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HELGA HENGGE

Abenteuer Seven Summits

Über sieben Berge um die Welt

www.helgahengge.com

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Die Folie des Schutzumschlags sowie die Einschweißfolie
sind PE-Folien und biologisch abbaubar.
Dieses Buch wurde auf chlor- und säurefreiem Papier gedruckt.

1. Auflage 2015

Copyright © 2015 bei Helga Hengge, München. Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Autors
wiedergegeben werden.

Buch Design: Francisca von Walderdorff

Lektorat: Susanne Bunzel-Harris

Satz: Franzis print & media GmbH

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

ISBN 978-3-00-048110-9

eISBN 978-3-98-203412-6

Umschlagfotos: Patchi Ibarra, Helga Hengge, Gisela Schenker

FÜR MEINEN MANN UND UNSERE KINDER MARIE UND LUCA TASHI

ABENTEUER SEVEN SUMMITS
Über sieben Berge um die Welt

Einführung

SüdamerikaCerro Aconcagua

AsienMount Everest

Tzombuk

Shishapangma

AfrikaKilimandscharo

EuropaElbrus

AntarktisMount Vinson

OzeanienCarstensz-Pyramide

NordamerikaDenali

Epilog

Einführung

The feats of this story, to gain self, not glory

Recount an adventure which spurned man‘s indenture,

It‘s the fabric of life, full of pleasure and strife;

Woven with hopes and fears, much laughter, some tears.

If it seems boring, brother, just one step after another,

You should know beyond any doubt, that‘s what success is all about.

DICK BASS, SEVEN SUMMITS

Es ist das ursprüngliche, bedürfnislose Leben, das ich am Bergsteigen so liebe, die Zeitlosigkeit des Gehens, ein Schritt nach dem anderen. Die Berge stehen seit Millionen von Jahren mit ihren Füßen fest verwurzelt in der Erde und strahlen eine Ruhe aus, die mir wohl tut. Der Wind trägt Verwirrungen und Zwänge davon und nichts bedrängt mich, wenn ich mit ihm im Rücken ein Schneefeld hinaufsteige. Gedankenfetzen rauschen vorbei, bis sich eine wohlige Leere einstellt, das Gefühl, bei mir zu sein. In solchen Momenten spüre ich, wer ich wirklich bin, und ich schöpfe Vertrauen in die Kraft, die in mir steckt.

Das war nicht von Anfang an so. Bei meiner ersten Himalayaexpedition, die ich mit einem Team von vierzehn Männern antrat, nannten alle mich Barbie-Girl. Der Song spielte gerade im Radio und vielleicht sah ich auch so aus, vor allem im Kontrast zu den Männern, die mit jedem Tag bärtigere und heroischere Züge annahmen. Der große Vorteil war, dass ich nie einen schweren Rucksack tragen musste. Als ich auf meinen ersten Achttausender stieg, fing ich den Namen Himalayaprinzessin ein, weil ich mich am Anfang mit der Höhe schwertat. Das hatte den Nachteil, dass immer jemand an meiner Seite gegangen ist, damit ich nicht verloren gehe. Als ich zum ersten Mal im Karakorum war, sind wir nachts durch den Gletscher aufgestiegen. Ich musste vorne am Seil gehen und den Weg durch das Labyrinth von Eistürmen und Gletscherspalten bahnen. Henry, unser Bergführer, hatte gesagt: »Die Prinzessin geht vorne, die wiegt nicht viel, die können wir leicht wieder aus der Gletscherspalte herausziehen, falls eine der Schneebrücken bricht.« Das war für mein Team ein Vorteil.

Ich bin kein Alleingänger. Ich liebe das Höhenbergsteigen auch, weil die Menschen, die aufbrechen und gemeinsam ein Abenteuer bestehen wollen, sich verändern, sich vor meinen Augen verwandeln. Der erste Eindruck bleibt fast nie bestehen; ich täusche mich noch immer so oft. Das geht den anderen auch so, denn man muss früh wissen, wer im Team den größten Rucksack tragen kann und wer zur potenziellen Gefahr werden könnte. Und so sortiert jeder aus, sortiert die Menschen in die Schubladen, die er kennt. Sind wir alle auf Augenhöhe? Hat jeder das Recht, im Team dabei zu sein? Aber die wirklichen Stärken und Schwächen eines Menschen sind meist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, zu tief sind sie verborgen. Mancher kennt sie selbst noch nicht. Die Höhe bringt sie hervor, denn mit jedem Schritt nach oben fällt ein Stein der Mauer, die wir um uns tragen. Der Wind trägt die Hüllen, die wir um uns schlingen, Böe für Böe davon. Die Kälte dringt ein, wir wehren uns, plustern das Federkleid auf, um uns zu verstecken. Doch dann kommt der Tag, an dem wir plötzlich wie König Lear im Sturm der nackten Elemente stehen. Und der Mensch ist plötzlich Mensch, nicht Mann, nicht Frau, nicht blond, nicht grau, nicht Schein – sondern Sein. Es ist nicht wichtig, dass jeder den größten Rucksack tragen kann, es sind die unterschiedlichen Stärken, Erfahrungen und Talente, die ein Team ausmachen. Der Schwache ist wichtig, weil er Pausen erzwingt, die allen gut tun, der Ängstliche bremst den Übermut und der Kreative beflügelt in Zeiten der Not. Seinen Platz im Team zu finden ist vielleicht das Wichtigste im Leben.

