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(Foto: Diana Kruk)

Sabine Wolff
Marcus Wolff

HUNDE-FRISBEE

Von der ersten
Scheibe bis
zum Freestyle

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Haftungsausschluss:

Autoren und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

IMPRESSUM

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Titelgestaltung und Layout: ravenstein2.de
Satz: Pinkhouse Design, Wien
Coverfoto: shutterstock.com/DUSAN ZIDAR
Fotos im Innenteil: Kilian Breuer, Steven Donahue,
Günther Ebner, Diana Kruk, Uwe Moebus,
Jessica Prendergast, Marcus Wolff, Sabine Wolff
Zeichnungen: Ralph Grieblinger
Lektorat: Maren Müller

Druck: Graspo CZ, a.s., Zlín, www.graspo.cz

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

Printed in Czech Republic

ISBN: 978-3-8404-2053-5
eISBN 978-3-8404-6459-1

INHALT

Was ist Hundefrisbee?

Geschichte

Ein Sport für jeden Hund und jeden Tag?

Gesundheitliche Aspekte

Bodenbeschaffenheit

Scheibenkunde

Westen/Schutzkleidung

Wurftechniken

Der Spin

Wie fliegt die Scheibe?

Die Rückhand (Backhand)

Die Vorhand (Sidearm)

Heber (Floater)

Roller

Take

Overhand Wrist Flip (Überhandwurf)

Butterfly

Upside Down

Der Hammer

Pancake

Brush/Kick

Thumb Throw

Spin Up

Handling mehrerer Scheiben

Variationen

Trainingsaufbau mit dem Hund

Motivationsaufbau

Aufwärmen

Cool-down

Aus der Luft fangen

Springen lernen

Apportieren

Küraufbau

Disc-Management & Flow

Passing

Around the World

Multiple

Over

Zig Zag

Vault

Backstall

Dog Catch

Flip

Wind-Management

Show

Musik

Tricks mit dem Hund

Hundefrisbee als Turniersport

Freestyle

Mini Distance

Long Distance

Anhang

Danke

Über die Autoren

Stichwortregister

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(Foto: Jessica Prendergast)

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(Foto: Diana Kruk)

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(Foto: Steven Donahue)

WAS IST HUNDEFRISBEE?

Dog Frisbee, zu Deutsch Hundefrisbee, kommt aus Amerika und wird dort schon seit 30 Jahren betrieben. Was ist das Tolle an diesem Sport? Der Hund bekommt Bewegung und Beschäftigung verbunden mit einer Menge Spaß! Und was braucht man dafür? Geeignete Frisbeescheiben, einen spielbegeisterten Hund und einen Halter, der vor dem gemeinsamen Training das Werfen der Scheiben übt.

Geschichte

Die Geschichte des Frisbeesports hat etwas mit Kuchen zu tun. Früher gab es flache Kuchenformen aus Metall, unter anderem von der Firma „Frisbie“. Mit diesen Kuchenformen wurde erstmals geworfen, und das war der Beginn eines unglaublichen Frisbee-Booms. Bald wurden dann auch Scheiben aus Plastik hergestellt.

Der Vater des Hundefrisbees ist Alex Stein. Er kaufte sich am 4. Juni 1971 seinen Whippet Ashley. Der Name entstand, weil der Whippet als Welpe die Farbe von Asche (englisch: ash) hatte, und war angelehnt an Ashley Wilkes (den Charakter aus dem Film „Vom Winde verweht“). Als begeisterter Frisbeespieler merkte Alex bald, dass auch sein Hund unglaublichen Spaß am Fangen der Scheiben hatte. Er sprang in die Luft und fing Frisbees aus 2 bis 3 Metern Höhe.

