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HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Lebenspendende Sonne,
du kannst wohl nichts Größeres erblicken
als die Stadt Rom.«

Horaz

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INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Rom – ewig lockt die Stadt!

DER VATIKAN

 1  Petersdom und Petersplatz

 2  Vatikanische Museen

 3  Engelsburg

HISTORISCHES ZENTRUM

 4  Piazza Navona

 5  Santa Maria della Pace

 6  Palazzo della Cancelleria

 7  Via Giulia

 8  Palazzo Farnese

 9  Campo de’ Fiori

10 Sant’Andrea della Valle

11 Pantheon

12 Santa Maria sopra Minerva

13 Sant’Ignazio

14 Galleria Doria Pamphilj

15 Il Gesù

ANTIKE UND TRENDVIERTEL

16 Piazza Venezia, Vittoriano

17 Kapitolsplatz

18 Forum Romanum

19 Kolosseum

20 Palatin

21 Circus Maximus, Caracallathermen

22 Santa Maria in Cosmedin

23 Tempio di Vesta, Teatro Marcello

24 Ghetto

25 Santa Sabina, Aventin

26 Trastevere

27 Santa Maria in Trastevere

28 Villa Farnesina

PINCIO, TRIDENTE

29 Spanische Treppe

30 Via Condotti etc.

31 Il Corso

32 Ara Pacis und Mausoleo Augusto

33 Piazza del Popolo

34 Pincio und Galleria Borghese

35 Etruskisches Nationalmuseum Villa Giulia

36 Auditorium von Renzo Piano

37 MAXXI

QUIRINAL, MONTI

38 Trevi-Brunnen

39 Quirinalspalast

40 Monti

41 Santa Maria degli Angeli

42 Santa Maria Maggiore

43 Esquilino, Domus Aurea

44 Lateran und San Clemente

45 San Lorenzo

AUSFLÜGE

46 EUR

47 Joggen durch Rom

48 Tivoli

49 Via Appia

50 Ostia und Ostia Antica

REISEINFOS

Rom von A bis Z

Rom für Kinder und Familien

Kleiner Sprachführer

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Die Römer und das Essen

Eiszeit in Rom

Die außergewöhnliche Hauptstadt Rom

MEHR ERLEBEN

Ein Wochenende in Rom

Die Römer und die Kirche

Für Kinder und Familien

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Blick von der Engelsburg auf den Vatikan

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Beeindruckende Kunstsammlung: Der Salone del Poussin der Galleria Doria Pamphilj

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Bei aller Kultur dürfen die Gaumenfreuden nicht zu kurz kommen.

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An warmen Sommerabenden sitzen die Besucher bis spät in der Nacht auf der Spanischen Treppe.

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Rom, ein Eldorado für Shoppingbegeisterte

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Immer wieder wundert man sich, dass das Auge im Pantheon vollkommen offen ist.

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Das Teatro di Marcello mit den korinthischen Säulen des Apollotempels

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

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Ein Mythos: der Trevi-Brunnen

image Einfach umwerfend (S. 28)

Eine 2000-jährige Geschichte, die größte Kirche der Christenheit und so viel Kunst, dass man Monate bräuchte, um alles auch nur mal kurz gesehen zu haben. Der Vatikan mit dem Petersdom, den Gärten, dem Petersplatz, den Papstgrüften und dem Petrusgrab, ganz tief im Erdreich unter der Kirche, und dann die Museen: Sie gehören zu den Highlights Roms, die man keinesfalls verpassen sollte (www.vatican.va).

image Auf Petrus’ Spuren wandeln … (S. 264)

.… Das geht nur in Rom und nur auf der ältesten Straße der Welt, der Via Appia Antica. Ein archäologischer Park von romantischer Schönheit: der antike Straßenbelag, monumentale Gräberruinen am Straßenrand, die sich mit Zypressen abwechseln (www.viaappiaantica.com).

image Roms Schatzkiste (S. 192)

Wände voll mit Meisterwerken der Malerei, von den ganz Großen der Kunstgeschichte, marmorne Skulpturen, die so echt wirken, als ob sie jeden Moment von ihren Podesten steigen könnten, und Deckengewölbe mit Päpsten und Göttern, mit Helden und Nymphen ausgemalt. Die Villa Borghese ist nicht nur ein Museum, sondern die faszinierendste Schatzkiste Roms (www.galleriaborghese.it).

image Die größte Badeanstalt der Welt (S. 126)

Die Ruinen recken sich wie riesige Zähne bis zu 30 m hoch in den azurblauen Himmel. Die Gewölbe sind so mächtig wie Riesengrotten, und selbst die ehemaligen Garderobenräume dieser weltweit größten Badeanstalt beeindrucken durch ihre Maße. Die Caracallathermen sind ein absolutes Besichtigungsmuss. Insbesondere im Sommer, wenn abends in den szenografisch ausgeleuchteten Ruinen Opern aufgeführt werden (http://archeoroma.beniculturali.it/siti-archeologici/terme-caracalla).

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Das Forum Romanum: Hier schlug das Herz des Römischen Reiches.

image Seit 2800 Jahren das Herz der Stadt (S. 110)

Wo der Senat siegreiche Kaiser empfing, wo das Herz des römischen Weltreichs schlug, wo die wichtigsten Tempel standen und der Staatsschatz aufbewahrt wurde: Das Zentrum des antiken ist auch die Mitte des modernen Rom. Mit eindrucksvollen Ruinen und mit einem Hügel, auf dem das Haus des Augustus besichtigt werden kann. Der Palatin steht voller Überreste von Kaiserpalästen und bietet einen herrlichen Blick auf die Stadt. (www.forumromanum.org).

image Der am besten erhaltene Tempel des gesamten Römischen Reichs (S. 80)

Durch einen Vorbau mit marmornen Riesensäulen geht es in das einzige kreisrunde und komplett erhaltene Tempelgebäude der gesamten Antike. Sogar die Halbkreiskuppel ist original antik. Ein Raum, wie er fantastischer nicht sein kann. Räumliche Perfektion in Marmor, Ziegeln und altrömischem Zement. Ein architektonisches Unikum, das allein schon eine Reise lohnt (www.pantheonroma.com).

image Im Labyrinth der zeitgenössischen Kunst (S. 202)

Ein Labyrinth aus Rampen, Treppen, verwirrenden Gängen, bei denen man nie weiß, wohin sie einen führen. Ein Museumsraum, drinnen wie draußen, voller Überraschungen und Unebenheiten, die Körper und Geist herausfordern. Das Museum für zeitgenössische Kunst MAXXI ist das Hauptwerk der kürzlich verstorbenen Star-Architektin Zaha Hadid. Sicherlich ist es Roms kuriosestes modernes Bauwerk (www.fondazionemaxxi.it).

