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Vadim Zeland

TRANSSURFING

Die Realität ist steuerbar

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Alle Rechte – auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe, der Übersetzung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen – vorbehalten.

Titel der Originalausgabe: Τрансерфинг реальностиПространство вариантов

Copyright © der Originalausgabe 2004 VES Publishing Group, St. Petersburg

Copyright © der deutschen Ausgabe Verlag “Die Silberschnur” GmbH

Aus dem Russischen von Helmut Kunkel

ISBN: 978-3-89845-154-3

eISBN: 978-3-89845-850-4

1. Auflage 2018

Gestaltung: XPresentation, Güllesheim

Verlag “Die Silberschnur” GmbH · Steinstraße 1 · D-56593 Güllesheim www.silberschnur.de · E-Mail: info@silberschnur.de

INHALT

1. DAS MODELL DER VARIANTEN

Dieses Kapitel gibt eine theoretische Einführung in das Transsurfing. Als konzeptionelle Grundlage des Transsurfings soll uns hierbei das Variantenmodell dienen – ein völlig neues Weltbild. Der Mensch weiß nicht, dass er sich seine Wünsche erfüllen kann, ohne sich groß zu bemühen. Wieso ist das möglich?

DAS RAUSCHEN DER MORGENSTERNE

DAS RÄTSEL DES AUFSEHERS

2. DIE PENDEL

Menschengruppen, deren Bewusstsein auf ein und dieselbe Weise ausgerichtet ist, erschaffen energoinformative Strukturen – die so genannten Pendel. Diese Strukturen entwickeln eine Art Eigenleben und unterwerfen die Menschen ihren Gesetzen. Die Menschen sind sich nicht darüber im Klaren, dass sie gezwungen sind, gemäß den Interessen der Pendel zu handeln. Wie kann man aus einer solch tiefen Illusion erwachen?

DESTRUKTIVE PENDEL

DER KAMPF DER PENDEL

MARIONETTENFÄDEN

SIE BEKOMMEN DAS, WAS SIE NICHT WOLLEN

DEM PENDEL AUSWEICHEN

DAS DÄMPFEN DES PENDELS

EINFACHE LÖSUNGEN FÜR SCHWIERIGE PROBLEME

DER SCHWEBEZUSTAND

3. DIE ERFOLGSWELLE

Die Metaphern »der blaue Glücksvogel« oder »das Rad der Fortuna« haben eine völlig materielle Grundlage. Es ist bekannt, dass Erfolg und Misserfolg einander abwechseln wie die schwarzen und weißen Streifen bei einem Zebra. Wie können wir nun die schwarzen Streifen aus unserem Leben ausschließen?

DER ANTIPODE DES PENDELS

DER BUMERANG-EFFEKT

SENDEN SIE POSITIVE FREQUENZEN

MAGISCHE RITUALE

4. DAS GLEICHGEWICHT

Die Menschen schaffen sich selbst Probleme und Hindernisse, und dann verbrauchen sie ihre Kräfte für deren Überwindung. Im Gegensatz zur gängigen Ansicht lehrt Transsurfing, dass die Gründe der Probleme auf einer ganz anderen Ebene liegen. Wie können wir die Probleme aus unserem Leben ausschließen?

DAS ÜBERSCHUSSPOTENZIAL

UNZUFRIEDENHEIT UND VERURTEILUNG

ABHÄNGIGKEITSVERHÄLTNISSE

IDEALISIERUNG UND ÜBERBEWERTUNG

VERACHTUNG UND EITELKEIT

ÜBERLEGENHEIT UND MINDERWERTIGKEIT

DER WUNSCH, ZU HABEN UND NICHT ZU HABEN

SCHULDGEFÜHLE

GELD

VOLLKOMMENHEIT

DAS WICHTIGKEITSSYNDROM

VOM KAMPF ZUM GLEICHGEWICHT

5. DER INDUZIERTE ÜBERGANG

Warum denkt jede ältere Generation, das Leben sei früher besser gewesen? Wie viele Generationen sind seit Beginn der Menschheitsgeschichte bereits vergangen?! Und jede Generation ist davon überzeugt, dass die Welt schlechter geworden sei. Hat die Welt eine Tendenz zum Verfall? Wenn dem so wäre, dann würden ein paar Dutzend Generationen ausreichen, und alles würde zur Hölle gehen. Was ist wirklich los?

DIE VERSCHIEBUNG DER GENERATIONEN

DER TRICHTER DES PENDELS

KATASTROPHEN

KRIEG

ARBEITSLOSIGKEIT

EPIDEMIEN

PANIK

ARMUT

6. DER STROM DER VARIANTEN

Wie kommen Vorahnungen, Intuitionen, Weissagungen, Entdeckungen und Meisterwerke der Kunst zustande? Sind sie wirklich Werke des menschlichen Verstandes? Der Strom der Varianten ist ein exzellentes Geschenk an den Verstand, aber der Mensch ahnt noch nicht einmal etwas davon. Was sind Omen, und wieso haben sie eine Bedeutung?

DAS INFORMATIONSFELD

WISSEN AUS DEM NIRGENDWO

DER BITTSTELLER, DER EMPÖRTE UND DER KÄMPFER

BEWEGUNG MIT DEM STROM

WEGWEISENDE ZEICHEN

LOSLASSEN

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VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser!

Wie alle Menschen, möchten auch Sie sicher in Glück und Wohlstand leben, möglichst ohne Stress, Krankheiten und Schicksalsschläge. Leider scheint das Leben jedoch immer andere Pläne zu haben und treibt uns wie ein Papierschiffchen durch einen reißenden Strom. Auf der Suche nach dem Glück haben Sie schon so manchen bekannten Pfad beschritten. Doch wie viel haben Sie im Rahmen der traditionellen Weltanschauungen tatsächlich erreichen können?

