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Willen und Zigaretten

Gefragt, wie er sein immenses tägliches Arbeitspensum trotz seiner beinahe 90 Jahre schaffe, antwortete Helmut Schmidt in einem 2007 ausgestrahlten Fernsehfilm verschmitzt: »Willen braucht man. Und Zigaretten.« Diese lakonische Aussage brachte die zentrale Lebensmaxime des mittlerweile als Ikone verehrten Sozialdemokraten auf den Punkt.

Schmidt war ein disziplinierter Arbeiter, der aus Pflichtgefühl und aus Sorge um den Staat und das Gemeinwohl bis an seine persönliche Belastungsgrenze ging, oftmals sogar darüber hinaus. Diese bemerkenswerte Härte gegen sich selbst hatte er als Kind und Jugendlicher in seinem Elternhaus vermittelt bekommen. Trotz wachsender Zweifel diente er dem NS-Regime während des Zweiten Weltkriegs als Wehrmachtsoffizier. Das Gefühl, verführt und ausgenutzt worden zu sein, ließ Schmidt nach 1945 zur Sozialdemokratie finden. Seine militärischen Erfahrungen prägten auch in der pluralistischen Demokratie seinen Führungsstil. Der Primat des Politischen stand für ihn jedoch außer Frage. Als Krisenmanager angesichts der Hamburger Sturmflut, als Vorsitzender der SPD-Bundesfraktion während der Großen Koalition und als Minister unter Willy Brandt machte er sich einen Namen als durchsetzungsstarker Politiker, der Konflikten – wenn er sie für notwendig hielt – nicht aus dem Weg ging.

Helmut Schmidt, MdB (1966)

Über Schmidts Amtszeit als Bundeskanzler (19741982) ist mitunter gesagt worden, dass ihr ein großes Thema gefehlt habe. Konrad Adenauer stehe für die Westbindung und Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, Willy Brandt habe die Neue Ostpolitik ins Werk gesetzt und Helmut Kohl die Deutsche Einheit ausgehandelt. Diese historische Argumentation birgt jedoch ungerechte Wertmaßstäbe und verzerrt die Perspektive. Immerhin sah Schmidt sich als Kanzler mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise konfrontiert, mit einer grassierenden Inflation und rasant steigenden Arbeitslosigkeit, für die er in globalen Zusammenhängen nach Lösungsansätzen suchte. Zudem musste er innenpolitisch auf die Bedrohung des Staats durch den Terrorismus der Roten-Armee-Fraktion reagieren.

Helmut Schmidt, der sein politisches Talent für eine beachtliche Karriere zu nutzen wusste, beherrschte die Kunst der Selbstdarstellung und präsentierte sich mit großer Professionalität in den Medien. In der Rückschau nannte er sich zuweilen einen perfekten »Staatsschauspieler«, ebenso selbstbewusst wie kokett. Schmidt erkannte in einem Fernsehstudio rasch, welche Kamera gerade sendete, dann war jeder Zigarettenzug inszeniert. Eine frühe Kostprobe dieser abgeklärten Könnerschaft zeigte Schmidt als frisch vereidigter Bundesverteidigungsminister, als er während eines Interviews den Rand einer Akte scheinbar desinteressiert für Zeichenskizzen nutzte. Gleichzeitig antwortete er geschliffen und analytisch stark auf die Fragen der beiden Journalisten, die sich dieses gleichermaßen arrogante wie unhöfliche Verhalten widerspruchslos gefallen ließen.