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Das MAXXI – ein architektonisches Meisterwerk von Zaha Hadid

image Mehr als nur ein Brunnen! (S. 208)

Die Fontana di Trevi ist nicht einfach nur ein Brunnen. Das ist eine Marmor-Wasser-Landschaft, gespeist durch rauschendes Nass, das über Hunderte von Kilometern durch eine antike Wasserleitung mitten nach Rom fließt, hinein in diesen frisch restaurierten Megabrunnen, der eine ganze Hauswand einnimmt; mit mythologischen Figuren, Pferden, Felsen und einem Wasserbecken, das so groß wie ein Superpool ist.

image Der schaurigste Ort Roms (S. 118)

Der einzige Ort der Welt, an dem etwa 80 000 Zuschauer gebannt blutigen Gladiatorenkämpfen, Tierhetzen und nachgestellten Seeschlachten zuschauten. Ein architektonischer Gigant, ein Berg aus Marmor und ein Ort grauenhafter Vergnügungen. Das Kolosseum ist eines der eindrucksvollsten Bauwerke der Welt, in seiner Größe, in seiner Architektur und in seiner Geschichte (il-colosseo.it).

image Bei den antiken Menschen zu Hause (S. 225)

Gesichter, die einen direkt anzusprechen scheinen, Luxusbetten ganz aus Elfenbein, hauchdünnes kostbares Glas für antiken Wein – und Räume, deren Wände mit Blumen und Bäumen, mit Vögeln und Insekten ausgemalt sind. Im Nationalmuseum für antike Kunst kann das Privatleben der reichen antiken Römer besichtigt werden. Mit den schönsten Funden aus ihren ausgegrabenen Luxusund Kaiservillen (http://archeoroma.beniculturali.it/musei/museo-nazionale-romano-palazzo-massimo).

ROM – ewig lockt die Stadt

Fast jeder, der schon einmal in Rom zu Besuch war, meint die Stadt zu kennen. Dabei nehmen noch nicht einmal echte Römer für sich in Anspruch, alles über ihre Heimat zu wissen – auch sie entdecken jeden Tag aufs Neue Schönes, Kurioses oder Historisches. Die Ewige Stadt ist wie keine zweite ein Ort der Impressionen und der ewigen Verführungen.

Das Forum Romanum

Die Straße, die von der Piazza Venezia ausgeht, ließ Benito Mussolini, der »Duce«, in seinem faschistischen Größenwahn quer über das Forum Romanum bauen, um das Denkmal des Unbekannten Soldaten mit dem Kolosseum zu verbinden – für ihn eine Prachtstraße, unter archäologischen Gesichtspunkten ein Unding. Für Romreisende ist sie allerdings wunderbar, ermöglicht sie doch eine Aussicht auf einzigartige Kulturschätze. Wandert man die Straße entlang, sieht man nicht nur die Trajansmärkte, das erste Einkaufszentrum der Geschichte, sondern auch das antike Senatsgebäude, den Palatin, auf dem die Kaiser residierten, und das Kapitol, das von Bauwerken Michelangelos gekrönt wird. Dort steht der Senatorenpalast, in dem heutzutage der römische Bürgermeister seinen Amtssitz hat. Man erkennt die mehrfarbigen Marmorböden jener Foren, auf die schon Julius Cäsar und Kaiser Nero, Cicero und Augustus ihre Füße setzten. Historische und architektonische, künstlerische und politische Schichten überlagern sich in Rom wie an keinem anderen Ort.

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Posieren mit dem Papst im Hintergrund

Rom verführt. Jeden Tag

Wo sonst gibt es ein Stadtzentrum, das sich wie eine Enzyklopädie der Architekturgeschichte präsentiert. Aus der Gegenwart Roms, seinem quirligen Treiben und den täglich rund 1,5 Millionen Autos geht es direkt in das Barock und die Renaissance, weiter zum Mittelalter und dann schnurstracks in die Antike. Genau das macht den Reiz dieser Stadt aus, das Unter- und Übereinander, die vielen Epochen, das Weltliche und das Religiöse, das Heidnische und das Christliche, alles zusammen und alles nebeneinander.

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Das östliche Forum Romanum wird vom Tonnengewölbe der Maxentius-Basilika dominiert.

Diesem Reiz erliegen nicht nur Millionen von Romreisenden, sondern auch die Römer, die hier ihren Alltag leben, im Stau stehen – sie lieben ihre Heimatstadt. Auf ihren täglichen Wegen, sei es zur Arbeit oder zum Einkaufen, auf eine städtische Behörde oder zur Post, gehen sie über Plätze, die in ihrer stilistischen Reinheit zum Schönsten gehören, was das 17. und 18. Jahrhundert in Europa hervorbrachten. Es gibt Straßenzüge wie die Via Giulia oder die Via del Corso, in denen sich antike Paläste und Kirchen dicht an dicht reihen. In diesem Kontext gelten in der Ewigen Stadt Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, in Deutschland als »Altbauten« deklariert, als »jung«.

Bauwut der Päpste

Die Renaissance präsentiert sich in Rom mit grandiosen Palästen wie dem Palazzo Venezia und dem Palazzo Farnese, in dem die Französische Botschaft für einen Euro Miete im Jahr untergebracht ist. Das Mittelalter hat in Rom nicht so viel zu bieten. Die baulustigen Päpste der Renaissance und noch mehr des Barock ließen die Gebäude jener Epoche im großen Stil abreißen, denn schließlich wollten sie es ihren Vorbildern, den antiken Kaisern, gleichtun und aus der Tiberstadt eine Weltmetropole machen. Auf Schritt und Tritt bekommt der Besucher Spuren dieser päpstlichen Baulust zu sehen. Die Stellvertreter Christi auf Erden begriffen sich auch lange – ohne Bedenken – als Nachfolger der Cäsaren. So stand die Renaissance in ihrer Prachtentfaltung ganz in der Tradition der römischen Kaiser, wenn auch unter anderen »Vorzeichen«. Die baufreudigen Päpste, vor allem der Renaissance, versuchten mithilfe von Kunst und Architektur die Besucher ihrer Stadt zu verführen. Sie betörten und verzauberten das Volk vor allem auf (und mit) dem Petersplatz, dem größten Platz der Christenheit, an dessen Schönheit man sich nicht sattsehen kann. In dessen Mitte erhebt sich nicht nur die gewaltige Peterskirche mit ihrer Kuppel, ein Werk Michelangelos, sondern auch ein ägyptischer Obelisk. So wie die römischen Kaiser ihre Plätze mit den Symbolen der Potenz und Macht aus dem Reich der Pharaonen schmückten, so wollten auch die Pontifizes ihren heidnischen Idolen in dieser Beziehung nicht nachstehen.

