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Herzlichen Dank für die freundliche Unterstützung!

Sabine Schmidt * Michael Siedl * Jean-Marie Welbes * Gerald Max Mike Breit * Gerhard Pollek * Jörg Moritz * Peter Linsbauer

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www.panaceo-sport.com

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www.wemove.at

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www.smarterbusiness.at

… und besonderen Dank unserem Crowdfunding-Team mit Cloed Baumgartner (Projektleiterin), Aisha Jeanette Animashaun, Karim El-Gayar, Monika Syslo (Social Media), Joe Syslo (www.blitzfilm.at).

Impressum

1. Auflage

Gesamtherstellung:

JOSEF KLADENSKY

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ERLEBNISSE & ERFAHRUNGEN EINES ULTRALÄUFERS

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INHALT

Vorlauf

Comrades Marathon 1997

Wir waren eine 45-Kilometer-Schlange

Vorstellungen

Laufnarrisch

Marathon des Sables 2000

„Gud moaning, Sahala!“

Was bisher geschah

„Prahlliste“

Spartathlon 2001

245.300 Meter und vier Stufen

Warum laufen (wir)?

Gedanken über unsere Bauart

Grand Raid Réunion 2004

Die Diagonale der Verrückten

Versuch einer Verführung

Warum nicht über den Marathon hinaus?

Badwater Ultramarathon 2006 mit Nachschlag

Über 200 Kilometer bei zeitweilig über 50 Grad

Befreiungsschläge

Schritte zur mehr Freiheit

Ultra-Trail du Mont-Blanc 2008

Und alles Bisherige steht im Schatten

Von allzu heiligen Kühen

Eine prinzipielle Empfehlung für mehr Misstrauen

Aus Wörschach und Gols

Das Ziel kann auch eine Uhrzeit sein

Erkenntnisse eines Läufers

Meine ganz persönlichen Erfahrungen mit …

Mozart 100, „Kainach“, „Ötscher“, „Veitsch“, „Traunsee“

Ungebrochene Lauflust in meiner Heimat

VORLAUF

„Unvorstellbar!“ Ein Wort, das wir Ultraläufer so oft hören, wenn wir stolz über unsere Läufe erzählen oder nach dem letzten oder unserem nächsten Bewerb gefragt werden. Mit dem Vorstellen der zu erbringenden Leistung haben wir aber oft selbst so unsere Probleme. Doch der Unterschied zu Nichtläufern oder zu jenen, die nur kurze Strecken laufen, ist gar nicht so groß. Das Einzige, worüber wir „Spinner“ verfügen, ist das Wissen, dass es gehen kann oder eben schon einmal so weit oder fast so weit gegangen ist. Aufgrund der beim Laufen möglichen Leistungszuwächse erreicht man relativ schnell ursprünglich unvorstellbare Dimensionen.

Meine Standardantwort auf dieses „Unvorstellbar!“ jedenfalls ist: Für mich sind die Leistungen eines Schauspielers, Sängers, Musikers oder Balletttänzers bei einem Liveauftritt unvorstellbar: seitenlange Texte, Noten, Choreographien, Einsätze usw. im Kopf zu haben und die permanente Leistungserbringung unter Dauerstress. Stress wegen des manchmal unübersehbaren und meist kritischen Publikums, das häufig nur darauf wartet, einen Fehler zu entdecken – wie ein erfolgreicher Kriminalkommissar –, und das dann stolz mit Buhrufen reagiert. Alles praktisch ohne Netz, öffentlich und oft allein.

Langstreckenläufer dagegen müssen in erster Linie nur eines: einfach nicht aufhören, nur weitermachen, sich kleine, machbare Zwischenziele stecken, bis zur nächsten Verpflegungsstation etwa. Eigentlich sind sie Meister der Prokrastination – im Volksmund Aufschieberitis genannt –, sie können vielleicht gar nicht aufhören. Sicher nicht jetzt. Später. Am besten im Ziel. Erst in zweiter Linie folgt: Sie wollen auch schnell sein.

Eine weitere oft gestellte Frage ist: „Ist Laufen nun eine Lust, eine Qual oder ein Rausch?“ Selbstverständlich alles. Bei einem Ultralauf erlebt man ein modellhaftes Abbild seines Lebens. Da gibt es Winzigkeiten, die einen umhauen, oder solche, die einen wieder aufrichten. Problemsituationen und Katastrophen, Höhenflüge und Lusträusche, Langeweile und Trostlosigkeit, Hektik, oft gepaart mit Eustress. Manchmal fast übergangslos und manchmal ohne erkennbaren Anlass. Alles wie im wirklichen Leben.

Was ich aber sicher nicht abstreiten will: So ein Ultralauf ist mehrheitlich eine Quälerei. Schließlich aber eine lustvolle Quälerei. Denn rückblickend betrachtet war jeder einzelne davon für mich immer ein fantastisches Abenteuer.

Ich wünsche mir, dass die folgenden Beschreibungen meiner aufregendsten, schönsten, aber auch härtesten Läufe, der immer wieder erlebten und doch immer wieder verdrängten „Ich-kann-nicht-mehr-Krisen“, der laufend überwundenen, aktuell empfundenen Aussichtslosigkeiten eine kleine Hilfe bieten können – bei momentan hoffnungslos erscheinenden Problemen, bei Perspektivlosigkeit und Überforderung. Und ich spreche da jetzt nicht nur vom Laufen. Denn hinter fast jedem „Es-geht-nicht-mehr“, hinter nahezu jedem „Das-schaff-ich-nicht“ tut sich meist schnell eine ganze Welt an zunächst nicht erkennbaren Möglichkeiten, Hilfen und Chancen auf: Verzweifeln kann man später, und viele Grenzen sind gar keine!

Ich habe dieses Buch ein bisschen nach dem Prinzip „Abwechslung erfreut“ geordnet. Das bedeutet, dass sich persönliche Berichte über mich recht stolz machende Läufe mit Zusammenfassungen über mein Leben als Lustläufer, mit Tipps und Empfehlungen, aber auch mit oft zu gewohnten Meinungen querliegenden, ebenso persönlichen Ansichten über das Laufen abwechseln.

Diese „Privatmeinungen“ habe ich bis dato aktualisiert, sie tragen also das Datum 2019. Die Beschreibungen meiner Läufe hingegen folgen – mit Ausnahme großer Teile des „Badwater“ – den Eintragungen in meinem Lauftagebuch aus dem jeweiligen Jahr des Laufes. Die hie und da ebenfalls darin enthaltenen „persönlichen Dumm- und Weisheiten“ haben daher manchmal ihr Ablaufdatum bereits überschritten. Man geht schließlich, so sagt man, jeden Tag gescheiter ins Bett, als man daraus aufgestanden ist.

COMRADES MARATHON 1997

WIR WAREN EINE 45-KILOMETER-SCHLANGE

16. Juni 1997, 2 Uhr nachts, Durban, Südafrika. Mein Wecker läutet, weckt mich aber nicht. Nicht weil ich so tief schlafe, ganz im Gegenteil: Weil ich schon längst wach bin. Hellwach! Brav läutet auch Reimars Wecker. Ziemlich genau drei Sekunden später macht sich das Telefon als weiterer Weckdienst wichtig. Freundlich bedanke ich mich – bei der Tonbandstimme. Der nächsten „Weckversicherung“, dem Nachbarzimmer, komme ich zuvor …

„Himmel, die sind ja schon fertig angezogen!“

Duschen, Kaffee kochen, nervös sein, frühstücken. Alles noch ohne unser Zimmer zu verlassen.