Dieses Buch handelt von sehr seltsamen und ungewöhnlichen Dingen. Der Inhalt ist so schockierend, dass man ihm nicht glauben möchte. Aber Sie brauchen ihm auch nicht blind zu glauben, denn Sie werden Methoden kennen lernen, mit denen Sie alles selbst überprüfen können. Tun Sie es, und Ihre gewohnte Weltanschauung wird in sich zusammenfallen.

Transsurfing ist eine mächtige Technik zur Realitätssteuerung. Sie bekommen die Möglichkeit, Ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, ja das schier Unmögliche zu erreichen. Es geht dabei aber nicht um gewöhnliche Wunder oder Zauberei. Überzeugen Sie sich selbst davon, wie viel wunderbarer die unbekannte Realität ist im Vergleich zu jeder beliebigen Mystik.

Es gibt unendlich viele Bücher mit Anleitungen zu Erfolg, Reichtum und Glück. Auf den ersten Blick mögen solche Bücher recht viel versprechend aussehen, doch sobald man sie aufschlägt, wird man mit allerlei Übungen, mit Meditationen oder mit sonstiger Arbeit an sich selbst konfrontiert. Ein schöner Frust: Das Leben ist doch schon hart genug – und die Lösung soll dann sein, die Ärmel aufzukrempeln und sich selbst an die Kandare zu nehmen?

Man sagt Ihnen, Sie seien unvollkommen und könnten nichts erreichen, ohne sich selbst zu ändern. Vielleicht sind Sie tatsächlich nicht ganz zufrieden mit sich selbst, aber in der Tiefe Ihrer Seele wollen Sie sich nicht wirklich ändern, und das wäre auch nicht gut. Glauben Sie niemandem, der Ihnen einreden will, Sie wären unvollkommen. Wer kann schon wissen, wie Sie “sein sollen”? Niemand muss sich ändern. Auf diesem Wege kommt man zu keiner Lösung.

Wir werden uns in diesem Buch nicht mit Übungen, Meditationen oder Selbstreflexionen befassen. Transsurfing ist keine neue Methode zur Selbstvervollkommnung, sondern eine grundlegend andere Art und Weise, zum Ziel seiner Wünsche zu gelangen. Es ist kein Weg des Strebens, sondern ein Weg des Bekommens. Es geht nicht darum, sich zu ändern, sondern zu sich selbst zurückzukehren.

Wir alle begehen viele Fehler im Leben, und dann träumen wir davon, wie schön es wäre, in die Vergangenheit zurückzukehren und diese Fehler zu korrigieren. Ich verspreche Ihnen keinen Freifahrtschein zurück in Ihre Kindheit; dennoch ist es möglich, seine Fehler zu korrigieren, und zwar so, dass es einer Reise in die Vergangenheit sehr nahe kommt – eigentlich sollte man sogar sagen, es handelt sich um eine Reise “vorwärts in die Vergangenheit”. Der Sinn dieses Ausdrucks wird sich Ihnen im Laufe des Buches erschließen. Was ich Ihnen im Folgenden zu sagen habe, sind Dinge, über die Sie noch nie gehört oder gelesen haben. Machen Sie sich also auf einige Überraschungen gefasst – wundersame wie angenehme.

KAPITEL 1

DAS VARIANTENMODELL

Dieses Kapitel gibt eine theoretische Einführung in das Transsurfing. Als konzeptionelle Grundlage des Transsurfings soll uns hierbei das Variantenmodell dienen – ein völlig neues Weltbild. Der Mensch weiß nicht, dass er sich seine Wünsche erfüllen kann, ohne sich groß zu bemühen. Wieso ist das möglich?

Träume bleiben Schäume.

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DAS RAUSCHEN DER MORGENSTERNE

Der Nachbarhund hat es mal wieder geschafft – dieses kleine Mistvieh mit seinem ewigen Gebell! Ich habe es satt, mich ständig durch sein nerviges Kläffen wecken zu lassen. Ich sollte unbedingt raus an die frische Luft. Vielleicht lenkt mich das ja ab von meinem dringenden Verlangen, das Haus des Nachbarn anzuzünden. Dieser … ich sag’s ja immer – so ein Hundehalter ist auch nicht besser als sein Köter. Ständig rückt mir irgendein Widerling auf die Pelle und macht mir das Leben zur Hölle. Ich ziehe mich hastig an. Meine Hausschuhe sind mal wieder verschwunden. Wo habt ihr euch versteckt, ihr blöden Latschen? Na wartet, wenn ich euch finde, landet ihr im Müll!

Draußen ist es neblig und feucht. Ich gehe auf einem glitschigen Pfad durch einen finsteren Wald. Fast alle Blätter sind schon abgefallen und haben die grauen Stämme der halbtoten Bäume entblößt. Weshalb nur wohne ich inmitten dieses düsteren Sumpfes?

Ich zünde mir eine Zigarette an. Irgendwie habe ich gar keine Lust zu rauchen, es ist mehr eine Gewohnheit, die mich dazu zwingt. Aber muss ich wirklich? Wieso ist für mich das Rauchen zur Pflicht geworden? Und dann noch morgens auf nüchternen Magen – eigentlich ziemlich ekelhaft. Tja, früher, in fröhlicher Runde, das war noch etwas anderes – die Zigarette war für mich damals eine Art Symbol für Mode, Freiheit und Selbstbewusstsein. Doch alle Partys haben ihr Ende, und dann beginnt der graue Alltag mit all seinen Problemen – so morastig wie die Regenpfützen. Und bei jedem Problem tröstest du dich mehrmals mit einer Zigarette, als ob du dir sagen würdest: So jetzt rauche ich eine zur Erholung, um dann von neuem in diese lästige Routine einzutauchen.

