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Die großen Western
– 281 –

24 Stunden Zeit

G.F. Wego

Impressum:

Epub-Version © 2019 KELTER MEDIA GmbH & Co. KG, Sonninstraße 24 - 28, 20097 Hamburg. Geschäftsführer: Patrick Melchert

Originalausgabe: © KELTER MEDIA GmbH & Co.KG, Hamburg.

Internet: https://ebooks.kelter.de/

E-mail: info@keltermedia.de

Dargestellte Personen auf den Titelbildern stehen mit dem Roman in keinem Zusammenhang.

ISBN: 978-3-74095-469-7

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Es ist Zora Torray, als sei der Mann, der dort kommt und einfach durch das Tor in den Hof reitet, ihm irgendwie bekannt.

Jedoch sind zu viele Männer Zora begegnet. Er kann sich nicht alle Gesichter merken, selbst wenn er es wollte. Dieser Mann, der nun kommt und sich – wohl in der Meinung, daß Zora ihn nicht gesehen haben kann – vor dem Tor noch einmal umblickt, erinnert Zora an die anderen Männer, die zu ihm gekommen sind.

Mit diesem aber, und das Gefühl wird ihn nicht trügen, hat es einen andere Bewandtnis.

Zora hat ihn schon entdeckt, als er den Hügel herabgeritten ist, der vor dem Kershaw Canyon als eine breite, stark gewellte Erhebung liegt. Die Staubwolke hat ihn verraten.

Keine dreißig Meilen weiter ist die Straße, doch der Mann muß gewußt haben, wie er von hinten zum Office gelangen kann. Er hat den Seitenweg benutzt und befindet sich schon am Tor.

»Hallo«, sagt der Mann, während das Pferd leise schnaubt, das nun am Holzstapel mit den auseinandergekeilten Baumstammenden steht. »Hallo… Torray?«

Zora Torray wendet sich, das Beil mit einem kurzen Schwung in den Haublock schlagend, langsam um. Aus der Nähe wirkt das Gesicht des Fremden grob. Die Spuren von Pockennarben machen es nicht gerade anziehend. Und die hellen farblosen Augen sind für Zora wie die Augen eines toten Fisches, der drei Tage am Ufer eines Flusses in der Sonne gelegen hat.

»Ja«, sagt er. »Ich bin Torray.«

Er glaubt nun doch etwas wie Überraschung in den Augen des Fremden zu erkennen, dessen hochbeinige Fuchsstute mit Staub bedeckt ist.

»Holzhacken«, sagt der Fremde und verzieht seinen Mund, wahrscheinlich soll das ein Lächeln sein, »das ist auch eine Beschäftigung für – für einen Sheriff.«

Sheriff Zora Torray bleibt so ruhig, daß der leichte Spott, der aus den Worten des Fremden herauszuhören ist, wie von einer Mauer abprallt. Es ist immer Torrays größte Stärke gewesen, die Ruhe zu bewahren. So auch hier.

»Nicht die schlechteste Beschäftigung«, erwidert er. »Man kann mit Arbeit viele Dinge überwinden, glaube ich. Was kann ich für dich tun, mein Freund?«

Es ist seine Angewohnheit, jeden Mann seinen Freund zu nennen, eine Redensart, die oft im krassen Widerspruch zu dem steht, was ein Sheriff tun muß.

Und das ist manchmal nicht wenig, geschweige denn, daß es etwas mit Freundschaft zu tun hat.

»Ich suche einen Mann, Sheriff, der hier in der Gegend lebt. Ich brauche keine Unterstützung, ich brauche nur den Mann und den Ort, an dem er sich aufhält, das ist alles.«

»Nicht mehr?« fragt Zora so ruhig, daß der Mann ihn kurz anblickt. »Wenn es nicht mehr ist?«

»Mein Name ist Rose, William Rose, Torray. Darf ich absteigen? Ich halte dich nicht lange auf.«

»Natürlich nicht«, murmelt Zora. »Du hast es eilig, sehe ich.«

»Genau das, Sheriff.«

William Rose wirft die Zügel seiner Stute locker auf den Sägebock, dann steigt er ab, schlingt die Zügel um den Bock und deutet auf die Tür.