Am 5. August 1974 wurde schließlich die Sportart Hundefrisbee geboren: Alex Stein lief bei einem Baseballspiel während der Pause einfach auf das Feld und begann, mit Ashley Frisbee zu spielen. Der Hund bewegte sich enorm schnell und fing die Scheiben aus großer Höhe. Die Zuschauer waren begeistert und die Sicherheitsleute unternahmen zunächst nichts. Nach 8 Minuten entschied Alex, dass es wohl besser wäre, das Spielfeld wieder zu verlassen. Als er schon kurz vor dem Ausgang war, griffen die Sicherheitsleute zu und verhafteten ihn. Ashley konnte seinem Besitzer nicht folgen, weil zu viele Menschen im Weg standen. Deswegen ging der Whippet verloren und tauchte erst drei Tage später wieder auf. Glücklicherweise hatte ihn eine Familie aus Long Beach mitgenommen. Durch Aufrufe im Fernsehen und im Radio bekam Alex seinen Hund wieder. Als Alex ihn abholte, sprang Ashley vor Freude über den 2 Meter hohen Zaun des Gartens seiner Gastfamilie.

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Der berühmte Whippet Ashley, aufgenommen im Frisbeemuseum bei Tom Wehrli (Foto: Marcus Wolff)

Schlagartig bekannt geworden, hatten Alex Stein und sein Whippet Ashley noch viele Auftritte. Ashley war bei Hunderten von Fernsehshows zu Gast und unzählige Male in Zeitungen und Magazinen abgebildet. Er war bei David Letterman und schaffte es als erster nicht menschlicher Star ins Magazin „People“. Er hatte zudem eine eigene American-Express-Karte und ein Bankkonto, war Maskottchen des Footballteams „LA Rams“ und wurde dreimal World Champion im Dog Frisbee. Nach ihm ist noch heute die Weltmeisterschaft im Dog Frisbee benannt, die Ashley Whippet World Championship. Ein Platz in der Dog Frisbee Hall of Fame war ihm sicher.

Hundefrisbee ist in erster Linie ein individueller Sport, der nicht wie andere Sportarten unterrichtet werden kann. Es gibt nur eine wichtige Grundregel: Die Gesundheit und das Wohlergehen des Hundes stehen an erster Stelle. Jeder Spieler, ob Anfänger oder Fortgeschrittener, muss frei entscheiden können, welche Würfe, Moves oder Tricks er zeigt. Ein guter Frisbeelehrer ist, wer vor allem auch das Innovationspotenzial eines scheinbar verunglückten Wurfs erkennt und daraus einen neuen Wurf kreiert. Beim Frisbee ist es wie bei keinem anderen Sport notwendig, auf jegliche hierarchischen Strukturen zu verzichten, denn sonst geht die Kreativität des Einzelnen allzu leicht verloren. Die Sicherheit des Hundes sowie der Spaß am Sport und mit dem Hund sind die einzige Voraussetzung für Hundefrisbee.

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Das Frisbeespielen kann prinzipiell jeder Hund lernen. (Foto: Uwe Moebus)

Ein Sport für jeden Hund und jeden Tag?

Hundefrisbee ist eine tolle Freizeitbeschäftigung. Die meisten Hunde sind schnell begeistert davon und möchten gern jeden Tag spielen. Es gibt jedoch einiges zu beachten:

Die Beziehung zwischen Mensch und Hund muss stimmen und der Hund muss die Grundregeln des Gehorsams akzeptieren. Dazu gehört, dass Spielen innerhalb von Grenzen abläuft, die der Mensch setzt. Solange der Hund dabei in Jacke oder Hosenbeine beißt, bitte erst an der Erziehung arbeiten, bevor man mit dem Frisbeespielen beginnt. Gerade bei sehr stark beutemotivierten Hunden kann es passieren, dass sie nur noch Frisbeespielen im Kopf haben, wodurch ihre Sozialkontakte zu anderen Hunden eingeschränkt werden könnten. Bei solchen Hunden besteht die Gefahr, dass sie zu regelrechten „Scheibenjunkies“ werden, was nicht gerade wünschenswert ist. Zudem ist die Belastung für die Gelenke zu hoch, wenn auf fast jedem Spaziergang gespielt wird.