Der Zigarettenqualm tritt mir in die Augen, und wie ein trotziges Kind bedecke ich sie mit meinen Händen. Ach, wie mir alles zum Halse heraushängt! Und jetzt, sozusagen zur Bestätigung meiner Gedanken, peitscht mir ein tückisch gekrümmter Birkenzweig schmerzhaft ins Gesicht! Malefizstück, elendes! Vor lauter Wut knicke ich ihn um und lasse ihn zur Seite schnellen. Lose am Baum hängend, fängt er an, wie ein Hampelmann hin und her zu tänzeln und kleine Hopser zu machen, als wollte er mir meine ganze Ohnmacht vorführen, irgendetwas in dieser Welt zu verändern. Niedergeschlagen schleppe ich mich weiter.

Immer wenn ich versuche, mit dieser Welt zu kämpfen, gibt sie zunächst nach und erfüllt mich mit Hoffnung, doch bloß, um mir dann unverhofft einen gehörigen Nasenstüber zu versetzen. Nur Kinohelden steuern geradewegs auf ihr Ziel zu und räumen dabei spielend alle Hindernisse aus dem Weg. In Wirklichkeit ist es ganz anders. Das Leben ähnelt einem Roulettespiel. Zuerst gewinnst du – ein, zwei, vielleicht auch drei Mal. Du wähnst dich als Sieger und bildest dir schon ein, die ganze Welt in der Tasche zu haben, doch am Ende hast du immer verloren. Du bist wie eine Schlachtgans, die eine Zeit lang gemästet wird, um dann bei fröhlicher Musik gebraten und verspeist zu werden. Du hast dich getäuscht, das ist nicht dein Fest. Du hast dich getäuscht …

In solche trübsinnigen Gedanken vertieft, gelange ich schließlich ans Meeresufer. Kleine Wellen fressen missmutig Schneisen in das sandige Ufer. Die See bläst mir unfreundlich ihren nasskalten Atem entgegen. Fette Möwen zockeln gemächlich am Strand entlang und picken hier und da an irgendwelchen fauligen Substanzen. Aus ihren Augen starrt mir eine kalte, schwarze Leere entgegen. Die ganze Umgebung ist so kalt und feindselig, dass sie mir ein geradezu perfektes Abbild unserer Welt zu sein scheint.

Ein Obdachloser sammelt am Strand leere Flaschen. Ach, würdest du dich nur zum Kuckuck scheren, du alter Pennbruder – zu gern wäre ich allein. Aber nein, er scheint auf mich zuzukommen, wahrscheinlich auch noch, um mich anzubetteln. Besser, ich gehe wieder nach Hause. Dass man aber auch nirgends seine Ruhe hat! Wie müde ich bin! Diese Müdigkeit hängt ständig über mir wie ein Schleier, sogar in meiner Freizeit. Mein Leben gleicht dem eines Häftlings, der seine Strafe absitzt. Irgendwie kommt es mir so vor, als ob sich schon bald alles ändern müsse; ja, dann beginnt ein neuer Lebensabschnitt; ich werde ein anderer sein und mich des Lebens freuen. Aber das alles liegt irgendwann in der Zukunft, und bis dahin muss ich mein trostloses Dasein als Zwangsarbeiter fristen. Ich warte und warte, doch jene Zukunft will einfach nicht anbrechen. Jetzt werde ich wie üblich mein fades Frühstück herunterwürgen und mich hinterher zur Arbeit schleppen, um mir eine eintönige Tätigkeit abzuverlangen, die für irgendjemanden von Belang sein mag – aber jedenfalls nicht für mich. Ein weiterer Tag meines beschwerlichen, sinnlosen Lebens …

Ich erwache durch das Rauschen der Morgensterne. Was für einen trostlosen Traum habe ich nur gehabt! Es ist, als sei ein Bruchstück meines früheren Lebens zu mir zurückgekehrt. Gut, dass es nur ein Traum gewesen ist! Ich räkele mich erleichtert, so ähnlich wie es mein Kater tut. Da liegt er, dieser Faulpelz, und streckt sich. Nur seine gespitzten Ohren zeigen an, dass er sich meiner Anwesenheit bewusst ist. “Steh auf, du Schnauzbart. Ich geh spazieren – kommst du mit? Ich habe einen sonnigen Tag bestellt und will ans Meer gehen.”

Während ich durch den Wald gehe, verliert sich das Rauschen der Morgensterne allmählich im vielstimmigen Chor der Vögel. Einer von ihnen mischt besonders eifrig mit und scheint “Futter! Futter!” zu rufen. Dort in den Büschen sitzt er, der kleine Tunichtgut. Wie gelingt es dir nur, so laut zu kreischen, du flaumiges Bürschelchen? Erstaunlich, dass mir das noch nie aufgefallen ist: Die Vogelarten haben völlig verschiedene Stimmen, und doch fällt keiner von ihnen durch Missklänge aus dem Rahmen. Zusammen lassen sie immer eine harmonische Symphonie erklingen, wie sie von keinem auch noch so begnadeten Orchester wiedergegeben werden kann.

Die Sonne sendet ihre Strahlen zwischen den Bäumen hindurch. Dieses zauberhafte Lichterspiel verleiht dem Wald eine solche räumliche Tiefe und den Farben eine solche Sattheit, dass die ganze Szenerie in ein wunderbares Hologramm verwandelt wird. Der Weg führt mich sorgsam zum Meer. Die smaragdgrünen Wellen tuscheln leise mit der warmen Brise. Der leere Strand scheint sich endlos dahinzuziehen, aber ich empfinde eine innere Ruhe und Behaglichkeit, als hätte unsere überbevölkerte Welt diesen gemütlichen Winkel extra für mich ausgewählt. Es gibt Leute, die die uns umgebende Welt für Illusion halten, für etwas, was wir in unserer Vorstellung geschaffen haben. Nun, vielleicht entbehre ich einfach der nötigen Phantasie, um behaupten zu können, all diese Schönheit sei lediglich das Erzeugnis meiner Wahrnehmung.

