Manfred Kremer

Zen in der Kunst heil zu werden

Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Biographie – vom Eintritt in das Leben über Entwicklung, Wachstum bis zum besten Alter, mit Höhen und Tiefen, von der Beständigkeit zum Wandel

Frauen - mit denen ich gemeinsam ein Stück des Weges gegangen bin, von der Frau zur Geliebten und weiter zu Beziehungen bis zum Ankommen

Spirituelle Erfahrungen - erste Kontakte zur Meditation knüpfen, eine Verbindung, die sich immer mehr im Alltag zeigt, mich leitet, Zeichen setzt und immer tiefer in die Meditation hineinführt

Indien - von Reisen in ein Land der Gegensätze, von Begegnungen mit Betrügern, Engeln und Heiligen, vom Norden in den Süden, vom Lauten in die Stille, vom Profanen zum Spirituellen

Qigong - erste Erfahrungen, Ausbildung zum Lehrer, tiefe Erfahrungen durch stetiges Üben, Eintauchen in den eigenen Körper und den einen Geist

Schamanische Begegnungen - Kontakte mit Heilern und Schamanen aus Süd- und Nordamerika, ihren Lehren, ihrer Heilarbeit und dem Seminar im Dschungel von Ecuador

Die nicht alltägliche Welt – ein Bericht über psychedelische Erfahrungen durch heilige Pflanzen, die damit verbundenen heilsamen Reaktionen, wachsende Heilkraft und mächtige Visionen

Bali - die Insel der Götter mit heilsamen Begegnungen, Erwerb der ersten Tauschscheine, liebenswerten Menschen und einer völlig neuen Welt unter Wasser

Tagebuch Hütte Kals - meine erste schamanische Diät auf einer Almhütte am Großglockner, nur mit Wasser und Gemüse, ohne Aktivität und dem Ziel, die Welt zu halten

Was danach geschieht - auf der Almhütte erlebte Visionen werden Wirklichkeit, die in der Zen-Meditation und der Stille erlebten Erkenntnisse materialisieren sich in der Welt

Zen - meine ersten Schritte als Einzelkämpfer bis zur Begegnung mit meinem Meister, meine ersten Sesshins und der unglaublichen Herausforderung, eine Orioki-Mahlzeit zu überstehen

Heilung - der zweite Hüttenaufenthalt führt zu ständigen Störungen, kraftvollen Erfahrungen mit Mensch und Tier, tiefen Meditationen mit Heilung auf körperlicher und seelischer Ebene

Nachtrag

Auf der Spitze
eines Grashalmes
sitzt ein Tropfen Tau
das Universum
nennt ihn Heimat
Die Sonne frisst
ihn auf
er geht nach Hause

Bad Königshofen, 2.3.2014

Danksagung

Es brauchte lange Zeit, bis dieses Buch seine endgültige Fassung fand. Immer wieder plagten mich Zweifel, ob ich es überhaupt auf den Markt bringen soll. Dieses Buch brauchte eine lange Zeit des Schreibens, denn es umgreift ein ganzes Leben. Kindheit, Jugend, Frauen, Sinnsuche, Reisen – das was jeder aus seinem Leben kennt, mit allen Widrigkeiten und Stimmigkeiten des Lebens.

Meinen tiefen Dank spreche ich den vielen Menschen aus, die dafür sorgten, dass es überhaupt zu diesem Buch gekommen ist. Als erstes natürlich meinen lieben Eltern, die immer ihr Bestes gegeben haben, mich in diese Welt brachten und mich immer wieder unterstützen.

Dank an meine Lehrer und Weggefährten, die mir halfen, meinen Platz im Leben zu finden.

Dank an Stefanie Glaschke, die mich in den Anfängen kompetent beratend unterstützte, mir den Glauben an mein Werk schenkte und mir dabei freie Hand lies.

Danke an Yerpun Solar, der mich in die schamanische Diät schickte, ohne die dieses Buch nie entstanden wäre.

