Illustration

Illustration

SCHAU MAL, WAS HIER ALLES SPRIESST:
JEDE MENGE PILZWISSEN!

Warum wir Pilze lieben?

Illustration

WAS PILZE KÖNNEN? GANZ SCHÖN VIEL!

Mach deine Welt ein bisschen besser – mit Pilzen!

Illustration Dein Guide durch dieses Pilzbuch

Welche Art von Pilzzüchter bist du?

Hut ab: Pilze und ihre Power

Illustration

AUF SPORENSUCHE: WIR GEHEN DEN PILZEN AUF DEN GRUND

Bitte zu Tisch! Pilze und ihre Leibspeisen

Saprobionten: die Feinschmecker unter den Pilzen

Schmarotzer: diese Pilze schrecken nicht vor fremden Tellern zurück

Mykorrhizapilze: betreiben harmonisches Foodsharing

Stiel und Hut stehn ihm gut: Gestalt und Lebenszyklus der Pilze

Am Anfang war die Pilzbrut

Illustration Unter dem Mikroskop: Wie Pilze vermehrt werden

Damit das Pilzezüchten nicht zum Kreuzworträtsel wird: Begriffserklärungen

Illustration

WILLKOMMEN IM PILZGARTEN! UNTER FREIEM HIMMEL SPRIESST ES SICH GANZ UNGENIERT. FRISCHLUFT SCHNUPPERND, BODENSTÄNDIG, AUSDAUERND

Pilze auf Holzstämmen: nahrhaft, langlebig, mystisch

Ein Pflanzenmeer für deinen Pilzgarten

Ein Jahr im Leben deiner Pilze

Eiche, Buche oder Birke? Das richtige Holz für deinen Pilz

Startschuss für deine Pilzkultur: die Beimpfung

Gut Ding braucht Weile: die Durchwachsphase

Frühlingserwachen: die Auswinterung

Abgehoben oder bodenständig? Die Kulturanlage

Illustration Freunde fürs Leben: Pilze und Moos

Illustration Kannst du ihn dir schon vorstellen? Wir präsentieren dir: deinen eigenen Pilzgarten!

 

Pilze auf Stroh: flink, unkompliziert, schmausend

Die wichtigsten Facts auf einen Blick

Jetzt geht's los: So bettest du deine Pilze auf Stroh

Supereinfach und günstig: Pilze auf Strohpellets anbauen

Illustration Pilze in Garten und Stadt oder irgendwo dazwischen: im Innenhof, auf Balkon und Dachgarten

Innenhofkultur: beschützt, verborgen, vielfältig

Balkon- und Dachgartenkultur: neugierig, selbstversorgend, erhaben

Illustration

HALLO URBAN GARDENER! MACHT EUCH DIE PILZE WIE EURE STADT: VIELSEITIG, INTERNATIONAL, KOMMUNIKATIV, VERRÜCKT

Die Stadt: Großer Platz, kleiner Spielraum?

Wecke den Weltverbesserer und die Aktivistin in dir! Bodenrestaurierung mit Pilzen

Es lebe der Pilz! Guerilla mushroom gardening

Illustration Wunderwesen Pilz: Was von der Erde kommt, geht wieder an sie zurück

 

Pilze auf Holzsubstrat: ertragreich, verlässlich, extravagant

Fertigkultur: Das Pilz-Kit für die Fensterbank

Pilzgewächshaus: Vielfalt ernten das ganze Jahr

Holzsubstratkultur im Container: Starte deine professionelle Pilzzucht!

 

Pilze auf Kaffeesatz: aufweckend, sinnstiftend, lustig

Pilze? Lass ich mir ganz einfach liefern

Home-Grow-Kit: Kaffeekultur im Kübelchen

Illustration Simsalabim, aus Mokka mach Seitling!

Kaffeekultur im Keller: Starte deine professionelle Pilzzucht!

