Cover

Wyatt Earp
– 205 –

Und wieder Tombstone

William Mark

Impressum:

Epub-Version © 2019 KELTER MEDIA GmbH & Co. KG, Sonninstraße 24 - 28, 20097 Hamburg. Geschäftsführer: Patrick Melchert

Originalausgabe: © KELTER MEDIA GmbH & Co.KG, Hamburg.

Internet: https://ebooks.kelter.de/

E-mail: info@keltermedia.de

Dargestellte Personen auf den Titelbildern stehen mit dem Roman in keinem Zusammenhang.

ISBN: 978-3-74095-486-4

Weitere Titel im Angebot:

Der alte Barret, der oben in der Freemontstreet eine Hufschmiede betrieb, stieß einen Gesellen an und knurrte: »Mann, halte dich doch nicht in der Arbeit fest. Du musst dich bewegen. Wenn der Huf heute noch fertig werden soll, würde ich an deiner Stelle etwas mehr Tempo vorlegen.«

Barret nahm selbst den schweren Schmiedehammer in die Hand, ergriff mit einer langen Zange das schon erkaltete Eisenstück und begann es geräuschvoll zu bearbeiten.

Plötzlich setzte sein Hämmern aus. Er hatte einen Mann erspäht, der unten aus der Quergasse in die Freemontstreet einbog.

Es war ein hochgewachsener Mensch, mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Sein Gesicht war von Wind und Wetter dunkelbraun gegerbt. Es war ein gutes, markant-männlich geschnittenes Gesicht, das von einem dunkelblauen langbewimperten Augenpaar beherrscht wurde. Der Fremde trug ein blaues Kattunhemd, das am Hals von einer schwarzen, sauber gebundenen Samtschleife zusammengehalten wurde. Die boleroartige Weste war kurz und ärmellos und aus schwarzem feinem Leder. Enganliegend und ebenso schwarz war auch die Levishose, die unten über die Schäfte der halbhohen Westernboots auslief. Hochhackig waren die Stiefel und mit silbernen Sternradsporen bewehrt. Um die Hüften trug er einen breiten patronengespickten Waffengurt aus schwarzem Büffelleder, der an jeder Seite einen schweren 45er Revolver hielt. Die Waffe an der linken Seite hatte einen überlangen schweren Lauf, und der Kenner hätte in ihr sofort einen jener seltenen Revolver vom Fabrikat Buntline-Special erkannt.

Der Mann hatte ein sehr eindrucksvolles Gesicht, und wer einmal in seine Augen gesehen hatte, die etwas von der Farbe zugefrorener Bergseen aufwiesen, würde sie nicht so leicht wieder vergessen.

Barret stieß seinen Gehilfen an und zischelte ihm zu:

»Da! Dreh dich mal um! Sieh dir den Mann an!«

Der schwerfällige, bullige Ted Fleming wandte den Kopf zur Seite und blickte zu dem Mann hinüber.

»Wer ist das?«, wollte er wissen.

»Sieh ihn dir genau an, Ted. Man hat nicht oft Gelegenheit, diesen Mann zu sehen, und ich bin überzeugt, dass es einige Dutzend Menschen gibt, die sehr froh wären, wenn sie ihn einmal sehen könnten.«

»Machen Sie es nicht so spannend, Boss«, meinte der Schmiedehelfer, »wer ist es denn?«

»Ich hatte gehofft, du würdest selbst daraufkommen, Ted.«

Der Bursche kniff die Augen eng zusammen und schüttelte dann den Kopf.

»Nein, das ist ziemlich schwer. Der neue Mann von der Wells-Fargo kann es nicht sein, den habe ich schon gesehen und der da, der sieht mehr nach was anderem aus.«

»Wonach?«, wollte der Schmied wissen.

»Ja, ich weiß nicht. Es könnte eher

ein …, hm, ich würde sagen, er hat etwas von einem …, well, so stelle ich mir einen Sheriff vor; ich meine einen großen Sheriff.«

Da grunzte der Schmied zufrieden und drosch seinem Gehilfen seine mächtige Pranke auf die Schulter.