»Wollen wir nicht besser ins Office gehen?« fragt er dann.

Einen Augenblick denkt Zora, daß der Mann sehr sicher sein muß, seinen Auftrag allein durchführen zu können. Vielleicht hält er Zora wirklich für einen Sheriff, der sich ungern in rechtlich einwandfreie Dinge mischt, aber Rose irrt sich gewaltig.

»Sicher, mein Freund, gehen wir hinein.«

Er geht voraus, aber er hält sich etwas schräg, so daß er William Rose aus den Augenwinkeln immer noch sehen und jede Bewegung des Mannes erkennen kann.

Im Office steht die zweite Tür zu den Zellen offen. Vom Gang ist nicht viel zu sehen. Und von dem Mann, der in einer der drei Zellen liegt, ist auch nichts zu hören. Wahrscheinlich wird Tinky schlafen.

Torray bleibt am Tisch stehen, deutet auf einen der Stühle, sieht jedoch, daß Rose den Kopf schüttelt und in die Brusttasche seiner dunklen Weste greift.

Dann zieht Rose einen Umschlag aus steifem gelbem Kartonpapier heraus, öffnet ihn und sucht unter einigen Schriftstücken, bis er wohl das richtige Papier gefunden hat.

»Hier«, sagt er mit seiner kühlen, unpersönlichen Stimme träge. »Das ist der Befehl des Richters. Und neben ihm, das angeheftete Blatt, eine Beschreibung.«

Er schiebt Torray das Papier über den Tisch zu, einen der üblichen Vordrucke, unterzeichnet von Richter Baldwin aus Monticello, Utah.

Torray liest den Namen, und obwohl er im gleichen Augenblick weiß, um welchen Mann es sich handelt, bleibt er ganz ruhig.

»Die Beschreibung«, sagt William Rose träge, »ist auf der anderen Seite, Sheriff.«

»Ich weiß.«

Joel Clason, denkt Torray und liest den Text durch.

Joel Clason. Das hätte ich nie gedacht, ausgerechnet der?

»Er hat einen Mann erschossen«, sagt Rose, und nun klingt seine Stimme gar nicht mehr unpersönlich, eine Tatsache, die Torray aufmerksam werden läßt. »Er hat Budd Farrigan erschossen.«

»Ja, ich lese es«, erwidert Torray kühl. »Hier steht, daß Clason Farrigan in einem Duell getötet hat. Du willst ihn nach Monticello bringen, damit gegen ihn verhandelt werden kann?«

Er blickt nicht hoch, er wartet auf die Antwort von Rose. Der Mann zaudert etwas.

»Ja«, sagt er dann. »Das will ich. Er kommt vor Gericht. Wenn es auch Totschlag gewesen ist, abgeurteilt muß er werden, wie?«

»Natürlich, natürlich«, antwortet Zora Torray gemütlich und greift nach dem Zigarrenkasten, um sich eine Zigarre anzuzünden.

»Die Sache ist ja schon ein Jahr und drei Monate her, sehe ich gerade. Dieser Befehl hier ist aber erst vor vier Wochen ausgestellt worden. Warum so spät, mein Freund?«

Es ist die Tatsache des sehr späten Festnahmebefehls, die Torray stutzig werden läßt. Entweder jagt man gleich einen Steckbrief durch den Draht überallhin oder man läßt einen Mann, der einen anderen erschossen hat, gleich suchen.

Hier aber hat sich der Richter Zeit gelassen, warum, das mag zu denken geben. So schwer scheint Richter Baldwin den Fall nicht angesehen zu haben.

