Wildwachsende Heilpflanzen

einfach bestimmen

Steffen Guido Fleischhauer
Astrid Süßmuth
Roland Spiegelberger
Claudia Gassner
Viola Nehrbaß

Wildwachsende Heilpflanzen

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Die 50 beliebtesten Arten

Mit Rezepten und Anwendungen für die Hausapotheke

Inhalt

Übersicht der Pflanzen nach Blattform

Übersicht der Pflanzen nach Blütenfarben

Einleitung

Zum Gebrauch des Buches

Naturschutz und Grundregeln zum Sammeln von Wildpflanzen

Die 50 beliebtesten wildwachsenden Heilpflanzen nach ihren Lebensräumen

Graslandschaften und Heiden

Schafgarbe • Frauenmantel • Gänseblümchen • Besenheide • Spitz-Wegerich • Braunelle • Wiesen-Salbei • Großer Wiesenknopf • Löwenzahn

Äcker, Gärten und Weinberge

Acker-Gauchheil • Hirtentäschel • Schachtelhalm • Strahlenlose Kamille • Echte Kamille • Steinklee • Acker-Vergissmeinnicht • Stiefmütterchen

Wälder

Rosskastanie • Bär-Lauch • Hänge-Birke • Ess-Kastanie • Waldmeister • Fichte • Lungenkraut • Stiel-Eiche • Silber-Weide • Wald-Sanikel • Wald-Ziest • Sommer-Linde

Säume, Ufer und Gebüsche

Odermennig • Hasel • Weißdorn • Wasserdost • Mädesüß • Stinkender Storchschnabel • Johanniskraut • Klatsch-Mohn • Schlehe • Hunds-Rose • Holunder • Vogelbeere • Beinwell • Brennnessel • Baldrian • März Veilchen

Wegränder und Schuttplätze

Beifuß • Schöllkraut • Wegwarte • Gänse-Fingerkraut • Huflattich • Königskerze

Verwechslungsgefahr: Giftige Doppelgänger

Die Herstellung von Heilmitteln

Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen

Sammelzeittabelle

Glossar der medizinischen Fachausdrücke

Glossar der botanischen Fachausdrücke

Quellenverzeichnis

Register der Indikationen

Register der Pflanzennamen

Übersicht der Pflanzen nach Blattformen

Gewöhnliche Fichte

Acker-Schachtelhalm

Besenheide

Wiesen-Schafgarbe

Strahlenlose Kamille

Echte Kamille

Gänse-Fingerkraut

Arznei-Baldrian

Großer Wiesenknopf

Gewöhnliche Vogelbeere

Echtes Mädesüß

Stinkender Storchschnabel

Gewöhnlicher Beifuß

Schöllkraut

Wildes Stiefmütterchen

Klatsch-Mohn

Kleiner Odermennig

Hunds-Rose

Schwarzer Holunder

Echter Steinklee

Gewöhnlicher Wasserdost

Waldmeister

Silber-Weide

Spitz-Wegerich

Bär-Lauch

Gewöhnlicher Beinwell

Großblütige Königskerze

Ess-Kastanie

Acker-Vergissmeinnicht

Acker-Gauchheil

Tüpfel-Johanniskraut

Geflecktes Lungenkraut

Schlehe

Wiesen-Salbei

Gewöhnliche Braunelle

Sommer-Linde

Große Brennnessel

Wald-Ziest

Gewöhnliche Hasel

März-Veilchen

Huflattich

Eingriffliger Weißdorn

Hänge-Birke

Wald-Sanikel

Gewöhnlicher Frauenmantel

Gewöhnliche Rosskastanie

Stiel-Eiche

Wiesen-Löwenzahn

Gewöhnliche Wegwarte

Gewöhnliches Hirtentäschel

Gänseblümchen

 