Danke an Jochen Heilmann, der sich die Mühe machte, Korrektur zu lesen und dabei auch noch manche Aussagen recherchierte, ob sie der Wahrheit entsprechen.

Danke an die wunderbaren Frauen, die mich ein Stück meines Weges begleiteten und mir die Erlaubnis gaben, unsere Beziehung in diesem Buch zu beschreiben.

Ganz lieben Dank an meinen Freund Jochen Vollmond, der mich viele Jahre in entscheidenden Phasen begleitete, mir zuhörte und mich nie verurteilte. Immer hatte er ein offenes Ohr und versuchte sich in die Materie einzufühlen.

Ganz lieben Dank an meine Ellen. In ihr schenkte mir das Leben eine wunderbare Frau und einen großen Zen-Meister. Sie unterstützte mich von Anfang an bei diesem Buch und hielt mich auch in schwierigen Zeiten aus. Oft gab sie mir nur einen Satz mit auf den Weg, der mich dann in die Tiefe führte. Ellen, danke für deine Weisheit, deine Liebe, deine Tränen.

Gassho

Mitakuye oyasin

Manfred Kremer

Biographie – vom Eintritt in das Leben über Entwicklung, Wachstum bis zum besten Alter, mit Höhen und Tiefen, von der Beständigkeit zum Wandel

Willkommen in diesem Leben. Es ist der 13. Oktober 1959. Genau um 6 Uhr erblicke ich das Licht der Welt. Schwarze Haare bedecken meinen Körper. Klein und wenig Gewicht. Kommentar meines Opas: „Armes Deutschland, soll das auch etwas sein?“ Der andere Opa wünscht meiner Mutter viel Arbeit mit mir. Werden wir nicht alle mehr oder weniger mit einem Spruch belegt, wenn wir in diese Welt kommen? Ist es nicht dieser Satz, der uns oft ein ganzes Leben lang anhängt? Sowohl positiv als auch negativ? Hurra! Deine Ahnen stehen hinter dir.

Krankheit, hohes Fieber, Schreien in den Nächten – Kindheit. Ich lebe bei meiner Oma auf dem Dorf. Wachse bei ihr auf. An den Wochenenden holt mich mein Vater in die Stadt. Wehre mich, schreie, will bei Oma bleiben. Mein Bruder kommt zwei Jahre später zur Welt. Die Eltern bauen ein Haus. Gegenüber von Oma. Die Familie ist beisammen. Wann immer es möglich ist, sitze ich bei Oma. Mein Lieblingsplatz ist auf ihrem Nähmaschinentisch. Sehe ihr beim Nähen zu. Heile Welt. Meine Großeltern nehmen mich mit auf eine Reise. Ein Zug bringt uns zur Verwandtschaft. Kenne keine Berührungsängste, unterhalte das ganze Abteil.

Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein werden zunehmend demontiert. Schläge. Seele weint. Kochlöffel und Kleiderbügel zerbrechen an meinem Leib. Notwendigkeit? Glaubenssätze prägen sich ein.

„Stell dich nicht so an!“ „Muss man dir alles hundert Mal sagen?“ „Sitz still.“ „Sei brav.“ „Nicht so laut.“ „Du kriegst den Kragen nicht voll.“

So lerne ich schweigen. In der Familie. Am Esstisch. „Falsche“ Worte führen schnell zu einer Ohrfeige. Besser still sein. Aggression wächst. Im Kindergarten verhaue ich Mädchen, zuhause meinen Bruder. Türscheiben gehen zu Bruch. Meine Mutter ist beim Glaser Stamm-kundin. Ich will wissen. Bin als kleiner Steppke im Regen unterwegs. Gebannt bleibe ich stehen. Aus einer Dachrinne schießt das Wasser in dickem Strahl auf die Straße. Das Fallrohr fehlt. Dieser Anblick fesselt mich. Setze meine Kapuze auf. Ein prüfender Blick nach oben. Stelle mich in den Wasserfall. Kraftvoll prasselt er auf meinen Kopf. Tropfnass komme ich zuhause an. Meine Mutter freut sich nicht.

