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Wyatt Earp
– 202 –

Wer erschoss Masterson?

William Mark

Impressum:

Epub-Version © 2019 KELTER MEDIA GmbH & Co. KG, Sonninstraße 24 - 28, 20097 Hamburg. Geschäftsführer: Patrick Melchert

Originalausgabe: © KELTER MEDIA GmbH & Co.KG, Hamburg.

Internet: https://ebooks.kelter.de/

E-mail: info@keltermedia.de

Dargestellte Personen auf den Titelbildern stehen mit dem Roman in keinem Zusammenhang.

ISBN: 978-3-74095-244-0

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Der riesige Vormann lehnte am Corralgatter und blickte aus schmalen pulvergrauen Augen auf die zarte Frauengestalt, die drüben auf dem kleinen Rasenstück hinten dem Ranchhaus Wäsche zum Trocknen aufhing.

Jack Fleet war ein Mann von sicher einsfünfundachtzig Größe, mit mächtigen muskulösen Schultern und einem ungeschlachten groben Körper, auf dem ein kantiger Schädel mit derben Gesichtszügen saß. Seine Haut war von Pockennarben besät, und was sein Gesicht besonders unangenehm machte, war die Tatsache, dass seine Augen keine Wimpern zu haben schienen. Auch das Schläfenhaar war ihm durch eine Krankheit – vielleicht waren es die Pocken, die ihn in seiner Jugend befallen hatten – ausgefallen. Er trug einen grauen Stetsonhut, der über seinem braunen Band mit Schweißstellen besetzt war, ein verwaschen blaues kragenloses Hemd und ein Halstuch, dessen gelbe Farbe ebenfalls längst verblichen war. Seine Hose war grau und schwarz gestreift und wurde von derben Trägern gehalten. Tief über seinem linken Oberschenkel hing in einem schweren Halfter am ledernen patronenbesetzten Gurt ein großer Remington Revolver. Die enganliegenden Hosen liefen über die kurzen Schäfte seiner hochhackigen sporenbesetzten Stiefel aus.

Fleet war bestimmt kein schöner Mann, aber er war ein Typus, der durchaus hierher in dieses Land und zu diesem Job passte. Er stammte nicht aus Kansas, sondern oben aus den grünen Bergen Wyomings, aus der Gegend von Lander, wo im Fremont-County südlich von Riverton die berühmtesten Weideplätze der ganzen Staaten lagen. Berühmt deswegen, weil sie an Größe sogar die gewaltigen Ranches von Texas übertrafen; nicht nur an Größe, sondern vor allem an Fruchtbarkeit des Bodens und an gesundem, kraftstrotzendem Vieh. Fleet war ein ausgezeichneter Cowboy, und als er sich vor etwas mehr als drei Jahren hier bei Harry Wal um den Job eines Vormanns bewarb, wurde er von dem Rancher sofort angenommen. Wal glaubte auch davon überzeugt sein zu können, einen wirklich guten Griff mit dem Wyomingman getan zu haben.

Dies schien indessen nur so.

Denn obgleich Fleet ein ausgezeichneter Cowboy war, gab es doch etwas an ihm, das seine Fähigkeiten als Cattleman bei weitem in den Schatten stellte: seine verhängnisvolle Leidenschaft für die junge Frau des Ranchers.

Gladys Wal war eine Frau von fünfundzwanzig Jahren, die von so auffallender Schönheit war, dass man es einem Mann kaum verübeln konnte, wenn er sich nach ihr umdrehte oder gar sich heimlich in sie verliebte. Die junge Rancherin der Walnut-Ranch (wie Wals Ranch heute nicht mehr ganz begreiflicherweise nach der Quelle des Walnut Creek genannt wurde) war das Herzstück der großen Viehranch. Mochten die Cowboys anfangs geglaubt haben, als ihr Boss die hübsche junge Frau aus dem fernen Illinois hergeholt hatte, dass es allenfalls eine hübsche Zierpuppe sei, so waren sie doch sehr bald von dieser Ansicht bekehrt worden, denn die junge Rancherin bewies allen, dass sie durchaus einem solchen Betrieb vorzustehen verstand. Mit großer Umsicht leitete sie die beiden Mägde in der Küche, kümmerte sich um die gesamte Wäsche und hatte alle schriftliche Arbeit übernommen, die der Rancher bisher selbst erledigen musste. Kurz gesagt: Gladys Wal war ein großer Gewinn nicht nur für ihren Mann, sondern auch für die Ranch selbst. Jeder wusste das.