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S. Maria della Consolazione

Die erste Besiedelung

Rom entstand aus einer Hüttensiedlung, die auf einem Sumpfgebiet, ungefähr zwischen dem Kapitols- und Palatinhügel, errichtet wurde. Römische Archäologen förderten auf dem Areal der späteren Kaiserforen Funde zutage, die den bekannten Merksatz: »7-5-3, Rom schlüpft aus dem Ei«, mit der historischen Wahrheit zu belegen scheinen. Erwiesen ist, dass die ersten Siedler damals im 8. Jahrhundert v. Chr. einige Meter unterhalb der heute gut sichtbaren Marmorböden der antiken Weltstadt bauten, in der zur Hochzeit bis zu eine Million Menschen lebten. Ob die Gründer aber tatschlich Romulus und Remus waren, lässt sich nicht mehr feststellen. Tatsache ist aber, dass Rom von Anbeginn an wuchs und wuchs und wuchs.

Diese ersten Funde aus der Anfangszeit der Stadt sind heute in den Kapitolinischen Museen zu besichtigen. Dort werden auch Ausgrabungsstücke ausgestellt, die beweisen, dass das Gebiet zwischen den sieben Hügeln – die in Wahrheit viel mehr sind – sogar viel früher von Menschen bewohnt wurde. Nur, so die Historiker, könne man in diesem Fall in keiner Weise von einem bereits organisierten Volk sprechen.

Erste technische Meisterleistung

Die erste wirklich bedeutende technische Leistung der Römer war kein Tempel, kein Palast –, sondern eine Kanalisation. Die sogenannte Cloaca Maxima ist noch heute, unglaublich aber wahr, nach fast 2500 Jahren in Betrieb und mündet wie in der Antike in den Tiber. Das Hygienebedürfnis war schon im 4. Jahrhundert v. Chr. ausgeprägt und wuchs später noch gewaltig, ebenso der Wunsch nach Entspannung, wie die zahllosen Thermen der Kaiserstadt beweisen.

Vom Dorf zum Imperium

In nur wenigen Jahrhunderten wurde aus dem Dorf eine Stadt und aus der Stadt die Hauptstadt eines Imperiums. Historiker wiesen nach, dass dieses gewaltige Reich nur dank einer straff geführten Armee bestehen konnte. Die Römer waren ausgezeichnete Organisatoren, und ihre Heere waren das beste Beispiel dafür. Ihnen kamen nicht nur militärische, sondern auch nicht zu unterschätzende zivilisatorische Aufgaben zu, die in der Geschichtswissenschaft erst seit wenigen Jahren entsprechend gewürdigt werden. Roms Legionen kämpften und eroberten nicht nur. Sie bauten, selbstverständlich von zahllosen Sklaven unterstützt, das größte Straßennetz der Antike sowie ein Postwesen mit Tausenden von Pferdewechselstationen. Ganze Regimenter konnten so in kurzer Zeit in alle Teile des Reiches verlegt werden. Depeschen zwischen der Regierungszentrale in Rom und den Generälen an der Front brauchten nur wenige Wochen. Rom war mit seinen Provinzen eng vernetzt. Darin lag eines der großen Geheimnisse der antiken Weltmacht. Der Kaiser und sein Senat erhielten auch aus den entlegensten Provinzen schnell alle wichtigen Informationen. Erst mit dem Zusammenbrechen dieses Netzes zerfiel auch das Reich.

Untergang des Römischen Reiches

Rom ging nicht einfach unter und wurde vergessen, wie zum Beispiel die Reiche der Babylonier und Assyrer, wie Karthago oder das sagenumwobene Reich der Königin von Saba. Rund 1000 Jahre Geschichte und eine Kultur, die sich auf große Teile Europas, den gesamten Mittelmeerraum und bis zum Schwarzen und zum Roten Meer erstreckt hat, hinterließen mehr als nur Spuren. Der römische Einfluss sollte das Reich selbst um Jahrtausende überleben und das gesamte zukünftige Europa beeinflussen, sei es politisch, gesellschaftlich oder kulturell. Dieses Vermächtnis reicht bis in das 20. Jahrhundert, bis zu jenem ehemaligen Marxisten, der den italienischen Faschismus begründete: Benito Mussolini. Auch er fühlte sich dem Mythos des antiken Rom verpflichtet. Um diesen neu zu beleben, eroberte er sogar Provinzen in Afrika. Doch dieser brutale und zum Teil auch lächerliche Versuch, die antike Glorie wieder auferstehen zu lassen, ging in den Wirren des Zweiten Weltkriegs unter.

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Statue des Dioskur vor dem Kapitol

Von den Kaisern zu den Päpsten

Den Päpsten gelang es dagegen deutlich dauerhafter, den Geist Roms lebendig zu halten. Nicht mit gewiefter Macht- und Kriegspolitik, auch wenn sie jahrhundertelang ein eigenes Reich in Mittelitalien beherrschten, sondern mit einer Idee, mit ihrem Glauben. Auf diese Weise erbten, wenn man so will, die Päpste den Status der antiken Kaiser. Aus dem weltlichen Rom der Antike wurde die geistliche Macht des katholischen Christentums. Vor allem die mittelalterlichen Päpste unterließen nichts, um den weltlichen Herrschern klarzumachen, dass sie über ihnen stehen, dass die Kaiser den Stellvertretern Gottes verpflichtet sind.

Die Barbaren aus dem Norden scherten sich nicht weiter um die ehemalige Größe und das Ansehen des antiken Rom. Sie kamen und zerstörten, schließlich lebten in den grandiosen Ruinen von Tempeln, Palästen und Thermen nur noch 20 000 Menschen. Man muss sich diese Epoche gespenstisch vorstellen. Die meisten antiken Gebäude standen noch, aber die Menschen, die früher darin lebten, waren größtenteils verschwunden. Eine faszinierende, aber auch morbide, verfallende Kulisse eines Weltreichs muss Rom damals gewesen sein. Erst die Päpste mit ihrem Verwaltungsapparat halfen der siechen Stadt wieder auf die Beine. Sie etablierten sich als neue Macht, quasi mit den Insignien der antiken Kaiser. Ihr Kardinalskollegium fungierte in gewisser Weise wie eine Fortführung des antiken Senats. Aus den noch nicht eingestürzten oder komplett zerstörten Tempeln und Prachtbauten wurden Gotteshäuser. Zum Glück für uns: Nur so überlebten beeindruckende antike Gebäude wie zum Beispiel das Pantheon bis in unsere Gegenwart.