Seit er 15 Jahre alt war, rauchte Schmidt. Ein Onkel hatte ihm die erste Schachtel Zigaretten geschenkt. Seine Grundnahrungsmittel, so konnte man den Eindruck haben, waren Kaffee mit viel Zucker, Coca-Cola, Schnupftabak und natürlich Menthol-Zigaretten. Rauchen war für ihn zugleich Lebensstil, Sucht und Inszenierung. Schmidt durfte sich, ungeachtet zunehmender Rauchverbote, fast überall eine Zigarette anzünden, oder er nahm sich das Recht dazu heraus. Als ein Politiker, der an seinem Image feilte, beherrschte er die Technik der kalkulierten Pause, baute Spannungsbögen auf, hob ihm besonders Wichtiges auf diese Weise hervor und setzte geschickt Pointen mit der Erfahrung des öffentlichen Redners. Kombiniert mit einem tiefen Zigarettenzug als retardierendem Moment, den Blick schräg nach oben gerichtet.

Als ich 1992/93 auf dem Weg zu meiner Zivildienststelle regelmäßig mit dem Fahrrad an Schmidts Privathaus in Hamburg-Langenhorn vorbeifuhr, war nicht abzusehen, dass ich dem ehemaligen Bundeskanzler für meine wissenschaftliche Edition seines Briefwechsels mit Willy Brandt über 15 Jahre später mehrmals persönlich begegnen würde. Jedes dieser Vier-Augen-Gespräche hat mich beeindruckt. Deshalb hoffe ich, bei der Arbeit an dem vorliegenden Buch nicht in die Falle der »biografischen Illusion« getappt zu sein, vor der Pierre Bourdieu als Soziologe eindringlich gewarnt hat. Weder ging es mir darum, einen vermeintlich stringenten und in allen Facetten stimmig ineinandergreifenden Lebensweg zu konstruieren, noch möchte ich Schmidt zu einem unfehlbaren »Helden« überhöhen.

Von Hamburg-Barmbek in die Welt

»Die richtigen Hamburger kommen aus Barmbek«, mit diesem Satz begann ein im Auftrag von Helmut Schmidt für den Bundestagswahlkampf 1957 produzierter Image-Kurzfilm. Schon vier Jahre zuvor hatte der aufstrebende SPD-Politiker dieses Werbemittel selbstbewusst eingesetzt, in einer Zeit, als es noch verpönt war, die eigene Persönlichkeit in den Mittelpunkt von Wahlkämpfen zu stellen und nicht uneingeschränkt auf die Zugkraft der inhaltlichen Argumente zu setzen. Beide Filme hatte Schmidt bei dem mit ihm befreundeten Produzenten Gyula Trebitsch in Auftrag gegeben. Vorgeführt wurden sie in den Ausgangsbereichen der U-Bahn- und S-Bahn-Stationen seines Wahlkreises in Hamburg-Nord. Der Erfolg dieser persönlichkeitszentrierten Werbestrategie gab Schmidt recht: Nach 1953 gelang dem Sozialdemokraten, der auch seine Ehefrau und seine kleine Tochter vor der Kamera präsentiert hatte, ein zweites Mal der Einzug in den Deutschen Bundestag. Mochten ihm seine politischen Kontrahenten ein zu starkes Geltungsbedürfnis unterstellen – Schmidt hatte erfolgreiche Wahlkämpfe in den USA beobachtet und wusste um die Anziehungskraft und Faszination von Filmen, zumal das Fernsehen sich in den 1950er Jahren erst zu einem Massenmedium zu entwickeln begann, also noch etwas Nichtalltägliches und Besonderes war. Mit der Werbung an den Knotenpunkten des öffentlichen Nahverkehrs gelang es Schmidt, neue Bevölkerungsgruppen anzusprechen, während seine klassischen Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen meistens nur von Wählerinnen und Wählern besucht wurden, die sich ohnehin bereits für die SPD entschieden hatten.