Wer Hundefrisbee auch für Turniere üben möchte, kann ruhig sechsmal pro Woche spielen – aber ohne Hund, denn richtig werfen zu können ist das A und O bei diesem Sport. Der gemeinsame Spaß sollte, wenn belastendere Freestyle-Elemente geübt werden, auf zweimal pro Woche begrenzt werden.

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Gebrauchshunde wie Malinois lassen sich in der Regel leicht für das Frisbeespielen begeistern. (Foto: Diana Kruk)

WELCHE HUNDE SIND BESONDERS GEEIGNET?

Es gibt bestimmte Rassen oder Mischlinge aus diesen Rassen, denen Hundefrisbee besonders leichtfällt. In der Regel handelt es sich um mittelgroße Hunde.

Hütehunde

Fast alle Hütehunde sind gute Frisbeespieler! Border Collies und Australian Shepherds sieht man in diesem Sport sehr häufig, aber auch Gos d’Atura, Shapendoes, PONs (Polski Owczarek Nizinny, Polnische Niederungshütehunde) oder Bearded Collies glänzen beim Fangen der fliegenden Scheiben. Hütehunde sind als Familienhunde oftmals nicht ausgelastet. In diesem Fall bietet Hundefrisbee einen hervorragenden Ausgleich für die Tiere, denn durch ein vielseitiges Training werden sie sowohl geistig als auch körperlich gefordert.

Gebrauchshunde

In diese Sparte fallen Rassen wie Malinois, Airedale Terrier, Deutscher Schäferhund, Riesenschnauzer, Boxer oder Hovawart. Sie alle besitzen von Natur aus eine hohe Beutemotivation und sind in der Regel leicht fürs Frisbeespielen zu begeistern.

Terrier

Ein Frisbeehund, der in Amerika Berühmtheit erlangt hat, ist der Jack Russell Terrier Whiplash. Terrier haben in der Regel eine gute Beutemotivation, sind also leicht zum Spielen zu motivieren. Die Sprunghöhe muss natürlich der oft geringen Größe der Hunde angepasst werden.

Gesellschaftshunde

Viele Gesellschaftshunde lassen sich mit einem geeigneten Aufbau gut zum Frisbeespielen motivieren. Wir kennen einen frisbeebegeisterten Mops sowie eine französische Bulldogge, einen Malteser und mehrere Kleinpudel, die Hundefrisbee mit Freude betreiben. Diese Hunde sind oft sehr verspielt und entsprechend begeistert, wenn der Besitzer sie mit neuem Spielzeug überrascht.

Jagdhunde

Die meisten Jagdhunde spielen sehr gern mit dem Frisbee. Sie sind schnell und oft stark beutemotiviert. Je nach Rasse dauert der Motivationsaufbau etwas länger als z. B. beim Hütehund, aber wenn der Hund einmal begeistert wurde, ist er schnell und unermüdlich.

Mischlinge

Im Prinzip kann jeder Mischling, der gern mit seinem Besitzer spielt, also eine gute Beutemotivation mitbringt, das Frisbeespielen erlernen. Eine mittlere Größe ist von Vorteil. Hunde über 30 Kilogramm Körpergewicht dürfen spielen, sollten aber keine höheren Sprünge oder Flips zeigen.

Molosser

Für Molosser eignet sich das Frisbeespielen nur bedingt. Sie sind so groß und schwer, dass sie nicht springen sollten. Wenn es ihnen Spaß macht, dürfen sie aber gern flach geworfene Scheiben fangen.

Herdenschutzhunde

Diese Hunde sind nur in Ausnahmefällen zum Spiel mit dem Besitzer zu motivieren und daher die Exoten im Frisbeesport.

AB WANN KANN ICH ANFANGEN?

Grundsätzlich ist es nie zu spät, mit dem Frisbeespielen anzufangen. Man sollte den Hund aber auf jeden Fall vorher einmal beim Tierarzt vorstellen und ihn daraufhin untersuchen lassen, ob irgendetwas gegen eine sportliche Betätigung spricht. Der Tierarzt sollte den Hund beim Laufen beobachten und gegebenenfalls Röntgenaufnahmen der Hüfte, der Wirbelsäule und der Schulter anfertigen.