»Gar nicht so schief geraten. Es ist ein Sheriff. Und was für einer! Der Größte, den der Westen überhaupt kennt …«

»Ist es Wyatt Earp?«, unterbrach ihn der Gehilfe.

»Genau«, sagte der Schmied. »Wyatt Earp, sieh ihn dir gut an!«

Gelassen hatte der Marshal inzwischen den Eingang der Schmiede passiert und ging drüben an der City-Hall vorbei, blieb einen Moment vor Flys Galery stehen und warf einen Blick durch die nicht sehr sauberen Fensterscheiben auf die Bilder, die da ausgestellt waren.

Dann ging er weiter.

Vor dem offenen Wagenhof, der sich an Flys Galery anschloss, verhielt er noch einmal den Schritt.

Es war der Eingang zum O.K.-Corral.

Gedankenverloren blieb der große Gesetzesmann vor dem torlosen Eingang des alten Wagenabstellplatzes stehen.

Gebannt beobachteten ihn die beiden vom Eingang der alten Schmiedewerkstatt aus.

»Seh ihn dir nur an«, flüsterte Barret seinem Helfer zu, »genau da, wo er jetzt steht, hat er damals vor vier Jahren gestanden, als das Gefecht begann.«

Der junge Geselle fuhr sich mit dem Handrücken nervös über die plötzlich feucht gewordene Stirn. Er selbst war damals, als der blutige Kampf im O.K.-Corral stattfand, noch ein Bursche von knapp zwölf Jahren gewesen. Er hatte es sehr bedauert, dass er sich nicht in der Stadt befunden hatte; er war draußen auf der Farm seines Onkels gewesen. Wie hatte er all seine Schulkameraden beneidet, dass sie den Kampf hören konnten, oder doch zumindest kurz danach in die Freemon Street gekommen waren. Noch genau erinnerte sich Ted daran, dass der dicke Ferry Lonegan erzählt hatte, er habe noch den Pulverrauch aus dem Eingang in die Straße ziehen sehen. Und der kleine Lemmy Porter hatte sogar behauptet, aus dem Haus der Schneiderin Bourland den Kampf mitangesehen zu haben.

Und nun durfte er doch noch nach Jahr und Tag etwas erleben, was er sich niemals hätte träumen lassen. Er sah den großen Wyatt Earp vorm Eingang des O.K.-Corral stehen.

Was mochte jetzt im Kopf des Mar­shals vorgehen?

»Yeah«, meinte der Schmied und kniff das linke Auge ein, »das war eine bittere Stunde, Junge, das kann ich dir sagen. Genau genommen war es ja nur eine einzige Minute. Ich habe da drüben in der Ecke gestanden und gerade einen Hufeisenrohling in der Zange gehabt. Da kamen sie, drüben aus der Gasse. Wyatt Earp! Doc Holliday! Virgil Earp und sein Bruder Morgan. In breiter Front gingen sie nebeneinander. Das hatte es bis zu dieser Stunde noch nicht gegeben. Wenn hier irgendwo eine Schießerei war, dann stand einer auf der Straße, einer drüben auf dem Vorbau, der andere hatte sich hinter einem Regenfass oder einer Treppe verschanzt. Aber dass vier Männer nebeneinander gingen und somit die ganze Straßenbreite einnahmen, nein, das war ganz neu. Da drüben vor dem Eingang des Hofes machten sie Halt. Behan, der damals schon hier mit dem Hilfssheriffsstern herumlief, rannte auf sie zu und brüllte, dass die Clantons nicht bewaffnet wären. Aber das stimmte nicht, wie sich sehr schnell herausstellte. Als sie dann das Tor erreicht hatten, blieben sie stehen.«

»Und wer war auf dem Hof?«, wollte der Bursche wissen.

Der Schmied wandte den Kopf und blickte ihn ärgerlich an.

»Na, Junge, das weißt du wirklich nicht?«

Natürlich wusste Ted es. Denn es gab sicher niemanden in der Stadt, der das nicht gewusst hätte. Nur, der Schmiedehelfer hätte es gerne noch einmal ganz genau gehört. Und was ihn besonders wunderte, war die Tatsache, dass sein Boss das alles mit angesehen hatte. Damals nämlich, als ein Zeuge des Fights gesucht wurde, hatte sich nur die Kleidermacherin Bourland gemeldet.

