1. Kapitel

Da knieten wir nun. Hinter uns eine Reihe Palastwachen mit gezückten Waffen. Je länger der König des Meeres schwieg, desto unwohler fühlte ich mich, und umso mehr Schuldgefühle stiegen in mir hoch. Obwohl ich zu Boden starrte, spürte ich förmlich, wie uns der König mit seinen Blicken durchbohrte, als wären seine Augen scharfe Messer.

»Nicita! Auf dein Zimmer!« Der Satz hallte von den Wänden wider, auch wenn sich König Tarabas bemühte, ruhig zu sprechen.

Nicita neben mir rührte sich nicht.

»Hast du verstanden?« Die Stimme ihres Vaters gewann an Härte.

»Aber …«

»Keine Widerrede!«

»Lass es mich wenigstens erklären.« Trotz schlich sich in Nicitas Ton.

»Ich denke, die Situation bedarf keiner Erklärung.«

»Doch, weil es ganz anders war!«, rief Nicita.

»Wachen, bringt die Prinzessin auf ihr Zimmer!«

Nicita sträubte sich heftig, und als ich zu ihr schaute, stand Wut in ihrem Gesicht. »Nie hörst du mir zu!«, schrie sie ihren Vater an.

»Nicita! Denk an dein Benehmen!«

»Lass mich wenigstens einmal ausreden. Nie lässt du jemanden ausreden. Nicht Mama, nicht deine Minister und mich auch nicht!«

»Genug! Hinaus!«, herrschte der König sie an, bevor er sich über den Bart strich und nachdenklich den Kopf senkte.

Die Wachen zerrten Nicita zum nächsten Seitenausgang und beförderten sie aus dem Saal. Ich konnte immer noch hören, wie sie kämpfte. Wir hätten sie nicht in die Sache mit hineinziehen sollen.

Der König schritt die Stufen von seinem Thron hinunter und umkreiste uns schweigend. Nach einer gefühlten Ewigkeit ergriff er das Wort. »Ich gewähre euch Schutz, nehme euch sogar im Palast auf – und so dankt ihr es mir?«, donnerte er. »Indem ihr in meine Schatzkammer einbrecht, mich bestehlt!«

»Das ist nicht wahr!«, konterte ich und bereute es sogleich, als ich aufsah und den eisigen Gesichtsausdruck des Königs bemerkte. »Was hattet ihr dann in der Kammer zu suchen?«

»Wir waren nicht dort, um Euch zu bestehlen.« Ich gab mir Mühe, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken und seinem Blick standzuhalten. Unsere einzige Möglichkeit war es, die Situation zu erklären.

»Wieso habt ihr euch sonst hineingeschlichen? Weil ihr es für ein lustiges Abenteuer gehalten habt?«

»Nein. Wir haben den Eingang zufällig entdeckt«, sagte Kian mit fester Stimme.

Was hätten wir auch sagen sollen? Tut uns leid, Majestät, aber wir müssen uns kurz den Sternendiamanten ausleihen, der in Ihrer Schatzkammer versteckt war. Keine gute Idee. Das hätte nur weitere unangenehme Fragen nach sich gezogen.

»Das soll ich glauben? Und dann stiftet ihr auch noch meine Tochter an, euch zu helfen.«

»Wir haben sie zu gar nichts angestiftet«, verteidigte ich uns.

»Langsam glaube ich, das war alles ein mieser Trick«, fuhr König Tarabas unbeirrt fort. »Wahrscheinlich habt ihr das von Anfang an geplant.«

»Was?«, fragte Kian.

»Womöglich habt ihr uns nur vor dem Juwelenkönig gewarnt, um uns in Sicherheit zu wiegen und die Stadt und den Palast auszukundschaften. Es würde mich nicht wundern, wenn ihr mit dem Juwelenkönig unter einer Decke steckt!«

Mir fehlten kurzzeitig die Worte. »Das ist absurd!«, rief ich dann empört. »Wir haben versucht …«

»Ja?«, fragte König Tarabas.

Ich biss mir auf die Lippe und schwieg.

»Wir wollten helfen«, beendete Tem meinen Satz.

Überrascht schaute ich zu ihm hinüber. Trotzig blickte er König Tarabas an.

Der König musterte Tem argwöhnisch, und sein Blick wurde noch finsterer. »Und das sagt ausgerechnet ein Dämon«, zischte er.

»Halbdämon«, korrigierte Tem, als könne das etwas an der Situation ändern

»Das spielt keine Rolle. Ihr selbst habt mir erzählt, dass sich der Juwelenkönig mit den Dämonen verbündet hat. Und dann schleust ihr einen Dämon in meinen Palast ein. Das allein reicht als Beweis dafür, dass ihr schuldig seid.«

»Ihr seid ein miserabler Wesenskenner«, knurrte Tem zurück, woraufhin ihn ein Soldat ohrfeigte. Das störte Tem aber nicht im Geringsten, es schien ihn nur weiter anzustacheln. »Ihr besitzt kein Recht, über uns zu urteilen, wenn Ihr keine Ahnung habt, worum es geht!«

Einige Wachen rückten mit gezückten Dreizacken näher an Tem heran, als befürchteten sie, dass er sich jeden Moment auf den König stürzen könnte.