New York, Sommer 1996

Ich erinnere mich noch genau an den Nachmittag, an dem mein Abenteuer »Seven Summits« begann. Es war Samstag und ich hatte frei. Die Sonne brannte erbarmungslos von einem strahlend blauen Himmel herunter und die Stadt glühte vor Hitze. Ich war aus meiner Dachgeschosswohnung geflüchtet, in die kühlen Hallen von Barnes&Noble, der renommierten New Yorker Buchhandlung, die in einem alten Backsteinhaus auf fünf Stockwerken über dem Union Square Park thront. Dort hatte ich einen der beliebten braunen Ledersessel ergattert und es mir gemütlich gemacht. Ein Turm aufgestapelter Berg- und Kletterbücher stand neben mir. Den Kletterführer, den ich eigentlich wollte, hatte ich im Regal nicht gefunden. Stattdessen hatte ich die Bildbände der Bergsteiger mitgenommen und blätterte nun neugierig darin herum: Das blaue Alaska, wo sich Bergkette hinter Bergkette reihte und die Gletscher in den Farben des Himmels leuchteten. Tibet, das Dach der Welt, Heimat der höchsten Berge und rot gewandeter Mönche, die ihre Klöster in die steilen Felswände gebaut hatten. Die Bilder erinnerten mich an meine Großeltern. Sie waren oft im Himalaya gewesen. Auch in den Anden von Südamerika, wo die weißen Berggipfel direkt aus den Blumenwiesen in den Himmel wuchsen. Peru, Ecuador, Chile und die höchsten Vulkane der Welt. Seite um Seite flog dahin und meine Neugierde wuchs. Je tiefer ich in die Abenteuer der Bergsteiger eintauchte, desto höher klopfte mein Herz. Ich zog noch ein Buch aus dem Stapel und blätterte durch die Bildseiten. Seven Summits. Sieben Gipfel. Jeder Gipfel der höchste auf seinem Kontinent. Dick Bass, ein Amerikaner aus Texas, war der Erste, der 1985 alle sieben bestiegen hatte. Was für eine geniale Idee! Eine Reise um die Erde auf dem Rücken der Berge. Von Afrika nach Nordamerika, von Europa nach Asien, von Südamerika in die Antarktis und zum Schluss nach Ozeanien. Sieben Kontinente, sieben Mal ganz oben stehen und hinunterschauen. Einmal den Fuß auf jeden Kontinent setzen. War die Antarktis überhaupt ein Kontinent? Und warum die Arktis keiner? Gab es hohe Berge in Ozeanien? In der Antarktis? Auf jedem Kontinent der Erde? Gespannt blätterte ich durch die Bildseiten. Es dauerte nicht lange, bis ich die Namen der Seven Summits kannte: Aconcagua, der »Steinerne Wächter« der Anden in Südamerika. Kilimandscharo, der schneebedeckte Vulkan über der afrikanischen Savanne. Elbrus, die Gipfelkrone Europas im wilden Kaukasus. Denali, der »Hohe«, über der arktischen Tundra Alaskas. Mount Vinson in der Gletscherwüste der Antarktis. Die Carstensz-Pyramide mitten im Dschungel von Papua. Und der Mount Everest im Himalaya, der höchste Berg der Erde. 8848 Meter hoch, so hoch, dass er den Jetstrom berührt. Zu seinem Gipfel aufzusteigen würde ich niemals schaffen, das war mir schon klar. Dafür musste man als Bergsteiger geboren sein und das war ich nicht. Aber die »six summits«, das konnte ich mir vorstellen. Das war bestimmt möglich. Dachte ich, in meinem ersten aufflammenden Übermut.

Anstatt mit einem Buch über die Kletterrouten in den Bergen vor den Toren New Yorks wanderte ich an jenem Samstag Nachmittag mit meinem Traum von den Seven Summits über den Union Square nach Hause. Ich grinste vor Glück. Was für ein Abenteuer! Groß, hoch und so weit wie die ganze Welt. Einmal auf jedem Kontinent auf dem höchsten Berg zu stehen, den Himmel zu berühren und weit über das Land hinauszuschauen, mit den Papuanern am prasselnden Feuer zu sitzen, mit den Tibetern und ihren Yaks über das weite Hochland zu wandern, einen Schlitten durch die eisige Gletscherwildnis der Antarktis zu ziehen, den Spuren der Grizzlybären in die Wälder Alaskas zu folgen, durch den Regenwald auf einen schneebedeckten Vulkan zu klettern und in die Wüstentäler der Anden hinaufzusteigen, wo die Kondoren sich durch die Lüfte schwingen!

Schon in der Schule hatte ich davon geträumt, als Reporterin für National Geographic die Welt zu entdecken. Dass ich in einer Moderedaktion landete war eher Zufall. Dass ich dort Karriere machte und die Modewelt lieben lernte, verdankte ich den Fotoreisen, die mich an viele der schönsten Plätze der Erde führten. Dadurch, dass wir oft im Sommer Wintermode und im Winter Sommermode fotografieren mussten, flogen wir meist in entgegengesetzte Klimazonen. Im Sommer in die luftigen Höhen der Berge und im Winter an die Strände in südlichen Gefilden. Ich hatte meine Redakteurskarriere in München bei der Zeitschrift Vogue gestartet und war vier Jahre später, 1991, nach New York gezogen, um dort als freie Moderedakteurin zu arbeiten. Mein Vater hatte darauf bestanden, dass ich die Anfangszeit in New York nutzen sollte, um zu studieren.

»Egal was, Hauptsache, du strengst deinen Geist an.«, hatte er gesagt. Er war sich sicher, dass ich diesen für meine Arbeit als Moderedakteurin nicht ausreichend nutzte. Also schrieb ich mich an der New York University für Philosophie, Marketing und Film ein. Ich arbeitete tagsüber für Hochglanzmagazine, Anzeigenkampagnen, Kataloge und Commercials. Abends saß ich in der Uni am Washington Square Park, studierte Wirtschaftswissenschaften und Marketingstrategien, drang in die Tiefen der philosophischen Ideen ein und lernte mit Filmen Geschichten zu erzählen. Als ich im Sommer 1995 den Bachelor of Arts geschafft hatte, konnte ich mich nicht entschließen, tiefer in mein Studium einzusteigen und einen Master zu machen, denn das hätte ein Vollzeitstudium bedeutet. Dafür hätte ich meine finanzielle Freiheit aufgeben müssen und meine Karriere als Moderedakteurin. Das wollte ich nicht, vor allem wegen der Fotoreisen. Ich liebte es mehr als alles andere, mit einem Team an das andere Ende des Landes, des Kontinents oder der Welt zu fliegen, um dort die oft wahnsinnigen Ideen der Kunden und ihrer Artdirektoren zu verwirklichen. Die Ideen, die in den Werbeagenturen in New York vorgetragen wurden, waren immer groß. Stimmungen, Gefühle, Moods, die es galt einzufangen, denn bei den Fotoshootings ging es nicht nur darum, Designermode und Accessoires in einer außergewöhnlichen Location abzulichten, sondern vor allem darum, eine Geschichte zu erzählen und ein Lebensgefühl zu vermitteln: Freiheit, Glück, Liebe, Verführung, Abenteuer. Den Fahrtwind der großen Freiheit in einem SUV, der über die sandigen Straßen Arizonas braust, Verführung in aufregenden Dessous, die Traumfrauen mit Engelsflügeln über den Laufsteg tragen, Liebe zwischen Kartoffelchips und Supermodels auf einer Dachterrassenparty in New York oder das raue Abenteuer einer Bande von Extremskifahrern, die durch steile Schneehänge in schwindelige Tiefen rauschen. Bilder, die Menschen begeistern, inspirieren und verführen, auf Großleinwand, in einem 20-Sekunden-Commercial und in den Fotostrecken der Hochglanzmagazine. Um diese Bilder, oder besser gesagt »Images« zu schaffen, wird ein Team angeheuert. Locationmanager, Caterer und Assistenten kümmern sich um Genehmigungen, Transport und die Verpflegung, während Hairstylisten, Make-up-Artisten und Moderedakteure die Models in Protagonisten verwandeln und Setdesigner, Fotografen und Licht- und Kameraassistenten die Szene ins rechte Licht setzen. Trotz intensiver Vorbereitung, einem Team von Experten und großer Budgets war es oft eine Herausforderung, die Ideen der Werbeagenturen und ihrer Kunden umzusetzen und etwas zu schaffen, das wirklich einzigartig war. Ein Abenteuer war es fast immer. »Geht nicht« gab es nicht. Unmöglich war machbar. Und wer nicht bereit war, sein Bestes zu geben, war beim nächsten Job nicht mehr dabei. Vielleicht haben mich die Fotoreisen besser als alles andere auf das Abenteuer der Seven Summits eingestimmt. Was ich damals nur vage erahnen konnte, war die Faszination, die die Berge auf die Menschen, die ihnen nahe kommen, ausüben. Dass die riesigen Steinhaufen zum Leben erwachen, wenn man sich ihnen nähert.