Übersicht der Pflanzen nach Blütenfarben

Sommer-Linde

Kleiner Odermennig

Großblütige Königskerze

Strahlenlose Kamille

Echter Steinklee

Gewöhnlicher Frauenmantel

Tüpfel-Johanniskraut

Schöllkraut

Gänse-Fingerkraut

Wiesen-Löwenzahn

Huflattich

Silber-Weide

Gewöhnliche Hasel

Hänge-Birke

Acker-Schachtelhalm

Große Brennnessel

Stiel-Eiche

Ess-Kastanie

Gewöhnliche Rosskastanie

Spitz-Wegerich

Gewöhnliches Hirtentäschel

Bär-Lauch

Waldmeister

Arznei-Baldrian

Wald-Sanikel

Echtes Mädesüß

Gewöhnliche Vogelbeere

Schwarzer Holunder

Eingriffliger Weißdorn

Schlehe

Wiesen-Schafgarbe

Gänseblümchen

Echte Kamille

Gewöhnlicher Beifuß

Gewöhnlicher Wasserdost

Hunds-Rose

Besenheide

Stinkender Storchschnabel

Gewöhnlicher Beinwell

Wald-Ziest

Gewöhnliche Braunelle

Großer Wiesenknopf

Gewöhnliche Fichte

Acker-Gauchheil

Klatsch-Mohn

Geflecktes Lungenkraut

Wiesen-Salbei

März-Veilchen

Wildes Stiefmütterchen

Acker-Vergissmeinnicht

Gewöhnliche Wegwarte

Einleitung

Die Pflanzenheilkunde ist eines der ältesten Therapieverfahren und in allen Teilen der Erde ein fundamentales Kulturgut. Das Erkennen und Sammeln von Heilpflanzen ist heute immer noch in vielen Gebieten der Welt Teil der lebenswichtigen Selbstversorgung. Und auch bei uns hat die Pflanzenheilkunde in letzter Zeit wieder an Popularität gewonnen und sich einen festen Platz in der angewandten Medizin erobert.

Heilpflanzen wachsen überall wild, sie wachsen um uns herum und leben mit uns. Diese Pflanzen bieten natürlich gewachsene Wirkstoffkombinationen, die als Gesamtheit auf unseren Organismus wirken. Sie haben oft ein breites Verwendungsspektrum und meist nur geringe Nebenwirkungen bzw. Unverträglichkeiten. Durch ihre enormen Vorräte an Mineral- und Vitalstoffen gleichen sie Mangelzustände aus, sie regen Körperfunktionen an und wirken zudem oft antibakteriell bzw. antiviral. Wildwachsende Heilpflanzen stellen so ein enormes Potenzial für unsere Gesundheit dar. Sie stehen uns unentgeltlich zur Verfügung, und es wäre schade, wenn wir diesen Schatz verlieren würden, weil wir das Wissen über die Pflanzen unserer direkten Umgebung nicht pflegen.

Das vorliegende Buch soll dazu beitragen, dieses Wildpflanzenwissen lebendig zu erhalten. Die einzelnen Pflanzen werden so anschaulich erklärt, wie dies sonst nur bei einer persönlichen Beschreibung der Pflanze vor Ort möglich ist, um die Pflanzen sicher identifizieren zu können. So bildreich wie möglich stellen wir die Erkennungsmerkmale der 50 beliebtesten wildwachsenden Heilpflanzen vor, dazu die ihrer giftigen Doppelgänger. Wir beschreiben die Anwendungsmöglichkeiten der Pflanzen in der Heilkunde mit ausschließlich nachgewiesenen Heilwirkungen und geben dazu Rezepte, die in der Praxis erprobt sind.

Die Natur schenkt uns eine Fülle an Heilmitteln, die zu kennen und zu schätzen sich lohnt.

Wir wünschen Ihnen viel Freude an diesem Buch und bei Ihren Entdeckungen draußen in der Natur.

Steffen G. Fleischhauer
für das ganze Buchteam

Zum Gebrauch des Buches

Die in diesem Buch aufgeführten Rezepte und Behandlungshinweise ersetzen weder einen Arztbesuch noch eine individuelle Beratung durch einen Heilpraktiker oder eine Heilpraktikerin. Die Einnahme der genannten Heilmittel geschieht stets auf eigene Verantwortung und ist individuell sorgfältig abzuwägen. Suchen Sie im Zweifelsfall Rat bei einem fachkundigen Arzt, einer Ärztin, bei einer Hebamme oder bei Heilpraktikern. Jede heilkundliche Behandlung erfordert diagnostische, medizinische und naturheilkundliche Kenntnisse, so auch die Selbstbehandlung.

Beachten Sie, dass kein Heilmittel frei von Nebenwirkungen ist. Eine Heilpflanze ist mehr als ein simpler Haustee. Jede Therapie, ob homöopathisch oder phytotherapeutisch, birgt die Gefahr ungewollter Wirkungen. Spätestens wenn sich eine Erkrankung nicht mehr beherrschen lässt, also Schmerzen oder Fieber zu- statt abnehmen, ist die Grenze der Selbstbehandlung erreicht und zwingend kompetenter therapeutischer Rat einzuholen. Grundsätzlich ausgeschlossen ist eine Selbstbehandlung für Risikogruppen wie Allergiker, Schwangere, Patienten mit fortgeschrittenen Herz-, Nieren-, Leber- oder Stoffwechselerkrankungen, psychisch Kranke und Alkoholkranke.

Wird bei den aufgeführten Rezepten kein spezieller Pflanzenteil zur Verwendung genannt, so verwendet man generell das Kraut der Pflanze.

Wichtige Fachbegriffe werden im Glossar auf Seite 262 erklärt. Allgemeine Zubereitungsverfahren sind im Kapitel »Die Herstellung von Heilmitteln« auf Seite 245 beschrieben.

