1 Vorwort

Wer zum Geier ist Calvin Hollywood?

Ja, wer zum Geier ist denn eigentlich dieser Calvin Hollywood? Ganz schön komischer Name, oder? Als ich mir damals den Namen ausgesucht habe, war mir überhaupt nicht klar, dass ihn mal so viele Menschen kennen würden.

Damals ... damit meine ich die Zeit, in der ich Ausbilder bei der Bundeswehr war. Irgendwann habe ich angefangen, zu fotografieren und meine Bilder zu retuschieren. Anfangs waren das überwiegend Action-Bilder im Stil von Kinoplakaten, auf denen teilweise auch Waffen zu sehen waren. Ich wollte auf keinen Fall, dass meine Rekruten mich googeln konnten und dabei erfahren, dass ihr Ausbilder in seiner Freizeit Bilder mit »Gewaltdarstellungen« und Spielzeugwaffen erstellt. Also musste ein Künstlername her.

Calvin war schon lange zuvor mein Spitzname aus dem ersten Englischunterricht. Ich brauchte also nur noch einen passenden Nachnamen. Und da kam mir »Hollywood« in den Sinn. Zum einen passte es zu meinem Bildstil, da ja die meisten Filme in Hollywood produziert werden, aber für mich steckte auch immer so ein bisschen der Traum »vom Tellerwäscher zum Millionär« darin.

Damals hatte ich noch überhaupt keine Vorstellung davon, was daraus werden würde. Dann ging aber alles ziemlich schnell. Adobe kontaktierte mich, zahlreiche Anfragen von Fotozeitschriften folgten – alle wollten wissen, wie der Typ mit dem Mannheimer Dialekt diese Bilder erstellt. Also fing ich an, Seminare und Workshops zu geben und für verschiedene Fotozeitschriften zu schreiben.

Etwa zu diesem Zeitpunkt, also circa 2006, habe ich dann auch eine Videobotschaft für meine Kinder aufgenommen, die damals erst ein Jahr alt waren. Ich kündigte an, irgendwann mit der Fotografie bekannt zu werden und viel Geld zu verdienen. Dieses Video findest du tatsächlich noch auf YouTube, wenn du nach »Wer will, der kann« suchst.

Ich war dann einige Jahre als Photoshop-Coach und Trainer unterwegs und schaffte es damit sogar in die USA, wo ich an der Kunsthochschule in New York unterrichtet habe oder auf den größten Events wie der Photoshop World in Las Vegas gebucht war.

Hier bin ich zum ersten Mal Referent auf der Photoshop World in Las Vegas.

2011 war ich mit meiner zehnjährigen Dienstzeit bei der Bundeswehr fertig und machte mich dann selbstständig. Inzwischen führe ich ein Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern, welches Dienstleistungen und Coachings im Bereich Fotografie und Video anbietet, während ich selbst überwiegend als Coach und Speaker im Bereich Business und Persönlichkeitsentwicklung unterwegs bin.

Neben meinem Beruf gibt es eigentlich nur die Familie, die für mich schon immer an erster Stelle stand. Mit der Familie meine ich meine Frau Sunny und meine beiden Kinder – die Zwillinge Samira und Tion.

Meine Familie bedeutet alles für mich.

Bevor ich dir jetzt erkläre, warum ich das Buch geschrieben habe und wie du es am besten liest, möchte ich noch eine wichtige Sache klarstellen: Ich bin einfach nur ein Typ, der sein Ding durchgezogen hat und weiter durchzieht. Ich bin weder besser, noch schlechter als andere Menschen. Ich habe in bestimmten Dingen bloß einfach viel Erfahrung gesammelt, die ich in diesem Buch an dich weitergeben möchte.

Warum ich das Buch schreibe

Der Grundimpuls für das Buch lag darin, mein Wissen an meine Kinder weiterzugeben. Verzeih mir daher bitte, dass ich in diesem Abschnitt meine Kinder direkt anspreche.