„Ist es wirklich schon so weit?“

Brustwarzen verpicken, zum fünften Mal aufs Klo gehen, „klein“ natürlich, für „groß“ ist es zu spät … so früh. Danach erscheint uns als geistige Übersprunghandlung die Diskussion über den fehlenden Aquastopp auf dem WC recht geeignet. Mein Gott, bin ich gut im Nervössein!

Crème de la Crème

3 Uhr. Treffen mit den Freunden in der Hotelhalle. Wir sind 13. Eine Frau und zwölf Männer, im Alter zwischen 35 und 62 Jahren. Alle haben mich mit ihren Leistungen total verunsichert: Das ist hier die Oberstufe! Bis zu zehn Marathons im Jahr! Nur ein Einziger hat eine (noch) etwas schwächere Marathonbestzeit als ich. Das sind Fakten! Nein, Killermeldungen! Sollten zwei von unserer Gruppe das Ziel nicht erreichen, wäre ich – zumindest statistisch gesehen – einer davon. Ich muss wahnsinnig sein. Am Vorabend habe ich Ahnungsloser mich noch auf neun Stunden und 50 Minuten eingeschätzt … Damit wäre ich der Viertschnellste von uns allen! Ich bin wahnsinnig!

Insgesamt starten hier 20 Österreicher. Sie stellen das zweitgrößte Kontingent der 250 antretenden Nichtafrikaner. 89,9 Kilometer warten auf uns. Von Pietermaritzburg bis hierher – nach Durban. Zwei Städte, die immerhin beide auf meinem kleinen Globus daheim zu finden sind. (Beide nicht abgekürzt, trotz der 16 Buchstaben, die Pietermaritzburg immerhin hat.)

Noch eine kurze Diskussion, ob man von der Startnummer den „Ich will nicht fotografiert werden“-Hinweis abtrennen soll. Wieso der weggeschnitten werden soll, wenn man fotografiert werden will, verstehe ich zwar nicht, wage aber auch nicht, meine Übersetzungsauslegung zu verteidigen.

Unsichtbare Sitzplätze

Eine Viertelstunde später klettern wir in den Autobus, der uns zum Start nach Pietermaritzburg bringen soll. Er wartet direkt hinter dem Hotel. Es ist kühl und leicht windig. Im Bus eine kleine Streiterei – die Fremden gegen den Fahrer – über unakzeptable (oder unsichtbare?) Sitzplätze. Dann aber fahren wir endlich ab.

„Genau hier biegen wir ins Stadion ab!“, und später: „Hier geht’s dann steil bergab“, informiert uns Lothar, der Organisator unserer österreichischen Läufergruppe. Lothar ist Wiederholungstäter. Es kommt mir vor, als würde er etwas aus einem anderen, unendlich fernen Leben beschreiben. Sollte dieser Lauf mein Leben tatsächlich in ein Leben „davor“ und in ein Leben „danach“ teilen?

Als Grund für den großen Respekt vor diesem Abenteuer muss ich eine harte Tatsache erwähnen: Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Schritt über die Marathondistanz hinausgewagt. Lasse mich also nach zwölf Jahren und elf mehr oder weniger erfolgreichen Marathons auf einen Sprung von 42,2 auf 89,9 Kilometer ein.

Unser Fahrer dreht den Motor des ohnehin unangenehm lauten Busses permanent aufs Drehzahllimit hinauf, sodass der Eindruck entsteht, wir fahren ununterbrochen bergauf.

„Das müssen doch mehr als 600 Höhenmeter sein?“

Es zieht. Das Seitenfenster vorn beim Chauffeur ist offen. Wahrscheinlich laufen sonst die Scheiben an. Schräg hinter mir zittert ein Mann indischer Abstammung. Er friert entsetzlich. Meine gestern erstandene Wegwerfbluse hält’s da im Sackerl nicht mehr aus … mich wärmt die Freude des Mannes darüber. Und meine zweite Bluse.

Apropos Abstammung: In Durban würde ich den Anteil der hellhäutigen Menschen auf 50 Prozent der Bevölkerung schätzen. Rund je 25 Prozent sind afrikanischen beziehungsweise indischen Ursprungs, darunter natürlich auch alle möglichen Mischformen. Durchwegs schöne und vor allem offene Menschen. Beim Comrades Marathon liegt der Anteil an Weißen höher, schätzungsweise bei 60 Prozent, vielleicht auch mehr. Der Rest teilt sich wieder in zwei gleiche, dunklere Hälften. Von den höchstens zehn Prozent teilnehmenden Frauen haben aber sicher 90 Prozent eine helle Haut.

Pietermaritzburg

4 Uhr 30. „One and a half hour to go!“

Da wärmen doch tatsächlich schon einige auf! Es ist noch stockdunkel, aber die Stadt ist hellwach und überfüllt mit den 14.000 (vierzehntausend – kein Tippfehler!) Läufern. Es wird kälter. So um die fünf Grad würde ich sagen. Oder kommt’s nur uns so vor? Es ist nichts und doch auch viel zu tun: umziehen, einschmieren, diskutieren, drei- bis viermal aufs Klo gehen, Schuhe zum x-ten Mal neu binden. Gepäck sortieren: Kappe, Sonnenbrille, Trainingsbluse, alles mitnehmen? Später verschenken? Abgeben? Alles kontrollieren: Chip, Startnummer._Nichtfotografierwunschstreifen also doch zumindest umklappen, wenn man nicht nicht fotografiert werden will.

5 Uhr 30. „Thirty minutes to go!“ Da ertönt die berühmte österreichische Hymne aus den Lautsprechern: „Live is Life“, plärren wir laut und mit viel Begeisterung mit. Unsere Stimmung kocht.

Jetzt wird es ernst: Franz drängt zum Aufbruch, und wir machen uns Richtung Startraum auf. Die plötzliche Drängelei ist gar nicht so unangenehm – wegen der Kälte, ansonsten schon. Auf einmal stehen wir vor der Absperrung zur „7:00–7:30“-Zone, und etwas übermütig klettern auch wir, wie wahrscheinlich Hunderte andere vor uns, über die filigrane Barriere. Ganz schön unverschämt, aber die Nähe zur Startlinie – es sind vielleicht lächerliche 30 Meter – ist ein Trost für uns. Die Starterschlange ist sicher einige Hundert Meter lang.

Eine Bombe von einem Startschuss und – nichts. Kein Applaus, kein Schreien, keine Bewegung, nichts, eineinhalb Minuten lang nichts, nur pure Anspannung und Nervosität. Dann vorsichtiges Losstolpern über unzählige Plastiksäcke, Jacken, Handschuhe und Hauben Richtung Startlinie. Dort stellen wir fest, dass es keine persönliche Zeitnehmung gibt; unser mutiger Einbruch in den vorderen Startraum hat sich also gelohnt.