Naturschutz und Grundregeln zum Sammeln von Wildpflanzen

Die grundlegenden Voraussetzungen beim Sammeln von Wildpflanzen sind das sichere Bestimmen der Pflanzen und der Respekt vor der Natur. Es bedarf etwas Zeit und Erfahrung, um geeignete und ergiebige Sammelorte zu finden.

Die wichtigsten Regeln:

• Nur so viel sammeln, wie man unmittelbar verbrauchen kann oder voraussichtlich als Vorrat benötigt.

• Nie geschützte Pflanzen sammeln. Regional können unterschiedliche Pflanzen geschützt oder gefährdet sein. Informieren Sie sich bei den örtlichen Naturschutzbehörden.

• Nie ganze Bestände abernten. Bei vereinzelt auftretenden Pflanzen dürfen nur wenige Teile geerntet werden. Besonders beim Ausgraben von Wurzeln ist größte Achtsamkeit geboten. Am Fundort müssen immer noch genügend Pflanzen stehen bleiben, um ihren Fortbestand zu sichern. Es soll nur jener Pflanzenteil gepflückt werden, der zur Verarbeitung notwendig ist.

• Es ist verboten, in Naturschutzgebieten zu sammeln.

Empfohlene Utensilien zum Sammeln der Pflanzen:

• Schere, Messer und Spatel zum Ernten

• Eventuell eine Lupe, um Bestimmungsdetails besser erkennen zu können

• Körbe und Papiertüten zum Transportieren der Pflanzen. (Ein stabiler Korb schützt die Pflanzen beim Transport vor Quetschungen; Papiertüten schützen sie vor Austrocknung. Lässt man die Pflanzen offen liegen, verlieren sie schnell wertvolle Inhaltsstoffe. Plastiktüten eignen sich bei Regenwetter; ansonsten schwitzen die Pflanzen darin und beginnen, sich zu zersetzen.)

• Handschuhe für stachelige oder die Haut reizende Pflanzen

Die 50 beliebtesten wildwachsenden Heilpflanzen nach ihren Lebensräumen

Graslandschaften und Heiden

Wiesen-Schafgarbe (Artengruppe)
Die Alleskönnerin

Achillea millefolium agg.

mehrjährig | 0,7 m | Mai bis Oktober | weiß bis leicht rosa

Standort

Die Wiesen-Schafgarbe kommt in Wiesen und Weiden, in Magerrasen sowie auf Äckern und an Wegrainen vor.

Inhaltsstoffe

Ätherisches Öl (Geraniol, Linalool, Kampher, Cineol, Azulen), Alkaloide (Achillein), Mineralstoffe (Si, Fe, Mn, Zn, Pb, Cu, Cr, Ni, Co, Mo, Be), Bitterstoffe, Flavone (Apigenin, Luteolin, Rutin), Terpene (Achillicin), Cumarine, Phenolcarbonsäuren, Betain

Zu verwendender Pflanzenteil

kurz vor dem Aufblühen

Sammelzeit

Juli bis August

Heilwirkung

Durch die Verbindung des hohen Gehalts an Gerbstoffen mit azulenhaltigem ätherischem Öl gehört die Schafgarbe zu den besten Wundheilpflanzen der gesamten Flora. Sie wirkt stark blutungsstillend, wundheilend, entzündungshemmend, bakterizid und antimykotisch und wird deshalb bei allen Arten von Wunden, vor allem aber bei starken, hellrot blutenden Wunden eingesetzt. Äußerlich sind dies großflächige Abschürfungen, Schnittwunden und Hämorrhoidenblutungen, innerlich Folgen von Stürzen aus größerer Höhe, Blutungen bei Entzündungen des Verdauungstrakts sowie Wechseljahrs- und Myomblutungen. Als große Frauenheilpflanze umfasst ihr Anwendungsbereich von der Nachsorge nachgeburtlicher (postpartieller) Wunden (zusammen mit Johanniskraut) über vegetative Beschwerden des kleinen Beckens mit Verspannungen und Krämpfen insbesondere die Behandlung primärer Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhö) als stark krampflösendes und schmerzlinderndes Heilmittel. Vor allem der schmerzstillende Effekt von Schafgarbenzubereitungen konnte mehrfach nachgewiesen werden. Durch die adstringierende Wirkung haben sich Schafgarbenwickel bei stark erweiterten Venen und Hämorrhoiden in der Schwangerschaft bewährt. Nicht nur in der Schwangerschaft eignen sich Mundspülungen mit einem starken Pflanzenabsud bei Zahnfleischentzündungen. Im Bereich der Verdauungswege wirkt die Schafgarbe nicht nur blutungsstillend bei akuten oder chronischen Entzündungen, sondern zudem blähungswidrig, krampflösend und leberschützend (hepatoprotektiv); volksheilkundlich werden feucht-warme Leberwickel bei akuten und chronischen Leberbeschwerden mit Völlegefühl und beständigem Druck genutzt. Neueren Forschungsarbeiten zufolge entfaltet die Schafgarbe eine starke schützende (radioprotektive) Wirkung auf Gewebezellen und Lymphozyten bei ionisierender Strahlung; es empfiehlt sich, vor Röntgenaufnahmen sowie als Begleitung einer Strahlentherapie Scharfgarbentee zu trinken.

