Nimmst du mich danach mit auf die Jagd?«

»Ja«, sagte er. »Alles, was du willst.«

Was Gwenny wollte oder nicht wollte hatte aber wenig Auswirkungen auf den unaufhaltsamen Lauf der Ereignisse. Zwei Mädchen, Ansa und Daise, die entfernte angeheiratete Verwandte von Gwenny waren, kamen außer Atem herein und sagten, dass sich der Zustand ihres Vaters, Ozbert Bergass, verschlechtert hätte und er nach ihr fragen würde. Er war vor einer Schlaf-Wachzeit an der Schleichenden Fäulnis erkrankt und Gwenny war bereits einmal in seiner entfernten Wohnung gewesen, um ihn zu besuchen.

Man vermutete, dass er nicht lange durchhalten würde. Menschen, die im Quartier krank wurden, hielten selten lange durch.

»Ich muss zu ihm gehen«, sagte Gwenny. Die Unabhängigkeit, in der Kinder von ihren Eltern leben mussten, wurde im Fall schwerer Krisen gelockert. Das Gesetz erlaubte Besuche am Krankenbett.

»Er war ein großer Mann im Stamm«, sagte Complain ernst. Ozbert Bergass war viele Schlaf-Wachzeiten oberster Führer gewesen, und sein Verlust wäre spürbar. Trotzdem bot Complain nicht an, seinen Schwiegervater besuchen zu gehen. Sentimentalität war eine der Schwächen, die der Greene-Stamm auszurotten versuchte. Stattdessen ging er, als Gwenny fort war, zum Markt hinunter, um Ern Roffery, den Wertschätzer, zu treffen und den gängigen Fleischpreis zu erfragen.

Auf dem Weg kam er an den Gehegen vorbei. Sie waren besser mit Tieren gefüllt als je zuvor. Die domestizierten Tiere waren gesünder und zarter als die wilden, die die Jäger fingen.

Roy Complain war kein Denker, und so kam es ihm vor, als gäbe es hier ein Paradox, das er sich selbst nicht erklären konnte. Nie zuvor war der Stamm so wohlhabend gewesen oder war sein Bauernhof so gut gelaufen. Der niedrigste Arbeiter aß einmal in vier Schlaf-Wachzeiten Fleisch. Doch Complain selbst war weniger wohlhabend als früher. Er jagte mehr, fand aber weniger und bekam dafür weniger. Mehrere Jäger, die dasselbe erlebten, hatten die Jagd bereits aufgegeben und sich andere Arbeit gesucht.

Complain schrieb den schlechteren Lauf seiner Geschäfte einfach einem Groll zu, den der Wertschätzer Roffery gegen den Jägerclan hegte, weil dieser unfähig war, die niedrigeren Preise, die Roffery für Wildfleisch erlaubte, in Anbetracht des Reichtums an domestizierten Tieren zu akzeptieren.

Folglich schob er sich durch die Menge auf dem Markt und grüßte den Wertschätzer auf missmutige Weise.

»‘pansion an dein Ego«, sagte er grimmig.

»Gleichfalls«, antwortete der Wertschätzer freundlich und blickte von einer gewaltigen Liste auf, die er peinlich genau zusammenstellte. »Laufendes Fleisch ist heute weniger wert, Jäger. Ich nehme einen Kadaver in guter Größe, um sechs Laib zu verdienen.«

»Verdammte Eingeweide! Und du hast mir letztes Mal, als ich dich sah, erzählt, dass Weizen weniger wert sei, du verlogener Bandit.«

»Bleib bei zivilisierten Worten, Complain. Dein eigener Kadaver ist für mich keinen Krümel wert. Also sagte ich dir, Weizen sei billiger. Er ist billiger – aber Wildfleisch ist noch weniger wert.«

Der Wertschätzer zupfte an seinem langen Schnauzbart und brach in Gelächter aus. Mehrere andere Männer, die schweigend in der Nähe standen, lachten ebenfalls. Einer von ihnen, ein kräftiger, stinkender Kerl namens Cheap, hatte einen Haufen Dosen dabei, die er auf dem Markt eintauschen wollte.

