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Geschichte und Region/Storia e regione

26. Jahrgang, 2017, Heft 2 – anno XXVI, 2017, n. 2

Universität und Region

Università e regione

herausgegeben von/a cura di
Christof Aichner und/e Michaela Oberhuber

Illustration

 

Ein Projekt/un progetto der Arbeitsgruppe/del Gruppo di ricerca „Geschichte und Region/Storia e regione“

Herausgeber/a cura di: Arbeitsgruppe/Gruppo di ricerca „Geschichte und Region/Storia e regione“; Südtiroler Landesarchiv/Archivio provinciale di Bolzano und/e Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen/Centro di competenza Storia regionale della Libera Università di Bolzano.

Geschichte und Region/Storia e regione is a peer reviewed journal.

Redaktion/redazione: Andrea Bonoldi, Francesca Brunet, Siglinde Clementi, Andrea Di Michele, Ellinor Forster, Florian Huber, Stefan Lechner, Hannes Obermair, Gustav Pfeifer, Karlo Ruzicic-Kessler, Martina Salvante, Philipp Tolloi.

Geschäftsführend/direzione: Michaela Oberhuber

Redaktionsanschrift/indirizzo della redazione: Geschichte und Region/Storia e regione, Südtiroler Landesarchiv/Archivio Provinciale di Bolzano, via Armando Diaz Str. 8 b, I-39100 Bozen/Bolzano, Tel. + 39 0471 411972, Fax +39 0471 411969

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ISBN 978-3-7065-5931-7

ISSN 1121-0303

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Gefördert von der Kulturabteilung des Landes Tirol./Pubblicato con il sostegno dell’uffi cio cultura del Land Tirol.

Inhalt/Indice

Editorial/Editoriale
Universität und Region/Università e regione

Stefan Gerber

Universitäten und (ihre) Räume. Theoretische und methodische Überlegungen zu regionalgeschichtlicher Universitäts- und Hochschulgeschichte

Margret Friedrich

Regionale Bedarfe, landesfürstliche Planungen, Austausch von Wissen. Universität und Räume im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert am Beispiel der Universität Innsbruck

Adriano Mansi

“Padova in fin dei conti si sente abbastanza estranea alla vita universitaria”: i rapporti tra Università e città negli anni della trasformazione (1961–1972)

Timo J. Celebi

Die weißen Flecken auf der Hochschulkarte und regionale Neuordnungsversuche durch das nordrhein-westfälische Gesamthochschulkonzept in den 1960er und 1970er Jahren

Aufsätze/Contributi

Liise Lehtsalu

Abandoning the Sacred Citadels? Women religious and urban space in early modern Bologna

Adina Guarnieri

Zur Rezeptionsgeschichte des Bozner Siegesdenkmals nach 1945

Forum

Hans-Joachim Bieber

Regionale Transformationswirkungen der Universität Kassel aus der Sicht eines zeitweiligen Akteurs

Michaela Oberhuber

Gedankenspiele zur Selbstverortung einer jungen Universität. Raumbeschreibungen in den Rektoratsreden der Freien Universität Bozen

Jessica Richter/Brigitte Semanek/Marion Wittfeld

Sieben Jahre fernetzt! Wie ein junges Forschungsnetzwerk zur Frauen- und Geschlechtergeschichte entsteht

Doron Rabinovici

Erinnerung bedarf keiner Rechtfertigung. Eine Rede.
Mit einem Nachwort von Sabine Mayr

Marcello Bonazza

Storia della scuola e storia del territorio. Per una lettura della Storia della scuola trentina di Quinto Antonelli

Rezensionen/Recensioni

Walter Landi, Otto Rubeus fundator. Eine historisch-diplomatische Untersuchung zu den karolingischen und ottonischen Privilegien für das Kloster Innichen (769–992)

(Roman Deutinger)

Barbara Stollberg-Rilinger, Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit. Eine Biographie

(Kurt Scharr)

Francesca Brunet, “Per atto di grazia”. Pena di morte e perdono sovrano nel Regno Lombardo Veneto (1816–1848)

(Marco Meriggi)

Rolf Wörsdörfer, Vom Westfälischen Slowenen‘ zum ‚Gastarbeiter‘. Slowenische Deutschland-Migrationen im 19. und 20. Jahrhundert

(Edith Pichler)

Oliver Seifert, Leben und Sterben in der Heil- und Pflegeanstalt Hall in Tirol

(Bernd Reichelt)

Abstracts

Autoren und Autorinnen/Autori e autrici

Editorial

Universitäten sind nicht abgeschottete oder in sich geschlossene Institutionen, sondern beziehen sich in vielfältiger Weise und auf unterschiedlichen Ebenen auf ihre räumliche Umwelt. Die wirtschaftlichen Beziehungen sind wohl die augenscheinlichsten, Veränderungen im Stadtbild durch die Anwesenheit von Studierenden und Universitätsgebäuden ebenso offensichtlich. Auswirkungen auf die kulturelle Sphäre, auf das soziale Umfeld, auf die Umverteilung von symbolischem Kapital erfolgen meist subtiler. Dabei verweist die Frage nach den Einflüssen, die eine Universität auf ihre Umwelt ausübt, auf jene nach den gesellschaftlichen Bedingungen der Universität selbst. Dies gilt nicht nur für ihre Gründungsphase und die dabei entwickelten normativen Ideen und Ansprüchen an die Universität, sondern zielt auch auf die Frage, inwiefern die Universität gesellschaftliche Entwicklungen und Diskurse rezipiert und reflektiert.

