Rainer Ehritt

Aus der Spur – jenseits der Hoffnung

Weitere Titel des Autors im Verlag tredition:

2018 – „Reflexionen – Spiegelbilder meiner Seele“

Titel als Hardcover, Paperback und E-Book erhältlich

2018 – „Durch Gott, mit Gott, zu Gott“ (2. Auflage)

Titel als Hardcover, Paperback und E-Book erhältlich

Über den Autor:

Rainer Ehritt, Jahrgang 55, verheiratet, studierte an der Humboldt Universität zu Berlin Zahnmedizin und praktiziert bis heute gemeinsam mit seiner Frau, in der Nachbarstadt seines Wohnortes Bad Freienwalde, in freier Niederlassung. Erlebnisse, Erfahrungen und Lebenskrisen fanden nach Jahrzehnten der Stummheit ihren Niederschlag im geschriebenen Wort. In Versen verdichtete er seine Gedanken. Lyrik wurde sein ständiger Begleiter. Mehr und mehr entbrannte seine Leidenschaft für die Schriftstellerei. Mit dem vorliegenden Buch tritt er nun erneut, nachdem er bereits durch eine Vielzahl öffentlicher Lesungen aus seinen anderen Werken Sicherheit gewonnen hat, an die Öffentlichkeit und setzt sich darin mit einem höchst aktuellen und brisanten Thema auseinander.

Aus der Spur
– jenseits der Hoffnung

Tagebuch einer Depression

***

Rainer Ehritt

Gewidmet all denen,

die ein Licht in der

Finsternis

suchen

und all denen,

die den Suchenden

beistehen.

R.E.

Zur Beachtung,
wichtiger Hinweis des Autors!

Alle durch den Protagonisten
getroffenen
Aussagen zu Personen und deren
Handlungen
sowie Einschätzungen, Beurteilungen
und Bewertungen
von Erlebnissen und Ereignissen
sind rein subjektiv
und müssen nicht der
objektiven Realität entsprechen!

Prolog

Kraftlos

Er hat keine Kraft mehr; lässt alles nun laufen.

Er hat keine Kraft mehr; ist alles zu viel.

Er hat keine Kraft mehr; was soll er noch sagen.

Er hat keine Kraft mehr; und sieht auch kein Ziel.

Er hat keine Kraft mehr; für Sinnlosigkeiten.

Er hat keine Kraft mehr; gegen die tägliche Not.

Er hat keine Kraft mehr; immer wieder zu kämpfen.

Er hat keine Kraft mehr; selbst, wenn die eigene Existenz bedroht.

Er hat keine Kraft mehr! Wo findet er Frieden?

Er hat keine Kraft mehr; zu beantworten Fragen, die gestellt.

Er hat keine Kraft mehr; die neuen Wege zu beschreiten.

Er hat keine Kraft mehr; dass seine Zukunft wird erhellt.

Er hat keine Kraft mehr; um auszubrechen.

Er hat keine Kraft mehr; zu fliehen den Verstrickungen seines Lebens.

Er hat keine Kraft mehr; sich aufzuopfern.

Er hat keine Kraft mehr; weil so vieles scheint vergebens.

Er hat keine Kraft mehr; er ahnt die Konsequenzen.

Er hat keine Kraft mehr; heißt: „Alles gib auf!“.

Er hat keine Kraft mehr; um festzuhalten.

Er hat keine Kraft mehr; für alles, womit er sich Leben erkauft!

***

geschrieben im Februar 2012

“Die Depression ist die am häufigsten auftretende psychische Erkrankung. Das deutsche Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass in Deutschland vier Millionen Menschen von einer Depression betroffen sind und dass gut zehn Millionen Menschen bis zum 65. Lebensjahr eine Depression erlitten haben.” (Depression-Wikipedia 2013 – RKI – Daten und Fakten)

Eine genetisch bedingte Disposition, die bestimmt ob und in welchem Umfang Menschen auf psychosoziale Belastungen reagieren, ist wahrscheinlich. „Als gesichert gilt, dass gestörte Prozesse der Signalübertragung …“ insbesondere mittels der „Neurotransmitter Serotonin, Dopamin und Noradrenalin – bedeutende Faktoren darstellen.“ In der Summe kann die Kumulation der verschiedensten begünstigenden Umstände eine Depression auslösen.

Sie “ist eine psychische Störung mit Zuständen psychischer Niedergeschlagenheit als Leitsymptom.

… Die Diagnose wird nach Symptomen und Verlauf gestellt.

… Die Depression ist charakterisiert durch … den Verlust der Fähigkeit zur Freude oder Trauer, … dem “Gefühl der Gefühllosigkeit” bzw. dem Gefühl anhaltender innerer Leere. Schwer depressive Erkrankte empfinden oft eine völlige Sinnlosigkeit ihres Lebens. Häufig führt dieser qualvolle Zustand zur latenten oder akuten Suizidalität. … Bei der Depression handelt es sich daher um eine ernste Erkrankung, die umfassender Therapie bedarf.”

(Depression-Wikipedia 2013 - S. Ripke u. a.)

Sie schleicht sich an, nistet sich ein und tarnt sich so gut, dass Betroffene oft die Letzten sind, die sie als Krankheit anerkennen. Leider geschieht das oft erst sehr spät, manchmal fast zu spät.

In einer Gesellschaft die Leistung als oberstes Lebensziel definiert, wird das Erkennen möglicher erster Zeichen einer beginnenden Depression, durch den Erkrankten selbst, von Gefühlen der Schuld und Scham erstickt. Es wird immer mehr Energie aufgewandt, um den eigenen Leistungsansprüchen und den vermeintlichen Erwartungen anderer gerecht zu werden. Der Erkrankte will nicht wahrhaben, dass diese Energie, die jeden Tag mühevoller aufgebracht werden muss, seinen Leistungsverfall beschleunigt und ihn tiefer in die Krankheit treibt. Nach seinem Empfinden hat nicht er sich verändert, sondern seine Umgebung, die ihm liebloser, banaler, aggressiver, härter, kälter, farbloser erscheint und vor der er sich durch Rückzugsverhalten schützen will. Kontakte brechen ab, er wird gemieden, ihm wird eine „dunkle Aura“ nachgesagt und der Weg führt ihn immer weiter in die Isolation, bis sein scheinbarer Selbstschutz zusammenbricht und Dunkelheit das Leben flutet.