Und niemand wusste es besser als der Vormann Jakson Fleet.

Als er auf die Ranch kam, damals an einem Frühjahrstag des Jahres 1882, hatte er geglaubt, nicht richtig gesehen zu haben, als auf dem weit vorspringenden Terrassenbau plötzlich die junge Frau auftauchte.

Der Rancher, der unten bei ihm am Brunnen stand, deutete kurz hinüber und sagte: »Das ist meine Frau, Fleet.«

Der Vormann tippte mit einer hölzernen Bewegung an den Hut und vermochte den Blick nicht von der Frau zu reißen.

Schon in dieser ersten unseligen Minute, in der er auf den Hof gekommen war und Gladys Wal gesehen hatte, war der Tropfen, der das Unglück über die ganze Ranch bringen sollte, in seine Seele gefallen.

Das Leben des Wyoming-Cowboys Fleet war bis zu diesem Tage in klaren nüchternen Bahnen verlaufen, und wenn Fleet auch nicht gerade ein bequemer Cattleman war, ein Mensch mit dem leicht auszukommen wäre, so hatte doch niemand Veranlassung gehabt, sich über ihn zu beschweren. Eben weil er ein guter Cowboy und ein einfacher Mensch war.

Wenn aber später nach den Ereignissen Zeitungsleute und Historiker hingegangen sind, um nun ein Teil der Schuld, und sei es auch nur ein Gran, auf die auffällige Schönheit der jungen Rancherin abzuwälzen, so muss das gerechterweise scharf zurückgewiesen werden. Niemals kann die Schönheit einer Frau das Verbrechen entschuldigen, das ein Mann ihretwegen begeht.

Und an dem Verbrechen des Cowboys Fleet trug die junge Gladys Wal nicht die geringste Schuld, im Gegenteil …

Der Vormann lehnte jetzt an dem ausgedörrten Gatter des Corrals und blickte, durch die Stallrückwand gegen den Hof hin gedeckt, zu dem Rasenstück hinüber auf die schlanke Gestalt der Frau, folgte mit gierigen Blicken den anmutigen Bewegungen der Rancherin, die die Wäschestücke aus einem großen Korb nahm und auf die Leine brachte.

In den Augen des Cowboys stand plötzlich ein seltsames Glimmen. Wenn ihn jemand jetzt beobachtet hätte, wäre er wahrscheinlich sehr verwundert gewesen, da dieser Ausdruck bisher von niemandem im Gesicht des Wyomingman wahrgenommen werden konnte.

Und genau in diesem Augenblick drehte sich Gladys Wal um. Mit verwundertem Blick sah sie den Weidemann an.

Der riss sich vom Gatter los, fuhr sich mit der klobigen Linken durch sein wie geschnitzt wirkendes hartes Gesicht, schluckte und tippte dann an den Hutrand, um sich gleich darauf abzuwenden.

Wie benommen stand die junge Frau da, denn sie hatte den Blick des Mannes mit dem Instinkt der reifen Frau sofort richtig gedeutet. Er hatte sie wie ein Schlag getroffen.

Reglos verharrte sie auf der Stelle und blickte hinter dem hochgewachsenen bulligen Mann her, der jetzt am Corralgatter entlang ging und auf das Mannschaftshaus zuhielt.

Wie es ihre Art war, so hatte die Frau, die ja nicht aus dem einsamen, noch fast wilden Lande stammte, wo einfaches Denken üblich war, sondern aus der Illinoisstadt Kewane, es sich angewöhnt, über alles und jedes nachzudenken; so hatte sie auch über den Cowboy Fleet nachgedacht. Aber nicht allzu gründlich. Er war ihr immer als ein grobschlächtiger einfacher Mensch erschienen, der sie zwar zuweilen linkisch betrachtete, aber außer der Tatsache, dass er ein sehr guter Cowboy war, eben nicht weiter auffiel.