Mit einem wilden Tritt ließ Complain die Dosen fliegen. Vor Zorn brüllend hastete Cheap hinterher, um sie aufzusammeln, und musste kämpfen, um sie von anderen zurückzubekommen, die sie bereits schnappten. Daraufhin lachte Roffery noch lauter, aber die Art seines Humors hatte sich verändert und stand nicht länger gegen Complain.

»In Bugwärts wärst du schlechter dran«, sagte er tröstend. »Dort sind sie ein Volk der Wunder. Schaffen Tiere, die von ihrem Atem essen, und fangen sie in der Luft, das tun sie wirklich. Sie brauchen überhaupt keine Jäger.«

Er schlug wild nach einer Fliege, die sich auf seinen Hals setzte. »Und sie haben den Fluch der fliegenden Insekten gebrochen.«

»Blödsinn!«, sagte ein alter Mann, der in der Nähe stand.

»Widersprich mir nicht, Eff«, sagte der Wertschätzer. »Nicht, wenn dir deine alten Tage mehr als nur Mist wert sind.«

»Aber es ist Blödsinn«, sagte Complain. »Wer wäre dumm genug, um sich einen Ort ohne Fliegen vorzustellen?«

»Ich kann mir einen Ort ohne Complains vorstellen«, brüllte Cheap, der seine Dosen jetzt aufgesammelt hatte und vor Wut kochend an Complains Schulter stand. Sie sahen einander an und machten sich auf Ärger gefasst.

»Na los, verdrisch ihn«, rief der Wertschätzer Cheap zu. »Zeig ihm, dass ich keine Jäger mag, die meine Geschäfte unterbrechen.«

»Seit wann ist ein Dosensammler im Quartier mehr wert als ein Jäger?«, fragte der alte Mann namens Eff. »Ich warne euch, für diesen Stamm kommt eine schlimme Zeit. Ich bin nur dankbar, dass ich nicht mehr hier sein werde, um sie zu erleben.«

Verächtliches Brummen für den alten Mann und Widerspruch gegen seinen Eindruck regte sich auf allen Seiten. Complain war die Gesellschaft plötzlich leid, drückte sich fort und ging weiter. Er stellte fest, dass der alte Mann ihm folgte, und nickte ihm misstrauisch zu.

»Ich kann es alles sehen«, sagte Eff, der offensichtlich begierig war, seine düstere Prophezeiung fortzusetzen. »Wir werden verweichlicht. Bald wird sich niemand mehr die Mühe machen, das Quartier zu verlassen oder die Hydroponik zu lichten. Es wird keinen Anreiz geben. Keine tapferen Männer werden übrig bleiben – nur Esser und Spieler. Seuchen und Tod und Angriffe von anderen Stämmen werden kommen. Ich sehe es so deutlich, wie ich dich sehe. Bald wird nur noch Dschungel existieren, wo der Greene-Stamm war.«

»Ich habe gehört, dass die Leute in Bugwärts gut sind«, sagte Complain und schnitt die Tirade ab. »Dass sie Verstand haben, keine Magie.«

»Dann hast du diesem Fermour zugehört«, antwortete Eff mürrisch, »oder einem von seiner Sorte. Einige Männer versuchen uns blind dagegen zu machen, wer unsere wahren Feinde sind. Ich nenne sie Männer, aber sie sind keine Männer, sie sind – Fremde. Genau das sind sie, Jäger, Fremde, übernatürliche Wesen. Ich würde sie töten lassen, wenn es nach mir ginge. Ich würde eine Hexenjagd veranstalten. Ja, das würde ich. Aber wir haben hier keine Hexenjagden mehr. Als ich ein Kind war, hatten wir sie ständig. Ich sage dir, der ganze Stamm verweichlicht, er verweichlicht. Wenn es nach mir ginge …«

Seine atemlose Stimme verstummte, erstarb vielleicht aufgrund irgendeiner alten, größenwahnsinnigen Vision eines Massakers. Complain ging beinahe unbemerkt von ihm weg. Er sah, wie Gwenny über die Lichtung näherkam.