Illustration Deine Pilze auf der Suche nach der perfekten WG

Illustration

VON ZAUBERERN, TÄNZERN UND SCHRÄGEN VÖGELN: PILZE IM PORTRAIT

Kurz & knackig: So erkennst du die Lieblingsbedingungen deiner Pilze auf einen Blick

Shiitake – der Heiler

Gelber Austernseitling – der Saunierer

Waldviertler Austernseitling – der Wilde

Taubenblauer Austernseitling – der Vernebelte

Sommerseitling – der Tänzer

Illustration Experimentieren erwünscht: Holzreste mit Pilzen recyclen

Nameko – der Herbstliebhaber

Stockschwämmchen – der Waldläufer

Samtfußrübling – der Frostige

Kräuterseitling – der König

Igelstachelbart – der Zauberer

Champignon – der Franzose

Ästiger Stachelbart – der Krauskopf

Flamingo-Seitling – der schräge Vogel

Reishi – der Glanzvolle

Kulturträuschling – der Versteckspieler

Illustration Geheimnisvolles Leuchten

Leuchtpilze – die Elfen und Feen

Illustration

MAHLZEIT! PILZ-VIELFALT ERNTEN UND GENIESSEN

Frühling

Wildes Frühlingsgemüse mit Waldviertler Austernseitling

Sprossen-Baby-Leaf-Salat mit Champignons und knusprigem Gebäck

Maisgrieß-Pizza mit Austernseitlingen

Nattō auf Reis mit knusprigen Tempura-Shiitakes

 

Sommer

Fladenbrot mit Austernseitlingen

Gegrillte, marinierte Pilze

Reishi-Eistee, der Durstlöscher an heißen Sommertagen

 

Herbst

Reispapier-Rollen mit saftigen Pilz-Stückchen

Lasagne mit Igelstachelbart und Eisbergsalat

 

Winter

Gnocchi mit Shiitakes und geschälten Tomaten

Mürbteig-Pilztaler mit Wurzelgemüse-Salat

Raritäten-Gemüse mit gegrillten Seitlingen

 

Das Pilzgeflüster ist längst keine „Stille Post“ mehr. Es gibt viel zu entdecken in der Welt der Pilze!

Wo gibt’s was, also genauer gesagt: Pilzbrut, Substrat und Co.? Hier wirst du fündig

Über zwei, die sich voll und ganz den Pilzen verschrieben haben: die Autoren

WARUM WIR PILZE LIEBEN?

Ein Leben ohne Pilze ist für uns schwer vorzustellen. Pilze sind faszinierende, einzigartige Geschöpfe. Sie bereichern den Speiseplan enorm, indem sie unser Essen bunter und gesünder machen. Neben einem eigenen Gemüse- und Kräutergarten ist der Pilzgarten fester Bestandteil unseres Lebenskonzeptes. Das zu ernten, was man gesät, gepflanzt oder im Fall der Pilze beimpft hat, erfüllt uns jedes Mal aufs Neue mit Zufriedenheit und Begeisterung. Man schmeckt die Liebe und Frische in selbst gezogenen Pilzen.

Die Weitergabe dieses Wissens rund um die vielfältigen Anbauvarianten von Speisepilzen in Garten, Balkon, Innenhof, Keller und auf der Fensterbank ist uns ein besonderes Anliegen. Die Pflege und Anlage eines eigenen Pilzgartens ist ebenfalls eine freudvolle Sache. Für uns ist der Pilzgarten ein Wohlfühl- und Genussort. Es gibt eine Menge zu tun – in der Erde graben, Konstruktionen basteln, bohren, sägen, hämmern oder einfach nur den Pilzen beim Wachsen zusehen. Spätestens bei der Ernte von prächtigen Austernseitlingen oder einem besonders eindrucksvollen Exemplar des Igelstachelbarts hat sich die Arbeit dann gelohnt. Der im Schattenbereich angelegte Pilzgarten ist eine ungeahnte Oase der Ruhe. An heißen Sommertagen lässt es sich in der Hängematte zwischen alten Obstbäumen entspannt von Pilzen träumen. Im Winter genießen wir es, die Pilze gut behütet auf Holzsubstraten am Fensterbrett, in der Küche oder im Keller großzuziehen.

Schenkst du deinen Pilzen etwas Beachtung und Liebe, bedanken sie sich mit guten Erträgen. Begib dich in die geheimnisvolle Welt des Pilzgeflüsters und lass dich von der Freude anstecken, die von ihr ausgeht!

Magdalena Wurth und Moritz Wildenauer

Illustration

DA WÄCHST WAS! Pilze, Freude, Nachhaltigkeit: Komm mit in die fabelhafte Welt der Pilze!