„Viel Glück!“, rufen wir einander zu, und los geht’s.

Mutationen

Beengt, langsam und eingesäumt von Zuschauern dehnt sich die nun zur Läuferschlange mutierte Starterschlange in der Finsternis aus. Sie wird sich übrigens fünf Stunden und 28 Minuten – das wird die Siegerzeit sein – immer weiter ausdehnen, bis sie die beachtliche Länge von 45 Kilometern erreicht haben wird. Aber auch die Art ihrer Auflösung wird bemerkenswert sein. Genau genommen wird ihr später ja von zwei Seiten zugesetzt: Zunächst von vorn, im Ziel, wo sie am Anfang natürlich noch recht schlank sein wird, dort wird sie zuerst mit ganz kleinen, bald aber mit immer größeren Happen verschlungen werden – über fünfeinhalb Stunden lang. Was danach von der Schlange noch übrig ist, wird von einem tickenden Beil abgehackt und in einer gallbitteren Mischung aus Enttäuschung und Traurigkeit aufgelöst. Genauso wie der, der hochgerechnet nicht in elf Stunden im Ziel sein wird.

Vor fast jedem Haus erkennt man in der Dunkelheit verschlafene Gestalten, die uns die Ehre erweisen. Sie haben sich meist nur einen Mantel über den Pyjama geworfen, denn für sie ist das Spektakel hier relativ schnell vorbei. In Durban dagegen werden wir, wie gesagt, ein Fünfeinhalb-Stunden-Programm bieten.

Chlorwasser

Die ersten Kilometer ziehen sich. Von zu schnell ist keine Rede. Noch ist es viel zu eng, zu kalt und zu finster. Die Tafel zeigt verbleibende 80 Kilometer, die Stoppuhr meldet zugleich die erste Stunde. Leicht zu rechnen: Zehn – exakt sind es 9,9 – Kilometer pro Stunde, macht sechs Minuten für einen Kilometer. Eigentlich zu langsam, ich habe fünfeinhalb Minuten pro Kilometer geplant, zumindest auf den ersten 30 Kilometern. Aber es kommt mir gar nicht so langsam vor. Ich beschließe, nichts am Tempomaten zu ändern.

Zurückblickend würde ich heute sagen, dass ich in dieser Anfangsphase keinerlei Probleme hatte. Live aber plagten mich 100 Kleinigkeiten. Die in einer derartigen Ausnahmesituation alle sehr respektvoll aufgelistet, gewertet und vor allem weit überschätzt werden. Ich glaube, die Psychologie spricht hier vom „Lupeneffekt“. Mir gefällt der Begriff „Zweckpessimismus“ besser: Was könnte außer Kontrolle geraten? Oder: Waren da einige Zeiger meiner inneren Kontrollinstrumente zuvor nicht etwas mittiger im grünen Bereich? Soll ich etwas dagegen unternehmen?

Hier eine kleine Auswahl meiner Problemchen:

-Warum muss ich dauernd austreten?

-In meinem Bauch rumort es entsetzlich.

-Die Sonnenbrille in der Hand ist lästig.

-Mein linker Knöchel und die rechte Hüfte tun mir weh – wie immer
am Beginn von Wettkämpfen.

-Wie viel und was soll ich wann trinken oder essen?

-Ob ich das vom Chlor mehr hin- als hergerichtete, aber sehr praktisch verpackte Plastiksackerlwasser vertrage?

-Dehnt das Chlor seine Mordlust auch auf meine Darmflora aus? (Es riecht zwar ungenießbar, erinnert aber herrlich an die Schwimmbäder der 50er-Jahre, also an Schulferien.)

-Oder Coca-Cola?

Aber wie gesagt, in Wirklichkeit alles keine Probleme!

Ablenkung gefragt

Unendlich langsam geht die Sonne auf. Sie wird lediglich 37 Grad über den Horizont aufsteigen, linksherum, über den Norden. In fünf Tagen haben wir Wintersonnenwende. Soweit die astronomische Ablenkung. Langsam wird’s jetzt auch etwas wärmer. Jetzt würde ich meine Bluse einem der darum bettelnden Kinder schenken, wenn ich sie nicht schon im Autobus verschenkt hätte.

Restkilometer 70, und wieder exakt zur vollen Stunde. Soll mir recht sein. Irgendwann treffe ich Adi, und wir laufen schätzungsweise 15 Kilometer (oder wie’s hier heißt: 15 K’s) gemeinsam. Das ist absolut gesehen wahrscheinlich meine lockerste Phase. Wir lenken uns gegenseitig ausschließlich mit positiven Meldungen ab. Kommen zu zweit auch etwas unter den Sechserschnitt. Schade, dass ich jetzt schon wieder Nervosität ablassen muss … kalt ist es ja nicht mehr. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle angemerkt, dass wir Österreicher – von unserem Ehepaar abgesehen – vereinbart haben, nicht aufeinander zu warten, wenn einer „hinaus“ muss. Was natürlich absolut in Ordnung ist, es würde sich ja sonst keiner mehr trauen, zur Seite zu gehen, wenn er den anderen damit auch aufhält.

Es wird noch wärmer. Zunächst drehe ich den Schirm meiner Kappe der Sonne nach, muss aber bald erkennen, dass nicht die Sonnenstrahlen das Problem darstellen, sondern der Wärmestau unter der Kappe. Kurz entschlossen werfe ich sie einem kleinen Buben am Straßenrand zu, der sichtlich große Freude mit seiner neuen Kopfbedeckung hat. Immer mehr Kinder, die betteln. T-Shirts und Caps sind lautstark gefragt. Kann aber nur noch meine Sonnenbrille verschenken. Gibt ja auch kaum etwas Unnötigeres als eine Sonnenbrille, wenn die Sonne im Norden steht und man nach Südosten läuft.

Bergabrollen

Ich laufe gerade eine ziemlich lange Steigung hinauf – schön langsam, Kräfte schonen, im Rhythmus bleiben und den Puls konstant halten. Da bemerke ich, dass ich nahezu der Einzige bin, der läuft. Alle anderen gehen. Und sind kaum langsamer als ich. Ich beginne zu zweifeln. Ich habe mir zwar fest vorgenommen, solange es irgendwie geht, auch Steigungen zu (be-)laufen, aber ich bin doch nicht klüger als alle anderen, mit ihren oft zehn, 20 oder 30 Medaillen (der persönliche Medaillenstand ist unter der jeweiligen Startnummer abzulesen). Außerdem kann man beim Gehen ein paar Dehnungsübungen machen. Tatsächlich: Das Gehen geht. Hinauf in der Masse – und hinunter rechts (Linksverkehr!) an ihr vorbei. Schließlich habe ich ja energiesparendes „Bergabrollen“ geübt: kleine, weiche Schritte, wie auf dünnem Eis, also die Fersen nicht in den Boden dreschen, die Beine kaum heben, der Schwerpunkt beschreibt eine Gerade, Vorlage, Arme hängen lassen. Und so mach ich’s auch bei den nächsten zehn oder 20 (oder 100?) Hügeln.