Hey Samira, hey Tion,

ich will euch jetzt mal erklären, warum ich dieses Buch nicht geschrieben habe. Ich habe es nicht geschrieben, um damit bekannt zu werden. Wie ihr wisst, ist es bei uns fast schon ein Spiel, zu beobachten, wie oft ich jeden Tag erkannt werde. Deshalb wisst ihr auch, dass mich schon genug Menschen kennen, und es ist nicht mein Antrieb, noch bekannter zu werden.

Ich habe es auch nicht geschrieben, um damit reich zu werden und Geld zu verdienen. Auch da habt ihr schon mitbekommen, dass ich mit eigenen Videotrainings (von denen ich inzwischen über 150 auf den Markt gebracht habe) definitiv mehr verdiene. Darum ging es also auch nicht.

Ich habe das Buch geschrieben, weil ich euch und auch anderen Menschen dabei helfen will, dass ihr eure Ziele einfacher und schneller erreicht. Mit den Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe, ist das zu 100 Prozent möglich – davon bin ich ganz fest überzeugt.

Ich würde mir von euch beiden wünschen, dass ihr dieses Buch bis zum Ende lest. Am besten mehrfach, und immer wieder. Denn es kann ja sein, dass das, was ihr heute lest, noch keinen so großen Mehrwert bietet, aber in zwei Jahren plötzlich viel besser umsetzbar ist. Das Buch hat also kein Ablaufdatum – ihr könnt es auch noch in ein paar Jahren lesen. Das ist ganz wichtig.

Alles, was in diesem Buch steht, hat tatsächlich dafür gesorgt, dass wir so leben, wie wir gerade leben. Das, was im Buch steht, war der Grund. Egal, wie einfach das ein oder andere klingen mag. Ich gebe euch die Garantie: Wenn ihr euch an die Inhalte im Buch haltet, werdet ihr ganz sicher eure Ziele erreichen. Davon bin ich ganz fest überzeugt.

Wichtig ist, dass ihr immer mit den persönlichen Zielen anfangt. Später erst kommen Ziele, die auch damit zu tun haben, dass man vielleicht mehr Geld verdient oder Ähnliches. Aber die persönlichen Ziele kommen immer vor den wirtschaftlichen – das ist ganz wichtig!

Ganz ehrlich, ich kann selbst noch gar nicht glauben, dass es nun soweit ist und ihr dieses Buch endlich lesen könnt. Ich bekomme eine Gänsehaut dabei und bin extrem gespannt, was aus euch mal werden wird! Übrigens, was aus euch wird, entscheidet ihr ganz alleine, und nicht ich. Ich will einfach nur ein Vorbild für euch sein und auf euch aufpassen.

Ich liebe euch!
Euer Daddy

Da dieses Buch aber neben meinen Kindern vermutlich noch mehr Menschen lesen, möchte ich allen anderen auch noch eine persönliche Message mit auf den Weg geben:

Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesem Buch will ich dir mein wertvollstes Wissen zur Verfügung stellen, welches ich mir im Laufe der letzten Jahre angeeignet habe – zum einen durch sehr viele Weiterbildungen und Bücher, vor allen Dingen aber auch durch viele praktische Erfahrungen. Ich bin keiner der Coaches, die nur damit Geld verdienen, anderen zu erklären, wie man Geld verdient. Ich komme aus der Fotografie, bin auch heute noch als Berufsfotograf tätig, habe inzwischen mein Unternehmen gegründet, jede Menge Aufträge im Bereich der Bildbearbeitung durchgeführt, und gebe als Coach mein Wissen und meine Erfahrungen weiter.

Ich bin ein Typ der Praxis, des Machens, allerdings nur dann, wenn es nicht allzu aufwendig oder kompliziert ist – da bin ich ganz ehrlich. Aus diesem Grund wirst du von mir in diesem Buch nur das bekommen, was ich für wirklich wichtig halte. Ich werde dich auf keinen Fall mit Wissen überhäufen oder allzu sehr ins Detail gehen.