WAS PILZE KÖNNEN? GANZ SCHÖN VIEL!

Du hast gerade angefangen, dich in das Universum der Pilze und ihrer Anbaumöglichkeiten zu begeben? Willkommen! Oder hast du bereits Erfahrungen im Umgang mit den bunten Gesellen gesammelt? Sehr gut. Wir zeigen dir die unzähligen und vielfältigen Möglichkeiten, die Pilze bei dir zu Hause einziehen zu lassen. Und wie du dein Leben und deine Umgebung mit Pilzen bunter und fröhlicher machen kannst. Egal, wie viel Platz oder Zeit du zur Verfügung hast. Hier ist bestimmt etwas für dich dabei!

Das Beste an den Pilzen? Sie versorgen dich biologisch und nachhaltig, sie verwerten unzählige organische Materialien wie Laubholz, Stroh oder sogar scheinbaren Abfall (wie Kaffeesatz) und verwandeln sich dabei in köstliche, fleischlose Gerichte. Ressourcenschonende Selbstversorgung mit Pilzen ist längst keine Zukunftsmusik mehr! Aber von Anfang an: Überleg dir, welcher Typ von Pilzgärtner du sein möchtest, mach dich über die verschiedenen Anbauweisen schlau und besorge dir die nötigen Materialien. Dann kann es gleich losgehen!

Illustration

DIE REISE HAT GERADE ERST BEGONNEN – mach dich gefasst auf ein wahres Pilz-Abenteuer!

MACH DEINE WELT EIN BISSCHEN BESSER – MIT PILZEN!

Pilze bei sich zu Hause anbauen ist eine prima Sache: Du kannst zum Tüftler werden, mit Pilzen deinen Garten, Balkon oder deine Innenräume bunter machen, deinen Sprösslingen beim Wachsen zuschauen und am Ende deine eigenen, wunderbaren, aromatischen Pilze ernten. Aber das ist noch nicht alles: Baust du deine eigenen Pilze an, kannst du nicht nur dir selber Gutes tun, sondern auch der Natur ein kleines Stück zurückgeben. Wie?

Illustration

GANZ SCHÖN ERSTAUNLICH, was die Pilze so alles draufhaben!

Pilze sind anspruchslose Untermieter: Sie haben vielerlei Strategien entwickelt, ihre Nährmedien auf geschickte Art und Weise zu besiedeln. So sind die meisten Speisepilze, die gezüchtet werden können, nicht zimperlich, was ihre Nahrungsgrundlage betrifft. Sie lieben es, Materialien wie Holz, Stroh oder sogar Kaffeesatz zu zersetzen und uns dabei mit wunderbaren Fruchtkörpern zu beschenken. Damit sie in die Höhe schießen, braucht es also nicht viel. Das heißt: wenig Aufwand und keine Verschwendung.

Du baust deine Pilze auf biologischen, regionalen Materialien an: Willst du das ressourcenschonende Dasein deiner Pilze noch um Welten verbessern, fütterst du sie am besten stets mit biologischen Nährmedien. Nachhaltig gewonnene Holzrohstoffe, biologisches Getreide oder Stroh und die Verwendung von natürlichen Zuschlagstoffen (Bio-Malz, Kalk etc.) sind Voraussetzungen für die Zucht von gesunden Pilzen, die richtig gut schmecken. Rohstoffe aus der eigenen Region zu verwenden und lange Transportwege zu vermeiden, spart nicht nur Geld, sondern stärkt die eigene Region und verbessert den ökologischen Fußabdruck.

Nachhaltigkeit? Und ob! Nicht nur, dass du die meisten der verwendeten Materialien für mehrere Erntewellen und Jahre verwenden kannst. Wenn sie nicht mehr genügend Nährstoffe für das Pilzwachstum in sich tragen, kannst du sie ganz einfach kompostieren. Und: Pilze bringen eine hoffnungsvolle Zukunft mit sich. Es wird fleißig an alternativen Produkten geforscht, wie Leder oder Isolations-, Bau- und Verpackungsmaterialien aus Pilzen. Pilze können uns dabei unterstützen, unser Leben nachhaltiger zu gestalten.

