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Impressum:

1. Auflage 2019

©opyright 2019 by Autor

Cover: D-ligo

Lektorat: Denise Bretz

Satz: Denise Bretz

ISBN:978-3-95791-097-4

eISBN:978-3-95791-098-1

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet.

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Unsichtbar Verlag | Dieselstr. 1 | 86420 Diedorf

Christian Ritter

Birgit und Berlin

Inhalt

Birgit und Berlin

Gaylord 3000

Die Redaktionskonferenz

Mein letzter Schultag

Berliner Dialoge (1)

Le weekend

Die Metroziege

Der große Beziehungsratgeber

Easy Escort

Frauen auch

Berliner Dialoge (2)

Die Gedanken der Taube

Schreiben nach Gehör

Die große Flugschau

Zwoneunzehn

Berliner Dialoge (3)

Sei die Blume

Der schönste Tag

Das aktuelle Kunststudio

Ein Zukunftsthema

Nicht erschrecken

Berliner Dialoge (4)

Neulich in Kroatien

Der Götterbote

Dreißig

Harry’s at Midnight

Berliner Dialoge (5)

Follow me around

Birgit und Berlin

Ich kam zu spät. Zwanzig Minuten zu spät. Birgit war pünktlich in Berlin angekommen und, statt meinen Vorgaben Folge zu leisten, die in etwa wortwörtlich genau so gelautet haben: „Wenn du aus dem Zug steigst, dann bleib auf dem Gleis stehen, bis ich dich abhole. Beweg dich nicht! Lass dich bloß nicht von irgendwem anquatschen! Unterschreib nichts, schließ kein Zeitschriften-Abo ab, bleib einfach stehen und warte!“, hat sie sich auf eigene Faust in Gefahr und zwei Schritte aus dem Hauptbahnhof heraus auf den Europaplatz begeben.

Dort stand sie noch immer, als ich sie fand. Einen ganzen Stapel Obdachlosenzeitschriften auf dem Arm und in freudiger Konversation mit einem zerlausten Typen samt Hund, dem sie gerade einen Schein in die Hand drückte. Als sie mich sah, freute sie sich, und ihr Gesprächspartner war ganz schnell verschwunden.

„Was hast du dem denn gegeben?“, fragte ich.

„Zwanzig Euro. Für Hundefutter. Das braucht er, hat er gesagt.“

„Wieso denn gleich zwanzig Euro?“

„Na, er hat mich gefragt und ich hatte es nicht kleiner, weil ich von meinem Kleingeld die Zeitungen hier gekauft hab. Die Leute waren alle sehr nett. Und du weißt doch, dass ich so schlecht nein sagen kann.“

„Ja, ich weiß. Deshalb hab ich dir ja auch gesagt … Ach, is ja egal.“

Es war Birgits erster Besuch in Berlin. Was uns verbindet, sind unsere ländlichen Wurzeln irgendwo im Süden Deutschlands. Wir kommen vom selben Dorf, in dem ungefähr so viele Leute wohnen, wie sie zum Zeitpunkt unseres Treffens im Hauptbahnhof waren. Auf der untersten Etage. Auf Gleis 4. Wo gerade kein Zug ankam.

Ich sah es als meine Aufgabe an, Birgit bis zu ihrer Abreise davor zu bewahren, ihre gesamten Ersparnisse in der Stadt zu verteilen, sozusagen ihren privaten Länderfinanzausgleich ein wenig einzudämmen. Birgit war schon immer leicht zu beeindrucken und auch immer sehr offenherzig und freigiebig gewesen. Zum Beispiel war sie bei unseren Feten in Jugendjahren immer die Erste, die auf Bitte eines besoffenen Männerchors ihre Brüste auf den Tisch geknallt hat. (Kommt Ihnen das komisch vor? Dann besuchen Sie öfter mal Feuerwehrfeste auf dem Land!) Die Sache mit den Brüsten macht sie heute vermutlich nicht mehr, aber wer bin ich, um das zu bewerten oder wissen zu können?