Erneuerung der Renaissance

Mit der Renaissance änderte sich das römische Stadtbild stark. Die Päpste erkannten die Zeichen der Zeit und bemühten sich, aus Rom auch künstlerisch und architektonisch Europas Hauptstadt zu machen, schließlich verstand man ja in dieser Epoche die europäische Kultur als Wiedergeburt antiker Tugenden und Ideale. Sie verpflichteten die besten Künstler jener Zeit wie Michelangelo und Raffael.

Sie errichteten zahlreiche Kirchen, darunter den Petersdom, das größte Gotteshaus der Christenheit, und schmückten diese mit unschätzbaren Kunstwerken. Die Heiligen Väter taten sich auch als Stadtplaner hervor, vor allem in jener Zeit, als es hinter den vatikanischen Mauern recht weltlich zuging. Nicht nur Renaissancepapst Alexander VI. umgab sich mit Frau und Kindern, auch andere Pontifizes trieben es toll. So toll, dass Martin Luther entsetzt aus Rom nach Deutschland abreiste.

Im 16. und 17. Jahrhundert versuchten verschiedene Päpste die Stadt zu modernisieren. Es entstanden neue, kerzengerade Straßenzüge, an denen der Adel prächtige Paläste zu errichten hatte. Der Vatikan wollte auf diese Weise eine gewisse Ordnung in das im Mittelalter gewucherte Durcheinander bringen.

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Zwei Quadrigen flankieren die Seiten des Il Vittoriano.

Schließlich strotzte Rom wieder so vor Kunst und pompösen Bauwerken, dass schon lange bevor Goethe zu seiner italienischen Reise aufbrach, es zum guten Ton der Vornehmen und Gutbetuchten ganz Europas gehörte, dieser Stadt zumindest einen Besuch abzustatten.

Seit dem 16. Jahrhundert reisten die Söhne wohlhabender und adliger Familien nach Italien. Auf den Spuren von Antike, Renaissance und Barock sollte das Auge an harmonischen und eleganten Bauwerken sowie Skulpturen geschult werden. Rom galt als unerhört schön, und diese Schönheit zog Massen von Besuchern an. Während der sogenannten Grand Tour, einer mehrere Monate dauernden Reise durch Italien, die der kulturellen Bildung des aristokratischen Nachwuchses dienen sollte, war Rom der absolute Höhepunkt. Vor allem im 18. Jahrhundert lebten Dichter – berühmtestes Beispiel ist Goethe –, Baumeister, Adlige, reiche Bürger und Künstler in Rom.

Der italienische Nationalstaat

Infolge der Französischen Revolution kam 1797 eine neue Sorte von »Barbaren« nach Rom. Napoleons Soldaten eroberten den Kirchenstaat und verjagten den Papst. In der Folge wurde die Römische Republik ausgerufen und versucht, an die republikanischen Ideale jener heidnischen Zeit anzuknüpfen, als das römische Volk noch nicht von Kaisern dominiert wurde. Die Päpste kehrten aber triumphierend nach diesem kurzen Zwischenspiel in ihre Stadt zurück. Doch lange sollten sie dort nicht mehr glücklich werden. Mitte des 19. Jahrhunderts bildete sich vor allem in Norditalien eine immer stärkere Einheitsbewegung. Man wollte einen italienischen Nationalstaat schaffen. 1861 war es so weit: Mit dem piemontesischen Königshaus an seiner Spitze wurde der Italienische Einheitsstaat offiziell gegründet. Theoretisch jedenfalls, denn nach Turin und Florenz wurde die Ewige Stadt erst 1870 Hauptstadt des neuen Einheitsstaates, nachdem endlich auch Rom erobert wurde. Aus Wut über ihren Machtverlust zog sich die Kirche hinter die vatikanischen Mauern zurück. So entstand der heute bekannte Vatikanstaat. Erst Mussolini, einst ein Kirchenhasser, beendete das vatikanische Exil der Päpste mit den Lateranverträgen von 1929, die die bilateralen Beziehungen zwischen Italien und Heiligem Stuhl regelten.

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Das Deckenfresko von Sant’Ignazio ist ein Werk von Andrea Pozzo.

Während des Faschismus

Mussolini wollte Rom komplett umkrempeln. Der Grundschullehrer träumte davon, das mittelalterliche Straßenchaos entfernen zu lassen, breite Prachtstraßen zu schaffen, ganze Stadtviertel abzureißen und neue zu erschaffen. Zum Glück ist ihm das nur teilweise gelungen. Mussolini schlug nicht nur zum Bau der Via dei Fori Imperiali, zwischen der Piazza Venezia und dem Kolosseum, eine breite Schneise in die antiken Kaiserforen. Er machte auch zum Bau der Via della Conciliazione, zwischen Engelsburg und Petersplatz, Wohnhäuser, Paläste, Klöster und Kirchen dem Erdboden gleich.

Im südlichen Teil der Stadt wollte er ein neues Rom errichten, eine faschistische Idealstadt. Das Viertel EUR wurde nur in Teilen realisiert, gilt aber noch heute aufgrund der harmonischen Verbindung von grandioser Architektur und Grünflächen als zukunftsweisend. Architekturpäpste wie Le Corbusier und Norman Foster bezeichneten EUR als wegweisend für eine humane Architektur.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach seinem Sturz 1943 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs zogen endlich Demokraten in die römischen Regierungspaläste ein. Unter ihren Regierungen, fast 40 Jahre lang von den allmächtigen Christdemokraten dominiert, wuchs Rom weiter. Es entstanden mehr oder weniger hässliche Neubausiedlungen an allen Stadträndern, vor allem aber Richtung Südosten.

Von der einstmals berühmten Campagna Romana zwischen den antiken Stadtmauern und den Albaner Bergen blieb fast nichts mehr übrig. Selbst die Via Appia Antica ist heute in weiten Teilen von grässlichen Neubauten umrahmt. Für den Romtouristen hat das den »Vorteil«, dass er nur den Stadtkern besichtigen muss. Von Santa Maria bis zum Petersdom ist man keine Stunde unterwegs. Bis auf EUR und einige andere architektonische Highlights außerhalb der antiken Stadtmauern kann er das Centro Storico, das historische Zentrum, bequem zu Fuß erkunden.

Rom und die Moderne

Roms linke Bürgermeister versuchten während der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert ihrer Stadt ein modernes Antlitz zu geben. So wurde ein Auditorium von Renzo Piano geschaffen, ein neues Museum und eine Kirche von Norman Foster und das wunderbare Museum für die Kunst des 21. Jahrhunderts, das MAXXI, ein Entwurf der 2016 verstorbenen britisch-irakischen Architektin Zaha Hadid. Doch diese Bauwerke wirken immer noch ein wenig wie Fremdkörper. Am neuen Museum scheiden sich auch Jahre nach der Eröffnung immer noch die Geister. Für die einen ist dieser weiße Museumskasten ein architektonischer Frevel inmitten eines historisch gewachsenen Stadtzentrums. Für die anderen ist der Neubau ungemein anregend. Es ist gerade diese architektonische Dialektik, die eine Stadt spannend macht. In diesem Sinn könnte Rom noch deutlich mehr spannende Neubauten gebrauchen. Natürlich nur dort errichtet, wo Platz ist, ohne Altes abzureißen, versteht sich.