Gegenanzeigen

Bei bekannter Korbblütler-Allergie darf die Schafgarbe weder innerlich noch äußerlich angewendet werden.

Keine Pflanzen von belasteten Böden und aus Gegenden mit hoher Luftverschmutzung (Autobahnränder usw.) sammeln, da die Pflanze Spurenelemente und vor allem Kufper und Blei aus Boden und Luft stark anreichert.

Verwendung in der Hausapotheke

Schafgarbe kann als alkoholischer Pflanzenauszug für Tropfenmischungen verwendet werden. Für die Bereitung von Aufgüssen, Sitzbädern bei Unterleibsbeschwerden, Waschungen und Kompressen wird das frische Kraut rasch getrocknet und luftdicht verschlossen aufbewahrt, um die flüchtigen ätherischen Öle zu erhalten.

Rezept: Hämorrhoiden-Sitzbad

Nach (blutenden) Verletzungen von Hämorrhoiden, Analekzemen oder Analfissuren

30 g Wiesen-Schafgarbenkraut

1 Rosskastanienfrucht, geschält und gehackt (Seite 90)

20 mg Haselblätter (Seite 144)

10 ml kolloidales Silber (Apotheke)

Kraut, Blätter und Kastanie mit 21/2 Liter Wasser aufkochen, 10 Minuten sieden lassen, dann auf Körpertemperatur abkühlen lassen, in eine Sitzschüssel füllen und das kolloidale Silber dazugeben.

Quellen

Hajhashemi et al. 2016, Hänsel et al. 2013a, Jenabi/Fereidoony 2015, Mazandarani et al. 2007 und 2015, Shahani et al. 2015, Wolffenstein 2013, Yaeesh et al. 2006.

Die Blütenköpfchen haben unten schmale Hüllblätter.

Die Blütenknospen erscheinen im Mai.

Die Früchte sind ohne Haarkranz ausgebildet.

Die Blütenköpfchen (Teilblütenstände) haben meist 5 weiße Zungenblüten.

Die Stängel wachsen aufrecht und sind zerstreut behaart.

Die Pflanze vermehrt sich mit Wurzelausläufern.

Die Blätter sind länglich und fein gefiedert.

Die Pflanze vermehrt sich mit kriechenden Wurzelausläufern, aus denen neue Stängel treiben.

Die Stängel haben einen aufrechten Wuchs und sind zerstreut behaart.

Die Form der Blätter ist länglich, sie sind fein gefiedert.

Die Stängelblätter haben auf jeder Seite mehr als 10 Fiederblätter erster Ordnung.

Der Gesamtblütenstand erscheint doldenartig.

Bei den schmalen Blütenköpfchen handelt es sich um Teilblütenstände mit meist 5 weißen Zungenblüten am Körbchenrand, die das Aussehen von Blütenblättern einer Einzelblüte vortäuschen.

Die im Zentrum der Blütenköpfchen befindlichen Röhrenblüten sind bräunlich-weiß.

Die Blütenköpfchen werden von schmalen, spitzen Hüllblättern eingerahmt.

Die Früchte der Schafgarbe sind ohne einen der Windverbreitung dienenden Haarkranz ausgebildet.

Gewöhnlicher Frauenmantel (Artengruppe)
Die Frauenheilpflanze

Alchemilla vulgaris agg.

mehrjährig | 0,5 m | Mai bis Oktober | gelblich

Standort

Der Gewöhnliche Frauenmantel kommt in lehmigen Wiesen und Weiden, an Gräben- und Waldwegen sowie an Wald- und Gebüschrändern vor. Der Standort variiert je nach Unterart.

Inhaltsstoffe

Gerbstoffe, Flavonoide (Quercetin, Kämpferol, Leucocyanidin), Lipide, Phytosterole, Triterpene, organische Säuren (Chlorogensäure, Gallussäure), ätherisches Öl

Zu verwendender Pflanzenteil

Sammelzeit

August

Heilwirkung

Durch den für eine Blütenpflanze sehr hohen Gerbstoffgehalt hat der Frauenmantel vor allem eine adstringierende und entzündungshemmende Wirkung und wird volksmedizinisch bei Durchfall eingesetzt. Seine traditionelle Verwendung bei Mundfäule (aphthöse Stomatitis) wurde inzwischen auch von wissenschaftlicher Seite bestätigt.