Im Kindergarten gibt es eine Clique. Mit der möchte ich spielen. Sie nicht mit mir. Eines Tages öffne ich Omas Schrank. Entwende eine Hand voll Bonbons. Will mich einkaufen. Die Bonbons reichen gerade für die Jungs. Mir bleibt keiner mehr. Mitspielen darf ich trotzdem nicht. Verzweiflung, Enttäuschung, Tränen. Ich habe meine Oma bestohlen.

Meine Mutter liest Märchen vor. Abends vor dem Schlafengehen. Manchmal Geschichten aus der Kinderbibel. Diese liebe ich besonders.

Einschulung. Lernen muss ich nichts. Zuhören genügt, der Stoff prägt sich ein. Ich will wissen. Nur Hören genügt nicht. Mein Lehrer erklärt die Wirkung von Frost auf Wasser. Malt ein Experiment an die Tafel. Eine Weinflasche wird mit Wasser gefüllt. Mit einem Korken verschlossen. In die Kälte gestellt. Die Tafel zeigt eine geplatzte Flasche. Zuhause wird das Experiment nachgebaut. Am nächsten Morgen ist das Erstaunen groß. Aus der Flasche ragt ein hoher Eiszylinder. Auf dessen Spitze sitzt der Korken. Voller Freude trage ich die Flasche in die Schule. Der Lehrer ist begeistert. Motivation pur.

Mit neun Jahren Ministrant. Gehe ganz in diesem Dienst auf. Liebe Weihrauch und schmetternde Blasmusik an Hochfesten. „Großer Gott wir loben dich.“ Spiel mit den Nachbarskindern auf der Straße. Glocken läuten. Ich renne los. Kirche. Irgendetwas zieht mich dahin.

Der Forscher kommt in mir durch. Der Mensch, der wissen will. Tägliches Milch holen beim Bauern wird zum physikalischen Experiment. Kaum bin ich mit der Kanne auf der Straße geht es los. Fliehkraft in der Praxis. Zuerst mit Deckel. Wild schleudere ich die Kanne über dem Kopf. Jetzt ohne Deckel. Es klappt. Schwierig das Abstoppen. Das kriege ich vollendet hin. Die Kunst ist der Wechsel der Schleuderachse. Vom Vertikalen geht es über in die Horizontale. Langsamer werden. Ausklingen lassen.

Vier Grundschuljahre vergehen wie im Flug. Wechsel aufs Gymnasium. Schon am ersten Tag werden meine Flügel gestutzt. Eine völlig andere Welt. Komme mit dem System nicht klar. Nicht mit den Lehrern. Der Deutschlehrer zerstört mir am ersten Tag den Schneid. Chancenlos gehe ich dem Gymnasium verloren. Es ist dieser eine Moment. Dieser eine Satz. „Den Hambachern bringen wir auch noch das Singen bei.“ Ein Deutschlehrer!

Sechste Klasse. Schlechte Noten. Keine Versetzung. Vater tobt. Häufige Arztbesuche. Ständige Übelkeit und Bauchschmerzen. Kein Arzt schaut auf die Seele.

Realschule. Technischer Zweig. Das ist meine Welt. Ich belege freiwillig einen Kurs im Maschinenschreiben. Auf mechanischen Maschinen endet der Kurs bei der Großschreibung. Zehnte Klasse, das Ende der Schulzeit. Prüfungen. Erkläre den Eltern: „Gehe zum Freund lernen.“ Wir liegen im Pool, trinken Whisky. Abendessen zuhause – keine Reaktion. Alkohol trinke ich zu viel. Bei jeder Feier. An jedem Wochenende. Fast 30 Jahre lang.

