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Dieses Buch ist ein Transkript aus einer Original-Vortragsserie, die Osho vor einer internationalen Zuhörerschaf gehalten hat. Die Vorträge sind unter dem englischen Original-Titel Tantra – The Supreme Understanding publiziert worden. Alle Diskurse Oshos sind als vollständige Bücher publiziert worden und auch als Audios und / oder Videos erhältlich. Audios und das vollständige Text-Archiv finden sie unter der online-Bibliothek „Osho Library“ bei: www.osho.com

Titel der Originalausgabe:

Deutsche Ebook-Ausgabe © 2017

eISBN 978-3-942502-84-9

OSHO

TANTRA

DIE HÖCHSTE EINSICHT

Kommentare
zum Tantra
des tibetischen
Buddhismus

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Inhalt

1.Die Erfahrung des Höchsten

2.Was ist dieser Geist

3.Das Wesen von Finsternis und Licht

4.Sei wie ein hohler Bambus

5.Die eingeborene Wahrheit

6.Die große Lehre

7.Der weglose Weg

8.Wahl ist Knechtschaft

9.Weiter und immer weiter

10.Die höchste Einsicht

In seinem Gesang des Mahamudra sagt Tilopa:

Mahamudra ist jenseits aller Worte und Symbole –

Aber dir, Naropa, aufrichtig und treu,

Sei dennoch so viel gesagt:

Die Leere braucht keine Stützen,

Mahamudra ruht auf Nichts.

Ohne jede Anstrengung,

Einfach nur, indem du gelöst und natürlich bist,

Kannst du das Joch zerbrechen –

Und Befreiung erlangen.

1. Die Erfahrung des Höchsten

DIE ERFAHRUNG DES HÖCHSTEN IST ÜBERHAUPT KEINE ERFAHRUNG – weil der Erfahrende dabei verloren geht. Und wenn es keinen Erfahrenden gibt, was lässt sich dann darüber sagen? Wer soll es sagen? Wer soll von der Erfahrung berichten? Wenn es kein Subjekt mehr gibt, verschwindet auch das Objekt – beide Ufer verschwinden, und nur der Fluss der reinen Erfahrung bleibt. Das Wissen ist da, aber der Wissende nicht.

Das war schon immer das Problem aller Mystiker. Sie erreichen das Höchste, aber sie können denen, die nachfolgen, nichts darüber berichten. Sie können es den anderen nicht mitteilen, die es gern intellektuell nachvollziehen möchten. Sie sind eins damit geworden. Ihr ganzes Wesen drückt es aus, aber intellektuell können sie es nicht ausdrücken. Sie können es euch geben, wenn ihr bereit seid, es in Empfang zu nehmen; sie können euch auch dazu verhelfen, wenn ihr es zulassen könnt, wenn ihr empfänglich und offen seid. Aber Worte nützen nichts, Symbole nützen nichts. Theorien und philosophische Lehrmeinungen nützen nicht das Geringste.

Diese Erfahrung ist so beschaffen, dass man es eher ein „Erfahren“ als eine „Erfahrung“ nennen muss. Es ist ein Vorgang – und er beginnt, ohne je zu enden. Du trittst in ihn ein, aber du bestimmst nie seinen Lauf. Es ist, als ob ein Tropfen in den Ozean fällt, oder vielmehr der ganze Ozean in den Tropfen. Es ist ein tiefes Verschmelzen, es ist Einheit, du verlierst dich einfach darin. Nichts bleibt zurück, keine Spur – wer also soll darüber berichten? Wer soll in die Welt des Tals zurückkehren? Wer soll in diese dunkle Nacht zurückkehren, um euch davon zu berichten? Alle Mystiker der Welt haben sich jedes Mal außerstande gefühlt, ihre Erfahrung mitzuteilen. Kommunion ist möglich, aber Kommunikation – nein!

Das müsst ihr von Grund auf verstehen. Eine Kommunion ist eine vollkommen andere Dimension: Zwei Herzen treffen sich, es ist eine Liebesgeschichte. Kommunikation geht von Kopf zu Kopf; Kommunion geht von Herz zu Herz. Kommunion ist ein Gefühl. Kommunikation ist Wissen: Man gibt nur Wörter und man nimmt nur Wörter, nur Wörter werden verstanden. Und Wörter sind ihrer wahren Natur nach so leblos, dass sie nichts Lebendiges vermitteln können. Das lehrt uns schon das gewöhnliche Leben – ganz zu schweigen also von der höchsten Erfahrung. Schon wenn du unter gewöhnlichen Umständen irgendeinen Höhepunkt erlebst, einen ekstatischen Augenblick, in dem du wirklich etwas fühlst, in dem du wie umgewandelt bist, dann wird es unmöglich, das in Worten auszudrücken.

In meiner Kindheit ging ich oft früh am Morgen zum Fluss. Es ist ein kleines Dorf. Der Fluss ist sehr, sehr träge, fast fließt er überhaupt nicht. Und am frühen Morgen, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist, kann man nicht erkennen, ob er überhaupt fließt, so träge und still ist er. Am Morgen, wenn niemand da ist, wenn noch kein Mensch zum Baden gekommen ist, herrscht eine ungeheuere Stille. Selbst die Vögel haben noch nicht ihr Morgenlied angestimmt – so früh, dass noch kein Laut die Lautlosigkeit stört, die alles durchdringt. Und der Duft der Mango-Bäume hängt über dem ganzen Fluss. Dort ging ich oft hin, an die entfernteste Biegung des Flusses, nur um dort zu sitzen, nur um dort zu sein. Es gab nichts zu tun, einfach da zu sein war genug, es war ein so herrliches Erlebnis. Dann stieg ich jedes Mal in den Fluss, schwamm eine Zeitlang, und wenn dann die Sonne aufging, stieg ich ans andere Ufer, legte mich dort auf den breiten Sandstrand und ließ mich von der Sonne trocknen. Dann blieb ich dort liegen, und manchmal schlief ich sogar ein.

Wenn ich zurückkam, fragte meine Mutter jedes Mal: „Was hast du den ganzen Morgen getrieben?“

Und ich antwortete: „Nichts!“, denn wirklich, ich hatte nichts getan. Und sie sagte dann: „Wie ist das nur möglich? Vier Stunden warst du fort, und du willst gar nichts getan haben? Irgendetwas musst du doch getan haben.“

Und natürlich hatte sie Recht, aber ich hatte darum nicht Unrecht. Ich hatte nichts Besonderes getan. Ich war nur am Fluss gewesen, in seiner Gesellschaft, ohne etwas zu tun, und hatte die Dinge geschehen lassen. Wenn es sich nach Schwimmen anfühlte – wohlgemerkt, wenn es sich danach anfühlte –, dann schwamm ich, aber das war kein eigentliches Tun meinerseits, ich brauchte nicht meinen Willen einzuschalten. Wenn ich mich nach Schlaf fühlte, schlief ich. Dinge geschahen, aber ich war nicht der, der sie tat. Und mein erstes Satori-Erlebnis begann an diesem Fluss. Ohne dass ich etwas tat, nur indem ich da war, geschahen tausend Dinge. Aber meine Mutter bestand darauf, dass ich irgendetwas getan haben musste. Und so sagte ich: „Okay, ich war baden und hinterher habe ich mich in der Sonne trocknen lassen.“ Und damit war sie zufrieden. Aber ich war es nicht: Denn das, was da am Fluss geschehen war, ließ sich nicht mit den Worten ausdrücken: „Ich war baden.“

Das machte es so arm und blass! Das Spielen im Wasser, das Treiben mit der Strömung, das Schwimmen im Fluss war eine so tiefe Erfahrung gewesen, dass die Worte „ich war baden“ barer Unsinn waren. Oder wenn ich gesagt hätte: „Ich bin am Fluss entlanggegangen, bin spazieren gegangen und hab am Ufer gesessen“ – dann wäre damit genauso wenig gesagt gewesen. Selbst im gewöhnlichen Leben spürst du die Sinnlosigkeit von Wörtern.