Bei einer Verpflegungsstation überholt mich Reimar. Er winkt und läuft weiter. Reimar und ich sind die Einzigen unserer Gruppe, die allein gekommen sind. Daher wurden wir auch in ein Zimmer zusammengelegt. Eine wunderbare Zusammenfügung und der Beginn einer tiefen Freundschaft.

Atmosphäre – grandios!

„Well done, Austria!“, „You look good!”, „Keep it up“, brüllen mir die praktisch entlang der gesamten Strecke stehenden Zuschauer zu.

„This is the wrong way to Austria“, witzelt einer, und manchmal überläuft mich bei einer akustischen „Austriaaaa!“-Welle eine Gänsehaut.

Man liebt die Ausländer hier, die leicht an ihren gelben Startnummern zu erkennen sind. Neben den Fremden sind natürlich auch Frauen das Ziel jeglicher Art von Begeisterungsstürmen.

„Well done, young Lady“, erklärt eine einfache, dicke, dunkelhäutige Frau einer weißen Läuferin ganz leise.

Die young Lady bedankt sich artig und winkt lächelnd zurück. Ich weiß nicht warum, aber mich berührt dieser unauffällige, leise Höflichkeitsaustausch ganz seltsam. Aber wie gesagt: Die Mehrzahl der Zurufe ist übermütig und laut. Muss an unsere Slavica, die einzige Dame in unserem heimatlichen Team denken: Frau und Ausländerin!

Aber auch Mitläufer reden mich ständig an, klopfen mir auf die Schulter, versuchen ein paar Worte deutsch zu sprechen, erzählen von ihrer österreichischen Großmutti oder von Hinterstoder. Und behinderte Kinder (ein ganzes Heim), Schulklassen, Reisegruppen, ganze Clans und Gangs, aber auch Singles aller Hautfarben schreien uns zu und strahlen uns an. 20 schwarze Kinder, so drei bis zwölf Jahre alt, gereiht wie die Orgelpfeifen, strecken mir ihre Hände entgegen – zum Abklatschen. Das ist warmer Regen für die Seele und Treibstoff für die Beine.

Und immer wieder ein Zehn-Kilometer-Sprung, gerade zur vollen Stunde oder ein paar Minuten vorher. Am zähesten sind die K’s von 40 bis 50 … Es dauert scheinbar eine Ewigkeit, bis der erste Marathon – hätte nie gedacht, dass ich einmal die Marathons eines Tages nummerieren darf –, bis also der „erste“ Marathon gelaufen ist und das persönliche Neuland beginnt. Dann dauert es wieder bis zum Halfway, und immer weiter, bis der Rest „nur noch“ ein Marathon ist. Aber bei Restkilometer 40 sind diese Marken vorbei, und man versucht, nicht mehr an die K’s zu denken.

Euphorie

Dann auf einmal – trotz aller Problemchen – ein seltsames, unbeschreibliches, ein euphorisches Gefühl. Ausgelöst durch den plötzlichen Blick aufs Meer. Deutlich ist der Indische Ozean zu sehen, 30 Kilometer Luftlinie entfernt, schätze ich. Das Ziel ist noch weit, aber immerhin sichtbar. Und immer noch zwei Stunden Reserve, wenn ich so weiterlaufe, für den Rest, um unter dem Elf-Stunden-Limit zu bleiben. Darf ich schon hoffen? Das könnte ja wirklich klappen. Plötzlich wird das bisher Geleistete ganz wichtig, ich darf jetzt nichts mehr riskieren, ich muss das bisher Gewonnene sicher heimbringen.

Klar, beschleunigend wirken solche, wahrscheinlich durch die Müdigkeit aufkommenden Gedanken nicht gerade. Mein Hirn kann sich gegen meinen Ehrgeiz aber ohnehin noch nicht durchsetzen. Denn die folgenden beiden Hochrechnungen für die Endzeit, also zwei mal zehn Kilometer (oder eben zweimal eine Stunde) später, bedeuten wieder: Immer noch um die neun, vielleicht sogar unter neun Stunden! Kein Viertel mehr. Nur noch zwei Stunden …

SoS!

Plötzlich wird ein eigentlich gar nicht unlösbares Problem zu einer echten Belastung. Die Lage ist ernst. Ich durchlaufe nämlich gerade das Äquivalent zum Schreiberweg in Grinzing. Kein Wald, keine Buschlandschaft, nicht einmal ein dünn besiedeltes Gebiet, nein, es ist der Schreiberweg. Eindeutig. Vornehme Hausherren wenden die letzten Steaks auf den vor ihren Villen stehenden Grillern, lassen dabei aber keinen Läufer aus den Augen. An den Tischen genießt die Großfamilie das Szenario aus der ersten Reihe.

Mir bleibt nur die Flucht nach vorn: „Do you live here, Sir? Please, save my life and let me use your toilet.“

War gar nicht so schwer. Und da höre ich schon irgendwas Erlösendes wie „Come …“, und dann: „… straight on …“

Jetzt kommt meine beste Zeit. Allen vernünftigen Vorsätzen zum Trotz erlaube ich mir ein paar wirklich schnelle, sorglose Kilometer. Randvoll mit Endorphinen blödle ich mit meinen Fans. Ein „You look good!“ quittiere ich mit einem: „Your mother told you, you shouldn’t lie!“

„You look terrible!“, steigt daraufhin ein anderer geistesgegenwärtig ein, und er hat vermutlich auch recht.

Goodies

Ich habe mich auf einen Becher Coke und ein vom Chlor hingerichtetes, totes Wasser an jeder zweiten Verpflegungsstation eingestellt. Zusammen ungefähr ein Viertelliter Flüssigkeit, etwa alle drei Kilometer. Herrlich, wie gut mir das Coke schmeckt. Wie ein Kind auf ein Zuckerl freue ich mich auf das nächste, picksüße Safterl. Ich habe es mir oft genug einhämmern lassen, dass so ein Lauf mit dem Kopf geschafft werden muss. Also gibt’s unvernünftige Goodies statt was G’scheites …

Die Stationen sind überhaupt, neben den Zuschauern, die angenehmste Ablenkung. So durchschnittlich alle zehn Minuten geben sie einem das Gefühl, wieder etwas geschafft zu haben, und das ohne eine bisweilen frustrierende Kilometrierung. Ab und zu gibt es diese herrlichen Shower Tunnels – 15 Meter durch erquickenden künstlichen Sprühregen! Oder einfache, mit Wasser gefüllte Zwei-Meter-Wannen, bei denen man sich im Vorbeilaufen die Erfrischung, individuell gesteuert und dosiert, herausschaufeln kann. Vielleicht tut das bisserl Pritscheln aber auch nur dem kindlichen Gemüt gut. Für diverse Wehwehchen oder für die totale Abkühlung gibt’s natürlich jede Menge Eis. Und das Angebot an Schokolade, Keksen, Orangen und Bananen ist sowieso selbstverständlich.