Berge berühren den Himmel, sie ziehen die Wolken an, spucken das Innerste unserer Erde in heißen Lavaströmen in die luftigen Höhen, sie stehen als Trutzmauern zwischen den Winden und lassen Wolkenfahnen zum Zeichen ihrer Größe wehen. Aufgefaltet durch die Drift der großen Kontinentalplatten vor Millionen von Jahren schieben sie sich noch immer himmelwärts. Vulkane, die so alt sind wie hunderttausend Menschenleben und trotzdem ihren heißen Atem nicht verloren haben. Die Sonne hat ihre Gletscher verbrannt, der Wind die Felsen zerklüftet, Regenstürme die steilen Wände ausgewaschen. Trotzdem sind sie dem Himmel am nächsten und den Menschen, die zu ihren Füßen leben, ein Segen. Sie führen das Wasser zu Tale, nähren die Felder und Tiere und werden von den Bergvölkern verehrt. Wer zu ihren Gipfeln hinaufsteigt spürt den Rausch des Windes, die durchdringende Glut der Sonne, den eisigen Atem der Höhenluft und den Boden unter den Füßen, der uns an den Rand des Himmels trägt.

Südamerika

Es scheint, als schwänge man sich über der Menschen Aufenthalt hinauf und ließe darin alle niedrigen und irdischen Gesinnungen zurück, als nähme die Seele, je mehr man sich den ätherischen Gegenden nähert, etwas von ihrer unveränderlichen Reinheit an. Man ist da ernsthaft ohne Schwermut, ruhig ohne Unempfindlichkeit, zufrieden, dass man ist und denkt; alle zu lebhaften Begierden ermatten, verlieren jene Schärfe, die sie schmerzhaft macht, lassen im Innersten des Herzens nur noch eine leichte, sanfte Aufwallung zurück; und so macht eine glückliche Himmelsgegend die Leidenschaften, die sonst den Menschen peinigen, zu Werkzeugen seines Glücks.

JEAN-JACQUES ROUSSEAU

Cerro Aconcagua

Der Aconcagua ist kein Vulkan, obwohl er aufgrund der häufigen Wolkenfahnen, die von seinem Gipfel wehen, lange dafür gehalten wurde. Der »Steinerne Wächter« der Anden hat seinen Namen aus der Quechua-Sprache und ist von »Ackon Cahuak« abgeleitet. Robert FitzRoy, ein britischer Marineoffizier und Meteorologe, hat ihn 1834 als höchsten Berg der Anden entdeckt. Er war an der Andenkette vorbeigesegelt und hatte den Berg vom Meer aus vermessen und dabei seine exakte Höhe von 23.200 Fuß oder 6962 Metern errechnet.

Die Anden bilden die längste Gebirgskette der Welt. Sie säumen die gesamte Westküste des südamerikanischen Kontinents von Venezuela über Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien bis nach Argentinien und Chile mit einer Süd-Nord Ausdehnung von 7500 Kilometern. Entstanden sind die Anden vor sechzig Millionen Jahren, doch erst vor drei Millionen Jahren wuchs das Gebirge zur Mächtigkeit eines Hochgebirges heran. Der Auslöser dafür war 150 Millionen Jahre zuvor, als die Nazca-Platte des Pazifischen Ozeans auf die Südamerikanische Platte traf und sich unter den Kontinent schob. An der Subduktionslinie entstanden zwei Tiefseegräben, der 6262 Meter tiefe Perugraben im Norden und der 8065 Meter tiefe Atacamagraben im Süden der Küste. Gleichzeitig wurde der südamerikanische Kontinent angehoben, und entlang der Westküste des Kontinents falteten sich die Anden auf.

Die ersten Bewohner von Südamerika folgten den Anden aus dem Norden in den Süden und siedelten sich von Mexico über Zentralamerika bis Südamerika an. Bedeutende Kulturen wie die Mayas, die Azteken und die Inkas entstanden, deren Spuren man immer noch in den Ruinen einst mächtiger Tempelanlagen findet. Viele der heiligen Plätze und Kultstätten liegen in den Bergen, manche auf Höhen von über sechstausend Metern. Die Berge der Anden wurden verehrt und die Menschen, die zu ihren Füßen lebten, bauten Altäre in die luftigen Höhen und brachten Opfergaben dar. Die Bergvölker betrachteten die hohen Gipfel als heilige Quellen des Wassers. Berggötter und Geister zogen die Wolken an und brachten den Regen, um Menschen und Tiere zu ernähren. Am Cerro Aconcagua hat man auf einer Höhe von 5167 Metern eine Opferstätte der Inkas entdeckt. Dort wurde die auf Gras, Stoff und Federn gebettete Mumie eines Kindes neben Statuen und Cocablättern gefunden. Ob die einheimischen Bergvölker bis zu den Gipfeln der höchsten Berge aufgestiegen sind, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich hielten sie einen respektvollen Abstand zu den Wohnstätten ihrer Götter. Die europäischen Bergsteiger entdeckten den Aconcagua als Gipfelziel erst Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Die ersten Versuche blieben jedoch erfolglos. Erst am 14. Januar 1897 konnte der Schweizer Bergführer Matthias Zurbriggen den Gipfel erreichen.

Heute gilt der Aconcagua von der Nordseite als leicht zu ersteigender Berg. Die ruta normal über das Basecamp Plaza de Mulas ist ohne Verwendung von Klettertechniken zu bewältigen. Böse Zungen sagen sogar, man könne seinen Hund mit hinauf zum Gipfel nehmen. Aber der Aconcagua ist auch gefürchtet wegen seiner extremen Höhe und berüchtigt wegen der vientos blancos, die kalten, weißen Winde, die ohne Vorwarnung über den Berg hereinbrechen. Trotzdem schien mir der Aconcagua der richtige Einstiegsberg in das Abenteuer der Seven Summits. Ich sehnte mich danach, einmal in solch himmlische Höhen zu steigen, fast siebentausend Meter hoch und die Welt weit unter mir zu lassen. Außerdem war ich noch nie in Südamerika gewesen, obwohl es fast vor meiner Haustür lag. Ein Nachtflug, keine Zeitumstellung und eine Sprache, die ich zwar nicht fließend beherrschte, aber in der ich mich ganz gut durchschlagen konnte. Die extreme Höhe und die eisige Kälte, die mich am Berg erwarten würden, konnte ich mir nicht vorstellen, deswegen machte ich mir darum keine Sorgen. Kälter als New York im Winter war eigentlich nicht möglich. Und dort oben waren wir der Sonne näher, da musste es eigentlich auch wärmer sein. Das Wichtigste, so schien es mir, waren eine gut organisierte Expedition und dass ich fit genug war, um mit den anderen in meinem Team mithalten zu können. Nun musste ich nur noch eine Expedition finden. Meine Schwester, die in Colorado studierte, schickte mir eine Handvoll Expeditionsflyer, die sie in einem Kletterladen gefunden hatte. Die Angebote der einzelnen Anbieter waren nahezu identisch und hatten alle in etwa den gleichen Expeditionsablauf. Akklimatisieren an einem kleineren Fünftausender und dann zwölf bis vierzehn Tage für die Besteigung des Aconcagua. Ich entschied mich für eine Expedition über die Weihnachtsfeiertage und Silvester, weil ich das mit meiner Arbeit gut vereinbaren konnte. Bean, einer der beiden Bergführer, die die Expedition leiteten, erstellte mir einen Trainingsplan. Er klang nett am Telefon und unkompliziert. Ich sollte anfangen zu joggen, meinte er, und versuchen, in den folgenden Monaten fünfmal pro Woche auf acht Kilometer zu kommen. Er schlug mir auch vor, mit Gewichten im Rucksack auf das Stepgerät zu steigen.