Noch ganz bedrückt von meinem Traum, beginne ich mich an mein früheres Leben zu erinnern, das in der Tat trostlos und finster gewesen ist. Wie viele andere Menschen hatte auch ich sehr oft versucht, das von der Welt zu fordern, was mir angeblich zusteht. Die Welt jedoch hatte mir im Gegenzug eiskalt den Rücken zugekehrt. Andere, durch Erfahrung weise geworden, erklärten mir, die Welt würde nicht einfach nachgeben, man müsse sie vielmehr erobern. In der Folge versuchte ich mich im Kampf, aber auch so erreichte ich nichts, und schließlich gingen mir einfach die Kräfte aus. Meine Berater hatten auch für diesen Fall eine Antwort parat: “Du bist schlecht. Ändere dich zuerst, dann kannst du etwas von der Welt fordern.” So hatte ich mit mir selbst gekämpft, aber das erwies sich als noch mühsamer als meine vorherigen Versuche.

Dann träumte ich eines Tages, dass ich mich in einem Naturschutzgebiet befand. Ich war umgeben von unbeschreiblicher Schönheit. Hingerissen von der Pracht, wandelte ich durch den Park. Auf einmal begegnete mir ein aufgebrachter Alter mit grauem Bart; er schien mir der Aufseher des Naturparks zu sein. Schweigend begann er, mich zu beobachten. Ich ging zu ihm und wollte gerade etwas sagen, da bedeutete er mir eindringlich zu schweigen. In barschem Ton erklärte er mir, dass er nichts zu hören wünsche. Er sei die launischen, genusssüchtigen Besucher leid, die ewig unzufrieden seien, ständig etwas forderten, viel Lärm machten und Berge von Müll hinterließen. Ich nickte verständnisvoll und ging weiter.

Die Einzigartigkeit des Naturparks hatte mich völlig verblüfft. Warum war ich noch nie hierher gekommen? Wie verzaubert, wanderte ich ziellos umher und betrachtete alles um mich herum. Es gibt keine passenden Worte, um die Vollendetheit der Natur angemessen zu beschreiben. Folglich herrschte in meinem Kopf eine Mischung aus Begeisterung und Leere.

Alsbald erschien der Aufseher erneut vor mir. Sein strenger Gesichtsausdruck hatte sich etwas gemildert, und er gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Wir erklommen den Kamm eines grünen Hügels, wo sich uns die Aussicht auf ein wunderschönes Tal bot, in dem eine Siedlung lag. Von der Anhöhe muteten die Häuser an wie Spielzeughäuschen, eingebettet in ein Meer von Laub und Blumen. Das Ganze sah aus wie die Illustration eines Märchens. Der schöne Anblick hätte mich zu Tränen gerührt, wäre er mir nicht irgendwie unwirklich erschienen. Ich schöpfte den Verdacht, dass es sich nur um einen Traum handeln konnte. Fragend blickte ich den Aufseher an, doch der grinste nur in seinen Bart, als wollte er sagen: “Wirst schon sehen!”

Während wir ins Tal hinabstiegen, fiel mir ein, dass ich mich gar nicht erinnern konnte, wie ich in den Naturpark gekommen war. Ich wollte von dem Alten eine Erklärung bekommen. Anscheinend machte ich eine plumpe Bemerkung darüber, wie glücklich sich diejenigen schätzen dürften, die inmitten solcher Schönheit lebten. Darauf entgegnete er gereizt: “Wer hindert dich denn daran, einer von ihnen zu sein?”

Ich hielt ihm die abgedroschene Phrase entgegen, nicht jeder werde mit einem goldenen Löffel im Mund geboren und sein Schicksal ändern könne niemand. Der Aufseher schien meine Worte gar nicht zu beachten und sagte: “Es steht jedem Menschen frei, sich ein beliebiges Schicksal zu wählen. Die einzige Freiheit, die wir haben, ist die Freiheit der Wahl. Jeder kann für sich wählen, was er will.”

Diese Aussage stellte meine Vorstellungen über das Leben ziemlich auf den Kopf, und erneut widersprach ich dem Alten. Der jedoch wollte einfach nicht hören und entgegnete: “Dummkopf! Du hast das Recht zu wählen, du nutzt es nur nicht. Du verstehst gar nicht, was es bedeutet zu wählen.” So ein Unsinn, dachte ich mir. Wie soll ich selber wählen können, was ich will? Ist etwa alles in dieser Welt erlaubt? Und plötzlich erkannte ich, dass alles nur ein Traum war. Ich stutzte, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich mich in dieser seltsamen Situation verhalten sollte.

Soweit ich mich erinnern kann, erklärte ich dem Alten, dass er im Traum – und übrigens auch im Wachzustand – jeden nur erdenklichen Unsinn sagen könne und dass darin seine ganze Freiheit bestehe. Diese Bemerkung jedoch beeindruckte den Aufseher wieder nicht, und er lachte nur darüber. Ich erkannte die Absurdität der Situation (wieso sich im Traum mit jemandem auf eine Diskussion einlassen?) und überlegte mir schon, ob es nicht besser sei, einfach aufzuwachen. Als hätte der Alte meine Gedanken gelesen, sagte er: “Genug jetzt, wir haben wenig Zeit. Ich hatte nicht erwartet, dass sie mir einen solchen Dummkopf schicken würden. Trotzdem muss ich meine Mission erfüllen.”

Ich wollte wissen, was er mit “Mission” und wen er mit “sie” gemeint hatte. Er ignorierte jedoch meine Fragen und gab mir stattdessen ein Rätsel auf – ein ziemlich törichtes Rätsel, wie mir damals schien: “Jeder Mensch kann die Freiheit gewinnen, alles zu wählen, was er will. Hier kommt ein Rätsel für dich: Wie erlangt man diese Freiheit? Wenn du das errätst, werden deine Äpfel gen Himmel fallen.”

Was denn für Äpfel? Ich verlor allmählich die Geduld und sagte, ich hätte nicht die Absicht, sein Rätsel zu lösen. Nur im Traum und im Märchen seien alle Wunder möglich, in der Realität hingegen fielen Äpfel immer auf die Erde. Darauf entgegnete er: “Das reicht. Gehen wir, ich muss dir etwas zeigen.”