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Warten auf die Besichtigung der riesigen Säle des Justizpalastes

Erkunden Sie die Ewige Stadt

Schon mancher Rombesucher ist bedauerlicherweise etwas frustriert abgereist. Diese Enttäuschung hat ihren Grund vor allem darin, dass man mit der Idee angereist ist, sich ein paar schöne und ruhige Tage in Rom zu machen. Klar, man kann auch hier ruhige Tage verbringen. Aber wenn man dann auch noch den Anspruch hat, so richtig viel zu besichtigen, dann kollidieren die Ansprüche und der Fehlschlag ist vorprogrammiert. Deshalb empfiehlt es sich, seine Romreise im Vorfeld ein wenig zu planen – nicht total durchzuorganisieren, aber sich vorher eine Idee davon zu machen, was man unbedingt besichtigen möchte. Erst mit einem solchen Plan bricht man nicht in Stress aus, indem man zu viel unternimmt, und reist hinterher nicht total erschöpft wieder ab.

Kommen Sie wieder!

Das Schöne an Rom ist, dass es nicht aus der Welt ist. Von Deutschland aus liegt es gerade mal rund zwei Flugstunden entfernt. Die Stadt am Tiber ist also nah, und es lohnt sich, öfter zu kommen. Deshalb braucht man nicht den irrsinnigen Anspruch zu erheben, alles auf einmal sehen zu wollen – das geht sowieso nicht. Seien Sie versichert, dass es immer wieder Neues in dieser fantastischen Stadt zu entdecken gibt.

Steckbrief Rom

Lage: Rom liegt etwa in der Mitte Italiens am Tiber, nah zum Tyrrhenischen Meer und zwischen 13 m und 137 m ü. d. M. Im Osten Roms befinden sich die Abruzzen, im Nordosten die Sabiner Berge und im Süden die Albaner Berge.

Fläche: 1,286 km2 (einschließlich der Stadtrandgebiete)

Flagge:

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Schutzpatrone: Petrus und Paulus (wie kann es auch anders sein!)

Website: www.comune.roma.it

Einwohner: offiziell rund 2,2 Mio. Bürger. Es heißt, dass noch viel mehr Menschen in Rom leben – überwiegend illegale Einwanderer aus Nordafrika –, aber genaue Zahlen existieren nicht.

Währung: Euro

Zeitzonen: MEZ und MESZ (Ende März bis Ende Oktober)

Geografie: Rom wurde einst auf Hügeln errichtet, die aber – dank des Bauschutts aus Jahrtausenden – heute nicht mehr so hoch sind wie in der Antike. Das Meer ist nicht weit weg, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ungefähr eine Stunde Fahrt vom historischen Zentrum aus. Die Albaner Berge sind ebenfalls mit Bussen in einer Stunde zu erreichen. Ein realistisches Modell der antiken Stadt, 16 × 17 m groß, befindet sich im Museo della Cività Romana im Stadtteil EUR.

Stadt und Verwaltung: Das Rathaus befindet sich auf dem Kapitol in dem von Michelangelo errichteten Palazzo Senatorio. Rom gliedert sich in 19 Stadtbezirke, die Municipi, und 155 Bezirke, die Zone Urbanistiche. Die Altstadt ist in 22 Rioni eingeteilt, wie man diese uralten Stadtteile nennt; diese haben aber keine verwaltungstechnische Bedeutung mehr. Viele der Rioni gehen bis in die Antike zurück. Die Stadtverwaltung kümmert sich wenig um das »decoro«, wie man Ordnung, Sauberkeit und die sonstige Pflege des öffentlichen Grund und Bodens nennt. So sind Straßen und Bürgersteige voller Schlaglöcher, und man muss schon gehörig aufpassen, da nicht hineinzutreten. Auch mit der Müllabfuhr, vor allem auch in den Parks, klappt es nicht so richtig. Dafür aber umso mehr mit der Korruption in der städtischen Verwaltung, wie polizeiliche Ermittlungen immer wieder enthüllen.

Wirtschaft und Tourismus: 85 % der Wirtschaftsleistung Roms stammen aus den Sektoren Dienstleistung und Tourismus. Die Bauindustrie macht 10 % aus und die Landwirtschaft (wo auch?) gerade einmal 5 %.

Religion: 90 % der Bevölkerung gehören der römisch-katholischen Kirche an.

Bevölkerung: Von den registrierten Einwohnern lebt nur rund ein Zehntel im immer teurer werdenden historischen Zentrum. Das Gros der Römer wohnt in den eher hässlichen Stadtrandsiedlungen, von denen immer mehr entstehen. Die Bevölkerungsdichte liegt bei durchschnittlich 2150 Einwohnern pro km2. Der kontinuierlich wachsende Anteil registrierter Ausländer lag Ende 2011 bei 20 %. In Rom leben rund 6000 Deutsche.

Geschichte im Überblick

ca. 10. Jh. v. Chr. Bauern- und Hirtenstämme besiedeln das linke Tiberufer und den Palatinhügel.

21. April 753 v. Chr. »Rom schlüpft aus dem Ei«. Legendäres Gründungsdatum. Historiker bestätigten in den letzten Jahren, dass man tatsächlich ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. von einer ersten Stadt Rom sprechen kann.

7.–5. Jh. v. Chr. Rom wird von etruskischen Königen beherrscht. Sie legen die Sümpfe im Stadtgebiet trocken. Der erste Tempel entsteht auf dem Kapitolshügel.

5. Jh. v. Chr. Vertreibung der Etrusker durch die Römer und Entstehung der Römischen Republik. Rom weitet sich in ganz Mittelitalien aus. Bau der ersten Stadtmauer nach dem katastrophalen Einfall der Gallier 378 v. Chr.

264–146 v. Chr. Kriege gegen Karthago und unbestrittene Herrschaft im Mittelmeer. Die Römische Republik wird zur dominierenden wirtschaftlichen und kulturellen Kraft des gesamten Mittelmeerraums.

27 v. Chr.–14 n. Chr. Beginn der Kaiserzeit unter Cäsars Adoptivsohn Augustus. Rom erreicht seine kulturelle Blüte. In der Stadt lebten rund eine Million Menschen.