Wir nahmen eine S-Bahn zum Hackeschen Markt, in der wir lediglich zweimal angeschnorrt wurden. Da es Birgit so peinlich war, über kein Bargeld mehr zu verfügen, kramte sie, meine stetigen Ermahnungen ignorierend, in ihrem Trekkingrucksack nach Entbehrbarem und fand eine Banane und eine Pfandflasche, die sie verschenkte. Da die Flasche noch ungeöffnet war, verschenkte sie genau genommen eine Cola Zero.

„Birgit, du musst deine Freigiebigkeit wirklich ein bisschen unter Kontrolle bekommen“, sagte ich, als wir den S-Bahnhof verließen.

„Ja, klar hab ich Zigaretten“, gab sie zur Antwort, die nicht mir galt, sondern einem Jungen mit drei Haarfarben und zwei Ratten auf den Schultern.

„Kann ich noch eine für meine Freundin?“, fragte er.

„Hmm“, überlegte Birgit, „na gut. Ich rauch ja eh nicht. Hab die mir nur vorhin geholt, weil mich so viele Leute gefragt haben und ich denen nie welche geben konnte.“

„Ach, kann ich dann vielleicht die ganze Schachtel?“, bat er.

„Jetzt is aber mal gut, Freundchen“, griff ich heroisch ein. „Wir müssen heute noch sehr vielen anderen Leuten Zigaretten geben.“

Auf unserem kurzen Weg zeigte ich Birgit ein lustiges Video auf meinem Telefon, um äußere Reize bestmöglich abzuschalten, und schon waren wir im James-Simon-Park auf der Wiese gegenüber der Museumsinsel angekommen und schnappten uns zwei Liegestühle. Ich schaute für ein paar Sekunden verträumt einem der Ausflugsschiffe hinterher. Als ich mich wieder Birgit zuwandte, gab es Neuigkeiten.

„Christian, das hier ist Jamal. Wir müssen ihm helfen. Seine Mutter lebt in Eritrea. Sie ist schwer krank, augenkrank, und kann ihn nur sehr schlecht erkennen, wenn sie videochatten. Deshalb braucht Jamal dringend ein iPhone X mit einer hochauflösenden Frontkamera. Und damit er sich das endlich leisten kann, solltest du ihm jetzt zehn Gramm Kokain abkaufen. Bitte!“

„Jamal“, ein rothaariger, blasser Junge mit Sommersprossen um die Nase, zuckte entschuldigend die Schultern. So ist es halt, signalisierte er, bisher hat mir keiner lange genug zugehört, damit ich meine tragische Geschichte zu Ende erzählen konnte. Jetzt ist es passiert und wir müssen den Handel wohl durchziehen.

Empört über seine Chuzpe fragte ich: „Sag ma, wieviel soll’n das kosten?“

Seine Antwort: „Ick kann dir da n juten Preis machen. Tausendfünfhundert.“

„Was? Das ist ja zweieinhalbmal so viel wie der übliche Marktpreis.“

„Woher weißt du denn sowas?“, fragte Birgit empört dazwischen.

„Das weiß man halt, wenn man hier wohnt. Hörensagen.“

„Na, wenn das der Pfarrer wüsste“, sagte sie. Eine beliebte Redewendung in unserem Dorf.

„Das Problem ist aber eher“, fuhr ich fort, „dass ich dir die Geschichte mit deiner Mutter nicht so ganz abkaufe, Jamal.“

„Willste etwa behaupten, ick lüge?“, berlinerte er beleidigt.

„Na ja, du siehst auch zum Beispiel nicht ganz so aus, als würdest du aus Eritrea kommen.“

„Det is ja rassistisch. Ick bin Albino-Afrikaner! Und außerdem: Wir könn’ jern meine Mutter anrufen. Wollten sowieso noch skypen.“

„Oh ja, das machen wir“, entschied Birgit entzückt.

Jamal drückte mir sein Telefon in die Hand, innerhalb weniger Sekunden stand die Video-Verbindung. Auf dem Display erschien eine sehr breiige, sehr weiße, auch irgendwie sehr deutsch anmutende Frau in Kittelschürze, die in einem großen Kochtopf Kartoffelpüree rührte und uns ohne aufzusehen begrüßte.