Und wenn du die Sinnlosigkeit von Wörtern nicht spüren kannst, dann beweist das nur, dass du noch gar nicht gelebt hast, dass du nur sehr oberflächlich gelebt hast. Wenn alles, was du erlebt hast, in Worten ausgedrückt werden kann, dann bedeutet das, dass du gar nichts erlebt hast. Erst wenn etwas geschieht, das sich nicht in Worte fassen lässt, erst dann hat sich das Leben bemerkbar gemacht, erst dann hat das Leben an deine Tür geklopft. Und wenn das Höchste an deine Tür klopft, gehst du einfach über Worte hinaus – dann wirst du stumm, dann kannst du nicht sprechen, kein einziges Wort wird sich dann in dir bilden.

Alles, was du sagen könntest, sieht so blass, so tot, so sinnlos, so völlig bedeutungslos aus, dass es dir wie eine Verletzung der Erfahrung vorkommen muss, die dir zugestoßen ist. Das vergesst nicht, denn Mahamudra ist die letzte, die höchste Erfahrung. Mahamudra bedeutet: der totale Orgasmus mit dem Universum.

Wenn du einmal einen anderen geliebt hast und manchmal das Verschmelzen und die gemeinsame Auflösung erfahren hast – wo zwei nicht mehr zwei sind; wo zwar die Körper getrennt bleiben – aber sich zwischen beiden Körpern eine Brücke bildet, eine goldene Brücke, und die innere Zweiheit verschwindet, und eine einzige Lebensenergie vibriert an beiden Polen –, wenn dir das schon einmal widerfahren ist, dann kannst du verstehen, was Mahamudra ist. Millionen- und millionenfach tiefer, millionen- und abermillionenfach höher ist Mahamudra.

Es ist der totale Orgasmus mit dem All, mit dem Universum. Es ist ein Verschmelzen mit der Quelle des Seins. Und dies ist ein Gesang des Mahamudra. Es ist schön, dass Tilopa es einen Gesang genannt hat. Man kann es nur singen, nicht sagen. Man kann es tanzen, nicht sagen. Es ist eine so ungeheure Erscheinung, dass nur im Gesang ein winzig kleines Fünkchen davon aufleuchten kann – nicht in dem, was du singst, sondern wie du singst.

Viele Mystiker haben nach ihrer höchsten Erfahrung nichts getan als getanzt, sie konnten nichts anderes tun. Mit ihrem ganzen Wesen und Körper brachten sie so zum Ausdruck, was geschehen war; alles war beteiligt: Körper, Sinn, Seele, alles. Sie haben getanzt, und ihr Tanz war kein gewöhnlicher Tanz. Ja, alles Tanzen überhaupt geht nur auf diese Mystiker zurück – es war eine Möglichkeit, die Ekstase, die Glückseligkeit, die Freude mitzuteilen. Etwas ist vom Unbekannten zum Bekannten durchgedrungen, etwas aus dem Jenseits ist auf die Erde gelangt – was kann man anderes tun als tanzen? Man kann es tanzen, man kann es singen. Dies ist der Gesang des Mahamudra.

Und wer soll singen? Tilopa ist nicht mehr. Es ist das orgiastische Gefühl selber, das singt. Dieser Gesang wird nicht von Tilopa gesungen: Tilopa ist nicht mehr. Die Erfahrung selber vibriert und singt. Und so ist es der Gesang des Mahamudra, der Ekstase selbst – der Ekstase, die sich selber singt. Tilopa hat nichts damit zu tun. Tilopa ist überhaupt nicht da. Tilopa hat sich aufgelöst. Erst wenn der Suchende verloren gegangen ist, ist das Ziel erreicht. Erst, wenn der Erfahrende nicht ist, ist die Erfahrung da. Suche, und du gehst am Ziel vorbei, denn durch dein Suchen wird der Suchende nur noch gestärkt. Suche nicht, und du wirst es finden. Das bloße Suchen, die bloße Anstrengung, wird zur Schranke, denn je mehr du suchst, desto mehr wird das Ego, der Sucher, gestärkt. Suche nicht.

Das ist die tiefste Botschaft dieses gesamten Gesangs von Mahamudra: Suche nicht, bleibe einfach wo du bist, du brauchst nirgendwo hinzugehen. Niemand kommt je bei Gott an; niemand kann es, denn niemand kennt die Adresse. Wo willst du hin? Wo willst du das Göttliche finden? Es gibt keine Straßenkarte, und es gibt keinen Weg, und niemanden, der weiß, wo es langgeht. Nein, niemand kommt je bei Gott an. Es vollzieht sich immer umgekehrt: Gott kommt zu dir. Sobald du bereit bist, klopft er an deine Tür. Er sucht dich auf, sobald du bereit bist. Und deine Bereitschaft ist nichts als deine Empfänglichkeit: Wenn du vollkommen aufnahmebereit bist, hört das Ego auf zu sein. Jetzt bist du ein leerer Tempel, in dem niemand wohnt.

Tilopa sagt irgendwo in dem Gesang: Werde zu einem hohlen Bambus – innen leer. Und plötzlich, im selben Augenblick, wo du zu einem hohlen Bambus wirst, spürst du die Lippen des Göttlichen auf dir, das hohle Bambusrohr wird zur Flöte, und der Gesang beginnt – der Gesang des Mahamudra. Tilopa wurde zu einem hohlen Bambus, das Göttliche kam und spielte sein Lied darauf. Es ist nicht der Gesang Tilopas, sondern der höchsten Erfahrung selbst.

Noch ein paar Worte über Tilopa, bevor wir in dieses herrliche Gebilde eindringen. Nicht viel ist über Tilopa bekannt, weil überhaupt nur wenig über Menschen wie ihn bekannt sein kann. Sie hinterlassen keine Spuren, sie werden nicht Teil der Geschichte. Sie existieren am Rande, sie fügen sich nicht in den Hauptstrom, mit dem sich der Verkehr der Menschheit vorwärts bewegt. Dahin gehören sie nicht.