»Halt den Mund, Dämon!«, bellte König Tarabas.

»Wir retten Euch Euren königlichen Arsch, und Ihr bemerkt es nicht einmal«, machte Tem unbeirrt weiter.

»Das reicht!«, schrie der König erbost.

»Tem, hör auf«, sagte Kian ruhig. »Dein Zorn bringt uns nicht weiter.«

»Er hat es aber verdient«, murrte Tem.

Hinter uns flogen plötzlich die Saaltüren auf. Ich fuhr halb herum und war unendlich erleichtert, als ich Loan entdeckte. Von zwei Wachen flankiert, wurde er in den Saal gestoßen. Sobald er uns sah, kümmerte er sich jedoch nicht länger um die Wachen. Er lief augenblicklich auf uns zu, um sich schützend vor uns aufzubauen. Das hinderte ihn aber nicht daran, uns gleichzeitig einen scharfen Blick zuzuwerfen.

König Tarabas starrte Loan feindselig an. »Endlich! Ich dachte bereits, meine Männer treiben Sie nie auf. Sie sind der Drahtzieher hinter der ganzen Sache!«

»Ich habe zwar keine Ahnung, worum es hier geht, noch, was meine Schüler diesmal angestellt haben, aber sie hatten sicher einen Grund dafür«, sagte Loan souverän.

»Und ob sie den hatten! Sie wollten mich bestehlen«, brauste König Tarabas erneut auf. »Oder warum sollten sie sonst in meine Schatzkammer einbrechen?«

Loan warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. Als mich sein Blick streifte, bewegte ich unauffällig die Hand mit dem Ring. Loan schien es gesehen zu haben, denn Erkenntnis leuchtete in seinen Augen auf.

»Geben Sie zu, dass der Juwelenkönig Sie geschickt hat! Wer außer seinen Anhängern könnte von dem Vergessenszauber verschont geblieben sein?«, beschuldigte König Tarabas Loan unterdessen weiter.

»Wir haben nichts mit dem Juwelenkönig zu tun«, sagte Loan ruhig. »Habt Ihr daran gedacht, dass es auch Aurions geben muss, die dafür sorgen, dass die Existenz des Juwelenkönigs ein Geheimnis bleibt, und die deshalb nicht vergessen haben, was passiert ist?«

Der König schürzte kurz die Lippen. »Das erklärt aber immer noch nicht, warum Ihre Schüler in meiner Schatzkammer waren.«

Loan zuckte gequält die Schultern. »Ich weiß nicht, was sich meine Schüler bei diesem schlechten Scherz gedacht haben, aber …«

»Scherz?«, schrie König Tarabas nun wieder.

»Ihr habt das doch hoffentlich nicht ernst genommen?« Loan neigte entschuldigend den Kopf und warf uns einen weiteren missbilligenden Blick zu. »Meine Schüler haben einen Hang zu, nun ja, Ihr habt es selbst gesehen… unüberlegten Streichen. Sie lieben das Risiko. Ich hätte sie besser im Auge behalten sollen.« Er seufzte schwer und schüttelte den Kopf, als könne er es selbst nicht begreifen.

»Letztes Jahr sind sie von der Simalia ausgerissen, um sich in verbotene Katakomben zu schleichen. Und sie haben sich in Kasfarat in einen abgesperrten Bereich begeben. Es scheint ihnen Spaß zu machen, Regeln zu brechen.«

König Tarabas kniff kurz die Augen zusammen, ehe er Loan anfunkelte, der seinem Blick mühelos standhielt. »Das ist die größte Unverschämtheit, die mir je zu Ohren gekommen ist«, schimpfte er. »Haben Sie Ihre Schüler nicht richtig erzogen? Das wird Konsequenzen haben!«

»Es tut mir leid, Eure Hoheit. Ich kann mich nur in ihrem Namen entschuldigen. Und ihr werdet das gefälligst auch tun!«, fuhr Loan uns an und nickte in Richtung des Königs, der die Arme vor der Brust verschränkte.

»Tut uns leid«, murmelten wir im Chor.

»Damit ist es nicht getan. Ihr gehört eingesperrt!«, schnauzte König Tarabas.

»Bitte lasst mich und den Rat von Avestina diese Angelegenheit regeln«, sagte Loan. »Es sind meine Schüler, dafür sind wir in Avestina zuständig. Aber ich würde Euch raten, Eure Sicherheitsvorkehrungen um die Schatzkammer zu verstärken.«

»Ich werde noch heute eine Inspektion vornehmen lassen. Nun gut, Sie und Ihre Schüler können gehen. Aber der Austausch mit Nervinia ist ab sofort beendet – ich will Ihr Schiff hier nie wieder sehen«, sagte König Tarabas scharf.