Mittlere Reife. Ausbildung suchen. Als Werkzeugmacher oder Technischer Zeichner in der Industrie. Nichts klappt. Vater tobt. Selbstbewusstsein, was ist das? Minderwertigkeit entsteht. Laufe Geschäfte ab. Möchte Zahntechniker oder Goldschmied werden. Absagen. Über Beziehungen besorgt mein Vater eine Lehrstelle im Flachglasgroßhandel. Kaufmann. Mit meiner technischen Schulbildung! Übe mich im Schweigen. Gemeinsam Kaffeetrinken und Feiern – Unwohlsein. Das ist Erbe. Berufsschule. Der Lehrer teilt Zettel mit Buchungsaufgaben aus. Seine Füße liegen auf dem Pult. Er selbst verschwindet hinter einer Zeitung. Einfache Aufgaben für die Klasse. Für mich böhmische Dörfer. Ein Freund erklärt mir Buchführung. Schreiben auf einer elektrischen Schreibmaschine ungewohnt. Beiße mich durch. Bestehe die Prüfung. Wahrhaft unglaublich.

Bexbach. Grundausbildung bei der Bundeswehr. Körperlich-psychische Grenzerfahrungen. Drill. Ausbilder, die sich austoben. Verbal entgleisen. Stress. Zeit großer Kameradschaft. Ein Kamerad wohnt in der Nähe von Gerolzhofen. Wir genießen die Fahrten im Zug. Ein lustiger Kerl. Klein, untersetzt, gutmütig. Lügt, wenn er den Mund aufmacht. Du merkst es nicht. Er ist nicht bösartig. Seine Schwindeleien kommen ans Licht. Er biegt sich vor Lachen. Alle stimmen mit ein. Sein Beruf: Bierbrauer. Ein Biwak steht an. Er verspricht ein Fässchen Bier. Der Zug abfahrbereit. Wo bleibt er? Da keucht er die Treppen hoch. In der Hand eine große Tasche. Er rennt. Ein Henkel reißt. Das Fass rollt über den Boden. Ein freundlicher Helfer stoppt es mit dem Fuß. In letzter Sekunde retten sich Fass und Brauer in den Zug. Pfiff. Abfahrt. Das Biwak ist gerettet.

Nach der Grundausbildung Mellrichstadt. Heimatnah. Für eine Woche. In Hammelburg suchen sie einen Volleyballspieler. Die Heeresmeisterschaft im Volleyball steht an. Seit Jahren spiele ich im Verein. Ein Mitspieler ist in Hammelburg stationiert, verweist auf mich. Versetzungsantrag Formsache. Den Dienst im Gelände tausche ich mit der Schreibstube. Dienst wechselt mit Training. Wir schaffen es bis in die Endspiele. Zwei Wochen Kassel. Belegen am Ende den dritten Platz. Gefühle und Erfahrungen. Nervenkriege. Zitterpartien.

Schlage mehrmals über die Stränge. Habe immer Glück. Fahren ohne Bundeswehrführerschein, dazu erheblicher Restalkohol vom Vorabend. An einem Wochenende fahre ich mit einem Bus aus der Kaserne. Besuche einen Kameraden im Ort. Kein Führerschein, kein Fahrbefehl. Die Schranke öffnet sich. Keine Kontrolle. Beförderung zum Obergefreiten lehne ich ab. Aufregung. Der Spieß überredet mich. Nach dem Volleyballturnier will ich mich versetzen lassen. Möchte wieder ins Feld. Strapaziere die Nerven meiner Vorgesetzten. Kompaniebestpreis! Eine Lektion fürs Leben. Unbequem sein und Anerkennung zu bekommen ist kein Widerspruch. Unbequem bin ich bis heute geblieben.

