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Heiner Mic

Die Pandajäger





BookRix GmbH & Co. KG
81371 München

1. Der Deal

Es war 12.41 Uhr, als Finn aus dem Potsdamer Hauptbahnhof rannte. Der Zug von Hamburg nach Berlin hatte sich verspätet. Die Lok war defekt, sodass er mit den anderen Fahrgästen in einen Ersatzzug umsteigen musste. Wieder schoss Finn der Satz des durch die Nase sprechenden Typen durch den Kopf, mit dem er telefoniert hatte. Seien Sie pünktlich, hatte der Mann zu ihm gesagt, von dem er noch nicht einmal den Namen kannte. Wenn er nur eine Sekunde zu spät käme, wäre die Sache gelaufen.

Finn stoppte und schaute auf seine Armbanduhr. Ihm blieben noch achtzehn Minuten. Er fragte eine ältere Dame mit Hut, die auf dem Weg in den Bahnhof war: „Wie komme ich am schnellsten zum Schloss Sanssouci?“

„Guten Tag, junger Mann. So viel Zeit muss sein”, sagte die Frau und erklärte Finn mit detaillierten Beschreibungen den Weg.

„Wie lange braucht man für die Strecke?“, fragte Finn ungeduldig.

„Zu Fuß vielleicht eine Dreiviertelstunde.”

Finn schaute auf die Uhr. Er hatte sechzehn Minuten. Während Finn lossprintete, schaute er kurz zurück und bedankte sich bei der Frau, die kopfschüttelnd im Bahnhofsgebäude verschwand. Ein Taxi zu nehmen wäre Finn zu teuer gewesen, und die Hoffnung, dass ausgerechnet in diesen Minuten ein Bus Richtung Schlosspark abfuhr, machte er sich an jenem Sonntagmittag nicht. Außerdem hatte er nichts dagegen, das Schicksal entscheiden zu lassen, wie es weitergehen sollte. Vielleicht hätte es auch sein Gutes, wenn er den Termin verpassen würde.

Am Grünen Gitter, dem Haupteingang zum Schlosspark Sanssouci, sah Finn wieder auf die Uhr. Noch vier Minuten. Finn lief, was sein Körper hergab. Spaziergänger zuckten im Park zusammen und drehten sich um, als sie die schnellen Schritte und das laute Keuchen hinter sich hörten. Am Rondell der Großen Fontäne blickte Finn kurz den Weinberg hoch. Unter einem zartblauen Himmel und angestrahlt von der Frühlingssonne thronte das ockergelbe Schloss mit der Kupfer-Kuppel, die Patina angesetzt hatte. Los, du hast keine Zeit zu verlieren, sagte sich Finn und stürmte die 132 Stufen der Freitreppe hoch. Auf der obersten Terrasse angekommen, stützte er sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab. Während er nach Atem rang, wurde ihm schwarz vor Augen. Schweiß tropfte von seiner Stirn. Nun konnte Finn nur noch warten. Es war ausgemacht, dass man ihn ansprechen würde.

Nachdem sich sein Atem beruhigt hatte, richtete er sich auf und schaute sich um. War er zu spät am Schloss Sanssouci angekommen?

Eine näselnde Männerstimme sagte: „Sehr gut, Finn. Sie sind pünktlich, auch wenn Sie es auf den letzten Drücker geschafft haben.“

Finn drehte sich blitzschnell um. “Die Lok …”, versuchte er sich zu verteidigen.

Doch der hoch aufgeschossene, schlanke Mann unterbrach ihn: “Sie sind mir keine Erklärung schuldig. Nur das Ergebnis zählt.“ Der Unbekannte erinnerte Finn an einen englischen Gentleman. Während sich der ältere Mann mit der einen Hand auf den Messingknauf seines schwarzen Spazierstocks stützte, steckte er mit der anderen Hand seine Taschenuhr in die Westentasche seines dunklen Nadelstreifenanzuges, über den er einen Trenchcoat trug. Ein bisschen warm anzogen für den Frühlingstag, dachte Finn und wischte mit dem Handrücken die Schweißperlen von seiner Stirn. Der elegante Herr schritt auf Finn zu. „Ich darf Sie doch Finn nennen, Herr Finnensen. Das ist doch der Name, mit dem Sie gerufen werden wollen. Nicht wahr? Ihren Vornamen Raffael mögen Sie doch nicht so sehr.“

„Woher wissen Sie das?“, fragte Finn und schaute verdutzt in das von feinen Falten durchzogene Gesicht des Mannes, dessen graue, gescheitelten Haare auffallend dicht und üppig waren. Die Sache mit seinem Namen hatte Finn in seiner Bewerbung auf die Zeitungsannonce mit keinem Wort erwähnt.

„Sagen wir, wir haben ein paar Erkundungen über Sie eingeholt.“

„Wer sind ‚wir‘? Und wie heißen Sie, wenn ich fragen darf?“

„Sie dürfen, lieber Finn. ‚Wir’ ist der Auftraggeber und seine Mitarbeiter. Mein Name ist, sagen wir, Sommer.“

Finn war klar, dass der Mann, der vor ihm stand, garantiert nicht Sommer hieß.