Dieser Fragen- und Gedankenkomplex stand zu Beginn eines im Jahr 2015 in Bozen veranstalteten Workshops, der versuchte, Möglichkeiten zur Erforschung der vielschichtigen Interaktionen zwischen der Universität und ihrem räumlichen Umfeld auszuloten.1 Die Frage nach dem Verhältnis von Universität und dem sie umgebenden Raum reiht sich damit in aktuelle Fragestellungen im Bereich der Universitätsgeschichte ein. Wurde Universitätsgeschichte lange Zeit vorwiegend anlassbezogen und im Vorfeld von Universitätsjubiläen betrieben, hat sich dies seit etwa zwei Jahrzehnten deutlich verändert. Seit den 1990er Jahren hat sich die Universitätsgeschichte mehr und mehr als eigenständige Fachrichtung etabliert, nationale und internationale wissenschaftliche Gesellschaften und Netzwerke wurden gegründet, fachspezifische Zeitschriften und Jahrbücher erscheinen regelmäßig.2 Außerdem sind Handbücher zur Universitätsgeschichte erschienen, die von internationaler Vernetzung und einer gewissen Konsolidierung des Fachs zeugen.3 Insbesondere im Rahmen kulturgeschichtlicher Herangehensweisen gewann die Universitätsgeschichte auch an perspektivischer Vielfalt. Universitäten wurden nun im Kontext einer allgemeinen Gesellschafts- und Kulturgeschichte betrachtet und dabei vor allem die gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen der Wissensproduktion und -vermittlung untersucht.4 Auch entstanden Arbeiten zu symbolischen Praktiken und zur Bedeutung von Repräsentation an der Universität der Neuzeit.5 Die Bearbeitung neuer Quellengattungen mit kulturwissenschaftlichen Methoden eröffnete neue Perspektiven und führte zu fruchtbaren Ergebnissen. Auch die Verbindung der vielfach getrennten Universitäts- und der Wissenschaftsgeschichte bot neue Einsichten auf die Universität als eine der dauerhaftesten Institutionen der Geschichte Europas.

Wie auch Stefan Gerber in seinem Beitrag in diesem Heft betont, ist die Frage nach dem Verhältnis von Universität und dem sie umgebendem Raum nicht neu.6 Gerade die Landesgeschichte hat die unterschiedlichen Beziehungen von Universitäten und den Territorien, in denen sie situiert sind, untersucht und dabei besonders ihre Beziehungen zur Stadt, mithin der Raum, in dem die Universität unmittelbar verortet und präsent ist, analysiert. Zunächst standen in diesen Studien vor allem wirtschaftliche und soziale Beziehungen zwischen der Universität und ihrer städtischen Umwelt im Vordergrund, in jüngerer Vergangenheit rückten dann die Stadt als universitärer Repräsentationsort und die Wahrnehmung beziehungsweise Selbstdarstellung der Universität im öffentlichen Raum in das Zentrum universitätshistorischer Abhandlungen.7 Mit dem ‚spatial turn‘ in der Geschichtswissenschaft wurde auch die Frage nach dem Raum neu akzentuiert und neue Perspektiven auf das Verhältnis von Universität und Raum eröffnet.8 Gleichzeitig bieten auch die international entstehenden prosopografischen Professorenkataloge – vielfach auch mit Methoden der digital humanities aufbereitet – Möglichkeiten die Mobilität von Akademikern und damit die auch die räumliche Verortung von Universitäten neu zu untersuchen. In diesem Sinn sollte auch der Bozner Workshop sowohl traditionelle Deutungen als auch neue Perspektive aufgreifen und so einen Blick auf das Verhältnis von Universität und dem sie umgebenden Raum werfen. Die Frage nach dem räumlichen Umfeld der Universitäten führt gleichzeitig zur Frage nach der räumlichen Bezugsgröße, auf die sich die Universitäten beziehen. Gleichzeitig stellt sich auch die Frage, welche Faktoren diese Bezugsgröße definieren und beeinflussen. Diesen Fragestellungen mit der Analysekategorie „Region“ zu begegnen, bietet sich insofern an, als diese als räumlich „offen gehaltenes“ Konzept nicht von einem von vornherein festgesetzten Territoriumsbegriff ausgeht, sondern den untersuchten Raum als themen- und problemorientiert wandelbar denkt und somit auch jeweils unterschiedlich definiert.9

Das vorliegende Heft baut auf dem Workshop auf. Den Auftakt bildet ein Aufsatz mit theoretischen und methodischen Überlegungen von Stefan Gerber, der dafür plädiert, Regionalgeschichte und Universitätsgeschichte zusammenzuführen. Dafür begibt er sich zunächst auf eine historiografiegeschichtliche Spurensuche entlang der Begrifflichkeiten „Landschaft“ und „Raum“, die im 20. Jahrhundert in der deutschsprachigen Landesgeschichte beziehungsweise Landeskunde etabliert worden sind. Davon, die beiden Begriffe und damit verbunden auch entsprechende Konzepte miteinander in Beziehung zu setzten, verspricht sich Gerber einen fruchtbaren Ansatz für eine regionalgeschichtlich ausgerichtete Universitätsgeschichte. Besondere Beachtung findet der Landschaftsbegriff bei Gerber insbesondere deshalb, da er den Gegensatz zwischen „materiellem“ und diskursivem Raum zu überbrücken versuche. Dies wird in einem zweiten Schritt anhand des Begriffs der „Bildungslandschaft“ vorgeführt, der eine materiell-geografische mit einer prozessual-kommunikativen Ebene verbindet. Komplementär dazu wird das in jüngerer Zeit für die Bildungsgeschichte des 19. Jahrhunderts entwickelte Konzept der „Bildungsräume“ diskutiert. Schließich schlägt Gerber zwei mögliche Forschungsfelder für eine regionalgeschichtliche Universitätsgeschichte vor: Universitäten als Landschafts- beziehungsweise Raumbildner zu untersuchen bedeutet aus seiner Sicht zu erforschen, wie sie auf unterschiedlichen Ebenen dazu beitragen, Räume zu formen und zu modifizieren. Es geht beispielsweise darum zu fragen, wie Universitäten über die Ausbildung der Funktionseliten diese Räume prägen, wie sie als Kommunikationsorte fungieren und als juristische Instanzen Rechts- und Ordnungsräume schaffen. Einen zweiten möglichen Forschungsschwerpunkt regionalgeschichtlicher Universitätsgeschichte macht Gerber darin aus, die Universität als wirtschaftlichen Faktor zu betrachten und dabei vor allem das Stipendien- und Studienförderungswesen als eine (indirekte) Form der Finanzierung von Universitäten zu betrachten oder auch die Universitäten in den Kontext regionaler Infrastruktur- und Wirtschaftsförderungspolitik einzubetten.