Bei Entschlackungskuren sollte begleitend Frauenmanteltee getrunken werden, da er entsprechend seiner spezifischen Wirkung auf den Darm dort Schwermetalle bindet und zur Entgiftung des Körpers beiträgt. In der äußerlichen Anwendung ist der Tee ein sanftes Mittel bei Entzündungen von Haut und Schleimhäuten wie etwa PMS-Akne sowie bei Infektionen der äußeren Genitalorgane; aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe können Frauenmantelzubereitungen nach der Geburt zur Heilung von Geburtswunden, Straffung der Bauchdecke und Regeneration der Beckenmuskulatur eingesetzt werden.

Für alkoholische Frauenmantelextrakte konnte mehrfach eine deutlich blutdrucksenkende Wirkung nachgewiesen werden.

Trotz der breiten volksmedizinischen Verwendung der Pflanze in der Frauenheilkunde (u. a. bei unspezifischem Weißfluss, Scheidenpilzneigung, Zyklusanomalien, Menstruationsund Wechseljahrsbeschwerden aufgrund ihrer häufig erwähnten hormonellen Wirkung) sind in der Literatur kaum Hinweise auf hormonell wirksame Inhaltsstoffe oder Wirksamkeitsstudien zu den vorgenannten Einsatzgebieten zu finden; nur in einer wissenschaftlichen Arbeit wird ein Einfluss auf das Hormonsystem beschrieben.

Ergänzende Information: Der häufig in Gärten kultivierte, eng verwandte Weiche Frauenmantel (A. mollis) hat zwar einen zu geringen Gerbstoffanteil für Heilanwendungen, dafür zeigt er in Forschungsergebnissen eine deutliche antivirale, das heißt Viren abtötende Wirkung gegenüber Grippeviren.

Gegenanzeigen

Keine bekannt

Verwendung in der Hausapotheke

In der Hausapotheke wird Frauenmantel zur äußerlichen Anwendung bei Entzündungen von Haut und Schleimhäuten als getrocknetes Kraut zur Zubereitung von Aufgüssen, Salben oder Kompressen eingesetzt. Als innerlich zu verabreichendes Heilmittel wird in der Frauenheilkunde wahlweise die Zubereitungsform als alkoholische Tinktur verwendet. Zur Behandlung von Mundfäule (aphthöse Stomatitis) ist die Zubereitung als Glycerinauszug aufgrund der besseren Applikationsmöglichkeit besonders empfehlenswert.

Rezept: Entgiftungsmischung

Bei Hauterkrankungen mit Juckreiz durch Schwermetallbelastung

20 ml Gewöhnlicher Frauenmantel, Urtinktur

20 ml Gänseblümchen, Urtinktur (Seite 26)

20 ml Ginkgoblätter, Urtinktur (Ginkgo biloba; Apotheke oder Gärtnerei)

20 ml Lavendel, Urtinktur (Lavandula angustifolia; Apotheke oder Gärtnerei)

10 ml Koriandersamen, Urtinktur (Coriandrum sativum; Gewürzladen)

10 ml Germanium metallicum D20 (Apotheke)

Zur Herstellung von pflanzlichen Tinkturen siehe Seite 249.

Alles mischen und kurmäßig zweimal täglich 10 Tropfen der Mischung einnehmen.

Quellen

Altinterim et al. 2014, Duckstein et al. 2013, Hänsel et al. 2013a, Makau et al. 2013, Shrivastava/John 2006, Takir et al. 2015, USPTO 2014a

Die Blattzähne scheiden bei feuchter Witterung Wasser aus.

Die Blattunterseite ist heller.

Junge Blätter sind noch zusammengefaltet.

Der Blütenstand verzweigt sich vielfach.

Die Blüten haben keine Blütenkrone, sondern nur gelbliche Kelchblätter.

Die Blattstiele sind länger als die Blattflächen.

Der Wurzelstock hat Reste von Nebenblättern.

Der Wurzelstock ist dicht mit den Resten von Nebenblättern besetzt.

Der Stängel wächst aufrecht.

Die Blätter sind in einer Grundblattrosette angeordnet.

Die Blattstiele sind deutlich länger als die Blattflächen und behaart.

Die Form der Blätter ist rundlich bis nierenförmig.

Der Blattrand ist gezähnt und in 5–11 Blattlappen geteilt.

An den Blattzähnen finden sich Wasserspalten, aus denen bei feuchter Witterung Wasser ausgeschieden wird.

Der Blütenstand ist reichblütig.

Die Blüten fallen durch 4–5 gelblich oder grünlich gefärbte Kelch- (a) und Außenkelchblätter (b) auf, haben jedoch keine eigentliche Blütenkrone.