In den letzten zehn Jahren habe ich laut meiner YouTube-Statistiken über einer Million Menschen Photoshop beigebracht. Und dabei habe ich mich immer nur auf das Wesentliche konzentriert und all das weggelassen, was ich für unwichtig hielt. Meiner Meinung nach bremst Komplexität Handlung aus. Ich zeige nur das Wichtigste, und du kannst dann selbst entscheiden, in welchen Bereichen du tiefer einsteigen möchtest beziehungsweise weitergehen willst.

Deshalb kommen hier und da vielleicht auch immer wieder mal Verweise zu weiteren Lektüren, die mir persönlich geholfen haben. Wenn du das Buch liest, dann bitte langsam und fokussiert – das rate ich dir nicht nur, nein, darum bitte ich dich. An jeder Stelle des Buches kann es »Klick machen« und du kommst zu einer wertvollen Idee oder triffst eine tolle Entscheidung, die alles verändern kann. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob du den Inhalt des Buches schon mal irgendwo gehört hast, denn es zählt nicht, was du kennst, sondern nur, was du umsetzt.

Also: Fühle dich bei der ein oder anderen Sache nett daran erinnert, diesen Tipp vielleicht auch umzusetzen. Als Coach hat man nicht nur die Aufgabe, neues Wissen zu vermitteln, sondern es geht vielmehr darum, das Wissen, das bereits existiert, nochmal ins Bewusstsein zu rufen und die Person zur Umsetzung zu bewegen.

Ach, noch etwas: Solltest du den Inhalt des Buches nicht gut finden (was ich nicht hoffe und auch nicht glaube), dann kontaktiere mich bitte persönlich. Dann überlegen wir beide uns etwas, damit deine Zeit nicht verschwendet war. Das meine ich zu 100 Prozent ernst! Du darfst mir natürlich auch schreiben, wenn dir der Inhalt gefällt, wenn ich dir damit helfen konnte oder du dadurch jede Menge Inspiration bekommen hast. Melde dich gerne unter wwdk@calvinhollywood.de. Ich freue mich darauf!

Wer will, der kann – stimmt das wirklich?

»Du musst es dir nur fest vorstellen, dann wird alles zu dir kommen. Du musst es nur wirklich wollen, dann kannst du alles erreichen, was du möchtest.« Kennst du diese Sprüche und Floskeln vieler sogenannter Motivations-Coaches? »Wer will, der kann!« ist auch mein Motto, schließlich ist es ja auch der Titel dieses Buches. Allerdings ist es nur die Kurzversion von dem, was ich tatsächlich meine. Die etwas ausführlichere Version lautet:

Wenn du bereit bist, den Willen dafür aufzubringen und dir das Wissen anzueignen, das nötig ist, um deine Ziele zu erreichen, dann kannst du das schaffen, was du erreichen möchtest.

Die kritischen Geister unter Euch stellen sich nun bestimmt immer noch die Frage, ob wirklich jeder alles erreichen kann, egal wie schlau oder wie stark er ist und welche Voraussetzungen er sonst noch hat. Macht es denn keinen Unterschied, ob man schon viel Geld besitzt oder nicht? Ist es egal, ob man einflussreiche Menschen kennt oder nicht? Hat es keinen Einfluss, ob man eine gute Ausbildung durchlaufen hat oder nicht? Kann ich den Ironman auf Hawaii gewinnen, wenn ich mich nur genug anstrenge? Und was ist erst, wenn ich ein kaputtes Knie habe? Kann ich als Künstler durchstarten, auch wenn ich gar kein Talent besitze? Gibt es eine Garantie dafür, der neue Steve Jobs zu werden?

Auf diese Fragen kann ich nur antworten: Nein, vermutlich nicht – da bin ich ganz ehrlich. Einige Ziele sind einfach unrealistisch, viel zu hoch gesteckt oder sind in extremer Weise von Dingen abhängig, die man selbst gar nicht beeinflussen kann. Für manches Vorhaben braucht man einfach Glück. Und dazu gehört auch, wann man wo geboren wurde, wen man im Leben kennenlernt, wie die eigene Gesundheit mitspielt und viele weitere Faktoren.