Dies alles lag unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreichs in ferner Zukunft. Als Helmut Schmidt am 23. Dezember 1918 in Hamburg zur Welt kam, herrschte politisches Chaos. Zwar war der wilhelminische Obrigkeitsstaat untergegangen, doch wohin die Novemberrevolution und die Ausrufung der Republik führten, ließ sich nicht mit Gewissheit absehen. Ein Arbeiter- und Soldatenrat beanspruchte in der Hansestadt die Macht für sich, musste aber nach der Absetzung des Senats und der Bürgerschaft rasch erkennen, dass eine Millionenstadt ohne eine funktionierende Verwaltung kaum zu regieren war. Die Familie Schmidt lebte zu dieser Zeit im Stadtteil Barmbek, einem sozialdemokratisch geprägten Arbeiterviertel, das Helmut als seine »Kinderheimat« entdeckte und mit zunehmendem Bewegungsradius ausgiebig durchstreifte. In der Nachbarschaft wohnten Hafenarbeiter und kleine Fischhändler. Die Schmidts selbst gehörten indessen zum Kleinbürgertum. Ihre Wohnung lag im oberen Stockwerk eines Stadthauses aus der Gründerzeit in einer der besseren Straßen der Gegend und bot für damalige Verhältnisse sogar einigen Komfort. Man litt keine Not, auch wenn das Geld mitunter knapp wurde.

Für den Familienvater Gustav Schmidt war dieser leicht gehobene Lebensstandard beileibe nicht selbstverständlich. Unehelich als Sohn einer Kellnerin und eines jüdischen Bankiers im Jahr 1888 geboren, hatte er früh gelernt, was Armut bedeutete. Seine Adoptiveltern bewohnten fast bis zum Ende der Weimarer Republik zusammen mit drei weiteren Familien ein altes Gesindehaus mitten in Hamburg-Barmbek. Alle teilten sich eine im Freien gelegene Wasserpumpe und einen Abort. Noch Jahrzehnte später erinnerte sich Helmut Schmidt gut an seine Besuche und Ferienaufenthalte bei seinem Großvater väterlicherseits, der sich als Straßenkehrer und Stauer im Hafen über Wasser hielt. Angesichts dieser schwierigen Ausgangsposition im proletarischen Milieu ist es bemerkenswert, mit welcher Zielstrebigkeit und Härte sich Gustav Schmidt hocharbeitete. Nach der Volksschule durfte er – gefördert durch einen seiner Lehrer – mit der Selektaklasse ein neuntes, zusätzliches Schuljahr besuchen und eine Lehre als Anwaltsgehilfe in einem Kontor antreten. Damit waren sein Aufstiegswillen und sein Bildungshunger jedoch nicht befriedigt: Er schaffte die Aufnahme in das Volksschullehrerseminar, absolvierte zwischen den beiden Abschlussprüfungen (1911/1914) seinen einjährigen Militärdienst, stieg im Weltkrieg vom Gefreiten zum Vizefeldwebel auf und betrieb von 1922 bis 1925 neben seiner Tätigkeit als Volksschullehrer mit immenser Selbstdisziplin ein Abendstudium als Diplom-Handelslehrer. Fortan unterrichtete er als Studienrat, bis ihn das Kollegium seiner Schule zum Rektor wählte.

Am 30. August 1914, der Erste Weltkrieg entfaltete seit einem Monat seine zerstörerische Kraft, hatte Gustav Schmidt mit Ludovika Koch den Bund der Ehe geschlossen. Die 1890 geborene Frau stammte aus einer Familie, die zur sogenannten Arbeiter-Aristokratie zählte. Rückblickend beschrieb Helmut Schmidt seinen Großvater mütterlicherseits als respekteinflößenden Mann mit imposantem weißem Vollbart. An den gelernten Setzer und Drucker, den es aus Rheinhessen auf der Wanderschaft nach Hamburg verschlagen hatte, von sich aus das Wort zu richten, hätte sein kleiner Enkel niemals gewagt. Während »Opa Koch« bei verschiedenen Zeitungen des bürgerlichen Spektrums arbeitete und damit eine gewisse Distanz zum sozialdemokratischen Milieu mit seinen typischen Verhaltensmustern und Karrierewegen signalisierte, führte Schmidts Großmutter ein kleines Wäsche- und Kurzwarengeschäft unweit der Alster. Die Eheleute Koch verband die Begeisterung für die Musik, die sich auf ihre fünf Kinder übertrug. So kam in der relativ geräumigen Wohnung von Gustav und Ludovika Schmidt regelmäßig ein privater Singkreis aus Verwandten und Freunden zusammen. Dieser musischen Ader folgend, wurden Helmut und sein zweieinhalb Jahre jüngerer Bruder Wolfgang von ihren Eltern zum Klavierspielen angehalten. Beide mochten das häusliche Üben nicht sonderlich. Zudem beklagten sie die langen Fußwege zum Unterricht bei Lilly Sington-Rosdal. Dass ihre langjährige Musiklehrerin eine Jüdin war, spielte offenbar auch nach 1933 in der Familie keine Rolle oder kam zumindest nicht zur Sprache.