»Nun ja, Ike Clanton war da, sein siebzehnjähriger Bruder Billy, die beiden McLowerys, Bill Claiborne und ein paar andere Burschen, die sich aber, als die Earps auftauchten, verzogen. Ja, und dann krachten die Schüsse.«

»Wie viele waren es?«, wollte Ted wissen.

»Ich weiß es nicht genau, aber es waren bestimmt mehr als fünfundzwanzig.«

»Von der Sache weiß ich«, meinte der Schmiedehelfer.

Der Blacksmith wandte den Kopf und knurrte:

»Wenn du alles weißt, warum fragst du mich dann?«

»Ich wundere mich, dass Sie darüber so gut informiert sind«, entgegnete der Bursche.

Immer noch stand drüben vorm Eingang des Wagenhofes der große Mann, unbeweglich, als wäre er aus Stein gehauen.

»Ich gäbe einen doppelten Drink dafür«, rief Barret, »wenn ich wüsste, woran er jetzt denkt …«

Der Missourier – wie Wyatt Earp schon seit eineinhalb Jahren von Freund und Feind in diesem Lande aus nicht ganz erfindlichen Gründen genannt wurde – hatte sich endlich von dem trüben Anblick des Wagenabstellplatzes losgerissen. Da drinnen hatte sich nichts geändert. Immer noch war links die alte Adobewand mit dem Blechschornstein, der aus Flys Galery kam, und immer noch war rechts das alte graue Gemäuer, vor dem der junge Billy Clanton sein Leben ausgehaucht hatte. Im Hintergrund war noch die braungraue Mauer, von der aus Ike Clanton seinen Kampf gegen die Earp-Brüder geführt hatte, um schließlich selbst mitten im wüstesten Kampfgetümmel kehrtzumachen.

Der Missourier wandte sich ab und ging die Straße weiter hinunter, bis er die letzten Häuser erreicht hatte und den flachen Hügel vor sich sah, auf dem der Tombstoner Graveyard lag.

Schon von Weitem konnte man die verwitterten und bemoosten Steine und die teilweise schief und krumm stehenden morschen Grabkreuze erkennen. Das typische Bild eines Westernfriedhofs. Der Zaun, der den Gottesacker umgab, war an mehreren Stellen schon eingefallen, und drüben vor einem dürren Mesquitegestrüpp stand ein prächtig gebauter schwarzer Hengst, der einen hellen Sattel und eine rotgelbe Decke trug.

Wenn der Marshal das Pferd nicht schon gekannt hätte, so hätte er ganz sicher an den Farben der Satteldecke seinen Besitzer ausgemacht.

Es war ein Pferd von der Clanton-Ranch. Genauer gesagt, es war das Pferd des Chiefs, Ike Clantons schwarzer Hengst.

Wie oft hatte der Missourier den Rappen schon da stehen sehen!

Der seltsame Rancher Isaac Joseph Clanton hatte geradezu eine Manie, die Grabstätte seines Bruders Billy auf dem öden Friedhof aufzusuchen. Zu den unmöglichen Zeiten konnte man ihn hier draußen antreffen. Der furchtbare Kampf im O.K.-Corral schien ihn völlig verändert zu haben. Der einstmals sehr wilde, ungebärdige Mann, der immer nur das tat, was ihm gefiel, der die größte Gang angeführt hatte, die es in diesem Lande je gegeben hat – wenn man einmal von der Galgenmänner-Bande absieht – der sich keineswegs für einen Banditen halten lassen wollte, sondern für einen Rebellen gegen das aufdringliche Gesetz, der sich prahlerisch »der König von Arizona« nannte, der Ike Clanton von damals, der war er heute nicht mehr; das stand fest. Dennoch aber haftete an dem ehemaligen Bandenführer etwas von jener Luft, die ihn so viele Jahre umgeben hatte. Und nach wie vor genoss er hier, in seiner Stadt, in Tombstone und in der weiten Umgebung, den Respekt, den die Menschen ihm einfach zu schulden glaubten.