„Lassen Sie uns ein paar Schritte gehen“, sagte der Mann zu Finn. Mit seinem Stock wies er die Freitreppe hinunter.

Beim Hinabsteigen sagte Sommer: „Ich will nicht lange um den heißen Brei reden. Sie sind unser Mann. Das wurde während unserer Nachforschungen klar.“

„Haben Sie etwa einen Detektiv beauftragt?“

„Drei Detektive haben Ihr Leben durchleuchtet. Wir wollen nichts dem Zufall überlassen.“

„Wer ist denn der Auftraggeber?“, fragte Finn.

„Den Namen kann ich Ihnen nicht nennen. Sie werden ihn erst kennenlernen, wenn Sie bei der Sache mitmachen.“

„Worum geht es genau?“

„Wie in der Anzeige beschrieben, handelt es sich um eine Wildjagd. Sie kennen sich mit Jagden aus. Mit Ihrem Großvater haben Sie oft in den Alpen gejagt.“ Auch das hatte Finn in seiner Bewerbung nicht erwähnt. Er hatte nur geschrieben, dass er einen Jagdschein besitzt und als Personenschützer eine Schießausbildung hat.

„Was soll gejagt werden?“, fragte Finn, während sie das Rondell passierten und auf die Hauptallee Richtung Neues Palais einbogen.

Sommer blickte sich um. Er wollte sichergehen, dass seine Worte ungehört blieben: „Mein Auftraggeber will einen Panda erlegen.“

Finn riss die Augen auf. „Panda? Die sind doch vom Aussterben bedroht.“

„So akut wohl nicht mehr. Aber wer weiß schon, wie lange es noch möglich sein wird, einen Panda in freier Wildbahn zu erlegen? Genau darum geht es. Das ist meinem Auftraggeber eine Million Euro wert.“

Sommer zog Finn leicht am Ärmel seiner Jeansjacke. Sie bogen in einen Nebenweg ein. „Überlegen Sie Finn, mit einer Million sind Ihre finanziellen Probleme Vergangenheit. Sie brauchen auch nicht auf einen Panda zu schießen. Und wenn Sie nicht mitmachen, wird es ein anderer tun. Ein Panda wird so oder so geschossen werden. Seien Sie vernünftig.“

Da eine junge Familie auf sie zukam, fragte Finn seinen Begleiter nach dem runden Gebäude, dessen goldene Figuren und Säulen in der Frühlingssonne weithin leuchteten.

Sommer sagte: „Das ist das Chinesische Teehaus. Im Rokoko galt China als das Land der Sehnsüchte. Und ein bisschen Paradies wollten sich die Herrscher von damals nach Europa holen.“

Finn schaute zum Dach des Teehauses, das ein goldener Mandarin mit einem Schirm krönte. Dann blickte sich Finn um. Er wollte sichergehen, dass sie nun wieder frei sprechen konnten.

„Pandas leben in China. Es soll also nach China gehen.“

Sommer nickte. „Für eine Million Euro begleiten Sie meinen Mandanten nach China. Er schießt einen Panda und nimmt das Fell mit. Schließlich fliegen Sie mit ihm wieder außer Landes. Sie kommen nur ins Spiel, falls wider Erwarten etwas schiefgehen sollte. Dann kümmern Sie sich um den Auftraggeber und holen Hilfe. Aber eigentlich kann nichts schiefgehen. Das ist ein sicheres Ding. Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, Finn. Machen Sie es.“

Sie hatten mittlerweile die Säulenhalle des Teehauses erreicht. An den als Palmen gestalteten Säulen lagerten speisende, Tee trinkende, plaudernde Goldfiguren, die Finn auf den ersten Blick für Chinesen hielt. Als er genau hinschaute, glaubte er aber europäische Gesichter zu erkennen.

Finn sagte: „Es ist in China verboten, Pandas zu jagen.”

„Ja.“

„Mit welcher Strafe muss man rechnen, wenn man beim Wildern von Pandas erwischt wird? Steht darauf nicht die Todesstrafe?“

„Das war früher so“, antwortete Sommer und stützte sich mit beiden Händen auf seinen Spazierstock. “Heutzutage muss man mit mindestens zehn Jahren in chinesischer Haft rechnen. Wenn man die Zustände in Chinas Gefängnissen kennt, kann man sich fragen, ob die Todesstrafe nicht vielleicht doch humaner war.“ Sommer verzog sein Gesicht zu einem sarkastischen Lächeln.

„Soll das ein Witz sein?“

„Informieren Sie sich über chinesische Haftbedingungen, Finn. Das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Aber keine Angst. Wir haben Verbindungen bis in hohe politische Kreise in China. Da kann nichts passieren.“

“Und warum begleitet kein Bekannter den Auftraggeber nach China, wenn die Sache so ungefährlich und dennoch so lukrativ ist?”, hakte Finn nach.