»Fang mit fünf Minuten und fünf Kilo an und versuch langsam, auf fünfundvierzig Minuten und fünfzehn Kilo zu kommen. Das stärkt deine Beinmuskulatur und den Rücken.«

Außerdem faxte er mir eine Ausrüstungsliste: Daunenjacke, Goretex-Jacke und -Hose, Eispickel, Plastikstiefel und Steigeisen, Fleecepullover und Thermowäsche, einen Schlafsack bis minus dreißig Grad, Daunenfäustlinge, einen Sechzig-Liter-Rucksack und noch vieles mehr. Als meine Schwester, eine professionelle Snowboarderin, nach New York kam, um ihre Sponsoren zu treffen, begleitete sie mich in einen Bergsteigerladen downtown New York. Wir testeten die Schlafsäcke und legten uns mit ihnen in das kleine Gletscherzelt, das im Laden aufgebaut war, nahmen die Plastikstiefel unter die Lupe und probierten verschiedene Steigeisen aus. Der Fachverkäufer erklärte uns ausführlich die Vorteile des längeren gegenüber des kürzeren Eispickels, während ich tunlichst darum bemüht war, die Einzelteile meiner Ausrüstung farblich aufeinander abzustimmen. Als wir dann jedoch zu den Stiefeln kamen, gab ich entmutigt auf und entschied mich für die, die der Verkäufer empfahl, weil er sagte, dass ich mir sonst die Zehen abfrieren würde. Meine Schwester konnte es nicht glauben, dass ich wirklich zum Bergsteigen wollte. »Du weißt schon, dass du deine Pradastiefel da nicht mitnehmen kannst«, sagte sie lachend.

Nachts schlief ich dann in meinem neuen Schlafsack auf der aufblasbaren Schaumstoffmatte am Boden. Zum Frühstück wärmten wir uns eines der alpinen Fertigmenüs auf und aßen es direkt aus der Plastikpackung.

Meine Eltern waren schockiert, als ich ihnen von meinen Plänen erzählte. Meine Mutter meinte, ich solle gefälligst nach Hause kommen und erst mal auf die Zugspitze steigen, bevor ich mich an einen Sechstausender wagte. Dann traf ich jedoch, als ich am Ende des Sommers in Saas Fee für eine Fotokampagne des Schweizer Touristikverbands tätig war, den alten Bergführer meiner Großeltern, César Zurbriggen. Meine Mutter war mit ihm und ihren Eltern oft beim Bergsteigen gewesen und hatte mich gebeten, ihn zu besuchen. Er begrüßte mich freudig, obwohl wir uns gar nicht kannten, und im Verlauf unseres Gesprächs stellte sich heraus, dass auch er im Januar zum Bergsteigen in die Anden reisen wollte. Es war sein Großonkel Matthias Zurbriggen, der 1897 als Erster den Aconcagua bestiegen hatte, und nun wollte César mit seinen Kindern das hundertjährige Jubiläum der Erstbesteigung auf dem Gipfel des Aconcagua feiern. Der Zufall wollte es, dass wir in derselben Woche im Basecamp eintreffen sollten. Plötzlich war meine Idee nicht mehr so verrückt, und meine Mutter war beruhigt, weil César schon auf mich aufpassen würde. Sie vertraute ihm; schließlich hatte er vor vielen Jahren ihren Vater aus einer Gletscherspalte gerettet. Sie erschauderte, als sie mir die Geschichte erzählte.

»Ich werde nie vergessen, wie blau gefroren sein Gesicht war, als César ihn herauszog. Er hatte sich nichts gebrochen, aber er zitterte am ganzen Leib und der blanke Schrecken flackerte in seinen Augen, wie ich es noch nie zuvor bei irgendjemandem gesehen habe. Wir waren nicht angeseilt über ein weites Schneefeld gewandert – mein Vater, meine Freundin und ich –, als er plötzlich vor unseren Augen in der Tiefe verschwand. Er brach mit einem herzzerreißenden Schrei durch den Schnee und war einfach verschwunden. Wir waren wie gelähmt und wagten es nicht, uns auch nur einen Millimeter vom Fleck zu bewegen. Das Seil und die Eispickel befanden sich in seinem Rucksack – tief unten in der Gletscherspalte. Er schrie um Hilfe, aber wir konnten nichts für ihn tun. Nie wieder in meinem Leben habe ich mich so hilflos gefühlt wie damals. Dann kam César, unser Retter in der Not. Er war so böse mit meinem Vater, wütend, dass er uns nicht ans Seil genommen hatte, wie er es ihm hundertmal eingeschärft hatte. Er beugte sich über die Spalte und rief hinunter: ›Hast du den Herrgott getroffen, Wolfgang? Und hat er dir gesagt, wie unverantwortlich du bist?‹ César hatte keinen Funken Mitleid mit meinem Vater, der in der Tiefe wimmerte. Ich glaube, ich habe noch nie jemanden so mit meinem Vater reden hören. Es war eine zutiefst demütigende Erfahrung für ihn.«, sagte meine Mutter. Es war ihre letzte Bergtour gewesen.

Um den physischen Anforderungen meiner ersten Expedition gewachsen zu sein, trainierte ich sechs Monate lang. Ich hatte meine Ausrüstung getestet und war viele Stunden mit meinen Plastikstiefeln und dem neuen Rucksack durch New York gewandert. Am ersten Weihnachtstag war es endlich soweit. Ich hatte die Vorweihnachtstage bei Freunden verbracht. Obwohl es draußen noch grün war und herbstliche Brisen durch den Wald rauschten, schmückten wir einen Weihnachtsbaum, backten ein eingeschneites Knusperhäuschen und tausend Plätzchen. Am Weihnachtsabend gab es einen riesigen Truthahnbraten. Am nächsten Morgen fuhr ich zurück in die Stadt, um meine Sachen zu packen. Die Straßen waren wie leergefegt auf dem Weg zum Flughafen.