Es wäre allerdings irreführend, sich das Elternhaus von Helmut Schmidt als kunstsinnige Idylle vorzustellen. Sein Vater ließ die bedingungslose Härte, mit der er sich den sozialen Aufstieg und einen bescheidenen Wohlstand erkämpft hatte, auch gegenüber seinen Kindern walten. Darüber hinaus war Gustav Schmidt in dieser Hinsicht ganz von seinen eigenen Erfahrungen im Deutschen Kaiserreich geprägt, dessen vorherrschender Erziehungsstil absoluten Gehorsam von den Heranwachsenden verlangte und den Kasernenhofdrill während des Militärdiensts als »Schule der Nation« verherrlichte. Bei den kleinsten Verstößen gegen die väterlichen Regeln und Verbote bekamen Helmut und Wolfgang den Rohrstock zu spüren. Der strenge, umfassende Pflichtenkanon von Gustav Schmidt ließ nur geringen Raum für individuelle Selbstentfaltung und Persönlichkeitsentwicklung. Verletzte sich einer der Schmidt-Jungen beim Spielen oder beim Sport, hieß es auf Plattdeutsch »Do lach ick öber«; gleichgültig, wie groß die Schmerzen waren, geweint werden durfte nicht. Der Vater konnte richtig zornig werden. Selbst in banalen Alltagsfragen neigte er dazu, seine Auffassung als maßgeblich durchzusetzen. Wenn Ludovika Schmidt ihm widersprach oder gegen die entwürdigende Züchtigung ihrer beiden Söhne protestierte, herrschte oftmals tagelang eine gereizte Atmosphäre in der Familie.

Trotz dieser rigiden Erziehungspraxis und der Schulmeistereien sah Helmut Schmidt in seinem Vater durchaus ein Vorbild, zumindest als Respektsperson. Er bewunderte die Energie und Beharrlichkeit, mit der sich der Proletarierjunge unter denkbar schlechten Bedingungen hochgearbeitet hatte. Überdies schätzte er dessen Bildungsstreben und versuchte, ihm darin nachzueifern. Später bekannte Schmidt selbstkritisch, dass er vermutlich auch den Hang zur Rechthaberei von seinem Vater übernommen habe. Als Erster hatte sein kleiner Bruder unter diesem Charakterzug zu leiden. Bei aller Vorsicht gegenüber psychologischen Deutungsansätzen in historischen Darstellungen: Auf diese Weise ließ sich vermutlich für den Erstgeborenen in der Familienhierarchie manche im Vater-Sohn-Verhältnis erfahrene Ungerechtigkeit und Demütigung kompensieren. Bereits als Kind wollte Helmut Schmidt alle Dinge möglichst umfassend verstehen, ihnen auf den Grund gehen. Er fragte seine Eltern und die Verwandtschaft nach Hintergründen und Zusammenhängen von Sachverhalten und gesellschaftlichen Phänomenen. Mitunter brachte er sie mit seiner Wissbegierde zur Verzweiflung. Die unablässige Fragerei und sein permanentes Schnacken, ein norddeutsches Wort für »Reden«, konnten seiner Familie gehörig auf die Nerven fallen und brachten ihm den Titel »Helmut, das Schnackfass« ein. Allerdings transportierte dieser Spitzname mehr als bloß Spott und Ironie. Dahinter stand auch der Respekt für den kindlichen Informationsdrang – als Ursprung einer beachtlichen Eloquenz, die Schmidt im Laufe der Zeit entwickelte.