Wyatt ging ein Stück hügelan, und dann sah er ihn drüben zwischen den Gräberreihen stehen. Mit seiner kräftigen Gestalt, groß, massigem Schädel, dunklem Haar und einem Gesicht, das aus braunrotem Sandstein gemeißelt zu sein schien.

Wyatt hatte den Graveyard betreten und bog jetzt in die Gräberreihe ein, in der der Rancher stand. Als er bis auf sieben Schritte herangekommen war, blieb er stehen.

Der andere schien gar nichts bemerkt zu haben. Er hatte den großen braunen Melbahut in den Händen und blickte unverwandt auf das Grab, wo auf einem weißen marmorähnlichen Stein die beiden Worte »Billy Clanton« eingemeißelt waren. Kein Jahr, kein Tag, kein Gruß – nichts sonst.

Zwei volle Minuten waren vergangen, da kam endlich Leben in die Gestalt des Ranchers. Er wandte sich um und stülpte sich den Hut auf den Kopf. Seine großen tiefbraunen Augen blickten verwundert auf den Missourier. Endlich öffneten sich seine Lippen.

»Wyatt Earp. – Ich habe gehört, dass Sie in der Stadt sind. Und ich muss mich bei Ihnen ja wohl noch bedanken, weil Sie einem meiner Leute aus der Klemme geholfen haben.«

Der Marshal winkte ab. Das Grab, vor dem er stehen geblieben war, trug ein mittelgroßes Kreuz aus starkem Hartholz, in das der Name »Morgan Earp« eingebrannt war, und darunter stand das Datum seines Todestages.

Morgan, Wyatts jüngster Bruder, war an einem Märzabend des Jahres 1882 in Bob Hatches Saloon beim Billardspiel durch mehrere Schüsse in den Rücken getötet worden. Die Männer, die ihn ermordet hatten, waren Mitglieder der Clanton-Gang gewesen.

Wyatt hatte die Mörder mit zäher Verbissenheit gejagt und alle fünf zur Strecke gebracht. Ganz langsam hob er jetzt den Kopf und senkte seinen Blick in die Augen des ehemaligen Gegners.

Sie hatten beide einen Bruder hier liegen. Und manchmal hatte der Missourier den Rancher beneidet, dass er viel öfter hierherkommen konnte als er selbst, denn schließlich lag Dodge City etliche hundert Meilen von hier entfernt und die Clanton-Ranch nur etwa achtzehn.

Ike hatte seine braune Lederjacke zugeknöpft und sich das Halstuch enger gezogen. Dann hob er den Kopf und blickte zu dem Mesquitestrauch hinüber, wo sein Pferd mit dem linken Vorderhuf auf einem Stein zu scharren begann.

»Der Gaul hat Durst und ich auch. Ich wüsste gern, was Sie sagen, Wyatt, wenn ich Sie zu einem Drink einladen würde.«

Der Missourier vermochte seine Verblüffung nicht zurückzuhalten. Ike Clanton, einer seiner ärgsten Gegner, wollte ihn zu einem Whisky einladen?

Und Wyatt, der niemals ein Freund alkoholischer Getränke gewesen war und angebotene Drinks nach Möglichkeit immer vermied, entgegnete jetzt:

»Ich wüsste gern, was Sie sagen, Ike, wenn ich ihn annehme.«

Da machte der Rancher ein paar Schritte vorwärts und blieb dicht vor ihm stehen. Es dauerte Sekunden, bis seine Lippen auseinandersprangen wie Gesteinsbrocken.

»Gehen wir.«

Ausgerechnet vor Bob Hatchs Saloon machte der Rancher Halt.

»Haben Sie etwas dagegen, wenn wir den Drink bei mir nehmen?«

Der Missourier schüttelte den Kopf.

»Nein. Nichts.«

Der Keeper war gerade beim Gläserspülen, hatte das letzte Glas noch in der Hand und sperrte Mund und Nase auf, als er die beiden Männer durch die bastgeflochtene Pendeltür eintreten sah.