»Spät?« fragt Rose hart. »Wir haben es nicht eher erfahren, das ist es. Ehe uns die Nachricht erreicht hat, ist über ein Jahr vergangen.«

»Euch?« fragt Torray zurück. »Wen meinst du damit, mein Freund?«

»Nun, sein Bruder und ich, wir beide.«

»Ach, du hast Farrigan gekannt?« erkundigt sich Torray und blickt langsam hoch. »Ein Freund von dir?«

»Nicht von mir, der Bruder meines Freundes. Hör mal, Torray, was sollen deine Fragen? Die Sache ist doch vollkommen in Ordnung. Hier ist der Befehl des Richters, der ist nun mal da, oder nicht? Wo finde ich Joel Clason?«

»In meinem County«, erwidert Zora beruhigend. »Wer sagt denn, daß ich dir Schwierigkeiten machen will, Rose? Ich wundere mich nur etwas, daß Farrigans Bruder nicht auch mitgekommen ist.«

»Er – er hat keine Zeit«, sagt Rose mit einem leichten Stocken. »Wenn ich eher von der Geschichte gehört hätte, dann…«

»Sicher, sicher.«

Torray geht zum Schrank, macht die Tür auf, nimmt seinen Gurt heraus und legt ihn um. Er weiß genau, daß ihn Rose mit Bestürzung beobachtet und sich eine Menge Gedanken macht, aber er schnallt den Gurt zu, steckt den Revolver nach kurzem Nachsehen in das Halfter und nimmt die Weste von der Stuhllehne hoch.

»Was soll das?« fragt Rose da auch schon. »Willst du mitkommen, Sheriff?«

»Ich denke, daß ich das tue«, erwidert Torray ganz freundlich, aber sehr bestimmt. »Immerhin soll in meinem County eine Verhaftung erfolgen, da muß ich zugegen sein, Rose. Du hast doch nichts dagegen?«

»Aber es ist nicht nötig«, antwortet Rose heiser. »Ich werde mit dem Burschen schon allein fertig.«

Torray, der sein Gewehr aus dem Regal nimmt, lächelt bitter vor sich hin. Er hört Tinky in der Zelle, die Pritsche knarrt.

»Ich bin anderer Meinung. Ich denke, es ist nötig, daß ich dabei bin«, sagt Torray sehr ruhig und sieht Rose an, in dessen Augen er etwas wie Wut zu erkennen glaubt. »Wir haben keinen langen Weg, Rose. Kennst du Joel Clason?«

»Ich werde ihn kennenlernen«, sagt Rose bissig. »Darauf kannst du dich verlassen, Sheriff. Ich werde ihn kennenlernen. Man hat mir einige Dinge von ihm erzählt.«

»Hoffentlich«, murmelt Torray kühl. »Clason ist ein schneller Mann, mein Freund, sehr schnell sogar. Ich möchte keine Schießerei, verstehen wir uns?«

»Wenn er sich wehrt…«

»Eben«, gibt Zora knapp zurück »Darum komme ich auch mit, damit wir uns richtig verstehen, Rose. Clason soll also Farrigan beleidigt haben, ehe es zu der Schießerei zwischen den beiden gekommen ist? Was ist das für eine Beleidigung gewesen? Weißt du das zufällig?«

Rose verzieht das Gesicht. Die Frage ist ihm sichtlich unangenehm.

»Es hat irgend etwas mit Pferden zu tun gehabt«, erwidert er dann. »Farrigan soll ein Pferd von Clason gekauft, soll es aber nicht ganz bezahlt haben. Daraufhin hat ihn Clason einen Betrüger genannt. Das Wort Pferdedieb ist auch gefallen.«

Torray sieht sein Gewehr nach und blickt William Rose nicht an. Dafür denkt er über Clason nach. Joel Clason ist vor gut einem Jahr ins County gekommen, ein ruhiger, wenig redender Mann, ein erstklassiger Reiter und schneller Schütze, der aber jedem Streit aus dem Wege geht. Er arbeitet jetzt für Blanchot, einen der größten Rancher am Rande des Dry Creek Tales.

Es gibt nichts Nachteiliges über Clason zu sagen, der Mann ist im Gegenteil hilfsbereit und anständig. Daß dieser ruhige, wenn auch schnelle Mann Farrigan einfach nur wegen einer banalen Pferdesache erschossen haben soll, das will Torray nicht ganz richtig erscheinen. Hinter der Sache scheint mehr zu stecken.