»Dein Vater?«, fragte er. Sie machte einen schwachen Wink mit einer Hand, der nichts andeutete.

»Du kennst die Schleichende Fäulnis«, sagte sie emotionslos. »Er wird die Lange Reise machen, ehe eine weitere SchlafWachzeit vorbei ist.«

»Mitten im Leben sind wir im Tod«, sagte er feierlich. Bergass war ein ehrenhafter Mann.

»Und die Lange Reise hat bereits begonnen«, antwortete sie und beendete das Zitat aus der Litanei für ihn. »Es gibt nichts mehr zu tun. Inzwischen habe ich das Herz meines Vaters und dein Versprechen einer Jagd. Lass uns jetzt gehen, Roy. Nimm mich in die Hydroponik mit – bitte.«

»Wildfleisch ist auf sechs Laib pro Kadaver gesunken«, erklärte er ihr. »Das ist es nicht wert zu gehen, Gwenny.«

»Für einen Laib kann man viel kaufen. Einen Topf für den Schädel meines Vaters zum Beispiel.«

»Das ist die Pflicht deiner Stiefmutter.«

»Ich will mit dir auf die Jagd gehen.«

Er kannte diesen Tonfall in ihrer Stimme. Wütend machte er auf dem Absatz kehrt und ging ohne ein weiteres Wort zur vorderen Barrikade. Gwenny folgte ihm zurückhaltend.

II

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Die Jagd war zu Gwennys großer Leidenschaft geworden. Sie schenkte ihr Freiheit vom Quartier, denn keine Frau durfte das Stammesgebiet allein verlassen, und sie schenkte ihr Aufregung. Sie beteiligte sich nicht am Töten, aber sie schlich wie Complains Schatten hinter den Tieren her, die im Dschungel lebten.

Trotz ihrer wachsenden Menge an domestizierten Tieren und des folgenden Wertverfalls für Wildfleisch hatte das Quartier nicht genug Fleisch für die steigenden Bedürfnisse. Der Stamm war immer in einem unausgeglichenen Zustand. Er war erst vor zwei Generationen von Großvater Greene begründet worden und würde noch eine ganze Weile nicht völlig autark sein.

Tatsächlich konnte ihn ein ernster Unfall oder Rückschlag immer noch zerstören und seine Mitgliedsfamilien weiterziehen lassen, sodass sie versuchen mussten, von anderen Stämmen aufgenommen zu werden.

Complain und Gwenny folgten für ein gewisses Stück von der vorderen Quartierbarrikade aus einem Dschungelpfad und schlugen sich dann ins Dickicht. Die Gesellschaft der ein oder zwei Jäger und Sammler, an denen sie vorbeigekommen waren, wich der knacksenden Einsamkeit des Dschungels. Complain führte sie einen kleinen Niedergang hinauf, wo er sich zwischen den dicht gedrängten Stämmen durchzwängte, statt sie kleinzuhacken, damit ihre Spur weniger offensichtlich war. Ganz oben blieb er stehen, während ihm Gwenny neugierig und nervös über die Schulter schaute.

Die einzelnen Pflanzen drängten sich nach oben, auf das Licht zu, in Ausbrüchen kurzlebiger Energie, und verbreiterten sich über ihren Köpfen. Das allgegenwärtige Licht war deshalb von einer kränklichen Färbung, besser dazu geeignet, sich Dinge darin vorzustellen als sie tatsächlich zu sehen. Dazu kamen die Fliegen und Wolken aus winzigen Mücken, die wie Rauchschwaden zwischen den Blättern schwebten. Die Sicht war begrenzt und wirkte halluzinatorisch. Aber ohne Zweifel stand da ein Mann und beobachtete sie, ein Mann mit Knopfaugen und einer kreidebleichen Stirn.

Er befand sich drei Schritte vor ihnen, stand aufmerksam da. Sein großer Oberkörper war nackt und er trug nur eine kurze Hose. Er schien auf einen Punkt ein Stück zu ihrer Linken zu starren.