26. Dezember 1996, Morgengrauen

Zehntausend Meter Höhe, blauer Himmel und keine Wolke in Sicht. Wir näherten uns langsam Santiago de Chile und ich schaute immer nur hinaus auf die Bergkette am Horizont. Gipfel an Gipfel reihten die Berge sich aneinander. Plötzlich blitzte auf dem Rücken einer großen Pyramide ein Schneefeld in der Sonne auf, näher am Himmel als alle anderen Gipfel. Ob er das war, der Steinerne Wächter mit weißem Haupt? Unter uns breitete sich eine sandfarbene Wüste aus, mit Schluchten und Tälern, durch die sich helle Serpentinen wanden, bis sie hinter dem nächsten Bergkamm verschwanden, tiefer und tiefer im blauen Dunst der Morgenstunde. Ich hatte gut geschlafen trotz einer aufsteigenden Erkältung, die sich bedrohlich ankündigte. Fortschlafen wollte ich sie, ertränken mit Tee und Wasser. Ich durfte jetzt nicht krank werden, nicht an dem Tag, auf den ich so lange gewartet hatte, am Start meiner ersten Expedition. Ich konnte es nicht erwarten, die anderen in meinem Team zu treffen, vor allem die beiden Bergführer Bean und Jon, mit denen ich schon so oft telefoniert hatte. Ich war himmelhoch aufgeregt und schrecklich nervös zugleich. Würde ich das schaffen, den höchsten Berg der Anden?

Santiago, Chile

Als ich um neun Uhr morgens im Hotel eintraf, stand mein Team schon in der Lobby. Jon und Bean kamen mir entgegen und hießen mich willkommen. Sie waren jung, viel jünger, als ich sie mir vorgestellt hatte. Sie hatten keine grauen Bartstoppeln wie César und auch keine tiefen Sonnenfurchen um die Augen, die die raue Bergwelt in ihre Gesichter gebrannt hatte. Die beiden waren höchstens Mitte zwanzig und sahen aus, als wären sie gerade der Bergsteigerschule entsprungen, was den Tatsachen entsprach, wie sich später herausstellte. Bean war etwas kleiner als ich und strahlte die Kraft eines jungen Bergsteigers aus, der einen großen Rucksack tragen konnte. Jon dagegen war lang und schlaksig und erinnerte mich an meinen jüngeren Bruder. Bean stellte mir Tanya vor, eine Ärztin aus New Mexico. Sie war klein und zierlich und ganz in schwarz gekleidet. Und Eric, der in Boulder studierte, wo auch Bean und Jon lebten. Zwei weitere Bergsteiger, Cally und Jan, ein Ehepaar aus Südafrika, würden später noch zu uns stoßen. Da die anderen ihre Expeditionsausrüstung schon im Zimmer verstaut hatten und hinaus in die Stadt wollten, gab ich meine Taschen an der Rezeption ab und ging mit ihnen.

Kühles Aftershave, süße Blumen, frisch gemahlene Kaffeebohnen, rauchige Schwaden von gegrillten Fleischspießchen und hundert andere Gerüche wanderten durch die Straßen von Santiago neben Businessmännern in gestreiften Hemden und dunklen Anzughosen, roten Weihnachtsmännern und der Sonne, die auf das Pflaster brannte. Die Stadt war größer als ich sie mir vorgestellt hatte, und viel moderner. Claudia Schiffer und Cindy Crawford strahlten von den Titelseiten der Modemagazine Elle und Marie Claire. Die Welt der Modemagazine, aus der ich geflüchtet war, lauerte am Zeitungsstand und nahm mir gleich das Gefühl, weit fort zu sein. Wir machten kurz Halt in einem Café con Piernas, einer modernen Espressobar »mit Beinen« mitten im Börsenviertel von Santiago, auch Sanhattan genannt. Die Bedienungen trugen kurze schwarze Röcke und Stöckelschuhe. Es wimmelte von Männern in frisch gebügelten Hemden, die einen kleinen Schwarzen tranken und sich angeregt unterhielten.

Beim Lunch in einem Steakhouse besprachen wir unsere bevorstehende Expedition. Jon und Bean diskutierten mit Tanya über die beste Art und Weise, sich zu akklimatisieren, und Eric und ich lauschten gespannt. Eric war lustig und schien unkompliziert. Es war auch seine erste große Bergtour. Tanya hatte im Jahr zuvor schon den Kilimandscharo bestiegen. Ich saß mit einem dicken Grinsen neben ihnen und war noch gar nicht richtig angekommen. Da das Basecamp am Aconcagua schon auf einer Höhe von 4200 Metern lag, hatten die meisten Expeditionen einen kleineren Fünftausender als Einstiegsberg im Plan. So auch wir. Cerro El Plomo, der 5424 Meter hohe Berg vor den Toren Santiagos, sollte unser Akklimatisierungsberg werden. Um uns an die Höhe zu gewöhnen, wollten wir dort vier Tage verbringen, unsere Kondition testen und uns als Team kennenlernen. Danach, von der Höhenluft gestärkt, wollten wir nach Santiago zurückkehren, Sylvester feiern und am 1. Januar zum Aconcagua aufbrechen.

27. Dezember, Cerro El Plomo

Meine Nase lief und lief und alles tat mir weh, aber ich wollte die Erkältung, die ich aus dem Flugzeug mitgebracht hatte, nicht haben und versuchte sie zu ignorieren und vor allem vor den anderen zu verbergen. Die Fahrt hinauf in die Berge in unserem kleinen Bus tat gut, und mit jeder Kurve ging es mir besser. Ich saß vorne neben unserem Fahrer und ließ mir den Wind um die Ohren wehen.

»Vierzig Haarnadelkurven«, sagte Fernando und lachte. Höher und höher trugen sie uns hinauf, hinein in die Anden von Chile, in die staubige Wüstenlandschaft aus schroffen Bergkämmen und sandigen Geröllfeldern. Ausgangspunkt unserer Einstiegstour auf den Cerro El Plomo war das Skigebiet La Prava auf 2750 Metern, zu dem Fernando uns und unser Gepäck fuhr. Nach genau vierzig Haarnadelkurven tauchten sie unvermutet auf, die modernen Hütten des kleinen Bergdorfes, die auf einem braunen Hügel weit über der Baumgrenze standen. Dort herrsche im Juni und Juli ein Wahnsinnstrubel, erklärte Fernando. Skifahrer aus ganz Südamerika und dem Rest der Welt strömten dann in den kleinen Skiort, um den chilenischen Winter auf den hochgelegenen Pisten zu feiern. Auch meine Schwester war mit ihrem Snowboardteam schon zum Training dort gewesen. Nun, im chilenischen Sommer, waren die Skifahrer in die nördlichen Berge der Welt verschwunden und La Prava ausgestorben, still wie eine Geisterstadt. Die geteerte Straße endete zwischen den letzten Ferienhäusern, aber Fernando bremste nicht. Direkt auf den Sessellift gerichtet nahm er Anlauf und folgte der Trasse, Pfahl um Pfahl, schnaufend und stotternd nach oben, bis der Bus auf einer kleinen Plattform am Liftausstieg zum Stehen kam. Fernando klatschte in die Hände und grinste zufrieden. Dann half er uns beim Ausladen der Taschen und Rucksäcke. Zum Abschied drückte er jedem von uns die Hand.