An diese Überlegungen schließt sich die regionalgeschichtliche Fallstudie von Margret Friedrich zur Universität Innsbruck an, eine jener Universitäten, die in der Epoche der Konfessionalisierung gegründet wurde und damit auch zur Konturierung der habsburgisch-katholischen Bildungslandschaft beigetragen hat. Friedrich untersucht für die Innsbrucker Universität verschiedene Aspekte ihres Verhältnisses zur Region: Sie zeigt auf, wie die Universität in unterschiedliche Räume und Bildungslandschaften eingebettet war und zeichnet nach, wie die verschiedenen geistlichen Räume allmählich vom staatlichen zurückgedrängt wurden. Ein weiterer Aspekt ihrer Untersuchung widmet sich der Universität im städtischen Umfeld, wo ihr als Hausgemeinschaft eine konkrete Ordnungsfunktion zugesprochen wurde. Abschließend beleuchtet sie den ‚Wissensraum‘ der Universität Innsbruck, indem sie auf die Herkunft der Studierenden und Dozenten sowie auf die Unterrichtsmaterialien und das gelehrte Wissen eingeht.

Mit dem Beitrag von Adriano Mansi wendet sich das Heft dem italienischsprachigen Universitätsraum, genauer der Universität und der Stadt Padua, zu. Mansi fokussiert für seine Analyse den Zeitraum zwischen den ausgehenden 1950er und den beginnenden 1970er Jahren, der von tiefgreifenden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen geprägt war und für die Universitäten den Übergang zur Massenuniversität bedeutete. Der Aufsatz beleuchtet das Verhältnis zwischen der Universität Padua und ihrem räumlichen Umfeld anhand mehrerer Aspekte: Zum einen nimmt er die Rolle der Bürgermeister und Rektoren im angegebenen Zeitraum in den Blick und zeigt, dass das Verhältnis der beiden Institutionen auch von den jeweiligen Führungspersonen in diesen Ämtern abhängig war. Zum anderen untersucht er das Verhältnis der Paduaner Stadtbevölkerung zu den Studierenden, das sich im Zuge der rasch ansteigenden Studierendenzahlen verschlechterte. Die mit dem rasanten Studierendenzuwachs sich für die mittelgroße Stadt ergebenden (Platz-)Probleme schlugen sich in einem weiteren wichtigen Interaktionsfeld zwischen Universität und Stadtgemeinde nieder, nämlich in den Verhandlungen urbanistischer Fragen, die Mansi ausführlich darlegt. In einem abschließenden Schritt geht Mansi über den städtischen Raum hinaus und untersucht die Rolle der Universität Padua in der Region. Hier zeigt er, dass die Universität Padua bestrebt war, ihre jahrhundertelange zentrale Rolle in der regionalen Universitätslandschaft trotz einer allgemeinen Bildungsexpansion zu erhalten, indem sie eigene Fakultäten beziehungsweise Studiengänge in andere Städte wie Verona oder Vicenza auslagerte.

Timo Celebi nimmt für einen ähnlichen Zeitraum eine Region in der Bundesrepublik Deutschland ins Visier, nämlich Nordrhein-Westfalen. Bildungsplaner hatten in den 1960er Jahren Teile des Bundeslands als „hochschulleere Räume“ deklariert, die nun durch die gezielte Gründung von Hochschulen gefüllt und neu strukturiert werden sollten. Das dazu entworfene Gesamthochschulkonzept steht im Zentrum von Celebis Beitrag. Die Entwicklung, die Diskussionen und Ausführung dieses Gesamthochschulkonzepts, im Zuge dessen unter den Schlagworten „Chancengleichheit“, „Demokratisierung“ und „Regionalisierung“ in Duisburg, Essen, Paderborn, Siegen und Wuppertal neue Universitäten gegründet wurden, bieten ein aufschlussreiches Forschungsfeld für das Verhältnis von Universität und Region im Rahmen von Reformbestrebungen. Dabei wirft Celebi zahlreiche Fragen auf, die von grundsätzlichen Vorstellungen über die Funktion von Universitäten bis hin zu den unterschiedlichen Interessenslagen, Strategien und Aushandlungsprozessen reichen, die in diesem Transformationsprozess eines Bildungsraumes virulent wurden, die aber auch für andere Regionen und Epochen von Relevanz sind.

Das Thema „Universität und Region“ wird auch in zwei Forumsbeiträgen aufgegriffen. Zunächst kommt mit Hans-Joachim Bieber ein an der Gründung der Universität Kassel direkt beteiligter Akteur zu Wort. Die Universität Kassel war ebenfalls ein Produkt der deutschen Bildungsdiskussion der 1960er und 1970er Jahre und damit öffnet der Beitrag auch als Ergänzung zum Aufsatz von Celebi den Blick auf diesen Planungsprozesses aus einer anderen Perspektive. Sein Schwerpunkt liegt auf der Schilderung der mit dem Gründungsakt einhergehenden Ideen und Vorstellungen zu den Auswirkungen auf eine strukturschwache Region. In einem zweiten Schritt reiht er konkrete Rückwirkungen der Universitätsgründung auf Stadt und Region auf. Gleichzeitig verdeutlichten seine Ausführungen auch die Schwierigkeit, direkte Auswirkungen zu beziffern, anders als dies Universitätsmanager und Wissenschaftspolitiker bisweilen gern betonen. Schließlich bietet das Forum auch Platz für Überlegungen zu einer noch ausstehenden Untersuchung zur jungen Geschichte der Freien Universität Bozen, wobei Michaela Oberhuber nach den Raumbeschreibungen in den Reden der Rektoren und der Rektorin und der räumlichen Selbstverortung der Südtiroler Universität fragt. Hier zeigt sich, dass die Bezugsnahmen auf die Region für die universitäre Selbstbeschreibung eine wichtige Funktion einnahmen.