Für junge Hunde gelten besondere Regeln: Springen ist so lange verboten, bis die körperliche Entwicklung abgeschlossen und der Hund ausgewachsen ist. Hunde kleinerer Rassen erreichen diese Entwicklungsstufe früher als Vertreter großer Rassen. Verletzungen während der Wachstumsphase wie Zerrrungen, Stauchungen, Ausgrätschen, Stöße, Verrenkungen sowie Überforderung können zu Gelenkproblemen führen. Bei Junghunden ist weder der Skelettapparat noch die Muskulatur vollständig ausgereift! Deshalb dürfen junge Hunde noch kein Freestyle spielen! Man kann bei ihnen aber schon mit dem Motivationsaufbau beginnen. Sie können lernen, dass das Spiel mit der Scheibe angenehm ist und Freude bereitet, dass sie die Scheibe zurückbringen sollen und vieles mehr. Neben der Sozialisierung und der notwendigen Erziehung ist dies eine weitere schöne Möglichkeit, sich mit dem Hund zu beschäftigen. Wenn der Hund mindestens 18 Monate alt und gesund ist, kann man mit dem richtigen Frisbeespielen anfangen.

Gesundheitliche Aspekte

Wichtig ist, dass man beim Frisbeespielen auf Größe und Gewicht sowie auf Alter und Gesundheitszustand des Hundes Rücksicht nimmt. Ist ein Hund beispielsweise übergewichtig, müssen zunächst die überflüssigen Pfunde abgebaut werden, am besten in Absprache mit einem Tierarzt, der auch gleich sagen kann, ob und in welchem Maß, der Hund Frisbee spielen darf.

Achtet während des Spielens auf euren Hund. Ein frisbeebegeisterter Hund läuft trotz einer Verletzung weiter. Sollte der Hund lahmen, bitte sofort das Spiel abbrechen und den Hund vom Tierarzt untersuchen lassen.

Spielt diesen Sport nur mit speziellen Hundefrisbees! Da die Scheiben gerade am Anfang vom Hund schnell durchlöchert werden, solltet ihr immer Schmirgelpapier dabeihaben, um eventuell vorhandene scharfe Kanten und Ecken abschleifen zu können.

Achtung, folgender Vorschlag ist nichts für Kinder! Vorhandene Löcher kann man relativ einfach mit einem Feuerzeug reparieren. Dafür benötigt ihr ein Feuerzeug mit einem kleinen Brenner, also eines mit farbloser Flamme. Haltet den kleinen Brenner kurz auf die hochstehenden Ränder des Lochs, bis der Kunststoff warm wird. Das dauert nur ein paar Sekunden. Feuchtet dann euren Finger gut an (bitte nicht vergessen) und streicht die Ränder des Lochs einfach glatt. Grob verunstaltete Scheiben und Scheiben mit Rissen müssen immer weggeworfen werden.

Füttert den Hund nicht vor dem Spielen! Nach dem Fressen sollten Hunde eine mindestens zwei-, besser dreistündige Verdauungspause einlegen, bevor sie wieder rennen oder toben dürfen. Der Grund für diese Maßnahme ist die Gefahr einer Magendrehung. Dieses Krankheitsbild wird gehäuft bei großen Hunderassen beobachtet, tritt aber auch bei mittleren und kleinen Hunden auf. Der Magen ist im Bauchraum wie ein Pendel aufgehängt und kann, wenn er voll und schwer ist, auch wie ein solches umschlagen. Damit wird nicht nur der Magenzugang zugedreht, sondern es werden auch die blutabführenden Gefäße aus dem Bauchraum zu Herz und Lunge abgeschnürt. Dieser Zustand führt innerhalb weniger Stunden zum Kreislaufschock und Tod. Hunde, die einen hart gespannten Bauch und gleichzeitig deutliche Zeichen von Unwohlsein und Schmerz äußern, müssen daher sofort zum Tierarzt.

GEFAHREN IM FRISBEESPORT?