»Suerte en la expedición. Quatros días aquí!«, rief er noch und brauste davon. Dann waren wir allein. Bis ins Basecamp Piedra Numerada auf 3380 Metern waren es nur dreihundert Höhenmeter, eine gute Tagestour wie Bean am Abend vorher gesagt hatte, denn wir mussten auf dem Weg dorthin einen 3600 Meter hohen Pass überqueren. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein kleiner Mann mit zwei Maultieren auf und blieb vor uns stehen. Schweigend band der Arriero dem kräftigeren Tier ein weißes Tuch um den Kopf. Dann lud der Mann mit Beans Hilfe unsere Expeditionstaschen auf den Rücken des Maultieres und schnürte sie fest. Sollte das arme Tier nicht sehen, welch schwere Last es über die steilen Hänge hinauftragen musste? Nein, der Maultierbesitzer schüttelte entschieden den Kopf, als Bean ihn fragte. Er hatte dem Maultier das Tuch um die Augen gebunden, damit es nicht weglaufen konnte; denn wenn ein Maultier nichts sieht, dann bewegt es sich nicht. Nachdem alles verstaut war, nahm der Arriero dem Maultier das Tuch vom Kopf, schwang sich auf den Rücken des zweiten Maultieres und trabte davon. Das Maultier mit unserem Gepäck folgte ihm an einer Leine. Er würde unsere Taschen im Basecamp für uns deponieren.

Leicht bekleidet in Shorts, T-Shirt und Sonnenhut schulterten wir unsere Rucksäcke und folgten den Spuren der Maultiere. Das strenge Fitnessprogramm, das Bean mir vor der Expedition verordnet hatte, war anfangs schwer gewesen, aber mit der Zeit war mein Training zu einer nicht ungeliebten Routine geworden. Ich wollte schließlich auf den höchsten Berg der Anden steigen. Da musste ich schon etwas dafür tun.

Die ersten zwei Stunden wanderten wir über breite Schottertrassen, bis wir das Skigebiet über einen steilen Bergkamm verließen und in ein weites Hochwüstental hinabstiegen. Weit und breit nur Stein, Geröll und Sand. Wie schlafende Dinosaurier umgaben uns die kargen Hügel, auf deren Rücken zerklüftete Felsentürme wie Schuppen in die Lüfte ragten. Die Mittagssonne brannte herab und es gab nichts zu tun als dem schmalen Trampelpfad Schritt für Schritt in die Unendlichkeit zu folgen. Meine Gedanken, die sich beim Aufstieg zum Pass noch unordentlich übereinander getürmt und schwer auf mein Gemüt gedrückt hatten, konnten sich endlich ausbreiten und verloren Schritt um Schritt an Wichtigkeit. Sie wurden leichter und flogen einer nach dem anderen über die Hügel hinaus. Eine wohltuende Stille entstand in mir. Weit in der Ferne leuchteten die Gletscherfelder von El Plomo, aber schon nach ein paar Schritten ins Tal hinunter verschwanden sie wieder. Dafür tauchte ein kleiner grüner See in der Steinwüste auf. Eine Stunde später saßen wir zum Mittagessen auf der schmalen grünen Grasmatte am See. Aus frischen Avocados, Tomaten, gegrillter Hühnchenbrust, Mayonnaise, Senf und dicken Scheiben Brot zauberten Bean und Jon ein stärkendes Picknick und als krönenden Abschluss gab es Schokolade. Die dumpfen Kopfschmerzen, die mich beim Aufstieg über den Pass geplagt hatten, waren wie fortgefegt und meine Erkältung schien sich in der Höhenluft zu erholen. Wir füllten unsere Trinkflaschen mit Wasser aus dem See und wanderten weiter.

Piedra Numerada, unser Basecamp, lag an einem Gletscherbach, der lustig durch das Geröll plätscherte. Tanya und ich teilten uns ein Zelt. Eric wollte draußen im Gras schlafen, um die Sterne zu sehen. Bean und Jon richteten sich im Küchenzelt ein. Zum Abendessen gab es Hähnchencurry mit Reis, und weil mit der Dunkelheit auch die Kälte kam, verschwanden wir alle nach dem Essen sofort in unseren Schlafsäcken.

28. Dezember, Basecamp El Plomo, 3380 Meter

Ich war noch nie so froh, die Wärme der Sonnenstrahlen zu spüren wie am nächsten Morgen. Endlich konnte ich mich aus dem ungemütlichen Schlafquartier befreien. Meine Nase war zu, mein Hals trocken, der Husten scharf wie eine Rasierklinge und alles tat mir weh. Der Ausblick auf unseren Berg, die Weite und die dampfende Teetasse von Bean stimmten mich trotzdem glücklich. Nach einem ausgiebigen Frühstück packten wir unsere Rucksäcke für einen Tagesausflug. Wir wollten so weit wie möglich Richtung High Camp, das tausend Meter höher lag, aufsteigen, um uns an die sauerstoffarme Luft zu gewöhnen, und dann zurückkehren und eine zweite Nacht im Basecamp verbringen. Zweimal überquerten wir den Gletscherbach unter den Wasserfällen. Hoch oben in den Felstürmen leuchtete der Schnee aus dunklen Schluchten. Wir stiegen weiter in Serpentinen am Wasserfall entlang, über Felsen und Sandpisten, keuchend und hustend in die immer dünner werdende Luft. Die Kamera hatte ich immer bereit, aber ich schaffte es nie, einen der verirrten Schmetterlinge zu erwischen, die schwerelos durch die warmen Lüfte schwirrten, so weit von ihren Blumengärten entfernt. Nach drei Stunden hatten wir die Viertausendmetermarke erreicht und Bean erlöste uns von weiteren Anstrengungen. Tanya tat der Rücken weh und ich hatte leichte Kopfschmerzen. Ich hätte noch weiter aufsteigen können, denn meine Beine fühlten sich stark an und mein Körper kam mit der Anstrengung gut zurecht, aber Bean wollte unsere Kräfte schonen.

»Wir haben schon über die Hälfte geschafft und der Rückweg zum Camp ist jetzt schon weit«, meinte Bean und drehte mit uns um. Eric und Jon stiegen weiter auf, um ein Zelt und unsere Vorräte für den Gipfeltag ins High Camp zu bringen. Am nächsten Tag wollten wir dort übernachten und tags darauf zum Gipfel steigen.

29. Dezember, Basecamp

Die zweite Nacht auf 3380 Metern hätte erholsam sein sollen, denn der Aufstieg in die Höhe und die Rückkehr zu einem niedriger gelegenen Camp halfen bei der Akklimatisierung, und die Anstrengung ließ jeden gut schlafen. Trotzdem hatte ich die ganze Nacht das Gefühl, dass ich über mir schwebte, und kam nicht zur Ruhe. Bean hatte mir zum Abendessen eine starke Suppe gemacht, die meine Erkältung heilen sollte, aber sie hatte ihre Wirkung verfehlt. Am nächsten Morgen war ich richtig krank, brauchte dringend eine heiße Badewanne und starke Medizin.

»Es ist besser, du gibst jetzt auf und wir gehen zurück nach Santiago, wo du dich richtig auskurieren kannst. Sonst hast du am Aconcagua keine Chance«, sagte Bean und sah mich eindringlich an.

Aufgeben? Was für ein schreckliches Wort. Ich spürte, wie Tränen in meine Augen schossen. Tanya sah mich an und nickte zustimmend. Eric zuckte die Schultern.