Kampf gegen den Krampf

Wir laufen nun tatsächlich auf der Autobahn. Eine kilometerlange Strecke bergab, immerhin mit zwölf Prozent Gefälle, liegt vor uns. Abgesehen von der Querneigung wegen der relativ engen Kurven läuft es gut für mich. Mir fällt jedoch die lange Schlange mit der beachtlichen Anzahl an Massagebedürftigen vor der Behandlungsstation auf. Von den Vorbeilaufenden setzen viele auf Selbstheilung, indem sie sich mit einer Hand auf bestimmte Stellen der Oberschenkel drücken. Andere suchen ihr Glück in Dehnungsübungen. Einige humpeln erbärmlich. Und noch 15 Kilometer bis ins Ziel … Ich bin wieder ehrfürchtig. Einen Schritt vor den Krämpfen geht’s jedem gut, philosophiere ich.

Um aber einmal ganz ehrlich zu sein: Mir tat jeder Knochen, jedes Gelenk und jeder Muskel im Leib weh, ich war hundemüde, sah jede Minute auf die Uhr und sehnte nichts mehr herbei als das Ende dieser Strapazen, dieser Qualen. Aber irgendwie gelang es mir, das alles auszublenden, und immerhin stellte ich mir kein einziges Mal die Sinnfrage. Der nun schön langsam doch zu erwartende Erfolg und die Publikumsunterstützung waren eine hervorragende Motivation.

Bis ins Ziel gibt es jetzt nur noch wenige Steigungen zu „begehen“. Gott sei Dank, denn wenn man nach dem höchsten Punkt einer Steigung wieder mit dem Laufen beginnt, herrscht höchste Krampfgefahr. Die letzten sechs oder acht Kilometer schalte ich dieses Risiko aus, indem ich überhaupt nur noch laufe. Ganz, ganz vorsichtig. Nur keinen Muskel überbeanspruchen, nur keinen Muskel unnütz anstrengen, heftige, rasche oder große Bewegungen vermeiden, nur nicht vom Stallgeruch zu einem Schlusssprint verleiten lassen. Noch nie war der Auftrag „locker bleiben“ so wichtig! Noch ist nichts gewonnen, aber alles zu verlieren!

Countdown

Da – das für mich schönste Bauwerk von Durban: die Ortstafel!

Fünf, vier, drei, zwei, ein Kilometer. Ich biege ins Stadion ein. Wahnsinn! Aber lange bevor ich diese einzigartige Atmosphäre, die unglaubliche Stimmung realisieren kann, bin ich auch schon im Ziel. Postulierte 35.000 Zuschauer feiern jeden Finisher, die ausländischen Teilnehmer werden sogar namentlich genannt. Und ich bin mit meinen „9:06:12“ unsagbar glücklich!

Geschafft!

VORSTELLUNGEN

LAUFNARRISCH

Wann alles mit dem Laufen bei mir begann? Mit einem Wort: spät. Ich bin Jahrgang 1948, und in den 50er- und 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts lief oder rannte man nicht. Nicht im heutigen Sinn. Höchstens manchmal der Straßenbahn oder dem Fußball nach. Man stieg vielleicht auf Berge, aber Laufen war bei der eben aufgekommenen Motorisierung einfach nicht cool. An Laufen als Selbstzweck, also auch dann, wenn man es nicht eilig hatte, kann ich mich nicht erinnern. „Laufen ist ungesund, davon kann man sehr krank werden“, behauptete mein Elternhaus. „Lauf nicht!“, habe ich sicher öfter gehört als „Bohr nicht in der Nase.“ Nur „Nichts trinken!“ könnte es ähnlich oft geheißen haben. Oder bestenfalls: „Erst essen, dann trinken!“ Seltsam, wie sich da die Vorzeichen geändert haben. Vielleicht führten all diese – nicht nur elterlichen – Ratschläge dazu, dass ich erst mit 33 Jahren entdeckte, dass Laufen für mich eine selbstbelohnende Bewegung ist.

Zuvor aber noch ein bisschen Menschliches

Zunächst war da mein Studium, das ich schließlich als Diplomingenieur für Vermessungswesen abschließen konnte. Ich fand einen guten Job als Abteilungsleiter bei der Wien Energie Gasnetz GmbH, heute Wiener Netze. Verheiratet bin ich auch. Meine Frau heißt zwar ebenfalls Kladensky, ist aber unter „Christine Schuhe“ in Perchtoldsdorf, wo wir heute wohnen, bekannter. Sie führt einen kleinen Schuhladen. Sportschuhe? Nein, ganz im Gegenteil!

Ich versuche, mich auch sozial ein wenig wichtigzumachen. Etwa bei den Gesundheits- und sozialen Diensten des Roten Kreuzes. Da kümmere ich mich gerne um alte und behinderte Menschen. Schaue darauf, dass ein ExSträfling wieder auf die Beine kommt und habe einen ehrenamtlichen Job in meiner alten Firma übernommen. Motiv? Egoismus! Altruismus macht den klugen Menschen glücklich, sagt man. Und ich sag’s auch.

Was noch? Seit 1995 bin ich Vegetarier. Weil ich Tierfreund bin. Und weil ich natürlich auch Menschenfreund bin, habe ich bisher 107-mal hauptsächlich dem Roten Kreuz, bei Notfällen auch der Blutbank Blut oder Blutbestandteile gespendet. Blutspender? Vegetarier? Eine schlechte Kombination für einen Ausdauersportler, erklärt man mir häufig. Trotzdem lebe ich damit besser. Bin aber kein Kost- und – bitte nicht weitersagen – auch kein Alkoholverächter. Vor allem kein Verächter vom schlechtesten aller Durstlöscher. Vom Bier. Von dem kann ich, in guter Gesellschaft, einige Krügerln trinken, ohne dass da etwas gelöscht werden würde.

Eine irre Idee

1981 bolzten dann meine Freunde und ich wöchentlich gerade zwei mal zwei Kilometer in der Prater Hauptallee in Wien hin und her. Bis beim Bier danach einmal einer meinte, nächstens doch die ganze Hauptallee hin und zurück, also 8,6 Kilometer zu probieren. Was für ein fast irrer Vorschlag. Damals. Doch es lief.

1985 – da war ich bereits 37 – wagten drei von uns Spinnern total blauäugig ihren ersten Marathon. Ich schaffte ihn in drei Stunden und 51 Minuten. Und ich war süchtig!

1997, also erst zwölf diesbezüglich nahezu verlorene Jahre und zehn Marathons später mein erster Ultrabewerb – der Comrades in Südafrika (89,9 Kilometer in neun Stunden und sechs Minuten). Streckenverdoppelung und Totalinfektion! Und in der Art ging es etwas rascher weiter …

Ich habe immer mehr, teilweise hochtalentierte Freunde gefunden, die mich und meinen Ehrgeiz eingeladen haben, solche Herausforderungen anzunehmen. Bis schließlich Markus, Mario, Dominik, die Andis, Christoph und viele mehr in mein Leben getreten sind und mich und meinen in die Jahre gekommenen Ehrgeiz reichlich überforderten. Aber auch meine alten jüngeren Freunde laufen mir mittlerweile davon. Tun sie aber aus Höflichkeit kaum wirklich.