Sommer blieb die Ruhe selbst. “Niemand im Bekanntenkreis meines Mandanten hat dem Anforderungsprofil entsprochen. Dank unserer Nachforschungen wissen wir, dass Sie die richtige Ausbildung, Persönlichkeitsstruktur und die körperlichen Voraussetzungen haben. Das Geld, das Sie benötigen, sowie Ihr Verstricktsein in die Sache reichen vollkommen aus, um von Ihrer Loyalität überzeugt zu sein.”

Finn ließ sich die Sache durch den Kopf gehen. Er war hin- und hergerissen. Natürlich lockten ihn die eine Million Euro. Mit diesem Haufen Geld könnte er seine Spielschulden begleichen und neu anfangen. Aber wenn diese Sache schiefging ...

Sommer spürte, dass Finn mit sich rang. Er sagte: „Machen Sie es. Was haben Sie denn zu verlieren? Ich weiß, Sie zocken nicht mehr. Aber machen Sie noch dieses letzte Spiel. Das wird der Jackpot Ihres Lebens. Greifen Sie zu, Mann.”

Finn kribbelte es in den Fingern. Sommer nahm ihn beiseite. Sie drehten sich zur runden Wand des Teehauses. Dann zog Sommer aus der Innentasche seines Trenchcoats ein Bündel mit 500-Euro-Noten. Er gab es Finn.

„Hundertmal so viel bekommen Sie, wenn Sie aus China zurückkommen.“

Finn zögerte. Er schaute auf das Geld in seiner Hand. Schon lange wollte er von seinen Spielschulden runter, aber er wusste nicht wie. Nun bot sich eine einmalige Möglichkeit.

Sommer fragte: „Wie fühlt sich das Geld an?“

„Gut“, antwortete Finn, „sehr gut“. Finns Hand zitterte, als er das Geld in seine Jackentasche steckte. Er schluckte und sagte mit belegter Stimme: „Okay. Ich mach’s.“ Ein letztes großes Spiel mit höchstem Einsatz, dachte Finn. Danach wäre endgültig Schluss.

Sommer hielt ihm die ausgestreckte Hand hin. Finn schlug ein. Er glaubte in Sommers Gesicht aufrichtige Freude zu sehen.

„Wann geht es los?“, fragte Finn.

„In ein paar Wochen. Wir geben Ihnen Bescheid. Zuerst müssen Sie in Hamburg zu Professor Heinrich gehen. Der Arzt wird Sie durchchecken und die notwendigen Impfungen vornehmen: gegen Diphtherie, Polio, Tollwut, Hepatitis A und B, Typhus, Cholera, Japan-B-Enzephalitis, Malaria.“ Aus der Innentasche seines Jacketts zog Sommer einen Umschlag und gab ihn Finn: „Darin sind alle notwendigen Wegbeschreibungen, Papiere und Mitgliedskarten. Sie gehen fünfmal die Woche in einen Schießklub und üben täglich vier Stunden. Training kann nie schaden. Zudem gehen Sie fünfmal in der Woche in ein Fitnessstudio. Pro Tag ebenfalls vier Stunden. Ein Trainer wird sie in Hochform bringen, obwohl ich nicht glaube, dass Sie weit davon entfernt sind. Sie sind bereits angemeldet.“

„Was ist mit der Ausrüstung?“, fragte Finn.

„Machen Sie sich keine Sorgen. Die stellen wir, wenn es so weit ist.“

„Brauchen Sie nicht meine Schuh- und Kleidergrößen?“

Sommer lächelte. „Die haben wir. Seien Sie ganz unbesorgt.“

Sommer reichte Finn die Hand: „Sie sind bald ein reicher Mann. Leben Sie wohl, Finn.“ Ohne sich noch einmal umzudrehen, entschwand Sommer Richtung Hauptallee. Finn atmete tief durch. Erst in diesem Moment nahm er wahr, wie betörend die weiche Frühlingsluft duftete.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Der Aufbruch

Finn tat, was man ihm aufgetragen hatte und sogar noch mehr. Auch an den Wochenenden trainierte er so hart, dass er abends müde ins Bett fiel. Über das bevorstehende Abenteuer wollte sich Finn keine Gedanken machen. Sein Ziel war es, nach China zu fliegen und schnellstmöglich wieder nach Hause zu kommen, um die restlichen 990.000 Euro einzusacken. Beim Treffen mit Sommer hatte Finn vergessen zu fragen, wie er nach der Rückkehr an sein Geld herankäme. Mit dem Auftraggeber wollte Finn die Sache klären.

Die Wochen gingen dahin, und Finns Ungeduld wurde von Tag zu Tag größer. Ende Mai war es so weit. Jemand hatte unter seiner Wohnungstür einen Briefumschlag geschoben. Dieser enthielt ein Aeroflot-Ticket für einen Linienflug von Hamburg nach Moskau, ein Reisevisa für Russland, einen Krankenversicherungsnachweis sowie einen kurzen Brief. Darin wurde bestätigt, dass es nun losginge. Finn wurde angewiesen, eine Reisetasche oder einen Koffer so zu packen, als ob er auf eine Urlaubsreise ginge. In Moskau bekäme er weitere Instruktionen.