„Wat willste schon wieder?“

„Ähm, ihr Sohn meinte, dass …“

„Jajaja, ick weeß schon. Ick bin eene alte kranke Frau aus Nigeria, ick hab Augenkrebs und will meinen Sohn Jesus besser sehen, stimmt allet. Also jeben Sie ihm dit Jeld, ja?“

„Für eine afrikanische Frau reden Sie aber gut deutsch.“

„Danke für die Blum’n. Von nüscht kommt nüscht.“

„Sagen Sie mal, da hinter Ihnen, da ist doch ein Fenster. Kann es sein, dass ich da draußen den Fernsehturm sehe?“

„Jetzt sein Se ma nüsch so eurozentristisch, junger Mann. Glaubense, hier in Afrika ham wa keene Fernsehtürme?“

„Der sieht aber schon sehr nach dem Berliner Fernsehturm aus.“

„Dit is selektive Wahrnehmung. Sie müssen ma n bisschen in der Welt rumkomm’! Fernsehtürme seh’n alle so aus.“

„Mit ner Kugel oben?“

„Mit was’n sonst? Mit ner Pyramide oder wat?“

„Ja gut, Frau, äh …“

„Schulze … äh, Schulzenoglu.“

„Frau Schulzenoglu, dann danke ich herzlich für das Gespräch.“

„Keene Ursache. Und sagen Se dem Jungen, er soll gleich heimkommen, sonst wird dit Essen kalt … Äääh, ick meine: Er soll mir ma wieder ne Postkarte schicken, hierher nach Afrika … Ach, wat soll der janze Zirkus? Kaufen Se ihm einfach dit Koks ab!“

Anruf beendet. Als ich wieder aufschaute, bemerkte ich eine gewisse Veränderung.

„Ähm, Jamal, hast du gesehen, wo Birgit hin ist?“

„Ja, die war am Bankautomat, um dit Geld für dit Koks zu holen. Jetzt steht se da bei der Mariachi-Band und tanzt und verteilt Zigaretten und Zehn-Euro-Scheine.“

„Oh, das wird ne Weile dauern.“ Ich lehnte mich in meinem Liegestuhl zurück.

„Ach weeßte, du bist mir janz sympathisch eijentlich. Soll ick dir n Jeheimnis verraten?“

„Lass mich raten: Du heißt gar nicht Jamal, deine Mutter wohnt gar nicht in Afrika und das Koks, das du verkaufst, ist eigentlich Aspirin?“

„Nee, Traubenzucker.“

„Hm. Und was machen wir jetzt?“

„Naja, Muttern wohnt da drüben. Essen is fertig, haste ja jehört. Jute Hausmannskost. Nur 50 Euro pro Person.“

„Das klingt doch nach nem fairen Angebot.“

Gaylord 3000

Immer wenn ich Leuten erzähle, dass ich schwul bin, sagen sie: „Wow! Das merkt man dir gar nicht an. Du wirkst gar nicht so schwuchtelig-tuckig, wie ich mir das immer vorgestellt hab.“

Und dann nehme ich mir wieder und wieder vor, mir jetzt doch mal ein paar Strass-Steinchen ins Gesicht zu klatschen und mir ein Regenbogen-Stirnband aufzusetzen, wenn ich aus dem Haus gehe, damit es diese Leute nicht so verdammt schwer haben. Ich kann das schon irgendwie nachvollziehen, diese Orientierungslosigkeit, dieses Verlorensein, wenn man denkt, alle sind wie man selbst. Und dann gibt’s da plötzlich noch andere, die so aussehen wie Heteros, und so sprechen, und laufen. Krass. Aber mal im Ernst: Man merkt dir das gar nicht an. Wie würde es dir gefallen, wenn dieses eine, ständig wiederkehrende Gespräch, das ja nicht nur aus diesem einen Satz besteht, und das ich seit Jahren immer und immer wieder führen muss, nur einmal andersrum verliefe? Probieren wir das mal aus.