»Mach nicht so ein dämliches Gesicht, Bob!«, rief ihm der Rancher zu. »Du siehst, dass Gäste kommen. Zwei Drinks! Und in sauberen Gläsern.«

Der Keeper nickte eifrig und machte zwei Schritte rückwärts, ohne den Blick von den beiden zu lassen, griff nach einer dickbauchigen Whiskyflasche und schob sie vor sich auf die Theke. Dann zog er zwei Gläser heran und füllte jedes zu einem Drittel mit der goldbraunen Flüssigkeit.

»Reiner Scotch«, brachte er mit belegter Stimme hervor.

»Verschwinde«, knurrte der Rancher und griff nach seinem Glas, um es bis in Brusthöhe anzuheben.

Wyatt nahm ebenfalls sein Glas, und die beiden Männer blickten einander in die Augen. Keiner sagte etwas.

Sie tranken aus und blieben noch eine Weile nebeneinander stehen.

Dann griff Ike Clanton in seine Westentasche, nahm zwei Münzen heraus und warf sie aufs Thekenblech.

Stumm, wie sie gekommen waren, verließen sie die Schenke wieder. Draußen auf dem Vorbau blieben sie nebeneinander stehen und sahen die Straße hinunter.

Ike nahm aus seiner Reverstasche eine große braune Strohhalmzigarre, schob sie zwischen seine Zähne und riss an einem der rauen Vorbaubalken ein Zündholz an. Ohne den Missourier anzusehen meinte er:

»Ich habe gehört, dass es dem Doc schlecht geht.«

Wyatt nickte. Sein Blick haftete auf der gegenüberliegenden Front des Grand Hotels. Oben, in einem der Zimmer, das mit einer dunklen Gardine verhangen war, lag der schwerkranke Georgier.

Der Marshal dachte daran, wie Doc Holliday hier vor wenigen Tagen von einem so schweren Krankheitsanfall niedergeworfen worden war. Er dachte auch daran, dass der zählederne Mann sich plötzlich erhoben hatte, um hier unten auf der Straße dem Marshal im Kampf gegen den Mörder Nelson beizustehen. Am darauffolgenden Morgen aber hatte der Georgier sein Bett nicht mehr verlassen können. Vielleicht war es dieses Aufstehen gewesen, das ihn jetzt so schwer niedergeworfen hatte. Der Missourier machte sich die bittersten Vorwürfe, dass er den Freund nicht daran hatte hindern können, in den Kampf einzugreifen. Diesem Umstand allein glaubte er, den jetzigen Zustand des Gefährten zuschreiben zu müssen.

»Ja, es geht ihm wirklich sehr schlecht«, sagte er mehr zu sich selbst, als zu dem Rancher, der immer noch neben ihm stand.

Ike fuhr sich gedankenvoll mit dem Handrücken über sein stoppelbärtiges Kinn.

»Ich kenne da einen rothäutigen Burschen, der so einiges von Krankheiten versteht. Er ist bei Nellie Cashman beschäftigt … Aber ich glaube, da haben Sie selbst bessere Beziehungen als ich.«

Der Missourier winkte ab.

»Der Apache ist schon bei ihm gewesen.«

Ike Clanton ersparte sich die Frage, ob der rote Mann hatte helfen können.

Sie standen noch eine Weile nebeneinander, dann ging der Marshal auf die Vorbautreppe zu, drehte sich um, tippte grüßend an den Hutrand und meinte:

»Vielen Dank für den Drink.«

»Warten Sie«, meinte da Ike, »ich glaube, ich habe eine Idee.«

Er wandte sich um, ging wieder auf die Schenke zu, schob die bastgeflochtene Tür auseinander und kam nach einer Minute mit einer Flasche wieder heraus, die er dem Missourier reichte.

Es war englischer Brandy. Genau die Marke, die Doc Holliday immer bevorzugt hatte.

Wyatt stand wortlos da und blickte in das harte Gesicht des ehemaligen Gegners. Dann nahm er die Flasche und gab dem Rancher die Hand.

Als er dann die Straße überquerte, blickte Ike Clanton gedankenvoll hinter ihm her.