Abfall verwenden statt Abfall verursachen:

Im Pilzanbau kann auch der Zero-Waste-Gedanke verwirklicht werden. Weltweit gibt es unzählige Beispiele, wie scheinbarer Müll aus der Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft mit etwas Wissen über Pilze und ihre bevorzugten Lebensweisen wiederverwertet werden kann. Werde Teil einer ernährungssouveränen Landwirtschaft – und züchte beispielsweise deine eigenen Austernseitlinge auf Kaffeesatz (S. 102).

Da schlägt das Selbstversorger-Herz höher:

Du kannst selbst entscheiden, wie weit du in das magische Universum der Pilze vordringen möchtest. Als Pilzzüchter kannst du vom Fertig-Pilz-Kit (S. 86) bis zur eigenen Herstellung deiner Pilzbrut (S. 26) alles genau so machen, wie es dir gefällt. Je mehr Arbeitsschritte im Prozess du selbst erledigst, desto unabhängiger wirst du. Mit Pilzanbau im großen Stil kannst du im Sinne der Ernährungssouveränität dich und deine Lieben versorgen, oder sogar die Pilzzucht zum Beruf machen (S. 96 und S. 108).

Gärtnern, das Sinn macht und Freude bereitet: Vielen ist unbekannt, dass Pilze auch wunderbar im eigenen Garten gedeihen. Die Liebe zum Pilzgärtnern entwickelt man schnell. Es tut einfach gut, selbst aktiv zu werden – und nicht nur eigene Gemüse, Früchte und Kräuter anzubauen, sondern vor allem auch: eigene Pilze. Im Freien gezüchtete Pilze bevorzugen ein windgeschütztes, schattiges Plätzchen. So hat man über viele Jahre Freude an frischen Pilzen. Für uns ist der eigene Pilzgarten nicht nur Arbeitsplatz, sondern ein Ort, an dem man verweilen möchte. Manchmal kann man den Pilzen sogar beim Wachsen zusehen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, den Pilzgarten bunt zu gestalten und auf vielfältige Weise zu nutzen. Fest steht: Egal ob deine Pilze Stubenhocker (S. 55), Weltenbummler (S. 52) oder Tagträumer (S. 86) sind – es gibt für jeden von ihnen ein passendes Zuhause.

Illustration

EIN KÖRBCHEN voller Leckerbissen!

Illustration

UNTER DEM SCHATTIGEN BLÄTTERDACH in deinem künftigen Pilzgarten sprießen nicht nur Pilze, sondern jede Menge Ideen!

Dein Guide durch dieses Pilzbuch
Illustration

Wie anfangen?

Du hast noch keine Vorstellung davon, wie du dein Pilzprojekt starten möchtest? Hol dir Inspiration auf S. 14!

Deine Checkliste für den Pilzanbau:

Damit alles reibungslos funktioniert, führe dir stets die Arbeitsprozesse vor Augen:

Standort suchen: Zur Auswahl stehen Garten (S. 34), Innenhof (S. 75), Balkon oder Dachgarten (S. 76), Wohnzimmer (S. 86 und S. 104) oder Keller (S. 86 und S. 104).

Materialien und Beimpfung: unterschiedlich je nach Nährmedium und Kultur (Holz: Luftkultur S. 52, Erdkultur S. 55; Stroh: Strohkultur S. 67 oder Strohpelletskultur S. 71, Holzsubstrat: S. 84 oder Kaffeesatz: S. 102)

Durchwachsphase, Pflege und Ernte: wiederum unterschiedlich je nach Nährmedium und Kultur (siehe oben). Beispiele gefällig? Pilze auf Holz (S. 36) haben eine etwas längere Durchwachszeit von einem Jahr, können aber über mehrere Jahre hinweg zu ihren jeweiligen Erntezeiten geerntet werden. Bei Fertig-Pilz-Kits (S. 86) dauert das Durchwachsen nur Tage bis Wochen, nach der dritten Ernte ist es dann aber meistens vorbei.

Wo anbauen?