Alles „Medium“

Bei mir ist alles Körperliche durchschnittlich. Größe, Gewicht, Statur – alles „Medium“. Ich war im Turnunterricht zwar nie der Beste, hatte aber immer schon einen auffälligen Bewegungsdrang. Da hat sich bis heute nichts verändert. Ich habe jedoch prinzipiell immer lieber „mich selbst“ als „etwas“ bewegt. Beim wöchentlichen Fußballspiel in der Halle etwa heißt es, man müsse mich dreimal überspielen, wenn ich aber im Besitz des Balles sei, sei die größte Gefahr vorbei.

In erster Linie ging es sportlich bei mir also ums Laufen, Bergsteigen und Radfahren (Rennradradfahren). Hinsichtlich des Bergsteigens möchte ich – schon etwas stolz – auf mehrere 5000er und einen 6000er im Kaukasus, in den Anden, in Nepal und in Afrika hinweisen. Auch Kombinationen aus meinen Lieblingssportarten haben mich oft gereizt. So konnte ich mit dem Rennrad 1985 anlässlich einer größeren Radtour, zwar ungeplant, aber immerhin ausschließlich mit eigener Kraft, eine Höhe, die über der des höchsten Punkts der Alpen, auf den eine öffentliche Straße – die Ötztaler Gletscherstraße – mit 2829 Meter führt, erreichen. Die längste Strecke, die ich mit dem Fahrrad an einem Tag zurückgelegt habe, war gerade 300 Kilometer lang. Bescheiden, wenn ich im Vergleich dazu an den längsten Nonstop-Lauf meines Lebens mit immerhin 267 Kilometern denke, nicht?

Gut, ich habe wahrscheinlich nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen Ausdauerläufer. Aber welche sind das eigentlich? Ich kann lediglich eine größere Portion Lauflust auf meiner Ursachenliste finden, und kein für das Laufen zuständiger Bauteil ist ausgesprochen schwach dimensioniert. Mit Gewalt ließe sich vielleicht auch in meinen Genen etwas Passendes aufspüren. Die erst kürzlich verstorbene Langläuferin Lizzy Kladensky war eine relativ nahe Verwandte von mir. 1952 nahm sie an den Olympischen Spielen in Oslo teil. Davor gewann sie den weltweit ersten Damen-Langlaufbewerb in Grindelwald.

Vorübergehend habe ich dann aber auch ganz andere Welten kennengelernt: Der Segelflug-, der Privatpiloten- und der Tauchschein sind zwar schon wieder abgelaufen, aber ich habe das Eintauchen in diese „anderen Welten“ intensiv genießen dürfen. Auch mehrere Segeltörns habe ich hinter mir, und Motocross bin ich ebenfalls eine Zeit lang gefahren.

Beim Aufgeben eine Null

Man sagt über mich, ich sei ehrgeizig, zäh, beharrlich (manche nennen es stur) und willensstark. Im Fach „Aufgeben“ aber eine Null. Trotzdem möchte ich zu dem bekannten Verhältnis: „Je Ultra – desto Kopf“ etwas loswerden. Mag schon was dran sein, aber was schafft der beste „Coach im eigenen Kopf“, wenn das „Material nicht hält“? Die Basis für gutes Management ist auch bei einem Ultra Kondition. Sie ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne sie! Klar, der Kopf kann den Körper trainieren. Der Körper kann dem Kopf lediglich seine Befindlichkeit melden, aus der dann langfristig eine entsprechende Selbsteinschätzung werden kann. Ein relativ starker Kopf und halbwegs ausbaubares „Material“ sollten also reichen, um lange Läufe zu schaffen. In meinem Fall rückblickend großteils wunderschöne lange Läufe! Denn trotz all meines mehrfach zugegebenen Ehrgeizes sehe ich mich doch eher als Lust- oder Abenteuerläufer, der halt durchhalten und das Ziel wie geplant erreichen will, und sicher nicht als eine Art Kampfmaschine, die beharrlich versucht, ihr ganzes restliches Leben ihrem sportlichen Hobby unterzuordnen.

Dazu noch ein paar rhetorische „Binsenfragen“: Macht nicht jede spontan und aktiv überwundene Krise Platz für ein geradezu sinnliches Hochgefühl? Und wie vermag andererseits eine Krise zu wuchern, wenn wir sie nicht in Angriff genommen haben? Aufgeben tut grausam lang weh. Oder wie heißt es im Umkehrschluss? „Pain is temporary, glory is forever.“

Verletzungen

Verletzungen hatte ich relativ wenige. Lediglich lästige, zunächst nur leichte bis mittlere Probleme mit einer Achillessehne. Vermutlich zurückzuführen auf den Schneeberglauf 1999. Sie wurden im Jänner 2002 akut. Dadurch starke Behinderungen bis Herbst 2003 und wenig Läufe, sogar nicht beendete Bewerbe in dieser Zeit. Danach waren einige Jahre wechselhaft. Ab Februar 2007 Verschlechterung. Laufpausen! „Pausen“ ist relativ, immerhin waren es noch 1567 Kilometer in diesem Jahr. Endlich dann die Operation im November 2007. Das Problem war damit – Gott und meinem Arzt sei Dank – gelöst. Aufgrund des 48-Stunden-Laufes in Gols wurden aber 2009 verschiedene Überbeanspruchungen meiner Knie diagnostiziert. Zweimonatige Laufpause! Und dieses Mal waren es tatsächlich null Kilometer einige Wochen lang im August 2009. Danach war allerdings wieder alles halbwegs okay. Und wieder habe ich dafür Gott und meinem (demselben) Arzt zu danken. Christoph Müller ist sein Name, und er ist Orthopäde in Perchtoldsdorf.

Es ist nachvollziehbar, dass ich als nun schon älterer, aber immer noch leidenschaftlicher Läufer über längere Distanzen damit rechne, dass sich jedes Wehwehchen in der strapazierten Hardware zu einer von der Natur verabreichten „Roten Karte“ entwickeln kann. Hat aber noch keines getan. Noch nicht …

Die unendliche Palette der Empfindungen

Beim Ultralaufen erlebt man innere Bilder, Visionen, neue Dimensionen, Stimmungsschwankungen, negative und positive Emotionen und seltsame Zustände: blanke Verzweiflung, die Einbildung, Grenzen zu sehen, wo keine sind. „Das-schaff-ich-doch-nie“ wird oft von fast rauschähnlichen Lustempfindungen abgelöst, und das oft mit unvorhersehbarer Geschwindigkeit. Hochs und Tiefs wechseln einander ständig ab.

Ich habe meine längeren Bewerbe meist wenige Tage danach in meinem Lauftagebuch, der wichtigsten Quelle dieses Buches, festgehalten. Bei meinen Niederschriften ging es mir immer darum, meine augenblicklichen Befindlichkeiten auszudrücken, ohne Rücksicht darauf, wie lächerlich einzelne Passagen auch wirken mögen, wenn das Befindlichkeits-Vorzeichen ohne ersichtlichen Grund fast von einem Schritt zum nächsten ein anderes geworden ist.

