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TIER
FOTOGRAFIE

Das erfahren Sie:

Draußen und drinnen: Hunde, Pferde, Stubentiger
Die richtige Ausstattung für die Tierfotografie
Momente der Ruhe und Heiterkeit einfangen

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

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Autor: Wiebke Haas

eISBN 978-3-645-22455-0

INHALT

1.AUSRÜSTUNG FÜR TIERFOTOGRAFIE

Anforderungen an die Kamera

Spiegellos oder Spiegelreflex?

Was die Kamera können muss

Schnelle Reihenaufnahmen

Intelligente AF-Messfeldmethoden

Wenig Rauschen bei hoher ISO

Genug Fleisch für Bildausschnitte

Objektive und nützliches Zubehör

Teleobjektive in der Tierfotografie

Normalbrennweite und Weitwinkel

Einbeinstative für schwere Objektive

Schnelle SD-Speicherkarten

Reflektoren zum Aufhellen

2.MIT PLAN UND IMPROVISATIONSTALENT

Leitlinien für die Bildgestaltung

Ein geeignetes Bildformat wählen

Teilungsregeln für den Bildaufbau

Fotos anderer Fotografen analysieren

Farben erzeugen Eindrücke und Wirkungen

Licht zu unterschiedlichen Zeiten

Licht und Schatten bringen Spannung

Blickwinkel und Perspektive sind das A und O

Haustiere vor der Kamera

Zweck und Inhalt des Shootings

Locations für klassiche Standfotos

Rassetypische Merkmale betonen

Hibbelig oder desinteressiert

Bevor das Shooting losgeht

Hauptdarsteller und Location vorbereiten

Das Equipment startklar machen

Zu Verschlusszeit, Blende und ISO

Empfehlungen für das Spiel mit der Blende

Empfehlung für die ISO-Empfindlichkeit

Varianten halb automatischer Belichtung

Die Belichtungsmessmethode festlegen

Den passenden Autofokusmodus wählen

Spiegel- und Verschlussmechanik

Serienbilder für tobende und laufende Tiere

Packliste für alle wichtigen Utensilien

3.HUNDE VOR DER KAMERA

Hundeporträts und Standbilder

Homogener Hintergrund mit Fokus auf den Hund

Die Hundebesitzer in das Shooting einbeziehen

Wichtig bei Porträts mit seitlicher Kopfhaltung

Beim Scharfstellen den Fokus auf ein Auge legen

Detailaufnahmen und Ganzkörperbilder machen

Rassespezifische Merkmale des Hundes betonen

Hunde mit oder ohne Halsband fotografieren?

Laufen, spielen und toben

Geeignete Umgebungen für Lauffotos

Mit seitlichen Laufaufnahmen beginnen

Beobachten Sie das Verhalten des Hundes

Messfeld zum Anfokussieren festlegen

Frontale Bewegungsaufnahmen punktgenau treffen

Fotografieren in der Welpenstube

Gefragt sind viel Geduld, Glück und Geschick

Was tun bei völlig unerzogenen Hunden?