Die gesamte Menschheit wird von Begierden vorwärts getrieben, und Menschen wie Tilopa sinken immer tiefer in die Begierdelosigkeit hinein. Sie bewegen sich einfach fort vom Hauptverkehr der Menschheit, wo allein Geschichte stattfindet. Und je weiter weg sie sich vom Verkehr der Geschichte bewegen, desto sagenumwobener werden sie. Sie leben wie Mythen fort, nicht wie historische Ereignisse. Und so sollte es auch sein, denn sie gehen über die Zeit hinaus – sie leben in der Ewigkeit. Aus unserer gewöhnlichen Dimension des Menschlichen verschwinden sie einfach, verflüchtigen sie sich einfach. Den Augenblick, in dem sie sich verflüchtigen, allein diesen Augenblick behalten wir in Erinnerung – so viel haben sie mit uns gemein. Und so kommt es, dass nicht viel über Tilopa bekannt ist, dass wir nicht wissen, wer er war.

Dieser Gesang ist alles, was existiert. Er ist Tilopas Geschenk, und das Geschenk galt Naropa, Tilopas Jünger. Solche Geschenke werden nur Menschen gemacht, mit denen man in einer tiefen Liebesbeziehung steht. Man muss fähig sein, solche Gaben in Empfang zu nehmen, und dieser Gesang wurde Naropa zum Geschenk gemacht, seinem Jünger. Bevor er dieses Geschenk erhielt, wurde er auf tausenderlei Weise geprüft: seine Zuverlässigkeit, seine Liebe, sein Vertrauen. Als es Tilopa klar war, dass kein Zweifel mehr in Naropa war, nicht der geringste Schatten eines Zweifels, dass sein Herz randvoll war mit Vertrauen und Liebe, da wurde ihm dieser Gesang geschenkt.

Auch ich bin hier, um ein Lied zu singen, aber es kann euch erst gegeben werden, wenn ihr bereit seid. Und Bereitschaft heißt, dass alle Zweifel einfach aus euch verschwunden sein müssen. Ihr dürft sie nicht unterdrücken, ihr dürft sie nicht zu bekämpfen suchen, denn wenn ihr sie „besiegt“, bleiben sie in euch. Ein unterdrückter Zweifel bleibt Teil eures Unbewussten und wird euch weiter beeinflussen. Nein, kämpft nicht gegen euren zweifelnden Geist an, unterdrückt ihn nicht, sondern gebt einfach umgekehrt eurem Vertrauen immer mehr Energie. Zeigt euch eurem Zweifel gegenüber einfach gleichgültig, mehr könnt ihr nicht tun. Gleichgültigkeit ist der Schlüssel: Sei einfach gleichgültig. Der Zweifel ist da – akzeptiere ihn. Lenke deine Energien mehr und mehr in dein Vertrauen und deine Liebe – denn die Energie, die zu Zweifel wird, ist die gleiche Energie, die zu Vertrauen wird.

Bleib dem Zweifel gegenüber gleichgültig. Sobald du dich gleichgültig machst, wird dem Zweifel deine Unterstützung entzogen, du nährst ihn nicht – denn durch Aufmerksamkeit wird alles genährt. Wenn du deinem Zweifel Aufmerksamkeit schenkst, und sei es auch, indem du ihn abwehrst, wird er gefährlich, denn deine Aufmerksamkeit selbst ist die Nahrung ist deine Unterstützung. Man muss einfach gleichgültig bleiben, weder für noch dagegen: Sei nicht für den Zweifel und sei nicht gegen den Zweifel.

Drei Wörter musst du also unterscheiden lernen. Das eine Wort ist „Zweifel“, das zweite ist „Glaube“ und das dritte Wort ist „Vertrauen“ oder „Zuversicht“ – das, was im Osten Shraddha genannt wird. Zweifel ist eine negative Haltung, ganz gleich, wogegen sie sich richtet. Ganz gleich, was gesagt wird, du siehst es negativ. Du bist dagegen – und wirst schon Gründe und Rationalisierungen finden, dein Dagegensein zu rechtfertigen.

Dann gibt es die Glaubenshaltung: Es ist die gleiche Einstellung wie beim Zweifel, nur auf den Kopf gestellt. Der Unterschied ist nicht sehr groß. Der Intellekt hat eine positive Einstellung zu den Dingen und sucht nun nach Gründen und Rationalisierungen, um seine Einstellung zu stützen, warum er „dafür“ ist. Der zweifelnde Kopf unterdrückt den Glauben; der gläubige Kopf unterdrückt den Zweifel … aber beide sind aus dem gleichen Stoff gemacht, es gibt keinen Qualitätsunterschied.

Und dann gibt es die dritte Einstellung: Sie entsteht, wenn der Zweifel sich einfach verloren hat. Und mit dem Zweifel verschwindet auch aller Glaube. Zuversicht ist nicht Glaube, sie ist Liebe; Zuversicht ist nicht Glaube, weil sie nichts Halbes ist, sondern etwas Totales. Zuversicht ist nicht Glaube, weil sie keinen Zweifel enthält – wie also kann es da zum Glauben kommen? Zuversicht hat nichts mit Rationalisierung zu tun: weder für noch gegen, weder dies noch das. Zuversicht ist Vertrauen, ein tiefes Vertrauen, eine große Liebe. Du brauchst sie nicht zu begründen und zu rechtfertigen, sie ist einfach da. Was also tun?

Mache also deinen Zweifel nicht durch deinen Glauben wett. Mach dich einfach gegen Glauben genauso gleichgültig wie gegen Zweifel, und kanalisiere deine Energien immer mehr in die Liebe hinein, liebe mehr, liebe bedingungslos. Liebe nicht nur mich, denn das ist nicht möglich: Wenn du liebst, liebst du einfach mehr und mehr. Wenn du liebst, dann existierst du einfach auf eine liebevollere Weise … nicht nur dem Meister gegenüber, sondern gegenüber allem, was um dich her existiert, gegenüber den Bäumen und den Steinen, gegenüber dem Himmel und der Erde. Du, dein ganzes Wesen, deine ganze Art zu sein, wird zu einer Erscheinung der Liebe. Und so entsteht Vertrauen. Und nur in solchem Vertrauen kann ein Geschenk wie der Gesang vom Mahamudra übermittelt werden. Als Naropa bereit war, gab ihm Tilopa dies Geschenk.

Denkt also daran: Wenn ihr bei einem Meister seid, dann dürft ihr nicht im Kopf sein. Glaube und Zweifel sind beide im Kopf. Zu einem Meister musst du vom Herzen her kommen. Und das Herz weiß nicht, was Zweifel ist, das Herz weiß nicht, was Glauben ist – das Herz kennt nur Vertrauen. Das Herz ist wie ein kleines Kind, es klammert sich an die Hand des Vaters, und wo immer der Vater hingeht, da geht es mit, ohne zu glauben und ohne zu zweifeln. Das Kind ist einfach ungeteilt. Zweifel ist halbherzig, Glaube ist halbherzig. Ein Kind ist noch ungeteilt, heil – es geht einfach mit dem Vater mit, gleich wohin er geht. Wenn der Jünger ganz wie ein Kind geworden ist, dann allein können solche Geschenke von den höchsten Gipfeln des Bewusstseins kommen. Wenn du zum tiefsten Tal der Empfängnis geworden bist, können dir die höchsten Gipfel der Erkenntnis gegeben werden.

Nur ein Tal kann einen Gipfel in Empfang nehmen. Ein Jünger muss erst restlos weiblich werden, empfänglich wie ein Schoß. Nur so kann ihm ein Geschenk wie dieser Gesang gemacht werden.