Aber das Licht war so ungewiss, dass es umso schwerer wurde, sich in irgendetwas sicher zu sein, desto genauer man hinsah – außer, dass der Mann da war. Und dann war er nicht mehr da.

»War das ein Geist?«, zischte Gwenny.

Complain ließ seinen Dazer in seine Hand gleiten und schob sich vorwärts. Er konnte sich selbst beinahe einreden, dass er von einem flackernden Schatten getäuscht worden war, so geräuschlos war der Beobachter verschwunden. Jetzt war keine Spur von ihm mehr da, außer die zertrampelten Schösslinge, wo er gestanden hatte.

»Lass uns nicht weitergehen«, flüsterte Gwenny nervös. »Angenommen, es war ein Mann aus Bugwärts – oder ein Fremder.«

»Mach dich nicht lächerlich«, sagte er. »Du weißt, dass es wilde Männer gibt, die Amok gelaufen sind und einsam im Dschungel leben. Er wird uns nichts tun. Wenn er uns hätte erschießen wollen, hätte er das gleich getan.«

Trotzdem kribbelte seine Haut unangenehm, als er daran dachte, dass dieser Streuner gerade jetzt vielleicht auf sie zielte oder auf andere Art ihren Tod so sicher und unsichtbar plante, als wäre er eine Seuche.

»Aber ein Gesicht war so weiß«, widersprach Gwenny.

Er packte sie fest am Arm und führte sie weiter. Umso schneller sie von diesem Ort fort kämen, desto besser.

Sie liefen recht schnell, kamen einmal an einem SchweineTrampelpfad vorbei und bogen in einen Seitengang ab. Hier ging Complain mit dem Rücken zur Wand in die Hocke und wies Gwenny an, es ihm nachzutun.

»Lausch, und höre, ob wir verfolgt werden«, sagte er.

Die Pflanzen knacksten und raschelten, und das Knabbern zahlloser kleiner Insekten zerstörte die Stille. Zusammen verursachten sie einen Lärm, der für Complain zu wachsen schien, bis er seinen Kopf explodieren lassen würde. Und mitten in dem Lärm war eine Note, die nicht dort sein sollte.

Gwenny hatte sie auch gehört.

»Wir kommen in die Nähe eines anderen Stammes«, flüsterte sie. »Da ist einer diese Gasse entlang.«

Das Geräusch, das sie hören konnten, war das unvermeidliche Weinen und Schreien von Kleinkindern, das einen Stamm ankündigte, lange bevor man Barrikaden erreichte, sogar bevor man ihn riechen konnte. Vor nur wenigen Wachzeiten war dieses Gebiet das Territorium von Schweinen gewesen, was bedeutete, dass ein Stamm von einer anderen Ebene heraufgekommen war und sich langsam den Greene-Jagdrevieren näherte.

»Wir werden das melden, wenn wir zurückkommen«, sagte Complain und führte sie in die andere Richtung.

Er arbeitete sich mit Leichtigkeit weiter und zählte die Abzweigungen, während sie marschierten, damit sie sich nicht verirren würden. Als zu ihrer Linken ein niedriger Durchgang auftauchte, gingen sie hindurch und kamen zu einem Schweine-Trampelpfad. Das war das Gebiet, das sie als Hecktreppe kannten, wo ein großer Hügel zu niedrigeren Ebenen hinunterführte. Ein Knacksen hallte zum Gipfel des Hangs, gefolgt von einem unverwechselbaren Quieken. Schweine!

Er gab Gwenny einen Wink, dass sie auf dem Gipfel des Hügels bleiben sollte, ließ geschickt den Bogen von seiner Schulter gleiten und legte einen Pfeil an, dann begann er den Abstieg. Sein Jägerblut pochte, alle Sorgen waren vergessen und er bewegte sich wie ein Geist. Gwennys Blicke sandten ihm eine unbemerkte ermutigende Botschaft.