Fazit

4.PFERDE VOR DER KAMERA

Symbol für Reichtum und Macht

Pferdeporträts und Standbilder

Kopfform, Trense, Halfter und Zügel

Aufnahmen ganz ohne Trense und Halfter

Die Aufmerksamkeit des Tieres erregen

Geeignete Hintergründe für Pferdeporträts

Unterschiedliche Set-ups für Standbilder

Schönheit und Anmut der Bewegung

Pferde wissen um ihre Schönheit

Auf Laufrichtung und Laufweg Einfluss nehmen

Zu starke Unterbelichtung bei Gegenlicht

Edle Pferde unter dem Sattel

Geeignete Umgebungen für Reitbilder

Die jungen Wilden in der Koppel

Klare Körpersprache und Impulse

Fazit

5.KATZEN VOR DER KAMERA

Samtpfoten und Stubentiger

Verhalten und Körpersprache studieren

Die Dauer des Shootings bestimmt die Katze

Aufnahmen im Innenbereich der Wohnung

Katzen in freier Natur fotografieren

6.HERDENTIERE AUF DER WEIDE

Ein kleines bisschen Wildlife

Schafe lassen sich gut porträtieren

Der Frühling ist die Zeit der Lämmer

Grasende Rinder auf der Koppel

Fazit

7.DIE SEELE DES TIERES FINDEN

Lassen Sie die Bilder sprechen

Momente der Ruhe und Heiterkeit

Porträts, ausdrucksstark und emotional

Schwarz-Weiß öffnet das Tor zur Seele

Stimmungsvolle Morgen- und Abendstunden

Silhouetten vor untergehender Sonne

Einmalige Momente der Heiterkeit

Ton in Ton und Farbkontraste

Bilder vor schwarzem Hintergrund

Ausreichend freistellen mit Offenblende

Einfach mehr Farbe ins Bild bringen

Aus Freude an der Bewegung

Kraft, Dynamik und Ehrgeiz festhalten

Muskelspiel im Seiten- oder Streiflicht

Mitzieher mit längerer Verschlusszeit

Spaßbilder mit dem Weitwinkel

Einfach mal alle Regeln brechen

Bildkomposition mit dem Weitwinkel

Dokumentarische Fotos mit Weitwinkel

8.EINIGE WORTE ZUM AUSKLANG

Sicherheit beim Tiershooting

Mit Respekt und Liebe zum Tier

Wie weit darf man gehen?

Qualität der fotografischen Arbeit

Das Recht am eigenen Bild

Index

Bildnachweis

1

Ausrüstung für Tierfotografie

image Welche Kamera soll es sein? Welches Objektiv deckt die Bedürfnisse eines Tierfotografen am besten ab? Und was davon ist wichtiger? Im Internet findet man viele Weisheiten zur Wahl der richtigen Technik und wird aus dem Überangebot doch nicht schlau. Zwanzig Leute präsentieren zwanzig verschiedene Meinungen und Erfahrungen. Ich möchte meine Vorgehensweise vorstellen.

ANFORDERUNGEN AN DIE KAMERA

Verfolgt man die rasante Entwicklung der Fototechnik, weiß man gar nicht mehr, ob die technische Weltneuheit von heute schon am nächsten Tag als prähistorisches Urzeitwerkzeug eingestuft wird. Der Kameramarkt pulsiert und wird in den nächsten Jahren noch einige neue Stufen erklimmen, wenn man allein schon an die Entwicklung der 3-D-Fotografie denkt. Davon sollten Sie sich jedoch nicht abschrecken lassen. Für jeden Bereich gibt es bestimmte Richtwerte bzw. technische Faktoren, die wichtiger sind als für andere Sparten der Fotografie. Vermutlich werden Sie zunächst mit der Frage konfrontiert sein, ob eine einfache Digitalkamera ausreichend ist, ob Sie in eine hochwertige digitale Spiegelreflexkamera investieren sollten oder ob der Mittelweg mit dem Kauf einer Bridgekamera nicht auch eine gute Lösung wäre.

Spiegellos oder Spiegelreflex?

Aber um ganz ehrlich zu sein: Ambitionierte Tierfotografie auf hohem Niveau ist mit einer normalen Kompaktkamera nur schwer umzusetzen. Lassen Sie sich nicht von extrem hohen Megapixelzahlen oder einem Zoombereich von hier bis zum Mars irritieren und ins Bockshorn jagen. Sicher braucht ein gutes Auge keine Hightechkamera, denn schließlich macht der Fotograf das Bild und nicht die Technik.

Ich verspreche Ihnen aber, dass Sie ganz schnell an die Grenzen der Kompakten stoßen werden, unzufrieden sind und mehr wollen. Eine Kompaktkamera wird Ihnen keine schönen Bokehs zaubern können, in schwierigen Lichtverhältnissen hoffnungslos überfordert sein und bei dem Anspruch an scharfe Bewegungsbilder versagen.

Ich möchte an dieser Stelle kein Gerät schlechtreden. Sicherlich hat eine Kompaktkamera ihre Daseinsberechtigung und deckt das Bedürfnis derer ab, die eine Möglichkeit haben möchten, schnell und einfach Urlaubsimpressionen oder Erinnerungsfotos von Feierlichkeiten anzufertigen, ohne dafür ein halbes Vermögen in teure Kameratechnik investiert und 20 Fotobücher studiert haben zu müssen. Sie wollen aber mehr. Sonst hätten Sie dieses Buch wahrscheinlich nicht gekauft.

Die Gattung der spiegellosen Systemkameras, kurz DSLM (Digital Single Lens Mirrorless) hat sich neben den Spiegelreflexkameras als ernst zu nehmende Alternative für Fotoenthusiasten und Profis etabliert. Durch das Weglassen des Spiegels ist das Kameragehäuse wesentlich kleiner und leichter als das einer Spiegelreflexkamera. Statt eines Spiegels nutzen sie zur Fokussierung und Belichtung das Signal des Bildsensors.