64 Brand von Rom. Nero beginnt mit dem Bau prächtiger Gebäude. Es scheint eine Legende zu sein, dass Nero Frühchristen als Verantwortliche für den Brand in Arenen verbrennen ließ. Seine Christenverfolgung sah nicht anders aus als die anderer Kaiser.

67 Vermutete Kreuzigung des Apostels Petrus auf dem Ager Vaticanus. Forschungen weisen nicht nach, dass Petrus tatsächlich auf dem Ager starb.

um 150 Das Römische Reich hat seine größte Ausdehnung auf drei Kontinente.

3. Jahrhundert Bau der 19 Kilometer langen Aurelianischen Mauer, als Schutz gegen die sogenannten »Barbaren«.

391 Das Christentum wird unter Kaiser Konstantin dem Großen Staatsreligion, was allerdings nicht hieß, dass alle Römer gleich begeisterte Christen wurden.

4.–5. Jahrhundert Verlegung der römischen Hauptstadt nach Konstantinopel. In Rom verbleibt nur noch der Senat. Die Stadt verliert an politischer und wirtschaftlicher Bedeutung.

800 Kaiser Karl der Große wird in Rom von Papst Leo III. gekrönt. Die Päpste nahmen mehr und mehr eine zentrale politische Rolle ein.

1300 Papst Bonifaz VIII. ruft das erste Heilige Jahr aus. Keine rein religiöse Entscheidung, denn Bonifaz wusste ganz genau, dass Heilige Jahre auch viel Geld in die Kassen spülten.

1527 Die Landsknechte von Kaiser Karl V. plündern Rom.

Ende des 16.–Mitte des 17. Jh. Triumph des Barock in Rom unter den Baumeistern Gianlorenzo Bernini und Francesco Borromini. Rom wird zur europäischen Hauptstadt aller Kunstformen.

1798–1814 Napoleons Truppen erobern Rom, Ausrufung der kurzlebigen Römischen Republik. Der Papststaat stand nach diesen Ereignissen auf wackligen Füßen.

1849 Erneute Ausrufung der Römischen Republik. Eine junge Generation von Italienern träumte von einem geeinten Staat, ohne Kleinstaaterei und Päpste.

1870 Eroberung Roms durch die Anhänger eines italienischen Nationalstaates; ein Jahr später wird Rom italienische Hauptstadt. Fortan lebten die Päpste im innervatikanischen Exil, das sie bis 1929 nie verließen.

1922 Italien wird faschistisch und aus dem einstigen Kirchengegner Benito Mussolini wird ein Freund der Kirche.

1929 Lateranverträge zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl regeln das Verhältnis beider Staaten. Der Papst gibt sein Exil auf und verlässt den Vatikan.

1944 Amerikanische Truppen erobern kampflos Rom. Der Papst hatte Rom zur offenen Stadt erklärt. Auf diese Weise konnten Kampfhandlungen und Zerstörungen fast komplett verhindert werden.

1957 Unterzeichnung der Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Rom erlebte in jenen Jahren, die als »La Dolce Vita« in die Geschichteeingingen, eine neue kulturelle Blüte.

1962–65 Das Zweite Vatikanische Konzil reformiert die katholische Kirche.

1978 Karol Wojtyla wird Papst: der erste Pole überhaupt auf dem Heiligen Stuhl und der erste Nichtitaliener seit über 450 Jahren.

2005 Auf Johannes Paul II. folgt Josef Ratzinger als Benedikt XVI.

2010 Eröffnung des MAXXI, des Museums der Kunst des 21. Jahrhunderts.

2012 Beginn der aufwendigen Restaurierung des Kolosseums und der seit Jahren geschlossenen und Domus Aurea von Kaiser Nero.

2013 13. März, auf Benedikt XVI. folgt Papst Franziskus.

2014 Der Sozialdemokrat Matteo Renzi wird Regierungschef und beginnt mit einem umfassenden Reformprogramm.

2015 Wiedereröffnung der Domus Aurea, des Goldenen Hauses des Nero.

2016 Öffnung der frühchristlichen Kirche Santa Maria Antiqua auf dem Forum Romanum für die Öffentlichkeit. Die Kirche verfügt über einen der wichtigsten italienischen Freskenzyklen des frühen Mittelalters.

DER VATIKAN

1Petersdom und Petersplatz

Eine der weltweit eindrucksvollsten Platzanlagen

2Vatikanische Museen

Prächtige päpstliche Kunstsammlungen

3Engelsburg

Von wegen nur Grabmal und Wehrburg!

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Raffaels Schule von Athen in der Stanza della Segnatura

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1 Petersdom und Petersplatz

Eine der weltweit eindrucksvollsten Platzanlagen

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Der kleinste Staat der Welt mit nur 50 Hektar Grundfläche und einer Bevölkerung von knapp um die 1000 Seelen ist ein nationaler Winzling, aber er hat es in sich. In jeder Hinsicht, denn der Vatikan ist nicht nur der älteste Staat der Welt, sondern wartet auch mit der weltweit größten Dichte an Kunstwerken auf. Ganz zu schweigen von den anderen Highlights dieses Staates mitten in Rom.

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Blick von der Via della Conciliazione aus

Am schönsten ist der riesengroße Platz ganz frühmorgens, wenn er sich fast leer präsentiert und seine Besucher verzaubert. Wenn das Rauschen der beiden Brunnen noch gut zu hören ist und nicht im Stimmengewirr untergeht, wenn nur einige wenige Geistliche und Ordensleute über den Marmorfußboden von einer Säulenkolonnade zur anderen eilen.

Wenn die Morgensonne den Travertinstein der 284 mächtigen Säulen erhellt, auf denen die Kolonnaden des barocken Stararchitekten Gian Lorenzo Bernini ruhen, die ihrerseits 140 Heiligenstatuen tragen. Wie zwei Arme empfangen die Kolonnaden die Besucher. Der symbolkräftige Effekt ist gewollt. Bernini hatte die Idee, dass man sich umarmt fühlt von der katholischen Kirche.

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Audienz auf dem Petersplatz

Der Architekt schuf eine der weltweit prächtigsten Platzanlagen für den wegen seines skandalträchtigen Papstlebens berühmt-berüchtigten Alexander VII.

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Wer früh aufsteht, kann den Vatikan in Ruhe genießen.

Piazza Retta

Zum Platz gehört ein scheinbar rechteckiger Vorplatz, der in Wirklichkeit aber trapezförmig ist: Seine Flügelbauten laufen zur Kirchenfassade hin auseinander. Ein genialer Kunstgriff, denn auf diese Weise wirkt die übermäßig breite Front der Fassade noch höher als sie tatsächlich ist. Im Flügelbau links, dem sogenannten »Braccio di Carlo Magno«, werden immer wieder Kunstausstellungen gezeigt. Man sollte auf die Plakate achten.