Als ich aufwachte, musste ich leider erkennen, dass ich mich an die Fortsetzung des Traumes nicht erinnern konnte. Doch mir blieb die klare Empfindung, dass der Aufseher mir eine Information eingegeben hatte, die ich mit Worten auszudrücken nicht in der Lage war. In meinem Gedächtnis war nur ein einziges seltsames Wort hängen geblieben: Transsurfing. Und dann gab es da noch einen Gedanken, der mir nicht aus dem Kopf wollte, und zwar, dass ich mir keine Sorgen darum zu machen brauche, meine Welt einzurichten, da sie schon seit langem ohne mein Zutun geschaffen ist, und zwar zu meinem Wohl. Auch ist es nicht nötig, um einen Platz an der Sonne zu kämpfen – im Gegenteil, auf diese Weise werde ich ihn am wenigsten erreichen. Anscheinend verbietet mir niemand, mir jene Welt zu wählen, in der ich leben will.

Zuerst erschien mir die ganze Idee völlig absurd. Höchstwahrscheinlich hätte ich diesen Traum bald vergessen, doch dann machte ich zu meinem großen Erstaunen eine Entdeckung: In meinem Gedächtnis begannen sich immer klarere Erinnerungen davon abzuzeichnen, was der Aufseher unter dem Wort wählen verstanden hatte und wie man das praktisch tun konnte. Die Lösung für das Rätsel des Aufsehers kam sozusagen von selbst zu mir. Es war eine Art Wissen, das aus dem Nichts auftauchte. Täglich eröffneten sich mir neue Erkenntnisse, und jedes Mal war ich von Grund auf erstaunt, fast schon erschreckt darüber. Ich bin nicht imstande, rational zu erklären, woher dieses Wissen gekommen ist. Ich bin jedoch völlig überzeugt, dass es nicht in meinem Kopf entstanden ist.

Seitdem ich Transsurfing für mich entdeckt habe (genauer gesagt, seit ich mir erlaubt habe, mich damit zu beschäftigen), hat mein Leben einen neuen Sinn bekommen, um nicht zu sagen: einen Frohsinn. Jeder, der sich zumindest schon einmal kreativ betätigt hat, weiß, welche Freude und welche Befriedigung man aus dem Werk seiner eigenen Hände oder seines Geistes ziehen kann. Das ist jedoch nichts im Vergleich zum Erschaffen des eigenen Schicksals. Eigentlich ist der Ausdruck “Erschaffen des eigenen Schicksals” nicht ganz treffend. Transsurfing bedeutet vielmehr, sein Schicksal zu wählen, so ähnlich wie man eine Ware im Supermarkt auswählt. Wie das genau zu verstehen ist, das möchte ich in diesem Buch beschreiben. Sie werden erfahren, warum Äpfel “gen Himmel fallen” können, was das “Rauschen der Morgensterne” ist, und viele andere außergewöhnliche Dinge.

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DAS RÄTSEL DES AUFSEHERS

Es gibt verschiedene Herangehensweisen zur Interpretation des Schicksals. Eine besteht darin, das Schicksal als etwas Vorgegebenes, etwas Vorherbestimmtes zu betrachten. Was du auch tust, du kannst deinem Schicksal nicht entgehen. Einerseits wirkt diese Auffassung aufgrund ihrer immanenten Hoffnungslosigkeit bedrückend; denn wenn einem Menschen nicht von vornherein ein gutes Schicksal beschieden ist, gibt es für ihn keinerlei Hoffnung auf Verbesserung seiner Lage. Andererseits gibt es immer Menschen, denen eine solche Sachlage durchaus genehm ist, denn ist es nicht bequem, wenn die Zukunft mehr oder weniger verlässlich und voraussagbar ist und man sich nicht ständig vor ihrer Ungewissheit zu fürchten braucht?

Dennoch ruft die dieser Auffassung eigene fatale Unvermeidlichkeit des Schicksals ein Gefühl der Ohnmacht und des inneren Protests hervor. Ein Mensch, der vom Erfolg nicht begünstigt ist, klagt über sein Schicksal: Warum ist das Leben so ungerecht? Der eine lebt im Überfluss, der andere leidet ständig Not. Dem einen fällt alles in den Schoß, der andere schuftet sich halb tot und kommt trotzdem zu nichts. Der eine wird von der Natur mit Schönheit, Verstand und Kraft ausgestattet, der andere ist aufgrund irgendwelcher so genannter Sünden sein Leben lang als zweitklassig abgestempelt. Wieso gibt es solche Ungleichheiten? Warum erlegt das Leben in seiner grenzenlosen Vielfalt bestimmten Menschen Beschränkungen auf? Was haben sich jene weniger Glücklichen zuschulden kommen lassen?

Die Benachteiligten sind deprimiert, wenn nicht gar empört, und versuchen für ihre Lage eine Erklärung zu finden. So stoßen sie auf alle möglichen Lehren, die mit Karma und Sünden in einem vergangenen Leben argumentieren. Man stelle sich einmal vor: Gott hat nichts Besseres zu tun, als seine unfolgsamen Kinder zu erziehen, doch trotz seiner Allmacht ist er um eine wirksame Erziehungsmethode verlegen. Statt uns für unsere Sünden im jetzigen Leben zu bestrafen, verschiebt er die Vergeltung aus irgendeinem Grunde auf ein späteres Leben. Welchen Sinn aber hat es, jemand für etwas zu bestrafen, an das er sich nicht mehr erinnern kann?

Es gibt noch eine andere Auffassung der Ungleichheit, die diejenigen, die jetzt bedürftig sind oder sonst wie leiden, mit ausgiebigem Ersatz vertröstet, aber wieder in irgendeinem Himmel oder in einem zukünftigen Leben. Wie dem auch sei, solche Erklärungen können niemanden völlig zufrieden stellen. Ob es diese künftigen Leben nun gibt oder nicht, ist praktisch egal, denn der Mensch erfasst mit seinem Bewusstsein nur ein Leben, nämlich das jetzige, und in diesem Sinne ist es folglich sein einziges Leben.