Gänseblümchen
Die Kinderheilpflanze

Bellis perennis

mehrjährig | 0,2 m | Januar bis November | weiß und gelb

Standort

Das Gänseblümchen wächst im Zierrasen, in nährstoffreichen Wiesen und Weiden sowie an Wegrändern und Holzschlägen.

Inhaltsstoffe

Saponine, Triterpensaponine, Flavonoide (Isorhamnetin, Kämpferol), Inulin, Schleimstoffe, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Anthocyane, ätherisches Öl

Zu verwendender Pflanzenteil

bevorzugt Rasenpflanzen aus Gärten

Sammelzeit

Juni bis August

Heilwirkung

Das Gänseblümchen ist nicht nur eine Lieblingspflanze, sondern auch eine Heilpflanze für Kinder. Waschungen und Lotionen mit Gänseblümchen lassen die Symptome der Neugeborenenakne abklingen; die Triterpensaponine der Pflanze unterstützen eine narbenfreie Wundheilung, die Neubildung von Hautzellen und den Stoffwechsel in hormonellen Umstellungsphasen. Für Neurodermitiskinder wirken Hautwaschungen mit Gänseblümchentee schmerz- und juckreizlindernd, die begleitende Behandlung mit einer Teezubereitung hat sich bewährt. Storchenbisse verblassen bei Behandlung mit Gänseblümchengel, das auch bei schwerer Akne junger Mädchen – vor allem bei gleichzeitig vorliegenden Menstruationsbeschwerden – eine gute Wirkung zeigt. Auch Erwachsene profitieren bei stumpfen Verletzungen wie Zerrungen, Prellungen, Verstauchungen oder Blutergüssen von der hübschen kleinen Heilpflanze, die in ihrer blutungsstillenden und schmerzlindernden Wirkung der Arnika (Arnica montana) gleichzusetzen ist, vor allem wenn die Verletzung von Kälte(-gefühlen) begleitet ist. Durch seine zusätzlich entzündungshemmende, antiallergische und antimikrobielle Wirkungsweise ist das Gänseblümchen eine Heilpflanze, die in keiner Hausapotheke fehlen sollte.

Gegenanzeigen

Keine

Verwendung in der Hausapotheke

Gänseblümchen können getrocknet zur Bereitung von Kompressen und Tees aufbewahrt werden. Für Umschläge und als Wundheilmittel empfiehlt sich der Ansatz einer alkoholischen Tinktur, die jedoch aufgrund ihrer geringen Stabilität im zweijährigen Turnus neu zubereitet werden muss.

Rezept: Hautheilendes Gänseblümchenbad

Zur Nachsorge entzündlicher Hautkrankheiten bei trockener, rissiger und schuppiger Haut

1 EL Gänseblümchen, getrocknet

1 EL Lindenblüten, getrocknet (Seite 134)

500 ml Rahm (Sahne)

Die getrockneten Blüten im Rahm aufkochen, 5 Minuten köcheln lassen, dann abseihen und dem Vollbad zugeben.

Quellen

Costa Marques et al. 2013, Hänsel et al. 2013a, Karakas et al. 2012, Morikawa et al. 2015, Oberbaum et al. 2005, Pehlivan et al. 2014

Weiß- bis rosafarbene Zungenblüten umrahmen die gelben Röhrenblüten.

Der Boden des Blütenkorbes ist kegelförmig ausgebildet.

Mitten in der grundständigen Blattrosette sind die Blütenknospen noch ohne Blütenstiel.

Der Boden des Blütenkorbes ist hohl. Die Gänseblümchen-Früchte erinnern an Sesam.

Die Blütenstängel sind kurzhaarig und unbeblättert.

Das Gänseblümchen tritt zuweilen flächig auf.

Die Blätter sind spatelförmig und behaart.

Die Blätter sind in einer grundständigen Blattrosette angeordnet.

Die Blätter sind spatelförmig und an der Basis in einen breiten Stiel verschmälert.

Die Blattflächen sind meist kurz behaart.

Der Blattrand ist schwach gekerbt.

Die Blütenstängel stehen aufrecht, sie sind kurzhaarig und unbeblättert und enden jeweils in einem Blütenköpfchen.

Zahlreiche weiße Zungenblüten (a) umgeben eine Vielzahl gelber Röhrenblüten (b).

Der Boden des Blütenkorbes ist kegelförmig und im Inneren hohl.

Die Frucht ist verkehrt eiförmig, nur etwa 1 mm lang und hat im Unterschied zu vielen anderen Korbblütlern keinen der Windverbreitung dienenden Haarkranz.