Aber es geht hier nicht um Ziele, die äußerst unrealistisch sind oder sich überhaupt nicht erreichen lassen. Es geht um die Tatsache, dass wir uns oft viel zu niedrige Ziele stecken, weil wir in unserer sicheren Komfortzone bleiben und uns nicht das zutrauen, was wir eigentlich leisten können. Wir geben nicht wirklich alles, was nötig ist, um unsere Ziele zu verfolgen. Nochmal: Ich spreche hier von Zielen, die sich auch wirklich erreichen lassen. Ich bin überzeugt, dass jeder, der sich realistische persönliche und berufliche Ziele steckt, diese auch erreichen kann.

Wir müssen uns nur einmal klarmachen, in welcher Situation wir uns befinden. Es bieten sich uns so viele Möglichkeiten, uns selbst zu verwirklichen. Uns steht so viel Wissen zur Verfügung, das so einfach zugänglich geworden ist. Es ist beinahe schon unfair allen gegenüber, die deutlich früher auf die Welt gekommen sind als wir. Wir haben heute die Möglichkeit, mit diesem Wissen unsere persönlichen und wirtschaftlichen Ziele viel schneller und einfacher zu erreichen. Und mit diesem Buch möchte ich einen Teil dazu beitragen und dich dabei unterstützen.

Wie du dieses Buch lesen solltest

Reden wir doch mal Klartext: Ich bin definitiv kein professioneller Buchautor, und eventuell verstoße ich in diesem Buch auch gegen einige Regeln des Schreibens. Ich war schon immer ein Typ, der gegen Regeln verstoßen hat. Allerdings nie aus purer Absicht, sondern weil ich schon immer mit den Dingen begonnen habe, ohne dass ich mich wirklich bereit gefühlt habe – und das ist vielleicht sogar schon einer meiner wichtigsten Tipps:

Fange schon an, bevor du bereit bist.

Also, je nachdem, was du von anderen Büchern so gewohnt bist, wird die Lektüre hier eventuell ein bisschen anders für dich werden. Aus diesem Grund möchte ich dir hier ein paar Tipps geben, wie du mit dem Buch am besten arbeitest.

Zuerst einmal das Wichtigste: Du brauchst dich hier nicht unbedingt an die Reihenfolge der Kapitel zu halten. Bei der Planung des Buches habe ich oft hin- und hergeschoben, um die Inhalte bestmöglich anzuordnen. Ich habe aber festgestellt, dass die meisten Kapitel ohnehin für sich alleine stehen. Aus diesem Grund kannst du gerne sofort in das eine oder andere Thema einsteigen, das dich brennender interessiert als die anderen.

Du brauchst dich nicht an die Reihenfolge der Kapitel zu halten.

Klar, es wäre sinnvoll, das Buch von vorne bis hinten zu lesen, damit man in den Lesefluss kommt, und auch, weil es immer mal wieder Verweise gibt. Aber wenn es für dich einfacher ist, dann schau dir bestimmte Themen gerne schon vorab an. Ziemlich am Ende des Buches erzähle ich dir übrigens von drei meiner heftigsten persönlichen Rückschläge, mit denen ich auf keinen Fall starten wollte. Falls du die Story zu den Rückschlägen und die daraus resultierenden Learnings zuerst lesen willst, um mich vielleicht als Person besser kennenzulernen, dann kannst du das direkt nach diesem Kapitel tun.

Ich möchte dir unbedingt empfehlen, dir beim Lesen Notizen zu machen. Dieses Buch ist quasi ein »Best of« meiner wertvollsten Erfahrungen und Learnings aus den letzten Jahren. Und aus diesem Grund hoffe ich natürlich, dass auch du wertvolle Learnings aus der Lektüre mitnehmen kannst. Am Ende des Buches findest du einige Seiten, auf denen du dir diese Learnings notieren kannst. Ich möchte dir wirklich ans Herz legen, sie zu nutzen.

Notiere dir die wichtigsten Learnings am Ende des Buches.

Für mich war es wichtig, alles immer recht schnell auf den Punkt zu bringen. Ich wollte kein Thema unnötig in die Länge ziehen, denn ich mag es effizient und einfach. Das hat dazu geführt, dass das Buch keine tiefgründige Lektüre geworden ist, die sich nur einem speziellen Thema widmet. Wenn du beim Lesen merkst, dass du in das ein oder andere Thema gerne tiefer einsteigen möchtest, dann vermerke dir das und suche dir anschließend die passenden weiterführenden Bücher und Weiterbildungsangebote dafür.