Und nun diese Entdeckung!

Gladys Wal strich sich mit ihrer zartgliedrigen Linken eine lange, widerspenstige blonde Haarsträhne aus der Stirn und versuchte fast verzweifelt, dem bösen Gedanken, der sie da angesprungen hatte, irgendwie entrinnen zu können. Aber es wollte ihr nicht gelingen. Überdeutlich hatte sie den Blick des Mannes erfasst. Es war etwas in seinen Augen gewesen, den sie bisher nie in seinem Blick wahrgenommen hatte. Und es war etwas, was jede Frau sofort zu deuten wusste.

Die Stimme ihres Mannes auf dem Hof, der einem älteren Cowboy etwas zurief, ließ sie zusammenfahren.

Sie bückte sich nieder, nahm den leeren Korb auf und ging am steingefügten Küchenhaus vorbei über den Hof auf den Vorbau des Ranchhauses zu, auf dessen Treppe Harry Wal, der Viehzüchter, stand. Wal war ein Mann Anfang der Vierzig, mittelgroß, mit hagerem Körper und müden Bewegungen. Die anderthalb Jahrzehnte, die er hier zum Aufbau der Ranch gebraucht hatte, waren zu anstrengend für ihn gewesen. Sie hatten ein gut Teil seiner Lebenskraft aufgefressen. Dennoch aber schien er hinfälliger, als er war. Er besaß eine zähe Natur und eine verhältnismäßig gute Gesundheit. Er war oft von seinen Cow­boys unterschätzt worden. Und immer wieder hatten sie zu ihrer Verblüffung erkennen müssen, ein wie zählederner Bursche dieser Mann doch war.

Der Kampf in den Siebziger Jahren gegen die Indianer, die immer und immer wieder versucht hatten, den weißen Eindringling hier zu vertreiben, hatte ihm nicht allzu viel ausgemacht, denn damals war er noch jung gewesen – in den Zwanzigern – und hatte mit dem ungestümen Eifer der Jugend mehrmals die Ranch wieder aufgebaut, die ja damals noch verhältnismäßig klein war. Dann aber, als die Roten endlich den Fight gegen ihn aufgegeben hatten, und als er geglaubt hatte, nun endlich Frieden zu haben, waren die anderen gekommen, die schlimmer waren als die Indianer: die weißen Horden. Es waren Banden, die seit mehr als zehn Jahren durch die Lande zogen, die sich nach Ende des Krieges gebildet hatten, aus streunenden Soldaten bestehend, die das Land nach wie vor heimsuchten. Man hat noch Ende der Achtziger Jahre solche Banden in den Weststaaten bekämpfen müssen, was beweist, wie hartnäckig die ehemaligen Soldaten an ihrem Freibeuterdasein festhielten. Sie waren darüber teilweise sogar grau geworden und dachten doch nicht daran, sich in die Welt der bürgerlichen Ordnung zurückbringen zu lassen. Einmal an die sogenannte wilde Freiheit des Abenteurers gewöhnt, ließen sie sich nicht mehr davon abbringen. Diese Banden waren es, die dem jungen Rancher in den letzten Siebziger Jahren und noch bis in das Jahr 1880 hinein zu schaffen machten. Zweimal musste er seine niedergebrannte Ranch neu aufbauen. Dann waren es Stallungen, Scheunen und Corrals, die im von wütenden Banditen eingerissen wurden. Und als dann endlich auch diese Horden abgezogen waren, kam der nächste Feind: eine zwei Jahre aufeinander folgende große Dürre, die den gesamten Viehbestand der Walnut-Ranch zu vernichten drohte. Aber auch diesen furchtbaren Schlag überstand der zähe Engländer Harry Wal und rettete sich in eine bessere Zeit hinüber – ohne zu ahnen, dass bereits der nächste Schlag gegen ihn geführt wurde. Dieser Schlag sollte der schlimmste sein, obgleich dazu nur ein einzelnes Wesen ausgeholt hatte: ein Mann.

Sein eigener Vormann.