»Das werden wir wohl akzeptieren müssen«, sagte Loan bedrückt. »Kommt, ihr vier. Auf die Füße mit euch.«

Ivy, Kian, Hala und ich erhoben uns.

»Moment mal – vier?«, hakte der König nach. »Und was ist mit dem da?« Er deutete auf Tem.

Loan schien er jetzt erst wirklich aufzufallen. »Der gehört nicht zu meiner Klasse.«

Oh je, jetzt wurde es brenzlig! König Tarabas’ Gesicht nahm einen mörderischen Ausdruck an.

»Sperrt ihn ein!«, befahl er. »Und egal, wie ihr es anstellt, aber quetscht aus dem Dämon heraus, was er in meiner Schatzkammer wollte!«

»Kommt gar nicht infrage!« Kian stellte sich zwischen Tem und die Soldaten.

»Das geht dich nichts mehr an, Junge!«, herrschte König Tarabas Kian an, doch der rührte sich keinen Millimeter. Die Soldaten schoben Kian grob beiseite, um an Tem heranzukommen.

Kian hatte recht. Nach allem, was Tem für uns getan hatte, mussten wir ihm irgendwie helfen. Wir konnten ihn nicht einfach im Verlies landen lassen. Angestrengt dachte ich nach. »Aber Sir«, wandte ich mich ein wenig schüchtern an Loan. »Wissen Sie denn nicht mehr? Das ist der Neue, der erst zum zweiten Halbjahr eintreffen sollte.«

Loan schaute mich verwirrt an.

»Der, der die Schule gewechselt hat und den Sie wegen seiner besonderen Fähigkeiten unbedingt aufnehmen wollten«, half ich nach, auch wenn ich von Tems Fähigkeiten gar keine Ahnung hatte. Das Einzige, was ich wusste, war, dass er ein Meister im Anschleichen war – und ziemlich gut darin, Dinge unerlaubt auszuborgen.

Loan blinzelte und musterte Tem von oben bis unten. Tem hingegen starrte König Tarabas wütend an und versuchte, sich aus dem Griff dreier Soldaten zu winden, die ihn gepackt hatten.

»Wie konnte ich das nur vergessen!«, stimmte Loan endlich ein, was mich unendlich erleichterte. »Es muss an der ganzen Aufregung liegen. Ich dachte, er komme erst im März.«

Loan trat zu Tem und schaute ihn tadelnd an. »Dass du ausgerechnet den vieren als Erstes über den Weg laufen musstest! Kein guter Start, würde ich sagen.«

Tem schaute Loan unsicher an und senkte dann den Kopf. »Sieht ganz danach aus«, murmelte er.

»Und wie ist Ihr neuer Schüler ohne Ihre Hilfe nach Nervinia gekommen?«, fragte der König, der uns die Show nicht abzukaufen zu schien.

Loan lachte, als wäre das eine geradezu lächerliche Frage. »Sein Vater ist ein berühmter Architekt, der sich seit Jahrhunderten mit der Optimierung unserer Unterwasserschilde beschäftigt, damit unsere Schiffe tauchen können. Ein sehr angesehener und wohlhabender Mann. Wir hatten vereinbart, dass er seinen Sohn bei uns vorbeibringt«, sagte Loan, als wäre es das Normalste der Welt.

»Vater hat eine neue Technik getestet. Er hat mich mitgenommen und hier abgesetzt, nur etwas früher als vereinbart«, fügte Tem so überzeugend hinzu, dass ich es ihm fast abgekauft hätte, obwohl ich um die Notlüge wusste.

»Und er wird sehr erbost sein, wenn ich ihm davon berichte, was du angestellt hast«, sagte Loan mit strengem Gesicht.

Tem stieß ein Schnauben aus, als wolle er etwas erwidern, beließ es dann jedoch dabei.

König Tarabas schaute skeptisch, befahl aber seinen Soldaten mit einem Wink, Tem loszulassen. »Verschwinden Sie einfach. Und kommen Sie nie wieder!«, zischte er feindselig.

Loan nickte nur, zog Tem am Arm auf die Füße und scheuchte uns aus dem Thronsaal. Zwei Wachen begleiteten uns. Sie würden uns wohl kaum aus den Augen lassen, bis wir an Bord der Simalia gingen. Kian warf mir im Gehen ein kaum hörbares »Danke« zu, bevor er zu Tem aufschloss. Ich eilte schweigend neben Loan her.