Da in dem Buch eine Menge an Erfahrungen und Tipps zusammengekommen sind, möchte ich dir empfehlen, dass du dir immer mal wieder Zeit nimmst, um darüber nachzudenken und die Inhalte zu verarbeiten. Überlege dir, ob diese Tipps für dich Sinn ergeben und wie oder in welchem Umfang du sie für dich übernehmen kannst.

Denke zwischendrin immer mal wieder über die Inhalte nach.

Bitte lies das Buch zu 100 Prozent fokussiert und ohne Ablenkung. So banal oder einfach der ein oder andere Tipp auch klingen mag – ich habe nur das aufgenommen, was für mich wirklich funktioniert und ich für extrem wichtig halte. Du liest hier das, was ich auch meinen Kindern weitergeben möchte und was dafür entscheidend war, dass ich heute da bin, wo ich bin.

Lies das Buch zu 100 Prozent fokussiert und ohne Ablenkung.

So, ich denke, das reicht jetzt erstmal. Vielen, vielen Dank für dein Vertrauen und viel Spaß und Erfolg beim Lesen!

2 Mindset

Früher dachte ich immer, es zählen nur Taten – also das, was du machst. Aber vor jeder Tat existiert ja immer auch ein Gedanke. Und der bestimmt darüber, ob und wie du eine Sache machst. Die innere Einstellung ist auch entscheidend dafür, ob man etwas überhaupt in die Tat umsetzt und wie diszipliniert man dabei vorgeht. Das Mindset spielt oft eine Rolle, wenn man vor Herausforderungen gestellt wird. Sehe ich die Verantwortung bei anderen oder bei mir selbst? Suche ich in den entscheidenden Momenten Hilfe bei anderen? Wie gehe ich mit Rückschlägen und mit Ängsten um?

Bis etwa zu meinem 35. Lebensjahr war mir definitiv nicht bewusst, wie wichtig die innere Einstellung und das Mindset überhaupt sind. Erst als ich mich intensiver damit auseinandergesetzt und auch immer wieder darüber reflektiert habe, wurde mir das so richtig klar. Im Grunde sind die Gedanken und deine persönliche Einstellung das Fundament zu allem, was du später machst. Deshalb stelle ich mir immer wieder die Frage, weshalb man nicht viel mehr und viel bewusster auf seine Gedanken achtet.

Verantwortung und Kontrolle

Als mein Sohn elf Jahre alt war, kam er eines Tages nach Hause und erzählte mir, dass er nachsitzen müsse. Was war geschehen? Er hatte eine Auseinandersetzung mit einem Mitschüler, die in einer Prügelei endete. Mein Sohn sagte mir, dass nicht er, sondern der andere Junge angefangen habe – und der andere trüge jetzt die Schuld dafür, dass beide nachsitzen mussten. Das fand mein Sohn unfair. Ich hatte daraufhin ein längeres Gespräch mit ihm, das ich gerne zum Anlass nehmen möchte, um meine Gedanken zum Thema Verantwortung und Kontrolle zu vermitteln.

Ich sagte meinem Sohn, dass er niemals die Verantwortung abgeben dürfe und stets darauf achten solle, die Kontrolle über die Situation zu behalten. Ich erklärte ihm auch, dass man nichts mehr machen kann, sobald man die Verantwortung an einen anderen abgibt. Sobald man das nämlich tut, kann man nur noch hoffen, dass sich der andere ändert, damit eine Besserung der Situation eintritt. Wer die Schuld abgibt, übernimmt keine Verantwortung. Und wer keine Verantwortung übernimmt, hat keine Möglichkeit, die Situation zu kontrollieren, in der er sich befindet.

Nur wenn du Verantwortung übernimmst, kannst du auch etwas ändern.