Pilze gedeihen drinnen wie draußen. Die beiden Kapitel „Willkommen im Pilzgarten“ und „Hallo Urban Gardener“ geben dir schon einen Hinweis auf den Standort deiner Pilze. Aber vielleicht hast du ja auch in der Stadt ein kleines grünes Fleckchen? Oder möchtest als Landkind deine Pilze indoor anbauen? Hier eine Übersicht über die möglichen Plätze und Räumlichkeiten mit dazugehörigen Kulturmöglichkeiten:

Großer Garten: Hier gibt es Platz für Luftkulturen (S. 52) und Erdkulturen (S. 55) auf Holzstämmen. Für den schnellen Hunger zwischendurch können auch Pilze auf Stroh gezüchtet werden (S. 64). Du willst deinen Pilzgarten bis ins Kleinste durchplanen? Schau auf S. 62.

Kleiner Garten/Innenhof: Am besten lassen sich hier kleine Erdkulturen in Töpfen (S. 77), Strohkulturen (S. 67) oder Strohpelletskulturen (S. 71) anbauen.

Balkon oder Dachgarten: Hier bieten sich fertig beimpfte Stämme (S. 158), ein Fertig-Pilz-Kit (S. 86) oder dein erstes selbst gebautes Paletten-Frühbeet mit Strohkulturen (S. 70) an – es wird ganz schön bunt!

Keller: Pilze, die gerne gleichbleibende Temperaturen und Feuchtigkeit haben, lieben diesen dunklen Ort: auf Holzsubstraten (S. 84) oder Kaffeesatz (S. 102).

Couchtisch oder Fensterbank: Einen gemütlichen Aussichtsplatz mögen Pilze auf Strohpellets (S. 71) oder Holzsubstrat (S. 84).

Welche Materialien?

Für den Anbau der Pilze brauchst du die richtigen Nährmedien: Holz (S. 36), Stroh (S. 64), Holzsubstrat (S. 84) oder Kaffeesatz (S. 102). Daneben benötigst du (zumeist) die Pilzbrut (S. 26) deiner auserwählten Pilzsorte. Woher du diese beziehen kannst, erfährst du ab S. 158.

WELCHE ART VON PILZZÜCHTER BIST DU?

Auf welche Weise du die Pilze zu dir nach Hause einladen kannst, hängt von deinen Vorlieben, Visionen und natürlich deiner Umgebung ab. Hast du einen großen Garten oder nur ein kleines Kellerabteil? Pilze sprießen überall. Finde heraus, was am besten zu dir passt.

Illustration

DIE INDIVIDUALISTEN

Ob auf der Fensterbank, am Balkon oder im eigenen Garten – es geht dir ganz einfach darum, zu ernten, was du selbst gesät oder beimpft hast. Du hast keine Angst, dir die Hände schmutzig zu machen. Du stürzt dich am liebsten gleich voll ins Geflecht, sozusagen. Du nützt die Gunst der Stunde, besorgst dir alle Utensilien in Windeseile und legst sofort los. Baumstämme organisieren, Pilzbrut bestellen und schon geht es los mit dem Abenteuer Pilzbeimpfung (S. 40). Gehörst du eher zur Fraktion der Ungeduldigen, kannst du dir diesen ersten Schritt ersparen und dir stattdessen Fertig-Pilz-Kits holen (S. 86). Dann folgt nämlich sogleich der nächste Streich: Pilzsubstrat wachsen lassen, mit etwas Liebe, Licht und Wasser versorgen und im Handumdrehen die ersten selbstgezogenen Pilze ernten. Ganz unkompliziert und sogar in den eigenen vier Wänden umsetzbar.

Illustration

DIE GESELLIGEN

Du liebst es, aus dem Vollen zu schöpfen und startest neue Ideen am liebsten mit anderen Gleichgesinnten? Mit etwas Planung und genügend helfenden Händen kannst du deinen Traum des Selbstversorger-Pilzgartens wahr werden lassen. Jeder kann sich einbringen: ob mit einem selbstgebauten Holzgerüst für deine im Garten schaukelnden Shiitake-Stämme (S. 52), einem Hochbeet für deine Erdkulturen (S. 58) oder einem Pilzgewächshaus (S. 92) – zusammen geht es einfach besser. Du willst Pilzprofi oder Pilzbäuerin werden, von Shiitakes, Seitlingen und Co. (im wahrsten Sinne des Wortes) leben können und deine ganze Region mit frischen Pilzen beliefern? Dann leg dich mit einer Holzsubstratkultur im Container (S. 96) oder einer groß angelegten Kaffeekultur im Keller (S. 108) ins Zeug!

