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Michael Lülf

[3] Sozialkompetenz und Teamentwicklung bei Einsatzkräften

1. Auflage

Verlag W. Kohlhammer

[5]Geleitwort

Ohne gelingende Kooperation und Kommunikation ist effektive Gefahrenabwehr nicht möglich. Maßnahmen zur Brandbekämpfung, die Durchführung technischer Hilfeleistungen sowie die Versorgung von schwer verletzten oder akut erkrankten Notfallpatienten setzt immer voraus, dass mehrere Menschen z. B. Absprachen treffen, eine gemeinsame Strategie verfolgen und einander sinnvoll ergänzend tätig werden. Einzelkämpfer sind in den Einsatzorganisationen, d. h. bei Feuerwehren, Rettungsdiensten und dem Technischen Hilfswerk, definitiv fehl am Platz.

Erstaunt und verwundert muss man allerdings zur Kenntnis nehmen, dass die Förderung der Sozialkompetenz von Feuerwehrleuten, Rettungsdienstmitarbeitern und anderen Einsatzkräften in den üblichen Ausbildungen – wenn überhaupt – allenfalls »nebenbei« bzw. indirekt erfolgt. Im Vordergrund stehen fast ausschließlich fachliche Aspekte.

Sich in ein Team integrieren zu können, ein Team mit aufzubauen, als Team zusammenzuwachsen und als Mitglied eines Teams zu funktionieren, aber auch vorgegebenen Rollenerwartungen gerecht zu werden und Spielräume zur Ausgestaltung der eigenen Rolle in einer angemessenen Weise nutzen zu können, wird mehr oder weniger vorausgesetzt. Einem umfassenden Verständnis beruflicher Handlungskompetenz wird dies jedoch längst nicht mehr gerecht: Neben der Fach- und Methodenkompetenz ist Personal- und Sozialkompetenz aller Beteiligten – gerade im Einsatzwesen – unabdingbar geworden: Wie viele schwelende Konflikte in Wachabteilungen, aber auch suboptimale Einsatzverläufe mit den vielfältigsten Komplikationen resultieren z. B. daraus, dass eben nie ein wirkliches Team entstanden ist?

Michael Lülf hat diese Problematik bereits vor vielen Jahren erkannt. In seiner damaligen Funktion als Leiter einer Feuerwehr- und Rettungsdienstschule hat er damit begonnen, ein intensives Trainingskonzept zu entwickeln, das einerseits sozialwissenschaftlich fundiert begründet, andererseits aber auch mit den bislang üblichen Ausbildungsstrategien kompatibel ist. Dieses, aufgrund umfangreicher Praxiserfahrung immer weiter entwickelte, in vielen Arbeitskreisen diskutierte und inzwischen auch durchaus bewährte und viel beachtete Konzept, wird mit diesem Buch erstmals einer breiten Fachöffentlichkeit vorgestellt.

Im verfügbaren Angebot der Fachliteratur für die Ausbildung von Einsatzkräften wird auf diese Weise eine bislang unübersehbar bestehende Lücke geschlossen. Die nachfolgenden Ausführungen geben wertvolle Anregungen, um dem Training der [6]Sozialkompetenz eben die Bedeutung zukommen zu lassen, die dieses wichtige Thema ganz zweifellos verdient. Zu hoffen bleibt, dass diese Anregungen nicht nur engagiert, sondern auch stets verantwortungsbewusst und sorgfältig reflektiert in die Praxis umgesetzt werden!

Prof. Dr. phil. Harald Karutz
Dipl.-Pädagoge

[7]Vorwort

Einsatzkräfte aller Organisationsformen verkörpern einen hohen gesellschaftlichen Anspruch. Nicht nur deshalb belohnt die Gesellschaft die Einsatzkräfte von Feuerwehren sowie Hilfs- und Rettungsorganisationen mit dem höchsten Vetrauenszuspruch den es gibt (Readers-Digest, 2014). Spricht man von Einsatzkräften, so spricht man in der Regel immer von mehreren Personen. Eine gute Einsatzkraft macht Teamfähigkeit und ein hoher Faktor an Sozialkompetenz aus und kein »Einzelkämpfertum«.