»Ich kann deinen Rucksack für dich zum High Camp tragen, wenn du es versuchen möchtest«, bot er an. Jon schüttelte energisch den Kopf. »Es wird nicht besser, wenn wir im High Camp sind. Die Höhe macht deine Erkältung nur noch schlimmer. Bean hat recht, besser du gehst mit ihm nach Santiago zurück ins Hotel. Dann können wir in ein paar Tagen alle zum Aconcagua starten.«

Aconcagua. Ich hatte sechs Monate trainiert, sechs Monate an nichts anderes gedacht als an meine Reise in die Berge. Meinen ersten Gipfel der Seven Summits. Ich musste so schnell wie möglich gesund werden, um überhaupt eine Chance zu haben. Also packten Bean und ich unsere Rucksäcke, während die anderen Richtung High Camp aufstiegen. Ich schaute ihnen nach, bis sie in den Felsen neben dem Wasserfall verschwanden. Dann verließ ich mit Bean das Camp am Bach. Langen Schrittes folgten wir dem kleinen Trampelpfad aus der Talsohle hinaus Richtung Pass. Tanya hatte mir zum Frühstück eine Extraportion Kopfschmerztabletten gegeben und ich fühlte mich leicht beschwingt. Schwieriger wurde es erst, als wir uns der Anhöhe zum Pass näherten. Ich stieß meine Stiefel mit voller Wucht ins Geröll und stampfte jeden Schritt in den Berg. Ich würde ohne Akklimatisierung am Aconcagua starten müssen. Der kleinere Fünftausender, wo ich meine Kräfte testen und erste Erfahrungen mit der Höhe machen konnte, würde mir fehlen. Wie sehr wusste ich nicht und darüber nachzudenken war müßig, denn ich konnte es nicht ändern. Also versuchte ich die Gedanken darüber fortzuschieben. Bei unserem Abstieg über die Skipisten spürte ich, wie die Luft dicker wurde. Wir waren zurück im Leben und mein Kopf fühlte sich leichter an. Der Hals kratzte nicht mehr, und je näher wir zum Dorf kamen, desto besser ging es mir. Und ich wunderte mich plötzlich nicht mehr, warum in den rauen Höhen niemand auf Dauer lebte.

An der Bushaltestelle im Skiort trafen wir eine Gruppe von Bergsteigern. Bean sprach sie an und drehte sich nach einer Weile mit erhobenem Daumen zu mir um.

»Sie können uns mitnehmen«, sagte er.

Wir setzten uns in die Sonne und warteten mit ihnen. Einer der Bergsteiger beschwerte sich gerade lauthals über einen nicht anwesenden österreichischen Koch, der sie begleitet hatte. »Der hat sie wohl nicht alle, Thunfisch mit Tomatensauce. Pfui Teufel. Eine zusammengekochte Pampe. Und so was nennt er Pasta.« Er schüttelte sich und verzog das Gesicht. Ich musste lachen und gluckste still in mich hinein. Einer der anderen Männer pflichtete ihm bei und ließ sich weiter über den Koch aus. Ein älterer Herr mit grauem Schopf schimpfte über sein Zelt, dessen Reißverschluss klemmte. Auch die Schlafmatten waren abgenutzt, die Küchentöpfe schmutzig, der Maultiertreiber kam zu früh, der Transport in die Stadt viel zu spät. Die acht Bergsteiger sahen mitgenommen aus, ihre Gesichter von wildem Bartwuchs gezeichnet, die Hände ungewaschen, die Hosen staubig. Und keiner ließ ein gutes Haar an der Expedition, dem Berg und überhaupt der ganzen Reise. Murren und Knurren aus allen Ecken. Der Wettbewerb war groß, den Beschwerden immer noch eine größere und entsetzlichere Pein draufzusetzen.

»Wart ihr denn am Gipfel?«, fragte ich mitten hinein, in der Hoffnung, etwas über den Aufstieg in Erfahrung zu bringen. Acht Augenpaare starrten mich plötzlich an. Verwirrung. Blicke, die stumm fragten: »Wo kommt die her, was macht die da?«, durchbohrten mich, bis einer zu meiner Rettung das Wort ergriff und meine Frage beantwortete:» Ja wie denn, wir sind ja viel zu spät losgegangen. Ich hab gleich gesagt, dass das nichts wird«, sagte der Bergsteiger verärgert. »Du wieder, hör doch auf«, schimpfte ein anderer.

Sie waren wie ein Rudel hungriger Wölfe, die auf der Jagd nichts erlegt hatten und nun grau und staubig vor ihrer Höhle saßen. Ich war erstaunt, denn ich hatte immer in dem Glauben gelebt, dass Bergsteiger Spaß hatten, wenn sie zusammen auf eine Expedition gingen, gemeinsam anpackten, den Berg erklommen. Aber dieses Rudel hatte hörbar wenig Spaß an der gemeinsamen Jagd gehabt. Am nächsten Tag wollten sie weiter in den Norden Chiles reisen, um auf den höchsten Vulkan der Welt, den 6893 Meter hohen Ojos del Salado zu steigen. Dies war erst der Anfang ihrer Expedition. Vielleicht waren deswegen die Gemüter so angespannt. Als wir Stunden später durch die vierzig Haarnadelkurven Richtung Santiago fuhren, saß ich neben dem Bergsteiger, der Pasta mit Thunfisch und Tomatensauce nicht mochte. Er erzählte mir, dass er jedes Jahr für vier Wochen auf Expedition in die Anden fuhr. Ich fragte ihn, warum er sich das antat, wo er doch aufrichtig unglücklich über das karge Expeditionsleben zu sein schien.

»Weißt du«, sagte er nach einer Weile zu mir, »meine Freunde fahren jedes Jahr für viel Geld in die Karibik. Luxusurlaub, Fünfsternehotel mit allem Drum und Dran. Eine Woche! Für das Geld gehe ich vier Wochen auf Expedition. Die kommen dann nach Hause und beschweren sich den Rest des Jahres, dass es daheim nicht so schön ist wie im Urlaub. Und ich komme zurück in meine kleine Wohnung, die plötzlich groß ist wie ein Palast; mit heißer Dusche, weichem Bett und Daunendecke und freue mich das ganze Jahr, wie gut ich es habe.«

Da musste ich lachen. Dem ließ sich nun wirklich nichts entgegensetzen. Und je mehr ich über seine Worte nachdachte, desto mehr merkte ich, wie sehr ich mich auf den Luxus, der mich im Hotel erwartete, freute.

30. Dezember, Santiago

Heiße Badewanne, Daunenbett, Tee mit Honig und CNN auf Spanisch. Himmlischer Luxus, der nicht nur mein Gemüt, sondern auch meine Gesundheit entscheidend beflügelte. Bean hatte die Medizin, die Tanya für mich aufgeschrieben hatte, in der Apotheke geholt und ich erholte mich zusehends. Ich telefonierte lange mit meiner Mutter. Eigentlich wollte ich sie nicht anrufen, weil ich mich fühlte wie ein Versager, aber es tat gut, mit ihr zu sprechen. Sie machte mir Mut und am Aconcagua würde ich César treffen. Der würde mich unter seine Fittiche nehmen, meinte sie.