Als Beispiele für die stark emotionale Komponente von Ultras möchte ich folgende Auszüge aus meinem Lauftagebuch anführen:

Absoluter Tiefpunkt beim Spartathlon

… ich erlebe gerade meine schwerste Krise. Restkilometer 20. „Nur noch.“ Aber ich schätze, 50 % der Qualen habe ich noch vor mir. Jeder dumme Versuch, wieder zu laufen zu beginnen, beschert mir einen elektrischen Schlag. Höllische Ganzkörperschmerzen. Nein, selbst die Hölle würde eine Erlösung sein. … Ich weine, fluche und bete. Führe laute Selbstgespräche. … 1 Stunde ohne mentale Unterstützung ist in diesem Zustand wirklich unvorstellbar grausam …

Ich bin leer. Vollkommen. Ich denke an mein nächstes Nahziel, die nächste Station. Und was ich dort alles machen werde. Ich freue mich auf sie. Nur noch 1 Kilometer. Auf die Minute genau errechne ich mir „ihr Kommen“. Herrlich. Jetzt werde ich verköstigt, gelobt, bewundert, gestreichelt. Kurz, physisch und psychisch wieder aufgerichtet. Ohne diese „Himmelreiche“ wär’s schon längst vorbei.

Zwischenhoch beim Ultra-Trail du Mont-Blanc

Was ist denn jetzt los? Hab ich da Flügel mit ausgepackt? Wie könnte ich sonst so bodennah mit diesem guten, unglaublich flotten Schritt da hinauffliegen. … Es ist der Traunsee-Rhythmus! Ich werde immer schneller, mein Puls bleibt brav unten, ja, ich keuche nicht einmal. … Die Endorphine versetzen mich in einen richtigen Rausch. Ich überhole alle wieder zurück, die vorhin an mir vorbeigezogen sind. Und die drei dort vorne noch und die fünf … Die bewegen sich ja wie in Zeitlupe … Ich versteige mich sogar weit nach vor, bis zu mir bisher noch unbekannten Läufergruppen …

Schockzustand – wieder beim Spartathlon

„Sparti 9,3 km“, lese ich da. Ist ok, aber … Das gibt’s ja nicht – lieber Gott, lass das bitte nicht zu – der nächste Checkpoint – das nächste Himmelreich also – erst bei Restkilometer 3,6! Nicht in 2, nicht in 3, auch nicht in 4 oder 5 km; in 5,7 km! 5700 unendlich lange, quälend einsame, leidensreiche Meter liegen zwischen ihm und mir …

Zielankunft ist nicht gleich Zielankunft: Spartathlon vs. UTMB

In Sparta: Ich war gar nicht glücklich! Nicht im Ziel! Nicht in Sparta! Nicht einmal in Griechenland! Zu sehr war ich vom letzten Marathon geprägt. Erst eine Woche später, in unserem Stammbeisl am Anninger, nach den ersten Versuchen, wieder zu laufen … aber … wie man Reimar und mich da empfangen hat, wie uns da das ganze Lokal (ich glaub stehend) applaudierte, da ist es mir eingeschossen … da haben mir die Worte gefehlt (und das heißt was, gell?), und da ist mir das Sehen vergangen … und da geniere ich mich gar nicht … und brauche nicht Sinatras „smoke“ als Ausrede.

Dagegen in Chamonix: … Da überfällt mich ein fast übersinnlicher Lustschauer … Meine Freude wächst und wächst… Ich bin im Tal; passiere die „Hafeneinfahrt“, die Stadtgrenze von Chamonix … Den letzten Kilometer renne, hüpfe und tanze ich wie ein Kind, bestimmt mit Tränen in den Augen. Ich jage von einer Straßenseite zur anderen. Ich bedanke mich klatschend bei den Hunderten Bewunderern. Immer wieder höre ich meinen, von meiner Startnummer abgelesenen und weitergetragenen Namen. „Joseph!“ Das jetzt zählt zu den schönsten Momenten meines Lebens. So ein fantastisches Hoch hatte ich noch nie auf den letzten Metern eines Zieleinlaufs … Ich bin im Ziel. Total besoffen! Aber da gibt es noch was drauf! Eine riesige Überraschung! Claudia, Margit, Gabi, Adi, Julius, Franz und mein Hanns, also fast alle Landsleute fallen mir um den Hals …

„Von der Melancholie des Erreichten“

Eine eher sachliche Erklärung könnte es freilich schon auch geben für meine Unfähigkeit, mich im Ziel über das Geschaffte immer richtig zu freuen. Vielleicht ist es eine Art Baby Blues, eine recht häufige Wochenbettreaktion, eine Depression aufgrund des Nachlassens der monatelangen Anspannung. Die Schwangerschaft ist vorbei, alles ist gut gegangen, wohin jetzt mit meiner Aufregung und meinen Ängsten? Wie ein Schauspieler, der nach der Premiere oft in ein schwarzes Loch fällt, steht der Läufer da und hat plötzlich nichts mehr zu tun. Gerade war man noch auf 180 und jetzt – Leere. Das passt nicht. Vor allem passte es nicht beim Spartathlon, der bis ins Ziel für mich sehr stressig war. Auch nicht beim Badwater, bei dem das Erreichen des Ziels nicht sehr wahrscheinlich war. Kein Vergleich zum UTMB, bei dem ich das Ziel locker und mit ausreichenden Reserven erreichen durfte. Und – ich geb’s ja zu – mit herrlich viel Applaus!

Tiefe Erlebnisse

Da wäre noch etwas zu meinem läuferischen Lebenslauf: Seit April 2001 laufe ich mit blinden oder schwer sehbehinderten Kindern und auch einigen Erwachsenen des Bundes-Blindenerziehungs-Instituts (BBI). Jeden Dienstag bin ich „am laufenden Band“ unterwegs durch die Prater Hauptallee. Ein uns Begleitläufern inzwischen sehr lieb gewordener Termin. Es tut im Herzen gut, seinen Laufspleen so sinnvoll sozial einsetzen zu dürfen. Mit einer oder einem Blinden gar einen Bewerb erfolgreich zu laufen, zählt überhaupt zu den tiefsten Erlebnissen, die sich ein halbwegs empathisch eingestellter Läufer – das sind sie eh alle – antun kann. Und tatsächlich: 2011 durfte ich Andrea Jandl beim Berlin Marathon erfolgreich 42 Kilometer lang begleiten.

Unter uns gesagt: Nicht ich laufe mit diesen Menschen, sondern eher sie mit mir, denn wenn ich ehrlich bin, können sie mir in Sachen Lebenseinstellung viel mehr beibringen als ich ihnen sportlich.

MARATHON DES SABLES 2000

„GUD MOANING, SAHALA!“1

Als Hobbyläufer haben wir alle Lust am Laufen, selbst wenn es – quasi an der Longe – immer im Kreis geht. Für die Wüste aber muss man den Zirkel verlassen. Die Lust wird einem Praxistest unterzogen. Es wird ernst, denn man hat im Grunde nur sich selbst! Die Herausforderung heißt: in einer Woche, in einer uns fremden Welt, nahezu ohne technische oder moralische Unterstützung eine festgelegte Distanz zu schaffen.