Tilopa ist der Meister, Naropa der Jünger, und Tilopa sagt:

Mahamudra ist jenseits aller Worte und Symbole –

Aber dir, Naropa, aufrichtig und treu,

Sei dennoch so viel gesagt:

Es ist jenseits von Worten und Symbolen – von allen Worten und allen Symbolen. Wie also lässt es sich dann sagen? Wenn es wirklich jenseits aller Worte und Symbole liegt, wie kann es dann gesagt werden? Gibt es dann überhaupt eine Möglichkeit?

Ja, die gibt es: Wenn es einen Naropa gibt, dann besteht die Möglichkeit. Ist ein wirklicher Jünger vorhanden, dann gibt es auch eine Möglichkeit. Es kommt auf den Jünger an, ob sich die Möglichkeit findet oder nicht. Wenn der Jünger so empfänglich ist, dass er keinen eigenen Kopf mehr hat – er urteilt nicht mehr, ob etwas richtig oder falsch ist, er hat einfach keinen Kopf mehr, er hat sein eigenes Denken ganz dem Meister überantwortet, er ist nur noch die Empfänglichkeit selbst, eine reine Leere, bereit, aufzunehmen, was immer man ihr geben mag, ohne jede Einschränkung –, dann werden Wörter und Symbole überflüssig, dann kann etwas übermittelt werden. Und man kann es zwischen den Worten heraushören, kann es zwischen den Zeilen lesen – Worte werden einfach nur zum Vorwand.

Das Eigentliche passiert nur am Rande der Worte. Wörter sind nur ein Trick, ein Hilfsmittel. Das, worum es wirklich geht, folgt den Wörtern wie ein Schatten. Und wenn du zu sehr im Kopf bist, dann wirst du zwar auf die Wörter hören, aber es kann dir nichts mitgeteilt werden. Aber wenn du ganz ohne Kopf bist, dann folgen den Wörtern unsichtbare Schatten, so fein gesponnen, dass nur das Herz sie wahrnimmt – unmerkliche Schatten, unsichtbare Wellen, die den See des Bewusstseins kräuseln, Wellenvibrationen … und sie machen Kommunion ohne Umschweife möglich.

Tilopa sagt:

Aber dir, Naropa, aufrichtig und treu,

Sei dennoch so viel gesagt:

Was nicht gesagt werden kann – für den Jünger muss es gesagt werden. Was nicht gesagt werden kann, was absolut unsichtbar ist, muss für den Jünger sichtbar gemacht werden. Es hängt nicht so sehr vom Meister ab, es kommt vielmehr auf den Jünger an. Tilopa hatte das Glück, einen Naropa zu finden.

Es hat Meister gegeben, die nicht das Glück hatten, je einen Jünger wie Naropa zu finden. Und alles, was sie erreicht hatten, verschwand wieder mit ihnen, denn es gab niemanden, der es in Empfang nehmen konnte. Manchmal haben Meister Tausende von Meilen zurückgelegt, nur um einen Jünger zu finden.

Tilopa selbst ging von Indien nach Tibet, um Naropa zu finden, um seinen Jünger zu finden. Tilopa hatte ganz Indien abgesucht, aber keinen Mann von so hoher Qualität gefunden, dass er eine derartige Gabe hätte entgegennehmen können, dass er sie in ihrem Wert hätte erkennen können, dass er sie ganz in sich hätte aufnehmen können, dass er durch sie hätte wiedergeboren werden können. Und sobald Naropa seine Gabe in Empfang genommen hatte, war er ein anderer Mensch. Und Tilopa soll zu Naropa gesagt haben: „Jetzt geh du und finde deinen eigenen Naropa.“

Auch Naropa hatte in dieser Hinsicht Glück. Er konnte einen Jünger finden; sein Name war Marpa. Und auch Marpa hatte Glück, er fand einen Jünger namens Milarepa.

Aber damit endet diese Traditionskette, es konnten keine Jünger von so großem Kaliber mehr gefunden werden. Viele Male ist die Religion zu den Menschen durchgedrungen und dann wieder verschwunden; und viele Male wird sie noch kommen und wieder verschwinden. Eine Religion kann nie zu einer Kirche werden, nie zu einer Sekte; eine Religion hängt von persönlicher Kommunikation ab, von persönlicher Kommunion. Die Religion Tilopas existierte nur vier Generationen lang, von Naropa bis Milarepa. Dann verschwand sie wieder. Religion ist wie eine Oase; die Wüste ist unendlich weit, und nur manchmal erscheint hier und da auf einem winzigen Fleck eine Oase. Suche sie auf, solange sie grünt, trinke aus ihr, solange sie da ist – es ist eine sehr, sehr seltene Gelegenheit.

Jesus sagt viele Male zu seinen Jüngern: „Eine kleine Weile noch bin ich bei euch. Und während ich bei euch bin, trinkt mich und esst mich. Versäumt diese Gelegenheit nicht“ – denn für Tausende von Jahren wird es keinen Jesus wieder geben. Die Wüste ist riesig. Manchmal erscheint eine Oase und verschwindet dann wieder, denn die Oase kommt aus dem Unbekannten und sie braucht einen Anker auf dieser Erde. Wenn sich dieser Anker nicht findet, kann sie nicht auf Erden bleiben. Ein Naropa ist so ein Anker.

Das Gleiche möchte ich euch sagen: Solange ich hier bin – noch eine kleine Weile – versäumt die Gelegenheit nicht! Und du kannst sie auf lächerliche Weise versäumen, indem du dich mit Unsinnigkeiten abgibst, mit geistigem Unrat. Du kannst hin und her denken, für oder wider – und unterdessen verschwindet die Oase. Mit dem Für und Wider kannst du dich später befassen. Jetzt aber trink dich satt; denn es wird noch Leben genug geben, in denen du dich mit dem Für und Wider abgeben kannst – da ist keine Eile. Aber solange die Oase da ist, trink von ihr. Und hast du dich erst einmal an einem Jesus oder einem Naropa betrunken, wird dich das vollkommen verändern. Die Umwandlung ist sehr, sehr leicht und einfach, sie ist ein natürlicher Prozess. Alles, was dazugehört, ist, zu einem fruchtbaren Boden zu werden, und das Samenkorn in Empfang zu nehmen; ein Schoß zu werden, der den Samen aufnimmt.

Mahamudra ist jenseits aller Worte und Symbole –

Aber dir, Naropa, aufrichtig und treu,

Sei dennoch so viel gesagt:

Es kann nicht ausgedrückt werden, es ist nicht ausdrückbar– aber für Naropa muss es gesagt werden. Wann immer der Jünger bereit wird, erscheint der Meister – muss er erscheinen. Wo immer ein tiefes Bedürfnis entsteht, muss es erfüllt werden. Das gesamte Dasein erwidert dein tiefstes Bedürfnis, aber das Bedürfnis muss da sein. Sonst gehst du an einem Tilopa, einem Buddha, einem Jesus vorbei und erkennst nicht einmal, dass dir ein Jesus begegnet ist.