Besenheide
Das Nieren-Blasen-Kraut

Calluna vulgaris

Zwergstrauch |1 m | August bis September | violett bis rosa

Standort

Die Besenheide wächst an lichtreichen und sauren Standorten in Heiden, Mooren und auf Felsen sowie in Eichen- und Kiefernwäldern.

Inhaltsstoffe

Polyphenole, Flavonoide (Quercitin, Callunin), Procyanidine (Catechin), Arbutin, Gerbstoffe, organische Säuren (Ascorbinsäure), Triterpene (Ursolsäure)

Zu verwendender Pflanzenteil

Sammelzeit

September. In je höheren Lagen die Besenheide wächst, umso höher ist ihr Wirkstoffgehalt.

Heilwirkung

Traditionell wird die Besenheide als entwässerndes, blutreinigendes und leicht entkrampfendes Heilmittel eingesetzt, das den Körper über die Nieren entgiftet. Ihre Indikationen reichen von Blasenentzündung bis zu Stoffwechselerkrankungen wie Rheuma oder Gicht, insbesondere mit erhöhten Harnsäurewerten. Die leichte Anhebung des Blutdrucks nach Einnahme von Calluna vulgaris ist auf die Wirkung der Heilpflanze auf die Nieren zurückzuführen.

Die entzündungshemmende Wirkung der Besenheide sowie ihre wundheilenden, antirheumatischen, antiseptischen und schmerzlindernden Effekte konnten vielfach nachgewiesen werden. Offensichtlich beruht diese Wirkungsweise auf mehreren Faktoren, wie der hohen Konzentration des Triterpenoids Taraxerol oder auf dem Flavon Trifolin, das auch für die sensibilitätsverringernde Wirkung gegenüber Schmerzreizen verantwortlich ist. Zum Schutz vor UVB-Strahlen und zur Regeneration der Haut nach Sonnenbrand empfiehlt sich zur äußerlichen Anwendung eine Besenheide-Lotion. Eine Augenkompresse mit destilliertem Blütenwasser hilft bei geröteten und durch hohe Strahlung belasteten Augen.

Gegenanzeigen

Keine bekannt

Verwendung in der Hausapotheke

Für die Hausapotheke empfiehlt sich die getrocknete Besenheide zur Bereitung von Voll- und Sitzbädern sowie von Aufgüssen. Alkoholische Pflanzenauszüge sind weniger wirkungsvoll als wässrige Extrakte.

Rezept: Sitzbad bei Blasenentzündungen

1 Handvoll Besenheide

1 Handvoll Goldrutenkraut (Solidago virgaurea, Apotheke)

1 Handvoll Schafgarbe (Seite 18)

Alles mischen, mit 3 Liter Wasser kalt ansetzen und aufkochen, 5 Minuten köcheln lassen, dann abseihen. In eine große Schüssel füllen und mit kaltem Wasser auf eine angenehm warme Temperatur bringen. Im Sitzbad bleiben, bis es kühl wird. Dabei unbedingt mit einer Decke vor Zugluft schützen.

Quellen

Garciá-Risco et al. 2014, Hänsel et al. 2013a, Lindt 1976, Monschein et al. 2010, Olteanu 2014, Orhan et al. 2007, Pancost et al. 2002, Perde-Schrepler et al. 2011, Vučić et al. 2014

Der violette Kelch ist fast doppelt so lang wie die ebenso violette Krone.

Die kleinen Blätter stehen vierreihig zusammen.

Die geschlossenen Blütenkelche leuchten violettfarbig.

Bei den Früchten ragt meist noch der getrocknete Griffel heraus.

Die Besenheide kann Landschaften prägen.

Die Basis der Triebe ist verholzt.

Hier sind der geschlossene violette Kelch und der grüne Außenkelch gut zu erkennen.

Die Pflanze ist bereits an der Basis reich verzweigt.

Die Triebe steigen bogig auf, bei Bodenkontakt wurzeln sie.

Die Basis der bis 1 cm stark werdenden Triebe ist verholzt.

Die schmalen Blätter sind gegenständig und vierreihig angeordnet.

Die Blätter sind immergrün, schuppenartig und werden bis 4 mm lang.

Die Blüten sind traubig und einseitswendig an den Ästen ausgerichtet.

Am Blütenkelch sitzt ein aus 4 Hochblättern zusammengesetzter, grüner Außenkelch.

Die violettrote Blüte wird aus 4 Kelch-, 4 Kron- und 8 Staubblättern gebildet.

Der violettfarbene Kelch (a) wird doppelt so lang wie die Blütenkrone (b).

10 Die Frucht ist eine kugelige, mit Haaren besetzte Kapsel.

Spitz-Wegerich
Die Outdoor-Apotheke

Plantago lanceolata

mehrjährig | 0,5 m | Mai bis September | braun und hellgelb

Standort

Der Spitz-Wegerich wächst in eher mageren bis mäßig nährstoffreichen Wiesen und Weiden sowie an Wegrändern und auf Äckern auf sandigen und lehmigen Böden.