*

»Wie weit ist es?« fragt Rose. »Jemand aus Monticello hat mehrmals Post von Clason erhalten – aus diesem Nest, darum bin ich gekommen. Wie weit ist es?«

»Gut zwei Stunden«, antwortet Torray. »Wenn wir Glück haben, ist er auf der Ranch. Die Leute treiben Vieh auf, um es an die Bahn zu schaffen, er reitet die Pferde zu und wird vielleicht auf der Ranch sein, Rose.«

»Ich habe immer Glück«, antwortet Rose trocken und wartet darauf, daß Torray das Tor schließt. »Wen ich haben will, den bekomme ich auch.«

Torray gibt ihm keine Antwort. Er reitet scharf an und schlägt sofort den Weg nach Nordwesten ein.

Die Blanchot Ranch ist großflächig angelegt. Es gibt hier keine Enge, es gibt kein zweistöckiges Haus.

Damals hat Harry Blanchot das Haus einstöckig gebaut und es so gelassen, obwohl er mit den Jahren größer und größer geworden ist.

Was immer man von Blanchot sagen kann, es wird nichts Schlechtes sein. Harry Blanchot ist ein Mann, der hart arbeitet und sich keine Ruhe gönnt. Sein Junge ist erst neunzehn, seine Tochter einundzwanzig, ein bildschönes Mädel mit großen dunklen Augen und einem Lächeln, das einen Mann verwirren kann. Die Blanchots haben nicht das Glück von Henry Leeds besessen, einen riesigen Streifen Wald ihr eigen zu nennen. Während Henry Leeds mit seinem Wald und der einzigen Sägemühle des ganzen Gebiets ein unheimliches Geld verdient hat, ist den Blanchots nichts geschenkt worden.

Es gibt wenig Leute, die Torray aufrichtig bewundert, aber zu diesen Leuten gehört der alte Henry.

»Da ist jemand im Garten«, sagt William Rose, als sie über den staubigen Weg, an dem rechts und links wie zwei Mauern die Büsche stehen, von hinten auf die Ranch zureiten.

»Von mir aus hätten wir vorn herumreiten können, Sheriff.«

»Ja, ich weiß«, erwidert Torray ruhig. »Aber die Gefahr, daß Clason uns sieht, mein lieber Freund, ist mir ein wenig zu groß. Ich hoffe nur, daß Harry Blanchot im Haus ist, wenn nicht, dann wird schon irgendein anderer Mann hier sein, der ihn holen kann.«

»Wozu holen?« sagt Rose heiser. »Noch ein paar Stunden Aufenthalt, Sheriff? Ich will gleich mit dem Burschen los. Handschellen habe ich dabei.«

»Du hast an alles gedacht, wie?« fragt Zora knapp und blickt nach rechts, kann aber jedoch die Gestalt durch die Büsche nur undeutlich sehen. »Nun gut, ich kann dir keine Vorschriften machen, wenn du ihn mitnimmst, aber ich habe dir gesagt, wie die Dinge liegen.«

»Mich interessiert das nicht«, erwidert Rose hart. »Ob Blanchot nun keinen Zureiter hat oder doch einen, was geht mich das an?«

»Er könnte dir eine gewisse Summe zahlen, wenn du wartest«, murmelt Zora beiläufig.

»Summe? Ich will kein Geld, ich will diesen Clason. Und das schnell, Sheriff. He, es ist ein Mädchen.«

Zora kommt an die Lücke in der Buschreihe und blickt nach rechts auf das Mädchen. Ruth Blanchot ist schwarzhaarig, hat eine Hacke und stützt sich jetzt auf den Stiel, um zur Buschreihe zu blicken.

Sie ist keine dreißig Schritt entfernt, blickt Zora an und wird etwas rot.

Ruth ist wirklich ein besonders hübsches, sauberes Mädel, das jeder Mann gern nehmen würde, aber…

Aber, denkt Zora bitter, das Aber bin ich. Dabei weiß sie, daß zwischen uns nie etwas sein kann. Ich mag sie wirklich sehr gern. Sie würde eine prächtige Frau sein. Diese Blanchots haben alle etwas Frisches. Entscheiden sie sich, dann ist diese Entscheidung für alle Zeiten gültig. Mein Gott, das Mädel kann jedem Mann Herzklopfen verursachen, aber – aber, eben.