Tilopa lebte in diesem Land. Niemand hat ihm zugehört und er war bereit, das allerhöchste Geschenk zu machen. Was geschah? Und es ist in diesem Land so oft vorgekommen, dass etwas dahinter stecken muss. Es ist in diesem Land häufiger vorgekommen als sonst in irgendeinem Land, denn hier sind mehr Tilopas geboren worden. Aber warum muss ein Tilopa nach Tibet gehen? Wie kommt es, dass ein Bodhidharma nach China gehen muss?

Dieses Land weiß zu viel. Dies Land steckt zu sehr im Kopf. Darum ist es so schwierig, hier ein Herz zu finden – es ist das Land der Brahmanen und Pandits, das Land der großen Gelehrten und Philosophen. Sie kennen alle Veden, alle Upanishaden, sie können alle Schriften auswendig herzitieren: das Land des Kopfes. Und darum gingen die Weisen immer wieder außer Landes.

Selbst ich bekomme es zu spüren. Wie oft erfahre ich, dass es nahezu unmöglich ist, sich mit einem Brahmanen zu verständigen. Ein Mann, der zu viel weiß, ist ein fast unlösbarer Fall, denn er weiß, ohne das Geringste zu wissen. In seinem Kopf haben sich alle möglichen Theorien, Vorstellungen, Ideologien und Schriften angesammelt. All das ist nichts als geistiger Ballast, keine Blüte. Es ist ihm nicht selbst geschehen, er hat alles zusammengeborgt, und alles Geborgte ist Abfall, toter Müll – wirf es hinaus, sobald sich die erste Gelegenheit bietet. Nur das, was du erlebst, ist wahr. Nur das, was aus dir selbst aufblüht, ist wahr. Nur das, was in dir wächst, ist wahr und lebendig.

Denk immer dran: Meide geborgtes Wissen. Geborgtes Wissen wird zu einem Trick des Intellekts, versteckt sich hinter Unwissenheit – aufgehoben wird sie damit nicht. Und je mehr du dich hinter deinem Wissen verschanzt, desto mehr Unwissenheit und Dunkelheit herrscht tief drinnen im Mittelpunkt, an der eigentlichen Quelle deines Seins. Und ein Mann von Wissen, von geborgtem Wissen, hat sich fast vollständig in seinem eigenen Unwissen vergraben – nichts dringt zu ihm durch. Und es ist schwierig, sein Herz zu finden, er selbst hat allen Kontakt zu seinem Herzen verloren. Es ist also kein Zufall, dass ein Tilopa nach Tibet gehen musste, und ein Bodhidharma nach China.

Wenn das Samenkorn keinen fruchtbaren Boden im eigenen Land findet, muss es weit reisen. Und daran müsst ihr denken, denn es ist sehr leicht, nach Wissen süchtig zu werden – es ist eine Sucht, es ist eine Droge. LSD ist nicht so gefährlich, auch Marihuana nicht. In gewisser Hinsicht sind sie ähnlich, denn auch Marihuana gibt dir einen Einblick in etwas, was nicht da ist; es gibt dir einen Traum von etwas absolut Subjektivem – es gibt dir eine Halluzination.

Wissen tut dasselbe: Es gibt dir eine Halluzination von Erfahrung. Du fängst an zu glauben, du wüsstest etwas, nur weil du die Veden zitieren kannst, weil du belegen und widerlegen kannst, weil du einen sehr, sehr logischen und scharfen Verstand hast. Sei kein Narr! Logik hat noch nie einen Menschen zur Wahrheit gebracht. Und ein rationaler Geist ist eine bloße Spielerei. Alles Diskutieren ist kindisch.

Das Leben existiert ohne Diskussionen, und die Wahrheit braucht keine Beweise – sie braucht nichts als dein Herz. Keine Argumente, sondern deine Liebe, dein Vertrauen, deine Bereitschaft, sie entgegenzunehmen.

Mahamudra ist jenseits aller Worte und Symbole –

Aber dir Naropa, aufrichtig und treu,

Sei dennoch so viel gesagt:

Die Leere braucht keine Stützen,

Mahamudra ruht auf Nichts.

Ohne jede Anstrengung,

Einfach, indem du gelöst und natürlich bist,

Kannst du das Joch zerbrechen – Und Befreiung erlangen.

Bedeutsamere Worte sind nie gesagt worden.

Versucht, jede Nuance von dem zu verstehen, was Tilopa sagen will.

Die Leere braucht keine Stützen …

Alles, was da ist, braucht eine Stütze, etwas, worauf es basiert. Aber wo nichts ist, wo nur Leere ist, ist auch keine Stütze notwendig. Und das ist die tiefste Wahrnehmung aller Wissenden, dass dein Sein ein Nicht-Sein ist. Zu sagen, es sei ein Sein, ist falsch, weil es nicht Etwas ist, es hat nichts vom Etwas. Es ist wie das Nichts: eine unendliche Leere, ohne jede Grenzen. Es ist ein Anatta, ein Nicht-Selbst; es gibt in dir kein Selbst. Das Gefühl, du seiest ein Selbst, ist verkehrt.

Alle Identifikationen, dass „ich dieses oder jenes bin“, sind falsch. Wenn du zum Höchsten gelangst, wenn du zu deinem tiefsten Wesenskern vordringst, dann weißt du plötzlich, dass du weder dies noch das bist – du bist niemand.

Du bist kein Ego, du bist ganz einfach eine unendliche Leere. Und manchmal, wenn du sitzt, dann schließe die Augen und fühle einfach, wer du bist, wo du bist. Geh tiefer hinein; vielleicht bekommst du dann Angst, denn je tiefer du gehst, desto tiefer fühlst du, dass du niemand bist, ein Nichts. Das ist es, was den Leuten solche Angst vor der Meditation einflößt; es ist ein Tod des Egos – und das Ego ist nichts als eine falsche Vorstellung.

Inzwischen sind auch die Physiker darauf gestoßen, indem sie ihre Nachforschungen im Bereich der Materie vertieft haben: Die gleiche Wahrheit, die Buddha, Tilopa, Bodhidharma durch Einsicht fanden, ist von der Wissenschaft nun auch in der Welt der äußeren Dinge entdeckt worden. Jetzt sagen sie, dass es keine Substanzen gibt – und „Substanz“ ist eine Parallelvorstellung zum „Selbst“.

Ein Felsblock existiert, er fühlt sich sehr substanziell an. Du kannst ihn jemanden auf den Kopf schlagen, und er wird bluten oder sogar sterben. Er ist sehr konkret. Aber frag nur die Physiker: Sie sagen, er ist substanzlos, da ist nichts in ihm. Sie sagen, der Felsblock ist ein reines Energiephänomen; dass eine Menge von sich kreuzenden Energieströmen diesen Fels als kompakte Substanz erscheinen lassen. So, wie wenn man auf einem Stück Papier viele Linien zieht, die sich kreuzen: Wo sich viele Linien kreuzen, entsteht eine Verdichtung. Dieser Punkt war zuvor nicht da: Zwei Linien kreuzen sich, und ein Punkt entsteht. Gibt es diesen Punkt wirklich? Oder schaffen nur die kreuzenden Linien die Illusion, es handle sich um einen Punkt?

Die Physiker sagen, dass Energieströme, die sich ständig kreuzen, Materie erzeugen. Und wenn du fragst, was für Energieströme das sind, dann bekommst du zur Antwort, dass sie nicht materiell sind, dass sie gewichtlos sind, dass sie substanzlos sind. Nicht-materielle Linien, die hin- und herkreuzen, schaffen die Illusion eines materiellen Objekts, so substanziell wie ein Felsblock.