Weil sie ausnahmsweise Platz hatten, um annähernd ihre volle Höhe zu erreichen, waren die Pflanzen auf der unteren Ebene zu dünnen Bäumen gewachsen, die sich über ihren Köpfen bogen. Complain schlich an den Rand des Abhangs und sah zwischen hoher Hydroponik hinunter. Ein Tier bewegte sich dort unten und wühlte zufrieden in den Wurzeln. Er konnte keine Ferkel sehen, obwohl das Quieken wie das Geschrei kleiner Kreaturen geklungen hatte.

Als er sich vorsichtig den Abhang hinunterarbeitete, der ebenfalls vom allgegenwärtigen Dschungel überwuchert war, spürte er einen kurzen Augenblick Mitleid mit dem Leben, das er gleich nehmen würde.

Das Leben eines Schweins! Er verdrängte das Mitleid sofort aus seinen Gedanken. Die Lehre duldete keine »Verweichlichung«.

Neben der Sau waren drei Ferkel. Zwei waren schwarz und eines braun: zottige, langbeinige Kreaturen wie Wölfe mit Greifnasen und schaufelförmigen Kiefern. Die Sau drehte freundlicherweise dem eingelegten Pfeil ihre Flanke zu. Sie hob misstrauisch den Kopf und suchte mit ihren kleinen Augen die Stämme um sich herum ab.

»Roy! Roy! Hilfe …«

Der Schrei kam gellend von oben: Gwennys Stimme, zu einem panischen Kreischen angeschwollen.

Die Schweinefamilie erschrak sofort und brach schnell durch das Unterholz, wobei die Jungtiere entschlossen im Tempo ihrer Mutter mitrannten. Ihr Poltern überdeckte nicht ganz den Kampflärm über dem Kopf des Jägers.

Complain zögerte nicht. Erschreckt durch Gwennys ersten Schrei, hatte er seinen Pfeil fallen lassen. Ohne zu versuchen ihn aufzuheben, warf er den Bogen über seine Schulter, zog seinen Dazer heraus und hastete den Hang der Hecktreppe wieder hinauf. Aber ein Stück bergauf durch den Dschungel ist kein guter Boden zum Rennen. Als er oben ankam, war Gwenny verschwunden.

Ein Knacken ertönte zu seiner Linken und er rannte in diese Richtung. Er sprintete geduckt und machte sich zu einem so kleinen Ziel wie möglich. Er wurde vom Anblick zweier bärtiger Männer belohnt, die Gwenny forttrugen. Sie wehrte sich nicht. Sie mussten sie bewusstlos geschlagen haben.

Es war der dritte Mann, den Complain nicht gesehen hatte und der ihn beinahe erwischt hätte. Dieser Mann hatte sich hinter seine Kameraden zurückfallen lassen und war zwischen die Stämme geschlichen, um ihren Rückzug zu decken. Nun ließ er einen Pfeil durch den Korridor zischen. Er schoss an Complains Ohr vorbei. Der ließ sich sofort fallen, wich einem zweiten Pfeil aus und rannte schnell über den Pfad zurück. Tot zu sein würde niemandem helfen.

Dann herrschte bis auf den üblichen knirschenden Lärm von gewaltigem Pflanzenwachstum Stille. Am Leben zu sein half auch niemandem. Die Fakten schossen ihm einer nach dem anderen und dann alle zusammen durch den Kopf. Er hatte die Schweine verloren; er hatte Gwenny verloren; er würde sich dem Rat stellen und erklären müssen, warum sie jetzt eine Frau weniger hatten. Schock verschleierte für einen Augenblick die bittere Tatsache: Er hatte Gwenny verloren. Complain liebte sie nicht, oft hasste er sie, aber sie war sein und notwendig.

Tröstender Zorn brodelte in seinen Gedanken und erstickte die anderen Emotionen. Zorn! Das war das Heilmittel, das einem die Lehre empfahl. Er riss mit den Händen Wurzeln aus dem Boden, schleuderte sie von sich, verzerrte das Gesicht und ließ seinen Zorn aufsteigen, der brodelte wie Suppe in einem Topf. Wut, Wut, Wut … Er warf sich auf den Boden, schlug darauf ein, fluchte und wand sich. Aber immer leise.