»Oh, Zora«, sagt sie erstaunt. »Ich habe eben erst den Hufschlag gehört. Wie geht es, willst du zu Vater?«

»Ja, ist er zu Hause?«

»Du hast wie immer Glück, er ist in seinem Arbeitszimmer. Zora Torray, was trägst du wieder für ein Hemd?«

Sie kommt lächelnd auf ihn zu, blickt Rose nur kurz an und streckt die Hand, die etwas voll Erde ist, zu Zora hoch.

»Etwas Besonderes?« fragt sie mit einem kurzen Seitenblick auf Rose. »Ärger, Zora?«

»Er hat nichts mit euch zu tun«, sagt er vorsichtig. »Das heißt jedoch nicht, daß sich Harry nicht ärgern wird. Wie geht es dir, Mädel?«

Sie duzen sich, weil es bei den Blanchots so üblich ist, einen Menschen der für sie wertvoll ist, ohne jede Förmlichkeit anzureden.

»Jetzt besser«, sagt sie mit einem Lächeln, das lustig sein soll, aber doch den Ernst durchblicken läßt. »Du bist eine Ewigkeit nicht mehr hier gewesen und ich nicht in der Stadt. Ich habe gedacht, wir würden uns morgen sehen, nun ist es schon heute. Warte, ich komme nach, du wirst durstig sein.«

»Schon, aber… Nun gut, hoffentlich kochst du den Kaffee nicht umsonst, Mädel.«

»Ist etwas Ernstes?« fragt sie sofort. »Hör mal, wir haben noch nie einen unserer Freunde ohne einen Schluck Kaffee gehen lassen.«

»Ich weiß, also mach es, aber es ist nicht sicher, ob mich Harry nicht hinauswirft.«

»Zora, das wird er nie tun.«

Er reitet langsam weiter, sie geht an der Seite des Pferdes und sieht zu ihm hoch.

»Morgen«, sagt sie leise. »Morgen wirst du vielleicht weggehen, Zora, fürchte ich. Leeds bietet seinen ganzen Einfluß auf, um seinen Mann Sheriff werden zu lassen, weißt du das? Wohin wirst du dann gehen? Nach Las Vegas?«

Er blickt sie an und schüttelt den Kopf.

»Sicher nicht«, sagt er und weiß genau, worauf sie gewartet hat. »Das wirst du nicht erleben.«

»Vielleicht solltest du es aber tun«, meint sie unbeirrt. »Es würde keine Schande sein nachzugeben, Zora.«

»Kennst du mich so wenig?«

Sie senkt den Kopf und schweigt, weil sie alles weiß und keine Fragen mehr stellen braucht. Zora wird nie nach Las Vegas gehen, eher wird er sterben.

Hinter dem Haus ist ein Balkon, an dem Zora absteigt und ruhig sagt:

»Wir können hinten durchgehen, Ruth. Der Weg zu seinem Arbeitszimmer ist so kürzer. Komm mit, Rose.«

Ruth blickt einmal knapp zu Rose hin, der gerade sein Pferd festbindet.

Ein Pferd, denkt Zora sehr nachdenklich, er hat nur ein Pferd, ziemlich seltsam, wenn er gleich weiter will. Nun gut, warten wir es ab.

Er geht los, betritt den Flur und hört eine Tür im Haus klappern. Gleich darauf kommen Schritte durch den langen Gang, der von einer Tür unterteilt wird.

Die Tür geht auf, der Mann steht mitten im Gang und blinzelt etwas gegen das helle Licht.

»Zora«, sagt er überrascht. »Nanu, was ist? Du kommst doch nicht ohne Grund, und Viehdiebe gibt es bei uns keine. Wer ist das?«

Er sieht Rose und blickt sofort auf die beiden nach außen ragenden Revolverkolben des Mannes.

In seinem Blick taucht jäh Mißtrauen auf.