Mein Vater sammelt Mineralien. Im Sauerland lernt er eine Familie kennen, ist dort öfter Gast. Gegenbesuch. Eine Tochter. Sie gefällt mir. Erste zarte Bande. Telefonate, Briefe, ein Gegenbesuch. Schluss. Die Entfernung zu groß. Neue Freundinnen. Nach Jahren erhalte ich eine Einladung. Als stolzer Autobesitzer sage ich zu. Abenteuer. Der erste Abend wird lang. Monopoly und Jagertee. Kurze Zeit später Schwangerschaft. Erschütterung bis ins innerste Mark. Hochzeit lehne ich ab. „Das Kind muss einen Namen haben!“ Panik. Eltern kritisieren. Kein Rat. Keine Unterstützung. Kein Selbstvertrauen. Kein Selbstbewusstsein. Wie abgeschnitten. So stimme ich zu. Wenn schon, dann so schnell wie möglich. Glocken läuten. Empfinde ihn als schlimmsten Tag in meinem Leben. Wie in einem Traum. Vorgeführt. Benutzt. Gedemütigt. Mache gute Miene zum bösen Spiel.

Hochzeitsnacht fällt aus. Sie hat keine Lust. Die Hochzeitsreise ein einziges Debakel. Einige Wochen später steht sie heulend in der Tür. „Das Kind ist nicht von dir.“ Fassungslos sehe ich sie an. Zeit bleibt stehen. Nehme sie einfach in die Arme. „Wir kriegen das schon hin.“ Bete um eine Tochter. Gelobe dafür nach Vierzehnheiligen zu laufen. Zur Geburt gehe ich mit ins Krankenhaus. Steigen immer wieder Treppen. Wehen kommen. Hören wieder auf. Dann ist es soweit. Problemlos. Ein Mädchen! Ich bin glücklich. Geburt erleben zu dürfen ist ein großes Geschenk. Meine Tochter. Kümmere mich. Stehe nachts auf. Gebe ihr die Flasche. Trage sie bis sie schläft. Zeige ihr den Wald. Lehre sie Drachen fliegen zu lassen.

Sie ist zwei Jahre alt. Setzt sich inmitten von Ameisen. Spielt. Ich warne. Antwort: „Das macht nichts, du passt schon auf mich auf.“

In der Beziehung bin ich alleine. Auch in der Nacht. Sie schläft vor dem Fernseher. Wache auf, schalte das Gerät aus.

Wir möchten ein gemeinsames Kind. Schwangerschaft. Wieder bete ich. Diesmal um einen Sohn. Keine Konkurrenz zur Tochter. Gelobe wieder nach Vierzehnheiligen zu gehen. Begleite sie bei der Geburt. Ein Sohn. Gott ist groß. Die Ehe läuft. Wir sind ein Team. Ich mag ihren Humor, ihre Schlagfertigkeit. Die Wohnung wird zu klein. Hausbau. Gestalten. Entstehen lassen. Eine harte Zeit. Oft ganz alleine auf dem Bau.

Balanciere auf dem Dach. Ein langer Balken auf der Schulter soll zum Treppenhausschacht. Beim Schwenken verliere ich das Gleichgewicht.

Kann mich gerade noch fangen. Der Balken saust in die Tiefe. Schlägt im Keller auf. Fühle mich beschützt. Stürze durch die unfertige Holzbalkendecke. Trete einfach daneben. Das scharfkantige, aufgeschnittene Blechfass – weggeräumt! Knalle auf den Fußboden. Liege regungslos. Minutenlang. Traue mich nicht, mich zu bewegen. Fürchte, dass es nicht mehr geht. Ein Zeh. Ein Finger. Es gelingt. Gott sei Dank. Einzug. Garten anlegen. Teich ausheben. Leben.