Links der Fassade führt ein großes Tor in den Kirchenstaat hinein, bewacht von einem oder zwei der bekannten Schweizer Gardisten. Ist das Tor geöffnet, sollte man die beiden Worte »Deutscher Friedhof« aussprechen, und schon geht es hinein ins Papstreich. Zwar nicht weit hinein, aber auf das Gebiet einer deutschen Enklave, gegründet von Kaiser Karl dem Großen. Seit dem 16. Jahrhundert wird das Areal von einer deutschsprachigen Bruderschaft betreut.

Geheimtipp

PAPSTSEGEN ALS SOUVENIR

Rund um den Vatikan geht es kommerziell zu, bevorzugt mit fantasievollen Devotionalien. Doch auch im Vatikan kann man Souvenirs kaufen, Souvenirs der ganz besonderen Art. So gibt es ein Büro, in dem Papstsegen feilgeboten werden, schön verzierte Zertifikate, versehen mit den Namen derjenigen, die gesegnet werden sollen.

Diese Segen sind in verschiedenen Versionen zu unterschiedlichen Preisen erhältlich. Allerdings muss man diese käuflichen Papstsegen Wochen im Voraus bestellen, denn Anfragen kommen aus aller Welt. Und: Man muss auch immer wieder mal nachfragen, denn aus unbegreiflichen Gründen verliert sich so manche Anfrage einfach. Ein ideales Geschenk für daheimgebliebene gläubige Freunde und Verwandte. www.vatican.va

Berühmte Grabstätten

Der deutsche Friedhof mit seiner mittelalterlichen Kirche ist einer der friedlichsten Orte ganz Roms. Direkt neben dem Friedhof erhebt sich die Seitenfassade der Peterskirche wie ein steiles Gebirge in die Höhe. Durch das Tor geht es auch zu einem Eingang, der in die antike Nekropole führt, über der die Peterskirche errichtet wurde. Dieser römische Friedhof, der auf Anmeldung besucht werden kann, beherbergt, so heißt es seitens gläubiger Archäologen, das Grab des Apostels Petrus. Die Besichtigung dieses Ortes fasziniert nicht nur Pilger, sondern vor allem wegen der erstaunlich gut erhaltenen Grabruinen jeden Besucher. Ein unbedingtes Muss.

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Der gigantische Bronzebaldachin von Bernini erhebt sich über dem Papstaltar.

Im Inneren des Petersdoms

Nach den Sicherheitskontrollen unterhalb der Kolonnaden geht es eine Treppe hinauf zur Fassade. Sie wurde von Carlo Maderna geschaffen. Eigentlich sollte diese Fassade die Kirche mit den vatikanischen Palästen verbinden und wurde dadurch, im Verhältnis zur Höhe von 45,5 Metern, übermäßig breit mit stolzen 114,7 Metern. Auf diese Weise behindert die Fassade den Blick auf Michelangelos Kuppel, die mit 42 Metern Durchmesser nur etwas kleiner ist als die des antiken Pantheon.

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Heiligenbild zwischen Zentralpfeiler und Kuppel von Michelangelo

Die Kuppel besitzt eine innere und eine äußere Schale. Dazwischen verläuft die Wendeltreppe, die anstrengend, aber absolut lohnend, hinauf in die Laterne führt. Der weite Blick von dort in die gepflegten Vatikanischen Gärten, auf die Stadt und die Albaner Berge in der Ferne ist einfach umwerfend.

Das Innere der Kirche liegt hinter den hohen Bronzetüren des Florentiner Meisters Filarete aus dem 15. Jahrhundert. Das rechte Kirchenportal ist übrigens die Porta Santa, die Heilige Pforte, die in der Regel alle 25 Jahre vom Papst geöffnet wird, wenn dieser ein Heiliges Jahr ausruft. Was für ein Innenraum! 186 Meter lang, bis zum Tonnengewölbe 45 Meter hoch, bis zum Scheitel der Kuppel sind es 119 Meter, und das Querhaus ist 137,5 Meter breit. Dank der ausgewogenen Proportionen des Raums wirkt er ungemein harmonisch und überschaubar.

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Altar im linken Seitenschiff

Die Dimensionen dieses Raums dringen erst dann voll ins Bewusstsein, wenn man ihn durchschreitet und sich die Ausmaße einzelner Raumteile und Dekorationen vor Augen führt: So sind zum Beispiel die Buchstaben der Inschrift, die den Kuppelansatz umläuft, sechs Meter hoch. Sie verkündet: »Du bist Petrus und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen, und dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben.« (Matthäus 16, 16–19)

Der Fischer aus Galiläa liegt unter dem Hauptaltar von Bernini begraben. An den Apostel erinnert auch eine Bronzeskulptur des mittelalterlichen Künstlers Arnolfo di Cambio aus dem 14. Jahrhundert. Ihre Füße sind von den vielen Küssen der Pilger ganz abgenutzt. Der elegante und große Hauptaltar mit seinem Baldachindach von 1624 wirkt in dem gewaltigen Raum fast klein. Mit seinen gedrehten Säulen wirkt dieses Werk Berninis im Kontrast zu Michelangelos massiver Architektur ungemein bewegt und leicht.

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Unglaublich hoch erhebt sich Michelangelos mächtige Kuppel über dem Hauptaltar.

Vor dem Kirchenneubau während der Renaissance, zur Zeit des bauwütigen Julius II., wurde die alte Basilika des Kaisers Konstantin des Großen abgerissen. 1506 erfolgte die Grundsteinlegung für die neue Kirche, die alle anderen Bauwerke an Pracht und Größe übertreffen sollte. 1612 wurden die Arbeiten an dem Kirchenkoloss feierlich beendet.

An dem Neubau wirkten die ganz großen Namen der Renaissance- und Barockarchitektur: Neben Bernini und Michelangelo sind das Bramante, Rosselino und Maderna. Die Säulen des alten Altarbaldachins sollen aus dem Tempel Salomons in Jerusalem stammen. Sie werden heute in der vatikanischen Schatzkammer aufbewahrt.

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Staunend blicken die Besucher in das 218 Meter lange Mittelschiff.

In der Apsis der Peterskirche erhebt sich die Cathedra Petri. Der Bischofsthron Petri soll den Anspruch der Päpste auf die Nachfolge des Apostels demonstrieren. Der von Bernini geschaffene vergoldete Thron soll, so hieß es jahrhundertelang, einen Stuhl beinhalten, auf dem Petrus saß. 1970 wurde der Reliquienbehälter geöffnet, und man fand den elfenbeingeschmückten Thron Karls des Kahlen, den dieser anlässlich seiner Krönung 875 dem Papst schenkte.

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Apostel Petrus, die Bronzearbeit wird Arnolfo di Cambio zugeschrieben.

