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Markus Berger

Kaffee

Ein psychoaktives Genussmittel

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Verlegt durch:

Nachtschatten Verlag AG

© 2018 Markus Berger

Korrektorat: Jutta Berger, Felsberg

ISBN: 978-3-03788-535-2
eISBN: 978-3-03788-566-6

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische digitale Medien und auszugsweiser Nachdruck nur unter Genehmigung des Verlags erlaubt.

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Kaffee-Botanik

Die Gattung Coffea (Rubiaceae)

Die wichtigsten Kaffeelieferanten

Weitere Coffea-Arten

Anzucht und Kultur

Zur Geschichte des Kaffees

Findung und Mythos: Wie alles begann

Kaffee-Krisen – Kaffee-Kriege

Kaffeeproduktion und Umweltverschmutzung

Die verbotene Substanz: Kaffee-Prohibition

Der Kaffee und die Kunst I: Musik

Der Kaffee und die Kunst II: Literatur

Die Welt der Kaffeewerbung

Zubereitungsformen und Einnahme

Küche oder Lagerfeuer: Coffeetime!

Kaffeeröstungen

Kaffeebohnen selber rösten

Die kommerzielle, manuelle Kaffeeröstung

Die Grundrechenarten des Kaffeekochens

Kaffee-Verschnitte und echter wilder Kaffee

Coffea-Alkohol-Combos (Auswahl)

Coffea-Milch-Combos

Coffea-Wasser-Combos

Coffea-Potenzierungen: Espresso und Mokka

Psychoaktiver Gebrauch

Dosis, Set und Setting?

Sinnvolle und genüssliche Verbindungen: Die Connections

Weitere Einnahmeformen der Coffea

Die rituelle Coffea-Nutzung

Coffea aphrodisia: Kaffee als Liebesmittel

Koffein & Co.

Die Inhaltsstoffe des Kaffees

Im Speziellen: Koffein

Koffein in Kaffee-Blättern

Ethnobotanik: Koffeinhaltige Pflanzen

Koffeinhaltige Limonaden und Energydrinks

Der Koffeingehalt der Genussmittel

Die Wirkungen und Nebenwirkungen des Kaffees

Kaffee und Koffein in der Medizin

Kaffee als Heilmittel

Kaffee in der Volksmedizin

Kaffee in der Homöopathie

Kaffee ist kein Entwässerer

Weitere Studien

Kastraten und Surrogate: Light-Lösungen und Kaffee-Ersatz

Entschärfte Stimulanzien: Entkoffeinierte und abgespeckte Kaffees

Kaffee-Ersatz und Kinderkaffee: Surrogate

Ethnobotanik der Kaffeesurrogate

Internationale pflanzliche Kaffee-Ersatzstoffe

Praktische Tipps für Kaffeegenießer

Kaffeerückstände entfernen

Kaffeesatz als Reinigungsmittel

Kaffeemaschine reinigen

Kaffeemaschine ausrangieren

Anhang

Kleines Kaffeelexikon

Coffeagrafie: Literatur

Kaffeemagazine

Internetressourcen

Danksagung

Der Autor

Bildquellen

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Vorwort

Es war das radikalste Getränk der Welt weil seine Funktion stets darin bestand, die Menschen zum Denken zu bewegen.

PENDERGRAST 2001

Schon als Kind fand ich es unheimlich gemütlich und wunderbar, von Oma auf dem morgendlichen Spaziergang zu hören, dass der Rauch, der Nebel über dem Wald, von den kaffeekochenden Füchsen verursacht wird. Lecker! Und wie gern roch ich schon als Sprössling den Duft frischen Kaffees – ob aufgebrüht oder aus der Packung. Und erst das Aroma frisch gemahlener Bohnen!

Die Vorliebe für den Kaffeeduft wohnt offensichtlich den meisten Kindern inne. Auch mein Sohn roch das Aroma schon als kleiner Bub besonders gern. Ich selbst begann mit dreizehn Jahren, ich glaube gegen Ende des vierzehnten Lebensjahres, mit dem vorsichtigen Kaffeetrinken. Seitdem fröne ich dem Genuss des bräunlichen Gebräus täglich.