Das Heft bietet damit ein breites Spektrum von Themenfeldern und Perspektiven einer regionalgeschichtlich ausgerichteten Universitätsgeschichte. Die vorliegenden Beiträge eröffnen einen zeitlich wie räumlich weitgestreuten Bogen sowie unterschiedliche Möglichkeiten, wie man das Verhältnis von Universität und Region fassen kann. Mehrere Beiträge verdeutlichen die Rolle von Universitäten bei der Gestaltung des Raums. Dies wird im Beitrag von Friedrich deutlich, aber auch die Aufsätze von Celebi, Mansi und Bieber zeigen die Vorstellungen von unterschiedlichen Gruppen, sei es Politikern, Wirtschaftstreibenden oder auch Wissenschaftlern selbst, über Universitäten maßgeblich in die Gestaltung und Modifizierung eines Raumes einzugreifen. Die Beiträge verdeutlichen ebenso, wie unterschiedlich sich die „Region“ der untersuchten Universität ausnehmen kann und je nach Ansatz und Forschungsinteresse geografisch weiter beziehungsweise enger gefasst werden kann. Es wird der städtische Raum, die strukturschwache Region, die Bildungslandschaft als eine mehrere Universitäten umfassende Region, aber auch der Wissensraum der Universitäten sowie der von ihnen selbst entworfene und beschriebene variable Bezugsraum angesprochen.

Gemeinsam ist den Zugängen, dass der Universität in allen untersuchten Epochen eine wesentliche gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Funktion für eine Region zugemessen wurde, deren Gewichtung allerdings im Laufe der Zeit immer wieder variierte. Klar wird auch, dass wir es seit etwa 50 Jahren mit einem massiven Ausbau des universitären Sektors zu tun haben, der zu einer großen Vielfalt an Bildungseinrichtungen führte. Mit diesem Differenzierungsprozess ist eine gewisse universitäre Regionalisierung verbunden, die aber gleichzeitig mit einem – historisch wohl bislang unerreichten – Anspruch an Internationalität verbunden ist.

Obschon der Workshop und auch dieses Heft viele Aspekte behandeln, bleiben zahlreiche Fragen zum Verhältnis von Universität und Region offen. Neben jenen von Stefan Gerber in seinem Beitrag aufgelisteten Problemfeldern, stellt sich auch die Frage, was mit Regionen passiert, die eine Universität verloren haben. Auch hierzu gibt es zahlreiche historische Beispiele, etwa die bekannte Universität Helmstedt, um nur eine der zahlreiche Universitäten zu nennen, die vom sogenannten „Universitätssterben“ um 1800 erfasst wurden. Ähnliches gilt auch für die Folgen staatlicher Grenzverschiebungen, die Universitätsschließungen herbeigeführt und damit auch regionale Bildungslandschaften grundlegend verändert haben. In diesem Kontext könnten Untersuchungen im Rahmen der neuen Grenzziehung nach 1918/1919 interessant sein. Themen und Ansätze für Studien zum Verhältnis Universität und Region gibt es also noch zahlreiche.

Christof Aichner und
Michaela Oberhuber

 

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1 Vgl. Martin AGER, Tagungsbericht: Universität und Region. Aspekte einer vielschichtigen Beziehung in historischer Perspektive, 26.–27.11.2015, Bozen. In: H-Soz-Kult, 15.03.2016, www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-6447 (eigensehen am 2. August 2018).

2 International in erster Linie History of Universities und die Veröffentlichungen International Commission for the History of Universities (ICHU), im deutschsprachigen Raum die Veröffentlichungen der Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte (GUW) und in Italien besonders die diversen Publikationen des Centro Interuniversitario per la Storia delle Università Italiane (CIUSI). Daneben gibt es auch zahlreiche Zeitschriften zur Geschichte des Bildungswesens im Allgemeinen, die auch Forschungen zur Universitätsgeschichte publizieren.

3 Hier zu nennen in erster Linie: Hilde DE RIDDER-SYMOENS/Walter RUEGG, A History of Universities in Europe, IV volumes, Cambridge 1992–2011.

4 Einen Überblick etwa bei Sylvia PALETSCHEK, Stand und Perspektiven der neueren Universitätsgeschichte. In: NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin 19 (2011), S. 169–189; Pieter DHONDT, University History Writing. More than a History of Jubilees? In: University Jubilees and University History Writing. A Challenging Relationship, Amsterdam 2014, S. 1–17; Marian FÜSSEL, Wie schreibt man Universitätsgeschichte? In: NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin (2015), S. 287–293; Stefan GERBER, Wie schreibt man „zeitgemäße“ Universitätsgeschichte? In: NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin (2015), S. 277–286.

5 Exemplarisch etwa William CLARK, Academic charisma and the origins of the research university, Chicago 2007; Marian FÜSSEL, Gelehrtenkultur als symbolische Praxis. Rang, Ritual und Konflikt an der Universität der Frühen Neuzeit, Darmstadt 2006.

6 Siehe dazu die Hinweise und Literaturangaben bei Stefan Gerber in diesem Heft, S. 16–42.

7 Vgl. dazu auch Rainer Christoph SCHWINGES (Hg.), Universität im öffentlichen Raum (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 10), Basel 2008.

8 Beispielhaft etwa Jan SURMAN, Habsburg Universities 1848–1918. Biography of a Space, Dissertation, Universität Wien 2012.

9 Vgl. etwa Editorial. In: Geschichte und Region/Storia e regione 1 (1992) 1, S. 5–12; Siglinde CLEMENTI, „Geschichte und Region/Storia e regione“, una rivista di storia comparata per le Alpi centrali. In: Archivio Storico Ticinese 152 (2012), S. 266–272.