Fleet hatte jetzt den Ranchhof ebenfalls erreicht, war am Stallhaus entlang gegangen, hatte die zweiteilige Tür aufgestoßen und brüllte in den für ihn so typischen schnarrenden Ton: »Jim! Der Boss braucht sein Pferd!«

Ein kleiner krummbeiniger Cowboy mit abstehenden Ohren, langer spitzer Nase und zu eng beieinander stehenden Augen, kam herausgeschlurft, ließ einen seiner Hosenträger klatschend gegen die eingefallene Hühnerbrust knallen, zog das schmierige schwarze Halstuch, das ihm lose um den Hals gehangen hatte, zu einem Knoten zusammen und fuhr sich dann mit der gichtigen Rechten durch sein struppiges Haar.

»All right, Vormann.«

»Augenblick«, meinte der Wyomingman, indem er über den Hof sah, die Frau, die jetzt die Veranda erreicht hatte, mit einem kurzen Blick streifte und sich dann zum Rancher hinüber wandte: »Reiten wir aufs Vorwerk, Boss?«

Wal, der seinen Hut abgenommen hatte und sich mit dem blaugewürfelten Taschentuch durchs Schweißband fuhr, nickte: »Ja, ja, wir reiten zusammen.«

Der Vormann blickte den Cowboy Jim nur an, und der hatte verstanden.

Wenige Minuten später kam er mit zwei gesattelten Pferden heraus.

Das eine war ein brauner Wallach, starkknochig, zäh und nicht von besonderer Klasse. Es war das Pferd des Vormannes. Das andere Tier war ein grauer Hengst, hochbeinig und von guter Rasse. Es war das Pferd des Ranchers.

Während der Rancher am Brunnen in der Hofmitte seiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen war, nämlich einen der verbeulten Eimerbügel wieder hinzubiegen, hatte sich der Vormann in seiner Kammer, die am Ende des Bunkhauses neben dem Schlafraum der anderen Cowboys lag, seine Weste und einige Gerätschaften geholt, die er mit auf das Vorwerk nehmen wollte. Es waren Werkzeuge, die er zur Reparatur eine Tür an der Holzhütte des Vorwerks benötigte.

Die beiden so ungleichen Männer trafen sich an dem Stalltor und zogen sich in die Sättel. Dann ritten sie nebeneinander aus dem Hof.

Oben an der Tür des Ranchhauses stand Gladys Wal und blickte gedankenverloren hinter ihnen her.

Seit fünf Minuten hatte eine bleierne Last ihre Seele beschwert. Wie ein Schatten hatte er sich plötzlich über den ganzen Ranchhof gelegt.

Ahnte sie, was da über sie hereinzubrechen drohte?

Und wenn sie es mit dem feinen Instinkt des Weibes geahnt hätte – sie wäre doch nicht in der Lage gewesen, es abzuwenden.

*

Die beiden Männer hatten einen Weg von etwa vier Meilen nach Norden zurückzulegen, wo am Rande der großen Weide eines der beiden Vorwerke der Walnut-Ranch stand.

Harry Wal hatte es vor sieben Jahren selbst mit Hilfe einiger Cowboys errichtet, wie er er ja auch die Ranch selbst gebaut hatte. Es waren zwei Blockhütten, die so gestellt waren, dass sie im Winkel zueinander standen und eine Art kleine Ranch bildeten. Hier konnten die Cowboys übernachten, sich ihr Essen kochen und hatten niemals einen langen Weg zu der Herde, die immer hier in der Nähe und weit hinüber an den Sandhills stand, die weiter, anderthalb Meilen von der Ranch entfernt waren. In den Sandhills hatte Wal eine Vorstation errichtet, in der immer zwei, drei Cowboys, manchmal auch mehr, stationiert waren, je nachdem, wieviel er zur Verfügung hatte. Der Bestand der Mannschaft wechselte jeweils mit der Jahreszeit. Im Winter wurden naturgemäß bedeutend weniger Leute auf solcher Viehfarm benötigt, als etwa im Frühjahr, im Sommer oder im Herbst.

Die beiden Reiter hatten etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als der Vormann einen scheelen Seitenblick auf seinen Herrn warf und wie nebenher meinte: »Es wäre gut, wenn jetzt die Sommerherde an den Mann gebracht werden könnte.«

Der Rancher warf den Kopf herum und blickte seinen Vormann verwundert an.