Illustration

DIE ZUKUNFTSVISIONÄRE

Die Kinder von heute sind die Pilzzüchter von morgen. Zum Glück dürfen wir uns ihre Welt ausborgen. Lernen, entdecken und erforschen – beim Pilzgärtnern kommt jeder auf seine Rechnung. Junge Menschen haben das Staunen noch nicht verlernt, begib dich mit ihnen in die faszinierende Welt der Pilze. Füttere deine Pilze jeden Tag mit einem Häppchen morgendlichem Kaffeesatz (S. 105) oder beimpfe gemeinsam einen Strohballen (S. 70) mit dem Flamingo-Seitling (S. 135). Träume von Feen und Elfen und lasse Leuchtpilze (S. 139) auf deinem Nachttisch sprießen.

Illustration

DIE FREIHEITSLIEBENDEN

Du möchtest wild drauflosgärtnern und den Dingen auf den Grund gehen? Dann gib deinen Pilzen Raum, ihr volles Potenzial zu entfalten und hauche unberührten Plätzen in deiner Umgebung Leben ein. Lege ein Pilzbeet an und mach dich über „guerilla mushroom gardening“ und „mycoremediation“ (S. 81) schlau. So wirst du Vielfalts-Erhalterin. Züchte seltene Pilzarten wie den Igelstachelbart (S. 131) oder Reishi (S. 136) und genieße es, die „Pilz-Früchte“ deiner Arbeit zu ernten. Genuss steht für dich im Vordergrund! Ausgestattet mit einem erfrischenden Pilz-Eistee (S. 148) und einem Picknickkorb voller eingemachter Pilzspezialitäten steht nichts mehr zwischen dir und deinem Pilzvergnügen.

HUT AB: PILZE UND IHRE POWER

Hast du erst einmal damit begonnen, dich mit Pilzen zu befassen, wird dir eines sofort auffallen: Sie sind überall. Pilze begleiten uns bewusst und unbewusst in der Natur und auch im täglichen Leben. Ihre mikroskopisch kleinen Sporen verbreiten sich sogar bis ins Weltall. Insbesondere der Waldboden kennt sie in- und auswendig: Eine große Vielfalt an Pilzen siedelt sich dort an und macht so einen großen Teil davon aus.

Dass Pilze schon vor etwa 30.000 Jahren als Nahrungsund Heilmittel verwendet wurden, bestätigen neuere archäologische Untersuchungen. In der Antike galten einige Pilzarten als so kostbar, dass der Verzehr nur Adeligen vorbehalten war. Kenntnis über die potenziellen Heilwirkungen von Pilzen gibt es schon lange. Dieses traditionelle Wissen ist allerdings im Mittelalter zu großen Teilen verloren gegangen. In Asien hingegen, besonders in China, sind Pilze schon lange ein wichtiger Bestandteil der traditionellen Medizin. Auch hierzulande ist die Mykotherapie mittlerweile ein eigenständiger Bereich in der Naturheilkunde.

Jeder Vitalpilz unterstützt den Körper auf besondere Art und Weise – je nach Einsatzgebiet als Pulver, Extrakt oder Tinktur. Die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe ist inzwischen schon pharmakologisch untersucht und vielfach wissenschaftlich belegt. Wertvolle Antioxidantien, die die Abwehrkräfte stärken, Zellen schützen und unserem Körper unter die Arme greifen, wenn er durch tägliche Belastungen erschöpft ist, sind ebenfalls Bestandteil des Vitalpilz-Cocktails. Pilze enthalten Triterpene, die als hochwirksam für die Behandlung von unterschiedlichen Leiden gelten. Sie regulieren beispielsweise Blutzucker- und Cholesterinwerte, wirken entzündungshemmend und beschleunigen die Wund-heilung. Allergikern verschaffen spezielle Pilze Linderung bei unterschiedlichen Beschwerden. Die schmerzhemmende Wirkung des Reishi (S. 136) ist sogar pharmakologisch nachweisbar. Vitalpilze wie Shiitake (S. 119), Igelstachelbart (S. 131) und Co. selbst anzubauen sorgt also nicht nur für Geschmackserlebnisse, sondern auch für die ideale Ergänzung zu pflanzlichen Heilmitteln in der eigenen Hausapotheke!