Viele Menschen empfinden das Wort »Kontrolle« als negativ. Aber wer die Kontrolle über eine Situation abgibt, findet sich automatisch in einer Art Hilflosigkeit wieder. Ich habe vor einigen Jahren mal ein Buch gelesen, in dem der US-Amerikaner Grant Cardone von einem Stromausfall erzählt, der vor einigen Jahren stattfand und ihn viel Geld kostete. Mehrere Tage bestand in weiten Teilen der USA keine Chance, einen Computer einzuschalten. Seine Frau versuchte, ihn zu trösten, indem sie ihm versicherte, dass er dafür nichts könne. Aber Grant Cardone erwiderte, dass er selbst schuld sei. Seine Frau verstand das nicht und fragte, »Wie kannst du denn selbst schuld sein? Es war ein Unwetter! Du kannst doch nichts für einen Stromausfall.« Er antwortete: »Doch. Wie kann ich in einem Land leben, in dem so etwas möglich ist, und keinen Generator im Keller haben?« Er hat sich daraufhin einen Generator gekauft, damit er einen Plan B hat, falls so etwas noch einmal passiert. Durch den Kauf des Generators hat er also wieder die Kontrolle über eine Situation übernommen.

Dieses Beispiel hat mir damals gezeigt, wie man Verantwortung für etwas übernehmen kann. Ein Plan B oder ausreichend Wissen über eine Situation sorgt für mich immer für Kontrolle. Übung ist auch etwas, das für Kontrolle sorgt. Je häufiger du etwas trainierst, desto erfahrener wirst du darin, sodass du es besser kontrollieren kannst. Das kennen wir zum Beispiel vom Autofahren: Wenn du schon seit vielen Jahren fährst, verlierst du nicht so schnell die Kontrolle, wie du es vielleicht als Anfänger tun würdest.

Wissen, Vorbereitung und ein Plan B sorgen für Kontrolle.

Es gibt so viele Menschen, die ständig Ausreden suchen, aber leider nicht so viele Menschen, die sich auf die Suche nach den Lösungen machen. Gehöre nicht zu den Menschen, die sich durch Ausreden ins Aus reden!

Ich habe mir Folgendes angewöhnt: Wenn mal wieder etwas nicht klappt, dann suche ich auf keinen Fall nach Ausflüchten, sondern nach Möglichkeiten, um die Situation in den Griff zu bekommen. Das bedeutet, dass es meine Schuld ist, wenn ich mich erkälte, und nicht die des Regens. Ich hätte mir ja den Wetterbericht anschauen und mich besser anziehen können. Wenn ich ein Seminar nicht voll bekomme, dann war es meine Schuld, und es liegt nicht daran, dass gerade Ferienzeit ist. Denn sobald ich die Schuld an das Wetter oder die Ferien abgebe, kann ich nur hoffen, dass der Regen oder die Ferien aufhören. Das lässt mir keine Macht, die Situation zu kontrollieren und zu ändern. Genau aus diesem Grund erlaube ich es mir nicht, nach Ausreden zu suchen. Stattdessen suche ich nach Möglichkeiten und Antworten, die mir helfen, die Situation, die gerade eingetroffen ist, zu verbessern. Für mich bedeutet das, Verantwortung zu übernehmen.

Suche keine Ausreden, sondern übernimm Verantwortung!

In dem Wort »Verantwortung« steckt sogar schon das Wort »Antwort« – und genau darum geht es: nach Antworten und Möglichkeiten zu suchen. Überlege dir gerne jetzt gleich, wofür du genau in diesem Moment die Verantwortung übernehmen willst, um deine aktuelle Situation zu verändern, zu verbessern oder zu optimieren.

Umgang mit Rückschlägen

2001 wurde bei mir ein bösartiger Tumor diagnostiziert. Es handelte sich dabei um eine seltene Art von Muskelkrebs, an der meine Oma damals verstarb. Und ich würde schon sagen, dass dies ein heftiger Rückschlag für mich war. Ein weiterer Rückschlag folgte 2010, als ich ein Einreiseverbot für die USA bekam, weil ich ein Visum vergessen hatte (welches ich übrigens bei den fünf vorherigen Besuchen nie brauchte). Auch das Jahr 2014 bescherte mir einen Rückschlag, denn damals wollte das Finanzamt von mir eine Summe, die ich selbst dann nicht hätte aufbringen können, wenn sie eine Null weniger gehabt hätte. Mehr über diese Rückschläge erfährst du übrigens im Kapitel »Heftige Rückschläge«, das sich ziemlich am Ende des Buches befindet.