»Jetzt schon?«

»Ja«, entgegnete der Cowboy grob.

»Weshalb denn?«

»Weil es notwendig ist.«

Harry Wal hatte seinen Hengst angehalten und stützte sich mit beiden Händen aufs Sattelhorn, wobei er den Cowboy forschend anblickte.

»Wie wäre es, Fleet, wenn Sie mir das etwas genauer erklären würden.«

Der Wyomingman hasste diesen scharfen Ton an dem Rancher, weil er etwas Herrisches an sich hatte; etwas von dem, was er selbst gern besessen hätte und doch nicht besaß: nämlich Autorität.

»Was gibt’s da groß zu erklären. Es steht überall schlecht. Auf der Bank sitzen wir in der Kreide, bei sämtlichen Kaufleuten, beim Schmied und –«

»Was reden Sie da? Bei der Bank? Was soll das denn heißen? Ich denke, da stehen noch einige tausend Dollar?«

Der Rancher, der seiner Frau zwar sämtliche schriftliche Arbeit überlassen hatte, war damals, als der Cowboy Fleet zu ihm gekommen war, und gesagt hatte, er könne die ganze Arbeit, die mit dem Geld zusammenhing übernehmen, so erleichtert gewesen, dass er ihm tatsächlich diese Arbeit übergeben hatte.

Fleet hatte seitdem sämtliche Geldgeschäfte der Ranch abgewickelt – und es dabei belassen, den Boss nur hin und wieder über den Stand der Dinge zu unterrichten.

Die wirtschaftliche Lage der Ranch schien sich offensichtlich in den letzten Jahren so gewaltig verschlechtert zu haben, dass der Rancher manche schlaflose Nacht verbracht hatte. Zwar hatte ihm der Cowboy noch niemals so unverblümt wie jetzt erklärt, wie er aussähe, aber er hatte doch immer wieder durchblicken lassen, dass es mit dem Verkauf der Frühjahrs- und der Herbstherden nicht so stand wie früher; dass die Agenten weniger zahlten, dass vor allem alles, was die Ranch benötigte, teurer und teurer geworden wäre. – Doch niemals hatte der Rancher mit so brutaler Offenheit erfahren müssen, wie es wirklich um den wirtschaftlichen Stand der Ranch aussah.

Vielleicht hätte der Cowboy Fleet seinem Boss auch an diesem Tage nicht so rücksichts- und schonungslos erklärt, wie schlecht die Lage sei, wenn er nicht heute beschlossen hätte, endlich seinen Plan ins Werk zu setzen. Der Wyomingman Jackson Fleet hatte nicht mehr und nicht weniger vor, als Gladys Wal an sich zu reißen – und mit ihr die gesamte Ranch. dass das die Vernichtung des Ranchers bedeutete, war für ihn nur zweitrangig. Irgendwie würde sich das schon finden, hatte er sich bisher immer gesagt.

Aber in dieser Minute, in der er vorhin am Gatter gestanden und der Frau in die Augen gesehen hatte, war ihm plötzlich ganz klar geworden, dass er handeln musste, wenn er sein Ziel erreichen wollte. Diese Gladys Wal war keine Frau, die sich im Fluge erobern ließ. Und nie und nimmer würde es ihm gelingen, die Ranch an sich zu reißen, wenn er nicht vorher den Rancher zu Fall gebracht hatte.

Der Gedanke, Gladys Wal für sich zu gewinnen, war ihm schon in den ersten Tagen seines Aufenthaltes auf der Ranch gekommen – aber erst mit der Zeit hatte er festere Formen angenommen; genauer gesagt, er umschloss nicht nur den Besitz der Frau, sondern auch den Besitz der Ranch. Und zwangsläufig bedeutete das die Vernichtung des Herrn dieser Ranch.

Anfangs glaubte er den richtigen Weg zu gehen, wenn er sich zunächst um die Frau bemühte. Aber da schien alles fehlzuschlagen, denn die hübsche Gladys hatte nur Augen für ihren Mann. Sie war nicht nur eine schöne, sondern auch eine tugendhafte Frau.