Schließlich ebbte der Anfall ab und er fühlte sich leer. Für eine lange Zeit saß er einfach da und vergrub den Kopf in den Händen, während sein Gehirn so leergespült war wie der Matsch nach einer Flut. Jetzt war nichts mehr zu tun als wieder aufzustehen und zum Quartier zurückzugehen. Er musste es melden. In seinem Kopf kreisten seine müden Gedanken.

Ich könnte für immer hier sitzen. Die Brise ist so angenehm, sie ändert nie ihre Temperatur, und es wird nur selten ganz dunkel. Die Hydroponik wächst und fällt, verrottet um mich. Ich würde nichts außer dem Tod erleiden …

Nur wenn ich am Leben bleibe, kann ich das Etwas finden, das fehlt, das große Etwas. Etwas, das ich mir als Kind selbst versprach. Vielleicht werde ich es jetzt nie mehr finden, oder Gwenny hätte es für mich finden können – nein, das hätte sie nicht können, sie war ein Ersatz dafür, gib es zu. Vielleicht existiert es nicht. Aber wenn etwas so Großes nicht existiert, ist das selbst eine Existenz. Ein Loch. Eine Wand. Wie der Priester sagt, es hat ein Unglück gegeben.

Ich kann mir beinahe etwas vorstellen. Es ist groß. Groß wie … Man könnte nichts größeres als die Welt haben, sonst wäre es die Welt. Welt, Schiff, Erde, Planet … die Theorien anderer Leute, nicht meine Sorge. Theorien lösen nichts. Nur unglückliche Verwirrung, noch mehr unglückliche Verwirrung, Wirrheit, Wahnsinn.

Steh auf, du schwacher Narr.

Er richtete sich auf. Wenn es keinen Grund gab, ins Quartier zurückzukehren, gab es auch keinen Grund, hier zu sitzen. Vielleicht war das, was ihn seine Rückkehr hinauszögern ließ, das Wissen über all die geübte Gleichgültigkeit dort: das sorgfältige Wegsehen, das Schmunzeln über Gwennys wahrscheinliches Schicksal, die Strafe für ihren Verlust. Er ging langsam durch den Dschungel zurück.

Complain pfiff, ehe er in Sichtweite der Lichtung vor der Barrikade kam, wurde identifiziert und betrat das Quartier. Während seiner kurzen Abwesenheit hatte eine verblüffende Veränderung stattgefunden. Selbst in seinem gelähmten Zustand kam er nicht umhin, sie zu bemerken.

Dass Kleidung im Greene-Stamm ein Problem war, zeigte die große Vielfalt an Stilen deutlich. Keine zwei Leute kleideten sich gleich, aus Notwendigkeit statt aus freiem Willen, weil Individualität kein Charakterzug war, der unter ihnen gefördert wurde. Die Funktion von Kleidung im Stamm bestand weniger darin, den Körper zu wärmen, sondern eher darin janusgesichtig gleichzeitig als Wächter der Sittsamkeit und Mittel der Zurschaustellung zu dienen, und einen mehr schlechten als rechten Überblick über den sozialen Status zu geben. Nur die Elite, die Wachen, die Jäger und Menschen wie der Wertschätzer konnten sich gewöhnlich so etwas wie eine Uniform leisten. Der Rest pfuschte mit einer Vielzahl an Stoffen und Häuten.

Aber jetzt war die Kleidung der Armen und Alten so bunt als wäre sie neu. Der niedrigste Dummkopf von einem Arbeiter trug leuchtendgrüne Stoffe!

»Was zum Teufel geht hier vor, Butch?«, fragte Complain einen Mann, an dem er vorbeiging.