Wenn man an die Vorbestimmung des Schicksals glaubt, dann ist das beste Mittel gegen die Sorgen die Demut. Ferner gibt es neumodische Erklärungen der Art: “Willst du glücklich sein, dann sei einfach glücklich.” Sei ein Optimist und begnüge dich mit dem, was du hast. Vertreter dieser Auffassung geben uns zu verstehen, wir seien unglücklich, weil wir ständig am Nörgeln sind und zu viel erwarten. Wir sollten zufrieden sein und uns einfach des Lebens freuen, fertig. Damit könnten sich wohl viele abfinden, die Schwierigkeit liegt nur darin, mit Freuden der grauen Wirklichkeit zu begegnen. Steht es uns wirklich nicht zu, mehr zu wollen? Warum sollten wir uns zwingen, froh zu sein? Das wäre genauso, als würde man sich zwingen zu lieben.

Es wimmelt heutzutage nur so von “Erleuchteten”, die zu allumfassender Liebe und Vergebung aufrufen. Natürlich ist es möglich, sich in solche Illusionen einzulullen, so als zöge man sich eine Decke über den Kopf, um der harten Realität aus dem Wege zu gehen. Tatsächlich mag es sich so leichter leben. In der Tiefe seiner Seele jedoch leuchtet es dem Menschen nicht ein, warum er sich zwingen sollte, denen zu verzeihen, die er hasst, und die zu lieben, die ihm gleichgültig sind. Denn was hat er davon? Das so erzwungene Glück wird immer künstlich bleiben. Wenn die Freude nicht von selbst kommt, muss man sie halt aus sich herauspressen wie Zahnpasta aus einer Tube.

Natürlich gibt es auch Menschen, die nicht daran glauben, dass das Leben so langweilig und primitiv sei, dass es auf ein vorherbestimmtes Schicksal reduziert werden könne. Sie wollen sich nicht mit dem begnügen, was sie haben, und ziehen es vor, sich über ihre Errungenschaften zu freuen, und nicht über die Realität an sich. Solche Menschen haben eine andere Auffassung von Schicksal: “Jeder ist seines Glückes Schmied.” Folglich muss man für sein Glück kämpfen. Was auch sonst? Solche “Wissenden” werden sagen, dass einem nichts in den Schoß fällt. Anscheinend ist es also unbestreitbar: Wenn du dich nicht mit dem Glück bescheiden willst, das dir zufällt, musst du mit deinen Ellenbogen danach streben.

Lehrreiche Geschichten wissen zu berichten, wie Helden mutig kämpften und Tag und Nacht in Selbstaufopferung arbeiteten, um unglaubliche Hindernisse zu überwinden. Die Sieger erwarben dann die Lorbeeren des Erfolges, nachdem sie ihren Pfad der Mühsal und Entsagung hinter sich gebracht hatten. Aber auch hier ist etwas faul. Kämpfen und hart arbeiten tun Millionen, doch nach wahrem Erfolg streben nur wenige. Man kann mit seinem verzweifelten Kampf für einen Platz an der Sonne das ganze Leben vertun, ohne es zu etwas zu bringen. Wie grausam und widerspenstig das Leben doch ist!

Was für eine bedrückende Notwendigkeit: mit der Welt zu kämpfen, um sein Ziel zu erreichen. Wenn aber die Welt nicht nachgibt, muss man mit sich selber kämpfen. Wer arm ist, krank, hässlich oder unglücklich, hat sich das selbst zuzuschreiben. Du bist unvollkommen, und deshalb bist du verpflichtet, dich zu ändern. Der Mensch wird vor die Tatsache gestellt, dass er von Urbeginn an eine Ansammlung von Mängeln und Lastern sei und dass er deshalb hart an sich arbeiten müsse. Ein recht trostloses Bild – ob es wohl die Wahrheit ist? Aus all diesem können wir den Schluss ziehen: Wenn der Mensch nicht von vornherein das Glück hat, in Wohlstand geboren zu werden, dann ist es sein Los, entweder in Demut sein Kreuz zu tragen oder sein ganzes Leben dem Kampf zu widmen. Was für einen Grund gäbe es, sich über ein solches Leben zu freuen? Gibt es in all dieser Hoffnungslosigkeit wirklich keinen Lichtblick?

Doch, es gibt ihn. Im Gegensatz zu allen zuvor genannten Auffassungen ist die Lösung so einfach wie angenehm, denn sie liegt auf einer ganz anderen Ebene. Im Transsurfing liegt der Begriff des Schicksals einem gänzlich anderen Weltbild zugrunde. Bitte haben Sie ein wenig Geduld und pfeffern Sie das Buch nicht gleich enttäuscht in die Ecke, weil Sie meinen, jemand wolle Ihnen eine neue Art von Hirngespinst andrehen. Sicher werden Sie mir beipflichten, dass alle bekannten Konzeptionen des Schicksals auf einer bestimmten Weltanschauung beruhen, die wiederum von unbeweisbaren Prämissen ausgeht.

Zum Beispiel geht man im Materialismus davon aus, dass Materie primär sei und Bewusstsein sekundär. Im Idealismus wird genau das Gegenteil behauptet. Keiner dieser Standpunkte ist bewiesen, und dennoch beruhen auf ihnen Weltanschauungen, die sehr plausibel klingen und auch weltweit treue Anhänger haben. In Philosophie, Wissenschaft und Religion erklären beide Richtungen die Welt auf ihre eigene Weise, und beide haben auf ihre Weise Recht und auch wieder nicht Recht. Wir können die absolute Wahrheit niemals völlig genau beschreiben, weil die Worte und Begriffe, die wir benutzen, in sich selbst schon relativ sind. In dem bekannten Gleichnis von drei Blinden wird erzählt, wie jeder von ihnen einen anderen Körperteil eines Elefanten betastete: der Erste den Rüssel, der Zweite ein Bein und der Dritte ein Ohr. Daraufhin erklärten sie nacheinander, was für ein Bild sie von dem Tier gewonnen hatten. Beweisen zu wollen, dass nur der eine Recht hatte und die anderen falsch lagen, wäre absolut sinnlos. Wichtig ist doch nur, inwieweit die jeweilige Beschreibung mit der Realität übereinstimmt.