Auf dem Markt finden sich ungezählte Buchwerke zum Thema Kaffee, insbesondere Rezept- und Lifestylebücher. Ein Büchlein über Kaffee als psychoaktives Genussmittel, das den Fokus auf das psychonautische Publikum und die psychoaktive Kultur legt, hat jedoch bisher gefehlt, weshalb dieses Manko hiermit behoben sei.

Ich gehöre zu der Art von Autoren, die in ihren Büchern immer gerne alles verfügbare Wissen zu einem Themenkomplex zusammentragen. Dass dies bei einem so ausschweifenden Sujet wie dem Kaffee im Rahmen eines solch kleinen Werkchens nicht möglich ist, muss sowohl ich selbst wie auch der Leser hinnehmen. Dicke Bände, die sich bemühen, eine möglichst große Vielfalt an Informationen zum Kaffee zu kompilieren, gibt es indes seit längerem, zum Beispiel das hervorragende Werk von Mark Pendergrast, das ich einige Male zitiere und das selbstverständlich in der Bibliografie (Coffeagrafie) am Ende des Büchleins aufgeführt ist.

Die Grundlage des vorliegenden Bandes bildet eine Sammlung von Zitaten zum Thema Kaffee, die ich im Jahr 2004 begonnen und einer breiten Auswahl an Literatur zur Drogenkunde und Pharmakologie entnommen habe. Ursprünglich war geplant, die Kollektion in Form einer literarischen Collage zu einem reinen Zitatband zu verdichten, weil diese Textauszüge aus Büchern eines langen Zeitraums die vielfältige Kultur, die sich um Kaffee und Koffein weltweit entwickelt hat, in großartiger Weise dokumentieren und aufzeigen, wie sehr diese psychoaktive Droge unsere Gesellschaften beeinflusst hat. Immerhin ist der Kaffee (nicht erst) heutzutage eine der wichtigsten psychotropen Substanzen überhaupt!

Am Ende ist dann doch etwas mehr als eine reine Zitatsammlung herausgekommen, nämlich ein schmales Lesebändchen über den Kaffee und das psychoaktive Molekül Koffein, das den Charakter einer literarischen Collage nicht ganz aufgeben musste. Es kann in diesem Rahmen keine vollständige Dokumentation der Kulturgeschichte des Kaffees liefern, sondern soll dem Leser als psychoaktives Lesevergnügen und erhellendes Appetithäppchen dienen, das Lust auf mehr macht – und nicht zuletzt soll es insbesondere auch die Widersinnigkeit der Drogenverbote aufzeigen.

„Die Pharmakratien unserer Zeit herrschen hauptsächlich durch das Mittel der Drogenkontrolle“, schrieb Thomas S. Szasz 1974 – im Jahr meiner Geburt – in seinem bahnbrechenden Werk Ceremonial Chemistry (Deutsch: Das Ritual der Drogen, 1978), und was er so trefflich feststellt, hat leider bis in die heutige Zeit Bestand.

Vorliegendes Buch führt in die Welt einer global akzeptierten psychoaktiven Substanz ein und zeigt nebenbei auf, wie unsinnig und willkürlich jedes Drogenverbot sein muss. Denn auch der Kaffee war nicht immer ein Produkt des Mainstreams, sondern – ganz im Gegenteil – ebenfalls einst eine verteufelte Droge, ein Opfer der Pharmakratie, dessen Besitz, Konsum und Handel zu manchen Zeiten und in einigen Gegenden der Erde unter schwerer, teils menschenverachtender Strafe standen.

Heben wir also die Kaffeetasse auf die Freiheit, auf Genussmündigkeit, Drogenkompetenz und Eigenverantwortung. Mögen der Kaffee und seine Geschichte uns zeigen, dass Verbote nichts bringen als unnötiges Leid und dass die psychoaktiven Genussmittel zum Menschen gehören wie die Atemluft und die tägliche Nahrung. Wohl bekomm’s!

Markus Berger
Felsberg, im Frühjahr 2018

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Einleitung

Das Gemütsleben des Menschen wird durch mäßige Koffeinmengen günstig beeinflußt. Unter der Einwirkung des Koffeins ärgert sich der Mensch über unerfreuliche Dinge weniger; er glaubt auch, der vor ihm liegenden Schwierigkeiten leichter Herr zu werden.