Jon, Tanya und Eric waren auf dem Weg zum Gipfel des El Plomo und sollten am nächsten Tag zurückkommen. Cally und Jan, die zwei Südafrikaner, wollten am Tag darauf auch im Hotel eintreffen. Dann konnten wir endlich zum Aconcagua starten.

1. Januar 1997

Jon, Tanya und Eric hatten den Gipfel des El Plomo nicht erreicht, aber sie waren bis zu den Gletschern aufgestiegen und mit sonnenverbrannten Gesichtern zurückgekommen. Wir hatten bis spät in die Nacht das neue Jahr gefeiert und auf unsere bevorstehende Expedition angestoßen. Am Morgen kam Lucho ins Hotel und frühstückte mit uns. Lucho war einen Kopf kleiner als ich, von kräftiger Statur und strahlte die Ruhe eines Mannes aus, der in den Bergen zu Hause war. Sein Gesicht hatte hundert Sonnenfalten. Er führte seit vielen Jahren Expeditionen auf den Aconcagua und erzählte uns, dass er schon acht Mal auf dem Gipfel war. Da Bean und Jon zum ersten Mal eine Expedition auf einen Sechstausender leiteten und selbst noch nie auf einem so hohen Berg waren, hatten sie Lucho gefragt, ob er unser Team als Bergführer begleiten würde. Solide Aconcagua-Erfahrung würde unserem Team gut tun, und außerdem war Lucho ein ausgezeichneter Koch.

Auf dem Weg aus der Stadt zeigte Lucho uns stolz die neuen Gebäude und Fabriken die in den letzten fünf Jahren, seit Pinochets Abgang, vor den Toren Santiagos entstanden waren. Noch lange konnten wir hinter uns das Wahrzeichen von Santiago sehen, die berühmte weiße Marienstatue, die hoch über der Stadt auf einem Hügel stand, dem Cerro de Cristóbal. Wir fuhren Richtung Norden, am Fuße der Andenkette entlang. Nach zwei Stunden Fahrt führte uns eine lange, gewundene Straße in einen steilen Canyon hinauf. Plötzlich leuchtete in der Ferne ein weißer Gipfel auf. Unser Berg, still wie eine schlafende Schönheit inmitten der kargen Bergketten. Die Grenze zu Argentinien war nicht weit. Lucho führte uns auf kürzestem Weg durch die Zollformalitäten. Und eine Stunde später saßen wir schon in einem großen Reisebus mit Chilenen und Argentiniern und fuhren Richtung Mendoza.

Puente del Inca, 2700 Meter

Der kleine Ort Puente del Inca ist nur einen Kilometer von der Grenzstation entfernt und der Ausgangspunkt für alle Expeditionen auf den Aconcagua. Der Ort besteht zur Hälfte aus einer Kaserne und zur anderen Hälfte aus einer Hosteria mit zwei Sternen. Mittendurch führen eine breite Straße und Bahngleise, zu beiden Seiten steigen Felsen steil hinauf in den Himmel. Berühmt ist der kleine Ort durch die Puente del Inca, die Brücke des Inkas, die am Rand des Ortes über den Rio Mendoza führt. Die Brücke ist kein Bauwerk der Inkas, sondern ein durch Erosion gebildeter Bogen, der sich fast fünfzig Meter hoch und dreißig Meter weit über den Fluss spannt. Dort entspringt eine heiße schwefelhaltige Quelle, die das graue Gestein golden gefärbt hat. Lucho erzählte, dass an einem Schrein neben der Quelle die Heilige Maria verehrt wird und wir alle in der Therme ein Bad nehmen sollten. Das brächte Glück für die Expedition. Zuerst jedoch mussten wir zu Pablo, um unser Expeditionsgepäck wiegen zu lassen. Pablo regierte in einer großen Holzscheune neben der Hosteria. Bei ihm mussten die Maultiere bestellt werden, die Expeditionsvorräte für den Transport verpackt, geschnürt und abgewogen werden. Seine Scheune war ein riesiges Lager. Hunderte von Lederriemen und Steiggürteln säumten die Wände. Klappstühle, zusammengerollte Zelte, Schlafmatten, Kerosinlampen, Toilettenpapier, Töpfe, Pfannen, Kisten mit Orangen und Wassermelonen lagen ordentlich sortiert übereinander. Egal, was man vergessen hatte, bei Pablo konnte man alles für die Expedition kaufen oder ausleihen. Mit strenger Miene führte er Buch über das Gewicht, das unsere Ausrüstung auf die Waage brachte, und teilte dann alles in kleinere Ladungen für die Maultiere ein. Damit war unser Expeditionsgepäck auf den Weg gebracht und wir bezogen unsere Hochbetten in der Schlafkammer der Hosteria. Mit Badeshorts und Bikini ausgerüstet machten wir uns auf den Weg zur Therme. Wir waren alle, außer Lucho, zum ersten Mal auf einer großen Expedition und wollten alles tun, um den Berg und seine Götter sanftmütig zu stimmen.

Das Wasser im Bad in der Therme war lauwarm, die Stimmung ausgelassen und jeder von uns trug seinen großen Wunsch vor den Altar der Heiligen Maria. Lucho zeigte sich zufrieden. Abends saßen wir zusammen im Restaurant der Hosteria. Es gab Steak, Salat, Pommes und Bier. Das Restaurant war voll mit Bergsteigern und wir konnten auf einen Blick erkennen, wer von »oben« kam. Es waren die mit den sonnenverbrannten Gesichtern und ausgemergelten Körpern, die sich wie hungrige Wölfe auf ihr Steak stürzten. Sie sprachen wenig und starrten oft ins Leere, während ihre Kauknochen sich ständig bewegten.

Das Basecamp auf 4350 Metern Höhe, auch Plaza de Mulas genannt, war zwei Tagesetappen von Puente del Inca entfernt. César war schon dort. Pablo hatte mir erzählt, dass er mit seinen Kindern und einem Freund zwei Tage zuvor sein Gepäck abgegeben hatte und aufgestiegen war. Am Tisch neben uns saß Kirk. Er war gerade von oben zurückgekehrt. Er hatte den Aufstieg zum Gipfel nicht geschafft. »Das Wetter war brutal. Wir sind fast erfroren in Nido de Condores (Camp 1 auf 5400 Metern). Der Sturm hat einfach nicht abgelassen. Wir hatten keine Chance.«, berichtete er. Er überredete mich, seine Wanderstöcke zu kaufen, denn ohne die würde ich beim Abstieg meine Knie ruinieren. Der Preis war hoch, einhundert Dollar. Ich könnte die Stöcke auf jeden Fall weiterverkaufen, wenn ich sie nicht mehr bräuchte, sagte er, um mich über den hohen Preis hinwegzutrösten. Bean schüttelte den Kopf und handelte ihn auf achtzig Dollar herunter. »Du wirst es nicht bereuen und vielleicht kommen sie dann doch noch zum Gipfel«, sagte Kirk lachend und steckte das Geld ein.

2. Januar, Aconcagua Parque Nacional