Editoriale

Lungi dall’essere istituzioni isolate e autosufficienti, le università si relazionano con il loro “spazio” in molti modi e a diversi livelli. Le relazioni economiche sono certo le più evidenti, come pure i cambiamenti portati al paesaggio urbano dalla presenza di studenti ed edifici universitari. In genere più sottili da decifrare risultano invece gli effetti sul piano culturale, sull’ambiente sociale, sulla redistribuzione del capitale simbolico. In questo caso la questione delle influenze esercitate da un’università sul suo ambiente rimanda a quella dei condizionamenti sociali di cui è oggetto l’università stessa. Ciò vale non solo per la sua fase di fondazione, con l’insieme di attese e istanze normative nei confronti dell’università, ma comprende anche la questione di come un’università recepisca e rifletta gli sviluppi e i dibattiti della società.

Su questo complesso di domande e riflessioni nel 2015 si è tenuto a Bolzano un workshop in cui si è cercato di esplorare le prospettive di ricerca sulle diverse interazioni tra università e spazio circostante.1 La questione si inserisce pienamente nell’attuale spettro di ricerca della storia universitaria. Se per lungo tempo quest’ultima è stata in gran parte condizionata da approcci occasionali e spesso legata a ricorrenze e giubilei, da almeno due decenni la situazione è cambiata significativamente. Dagli anni Novanta, la storia universitaria si è affermata sempre più come disciplina indipendente, sono nate società e reti scientifiche nazionali e internazionali nonché periodici e annuari specifici.2

Sono comparsi inoltre manuali sulla storia universitaria che confermano il dialogo scientifico internazionale e il consolidamento della disciplina.3 In particolare la storia dell’università ha compiuto progressi nella diversificazione di prospettive nella cornice degli approcci di storia culturale. Si è cominciato a inserire le università nel contesto di una storia sociale e culturale generale e soprattutto a esaminare le condizioni sociali e culturali della produzione e della trasmissione del sapere.4 Sono nati quindi studi sulle pratiche simboliche e sul significato della rappresentazione nell’università dell’età moderna.5 L’esame di nuove fonti, grazie alle metodologie della storia culturale, ha aperto nuove e fruttuose prospettive. Anche la combinazione dei differenti approcci della storia universitaria e di quella della scienza ha portato nuovi stimoli allo studio dell’università, una delle istituzioni più durature nella storia europea.

Come sottolinea Stefan Gerber nel suo contributo a questo numero, la questione della relazione tra università e spazio circostante non è nuova.6 Già la Landesgeschichte ha indagato le diverse relazioni tra le università e i territori in cui sono situate, prendendo in esame soprattutto i rapporti con la città e lo spazio in cui l’università è direttamente presente e a immediato contatto. In un primo tempo questi studi hanno riguardato principalmente le relazioni economiche e sociali tra l’università e il suo contesto urbano; di recente le ricerche di storia universitaria sono passate ad esaminare la città come luogo di rappresentazione dell’università e la percezione relativa all’autorappresentazione dell’università nello spazio pubblico.7 L’avvento dello spatial turn in ambito storiografico ha posto l’accento sulla questione dello spazio e aperto nuove prospettive sulla relazione tra università e spazio.8 Nel frattempo anche lo sviluppo internazionale dei cataloghi prosopografici dei professori – spesso elaborati coi metodi dell’informatica umanistica – può offrire nuovi stimoli allo studio della mobilità accademica e quindi del collocamento spaziale delle università.

In questo senso il workshop bolzanino mirava a cogliere sia le linee tradizionali sia le nuove prospettive per aprire uno scorcio sul rapporto tra università e spazio. La questione include ovviamente anche il problema della misura dello spazio a cui l’università fa riferimento e quindi di quali fattori definiscano e influenzino quest’area di riferimento. E in questo senso la categoria analitica di “regione” risulta particolarmente idonea in quanto intende non un territorio preventivamente definito bensì un concetto di “spazio aperto”, variamente definibile a seconda delle domande e degli approcci usati.9

Il presente numero della rivista raccoglie i risultati di questo workshop. Si inizia con un saggio teorico e metodologico di Stefan Gerber, che sostiene la sinergia tra storia universitaria e storia regionale. Per questo va alla ricerca delle tracce delle nozioni di “paesaggio” (Landschaft) e di “spazio” come si sono configurate nel Novecento nella Landesgeschichte e nella Landeskunde in area tedesca. Dalla relazione reciproca tra queste due nozioni e dei relativi concetti Gerber intravede la possibilità di un proficuo approccio a una storia universitaria orientata in direzione della storia regionale. Particolare attenzione viene data da Gerber al concetto di “paesaggio” perché esso può colmare la divaricazione tra spazio “materiale” e spazio discorsivo. Ciò viene affrontato in una secondo passaggio attraverso l’uso del concetto di “paesaggio educativo”, che unisce il piano materiale-geografico con uno procedurale-comunicativo. Per completare viene trattato il concetto di “spazi educativi”, sviluppatisi recentemente nella storia dell’educazione nel XIX secolo. In conclusione Gerber suggerisce due possibili campi di ricerca per una storia universitaria orientata alla storia regionale. In primo luogo, studiare le università come “plasmatrici” di paesaggi o spazi significa a suo avviso indagare il modo in cui esse contribuiscono a diversi livelli a costruire e a modificare gli spazi. Si tratta, per esempio, di chiedersi come le università modellino questi spazi attraverso la formazione delle élite di funzionari, come esse funzionino come luoghi di comunicazione e come esse, in qualità di istanze giuridiche, producano spazi giuridici e normativi. Un secondo possibile campo di indagine è nel considerare l’università come fattore economico e prendere in esame in particolare il sistema di borse e sostegni allo studio come una forma (indiretta) di finanziamento delle università o comunque includere le università nel contesto della politica regionale delle infrastrutture e dello sviluppo economico.

