Vorwort

Zen ist heutzutage weltweit bekannt. Aber was bedeutet die Praxis des Sitzens (Zazen) eigentlich? Bloße Zeitverschwendung oder meditative Ich-Ruhe? Im folgenden wird authentisch geantwortet und unterwiesen, dass Zazen unser Leben ist.

Fumon S. Nakagawa Roshi

Dōgens Leben

Dogen wurde im Jahre 1200 christlicher Zeitrechnung in der Kaiserstadt Kyōto als Kind einer Hochadelsfamilie geboren. Sein Vater war ein mächtiger Regierungspolitiker am japanischen Kaiserhof. Als Dōgen zwei Jahre alt war, starb sein Vater, fünf Jahre später verlor er auch seine Mutter. Wie er später selbst berichtete, erlebte er tief in seinem Herzen die Vergänglichkeit der Welt, als er bei der Beerdigungszeremonie für seine herzensgeliebte Mutter den Weihrauch abbrennen sah.

Dōgen wurde in eine Zeit des historischen Umbruchs geboren, die Zeit der Wende von der Herrschaft des Adels zur Herrschaft der Samurai-Krieger; das war eine Umwälzung auf politischem, sozialem und wirtschaftlichem Gebiet. Lange Zeit herrschte Krieg, und deshalb verloren die Leute Hoffnung und Lebenssinn. Noch dazu gab es immer wieder Naturkatastrophen wie eiskalte Sommer und Überschwemmungen und in der Folge Hungersnöte und Epidemien.

Im sechsten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung hatte die japanische Oberschicht den Buddhismus aus Korea nach Japan eingeführt und zwar ausdrücklich zum Nutzen des Staates. Im Laufe der Jahrhunderte hatte dieser Buddhismus seine ursprüngliche Disziplin verloren, so dass er zur Zeit von Dōgens Geburt völlig säkularisiert war. Die Leute sehnten sich nun nach einer neuen Orientierung und einem neuen Lebensweg. Aus dieser Sehnsucht heraus entstand im Japan des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts eine Bewegung religiöser Erneuerung, woraus sich ein eigener japanischer Buddhismus entwickelte, der Kamakura-Buddhismus, der bis heute lebendig ist.