 

Bevor wir abreisen konnten, ging es zurück in die Zimmer, wo wir unsere Sachen zusammenpackten. Stumm wie die Fische warfen wir unsere Kleidung in die Koffer, während Loan einen der Wachmänner bat, Captain Simor zu benachrichtigen. Simor war alles andere als erfreut darüber, dass ihn Loan mitten in der Nacht aus dem Bett werfen ließ, aber nach einem kurzen Gespräch machte er sich brummend auf den Weg, um die anderen Schüler und die Besatzung aufzuwecken und einzusammeln. Bald darauf konnte man auf dem Gang Avenas laute Beschwerden hören. Natürlich war sie wenig begeistert, dass wir abreisen mussten.

Als endlich alle fertig waren, geleiteten uns vier Wachen zur Simalia.

Dort ließen wir die Koffer an Deck stehen – die Danaijas würden sie auf unsere Zimmer bringen –, und Loan scheuchte Hala, Ivy, Kian, Tem und mich in sein Büro, bevor er draußen an Deck auf den Rest der Crew wartete, um eine offizielleErklärung für den überstürzten Aufbruch abzugeben. Er machte einen abgekämpften Eindruck, als er wenig später ins Büro zurückkehrte und sich von innen gegen die geschlossene Tür lehnte.

Die Motoren der Simalia sprangen an, und ein kaum spürbarer Ruck ging durch das Schiff, als es abhob.

Loans Schweigen behagte mir nicht. Seine rechte Hand war zur Faust geballt – er musste wirklich zornig sein. Die Atmosphäre war so angespannt, dass ich kaum zu atmen wagte. Wir warteten auf das riesige Donnerwetter, das unweigerlich folgen musste. Stattdessen atmete Loan ein paarmal tief durch und entspannte seine Hand. Aber in seinen Augen loderte es, als er sich vor uns aufbaute. »Was habt ihr euch nur wieder dabei gedacht?«

»Was hätten wir denn sonst machen sollen?«, warf ich ein.

»Wir hätten schlecht zum König gehen und ihn fragen können, ob wir den Sternendiamanten bekommen«, meinte Tem.

»Zu dir kommen wir noch, junger Mann«, sagte Loan streng. Tem zuckte mit den Schultern und schaute verdrießlich aus Loans Bürofenster ins Meer hinaus.

Wir schwebten über den Dächern der Stadt. Ein letztes Mal warf auch ich einen Blick auf Nervinia. Wir würden es nie wiedersehen, und dieser Gedanke erfüllte mich mit einer leisen Wehmut.

»Der König hätte uns nie erlaubt, in die Schatzkammer zu gehen«, sagte Kian.

»Ihr hättet mir wenigstens Bescheid geben können, dann hätten wir uns gemeinsam etwas überlegt, und das Ganze wäre vielleicht besser ausgegangen. Aber ihr musstet wieder einmal einen Alleingang starten. Ich bin wirklich enttäuscht. Ich hätte euch mehr Vernunft zugetraut.« Loan ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken. Stumm schaute er uns an.

»Es tut uns leid«, sagte Hala leise.

»Was soll ich nur mit euch machen?«, seufzte Loan, aber sein Blick verlor an Härte. Ein gutes Zeichen.

»Nächstes Mal weihen wir dich ein«, versprach Ivy, die ebenfalls aus dem Fenster blickte. Wir hatten das Riff erreicht. Ivy presste die Lippen zusammen und wandte sich schnell wieder ab. Als ihr Blick meinen streifte, konnte ich Tränen darin schimmern sehen. Natürlich, das Riff war ein Teil von ihr, und zu wissen, dass sie nie wieder würde zurückkehren dürfen, fiel ihr sicher am schwersten von uns allen. Lautlos formte sie zwei Wörter mit den Lippen. Ich brauchte einen Moment bis ich verstand.

Lady Elenor!

Ivy musste auch ihre Großmutter zurücklassen. Sie hatte sich nicht einmal verabschieden können. Wer konnte wissen, ob sie sie jemals wiedersehen würde? Es tat mir unheimlich leid für Ivy, und ich verfluchte diese Nacht. Einfach alles war schiefgegangen. Ich ging zu Ivy und legte den Arm um sie. Eine einsame Träne fand den Weg ihre Wange hinab. Auch Hala hatte Ivys traurige Stimmung bemerkt und sofort begriffen. Sie umschlang Ivy von der anderen Seite und lehnte den Kopf an ihre Schulter.

Kian machte ein betroffenes Gesicht, und Tem, der nicht verstand, was vor sich ging, beobachtete Ivy aufmerksam.

Als Loan fragend in die Runde schaute, klärte ihn Kian im Flüsterton auf, als befürchte er, Ivy werde es nicht verkraften, wenn er laut über Lady Elenor sprach. Auch Tem hörte interessiert zu.

Loan nickte verständnisvoll und gönnte uns diesen Moment des Abschieds.

Noch einmal schaute ich aus dem Fenster. Bunte Korallen breiteten sich mit ihren leuchtenden, intensiven Farben unter uns aus, und Fische und andere Meerestiere schwammen munter umher. Das Leben schien hier auch nachts nicht zu schlafen.