Segue il caso di studio di storia regionale di Margret Friedrich sull’Università di Innsbruck, una delle università istituita nell’epoca della confessionalizzazione e che quindi ha contribuito alla costruzione del paesaggio educativo asburgico-cattolico. Friedrich tratta vari aspetti del rapporto tra l’Università di Innsbruck e la regione, mostrando come essa sia stata incorporata in diversi spazi e paesaggi educativi e segnalando come i diversi spazi ecclesiastici siano stati gradualmente sopravanzati da quelli statali. Un ulteriore aspetto della sua ricerca è dedicato all’università nel contesto urbano, all’interno del quale, come “comunità familiare”, le è stata assegnata una concreta funzione ordinatrice. Infine, lo studio esamina lo “spazio del sapere” dell’Università di Innsbruck, indagando l’origine degli studenti e dei docenti, nonché i materiali didattici e le conoscenze trasmesse.

Con il contributo di Adriano Mansi si passa all’area universitaria di lingua italiana, in particolare all’università e alla città di Padova. L’analisi di Mansi si concentra sul periodo compreso tra la fine degli anni Cinquanta e i primi anni Settanta, che è stato caratterizzato da profondi cambiamenti sociali, economici e culturali e per l’ateneo ha rappresentato il passaggio all’università di massa. Il contributo indaga il rapporto tra l’università di Padova e il suo spazio riguardo ad alcuni aspetti. In primo luogo, prende in considerazione il ruolo dei sindaci e dei rettori nel periodo indicato, mostrando quanto il rapporto tra le due istituzioni risultasse condizionato anche dalle persone a capo di esse. Esamina poi il rapporto della popolazione urbana di Padova nei confronti degli studenti, che peggiora in seguito al rapido aumento del loro numero. I problemi di accoglienza, conseguenti a questo drastico incremento di studenti in una cittadina di medie dimensioni, ha avuto ripercussioni su un altro importante campo di interazione tra università e comune, ovvero nelle negoziazioni in campo urbanistico, dettagliatamente esposte da Mansi. Lo studio si spinge infine oltre lo spazio urbano ed esplora il ruolo dell’università di Padova nel contesto regionale. In particolare mostra gli sforzi compiuti dall’ateneo patavino per preservare la propria secolare centralità nel panorama universitario regionale, nonostante la generale espansione dell’offerta educativa, ad esempio trasferendo alcune facoltà o corsi di studio in altre città come Verona e Vicenza.

Timo Celebi prende in esame, per gli stessi anni, gli sviluppi in una regione della Repubblica federale tedesca: il Nord Reno-Westfalia. A quel tempo gli studi di pianificazione avevano individuato parti della regione come “aree prive di istruzione superiore”, che ora dovevano essere riempite e ristrutturate attraverso la creazione mirata di istituti di istruzione superiore. Il contributo di Celebi si concentra proprio sul concetto di “università integrata” che ne derivò. Lo sviluppo, le discussioni e l’attuazione di questo progetto – nel corso del quale sotto le parole d’ordine di “pari opportunità“, “democrazia” e “regionalizzazione” vennero fondate nuove università a Duisburg, Essen, Paderborn, Siegen e Wuppertal – rappresentano un fruttuoso campo di ricerca per indagare il rapporto tra università e regione in un contesto di pianificazione e di riforma. In quest’ambito Celebi prospetta molte questioni, che vanno dalle prospettive di base sulla funzione delle università fino alle diverse posizioni di interesse, alle strategie e ai processi di negoziazione, che certamente in questo particolare processo di trasformazione dello spazio educativo emersero con virulenza, ma che sono rilevanti anche per altre regioni ed epoche.

Il tema “università e regione” viene ripreso in due contributi del Forum. Il primo offre la possibilità di ascoltare un attore direttamente coinvolto nella fondazione dell’università di Kassel, Hans-Joachim Bieber. Anche tale ateneo è stato un prodotto del dibattito sulla pianificazione del sistema educativo tedesco degli anni Sessanta e Settanta e il contributo può essere letto come il completamento, sotto un altro punto di vista, del saggio di Celebi. Si incentra sulle idee e aspettative associate alla fondazione dell’università in una regione strutturalmente debole. Successivamente passa a mostrare una serie di importanti ricadute dell’ateneo sulla città e sulla regione, illustrando però allo stesso tempo le difficoltà nel quantificarne gli effetti diretti, a differenza di quanto spesso fanno i manager universitari e i politici dell’economia.

Il Forum offre infine anche uno spazio di riflessione su un possibile indagine riguardo alla giovane storia della Libera università di Bolzano; Michaela Oberhuber indaga la rappresentazione dello spazio nei discorsi dei rettori e della rettrice e in generale il posizionamento nel suo spazio da parte dell’università altoatesina. Emerge come i riferimenti alla regione abbiano svolto una funzione importante nell’autorappresentazione dell’università.

Il numero presenta quindi una vasta gamma di temi e prospettive per una storia universitaria orientata alla storia regionale. I contributi offrono un ampio spettro temporale e spaziale nonché diverse modalità per cogliere il rapporto tra università e regione. Alcuni illustrano il ruolo delle università nella progettazione dello spazio. Ciò è evidente nel contributo della Friedrich, ma anche i saggi di Celebi, Mansi e Bieber rivelano le aspettative con cui diversi gruppi, siano essi politici, imprenditori economici o anche scienziati, intervengono attraverso le università nella progettazione e modifica di uno spazio. I contributi sottolineano inoltre quanto diversa possa essere la “regione” dell’università studiata e come, da un punto di vista geografico, essa si ampli o si restringa a seconda dell’approccio e dell’interesse della ricerca: lo spazio urbano, la regione strutturalmente debole, il paesaggio educativo quale regione comprendente più università, ma anche lo “spazio del sapere” delle università, come pure lo spazio variabile di riferimento che esse stesse progettano e descrivono.

Osservazione comune per tutti i contributi è che in ogni epoca all’università è stata assegnata un’essenziale funzione sociale, culturale ed economica per una regione, sebbene la sua incidenza vari nel tempo. Se confrontiamo i contributi sugli sviluppi più recenti con quelli sull’era moderna o con le osservazioni generali di Stefan Gerber, diventa anche evidente che da circa mezzo secolo si è registrato un massiccio sviluppo del settore universitario, che ha portato a un’enorme varietà di istituzioni educative. Questo processo di differenziazione rimanda a un certo grado di regionalizzazione universitaria, la quale però allo stesso tempo si associa a un’ambizione di internazionalità, ancora certamente non raggiunta sotto un profilo storico.