»Expansion an dein Ego, Freund. Die Wachen fanden vor Kurzem ein Lager mit Farben. Hol dir auch etwas! Es gibt eine große Feier.«

Weiter vorne hatte sich eine Menge versammelt und plauderte aufgeregt. Eine Reihe von Herden war auf dem Deck aufgestellt worden. Darüber kochten wie viele Hexenkessel die größten verfügbaren Küchenutensilien. Gelb, violett, pink, lila, schwarz, dunkelblau, himmelblau, grün und kupferrot kochten, blubberten und dampften die einzelnen Flüssigkeiten, und um sie drängten sich die Leute, tauchten ein Kleidungsstück hier, ein anderes dort ein. Durch den dichten Dampf klang ihre ungewöhnliche Lebhaftigkeit schrill.

Das war nicht die einzige Nutzung für die Farben. Sobald man verkündet hatte, dass die Farbe keinen Nutzen für den Rat hatte, hatten die Wachen die Säcke hinausgeworfen, sodass sie jeder nehmen konnte. Viele Säcke waren aufgeschlitzt worden und ihr Inhalt wurde gegen Wände oder auf den Boden geworfen. Jetzt war das gesamte Dorf mit Flecken, Spritzern oder anderen Formen aus bunten Farben dekoriert.

Sie hatten angefangen zu tanzen. In immer noch feuchter Kleidung, die Regenbogen ausströmte, welche sich zu braunen Pfützen mischten, packten sich Männer und Frauen bei der Hand und fingen an, über freie Flächen zu wirbeln. Ein Jäger sprang auf eine Kiste und begann zu singen. Eine Frau in einem gelben Kleid hüpfte mit ihm hoch und klatschte in die Hände. Eine andere rasselte mit einem Tamburin. Immer mehr schlossen sich dem Gedränge an, sangen, stampften um die Kessel, das Deck hinauf, und wirbelten atemlos, aber glücklich herum. Sie waren von den Farben betrunken. Die meisten von ihnen hatten zuvor kaum welche gekannt.

Jetzt schlossen sich auch die Erfinder und einige Wachen an, die sich zuerst abseits gehalten hatten, aber der Aufregung in der feuchten Luft nicht widerstehen konnten. Männer strömten aus den Feldräumen herein, schlichen sich von den verschiedenen Barrikaden herbei, begierig nach ihrem Anteil am Vergnügen.

Complain betrachtete das alles missmutig, machte auf dem Absatz kehrt und ging zum Haus des Leutnants, um Bericht zu erstatten.

Ein Offizier hörte sich seine Geschichte schweigend an und befahl ihn kurz angebunden zu Leutnant Greene selbst.

Eine Frau zu verlieren konnte eine ernste Angelegenheit sein. Der Greene-Stamm bestand aus etwa neunhundert Personen, beinahe die Hälfte davon war nicht volljährig, und es gab nur etwa hundertdreißig Frauen. Kämpfe um Frauen waren die häufigste Art von Problemen im Quartier.

Er wurde vor den Leutnant geführt. Der alte Mann saß von Wachen flankiert an einem uralten Schreibtisch. Seine Augen wurden von buschigen Augenbrauen verborgen. Ohne eine Bewegung oder ein Zeichen vermittelte er Missfallen.

»Expansion an dein Ego, Sir«, grüßte Complain demütig.

»Gleichfalls«, kam die übliche Antwort. Und dann knurrte er: »Wie hast du es geschafft, deine Frau zu verlieren, Jäger Roy Complain?«

Stockend erklärte er, wie sie oben auf der Hecktreppe entführt worden war. »Es war vielleicht das Werk von Bugwärts«, vermutete er.

»Erwähne dieses Schreckgespenst hier nicht«, blaffte Zilliac, einer von Greenes Adjutanten. »Wir haben diese Geschichten von Überrassen schon früher gehört und glauben sie nicht. Der Greene-Stamm beherrscht alles auf dieser Seite vom Niemandsland.«

Während Complain seine Geschichte erzählte, wurde der Leutnant schrittweise immer zorniger. Seine Glieder begannen zu zittern, seine Augen füllten sich mit Tränen, sein Mund wurde verzerrt, bis sein Kinn vor Speichel glitzerte, seine Nasenlöcher füllten sich mit Rotz. Der Schreibtisch begann im Einklang mit seiner Wut zu schaukeln. Während er schwankte, knurrte er und unter dem zottigen weißen Haar wurde seine Haut zu bleichem Rot. Trotz seiner Furcht musste Complain zugeben, dass es eine brillante, herausfordernde Zurschaustellung war.