Ich spürte, wie Ivy versuchte, sich zu beruhigen, obwohl ihr Körper noch einige Male zuckte. Ob es wohl gut war, wenn sie ihre Trauer verdrängte?

Als hätte Hala etwas Ähnliches gedacht, flüsterte sie: »Ich werde das Riff auch vermissen.«

Das war zu viel. Ivy begann, haltlos zu schluchzen.

Kian zog ihr einen Stuhl heran, aber Ivy wollte sich nicht setzen. Sie riss sich von uns los und lief zum Fenster. Dort legte sie eine Hand an die Glasscheibe, als wolle sie am liebsten hindurchspringen und ins Riff eintauchen. Als wolle sie durch das Glas noch einmal den ganzen Zauber des Riffs in sich aufnehmen.

Es gab nichts, was ich für meine Freundin tun konnte, und das machte mich selbst umso trauriger. Ivy verharrte ein paar Minuten an der Glasscheibe, bis das Schiff zu steigen begann. Da rutschte ihre Hand am Glas hinunter, und sie sank in sich zusammen, bis sie auf dem Boden kauerte. Hala und ich eilten wieder zu ihr.

»Es tut so weh«, flüsterte Ivy.

Keiner von uns konnte ihren Schmerz wohl wirklich nachvollziehen.

Tem fixierte Ivy immer noch. Es schien, als wolle er unbedingt etwas sagen, wisse aber selbst nicht, was. Er öffnete mehrmals den Mund, ohne dass ein Ton herauskam. Schließlich gab er auf.

»Du wirst Nervinia wiedersehen«, flüsterte ich Ivy zu und fasste den festen Entschluss, dass ich es möglich machen würde. Egal, wie. »Ich verspreche es dir!« Dann fiel mir etwas anderes ein. »Weißt du noch? Lady Elenor hat uns doch ihre Adresse gegeben, als wir sie das erste Mal besucht haben. Du kannst ihr schreiben. Von Postverbot hat der König nichts gesagt.«

Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf Ivys Lippen ab, und sie lehnte den Kopf gegen meine Schulter.

»Danke, Fana.«

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich Ivy einigermaßen gefasst hatte. Aber schließlich schafften Hala und ich es, sie wieder auf die Füße zu ziehen.

Loan hatte sich die ganze Zeit ruhig verhalten und nickte Ivy nun mitfühlend zu. »Es tut mir sehr leid für dich, Ivonne.«

Ivy wischte sich die letzten Tränen weg, die an ihren Wimpern hingen, und straffte sich etwas. »Danke, Loan.«

»Also schön. Um zum nächsten Thema zu kommen …« Er warf Ivy einen Blick zu, als sei er nicht sicher, ob sie bereit für einen Themenwechsel war.

Ivy machte ein entschlossenes Gesicht.

»Wer ist euer Freund hier?«, fragte Loan ernst.

Richtig, die Sache mit Tem mussten wir ihm noch erklären.

»Ich bin Tem«, stellte dieser sich selbst vor und erzählte Loan die ganze Geschichte: von dem Brief, den er an Kian geschrieben hatte, und von Kasim und wie er uns schließlich gefunden und uns geholfen hatte.

Loan schien nicht sonderlich begeistert davon zu sein, dass Tem alte Karten aus dem Schloss entwendet und uns im Dämonenland von Captain Simor weggelockt hatte. Es schien fast, als traue er Tem nicht so ganz.

»Tja, was machen wir nun mit dir?«, fragte er, nachdem Tem verstummt war.

»Kann er nicht bei uns auf der Simalia bleiben?«, fragte Kian. »Wir sind doch so wenige Schüler. Und Tem hat zwar dämonische Vorfahren, aber er ist trotzdem ein Aurion.«

»Ich weiß nicht, Kian. Ich hab’s nicht so mit Schulen«, meinte Tem.

»Und außerdem ist er wahrscheinlich total im Rückstand, was den Unterrichtsstoff betrifft«, warf Ivy ein.

»Wo soll er denn sonst hin?«, fragte Hala.

»Gibt es jemanden, bei dem wir dich absetzen könnten?«, wandte sich Loan an Tem.

»Nein.«

»Komm schon, Loan. Wir haben Platz genug«, wandte ich ein.

»Ich glaube nicht, dass ich Lust auf euren bescheuerten Unterricht habe«, sagte Tem.

»Aber nur so lernst du, deine Magie zu beherrschen, und kannst uns besser im Kampf gegen den Juwelenkönig helfen«, sagte ich. »Und gegen Calvino«, fügte ich hinzu.

Tem grübelte vor sich hin und schien das Für und Wider abzuwägen.