 

Am letzten Freitag im Mai startete Finns Linienflug von Hamburg nach Moskau. Während er den Sicherheitsgurt öffnete, wurde ihm zum ersten Mal richtig bewusst, auf was er sich eingelassen hat. Was wusste er von den Leuten, mit denen er den Deal geschlossen hatte? War wirklich alles so gut vorbereitet, wie sie es vorgaben? Für Finn gab es aber kein Zurück mehr, denn mit seinem alten Leben in Deutschland wollte er endlich abschließen. Vielleicht würde es ein Spaziergang werden. Vielleicht aber auch die Hölle. Mit einem Blick aus dem Fenster versuchte sich Finn abzulenken. Sie flogen über Wasser. Wahrscheinlich die Ostsee. Finn nahm das Zollformular, das auf dem leeren Sitz neben ihm lag und füllt es aus.

Pünktlich um 17.15 Uhr Ortszeit landete die Maschine auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo. Ohne Probleme passierte Finn die Ausweiskontrolle. Er holte sein Gepäck vom Band und erledigte die Formalitäten beim Zoll. In der riesigen Vorhalle schaute sich Finn um. Wie sollte es nun weiter gehen? Kaum hatte er sich die Frage gestellt, tippte ihn jemand an den Oberarm und eine helle Stimme sagte auf Deutsch mit russischem Akzent: „Entschuldigung, sind Sie Herr Finnensen?“

Finn nickte und gab der jungen Frau, die er auf 18 Jahre schätzte, zur Begrüßung die Hand. Auf ihr grell geschminktes Gesicht legte sich ein erleichtertes Lächeln. Sie steckte das Foto von Finn in die Tasche ihrer roten Jacke, die sie über einem geblümten Sommerkleid trug.

„Ich bin Elena. Ich soll Ihnen sagen, dass Sie um 22.05 Uhr nach Irkutsk weiterfliegen werden“, sagte sie in einem ratternden Tonfall, als ob sie die Worte auswendig gelernt hatte. Elena überreichte Finn ein Flugticket und einen Din-A-4-Umschlag, den er im Flugzeug öffnen sollte.

Finn blickte hoch zur großen Uhr im Terminal. Es war kurz nach achtzehn Uhr.

„Vielleicht können wir noch etwas trinken gehen“, sagte Finn, der seine Armbanduhr zwei Stunden vorstellte.

Elena willigte ein und ein paar Minuten später saßen sie in einer Flughafenbar. Sie trank eine Limonade, Finn einen Kaffee. Finn hoffte von Elena etwas über den Auftraggeber zu erfahren. Doch sie hatte keine Ahnung, wer die Männer waren, die sie mit dem Job beauftragt hatten. Elena war eine Germanistik-Studentin, die für ein paar Rubel Empfangskomitee gespielt hatte. Finn fühlte sich wie ferngesteuert. Eine geheimnisvolle Macht schien die Kontrolle über sein Leben übernommen zu haben.

 

Auf dem Nachtflug von Moskau nach Irkutsk versuchte Finn wie andere Passagiere in der Maschine zu schlafen. Hätte er doch nur nicht diesen verfluchten Kaffee getrunken. Als er sich im Sitz hin und her drehte, fiel ihm der Brief wieder ein, den er von Elena bekommen hatte. Er holte den Umschlag aus der Innentasche seiner Jeansjacke, die im Gepäckfach über den Sitzen lag. Finn nahm wieder Platz, öffnete den Umschlag und zog mehrere Blätter Papier heraus. Im Begleitschreiben hieß es, dass er den Lebenslauf eines in Peking stationierten deutschen Diplomaten auswendig lernen sollte. Da Finn sowieso nicht schlafen konnte, las er sich den Steckbrief immer wieder durch. Bei Sonnenaufgang kannte er jedes Detail. In Zukunft hatte sich Finn als Peter Schmitt auszugeben, sein direkter Vorgesetzter sei ein Herr Gruber. Finn blinzelte aus dem Fenster, wo sich die Sonne langsam an den Himmel schob. Als er nach unten schaute, riss die weiße Wolkendecke auf und erlaubte einen Blick auf die endlose Wildnis der Taiga. Die Wasseroberflächen von Flüssen, die sich durch die Waldlandschaft wanden, glitzerten im Morgenlicht der Sonne, während Menschensiedlungen so selten waren wie Bauernhöfe in einer deutschen Großstadt.

Beim Landeanflug auf Irkutsk schaute Finn auf seine Uhr. Sie zeigte kurz nach halb vier Moskauer Zeit. Das konnte nicht stimmen. Über Irkutsk stand die Morgensonne, auch wenn die Menschen dort unten nicht viel von ihr sehen konnten, weil eine Dunstglocke über der Stadt hing. Finn sah, wie aus riesigen Schornsteinen fette Rußwolken quollen.

Beim Ausstieg aus dem Flugzeug fragte Finn die sich dauernd verabschiedende und bedankende Stewardess auf Englisch nach der Zeitdifferenz zwischen Moskau und Irkutsk.