Ihr Höhepunkt kam, als der Leutnant, der vibrierte, während der Zorn aus ihm strömte, plötzlich auf den Boden stürzte und bewegungslos liegenblieb. Sofort stellten sich Zilliac und sein Kamerad Patcht mit gezückten Dazern über den Körper, wobei ihre Gesichter vor erwidertem Zorn zuckten.

Langsam, sehr langsam und bebend kletterte der Leutnant auf seinen Stuhl zurück, weil er von dem notwendigen Ritual erschöpft war. »Er wird sich dabei eines Tages selbst umbringen«, dachte Complain. Der Gedanke erwärmte ihn ein wenig.

»Jetzt müssen wir über deine gesetzliche Strafe entscheiden«, sagte der alte Mann mit heiserer Stimme. Er sah sich hilflos im Raum um.

»Gwenny war trotz ihres genialen Vaters keine gute Frau für den Stamm«, sagte Complain und befeuchtete seine Lippen. »Sie konnte keine Kinder bekommen, Sir. Wir hatten eines, ein Mädchen, das vor dem Abstillen starb. Sie konnte keine weiteren bekommen, Sir – Marapper der Priester sagte das.« »Marapper ist ein Narr!«, rief Zilliac.

»Deine Gwenny war ein gut gebautes Mädchen«, sagte Patcht. »Gut ausgestattet. Ein Mädchen, mit dem man gerne ins Bett gegangen wäre.«

»Du weißt, wie die Gesetze lauten, junger Mann«, sagte der Leutnant. »Mein Großvater formulierte sie, als er den Stamm gründete. Sie stehen an Wichtigkeit in unserem … in unserem Leben nur der Lehre nach. Was soll all dieser Lärm da draußen? Ja, er war ein großer Mann, mein Großvater. Ich erinnere mich, dass er an dem Tag, als er starb, nach mir schickte …«

Die Panik arbeitete in Complain immer noch fleißig, aber in einem plötzlichen Moment der Distanziertheit sah er sich und die drei anderen, wie jeder von ihnen einen flüchtigen Faden in seiner eigenen Existenz verfolgte, und wurde sich der anderen nur als Interpretationen oder Manifestationen seiner eigenen Ängste bewusst. Sie waren isoliert, und die Hand eines jeden Mannes stand gegen seinen Nachbarn.

»Was soll das Urteil sein?«, fauchte Zilliac und schnitt die Sentimentalität des Leutnants ab.

»Oh, ah, lasst mich sehen. Du bist bereits gestraft, weil du deine Frau verloren hast, Complain. Im Moment gibt es für dich keine andere verfügbare Frau. Was soll all dieser Lärm draußen?«

»Er muss bestraft werden, sonst könnte man denken, du hast nicht mehr alles im Griff«, schlug Patcht gerissen vor.

»Oh, sowieso, sowieso. Ich hatte vor, ihn zu bestrafen. Dein Vorschlag war unnötig, Patcht. Jäger – äh, hm, Complain, für die nächsten sechs Schlaf-Wachzeiten wirst du je sechs Schläge erhalten, die der Hauptmann der Wache vor jeder Schlafzeit verabreicht, mit sofortigem Beginn. Gut. Du kannst gehen. Und Zilliac, um Himmels willen, geh und sieh nach, was all der Lärm da draußen soll.«

Also fand sich Complain erneut draußen wieder. Eine Wand aus Lärm und Farben lag vor ihm. Alle schienen hier zu sein und tanzten besinnungslos in einer Orgie aus Freude. Normal hätte er sich auch hineingestürzt, weil er genauso begierig wie die anderen war, die bedrückende Routine des Lebens abzustreifen, aber in seiner derzeitigen Laune schlich er nur am Rand der Menge entlang und wich ihren Blicken aus.