Illustration

EIN TEE AUS GETROCKNETEM REISHI hilft bei so manchen Beschwerden. Probier's aus!

Illustration

PILZE SIND WAHRE WUNDERWESEN. Lern sie kennen und finde heraus, was sie so alles auf den Lamellen haben!

AUF SPORENSUCHE: WIR GEHEN DEN PILZEN AUF DEN GRUND

Bevor wir uns nun den verschiedenen Möglichkeiten zuwenden, wie du die lieben Pilze bei dir zu Hause einziehen lassen kannst, müssen wir erst unsere Lupe auspacken. Du hast richtig gelesen: Wir schauen uns diesen einzigartigen Gesellen, den Pilz, zunächst einmal genauer an. Denn es gibt einiges zu entdecken: von der Spore bis zum Fruchtkörper, vom Hut bis zum Stiel – und alles, was sich im Verborgenen versteckt.

Pilze sind unheimlich faszinierende und geheimnisvolle Wesen. Unser Wissen über sie ist erstaunlich gering. Wir kennen nur etwa 5 % aller existierenden Pilze. Von den bekannten Pilzarten sind etwa 120.000 Arten wissenschaftlich erfasst. Sie formen ihr scheinbar unsichtbares Netzwerk an mikroskopisch kleinen Pilzfäden um unsere Erde und lassen sich nicht gerne mit anderen Lebewesen in einen Topf werfen. Lange haben sie dafür gekämpft, was ihnen erst vor einigen Jahrzehnten zugesprochen wurde: eine Einzelstellung neben Tieren und Pflanzen. Ihr eigenes Reich also. Wie nämlich schon lange bekannt ist, beziehen sie ihre Lebensenergie nicht aus der Photosynthese wie die Pflanzen. Sondern: Sie haben eine Vielzahl an unterschiedlichen Mechanismen gefunden, um an Nährstoffe zu gelangen, diese zu verwerten und dadurch zu wachsen und zu gedeihen. Also, los geht’s: Blätter dich durch und erfahre alles über deine neuen zukünftigen Mitbewohner.

Illustration

BEI DIESER SHIITAKE-PRACHT kann man schon mal ins Grübeln kommen. Pilz, wer bist du?

BITTE ZU TISCH!
PILZE UND IHRE LEIBSPEISEN

Wovon ernähren sich die Pilze? Prinzipiell können wir drei verschiedene Essgewohnheiten unterscheiden. Für uns Pilzzüchter am interessantesten ist die Gruppe der Saprobionten, die ihre Energie aus abgestorbenem Material beziehen. Daneben gibt es die Mykorrhizapilze, die eine lebenslange Partnerschaft mit einem Baum ihrer Wahl eingehen, eine Symbiose also. Die Parasiten, die dritte Gruppe, pflegen ebenfalls eine Verbindung mit einem lebenden Organismus – wenn auch nicht ganz so einvernehmlich.

SAPROBIONTEN: DIE FEINSCHMECKER UNTER DEN PILZEN

Saprobionten sind die Ernährungsbewussten unter den Pilzen. Sie wollen nur bestes organisches Essen. Und hier kommen wir ins Spiel, denn genau dieses Material können wir ihnen auftischen, ob Holz, Stroh oder Kaffeesatz. Wie genau das funktioniert, erfährst du in den nächsten Kapiteln. Die Nährstoffaufnahme selbst ist eine höchst komplizierte Angelegenheit, wobei sich die Pilze unterschiedlicher Methoden bedienen.

Da sie Holzinhaltsstoffe wie Zellulose, Hemizellulosen und Lignin abbauen können, sind Saprobionten besonders bedeutend für den Zersetzungsprozess in der Natur. Die Verwandlung von Totholz oder abgestorbenen Pflanzenresten ist ihre Zauberkunst. Schlussendlich wird alles wieder zu Humus und der natürliche Kreislauf schließt sich. Einige Pilzarten zählen zu den sogenannten Weißfäule-Erregern. Sie können Holzbestandteile wie Lignin und Zellulose verwerten und verwandeln Holz in eine faserige, leicht weißliche Masse. Braunfäule-Erreger zersetzen ebenfalls Holz, können jedoch nur Zellulose verwerten. Das verdaute Holz sieht braun, oft quader- oder würfelförmig aus. Beiden ist gemein, dass sie Enzyme (Verdauungssäfte) in das Holz absondern und es so „vorverdaut“ aufnehmen. Saprobionten haben sich auf unterschiedliche Nährmedien bzw. „Verarbeitungszustände“ spezialisiert. Sie werden wiederum in Primär- und Sekundärzersetzer eingeteilt.