Romantische Einleitung

Ich wusste nicht, wie schön die Wüste ist. Wenn wir Mitteleuropäer von einer Landschaft jene Merkmale weglassen, die uns spontan dazu einfallen, um sie als schön zu bezeichnen – meist ist es jegliche Art von Vegetation, der grüne Wald, die blühende Wiese –, bleibt immer noch Bewunderung für Fels und Berg, für fast jegliches halbwegs saubere Gewässer oder die womöglich unberührte Winterlandschaft. Die Wüste aber ist in unserem Gehirn eher unter der Kategorie „feindlich“ abgelegt. Man muss sie erlaufen, um sie zu erfahren.

Die Wüste ist endlos, im statischen Gleichgewicht, ruhig – nein, still –, sanft, harmonisch, majestätisch, vergleichbar mit dem Gang des Dromedars, zugleich abwechslungsreich und auf ihre Art unendlich vielfältig, bis ins kleinste Detail. Die Wüste empfand ich in sanften Pastelltönen, weiblich und warm. Sie ist weder jugendlich frech noch männlich dynamisch. Nicht aufregend, nicht fesch, nicht farbenfroh oder plakativ. Aber auch niemals wüst! Und keineswegs feindlich. Jedenfalls nicht feindlicher als das Hochgebirge, das Meer oder der Winter. Ihr Wesen ist nicht auf einer kurzen Safari zu spüren. Sie bietet auch kaum Action, schon gar nicht zu Fuß. Aber man spürt sie mit den Füßen. Und spätestens am zweiten Tag liebt man sie.

Noch romantischere Einleitung

Ich war vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, als ich mit meinem Vater auf der Rax, einem Hausberg der Wiener, gestanden bin und vom Rand des Plateaus Richtung Payerbach, Gloggnitz und hinüber zum Sonnwendstein geschaut habe. Damals dürfte ich das erste Mal realisiert haben, was Entfernung bedeutet.

„Mein Gott, ist die Welt groß!“, dachte ich mir. „Dahinter muss aber dann bald Schluss sein mit der Welt. Da wohnen sicher schon die Amerikaner.“

Die zwölf Kilometer – so weit ist der Sonnwendstein von der Rax entfernt – dürften sich damals in meinem Kopf als Einheit für „wahnsinnig, geradezu unüberbrückbar weit“ festgeeicht haben.

In der Wüste läuft man einen Marathon nicht von der Wiener UNO-City in so vielen Mäandern wie überhaupt nur möglich zum Heldenplatz. In der Wüste läuft man 42 Kilometer nach Osten, und danach ist man eben 42 Kilometer vom Startplatz entfernt. Marathon pur. Ohne Schnörkel – einfach großartig! Durchschnittlich sieht man etwa eine starke Laufstunde weit; die trockene Luft lässt Entfernungen eher größer erscheinen. Man läuft pro Tag also bis zu achtmal so weit, wie man sehen kann. Bis zu achtmal bis zum Horizont oder – in meiner kindlichen Anschauung – ein paarmal bis ans Ende der Welt. Jeden Tag. Und das spürt man. Das tut gut. Wie wenn man von einem Berggipfel ins Tal hinunterschaut – man hat einen Überblick über seine Leistung. In der Wüste liegt das Abenteuer allerdings weniger im Laufen als im Bewältigen einer Strecke – unter schwierigen Bedingungen, auf unbekanntem Terrain, aber mit vielen ähnlich Eingestellten.

Der Aufwand

In der Wüste braucht man vor allem Wasser, Ausdauer und ein paar Gleichgesinnte. Praktisch aber stellt einem Monsieur Patrick Bauer ein paar Hundertschaften an Personal für die anscheinend notwendige Infrastruktur und deren Logistik zur Verfügung. Von den Chauffeuren für die LKWs, die mit ihren Helfern den Läufern entweder nach- oder vorausfahren und täglich rechtzeitig unsere Berberzelte aufstellen, über die Köche, die nicht nur die Ärzte und ihre Mitarbeiter versorgen, sondern auch alle Läufer, die schon aufgegeben haben, bis zu den Kontrolleuren, Hubschrauberpiloten und den EDV-Leuten kommt da einiges zusammen.

Die insgesamt 235 Kilometer teilten sich im Jahr 2000 auf sechs Etappen zu 28, 34, 37, 76, 42 und 18 Kilometer auf. Nach der langen Etappe gab es einen Ruhetag – wenn man ihn nicht für den Rest der 76 Kilometer brauchte.

Reportagen

Es ist schade, dass die Berichte oder die Videos über den Marathon des Sables in Marokko nicht versuchen, das zu vermitteln, was er ist: die direkte Kombination aus Lauflust und Abenteuer. Ich bin der Meinung, dass der Des Sables zu den beeindruckendsten, reizvollsten und nachhaltigsten Erlebnissen zählt, die sich ein Läufer „antun“ kann. Und ich bin überzeugt, dass diese Behauptung von den 570 Finishern (84 Prozent des Starterfelds) des 15. Des Sables unterstützt wird. Logisch, auf den Beifall derer, die im Ziel nicht vor Glück weinen konnten, weil sie nicht – jeder einzeln – vom Veranstalter umarmt wurden, werde ich wohl verzichten müssen.

Bei sämtlichen Reportagen über diesen Lauf steht immer nur die Gefährlichkeit im Vordergrund, da kann’s nicht reißerisch genug zugehen. Aber die Zielgruppe der Journalisten sind wohl eher die Zuschauer und nicht unbedingt die Aspiranten. Vom härtesten, heißesten und gefährlichsten Marathon habe ich gelesen, von Hitzekollaps, saunaähnlichen Temperaturen, von verbrannter Haut, von vom Rucksack aufgescheuerten Schultern, von handtellergroßen Blasen und abgehenden Zehennägeln, von Arm- und Beinbrüchen, von Sandstürmen, vom Verdursten (zumindest beinahe), von Schlangenbissen, abgängigen Verirrten, von vor Erschöpfung Ohnmächtigen und, und, und …

Ein Wüstenlauf ist ein sehr intimer Lauf. Man ist unter sich. Da gibt’s garantiert kein Publikum! Dafür eine ganz besondere Kameradschaft!

Viel zu tun, bevor es losgeht …

Nach Marokko mitbringen muss man nicht viel mehr als Abenteuerlust, Ausdauer, etliche Kilo Gepäck (unter anderem die Nahrung für eine Woche) und reichlich Geduld für bürokratische Hürden. Geboten werden einem ein paar Hundert Gleichgesinnte, anscheinend alljährlich eine neue Strecke, eine dezente Infrastruktur und ein funktionierendes Sicherheitsnetz. Sonst nichts – außer Wasser, das heißt insgesamt ca. 75 Liter „Sidi Harazem“ in Eineinhalb-Liter-Flaschen, und primitive, an zwei Seiten offene Neun-Mann-Zelte aus zusammengenähten Kaffeesäcken.

Der finanzielle Aufwand für Anreise, Nenngeld, Ausrüstung und Verpflegung beläuft sich auf beinahe 14 Euro pro gelaufenem Kilometer. Da sollte man sich eigentlich für jeden einzelnen gebührend Zeit nehmen! Das klingt nach viel Geld, andererseits sollte jeder einmal das Gedankenexperiment wagen und die Kosten des letzten Badeurlaubs auf die geschwommenen Kilometer herunterbrechen …