Wahrscheinlich haben Sie auch schon von der populären Idee gehört, die Realität sei eine Illusion, die wir selbst geschaffen hätten. Nur hat noch niemand eine vernünftige Erklärung dafür geben können, woher diese Illusion kommt.

Sehen wir demnach alle nur “Kino”? Das ist natürlich sehr zweifelhaft, aber in bestimmtem Sinne scheint darin ein Körnchen Wahrheit enthalten zu sein. Nach einer anderen Auffassung ist genau das Gegenteil der Fall: Die materielle Welt ist ein kalter Mechanismus, der nach strikten Gesetzen funktioniert, und unser Bewusstsein hat nichts zu melden. Auch dieser Auffassung kann man einen gewissen Anteil Wahrheit nicht absprechen.

Der menschliche Verstand ist jedoch so veranlagt, dass er danach strebt, festen Boden unter den Füßen zu haben, ohne Unklarheit und Mehrdeutigkeit. Folglich möchte er eine Theorie in Grund und Boden stampfen und eine andere auf festem Sockel verankern, und genau dies ist es auch, was die Wissenschaftler seit Jahrtausenden tun. Von all den Schlachten um die Wahrheit ist das Einzige, was überlebt hat, die folgende Tatsache: Jede Theorie stellt nur einen bestimmten Aspekt der vielschichtigen Realität dar.

Jede Theorie wird im Laufe der Zeit bestätigt und erhält so ihre Existenzberechtigung. Das Gleiche gilt für jede beliebige Lebensauffassung. Wenn Sie zu dem Schluss gekommen sind, das Schicksal sei etwas Vorherbestimmtes, das Sie nicht ändern können, dann wird es auch so sein. Sie begeben sich damit freiwillig in jemandes anderen Hände – wessen Hände, spielt keine Rolle. Sie sind wie ein Boot, das der Willkür der Wellen ausgeliefert ist. Denken Sie aber, dass Sie Ihr Schicksal selbst kreieren, dann übernehmen Sie bewusst Verantwortung für alles, was in Ihrem Leben geschieht. Um bei dem Bild mit dem Boot zu bleiben: Sie kämpfen mit den Wellen und versuchen, Ihren Kurs zu halten. Mit anderen Worten: Ihre Wahl wird sich in jedem Fall verwirklichen. Sie bekommen das, was Sie wählen. Für welche Weltanschauung Sie sich auch entschieden haben, die Wahrheit wird auf Ihrer Seite sein. Und die anderen werden genau deshalb mit Ihnen streiten, weil auch Sie Recht haben.

Wenn man ein bestimmtes Phänomen der Erscheinungsvielfalt der Realität an den Anfang seiner Betrachtung stellt, kann man daraus einen ganzen Wissenszweig ableiten. Und dieses Wissen wird in sich selbst nicht widersprüchlich sein; es wird tatsächlich eine Erscheinungsform der Realität korrekt widerspiegeln. Um einen ganzen Wissenszweig zu begründen, reicht es bereits, nur eine oder ein paar Tatsachen zu Grunde zu legen, die nicht völlig klar, aber doch real sind.

So stützt sich zum Beispiel die Quantenphysik auf ein paar unbeweisbare Wahrheiten – Postulate. Sie sind deshalb unbeweisbar, weil sie selbst als ursprünglicher Ausgangspunkt des Wissens dienen. Im Mikrokosmos verhalten sich bestimmte Objekte unter gewissen Umständen wie Partikel, dann jedoch wieder wie eine Welle. Die Wissenschaftler konnten diese Dichotomie des Verhaltens nicht eindeutig klären, und so übernahmen sie das Phänomen einfach als Axiom in ihre Theorie. Die Postulate der Quantenphysik versuchen die Mannigfaltigkeit der Erscheinungsformen der Realität auf ähnliche Weise auf einen Nenner zu bringen, als würden die Blinden sich darauf einigen, dass der Elefant sich mal wie eine Säule und mal wie eine Schlange verhält.

Wählt man bei der Beschreibung des Objekts des Mikrokosmos die Partikel als seine Haupteigenschaft, so erhält man das Atommodell des bekannten Physikers Nils Bohr. In diesem Modell kreisen Elektronen um einen Kern, ähnlich wie die Planeten im Sonnensystem. Wählt man hingegen als Haupteigenschaft die Welle, so ähnelt das Atom einem diffusen Fleck. Beide Modelle funktionieren und spiegeln bestimmte Aspekte der Erscheinungsvielfalt der Realität wider. Erneut sehen wir, dass wir bekommen, was wir wählen.

Jede beliebige Erscheinungsform der Realität kann als Postulat oder Axiom dienen und somit als Ausgangspunkt für einen Wissenszweig, der seine absolute Existenzberechtigung hat. Auf ihrer Suche nach der Wahrheit waren die Menschen immer bestrebt, das Wesen der Welt zu verstehen, indem sie ihre verschiedenen Aspekte unter die Lupe nahmen. Der Großteil der wissenschaftlichen Erkenntnisse wurde auf dem Wege der Beschreibung und Erklärung natürlicher Phänomene erlangt. So entstanden verschiedene Wissenszweige, die zueinander oft im Widerspruch stehen.