Buddha kam fünfundzwanzig Jahrhunderte vor Einstein zu dieser erleuchteten Einsicht: Es gibt innen niemand; bloße Energielinien, die sich in dir kreuzen, geben dir die Illusion von einem Selbst. Buddha gebrauchte immer wieder das Bild vom Selbst als einer Zwiebel: Du schälst sie, eine Schale löst sich und du findest eine weitere Schale. Du schälst weiter, Schale um Schale, und was bleibt am Ende übrig? Die ganze Zwiebel ist zu Ende geschält, und du hältst nichts in den Händen.

Der Mensch ist genau wie eine Zwiebel. Du schälst die Schalen der Gedanken, der Gefühle, und was findest du am Ende? Ein Nichts. Dieses Nichts braucht keine Stützen. Dieses Nichts lebt aus sich selbst. Darum sagt Buddha, dass es keinen Gott gibt; dass wir keinen Gott nötig haben, denn Gott ist eine Art Stütze. Und Buddha sagt daher, dass es keinen Schöpfer gibt, denn ein Nichts braucht nicht erst erschaffen zu werden. Dies ist eine der schwierigsten Vorstellungen, die du nicht eher verstehen kannst, als bis du es erkannt hast. Daher sagt Tilopa:

Mahamudra ist jenseits aller Worte und Symbole –

Mahamudra ist eine Erfahrung des Nichts – du bist ganz einfach nicht da. Und wenn es dich nicht gibt, wer ist dann da, um zu leiden? Wer soll dann in Schmerz und Qual sein? Wer soll dann deprimiert und traurig sein? Und wer dann glücklich und selig?

Buddha sagt, wenn du dich für selig hältst, musst du auch wieder ein Opfer von Leiden werden; denn es gibt dich noch. Wenn es dich nicht mehr gibt, wenn du völlig erloschen bist, endgültig nicht mehr vorhanden, dann gibt es weder Leiden noch Glückseligkeit.

Dann kannst du nicht mehr zurückfallen. Zum Nicht zu gelangen, heißt: alles zu erreichen. Meine ganze Anstrengung mit euch geht dahin, euch zum Nichts zu führen, zu einem vollkommenen Vakuum zu führen.

Die Leere braucht keine Stützen,

Mahamudra ruht auf Nichts.

Ohne jede Anstrengung,

Einfach, indem du gelöst und natürlich bist,

Kannst du das Joch zerbrechen –

Und Befreiung erlangen.

Als Erstes gilt es zu verstehen, dass die Vorstellung des Selbst vom Intellekt produziert wird – es gibt in euch kein Selbst.

Es geschah einmal, dass ein großer Buddhist, ein Erleuchteter, von einem König aufgefordert wurde, ihn zu unterrichten. Der Name des buddhistischen Mönches war Nagasen, und der König war ein Vizekönig Alexander des Großen.

Als Alexander aus Indien heimkehrte, ließ er Minander als seinen Vizekönig hier zurück; sein indischer Name war Milinda. Dieser Milinda lud Nagasen ein, an seinen Hof zu kommen und ihn zu unterrichten. Er war wirklich interessiert und hatte schon viele Geschichten über Nagasen gehört. Viele Gerüchte waren bis zum Hof vorgedrungen: „Dieser Mann ist eine sehr seltene Erscheinung! Nur selten kommt es vor, dass ein Mensch zur letzten Blüte gelangt, und mit diesem hier ist es geschehen. Er strahlt eine geheimnisvolle Energie aus, eine geheimnisvolle Aura umgibt ihn. Er wandelt auf Erden, aber er ist nicht von dieser Welt.“

Der König war neugierig und lud ihn ein. Der Bote, der Nagasen aufsuchte, kam ganz verwirrt zurück, denn Nagasen hatte gesagt: „Ja, wenn der König einlädt, dann wird Nagasen kommen – aber sag ihm, dass es keinen Nagasen gibt. Wenn er einlädt, dann komme ich, aber sag ihm genau, dass es kein ‚Ich bin‘ gibt. Es gibt mich nicht mehr.“ Der Bote war verwirrt, wenn es Nagasen nicht mehr gab, wer sollte dann kommen? Auch Milinda war verwirrt und sagte: „Dieser Mann spricht in Rätseln. Aber lasse ihn nur kommen.“ Er war ein Grieche, dieser Milinda, und der griechische Geist ist grundsätzlich logisch.

Es gibt im Grunde nur zwei Geistesrichtungen auf der Welt, die indische und die griechische. Die indische ist unlogisch, und die griechische ist logisch. Der indische Geist steigt in die dunklen Tiefen hinunter, wo es keine Grenzen gibt, wo alles verschwommen und neblig wird. Der griechische Geist folgt der logischen Linie, ist geradeaus, und alles kann definiert und kategorisiert werden. Der griechische Sinn ist auf das Bekannte gerichtet. Der indische Sinn geht nach dem Unbekannten, und darüber hinaus: nach dem Unwissbaren. Der griechische Sinn ist absolut rational; der indische Sinn absolut widersprüchlich. Macht euch also nichts draus, wenn ihr in mir zu viele Widersprüche findet. Es geht nicht anders: Im Orient muss man sich durch Widersprüche verständlich machen.

Milinda sagte: „Dieser Mann scheint mir völlig unberechenbar, vermutlich ist er verrückt. Und wenn es ihn nicht gibt, wie kann er dann herkommen? Aber lass ihn kommen, wir werden sehen. Ich werde ihn schon überführen: Allein dadurch, dass er kommt, ist bewiesen, dass es ihn gibt.“

Und Nagasen kam. Milinda empfing ihn am Tor und sagte als Erstes: „Ich wundere mich, du bist gekommen, obwohl du gesagt hast, dass es dich nicht gibt.“

Nagasen antwortete: „Das sage ich immer noch. Lasst uns die Sache also hier und jetzt klären.“

Eine Menge hatte sich angesammelt, der ganze Hof war zusammengeströmt und Nagasen sagte: „Frag nur.“

Milinda fragte: „Sag mir als Erstes: Wenn etwas nicht da ist, wie kann es dann kommen? Wenn es erst gar nicht vorhanden ist, dann kann es auch unmöglich kommen – du aber bist gekommen. Daraus folgt, mit einfacher Logik, dass es dich gibt.“

Nagasen lachte und sagte: „Schau dir diese Ratha an“– der Wagen, auf dem er gekommen war – schau sie dir an. Ihr nennt es Ratha, nicht wahr?“ Milinda sagte: „Ja.“

Dann forderte Nagasen die Umstehenden auf, die Pferde auszuspannen. Die Pferde wurden fortgeführt und Nagasen fragte: „Sind diese Pferde der Wagen?“

Milinda sagte: „Natürlich nicht.“

Und nach und nach wurde Stück für Stück vom Wagen fortgenommen, jedes einzelne Teil. Als die Räder fortgenommen wurden, fragte er: „Sind diese Räder der Wagen?“

Und Milinda sagte: „Natürlich nicht“. Als alles fort war und nichts übrig blieb, fragte Nagasen: „Wo ist nun der Wagen, in dem ich gekommen bin? … Und wir haben den Wagen nie fortgebracht, und alles, was wir fortgebracht haben, war nicht der Wagen, das hast du mir selbst bestätigt. Wo ist also jetzt der Wagen?“

Nagasen sagte: „Auf diese Weise existiert auch Nagasen. Nimm seine Teile fort und er wird verschwinden.“ Nichts als Energielinien, die sich gegenseitig kreuzen: Entferne die Linien, und der Kreuzungspunkt verschwindet. Der Wagen war nichts anderes als eine Verbindung von Teilen.