„Ach, du bist also heterosexuell? Das merkt man dir gar nicht an! Gut so. Das ist gut, dass ich das nicht merke. Du, jetzt, wo ich drüber nachdenke, ich hab ne Freundin, die ist auch hetero. Vielleicht kennst du sie ja?! Ich zeig dir mal ein Bild von ihr. Ich glaub, ihr würdet euch echt gut verstehen, weil ihr ja beide so krasse Heten seid. Sowieso, ich habe viele heterosexuelle Freunde. Das sind ja alles so herzliche Menschen! Weißt du, ich bin da ganz locker drauf in der Beziehung. Ich hab ja in meiner Jugend auch mal drüber nachgedacht, wie das so wäre, aber dann hab ich gedacht: Uärgh, eklig, echt. Und bin mich dann richtig schön warm duschen gegangen. Du, was ich schon immer mal wissen wollte – also ich will dir jetzt nicht zu nahe treten, aber ich finde, ich hab das absolute Recht, das zu erfahren, weil wir uns jetzt schon zwei Minuten kennen: Wenn du dann mit so ner Frau im Bett bist, wer von euch beiden … na … wer von euch beiden ist dann eigentlich der Mann? Ich mein, ich kann mir das so überhaupt nicht vorstellen. Das ist so crazy, wie das läuft.

Und noch ne Frage: Wenn du einfach nur verdammt horny bist und auf die Schnelle eine wegflexen willst, stimmt das, dass man unter Heten dann erst zusammen was essen gehen muss oder so und man sich das gar nicht so direkt sagen kann? Das is ja wohl schon ein bisschen lächerlich, oder?

Naja, aber solche wie dich muss es auch geben.“

Und weil es ständig noch diese Gespräche gibt, in denen man in anderer Leute Wertesystem eingeordnet wird, in irgendeine Schublade im unteren Drittel, ist das alles noch immer nicht so normal wie alle behaupten. Zugegeben: Mancherorts ist es wirklich viel normaler als anderswo. Ich mein, ich leb in Berlin, wenn da sonntagmorgens um 10 ein paar Leder-Gays mitten auf der Straße ne kleine SM-Orgie starten, dann kräht da kein Hahn danach. Dann kommt die Berliner Party-Polizei und macht mit.

„Wat, sexuelle Handlungen im öffentlichen Raum ohne uns? Dit is verboten! Ick hätt hier noch n paar Handschellen, Kollegen. Und wenn ihr nich mehr richtig trippt vom MDMA, probier’n wa noch dit Reizgas aus. Schön in die Nase! Für die janz harten Fälle hätt ick noch’n Wasserwerfer anzubieten. Spreiz mal!“

Aber, und das muss man leider immer und immer wieder betonen: Berlin, oder fächern wir es auf: die tolerante, alle Lifestyles und Kulturen akzeptierende, letztlich mit einem gesunden Maß an Gleichgültigkeit ihnen gegenüberstehende Großstadt ist nicht überall. Als ich diesen Text bis zu dieser Stelle unverändert vor einiger Zeit in einer kleineren Stadt im Allgäu vorgelesen habe, kamen danach Leute zu mir und meinten im vollen Ernst: „Keine Sorge, man sieht’s dir wirklich nicht an.“

So ist das. Schon kurz außerhalb von Tarifzone A platzt die hedonistisch-freizügige Filterblase, in die man sich so wohlig eingemümmelt hat, und Familienväter in freistehenden Häusern fühlen sich angegriffen, nur ob der Existenz jedweder Andersartigkeit. Drinnen: Bevor es sie irgendwann alle in die große Stadt zieht, sitzen die Kleinstadtschwuchteln, die Smalltown Boys, einsam in ihren Dörfern in Baden-Württemberg und Hessen und überall, holen sich in ihren Kinderzimmern einen auf ihre Sportlehrer runter und weinen sich verschämt durch die Nacht, weil sie denken, dass niemand, niemand sie versteht. Weil sie noch nicht wissen, dass nicht sie es sind, die pervers sind, sondern die Situation, in der sie leben.