Das Wesen der Welt ist eins und ungeteilt, aber sie bietet sich uns ständig in verschiedenen äußeren Aspekten dar. Die Menschen schaffen es nicht einmal, einen Aspekt gründlich genug zu untersuchen und zu erklären, doch sogleich tritt ein anderer in Erscheinung, der dem ersteren völlig widerspricht. Die Wissenschaftler versuchen, verschiedene Erscheinungsformen der Realität miteinander in Einklang zu bringen, um sich der Widersprüche zu entledigen, aber es will ihnen nicht so recht gelingen. Es gibt nur eine Möglichkeit, die Mannigfaltigkeit und Vielschichtigkeit der Erscheinungsformen der Realität so zu erklären, dass alle Wissenszweige miteinander in Einklang gebracht werden können, und zwar, indem man akzeptiert: Die Multivariabilität unserer Welt ist einer ihrer Grundzüge.

So absurd es klingen mag, aber in ihrem begeisterten Bemühen, die verschiedenen Erscheinungsformen der Realität zu erklären, lassen die Vertreter einzelner Wissenszweige aus irgendeinem Grunde gerade diese Tatsache außer Acht. Die Multivariabilität muss an den Beginn aller Betrachtungen gestellt werden, so ähnlich wie der Nullpunkt im Koordinatensystem. Jeder beliebige andere Ausgangspunkt verschiedener Wissenszweige ist im Vergleich dazu sekundär. Doch gerade diesem ursprünglichen Punkt schenken die Wissenschaftler keine Beachtung, als enthielte er keinerlei Informationen. Er enthält aber sehr wohl Informationen, und zwar sehr außergewöhnliche.

Um das Rätsel des Aufsehers zu lösen, werden wir als Ausgangspunkt gerade die Eigenschaft der Multivariabilität wählen. Mit anderen Worten, wir werden von dem Postulat ausgehen, dass die Realität eine unendliche Mannigfaltigkeit von Erscheinungsformen besitzt. Überzeugen Sie sich selbst, wie viele interessante und unerwartete Erkenntnisse uns unser Postulat trotz seines allgemeinen Wesens zu bieten hat.

Beginnen wir damit, dass den Erscheinungsformen der Realität eine Quelle zugrunde liegen muss, auf die ihre Mannigfaltigkeit zurückzuführen ist. Wo sind all die Gesetze unserer Welt “aufgezeichnet”? Was wir von der Welt wahrnehmen, ist die Bewegung von Materie in Raum und Zeit. Diese Bewegung ist bestimmten Gesetzen unterworfen. Wie wir wissen, richtet sich die Position der Punkte in der graphischen Darstellung einer Funktion nach einer bestimmten mathematischen Formel. Man könnte demnach sagen: Eine Funktion ist das Gesetz der Bewegung eines Punktes innerhalb eines Graphen. Aber Formeln und Gesetze sind abstrakte Erfindungen des menschlichen Verstands, die uns das Verständnis erleichtern sollen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Natur sie irgendwo aufbewahrt.

Wie kann man die Anordnung der Punkte im Graphen definieren? Natürlich als unendliche Menge von Koordinaten aller möglichen Punkte. Die Kapazität des menschlichen Gehirns ist begrenzt und kann daher mit solch riesigen Größen nicht viel anfangen. Für die Natur hingegen ist die Unendlichkeit kein Problem. Für sie besteht keine Notwendigkeit, die Anordnung und die Bewegung der Punkte in dem Graphen als Formel zusammenzufassen. Wenn wir den Graphen in unendlich kleine Punkte aufteilen, dann kann man jeden Punkt als Ursache und den jeweils folgenden Punkt als Wirkung betrachten. Dementsprechend kann man sich auch jede Bewegung eines materiellen Punktes in Raum und Zeit als eine unendlich lange Kette von unendlich kleinen Ursachen und Wirkungen vorstellen.

Mit unserem Wissen stellen wir uns die Bewegung der Materie als ein Gesetz vor, und in der Natur finden wir diese Bewegung in ihrer natürlichen Form vor – wie eine unendliche Menge von Ursachen und Wirkungen. Grob gesagt, sind alle möglichen Punkte der Bewegung in einem Informationsfeld gespeichert, das wir den Variantenraum nennen wollen. Er enthält Informationen über alles, was war, was ist und was sein wird.

Der Variantenraum ist eine völlig materielle Informationsstruktur. Dieses unendliche Informationsfeld birgt in sich alle möglichen Varianten jedes beliebigen Ereignisses, das geschehen kann. Man könnte sagen, im Variantenraum ist alles enthalten. Wir brauchen nicht darüber zu spekulieren, auf welche Weise die Information dort gespeichert ist – das ist für unsere Zwecke bedeutungslos. Wichtig ist nur, dass der Variantenraum einer beliebigen Bewegung der Materie in Raum und Zeit als Schablone oder Koordinatensystem dient.

In jedem Punkt des Raumes existiert eine Variante dieses oder jenes Ereignisses. Zur Veranschaulichung wollen wir sagen, dass die Variante aus einem Drehbuch und einem Bühnenbild besteht. Das Bühnenbild ist der äußere Aspekt der Erscheinungsform, und das Drehbuch ist die Art, wie sich die Materie bewegt. Der Einfachheit halber wollen wir den Variantenraum in Sektoren aufteilen. Jeder Sektor hat wiederum sein eigenes Drehbuch und sein eigenes Bühnenbild. Je größer die Entfernung zwischen den Sektoren, desto größer der Unterschied zwischen den Drehbüchern und den Bühnenbildern. Das Schicksal des Menschen kann man sich auch als eine Menge von Varianten vorstellen.

Theoretisch gibt es keinerlei Beschränkungen in Bezug auf die Drehbücher und Bühnenbilder der menschlichen Existenz, da der Variantenraum unendlich groß ist. Ein beliebiges unwichtiges Ereignis kann eine Wende des Schicksals bewirken. Das Leben des Menschen – ja jede Bewegung der Materie – stellt eine Kette von Ursachen und Wirkungen dar. Die Wirkung im Variantenraum ist jeweils unweit ihrer Ursache gelegen. So folgen Ursachen und Wirkungen aufeinander, und so reihen sich die Sektoren des Schicksals zu einer Lebenslinie