»Komm, gib dir einen Ruck«, sagte Kian und gab seinem Freund einen Klaps auf den Rücken. »Immerhin könntest du mit mir zusammen lernen.«

»Bitte, Loan«, bettelte ich derweil, denn auch Loan schien sich die Sache noch zu überlegen.

»Also schön. Immerhin war er euch wirklich eine große Hilfe«, gab Loan nach.

»Ich kann es ja mal versuchen«, willigte nun auch Tem ein.

»Danke.« Ich ging um den Schreibtisch herum und umarmte Loan überschwänglich.

»Super«, fand auch Kian.

Dann begegneten sich unsere Blicke, und wir schauten verlegen in verschiedene Richtungen. Diese vertraute Wärme machte sich in mir breit, wie ich sie vor unserem Streit so oft gespürt hatte.

»Dann bräuchte ich aber noch ein paar Informationen von dir«, sagte Loan und öffnete eine Schreibtischschublade, um Papier und einen Stift herauszuholen. »Dein vollständiger Name?«

»Temanakino Menero.«

»Wann und wo bist du geboren?«

»23.10.1998 in Fatona.«

»Magiko oder Solix?«

»Solix.«

»Deine Eltern?«

»Tot.«

Ich zuckte zusammen. Tem sagte das mit einer Distanz, als handelte es sich nicht um seine Eltern, sondern um zwei völlig fremde Personen. Dabei war er neulich noch so wütend auf Calvino gewesen, weil dieser seinen Vater nicht nur entlassen, sondern auch ermordet hatte, damit er keine Geheimnisse ausplaudern konnte.

»Bei wem bist du aufgewachsen?«

»Bei niemandem.«

»Wo wohnst du?«

»Nirgendwo.«

»Welche Schule hast du zuletzt besucht?«

»Keine Ahnung.«

Loan seufzte. Mit den Informationen, die Tem von sich gab, konnte man wahrlich nicht viel anfangen.

»Gut, belassen wir es fürs Erste dabei. Vielleicht erzählst du uns später einmal mehr darüber, woher du kommst. Kian wird dir alles zeigen und dir den Stundenplan erklären. Such dir ein Zimmer auf Deck 17 aus. Und willkommen bei uns auf der Simalia!«

»Danke.« Tem nickte Loan zu.

»Ihr könnt gehen.« Loan lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er wirkte müde. Immerhin war es noch mitten in der Nacht, auch wenn das hier unten nicht weiter auffiel, weil das Meer durch das Riff beleuchtet wurde.

Wir verließen Loans Büro. In unseren Zimmern wartete unser Gepäck bereits auf uns – und unsere Betten.

2. Kapitel

Als ich am nächsten Morgen aus dem Fenster schaute, zogen weiße Wolken an mir vorbei. Wir hatten das Meer der Träume verlassen. Einerseits freute ich mich, wieder an der Oberfläche zu sein, andererseits war ich weiterhin etwas traurig, wenn ich daran dachte, dass wir das Meeresreich nie wieder betreten würden. Die schönen Träume, die ich dem Meer zu verdanken hatte, würden mir am meisten fehlen. Ivy hatte noch einmal zu weinen begonnen, als das Riff endgültig unter uns verschwand, und Hala und ich hatten lange gebraucht, bis wir sie so weit beruhigt hatten, dass sie schließlich einschlafen konnte. Wie es Nicita wohl ging? Ob sie sich mit ihrem Vater versöhnt hatte? Er war sicher sehr wütend auf sie. Ich hatte nicht einmal eine E-Mail-Adresse, um ihr schreiben zu können.

Immerhin war Wochenende, und wir konnten noch etwas ausspannen und uns erholen, bevor der Unterricht am Montag weitergehen würde. Ich sah mich um. Es musste schon spät sein, und Ivy und Hala waren bereits aufgestanden. Aber ich wollte unbedingt vor dem Frühstück an Deck. Viel zu lange hatte ich keine frische Luft mehr geatmet. Also zog ich mir ein T-Shirt und eine Jeans an und stürmte nach oben. Frischer Wind wehte mir ins Gesicht, und ich atmete tief durch. Es roch nach wie vor salzig, und ein starker Wind blies in die Segel. Wir mussten noch im Meeresreich sein. Die Bestätigung bekam ich, als ich mich über die Reling lehnte und unter mir das tiefblaue Meer sah.

Nicht weit von mir entfernt klirrte etwas. Als ich mich nach dem Ursprung des Geräuschs umschaute, entdeckte ich Tem, der mit einem Teller auf dem Schoß auf dem Boden saß.

»Guten Morgen«, begrüßte ich ihn mit einem Lächeln.

Tem schreckte auf und versuchte, den Teller in seinen Armen zu verbergen, als ich mich näherte.

»Morgen«, brummte er.

»Alles okay?«

»Wieso sollte es das nicht sein?«

»Weil du den Teller vor mir versteckst, als hättest du Angst, ich würde dir etwas wegessen«, kicherte ich amüsiert.