Primärzersetzer: Die „Rohkost-Bevorzuger“

Sie können ihr Nährmedium in einem unveränderten, „rohen“ Zustand abbauen und verwerten. Shiitakes (S. 119), Seitlinge (S. 120–123, 130, 135) oder Stockschwämmchen (S. 127) sind Liebhaber dieser härteren Kost. Ob Birke, Buche oder Eiche – diese Pilze bevorzugen den energiereichen Rohkost-Holzsnack. Diese Einteilung ist jedoch nicht starr. Viele Pilze sind zugleich Primär- und Sekundärzersetzer. So kann beispielsweise ein abgebrochener Ast einer Buche, der schon seit Jahren am Boden verrottet, eines Tages von einem Speisepilz besiedelt werden. Weil: Die Nährstoffzusammensetzung des Astes ist in diesem Jahr genau richtig, um dem Pilz das nötige Essen zu bieten. Es entstehen Fruchtkörper. Solche Pilze sind meist einjährig, können aber auch viele Jahre überdauern. Irgendwann bietet der Ast zu wenig Nahrhaftes, um ihn weiterhin sprießen zu lassen, und ein anderer Organismus oder eine andere Pilzart übernimmt die wichtige Rolle des Zersetzens.

Illustration

KNUSPRIGER HOLZSNACK GEFÄLLIG? Das Stockschwämmchen freut’s.

Jedem Pilz sein eigener Holzleckerbissen

Die lieben Pilze sind nicht nur echte Gourmets, sondern manchmal auch ein bisschen wählerisch. Sie gedeihen besonders gut, wenn du ihnen ihren Lieblingssnack servierst. Es ist empfehlenswert, dass du dich vor dem Anbau über die Vorlieben deiner auserwählten Sorten informierst. Stockschwämmchen (S. 127) und Igelstachelbart (S. 131) besiedeln zum Beispiel bevorzugt zuckerreiche Birkenstücke. Seitlinge (S. 120–123, 130, 135)* findet man nicht allzu selten in Gesellschaft von Buchen. Selbst weit gereiste japanische Shiitakes können auf heimischen Eichen und Buchengehölzen eine neue Heimat finden. So hat jeder Pilz seinen eigenen „Geschmack“. Triffst du ihn, so kannst du dich über üppige Pilzernten freuen. Damit die Suche nach dem richtigen Holz nicht zu einer Lebensaufgabe wird, findest du auf S. 39 Angaben zu den Lieblings-Holzpartnern deiner Pilze. Hat ein beimpfter Stamm keine verwertbaren Inhaltsstoffe mehr abzugeben, muss wieder mit einem frischen Medium begonnen werden. Welche Möglichkeiten dir für die Beimpfung offen stehen, erfährst du ab S. 40.

*Seitling oder Austernseitling? Damit du Bescheid weißt: Seitlinge (Pleurotus) umfassen mehrere in diesem Buch angeführten Pilzarten. Dazu gehören die Art der Austernseitlinge (Gelber Austernseitling, S. 120; Waldviertler Austernseitling, S. 121; und Taubenblauer Austernseitling, S. 122) sowie der Sommerseitling (S. 123), der Kräuterseitling (S. 130) und der Flamingo-Seitling (S. 135).

Sekundärzersetzer: Die „Leichtgedünstet-schmeckt's-einfach-besser-Esser“

Diese Ernährungsform wird beispielsweise von Champignon oder Schopftintling bevorzugt. Mithilfe von Mikroorganismen, also Bakterien oder anderen Pilzen, wird die Nahrungsgrundlage erst einmal aufgeschlossen und ist später bereit, von den Pilzen besiedelt zu werden.

Illustration

CHAMPIGNONS KANNST DU MIT LEICHTIGKEIT SELBST ZÜCHTEN – dazu benötigst du eine Fertigkultur (S. 86).

SCHMAROTZER: DIESE PILZE SCHRECKEN NICHT VOR FREMDEN TELLERN ZURÜCK