Vielleicht auch, weil sie so denken, wie ich früher gedacht habe: Oje, wenn ich wirklich schwul bin, dann muss ich mir irgendwann Frauenkleider und Stöckelschuhe anziehen und mich sonntagnachmittags aufgebrezelt wie die letzte Bordsteinschwalbe mit meiner Federboa, Mascara bis hinter die Ohren und drei Lagen Lippenstift im Gesicht in eine Hofeinfahrt stellen und Lieder von Gloria Gaynor singen – „I will survive!“ Und warum hab ich das gedacht? Weil der eine – mutmaßlich – Homosexuelle in unserem Dorf Sonntag für Sonntag genau das gemacht hat. Dem hat man’s ein bisschen angemerkt. Und andere kannte ich nicht. Da muss man ja denken: Ja gut, dann sind die wohl alle so. Mein Schicksal scheint besiegelt. Zum sechzehnten Geburtstag gibt’s die erste Perücke, und so langsam wird es Zeit, das Gesamtwerk von ABBA auswendig zu lernen.

Mittlerweile weiß ich: Kann man alles machen, muss man aber nicht. Man muss nicht mal schwul sein, um als Drag Queen aufzutreten, und als Ausgleich darf man als Schwuler genauso aussehen und genauso langweilig sein wie die Leute, die in meinen Augen die absoluten Profis im Langweilen sind: Heteros. Und das, meine Damen und Herren und sonstige, ist auch gut so.

Die Redaktionskonferenz

9.00 Uhr.

Alle Mitglieder der Redaktion, mit Ausnahme des unentschuldigt fehlenden Praktikanten David (sprich: Däivid), haben sich im Büro des Chefredakteurs zur Morgenrunde versammelt. Auf den drei Sitzmöbeln hat einer alten Tradition folgend niemand Platz genommen, obgleich der Chef es wie jeden Morgen ausschweifend angeboten hat. Doch niemand möchte sich in trügerischer Sicherheit und Bequemlichkeit wiegen. Bei der Verteilung der Themen kann es ungemütlich werden, also hat man es auch lieber ungemütlich. Man steht.

Chef: „Morgen! So, also, kleiner Überblick, was haben wir bisher? Es ist sehr kalt. Riesenthema! Kommt auf Seite 1. Kälteste Nacht seit sowieso. Außerdem: Trump hat irgendwas gesagt, unser Kolumnist greift das auf. Guter Mann. Wird großartig. Weitere Vorschläge?“

Schweigen.

Chef: „Jeden Morgen das Gleiche.“

Schweigen.

Chef: „Gut, also dann beginne ich mal. Gestern beim Herumspazieren nach der Arbeit bin ich über was gestolpert. Ganz heißes Eisen. Junges Thema. Das wäre was für Sie, Susanne, oder für unseren Praktikanten sogar, wie heißt der noch?“

Susanne: „David.“

Chef: „Richtig. Wo ist der eigentlich? Egal. Also, ich hab da was gesehen. Das ist mir aufgefallen. Das müsste euch auch längst aufgefallen sein, wenn ihr mit offenen Augen durch die Welt gehen würdet. Jedenfalls: Es scheint so, als würden junge Leute überhaupt keine Socken mehr tragen. Da laufen sie draußen rum mit zweimeterbreiten Schals bis zum Bauchnabel, so dass wir schon nah an der Grenze zum Vermummungsverbot sind, aber unten die Hosen hochgekrempelt und keine Socken an. Ich meine, frieren die nicht an den Knöcheln? Ich würde da frieren. Susanne, können Sie da was zu machen?“

Susanne: „Äääh.“

Chef: „Machen Sie da mal ein schönes Erklärstück zu! Gehen Sie in die Fußgängerzone, fragen Sie die Jugend, was sie sich dabei denkt, dann sind wir schlauer. Dann nehmen Sie noch den Foto-Knut mit, der macht ein paar schöne Bilder, ja? Ja. 200 Zeilen, runde Sache.“

Susanne: „Okay. Sollen wir da auch online was zu machen?“

Chef: „Sehr gut mitgedacht, Susanne. Was schlagen Sie denn da vor?“

Susanne: „Äääh.“

Chef: „Na, nun muss aber auch was kommen!“

Susanne: „Ich … ich dachte, wir stellen den Artikel auch einfach online.“

Chef: „Sehr gut, Susanne, sehr gut! Seht ihr, nehmt euch alle ein Beispiel an der Susanne, die denkt immer crossmedial.“