Du siehst, ich hatte schon wirklich derbe Rückschläge, welche mich von einer Sekunde auf die andere ins Hier und Jetzt geholt und mit einem Schlag meine Pläne für die Zukunft über den Haufen geworfen haben. Das tut richtig weh, und in dem Moment, in dem dir das passiert, helfen auch keine Tipps. Ich habe gelernt, dass du in so einem Moment alles einfach nur ertragen und aushalten musst.

Wenn wir zurückblicken, sehen wir, dass wir die Rückschläge in den jeweiligen Momenten keinesfalls als positiv wahrgenommen hatten. Trotzdem bin ich heute  froh über all diese Herausforderungen und Prüfungen. Nachträglich sind sie das Beste, was mir passieren konnte. Man kann jeden Rückschlag als Chance sehen, zu zeigen, aus welchem Holz man ist. Es ist die beste Möglichkeit und größte Chance, zu wachsen.

Rückschläge sind im ersten Moment immer bitter, bieten dir aber die Chance, persönlich zu wachsen.

Gleichzeitig solltest du immer im Hinterkopf behalten, dass jeder Mensch Rückschläge hat. Manche sprechen vielleicht nicht darüber, aber sie haben sie trotzdem. Wenn du in die sozialen Medien schaust, wirst du immer von den Erfolgen anderer lesen. Keiner postet auf Instagram, was er vergeigt hat oder was schlecht war. Die Erfolgstrainer berichten, wie du erfolgreich wirst. Wer redet schon gerne über Rückschläge? Das könnte ja dem Image schaden! Aber glaube mir: Jeder hat sie. Das Einzige, was du ständig liest, ist, dass du auch Fehler machen und daraus lernen musst. Aber das Gesellschaftsbild ist leider so, dass man immer denkt, bei anderen liefe alles. Nein, das tut es nicht – die Probleme werden einfach nicht erwähnt!

Es gibt viele Menschen da draußen, die mit sehr großen Rückschlägen klarkommen. Warum solltest du das nicht auch schaffen? Wenn du also das nächste Mal einen kleinen Rückschlag hast, bei dem dir das Leben zeigt, dass es auch gemein sein kann, dann frage dich, ob es nicht Menschen gibt, die schon Gemeineres erfahren und es trotzdem geschafft haben. Und mache dir bewusst, dass du das auch kannst!

Mache dir klar, dass jeder Rückschläge erlebt und dass sich fast alles meistern lässt.

Wenn es dich dann mal wieder erwischt, solltest du auf keinen Fall in die Vergangenheit schauen, sondern in die Zukunft. Ich habe mir angewöhnt, zuerst in der Gegenwart kurz den Rückschlag und den Schmerz zu akzeptieren, dann aber den Blick ganz schnell in die Zukunft zu richten. Und erst, wenn alles erledigt ist, schaue ich in die Vergangenheit und frage mich, wie das alles überhaupt passieren konnte. Aber bleibe nicht zu lange in der Vergangenheit. Ein kurzer Sprung zurück, um Fehler zu finden, die du in der Zukunft vermeiden kannst, reicht aus. Die Lösung liegt in dem, was kommt. Die Vergangenheit lässt sich schließlich nicht mehr ändern. Frage dich, was das Beste ist, das du jetzt gerade, in dieser Situation, machen kannst. Es gibt hierfür auch den tollen Spruch: Wenn dir das Wasser mal bis zum Hals steht, dann lasse auf keinen Fall den Kopf hängen.

Vergeude keine Zeit mit dem Blick in die Vergangenheit, sondern richte deinen Fokus auf die Zukunft.