Inhaltsstoffe

Iridoidglycoside (Aucubin, Catapol), Flavonoide (Apigenin, Luteolin), Cumarine, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Phenolsäuren (Cistanosid, Kaffeesäure), Kieselsäure, Galacturonsäure, Glucose, Mineralstoffe (Zink, Kalium), ätherisches Öl

Zu verwendender Pflanzenteil

Sammelzeit

April bis September

Heilwirkung

Spitz-Wegerich ist eine stark entzündungshemmende und antibiotisch wirkende Heilpflanze, insbesondere bei Erkrankungen der oberen Atemwege. Er mildert den Hustenschmerz sowie die Intensität und Häufigkeit von Hustenattacken, ist schleimlösend und erleichtert das Abhusten. Zudem regt er die sogenannten »Fresszellen« oder Granulozyten, die einen Teil des Immunsystems bilden, zu gesteigerter Aktivität an.

Wässrige Extrakte aus Spitz-Wegerich-Blättern fördern die Blutgerinnung und im Laborversuch das Gewebewachstum (Epithelwachstum). Damit ließ sich die volksmedizinische Verwendung als Wundwaschung oder -kompresse vollständig bestätigen. Frische zerriebene Blätter sind in der Outdoor-Apotheke ein probates Mittel bei Juckreiz nach Insektenstichen. Mundspülungen mit dem Presssaft oder das Kauen frischer Spitz-Wegerich-Blätter haben eine karieshemmende Wirkung.

Gegenanzeigen

Keine bekannt

Verwendung in der Hausapotheke

Die stärkste antimikrobielle Wirkung haben wässrige Pflanzenauszüge; die höchste antibiotische Wirksamkeit gegen eine breite Anzahl (Erkältungskrankheiten auslösender) Bakterien hat der Presssaft der Pflanze. Aber auch der klassische Erdkammersirup (siehe unten) hat hervorragende antibiotische Qualitäten und ist als fester Bestandteil der Hausapotheke für Familien unbedingt zu empfehlen.

Rezept: Erdkammersirup für Erkältungen

Bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit

1 Einmachglas mit Glasdeckel Honig

frische Spitz-Wegerich-Blätter

Erdloch in der Größe des Einmachglases, ca. 50 cm tief

Frische, leicht angetrocknete Blätter klein schneiden und 1 cm hoch dicht in das Glas füllen, mit einer Honigschicht von ebenfalls 1cm Höhe bedecken, dann wieder Spitz-Wegerich, dann Honig, bis das Glas gefüllt ist. Mit Honig abschließen. 4 Stunden ruhen lassen, Honig nachfüllen. Den Glasdeckel lose auflegen, mit einem Tuch bedecken und mit einer Schnur verschließen. Das Glas in das vorbereitete Erdloch stellen und ein kleines Brettchen auflegen. Nun das Loch wieder mit Erde verschließen und die Stelle markieren (das Vergraben im Erdloch gewährleistet die für die Reifung nötige gleichbleibende Temperatur). Nach 3 Monaten ausgraben, die Flüssigkeit abseihen und in Flaschen abfüllen. Gekühlt ist der Sirup etwa 10 Monate haltbar.

Quellen

Blaschek 2015, Hänsel et al. 2013c, Ferrazzano et al. 2015, Kováč et al. 2015

Die vielen hellgelben Staubblätter umkränzen die Ähre.

Der knospige Blütenstand vor der Blüte erscheint durch schwärzliche Schuppen dunkel.

Bei der Frucht handelt es sich um eine eiförmige, bis 4 mm lange, zweisamige Kapsel.

Der Spitz-Wegerich hat eine fein verästelte Wurzel.

Junge Blätter sind vor allem auf der Unterseite zart behaart.

Die Blattadern treten deutlich hervor.

So erscheint der Spitz-Wegerich im Frühjahr.

Der Stängel ist unverzweigt, blattlos und mit mehreren Kanten gefurcht.

Alle Blätter wachsen in einer grundständigen Rosette.

Die Blätter sind schmal länglich geformt und am Grunde deutlich verjüngt (a), ihre Länge beträgt bis zu 30 cm.

Aus der Blattfläche treten deutlich 3–7 Blattadern hervor.

Der Blütenstand ist eine vielblütige, eiförmige bis kurz-zylindrische Ähre.

Die Blütenkrone ist bis 4 mm lang und von bräunlicher Farbe.

Die 4 gelblichen Staubblätter ragen lang aus der Blüte heraus, sie sind zwei- bis dreimal so lang wie die Blütenkrone.

Die Frucht ist eine eiförmige, zweisamige Kapsel, die bis 4 mm lang werden kann.