Al di là dei numerosi aspetti trattati nel workshop e in questo volume, rimangono ancora aperte molte domande sul rapporto tra università e regione. Oltre ai campi tematici elencati da Stefan Gerber nel suo contributo, sorge anche la domanda su cosa succeda alle regioni che abbiano perso un’università. Anche in questo caso non mancano esempi storici, come la famosa Università di Helmstedt, solo per citare una delle numerose università chiuse intorno al 1800 (nel contesto del cosiddetto Universitätssterben). Lo stesso vale per le conseguenze del mutamento di confini statali, che pure hanno portato alla chiusura di università e quindi a radicali cambiamenti di paesaggi educativi regionali. In questo contesto potrebbero rivelarsi interessanti indagini relative ai nuovi confini dopo il 1918/1919. Insomma, il rapporto tra università e regione può ancora offrire molti temi e prospettive.

Christof Aichner e
Michaela Oberhuber

 

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1 Cfr. Martin AGER, Tagungsbericht: Universität und Region. Aspekte einer vielschichtigen Beziehung in historischer Perspektive, 26.–27.11.2015, Bozen. In: H-Soz-Kult, 15.03.2016, www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-6447 (consultato il 2 agosto 2018).

2 A livello internazionale soprattutto History of Universities e le pubblicazioni International Commission for the History of Universities (ICHU), in area tedesca le pubblicazioni della Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte (GUW) e in Italia le diverse pubblicazioni del Centro Interuniversitario per la Storia delle Universitá Italiane (CIUSI). Vi sono inoltre numerose riviste sulla storia dell’educazione in generale che pubblicano ricerche sulla storia universitaria.

3 Va menzionato qui innanzitutto: Hilde DE RIDDER-SYMOENS/Walter RUEGG, A History of Universities in Europe, IV volumes, Cambridge 1992–2011.

4 Per una panoramica cfr. Sylvia PALETSCHEK, Stand und Perspektiven der neueren Universitätsgeschichte. In: NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin 19 (2011), pp. 169–189; Pieter DHONDT, University History Writing. More than a History of Jubilees? In: University Jubilees and University History Writing. A Challenging Relationship, Amsterdam 2014, pp. 1–17; Marian FÜSSEL, Wie schreibt man Universitätsgeschichte? In: NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin (2015), pp. 287–293; Stefan GERBER, Wie schreibt man „zeitgemäße“ Universitätsgeschichte? In: NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin (2015), pp. 277–286.

5 Un paio di esempi: William CLARK, Academic charisma and the origins of the research university, Chicago 2007; Marian FÜSSEL, Gelehrtenkultur als symbolische Praxis. Rang, Ritual und Konflikt an der Universität der Frühen Neuzeit, Darmstadt 2006.

6 Si vedano a proposito i riferimenti e le indicazioni bibliografiche nel contributo di Stefan Gerber in questo numero, pp. 16–42.

7 Su questo cfr. anche Rainer Christoph SCHWINGES (a cura di), Universität im öffentlichen Raum (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 10), Basel 2008.

8 Ad esempio Jan SURMAN, Habsburg Universities 1848–1918. Biography of a Space, Dissertation, Universität Wien 2012.

9 Cfr. ad esempio: Editorial. In: Geschichte und Region/Storia e regione 1 (1992) 1, pp. 5–12; Siglinde CLEMENTI, „Geschichte und Region/Storia e regione“, una rivista di storia comparata per le Alpi centrali. In: Archivio Storico Ticinese 152 (2012), pp. 266–272.

Universitäten und (ihre) Räume.
Theoretische und methodische Überlegungen zu regionalgeschichtlicher Universitäts- und Hochschulgeschichte*

Stefan Gerber

Aufgabe dieses Beitrages soll es sein, Linien der bisherigen Forschung und methodische Herangehensweisen ins Gedächtnis zu rufen, mit deren Hilfe das historische Untersuchungsfeld „Universität und Region“ vermessen werden kann und aus denen sich Perspektiven für die künftige Forschung in diesem Bereich entwickeln lassen. Unstrittig und unmittelbar einleuchtend ist es, dass Universitäten und die topographischen Orte und Räume, an und in denen sie angesiedelt sind, in einem engen Wechselverhältnis stehen – Universitäts- und Hochschulgeschichte kann und muss auch als Landes- und Regionalgeschichte betrieben werden, um die konkreten Auswirkungen erfassen zu können, die zwischen universitärer Korporation beziehungsweise Institution, Kommune, ländlichem Umfeld und Territorium bzw. Staat bestanden.1 Das universitätsund landes-beziehungsweise regionalgeschichtliche Forschungsinteresse an diesen Zusammenhängen ist daher natürlich nicht neu. Vielfältig sind in der älteren und neueren Forschung vor allem die sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Verflechtungen zwischen Universitäten und ihren Städten,2 aber auch zwischen Universität und Territorium, Universität und Staat, Universität und „Land“ untersucht worden.3 Schon diese letztgenannte Trias zeigt indes, dass diesem Forschungsinteresse durchaus unterschiedliche Paradigmen und oft auch vage Kategorien und Begrifflichkeiten zugrunde lagen: Bildete die politische Einheit, das Territorium oder der Staat die Bezugsgröße? Waren „Land“ oder „Landschaft“ als eine solche politische Einheit wahlweise als „politische Landschaft“4 oder aber als Kulturlandschaft zu verstehen? Wie waren „Städtelandschaften“5, „Bildungslandschaften“6, „Universitätslandschaften“7 zu solchen Kategorien in Beziehung zu setzen? Wie ließ sich die in den letzten Jahren mit den „spatial turn“ wiederentdeckte Kategorie des Raumes, die ja durchaus auch zuvor präsent war – etwa im Konzept der „Kulturräume“8 –, mit all diesen Ordnungs- und Deutungsangeboten verbinden?