Five hours”, antwortete die Stewardess und zeigte lächelnd fünf Finger einer Hand. Dann setzte sie die Verabschiedungslitanei fort. Auf dem Weg zum Terminal stellte Finn seine Uhr um, was ihm im nächsten Moment überflüssig vorkam. Er war ja ohnehin ferngesteuert. Aber jetzt konnte es nicht mehr lange dauern bis zum Treffen mit dem Auftraggeber. Die chinesische Grenze war nicht mehr so weit entfernt. Finn spürte ein Kribbeln im Bauch.

Nachdem die Formalitäten erledigt waren, ging Finn mit seiner Reisetasche in der Hand durch die Eingangshalle des Flughafens. Er wartete, dass ihn im nächsten Moment wieder jemand ansprechen würde. Doch es passierte nichts. Finn stellte die Reisetasche auf eine Bank, blieb aber stehen, damit man ihn gut sehen konnte. Er fühlte sich müde, ihm war kalt und er hatte Hunger. Eine ganze Stunde wartete Finn. Was war los? Warum holte ihn niemand ab? Bislang hatte doch alles reibungslos geklappt.

Finn wurde es zu bunt. Er nahm seine Reisetasche und ging aus dem Terminal. Draußen nieselte es aus tief hängenden grauen Wolken. Finn wollte sich ein Taxi nehmen, um sich zu einem vernünftigen Hotel fahren zu lassen. Wenn der Auftraggeber so gut informiert ist, wird er mich schon finden, dachte Finn. Taxifahrer stürmten auf ihn zu und unterboten sich in einem Kauderwelsch aus Englisch und Russisch gegenseitig. Finn wurde sich mit einem Fahrer einig, dem das halbe Gebiss fehlte. Der Mann nahm Finns Tasche und machte sich mit ihm auf den Weg zu seinem Taxi, das ein paar Schritte weit weg geparkt sein sollte. Hinter sich hörte Finn das Quietschen von Autobremsen. Er schaute sich um und sah, dass jemand mit einem Nissan Geländewagen direkt vor dem Flughafeneingang gehalten hatte. Ein fülliger Mann sprang heraus und lief auf Finn zu. Man sah, wie die Brüste des Dicken unter seinem gelben, viel zu kleinen T-Shirt hüpften. Der Bauch quoll über den Bund seiner verwaschenen Jeans. Auf seinem Kopf trug er eine Baseball-Kappe.

„Ich würde da nicht mitfahren, Finn“, rief ihm der Mann in Deutsch mit russischem Akzent entgegen. Der Dicke riss dem Taxifahrer mit den Trümmern im Mund die Reisetasche aus der Hand, worauf dieser mit einem bitterbösen Blick reagierte. Da er aber zwei Köpfe kleiner war und wesentlich weniger auf die Waage brachte, wagte er es nicht, den Dicken zu schlagen.

Dawai, dawai! Der Auftraggeber wartet“, rief der Füllige in Finns Richtung und eilte zum falsch geparkten Geländewagen zurück.

Dawai, dawai“, wiederholte Finn spitz. Wer hat denn über eine Stunde auf den Dawai-Dawei-Dicken gewartet? Mürrisch und gähnend trottete Finn zum Wagen. Der Dicke warf die Reisetasche auf den Rücksitz, schaute zu Finn und machte ihm gestenreich klar, dass er sich mal beeilen sollte. Um dies zu unterstreichen, ließ der Vollschlanke mehrmals den Motor im Leerlauf aufheulen. Finn saß noch nicht richtig, da fuhr der Dicke so scharf an, dass Finn in den Sitz gepresst wurde und die Beifahrertür zuschlug. Die Reifen kreischten. Mit einem Klick rastete der Sicherheitsgurt ein, den Finn schleunigst angelegt hatte.

„Ich bin Viktor“, sagte der Dicke und reichte Finn die Hand, die die Größe eines Pfannkuchens hatte. Finn schüttelte schlaff die Hand.

„Du musst in Sibirien aufpassen, mit wem du fährst. Privattaxis sind nichts für Touristen – zu gefährlich. Der Typ wäre mit dir in eine dunkle Ecke gefahren. Dann wärst du alles losgeworden, was du hast. Und wenn du dich gewehrt hättest, wäre es für dich gut ausgegangen, wenn du überlebt hättest.“

„Wo fahren wir hin?“, wollte Finn wissen.

„Zur Datscha“, antwortete Viktor und schaltete die Scheibenwischer ein, weil es stärker zu regnen begonnen hatte.

„Wo liegt diese Datscha?“

„Das wirst du sehen“, sagte Viktor und drehte das Radio an. Aus den Lautsprechern dröhnte ein russischer Schlager, der offenbar zu Viktors Lieblingsliedern gehörte. Auf jeden Fall stellte er das Radio noch lauter und sang aus voller Kehle mit.