Einerseits tat Gustav Schmidt – als Pädagoge! – wenig dafür, um den überdurchschnittlichen Wissensdurst seines Sohnes zu stillen oder sogar dessen an sich hocherfreuliche Lernbereitschaft adäquat zu fördern. Der elterliche Bücherschrank blieb für die Kinder verschlossen, auch Zeitung durften sie nicht lesen. Wenn die Erwachsenen über Politik sprachen, mussten Helmut und Wolfgang das Wohnzimmer verlassen, wobei es sich in der Regel um männliche Diskutanten handelte, denn Frauen sollten nach der Ansicht des Familienvaters am besten keine eigene Meinung haben, schon gar keine politische. Im Grunde war Gustav Schmidt jedoch selbst ein unpolitischer Mensch. Er wählte in der Weimarer Republik die Deutsche Volkspartei, gelegentlich die liberalere Deutsche Demokratische Partei, und verehrte Außenminister Gustav Stresemann, der für seine auf Ausgleich setzende Politik zusammen mit seinem französischen Amtskollegen Aristide Briand im Jahr 1926 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Ansonsten konzentrierte Gustav Schmidt seine ganze Kraft auf den sozialen Aufstieg, wollte nicht anecken und seine berufliche Karriere gefährden. Dies konnte groteske Züge annehmen. Als Kommunisten in der Endphase der Weimarer Republik unmittelbar im Wohngebiet der Schmidts – die inzwischen nach Hamburg-Eilbek gezogen waren – ein SA-Lokal angriffen und es 1932/33 immer wieder zu politisch motivierten Aufmärschen, Prügeleien und Schießereien auf offener Straße kam, wurde in der Familie darüber eisern geschwiegen. Man ergriff keine Partei und hielt sich mit weltanschaulichen Positionierungen zurück. Trotzdem bekam Gustav Schmidt nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten seine Entlassungspapiere als Schuldirektor. Die Gründe hierfür sind nicht überliefert.

Auf der anderen Seite legte Schmidts Vater großen Wert darauf, seinen beiden Söhnen eine gute Schulausbildung angedeihen zu lassen. Das harte Regiment im Privaten und die Forderung nach Disziplin bis zur Selbstaufgabe standen in einem auffälligen Kontrast zu den freiheitlichen Erziehungsidealen der Lichtwarkschule, von denen Helmut Schmidt ab 1929 profitieren durfte. War er während seiner Grundschulzeit noch von autoritären Lehrern geschlagen worden, genoss er nun die Vorzüge der Reformpädagogik. Die Lichtwarkschule pflegte eine kritische Einstellung gegenüber allen traditionellen Formen und Inhalten des bisherigen Schulwesens. Entsprechend wurden Jungen und Mädchen dort nach dem Prinzip der Koedukation gemeinsam unterrichtet, was im Vergleich mit den anderen Oberschulen in Hamburg einer pädagogischen Revolution gleichkam. Zudem erhielten die Lehrer und Lehrerinnen, Eltern und selbst die Schüler und Schülerinnen ein ausgedehntes Mitspracherecht bei Verwaltungs- und Personalentscheidungen. Schmidt behielt seine Schule zeitlebens in dankbarer Erinnerung. Auf ihr lernte er selbständiges Denken, Urteilen und Arbeiten und tolerant zu sein gegenüber Meinungen, die von der eigenen Anschauung abwichen. Nach dem Credo der Lichtwarkschule sollten Körper und Geist