Ich habe mir sogar angewöhnt, mit dem Rückschlag zu reden. Ich weiß, dass das ein wenig verrückt klingt. Aber sage dem Rückschlag einfach mal laut und deutlich: »Hey, sorry Buddy, aber bei mir wirst du heute keine Chance haben! Du willst mich kleinkriegen? Nun, das wirst du nicht schaffen, denn dafür bin ich einfach zu stark!« Das ist das, was ich immer mache: Ich rede es mir genau so ein und beweise der Situation, dass ich einfach zu stark dafür bin.

Falls ich nicht so stark sein sollte, brauche ich natürlich Hilfe. Aber weißt du, was die meisten Menschen machen, die ein Problem haben? Sie suchen sich Menschen, die sie bemitleiden und ihnen bestätigen, wie schlimm das Ganze ist. Das hilft aber leider nicht! Suche dir in solchen Fällen unbedingt Hilfe, aber nicht von Menschen, die dich bemitleiden, sondern von Menschen, die dich motivieren!

Suche kein Mitleid, sondern Motivation.

Rückschläge können widerlich sein. Man hat oft das Gefühl, dass man da nicht mehr herauskommt. Doch schaue jetzt ausnahmsweise mal in die Vergangenheit. Wie oft bist du denn schon aus einer blöden Situation herausgekommen? Wie oft haben andere Menschen aus deinem Bekanntenkreis schon Rückschläge überstanden? Und ganz ehrlich: Die krassesten Rückschläge sind meistens die wertvollsten Erfahrungen. Im Amerikanischen gibt es ein Sprichwort, das besagt, dass ein richtig heftiger Rückschlag oftmals ein unfairer Vorteil ist.

Krasse Rückschläge sind unfaire Vorteile.

Ich habe dir hier ganz offen von meinen persönlichen Rückschlägen berichtet. Und weißt du, was? Ich sehe all das wirklich als einen unfairen Vorteil allen Menschen gegenüber, die diese nicht hatten. Denn leider muss oft erstmal etwas passieren, damit sich etwas verändert. Ich wünsche keinem diesen unfairen Vorteil, aber ich wünsche jedem, dass er ab und zu mal ein paar Schritte zurückfällt. Manchmal muss einem genau das passieren, damit man eine Situation besser beurteilen kann.

Nur wer Angst hat, kann mutig sein

2009 stand ich vor der School of Visual Arts in New York. An diesem Tag ging es für mich um alles. Ich wurde von Katrin Eismann eingeladen, die ich ein paar Monate zuvor angeschrieben hatte. Ich hatte sie um einen Tipp gebeten, wie ich es schaffen könnte, auf die Photoshop World, das größte Event zum Thema Bildbearbeitung in Las Vegas, als Referent eingeladen zu werden. Sie sagte zu mir: »Wenn du bei mir an der Schule vorbeikommst, stelle ich dir 40 Studenten zur Verfügung, setze mich mit ihnen eine Stunde in einen deiner Vorträge und gebe dir danach Feedback, ob du gut genug bist. Und wenn du gut genug bist, empfehle ich dich gerne als Referent für dieses Event.«

Glücklich in New York
Glücklich in New York – schließlich geht es um meine Zukunft.

So stand ich also vor dieser Schule und hatte unglaubliche Angst. Ich wollte nicht hineingehen, weil die Angst einfach zu groß war. Um es vorweg zu nehmen: Ich bin an diesem Tag hineingegangen. Wäre ich nicht hineingegangen … tja, dann wäre ich wohl für mich selbst noch für viele Jahre ein Angsthase geblieben. Ich hätte eine Chance nicht genutzt. Dadurch, dass ich die Schule betreten habe, konnte ich Mut beweisen. Was wäre aber passiert, wenn ich keine Angst gehabt hätte und hineingegangen wäre? Dann wäre ich nicht mutig gewesen. Daher ist Angst für mich etwas extrem Wertvolles, denn nur wer Angst hat, kann auch Mut beweisen.

Angst zu haben, ist keine Schande. Im Gegenteil: Sie bietet dir die Möglichkeit, Mut zu beweisen.

Aber wenn es einfach wäre, würde es ja jeder machen!