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200 mm :: f/4,0 :: 1/1000 s :: ISO 500

BOKEH

Der Begriff »Boke« kommt aus dem Japanischen und bedeutet »unscharf«, »verschwommen«. Er bezeichnet die Darstellung von Bildelementen, die nicht in der Schärfeebene liegen und damit unscharf wiedergegeben werden. Fotografieren Sie dazu mit offener Blende und fokussieren Sie auf ein Motiv im Vordergrund. Im Hintergrund sollten im Idealfall Lichtreflexe oder Spitzlichter zu sehen sein, die unscharfe Flecken auf dem Bild produzieren. Je nach Objektivkonstruktion und Blendenöffnung ist das Bokeh mal eckiger, mal runder, mal härter, mal weicher. Mal sind unscharfe Kreisflächen fast farblos, manchmal schimmern sie farbig. Wie auch immer unscharfe Bereiche außerhalb des Fokus aussehen, das Bokeh ist keine feste, messbare Größe, sondern wird subjektiv wahrgenommen.

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DSLM-Geräteklasse: Die beliebte und vielfach ausgezeichnete Sony a6500 mit APS-C-Sensor.

In Sachen Bildqualität stehen die meisten Spiegellosen der Konkurrenz aus dem Spiegelreflexlager in nichts nach, und das Angebot an Objektiven ist genauso groß wie im DSLR-Kamerasegment. Mehr und mehr Profifotografen entdecken die Spiegellosen für sich und setzen sie parallel zu ihren Spiegelreflexboliden ein. Fujifilm und Sony im APS-C-Segment sowie Olympus und Panasonic im Micro-Four-Thirds-Segment bilden die Speerspitze und nutzen konsequent aus, was das Grundprinzip dieser Geräteklasse zu bieten hat.

Die »Digital Single Lence Reflex Camera«, kurz DSLR oder zu Deutsch digitale Spiegelreflexkamera, ist meiner Meinung nach die geeignetste Kamera für die Haustierfotografie im Outdoorbereich. Hier gibt es Einsteigerklassen, die sogar Vollautomatikprogramme bereithalten, aber eben auch Kameras für Fortgeschrittene und Profis sowie zusätzlich ein weites Feld an Wechselobjektiven, die fast alle Wünsche abdecken.

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DSLM-Geräteklasse: Die neue Panasonic LUMIX GX9 mit MFT-Sensor.

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DSLR-Geräteklasse: Die Canon EOS 80D, ein Spiegelreflex-Kandidat für schnelle Action-Fotos..

Hauptvorteil einer DSLR ist das hohe Maß an Flexibilität, da Sie die Kamera manuell an fast jede Situation anpassen können. Sie werden zwar auch hier an technische Grenzen stoßen, diese sind aber im Allgemeinen nicht so schnell erreicht wie mit anderen Kameratypen. Zudem sind die Objektive austauschbar und können an verschiedenen Bodys der gleichen Marke verwendet werden.

WAS DIE KAMERA KÖNNEN MUSS

Schnelle Bewegungen, Fluchtreaktionen, zu wenig oder zu viel Licht, ein unpassender Hintergrund, dazu technische Probleme mit dem Autofokus – es gibt viel zu beachten.

Schnelle Reihenaufnahmen

Tiere in Action können verdammt schnell sein. Manchmal schlagen sie unvorhergesehene Haken oder springen über die Wiese. Ihre Kamera muss also vor allem beim Tempo mithalten können. Mit Schnelligkeit meine ich in diesem Fall nicht die Verschlusszeit. Meine erste Einsteiger-DSLR-Kamera bot als kürzeste Verschlusszeit 1/4000 Sekunde, und das war völlig ausreichend. Mit Schnelligkeit beziehe ich mich auf die Serienbildgeschwindigkeit bzw. die Anzahl der Bilder, die in einer Reihe gemacht werden können.

Meine alte Kamera hat vier Bilder pro Sekunde geschafft bei etwa 50 JPEGDateien bzw. sechs RAW-Dateien in Folge. Nach den sechs RAWs musste die Kamera erst einmal speichern. Das hat gedauert, während das munter tobende Pferd auf der Weide bei seiner Inszenierung nicht auf die Kamera wartete und einfach mit der Show weitermachte, ohne dass ich das Spektakel aufnehmen konnte.

Man lernt mit einer langsameren Kamera natürlich recht schnell, die Bewegung und das Vorhaben eines Tieres zu erahnen, und drückt gezielter ab, aber hier und da gehen einem doch bestimmte Momente verloren, wenn die Kamera langsam arbeitet. Daher mein Tipp: Achten Sie auf den Wert der Reihenaufnahmen und vergleichen Sie diesen mit den anderen DSLR-Kameras auf Ihrer Auswahlliste.

Intelligente AF-Messfeldmethoden