Seit 1994 bin ich selbst aktive Einsatzkraft in der Freiwilligen Feuerwehr Dorsten, der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr und der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Aus allen dort gemachten Erfahrungswerten kann ich bestätigen: Nichts geht ohne Teamarbeit und Sozialkompetenz! Durch die eigene Erfahrung und den Austausch mit vielen Einsatzkräften anderer Organisationen kann ich allerdings auch bestätigen, dass für diese so wichtigen Faktoren im Bereich der Ausbildung zu Einsatzkräften leider gar nichts oder viel zu wenig getan wird. Aus diesem Grund beschäftige ich mich seit 2006 mit der Thematik »Teamentwicklung und Sozialkompetenz bei Einsatzkräften« und habe mit Unterstützung der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr diverse Feldversuche, Studien und Projekte zur Teamentwicklung und Förderung von Sozialkompetenz durchgeführt.

Von allen Einsatzkräften, die diese Maßnahmen aktiv als Teilnehmer oder passiv als Ausbilder und Beobachter durchlaufen und begleitet haben, kam durchweg die positive Rückmeldung, wie wertvoll die gewonnenen Erfahrungswerte und wie wichtig und erforderlich Entwicklungsmaßnahmen als Teil der Fachausbildung zu Einsatzkräften sind. Aufgrund dieses großen positiven Zuspruchs und meiner Motivation in diesem Bereich weiter zu forschen und die dortigen Erkenntnisse als eine realistisch umsetzbare Ausbildungseinheit näher zu bringen, entstand dieses Buch in seiner ersten Auflage.

Das Buch soll die Grundzüge der Teamentwicklung und Sozialkompetenz vermitteln und anhand von praktischen Beispielen zeigen, wie verantwortliche Ausbilder zielführend und überzeugend Teamentwicklungsmaßnahmen in die Ausbildung integrieren können. Darüber hinaus soll dieser leider bisher vernachlässigten Thematik in der Ausbildung von Einsatzkräften von der Mannschafts- bis zur Führungsebene mehr Gewicht verliehen werden.

Ich möchte mit diesem Buch zur Nachahmung unter Berücksichtigung der Sicherheitsfaktoren animieren und somit zur Weiterentwicklung dieses Feldes moti[8]vieren. Gerade unter der Thematik »Motivation für das Ehrenamt und dem Berufsfeld der Einsatzkraft« nimmt die Rolle der Teamentwicklung und Sozialkompetenz einen größeren Stellenwert ein als manch einer vielleicht vermutet.

Deshalb meine Bitte an die Leserschaft: Setzten Sie sich selbstkritisch mit dieser Thematik und der Frage auseinander: »Was wird aus Ihrer Sicht derzeit für die Teamentwicklung und die Förderung der Sozialkompetenz für Einsatzkräfte getan?« Vielleicht haben Sie ja die Möglichkeit eigene Maßnahmen zur Entwicklung und Förderung in diesem Bereich durchzuführen oder können Erfahrungswerte beitragen. Ich würde mich freuen, mich mit Ihnen auszutauschen, um somit dieses Feld in der Ausbildung von Einsatzkräften weiter zu entwickeln und zu fördern!

Ich bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich bei der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr für die Möglichkeit und das entgegengebrachte Vertrauen zur Durchführung meiner Projekte in diesem Bereich und Herrn Prof. Dr. phil. Harald Karutz (Dipl.-Pädagoge) für den fachlichen Austausch, den wertvollen Diskussionen und der Erstellung des Geleitwortes! Ich bitte auch um Beachtung der Danksagung am Ende dieses Buches, da ohne die Unterstützung der genannten Personen die Erstellung des vorliegenden Werkes nicht möglich gewesen wäre.

Mülheim an der Ruhr im März 2018,
Michael Lülf