RÖMPP 1941A: 119

Der Kaffee, das bekannte Gegengift des Weines, erregt in hohem Grade unsere Phantasie, leitet dadurch den Kopfschmerz ab und zerstreut unseren Kummer, ohne uns, so wie das auch mit jenem Getränke der Fall, hiervon für den folgenden Tag verschonen zu können.

LA METTRIE 1875: 25

Kaffee hat, auch wenn er als Kulturpflanze noch relativ jung ist, eine lange Kulturgeschichte, von der aber leider nur wenig überliefert bzw. in der Überlieferung erhalten ist. Er diente und dient der kapitalistischen Welt als Handelsware, dem Genießer jedoch als Meditationsdroge, als kleine Pause zwischendurch und als Tonikum, als Aufputscher und Wachhalter, aber auch als Aphrodisiakum und sogar als Medizin.

Kaffee ist heute weltweit das beliebteste Getränk – noch vor Bier und Cola. Ein in den weltweiten Gesellschaften eingebettetes, akzeptiertes, ja gewinnbringendes psychoaktives Gewächs und Getränk. Kaffee hat Geschichte und Kaffee ist modern. Er ist eine tief verwurzelte Zauberpflanze, leider aber auch ein Werkzeug für Ausbeutung und menschenverachtendes Elend geworden. Kaffee ist Modedroge und Kaffee ist Synonym für andere Drogen: Coffein (engl. Caffeine) oder Coffee sind Straßenbezeichnungen für Kokain (pharmazeutisches Koffein wird oft auch gern zur Verlängerung von Kokainpulver verwendet).

Das Wort Kaffee stammt vermutlich vom arabischen Terminus qahwa, gahwa oder khamr (auch Al-Qahwa, gahwah, g’hawah, qahwah = berauschend; arab. für Wein) her (RÄTSCH 1998: 534). Der Ethnologe und Wörterbuchautor JANZING bietet folgende Erläuterungen zum Wort Kaffee an:

„Arabisch (…) [qáhwa] heißt ‚Kaffee’ (vgl. althebrä. [qahawá]). Das Wort gelangte über türkisch kahve in die europäischen Sprachen: italienisch caffé, niederländisch koffie. Das italienische Wort breitete sich gemeinsam mit dem Kaffee weit aus. Das niederländische Wort ist Englisch und Russisch entlehnt“ (JANZING 2004: 12).

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Eine Kaffeeplantage in Tansania

Zuweilen wird der Ursprung des Wortes Kaffee aber von der äthiopischen Provinz Kaffa abgeleitet. Aus Kaffa kommt ein urtümlicher, wilder Kaffee (siehe unten).

Janzing liefert auch gleich die angenommene Etymologie der Bezeichnung Kaffeebohne:

„Für Kaffeebohne gibt es die Erklärung, dass es auf arabisch (…) [bunn] ‚Kaffee(bohne)’ zurückgehe und volksetymologisch an Bohne angelehnt sei. Sollte dies zutreffen, so müssen die anderen germanischen Wörter (vgl. schwed. kaffeböna) entweder auf derselben Volksetymologie beruhen oder das Wort nach deutschem Vorbild als Lehnübersetzung gebildet haben. Auch das russische Wort muss dann eine Lehnübersetzung germanischen Ursprungs sein (…)“ (JANZING 2004: 12).

Von den über 120 Coffea-Spezies (siehe Kapitel Kaffee-Botanik) sind drei Arten für die Kaffeeproduktion von besonderer Relevanz: Coffea arabica, Coffea robusta (die mittlerweile Coffea canephora genannt wird) und Coffea liberica. Letztgenannte Art wird allerdings seltener verwendet. Für uns sind in der Hauptsache Robusta- und Arabica-Kaffees von Gewicht.