Obwohl die Lautstärke Finn auf den Geist ging, war es ihm lieber, als ein Gespräch mit Viktor zu führen. Er war einfach zu matt, um mit jemanden zu sprechen. Finn schaute aus dem Fenster. Sie fuhren durch Vororte Irkutsks. Ein heruntergekommenes Plattenhochhaus reihte sich an das andere. Bei manchen waren schon Balkone abgebrochen, bei anderen konnte es nicht mehr lange dauern. Zwischen den Hochhäusern standen kleine sibirische Holzhäuser. Kioske warben für Whiskey, Zigaretten und Schokoriegel aus dem Westen. In den Wohngebieten gab es viele Werkstätten und Gebrauchtwagenhändler, wobei so mancher Betrieb mehr an ein Schrottlager erinnerte.

Viktor trällerte Lied auf Lied mit und machte mächtig Tempo. Permanent wechselten sie die Spuren auf der Schnellstraße. Beim Überholen fiel Finn auf, dass viele Wagen das Steuer auf der rechten Seite hatten. Viktor schien Finns Gedanken lesen zu können. Da im Radio gerade ein Ansager zu hören war und Viktor deswegen nicht singen konnte, brüllte er Finn zu: „Die Rechtslenker sind Gebrauchte aus Japan. Die werden mit dem Schiff nach Wladiwostok oder Nachodka gebracht. 2000 Kilometer von hier. Die Leute fahren dorthin, kaufen sich einen japanischen Wagen und mit der Transsibirischen Eisenbahn werden sie nach Irkutsk transportiert.“ Mehr Zeit hatte Viktor nicht, denn schon lief der nächste Schlager, und Viktor fühlte sich wieder aufgefordert, aus voller Brust mitzusingen. Während der nächsten Ansagen erzählte Viktor, dass er Deutschrusse sei und deswegen Deutsch spreche. Seine Vorfahren seien Wolgadeutsche und im Zweiten Weltkrieg nach Sibirien deportiert worden. Irgendwann fielen Finn die Augen zu.

Als er wieder wach wurde, fuhren sie durch einen dichten Birkenwald. Die Landschaft war hügelig geworden.

„Wo sind wir?“, fragte Finn noch schlaftrunken.

Viktor sang nicht mehr, und das Radio war leise gestellt. Im Vergleich zu Irkutsk war es im Wagen mucksmäuschenstill.

Aber als Viktor Finns Stimme neben sich hörte, rief er erfreut: „Willkommen in der Taiga.“ Viktor drehte das Radio wieder auf und sang mit.

Die Straße, auf der sie fuhren, war gut ausgebaut. Regentropfen trommelten auf den Geländewagen, während die Wischerblätter über die Windschutzscheibe quietschten. Die Dörfer, durch sie von Zeit zu Zeit fuhren, schienen menschenleer zu sein. Vorwiegend gelb und blau waren die Holzhäuser gestrichen, die die Hauptstraße säumten. Um die Fenster hatten sie geschnitzte Verzierungen.

„Fahren wir zum Baikalsee?“, fragte Finn.

„Nicht ganz. Aber die Richtung stimmt.“

„Ist es noch weit?“

„Was heißt schon weit in der Taiga?“

Solche Antworten gingen Finn auf die Nerven. Aber er hatte jetzt keine Lust, deswegen Streit anzufangen.

Viktor griff nach einer Zigaretten-Packung auf dem Armaturenbrett, nahm sich eine Fluppe heraus und bot Finn auch eine an, der aber ablehnte. Viktor warf die Packung wieder auf das Armaturenbrett und steckte sich die Zigarette mit einem Feuerzeug an, das er aus einer Ablage in der Mittelkonsole genommen hatte.

“Es stört dich doch nicht, dass ich rauche?”, fragte Viktor, während er das Feuerzeug zurücklegte.

Finn schüttelte den Kopf, worauf Viktor einen tiefen Zug machte und den Rauch gegen die Windschutzscheibe blies. Mit der Zigarette im Mundwinkel sagte Viktor: „Es ist nicht mehr weit bis zur Datscha.“

Nach zehn Minuten fuhr Viktor von der asphaltierten Straße ab und bog in einen verschlammten Waldweg ein. Viktor steuerte den Geländewagen geschickt an den größten Pfützen vorbei. Dennoch ließ es sich nicht vermeiden, dass Finn und Viktor im Wagen mehrmals ruckartig hin und her geworfen wurden, weil Viktor ein Schlagloch voll erwischt hatte. Während sie so durch den Fichtenwald krochen, fragte Viktor kleinlaut: „Kannst du mir einen Gefallen tun, Finn?“ Er schaute seinen Fahrgast mit verquollenen Augen an.

„Kommt darauf an.”

„Ich war heute Morgen etwas spät dran. Das tut mir leid. Ich hatte verpennt, weil es gestern Abend reichlich spät wurde.“ Viktor hob seine Baseballkappe und Finn sah, dass dessen rötliche Haare nach allen Seiten abstanden. „Das müssen die ja nicht erfahren, Finn. Wenn jemand fragt, warum wir zu spät sind, können wir vielleicht sagen, dass wir in einen Stau gekommen sind, weil es einen Unfall gegeben hat?“

Finn überlegte einen Augenblick. Viktor zog nervös an seiner Zigarette.