Arbeitsplatzwechsel. Fensterbaubetrieb. Die technischen Kenntnisse aus meiner Schulzeit finden Anwendung. Erstelle Zeichnungen, konstruiere Fensterelemente für den Sonderbau. Kalkulation, Aufmaß, Arbeitsvorbereitung, Abrechnung, Beratung. Bin bei schwierigen, von mir geplanten Elementen bei der Montage dabei. Habe freie Hand. Viele Baustellen in Berlin. Eines Morgens komme ich um 3 Uhr nachhause. Stehe im Bad. Meine Frau: „Ich bin schwanger.“ Mir bleibt die Luft weg. Gerade läuft alles so leicht. Die Kinder neun und sechs Jahre alt. Das Gröbste liegt hinter uns. Noch einmal von vorne anfangen? Zum dritten Mal mein Ritual. Beten um einen Sohn. Bitte keine kleine Prinzessin. Gelobe wieder nach Vierzehnheiligen zu laufen. Natürlich bin ich wieder bei der Geburt dabei. Es ist ein Sohn. Wie wunderbar. Danke an das Leben.

Urlaub an der Nordsee. Erstehe einen kleinen Lenkdrachen. Tage danach muss es ein größerer sein. Ein kurzer Abstecher zum Drachen-fest nach Rømø, Dänemark. Bin infiziert. Daheim Kontakt zum Würzburger Drachenverein. Nähe meinen ersten Drachen. Die Nähmaschine wird meine beste Freundin. Sie lehrt mich Geduld und feines Arbeiten. Hommage an meine Oma?

Urlaub in Dänemark. Für die Kinder ein Paradies. Immer sind Drachen dabei. Das Kiteflyers Meeting auf Fanø wird fester Bestandteil. Der Jüngste will mit. Vier Jahre alt. Über dieses Zusammenwachsen von Vater und Sohn entsteht ein Büchlein. Drei Exemplare.

Beginne mit Karate. Spiele Didgeridoo. Wechsel. Meine Frau will Beständigkeit. Der große Sohn: „Warum immer nur bei uns?“ Ist nicht Leben Veränderung? Es ist dieser Hunger in mir, der mich treibt.

Silvesterfeier bei Freunden. Zu viel Alkohol. Mitternacht. Anstoßen. Etwas läuft außer Kontrolle. Beschimpfe meine Frau. Ernüchterung am nächsten Morgen. Sitze stundenlang in meinem Stuhl. In meiner Ecke. Ganz alleine. Einfach nur weg? Ein Rucksack mit dem Nötigsten? Sehe mich als Penner durch die Lande ziehen. Leere. Sinnlosigkeit. Ich bleibe.

Karateverein. Komme mit Meditation in Kontakt. Lerne eine Frau kennen. Eine Affäre. Bin immer treu gewesen. Nie entstand auch nur ein Gedanke an Seitensprung. Ich will es endlich wissen. Wie fühlt sich gelebte Sexualität an? Am Ende sind zwei Familien zerstört. Ein Kind mehr auf der Welt. Tiefe Ängste. Bedrohlich. Der rettende Strohhalm eine andere Frau. Beziehungen wechseln. Muster bleiben. Erkenntnis wächst. Jede Begebenheit hat Sinn. Puzzlestücke.

Hausverkauf. Es ist vorbei. Setze mich mit den Kindern zusammen. Erkläre ihnen die Trennung. Die Tochter zeigt Verständnis. Der Älteste weint. Der Jüngste neugierig interessiert. Suche mir eine Wohnung. Wenige Sachen packe ich ein. Meine Frau fährt mit den Kindern zu ihrer Mutter. Bin alleine. Gehe noch einmal durch das Haus. Ich habe es gebaut. Oft ganz alleine. Jetzt gehe ich. Tränen laufen. Ein gutes Haus. Die gemeinsame Zeit vorüber. Kein Bedauern. Überraschend schnell findet sich ein Käufer. Frau und Kinder ziehen ins Sauerland.

Beginne die Heilpraktikerausbildung. Ziehe nach Bad Königshofen. Eröffne meine Praxis. Zehn Jahre später ein neuer Meilenstein. Ellen und ich kaufen ein altes Haus. Umbau und Umzug stehen an. Die Praxisgemeinschaft kommt ins Leben. Das einzigartige phönix-project findet ein Zuhause. Was für ein Weg!