Landschaft und Raum – Stationen von Konzeptualisierung und Begriffsverwendung

Es wird angesichts solcher Fragen zunächst über die Kategorien zu sprechen sein, die einer Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte zugrunde zu legen sind, die sich der Dreiecksbeziehung von Bildungs-beziehungsweise Wissenschaftsinstitution, ihren geographischen Verortungen (topographisch-materiellen Räumen) und in ihren Positionierungen in kommunikativ oder diskursiv erzeugten Räumen, Deutungs- oder Wissensordnungen stellt. Die Kategorie des „Raumes“ soll dabei – wie eben bereits angedeutet – in ihrer Beziehung zu dem in der Universitäts- und Hochschulgeschichte als Landesund Regionalgeschichte oft gebrauchten Konzept der „Landschaft“ betrachtet werden.

Dabei kann es nicht darum gehen, eine „Gesamt-Durchmusterung“ der mittlerweile sehr facettenreichen Forschung zu „Räumen“ und Raumkonzeptionen im Zeichen des „spatial turn“ vorzunehmen oder alle theoretisch-konzeptionellen Angebote, die in Kulturwissenschaften, Kulturgeographie und -anthropologie zu diesem Problemkomplex zur Diskussion stehen, auf das Untersuchungsfeld „Universität und Region“ abzubilden. Vielmehr soll der in seiner Reichweite auf die konkreten Diskussionshorizonte einer landes- und regionalgeschichtlichen Bildungs- und Hochschulgeschichte bezogene Versuch unternommen werden, geschichtswissenschaftliche Verwendungsweisen von „Landschaft“ und „Raum“ zueinander in Beziehung zu setzen, um so von aktuellen konzeptionellen Debatten ausgehend Schlaglichter auf Forschung und Forschungsperspektiven zu Universitäten und Hochschulen in ihren Regionen werfen zu können. Damit soll der unter dem „Raum“-Paradigma geführten Diskussion zugleich ein Stück weit die Unübersichtlichkeit, Heterogenität und das Hybride genommen werden, die ihr oft anhaften, wenn es um die ganz konkrete Produktivität solcher Perspektiven für die Forschungspraxis des Historikers, um ihren Mehrwert für die Erkenntnisinteressen und den Ausbau der Wissensbestände der im deutschsprachigen Raum seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts breit entwickelten und theoretisch-methodisch hochreflektierten Landesgeschichte geht. Diese Eingrenzung und „Einhegung“ im Hinblick auf die Forschungspraxis entspringt keinem generellen „Unbehagen gegenüber konstruktivistischen Positionen, denen vorgeworfen wird, sie bedrohten etablierte methodische Zugänge und kämen auf Kosten der Empirie mit einem Übermaß an Theorie daher.“9 Es wird aber doch die in kritischer Selbstreflexion wissenschaftlichen Tuns stets notwendige Frage gestellt, ob neu entwickelte theoretische Zugänge oder Methoden vergangene Empirie in ihrer Vielgestaltigkeit und ihren schon zeitgenössisch verschiedenartigen Perzeptionen und Verarbeitungen vom Sehepunkt der Gegenwart tatsächlich neu, mit noch nicht eingenommenen Perspektiven und damit auch noch nicht gewonnenen Erkenntnissen sichtbar machen können. Das ist die Grundbedingung geschichtswissenschaftlicher ‚Revisionen‘, die aus dem Material der Vergangenheit neue Geschichte formen. Trends oder wissenschaftsstrategische Überlegungen, die aus vielschichtigen wissenschaftlichen, gesellschaftlichen oder politischen Gründen Geltung in der aktuellen Diskussion und für die aktuelle Forschung beanspruchen, können dabei stets nur von untergeordneter Bedeutung sein.

Wie für die anderen „Turns“ der Geschichtswissenschaft in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten, so gilt auch für die mit dem Etikett des „spatial turn“ umschriebene neuerliche Hinwendung der Historiker zur „Raum“-Kategorie, dass ihre inflationäre Verwendung nicht immer zu einer Verbesserung der Bezeichnungs- und Deutungsschärfe beigetragen hat.10 Vielfach erscheint „Raum“ bereits wieder als Pathosformel oder als ein methodisch wie inhaltlich nicht eingeholtes Signalwort für die nicht näher spezifizierte „enge Verbindung“ zur „aktuellen Forschung“. „Es räumelt allenthalben“, hat der Frühneuzeithistoriker Axel Gotthard schon 2007 ironisierend angemerkt und die Tendenz kritisiert, im Rahmen des „spatial turn“ Zugriffe als neu auszugeben oder neu zu erfinden, die seit Jahrzehnten praktiziert würden.11 Christoph Nübel hat 2015 darauf hingewiesen, Theodor Schieder habe schon 1965 beklagt, „Raum“ sei gegenwärtig ein „sehr strapaziertes Wort“, ohne dass „Raum“ als historische Kategorie in der deutschsprachigen Forschung gut untersucht oder reflektiert sei.12 Auch der Historiker der 1960er Jahre konnte offenbar den Eindruck gewinnen, dass rhetorischer Einsatz, terminologische Konzeptionalisierung und forschungspraktische, erkenntnisleitende und -fördernde Anwendung des Begriffs „Raum“ und des Raumparadigmas nicht immer in ausgewogenem Verhältnis standen. Franz Irsigler und Reinhart Koselleck teilten in den 1980er Jahren diese Einschätzung.13

Deshalb erscheint es sinnvoll, mit „Landschaft“ und „Raum“ die beiden Begriffe oder Kategorien, die in der raumorientierten universitäts-, hochschul- und bildungsgeschichtlichen Forschung der letzten Jahre eine zentrale Rolle spielen, in ihrem historischen und aktuellen Verwendungskontext zu umreißen, um zu einer Einschätzung ihres spezifischen Mehrwerts für die Erforschung des Verhältnisses von Universitäten bzw. Hochschulen und ihren Umfeldern kommen zu können.