Tem machte ein verdrießliches Gesicht und schaute in eine andere Richtung.

»Kann dir doch egal sein.«

Ich hockte mich neben ihn. »Hat Kian dich angesteckt? Redest du jetzt auch nicht mehr mit mir, nur weil er dein bester Freund ist?«

Überrascht schaute Tem mich an. »Habt ihr euch gestritten?«

»Schnellmerker«, sagte ich sarkastisch, was Tem wiederum zum Grinsen brachte.

»Warum?«, fragte er.

»Das geht dich nichts an.«

»Jetzt bist aber du diejenige, die blockt!«

Wir sahen uns an und mussten lachen.

»Ich hab Kian mit Avena erwischt«, erzählte ich ihm schließlich, und meine gute Laune verflog augenblicklich wieder.

Tem zog eine Augenbraue nach oben. »Echt? Also so richtig beim Knutschen oder im Be…«

»Nein!«, fuhr ich dazwischen und spürte, wie meine Wangen zu glühen begannen, als ich an das Wort dachte, das Tem gerade hatte aussprechen wollen.

Tem schien es zu amüsieren, dass ich rot anlief.

»Wobei dann?«, fragte er.

Ich erzählte ihm vom Fest der Träume, auf dem ich Avena und Kian zusammen beim Bummeln gesehen hatte. Wie vergnügt beide gewesen waren. Wie Avena Arm in Arm mit Kian gegangen war und wie sie ihm durch die Haare gewuschelt hatte, als wäre er ihr Freund und nicht meiner! Na ja, mittlerweile wohl mein Exfreund …

Ich schnaubte wütend, als ich zu Ende erzählt hatte.

»Was? Und das ist alles? Deshalb machst du Schluss? Du hättest doch vorher wenigstens mal vernünftig mit Kian reden können. Findest du das nicht ein bisschen übertrieben?«

So, wie Tem es sagte, kam ich mir auf einmal ziemlich dämlich vor. »Aber …«

»Da gibt es kein Aber! Ich kenne Kian. So etwas würde er nicht machen. Würde er Avena wollen – was ich mir nie im Leben vorstellen kann, weil er sie noch nie leiden konnte –, dann hätte er das mit dir vorher beendet. Punkt, aus.« Tem drehte den Kopf zur Seite, schob sich etwas in den Mund und kaute.

»Er hat mir trotzdem wehgetan«, sagte ich und bemerkte im selben Moment, dass ich wie ein kleines Kind klang.

»Weiber …«

»Blödmann.«

Ich stieß ihn in die Seite, und Tem unterdrückte ein Lachen.

»Jetzt musst du mir aber auch zeigen, was du da auf deinem Teller versteckst«, forderte ich ihn auf.

Nun war es Tem, der mich verlegen anschaute, bis er mir den Teller schließlich vor die Nase hielt.

»Orangen?«, fragte ich verblüfft. Neben den Orangenstücken lag aber noch etwas anderes, das sehr zerkaut aussah.

»Ich liebe Orangen«, gestand Tem. »Aber ich schaffe es nicht, sie ordentlich zu essen. Ich kann diese dünne Zwischenhaut einfach nicht runterschlucken, das ekelt mich zu sehr.«

»Dann trink doch Orangensaft«, schlug ich vor.

»Das ist nicht dasselbe.« Sein Blick verdüsterte sich. Er schob sich ein weiteres Stück zwischen die Lippen. »Blondie hat mich vom Tisch verjagt, weil sie fand, dass ich unmanierlich esse.«

Das sah Ivy ähnlich.

Als er die zerkauten Überreste der Orange aus dem Mund nahm, wandte sich Tem von mir ab. Zugegeben, sehr appetitanregend war das tatsächlich nicht. »Ich finde es nicht schlimm. Das bist eben du. Jeder hat irgendeine Macke, die ihn ausmacht«, meinte ich trotzdem. »Das ist bei jedem so. Nimm dir nächstes Mal einfach ein paar Servietten mit, und tu die Häute da rein. Dann kann sich keiner beschweren.« Ich zwinkerte aufmunternd und schaute ihm ins Gesicht.

Tem sah erleichtert aus, dann lächelte er freundlich.

»Kian ist ganz schön blöd, wenn er dich einfach gehen lässt.«

»Guten Morgen«, sagte jemand hinter uns.

Ich wirbelte herum. Warum hatte ich mir das denken können? Kian stand in einigem Abstand vor uns und schaute uns unschlüssig an.

»Morgen«, sagte ich trocken.

»Ich wollte eigentlich nach Tem schauen«, meinte Kian.

»Das habe ich mir schon gedacht«, sagte ich kühl.

Neben mir erhob sich Tem mit dem Teller in der Hand. »Ich wollte gerade wieder reingehen.« Er steuerte auf Kian zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr, bevor er unter Deck verschwand.