Ihr seid auch nur eine Verbindung von Teilen, das „Ich“ ist nichts als eine Verbindung von Teilen. Nehmt die Einzelteile fort, und das „Ich“ wird verschwinden. So kommt es, dass du, wenn alle Gedanken aus dem Bewusstsein verschwinden, nicht mehr „Ich“ sagen kannst, denn es gibt kein „Ich“. Was bleibt, ist ein Vakuum.

Wenn alle Gefühle verschwinden, verschwindet auch das Selbst vollkommen. Du bist, und bist doch nicht: Nur eine Abwesenheit, ohne Grenzen – Leere. Das ist die höchste Stufe, dieser Zustand ist Mahamudra. Denn nur in diesem Zustand kannst du zum Orgasmus mit dem All gelangen – jetzt gibt es keine Grenzen mehr, kein Selbst; keine Grenze trennt dich mehr von allem Übrigen. Das Ganze hat keine Grenzen. Du musst zum Ganzen werden, nur so kann es zu einem Verschmelzen, zu einem Zusammentreffen kommen. Wenn du leer bist, dann bist du ohne Grenzen, und plötzlich wirst du das Ganze. Wenn es dich nicht gibt, wirst du zum Ganzen. Solange es dich gibt, bist du ein hässliches Ego.

Wenn es dich nicht mehr gibt, steht die gesamte Ausdehnung des Daseins deinem Sein zur Verfügung. Aber das sind Widersprüche. Ihr müsst euch etwas anstrengen, das zu verstehen: Werdet ein wenig wie Naropa, sonst bleiben diese Wörter und Symbole ohne jeden Sinn für euch. Ihr müsst mir mit Vertrauen zuhören. Und wenn ich das sage, dass ihr mir mit Vertrauen zuhören sollt, dann meine ich damit, dass ich diese Erfahrung kenne, dass es wirklich so ist. Ich bin ein Zeuge und ich trage Zeugnis dafür, dass es so ist. Es mag nicht möglich sein, es zu sagen, aber das bedeutet nicht, dass es nicht so ist. Anderes mag sagbar sein, aber das bedeutet nicht, dass es auch stimmt. Man kann etwas sagen, das nicht ist, und man kann unfähig sein, etwas zu sagen, das wirklich so ist.

Ich bin Zeuge, dass es so ist, aber ihr werdet mich nur verstehen, wenn ihr sein könnt wie Naropa, wenn ihr voll Vertrauen zuhören könnt. Ich lehre keine Ideologie; ich hätte mich nicht einen Augenblick mit Tilopa abgegeben, wenn es nicht auch meine Erfahrung wäre; und Tilopa hat es sehr gut zum Ausdruck gebracht.

Die Leere braucht keine Stützen,

Mahamudra ruht auf Nichts.

Auf Nichts ruht Mahamudra. Mahamudra bedeutet wörtlich: „Die große Geste oder die höchste Geste, die letzte, die dir möglich ist“ – danach gibt es keine mehr. Mahamudra ruht auf Nichts. Sei ein Nichts, und alles ist erreicht. Stirb und du wirst zum Gott. Verschwinde und du wirst zum All. Hier verschwindet der Tropfen, und dort kommt der Ozean zum Vorschein. Klammere dich nicht an dich selbst – all deine vergangenen Leben hast du nichts anderes getan: Hast dich geklammert in der Angst, dass du, wenn du dich nicht am Ego festhältst, den Boden unter den Füßen verlieren und in einen bodenlosen Abgrund fallen müsstest …

Und so klammern wir uns an winzige Dinge, völlig bedeutungslos, wir klammern uns aus Panik fest. Dieses Klammern zeigt, dass auch du in dir eine grenzenlose Leere wahrnimmst. Das Nächstbeste, was es auch sei, ist dir recht, um dich daran festzuklammern, aber genau dieses Klammern ist dein Elend, ist dein Samsara.

Lass dich in den Abgrund fallen. Und hast du dich erst einmal in den Abgrund fallen lassen, dann wirst du selbst zum Abgrund. Dann gibt es keinen Tod, denn wie kann ein Abgrund sterben? Dann gibt es kein Ende mehr, denn wie kann ein Nichts enden? Etwas kann enden, muss sogar enden – nur Nichts kann ewig sein, Mahamudra ruht auf Nichts.

Lasst es mich euch mit einer Erfahrung erklären, die ihr alle kennt. Wenn du jemanden liebst, dann musst du zu Nichts werden. Wenn du einen Menschen liebst, musst du ein Nicht-Selbst werden. Deshalb ist die Liebe so schwierig, und deshalb sagt Jesus, dass Gott die Liebe ist. Er weiß etwas über Mahamudra – und bevor er anfing in Jerusalem zu lehren, hatte er Indien besucht. Er war auch in Tibet gewesen und war Menschen wie Tilopa und Naropa begegnet. Er hatte sich in buddhistischen Klöstern aufgehalten, hatte gelernt, was diese Menschen unter dem ‚Nichts‘ verstehen. Danach versuchte er alles, was er gelernt hatte, in jüdische Terminologie zu übertragen und das ging total schief.

Man kann buddhistische Einsichten nicht in jüdische Terminologie umsetzen. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, weil die gesamte jüdische Terminologie von positiven Ausdrücken abhängt, während die buddhistische Terminologie nur mit absolut nihilistischen Ausdrücken arbeitet: „Das Nichts“, „die Leere“. Aber ab und zu scheint etwas in Jesus Worten durch.

Wenn er sagt: „Gott ist Liebe“, dann deutet er etwas Bestimmtes an. Was ist das für ein Fingerzeig? Wenn du liebst, musst du zu einem Niemand werden. Wenn du ein Jemand bleibst, wir dir die Liebe nie geschehen. Wenn du jemanden liebst, wenn auch nur für einen einzigen Augenblick lang die Liebe eintritt und zwischen zwei Menschen fließt, dann begegnen sich zwei Nichtheiten, nicht zwei Menschen.

Wer je erfahren hat, was Liebe ist, der wird dies verstehen. Zwei Liebende sitzen Seite an Seite, oder besser gesagt: zwei Nichtheiten sitzen Seite an Seite – so ist ein Zusammentreffen möglich, denn Schranken fallen und Grenzen verschwinden. Die Energie kann sich vom einen zum anderen beugen, nichts hindert sie. Und nur in so einem Augenblick tiefer Liebe kann es zum Orgasmus kommen. Wenn zwei Liebende sich umschlungen halten und wenn beide ihr Selbst verloren haben, zu Nichts geworden sind, dann geschieht ein Orgasmus. Dann verliert ihre Körperenergie, ihr ganzes Dasein, jegliche Identität; sie sind nicht mehr sie selbst – sie sind in den Abgrund gefallen. Aber dies kann nur für einen Augenblick geschehen; dann fangen sie sich wieder, dann fangen sie wieder an, sich ans Ego zu klammern.