„Okay“, sagte Finn und Viktors Gesicht hellte sich auf.

„Ein guter Mann bist du. Ein sehr guter Mann“, rief Viktor begeistert. Er drehte das Radio wieder auf und sang gelöst mit.

Nach einer Dreiviertelstunde Schlangenfahrt durch den Wald erreichten sie einen hohen Palisadenzaun. Den fuhren sie einige Hundert Meter entlang, bis sie zu einem Holztor kamen. Links und rechts standen Wachhäuschen, aus denen zwei Männer in schwarzen Mänteln traten. Ihre Maschinenpistolen hielten sie im Anschlag. Viktor schaltete das Radio aus, ließ die Fensterscheibe auf der Fahrerseite runter und legte den linken Arm auf die Tür. Er sprach ein paar Worte russisch mit den Wachleuten, die Finn misstrauisch musterten, und gab ihnen Zigaretten.

Die Wächter schauten sich an, nickten einander zu, ehe einer von ihnen etwas über das Tor rief. Wie von Zauberhand öffnete sich die Pforte. Viktor gab Gas. Während der Fahrer die Scheibe wieder schloss, sagte er zu Finn: „Gleich wirst du staunen.“

Zunächst wunderte sich Finn nicht wirklich. Denn wie vor dem Zaun fuhren sie auch dahinter durch einen dichten Fichtenwald. Nur bestand der Weg hier aus Kieselsteinen und hatte keine Unebenheiten. Nach fünf Minuten tauchte hinter einer Kurve ein großes Eisentor auf. Es musste passiert werden, wenn man hinter den etwa vier Meter hohen Metallzaun gelangen wollte, der links und rechts im Wald verschwand. Wie vor dem Holztor kamen auch hier wieder Wachleute mit angelegten Maschinenpistolen aus Wachhäuschen heraus. Viktor machte alles klar und dann öffnete sich auch dieses Tor. Als sich der Nadelwald lichtete, tauchte vor ihnen ein riesiges Holzhaus auf, das eher an ein Jagdschloss erinnerte als an eine Datscha. Dachtürmchen krönten die Flügel des Gebäudes, etwas zurückgesetzt war der Mittelbau. Links und rechts der „Datscha“ lagen Nebengebäude und Garagen. Viktor schaute gespannt zu Finn, dessen Mund offen stand. Viktor nickte ihm mit einem Gesichtsausdruck zu, der sagte: Na, habe ich dir zu viel versprochen?

„Wem gehört die Datscha, Viktor?“, fragte Finn.

„Einflussreichen Geschäftsleuten. Mehr solltest du nicht wissen wollen.”

Er hatte den Geländewagen noch nicht vor der Freitreppe der „Datscha“ geparkt, als schon ein Diener aus dem Haus kam, um Finn die Tür aufzuhalten und zu begrüßen. Viktor schnappte sich Finns Reisetasche vom Rücksitz. Der Diener wollte sie Viktor abnehmen, doch für den Versuch erntete der Butler nur einen mürrischen Blick des Dicken. Viktor wollte auf Finn und dessen Sachen höchstpersönlich aufzupassen. Der Diener schaute Finn an und machte eine einladende Handbewegung hinauf zur Veranda. Dort stand eine kräftige Frau, die eine Kittelschürze über ihrem Kleid trug.

„Sdráwstwujte. Guten Tag“, sagte das russische Mütterchen, nachdem Finn hinter dem Diener die Treppe hochgestiegen war. Dann verstand er kein Wort mehr. Viktor eilte mit Finns Reisetasche die Stufen hoch, um zu übersetzen.

„Sie will wissen, was du essen möchtest?“

Finn hatte seinen Hunger übergangen, aber die bleierne Müdigkeit steckte noch in seinen Knochen. Deshalb sagte er: „Ich will nur schlafen. Es sei denn, der Auftraggeber will mich sehen, falls er hier sein sollte.“

Viktor übersetzte Finns Worte. Die Russin nickte und antwortete auf Russisch. Sie ließ Finn über Viktor wissen, dass er den anderen Mann erst am Abend zu Gesicht bekommen werde, Finn also ausreichend Zeit zum Schlafen habe.

Sie gingen ins Haus. Ihre Schritte klapperten auf dem Holzboden der riesigen Eingangshalle, an deren Decke ein wuchtiger Kronleuchter hing. Der breite Mittelgang lief auf eine zweiflügelige Tür zu. Links und rechts führten Treppen ins obere Geschoss. Hinter der Russin und Viktor schlich Finn müde über die rechte Stiege nach oben. Sie folgten einem langen Gang, in dem es nach Wachs roch. Als sie schon fast das Ende des Flurs erreicht hatten, öffnete das Mütterchen auf der rechten Seite eine der vielen Türen. Für die Annehmlichkeiten des luxuriösen Gästezimmers hatte Finn keinen Blick mehr. Er wollte nur noch schlafen. Deshalb wimmelte Finn das russische Mütterchen und Viktor schnell ab, zog sich aus und legte sich nackt ins Bett. Die Matratze des Bettes war vorzüglich. Finn schlief wie auf Wolken und erst am frühen Abend wurde er wieder wach. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sich Finn erinnerte, wo er war. Dann nahm er in dem Bad, das zu seinem Zimmer gehörte, eine ausgiebige warme Dusche. Aus der Reisetasche, die Viktor in eine Ecke gestellt hatte, nahm sich Finn frische Kleider. Nachdem er beim Blick in den Badspiegel seine Frisur sowie die Kombination aus Jeans und rotem Hemd für gut befunden hatte, ging er nach unten.