„Die ‚Robusta‘, eine Sorte, die viel angebaut wird, bleibt größtenteils auf dem einheimischen Markt, während die feine Sorte ‚Arabica‘ beinahe ausschließlich exportiert wird. In fast allen mittleren Höhenlagen Britisch-Ostafrikas liegen verstreut ausgedehnte Kaffeeplantagen; in Kenia vor allem in der Umgebung Nairobis. Die sanften Abhänge der Hügel und Höhen um tausend Meter herum entsprechen den Lebensbedingungen der Kaffeesträucher am besten:“ (HANZELKA & ZIKMUND 1954: 169)

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Kaffee-Botanik

Die Gattung Coffea (Rubiaceae)

Der Kaffeestrauch Coffea arabica und seine Verwandten Coffea spp. gehören zur Familie der Rubiaceae (Röte- oder Krappgewächse). Somit sind die Kaffeegewächse (obgleich bei weitem nicht alle Arten der Gattung Koffein aufweisen oder gar als leckerer Kaffee genießbar wären) unter anderem verwandt mit solch psychedelischen Pflanzen wie zum Beispiel der Psychotria, dem panamazonischen DMT-Lieferanten Nummer eins, und auch dem einheimischen Waldmeister.

Hier die systematische Stellung der Gattung Coffea im Pflanzenreich:

Reich: Pflanzen

Division: Magnoliophyta CRONQUIST

Unterdivision: Magnoliophytina FROHNE et JENSEN ex REVEAL

Klasse: Rosopsida BATSCH

Unterklasse: Lamiidae TAKHT. ex REVEAL

Überordnung: Gentiananae THORNE ex REVEAL

Ordnung: Rubiales DURNORT.

Unterordnung: Rubiineae RAF.

Familie: Rubiaceae Juss.

Unterfamilie: Coffeoideae RAF./ Ixoroideae RAF.

Tribus: Coffeeae DC.

Subtribus: Coffeinae DC.

Gattung: Coffea L.

Taxonomie im Spiegel der Zeit

Coffea L. (1753), Rubiaceae

Klasse: Coffeopsida Brongn., Enum. Pl. Mus. Paris: xvii, 48. 1843 (Coffeineae)

Unterklasse: Coffeineae J. Presl in Nowočeská Bibl. [Wšobecný Rostl.] 7: 791, 826. 1846 (Coffeaceae)

Famille: Coffeaceae Batsch, Tab. Affin. Regni Veg.: 233. Mai 1802

Unterfamilie: Coffeoideae Raf. in Ann. Gen. Sci. Phys. Bruxelles 6: 85. 1820 (Coffeoria)

Tribus: Coffeeae DC. in Ann. Mus. Natl. Hist. Nat. 9: 217. 1807 (Coffeaceae)

Untertribus: Coffeinae DC., Prodr. 4: 342, 472. Sep 1830

Zurzeit zählen 124 Spezies zur Gattung Coffea L., die in die Untergattungen Baracoffea und Coffea aufgeteilt sind. Die Gattung war 1753 vom Botaniker Carl von Linné aufgestellt worden. Synonyma für die Gattung sind Buseria T. DURAND, Cafe ADANS., Hexepta RAF., Leiochilus HOOK. f., Nescidia A. RICH., Paolia CHIOV., Pleurocoffea BAILL., Psilanthopsis A. CHEV. und Solenixora BAILL.

2001 wurden in der Antsiranana-Provinz im nordöstlichen Madagaskar von Davis und Rakotonasolo drei „neue“ Coffea-Spezies beschrieben:

Coffea littoralis A.P. DAVIS et RAKOTONAS. sp. nov.

Coffea mcphersonii A.P. DAVIS et RAKOTONAS. sp. nov.

Coffea ratsimamangae J.-F. LEROY ex A.P. DAVIS et

RAKOTONAS. sp. nov.

Diese drei Arten wurden mit Coffea pervilleana verglichen (DAVIS et RAKOTONASOLO 2001). Eine Übersicht über nahezu alle Coffea-Spezies findet sich im Internet auf den Seiten der Plantamed, einer webbasierten Datenbank zu den Medizinalpflanzen: plantamed.com.br/plantaservas/generos/Coffea

Die wichtigsten Kaffeelieferanten

Nicht alle Spezies aus der Gattung Coffea können für die Produktion von Kaffee verwertet werden. Viele Arten sind für diese Zwecke nicht geeignet. Die drei wichtigsten Kaffee-Pflanzen sind:

Coffea arabica LINNÉ

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Früchte der Coffea arabica

Synonyme: Coffea laurifolia SALISB., Coffea mauritiana HOST. non LAMK., Coffea vulgaris MOENCH, Jasminum arabicum laurifolia. DE JUSS. Trivialbezeichnungen: Arabian coffee, Arabica-Kaffee, Arabischer Kaffee, Bergkaffee, Bunna (äthiop.), Café, Coffee tree, Common coffee, Kaffeebaum, Kaffeepflanze, Kaffeestrauch, Kahwa, Koffie, Qahwe und viele andere.