Das Kircheninnere beherbergt zahlreiche barocke und aufwendig in Marmor gestaltete Grabmonumente, darunter den Sarkophag für Urban VIII. aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ein überwältigendes Skulpturenensemble: die zwei Marmorfiguren repräsentieren Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Die nackten Brüste der linken Figur Berninis wurden Ende des 17. Jahrhunderts züchtig bedeckt. Auf dem Papstsarkophag sitzt der Tod als Memento Mori.

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Auch die Weihwasserbecken sind riesig im Petersdom.

Michelangelos Meisterwerke

Die vielleicht beeindruckendste Skulptur der Peterskirche steht hinter Panzerglas. Nach einem Anschlag 1972 war dieses Kunstwerk beschädigt worden. Michelangelos Pietà von 1499/1500 war eigentlich für ein Grabmonument bestimmt. Im Gegensatz zum damals auch in Italien üblichen, nordeuropäisch beeinflussten Stil für Pietà-Darstellungen, der einen harten Realismus bevorzugte, wirkt dieses Jugendwerk Michelangelos weich und von idealer Schönheit. Der Betrachter bekommt den Eindruck, dass nicht eine Mutter ihren toten Sohn hält, sondern eine Frau ihren Mann, so jung und makellos wirkt die Muttergottes. Pietà bedeutet Mitleid, und das brachte Michelangelo mit dramatischem Realismus zum Ausdruck.

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Roms wohl berühmteste Frau: Michelangelos Pietà im Petersdom

Durch kleine Eingänge an den vier riesigen Stützpfeilern, die die Kuppel Michelangelos tragen, geht es unter den Fußboden des Kirchenschiffes. Hier liegen die Grotte Vaticane, die eine Vielzahl von Papstgräbern beherbergen. Unter Gläubigen besonders hochverehrt wird der Sarkophag von Johannes Paul II.

Hinter der Kirche locken die Vatikanischen Gärten, in denen, wie sein polnischer Vorgänger auch, der deutsche Papst gern am späten Nachmittag spazieren geht. Der vielleicht gepflegteste, sicherlich aber schönste Park Roms. Mit Buchsbaumhecken, exotischen Bäumen, einem Frauenkloster, das Biogemüse für den päpstlichen Haushalt anbaut, und historischen Gebäuden wie der Casina von Papst Pius IV. Ein eleganter und mit kunstfertigen Reliefs verzierter Spätrenaissancebau von 1561. Der Besuch der Gärten ist nur in geführten Gruppen möglich, verständlicherweise, denn wenn der Papst durch sein Grün bummelt, sollen Touristen nicht in der Nähe sein.

Geheimtipp

CHIESA DEL SACRO CUORE DEL SUFFRAGGIO

Glauben Sie an das Leben der Seelen nach dem Tode? Nein, aber Sie mögen gruselige Orte? Dann sollten Sie die Chiesa del Sacro Cuore del Suffraggio aufsuchen.

Das neugotische kleine Gotteshaus liegt am Lungotevere Prati 18. Im kircheneigenen Kleinstmuseum befindet sich eine Sammlung vermeintlicher Nachweise der Existenz jener unglücklichen Seelen, die noch im Fegefeuer schmoren und keine endgültige letzte Ruhe gefunden haben.

Die kuriose Sammlung umfasst Stoffstücke, Bücher etc., auf denen man Hände und Fingerabdrücke der Seelen sehen kann. Die Seelen, so erfährt man in dem Museum, bitten den Besucher und Gläubigen darum, für sie zu beten oder Messen lesen zu lassen, damit sie endlich Ruhe finden.

Museo delle anime del Purgatorio. Lungotevere Prati 18, Tel. 06/68 80 65 17

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Das Papstwappen vor dem Regierungssitz in den Vatikanischen Gärten sieht man am besten von der Domkuppel aus.

Shopping direkt am Vatikan

Wer es weltlicher mag, ist in Prati gut aufgehoben. Dieses Viertel direkt beim Vatikan ist wegen seiner vielen Shopping-Möglichkeiten sehr beliebt. Der Viale Giulio Cesare bietet ein Geschäft neben dem anderen. Vor allem Mode zu guten Preisen. Prati ist ein Stadtteil, der nach der italienischen Staatseinigung und der Eroberung Roms 1870 errichtet wurde. Die architektonisch mehr oder weniger einheitlichen Wohnhäuser beherbergten einst einen Teil der Beamten des neuen Nationalstaates. Elegante Gebäude, die auch noch heute sehr gefragt sind. In den vielen mit Bäumen bestandenen Straßen befinden sich hübsche Geschäfte und Lokale zum Essen und Trinken. Abends ist das Viertel mit seinen zahlreichen Lokalen und Bars vor allem zum Ausgehen beliebt.

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Die Gärten von Papst Franziskus

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Ein Erinnerungsbild von der Mittwochsaudienz

GUT ZU WISSEN

MORGENS IST DIE BESTE ZEIT

Besuchen Sie den Petersdom am besten unter der Woche und morgens früh, bevor zahllose Reisebusse Tausende von Gläubigen und Touristen ankarren. Nur zu dieser Tageszeit verzaubert der leere Petersplatz, und man kann die immense Größe des Kircheninneren in aller Ruhe genießen. Man sieht Geistliche, wie sie ihre Gottesdienste vorbereiten, einige wenige Beichtende oder eine Putzfrau, die einen Altar wienert. Eine fast intime Atmosphäre, die in spannendem Kontrast steht zur Grandiosität des Bauwerks.

Das Zauberwort »Apotheke«

Rombesucher, die ein gültiges ärztliches Rezept mitbringen, können rechts vom Petersplatz an der Porta Sant’Anna, dem offiziellen Eingang, mit dem Zauberwort »Apotheke« ins Reich der Päpste hinein, in die vatikanische Apotheke. Gegen Vorlage des Rezepts und eines gültigen Ausweises wird ein Passierschein ausgestellt. Weiter geht der Weg, vorbei am päpstlichen Supermarkt, zur päpstlichen Post, wo man vatikanische Briefmarken kaufen und seine Post abschicken kann, damit sie einen Stempel aus dem Kirchenstaat erhält. Eingang: Porta Sant’Anna.

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Schon zur Zeit der Renaissance wurden die Gärten mit Palmen verschönert.

Rundgang durch den Vatikan

image Petersdom

image Petersplatz

image Deutscher Friedhof/Camposanto Teutonico

image Nekropole

image Audienzhalle

image Porta Sant’Anna (Haupteingang in den Vatikan)

image Portone di Bronzo (Karten zur Papstaudienz)

image Apotheke

image Postamt

image Vatikanische Museen

image Vatikanische Gärten (Besuch des Petrusgrabes)

image Radio Vatikan

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