Ich stand auf und wandte mich dem Meer zu. Nach einigen Minuten trat Kian zu mir an die Reling. Ich bemühte mich nach Kräften, ihn nicht zu sehr zu beachten.

»Danke«, murmelte Kian schließlich.

»Wofür?«

»Dass du Loan überzeugt hast, dass Tem hierbleiben kann. Und dass du ihn aufgemuntert hast.«

»Keine große Sache. Aber Tem schien nicht sonderlich begeistert zu sein, jetzt eine Schule zu besuchen!«

»Er war schon immer leicht rebellisch«, stimmte Kian zu. »Schon als Kind hat er gern gerauft.«

»Was du nicht sagst.«

»Er wird sich bestimmt einleben. Dabei hätte ich noch vor ein paar Wochen nicht gedacht, dass ich ihn überhaupt jemals wiedersehen werde«, sagte Kian ehrlich.

»Immerhin sind Hicko und du nun nicht mehr die einzigen Jungen an Bord.«

»Hm.«

Wir starrten beide schweigend auf den weiten Ozean. Einerseits wollte ich mit Kian reden, und was Tem gesagt hatte, hatte mich nachdenklich gestimmt. Dann aber tauchten wieder die Bilder von Avena und ihm in meinem Kopf auf, und die Wut stieg erneut in mir hoch. Ich presste die Lippen aufeinander, um ihm nicht wieder Vorwürfe zu machen.

»War das alles?«, fragte ich dann knapp.

»Nein, das war nicht alles.«

Ich drehte den Kopf weg, als Kian mich ansah.

»Fana, lass mich wenigstens einmal alles erklären.«

Tems Worte schossen mir erneut durch den Kopf. Zögernd gab ich nach. »Bitte, rede!«, forderte ich ihn auf.

»Würdest du mich bitte anschauen?«

»Warum?«, fragte ich trotzig.

»Weil ich so gern dein Gesicht sehe.«

Na toll, jetzt hatte er mich! Langsam drehte ich mich zu Kian um. Sah in diese dunklen, warmen Augen, die meine Wut im Keim erstickten. Stattdessen beschleunigte sich mein Herzschlag, als er einen Schritt näher zu mir trat.

Er griff nach meiner Hand, und es kam mir auf einmal vor, als hätte er mich ewig nicht mehr berührt. Ich wollte zurückweichen, aber mein Körper gehorchte mir nicht.

»Hör zu, Fana, ich hätte gleich mit dir darüber reden und es nicht verschweigen sollen.«

Ich schluckte und starrte ihn nur weiter wortlos an. In mir erwachte das dringende Bedürfnis, mich in seine Arme zu werfen und alles andere zu vergessen.

»Ich wollte nur nicht, dass du dich wieder mit Avena streitest und es Ärger gibt. Deshalb dachte ich, ich geh mit ihr neue Ohrringe kaufen, damit sie dich in Frieden lässt.«

Ich versuchte, mich auf Kians Worte zu konzentrieren. Du bist immer noch sauer auf ihn, ermahnte ich mich.

»Ich wusste nicht, dass sie sich ausgerechnet das Traumfest ausgesucht hatte, und eigentlich hätte ich mir auch denken können, dass sie mich gleich den ganzen Tag einspannen will.«

Meine Augen wanderten von seinen Augen zu seinen Lippen, und ich fing an, auf meiner eigenen herumzukauen, um mich nicht einfach nach vorn zu beugen. Die paar Zentimeter zu überbrücken, die uns noch trennten.

»Avena hat total übertrieben – wie sie es eigentlich immer tut. Ach, ich weiß auch nicht, warum ich es ihr hab durchgehen lassen, dass sie sich so an mich hängt …«

Kian kratzte sich verlegen im Nacken. »Ich hätte mich einfach von ihr losmachen und euch suchen sollen. Was ich sagen will, also ich… es tut mir leid.«

Ich schwieg, wusste nicht, wie ich reagieren sollte.

»Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich mich auf sie einlasse? Das würde ich nie. Ich liebe dich, Fana.«

Dieser Satz war zu viel. Mein Widerstand schmolz wie Eis in der Sahara. Ich schlang die Arme um Kians Hals und küsste ihn. Meine Hände vergruben sich in seinen Haaren, als er mich in seine Arme zog und an sich drückte, als wolle er mit mir verschmelzen. Unser Kuss wurde inniger, wilder. Der ganze Ärger war vergessen. Es bedeutete nichts mehr. Erst als wir keine Luft mehr bekamen, lösten wir uns voneinander. Kian grinste mich an und stupste seine Nase gegen meine.

»Mir tut es auch leid«, flüsterte ich. »Ich hätte dir zuhören… und mehr Vertrauen haben sollen.«

»Wir haben uns beide ziemlich blöd angestellt«, sagte Kian, und ich lächelte zustimmend, bevor ich ihn zu einem weiteren langen Kuss zu mir heranzog.