Coffea arabica ist die Kaffeeart (mit Varietäten), mit der mehr als 60 Prozent der Weltkaffeeproduktion gestemmt werden. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Äthiopien und wird vornehmlich in Gebieten angebaut, die 1000 bis 3000 Meter über dem Meeresspiegel liegen. Ihre Früchte enthalten bis 1,5 Prozent Koffein, wobei eine Pflanze etwa drei bis fünf Jahre benötigt, ehe sie diese ausbildet.

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Coffea-arabica-Blüten

Coffea arabica ist ein zwei bis fünf Meter hohes, strauchartiges Gewächs mit glänzenden, immergrünen, elliptisch bis lanzettlichen und zugespitzten Blättern, die bis zu zwanzig Zentimeter lang und bis zu sechs Zentimeter breit werden können. In den Blattachseln bilden sich die sternförmigen und weißen Blüten, die bis zu fünf Millimeter lang werden und jasminähnliche Düfte produzieren. Die Frucht ist anfangs grün und wird bei zunehmender Reife rot. Die Reifezeit ist nach neun bis elf Monaten erreicht.

„Innerhalb des Fleisches liegen die beiden dünnschaligen, pergamentartig behäuteten Steine. An den zueinander gekehrten Seiten sind diese platt und mit einer Längsfurche versehen, an der entgegengesetzten gewölbt, grün bis hellbraun, von der Samenschale, dem Silberhäutchen, umgeben (Kaffeebohnen). Im Innern des Samens befindet sich das hornartige, eingerollte Endosperm mit einem kleinen Keim“ (KAISER 1955: 643).

Die Varietät Coffea arabica var. maragogype ist eine Hybridform aus Coffea arabica und Coffea liberica und wird In Nicaragua und Mexiko auf Höhen zwischen 400 und 1200 Metern über dem Meeresspiegel kultiviert. Die Pflanzen liefern nur einen geringen Ertrag und werden als Kaffeelieferanten ausschließlich regional angebaut und verwendet.

Coffea canephora PIERRE ex FROEHNER

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Coffea-canephora-Früchte

Synonyme: Coffea robusta LINDEN Trivialbezeichnungen: Rio Nunez coffee, Robusta Coffee, Robusta-Kaffee, Kongo-Kaffee

Coffea canephora, der seit dem 19. Jahrhundert bekannte Robusta-Kaffee, kommt aus West- und Zentralafrika und macht etwa 35 bis 36 Prozent der weltweiten Kaffeeproduktion aus. Coffea canephora (inkl. Varietäten) wird insbesondere in mediterranen Ländern, zum Beispiel in Frankreich, Spanien und Portugal genossen.

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Coffea-canephora-Blüte

Coffea canephora weist eine natürliche Resistenz gegen Krankheits- und Schädlingsbefall auf. Canephora hat ein kräftigeres, etwas bittereres und herberes Aroma und enthält wesentlich mehr Koffein, nämlich bis zu 2,7 Prozent. Canephora-Bohnen sind nach sechs bis acht Monaten reif.

Diese Kaffeeart ist besonders schnellwüchsig, wird bis zu acht Meter hoch (die Blätter werden bis etwa 40 Zentimeter lang) und ist um einiges ertragreicher als Coffea arabica. Allerdings ist die Pflanze auch kälteempfindlicher als die Arabica-Spezies. Daher wird Coffea canephora im Flachland oder in Höhenlagen bis maximal sechshundert Meter angepflanzt.

Coffea liberica BULL ex HIERN.

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Coffea liberica

Synonyme: Coffea excelsa CHEV., Coffea dewevrei DE WILD. et DUR. Trivialbezeichnungen: Liberia-Kaffee, Excelsa-Kaffee

Liberia-Kaffee stammt aus Westafrika, kommt heute aber auch in Asien vor und wird dort zum Beispiel in Indonesien, auf den Philippinen und in Vietnam angebaut. Ihr Anteil an der Weltkaffeeproduktion liegt bei gerade mal einem Prozent.