Daran liegt es, dass die Menschen auch vor der Liebe Angst haben. Je tiefer die Liebe geht, desto stärker wird die Angst, verrückt zu werden oder sterben zu müssen, die Angst vor dem Unbekannten, vor dem, was geschehen kann. Der Abgrund öffnet seinen Schlund, die ganze Schöpfung gähnt einem entgegen, und plötzlich stehst du davor und siehst, dass du da hineinfallen kannst. Also haben die Leute Angst vor der Liebe und geben sich lieber mit Sex zufrieden, und nennen dann ihren Sex Liebe. Liebe ist nicht Sex.

Sex kann in der Liebe vorkommen, er kann dazugehören, wesentlich dazugehören, aber Sex an sich ist nicht Liebe – er ist Liebesersatz. Ihr versucht, die Liebe durch den Sex zu vermeiden. Ihr wiegt euch in einem Liebesgefühl, ohne euch auf die Liebe wirklich einzulassen. Sex ist genau wie geborgtes Wissen: Man fühlt sich wissend, ohne zu wissen; man fühlt sich liebend und kann ohne Liebe lieben. Wo Liebe ist, bist du nicht vorhanden und der andere auch nicht: Dann plötzlich, und nur dann, verschwinden beide.

Das Gleiche geschieht in Mahamudra. Mahamudra ist ein totaler Orgasmus mit der gesamten Schöpfung. Im Tantra heißt die tiefe sexuelle Vereinigung, die orgasmische Vereinigung zwischen zwei Liebenden daher ebenfalls Mahamudra. Auch Tilopa ist ein tantrischer Meister; und in tantrischen Büchern, in tantrischen Tempeln werden zwei Liebende in inniger orgasmischer Umschlingung dargestellt. Das ist das tantrische Symbol für die letzte orgasmische Vereinigung mit dem All.

Mahamudra ruht auf Nichts.

Ohne jede Anstrengung,

Einfach, indem du gelöst und natürlich bist.

Und das ist Tilopas Methode und die einzige Methode im Tantra: ohne jede Anstrengung zu sein; denn wenn du dich anstrengst, wird dadurch das Ego gestärkt. Wenn du dich anstrengst, drängelst du dich vor. Liebe hat also nichts mit Anstrengung zu tun, du kannst dich nicht „anstrengen zu lieben“. Wenn es Mühe macht, kann keine Liebe aufkommen. Du fließt in sie ein, ohne dich anzustrengen; du lässt es einfach zu, du machst dir keine Mühe. Es ist kein Tun, sondern ein Geschehen: „Ohne jede Anstrengung …“. Und dasselbe gilt für das Ganze, das Endgültige: Du gibst dir keine Mühe, du lässt dich einfach treiben, einfach, indem du gelöst und natürlich bist. Das ist die ganze Methode, das ist die ganze Grundlage für Tantra.

Yoga sagt, „Streng dich an“ und Tantra sagt, „Streng dich nicht an“. Yoga ist egoorientiert und macht erst am Ende den Sprung, aber Tantra ist von vornherein nicht egoorientiert. Yoga erreicht am Ende so tiefe Bedeutung, so viel Sinn, solche Fülle, dass es seinen Schülern sagt, „Und jetzt lasst das Ego fallen“, – aber erst ganz am Ende. Tantra dagegen sagt dies von Anfang an, vom ersten Schritt an. Ich will es so sagen: Tantra fängt da an, wo Yoga aufhört.

Der höchste Gipfel beim Yoga ist der erste Schritt beim Tantra – Tantra führt dich zum äußersten Ziel. Yoga kann dich auf Tantra vorbereiten, das ist alles, denn letzten Endes kommt es beiden darauf an, mühelos zu werden, „gelöst und natürlich“.

Was meint Tilopa mit „gelöst und natürlich“? Kämpfe nicht mit dir selbst, sei gelassen. Zwänge dich nicht in eine Charakterstruktur, in einen Panzer aus Moral. Diszipliniere dich nicht zu sehr, sonst wird gerade aus deiner Disziplin eine Fessel. Schaff dir kein eigenes Gefängnis. Bleibe locker, bleibe im Fluss, passe dich der Situation an, geh auf die Situation ein. Lauf nicht mit einer Zwangsjacke aus Charakter herum, schleppe keine fixen Einstellungen mit dir herum. Bleibe flüssig wie Wasser, lass dich nicht zu Eis gefrieren. Bleibe beweglich und im Fluss, gehe hin, wo dich die Natur hinschickt. Sträube dich nicht, bürde dir nichts auf, lass dich sein, wie du bist. Aber die gesamte Gesellschaft bringt dir bei, dich irgendwelchen Zwängen zu beugen: Sei gut, sei moralisch, sei dies, sei das.

Tantra dagegen liegt jenseits aller Gesellschaft, Kultur und Zivilisation. Tantra sagt, dass du mit zu viel Kultur alles Natürliche verlierst und zu einem Mechanismus wirst, der weder treiben noch fließen kann. Zwinge dir also keine Struktur auf – lebe von Augenblick zu Augenblick, sei wach. Und das ist ein Punkt, der tief verstanden werden muss.

Warum liegt den Leuten so viel daran, sich eine Struktur zu verschaffen? Damit sie nicht wach zu sein brauchen – denn ohne einen Charakter, der dich zusammenhält, musst du sehr, sehr scharf aufpassen: Jeden Augenblick muss eine neue Entscheidung gefällt werden. Denn jetzt hast du keine vorfabrizierten Verhaltensmuster, du hast keine festen Einstellungen.

Du musst dich ganz auf die gegebene Situation einlassen: Etwas Bestimmtes liegt an, und du bist vollkommen unvorbereitet. Du musst also ungeheuer scharf aufpassen. Und weil sie sich um diese Wachsamkeit drücken wollen, haben sich die Leute einen Trick ausgedacht; und dieser Trick nennt sich „Charakter“. Zwinge dich zu einer bestimmten Disziplin, dann kannst du alles dieser Disziplin überlassen, ob deine Sinne wach sind oder nicht. Mach es dir zur Gewohnheit, immer die Wahrheit zu sagen, und wenn es eine Gewohnheit ist, brauchst du dir keine Gedanken mehr darüber zu machen. Jemand fragt dich etwas, du sagst die Wahrheit – aus. Gewohnheit, versteht sich – und damit ist die Wahrheit abgestorben.

Das Leben ist nicht so einfach. Das Leben ist eine sehr, sehr komplexe Angelegenheit. Manchmal ist eine Lüge notwendig und manchmal kann eine Wahrheit gefährlich sein; man muss also aufpassen. Zum Beispiel, wenn du mit deiner Lüge jemandem das Leben retten kannst, wenn durch deine Lüge niemand zu Schaden kommt, und vielmehr ein Leben gerettet werden kann – was machst du dann mit deiner Disziplin? Wenn du dich ganz auf sie festgelegt hast und einfach ehrlich sein musst, dann wirst du damit zum Mörder.