Die Pflanze (inklusive Varietäten) ist als Kaffeelieferant seit Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt und kann bis zu 20 Meter hoch wachsen, meist erreichen die Exemplare eine Größe von acht bis zehn Metern.

Coffea liberica weist wie Coffea canephora eine natürliche Resistenz gegenüber Schädlingen auf. Die Blätter werden bis zu 35 Zentimeter lang und etwa 15 Zentimeter breit. Die nach 12 bis 14 Monaten reifen Früchte sind etwas größer und fester als die von Coffea arabica und Coffea canephora.

Weitere Coffea-Arten

Es gibt weitere Arten, die als Kaffeelieferanten verwendet werden – zum Teil auch nur in bestimmten Regionen. Hier eine exemplarische Auswahl:

Coffea benghalensis kommt, wie der Name schon verrät, aus Bengalen und ist dort sowohl als Wild- wie als Kulturpflanze anzutreffen. Die Staude bildet längliche, dünne Blätter und weiße Blüten aus und gedeiht auf dem indischen Subkontinent in Regionen bis etwa 900 Meter über dem Meeresspiegel. Coffea benghalensis wird in ihrer Heimat auch medizinisch verwendet.

Coffea bonnieri kommt auf Nord-Madagaskar vor, hat dunkelgrünes Blattwerk und prägt weiße Blütenblätter um die Früchte aus.

Coffea congensis hat kleinere und schmalere Blätter und wird in Kinshasa (Kongo) verwendet.

Coffea racemosa wird in Mosambik verwendet.

Coffea stenophylla wird in Westafrika und angrenzenden Ländern verwendet. Die bis drei Meter hohe Pflanze bildet erst nach etwa sieben Jahren Kaffeekirschen aus und wurde um 1890 entdeckt. Die großen schwarzen Kaffeebohnen dieser Art ergeben einen milden Kaffee.

Coffea zanguebariae wird in Tansania verwendet.

Psychotria-Arten: „Wilder Kaffee“

Aus den Samen der Ps[ychotria) herbacea bereitet man nach

P. Browne auf Jamaica ein angenehmes coffeeähnliches Getränk.

G.C. WITTGENSTEIN / RÄTSCH 1998:457

Die diversen Psychotria-Spezies – es gibt immerhin zwischen 1200 und 1400 verschiedene – werden im Allgemeinen und Psychotria nervosa im Speziellen „Wilder Kaffee“ genannt. Auf den karibischen Inseln war und ist der Gebrauch einiger Spezies als Kaffee-Ersatz (siehe oben) recht beliebt: „In der Karibik werden die Samen mancher [Psychotrio-]Arten, z.B. Psychotria nervosa, als ‚Wilder Kaffee‘ bezeichnet und als Kaffee-Ersatz (…) getrunken“ (RÄTSCH 1998: 458).

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Psychotria nervosa

Psychotria viridis ist ein Stauden- bis strauchartiges Gewächs und wird unter anderem auch Chacruna, Chalipanga, Chagropanga und Cahua genannt. Diese Pflanze ist Ethnobotanikern als Zutat des Schamanentranks Ayahuasca wohlbekannt. Psychotria viridis kommt in Amazonien und in anderen Gebieten Süd- und Mittelamerikas vor; sie kann bei entsprechender Haltung und Pflege auch bei uns als Zimmerpflanze kultiviert werden. Die Blätter der Psychotrio viridis, die an Blätter einer Kaffeepflanze (eben an ein typisches Rötegewächs) erinnern, enthalten Im Schnitt etwa 0,3 Prozent N,N-DMT (N.N-Dimethyltryptamin) sowie geringe Anteile an Beta-Carbolinen. In Ayahuasca liefert Psychotria den Anteil an psychedelischem Dimethyltryptamin.

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Coffea arabica var. nana

Anzucht und Kultur

Kaffee gedeiht nicht nur in tropischen Plantagen, sondern auch im Wohnzimmer. Geeignet sind die Arten Coffea arabica