In der vom Kronleuchter hell erleuchteten Eingangshalle war keine Menschenseele. Finn rief mehrere Male: „Hallo?“ Aber nichts rührte sich. Er ging auf die Mitteltür zu und klopfte an. Keine Antwort. Langsam öffnete Finn die Tür. Eine wohlige Wärme strömte ihm entgegen. Vor ihm lag ein riesiger, nur von einem großen Feuer im Kamin erleuchteter Raum. An der Wand über dem Kamin hingen Jagdtrophäen: Felle und Geweihe. In der Mitte stand ein großer Esstisch, der sich vor erlesenen Speisen nur so bog. Noch größer als die Spannung vor dem Zusammentreffen mit dem Auftraggeber war in diesem Moment Finns Hunger. Und Finn schlug zu. Er stopfte alles in sich hinein, was er zu fassen bekam: Kaviar, Lachs, Fasan, Bärenschinken, Trüffel, Austern, Langusten, Gänseleberpastete, Gouda und Weintrauben. Dazu trank er Rotwein. Einen Château Pétrus, Jahrgang 1997, las Finn auf dem Etikett. Plötzlich ging das Licht im Raum an. Finn drehte sich mit vollgestopftem Mund um. Er fühlte sich wie ein Kind, das in der Speisekammer beim Naschen erwischt worden war. In der Tür stand das russische Mütterchen. Sie sagte aufgeregt etwas auf Russisch. Dann schien ihr wieder einzufallen, dass Finn ihre Sprache ja nicht verstand. Sie schrie: „Viktor.“

Und sofort eilte Viktor herbei und übersetzte, was die Russin zu sagen hatte.

„Sie fragt, ob du einen speziellen Wunsch hättest. Willst du vielleicht einen Kaffee?“, fragte Viktor.

Finn lehnte dankend ab. Die Russin sagte noch etwas zu Viktor, dann verschwand sie wieder.

Viktor sagte: „Wenn du hier fertig bist, sollst du hinunter zur Banja kommen.“

Banja?“, fragte Finn.

„Na, sibirische Sauna“, erklärte Viktor in einem Ton, als ob er einem Abiturienten das Einmaleins erklären müsste. Und da Viktor es offenbar mit einem absoluten Sibirien-Unkundigen zu tun hatte, machte er Finn auf die sibirischen Spezialitäten aufmerksam. „Probier das hier. Das ist Omul aus dem Baikalsee.“ Er zeigte auf einen Fisch, dessen Geschmack Finn an Forelle erinnerte. Dann musste Finn auch noch Posy probieren. Finn wollte Viktor nicht enttäuschen und aß die mit Hackfleisch gefüllten Teigbällchen, auch wenn er eigentlich pappsatt war.

„Hast du wirklich keinen Hunger mehr?“, fragte Viktor mehrere Male, als Finn ihm gesagt hatte, dass er nichts mehr essen könne. Finn musste es beim Heiligen Sankt Nikolaus und beim Heiligen Bonifatius schwören.

Danach verließen Viktor und Finn den Raum durch die Terrassentür und gingen über den feuchten Rasen hinunter zu einer Holzhütte, in der Licht brannte. Es regnete nicht mehr. Der Himmel war klar. Die Sterne funkelten hell. Das fahle Mondlicht spiegelte sich auf der Wasseroberfläche des Sees, an dem die Banja lag. Der leichte Wind war empfindlich kalt. Finn verschränkte beim Gehen die Arme vor der Brust und zog die Schultern hoch. Er spürte seinen Herzschlag.

An der Sauna sagte Viktor zu Finn: „Zieh dich im Vorraum aus und dann gehst du in die Banja.“ Während Viktor zurück zur Datscha trottete, betrat Finn die Holzhütte und ließ die Hüllen fallen. Im Vorraum der Sauna lagen drei Kleiderhaufen auf einer Bank. Finn sah auch Damenslips und BH’s auf zwei Stapeln liegen. Vielleicht ist mein Auftraggeber eine Frau, schoss es Finn durch den Kopf. Aber hatte das russische Mütterchen nicht von einem Mann gesprochen? Finn lauschte an der Tür. Er hörte Frauenstimmen, Giggeln, Stöhnen und schließlich den lauten Schrei eines Mannes.

Finn nahm seinen Mut zusammen und klopfte an.

„Herein“, rief eine Männerstimme.

Als Finn die Tür öffnete, quoll ihm Wasserdampf entgegen. Es roch nach Kräutern. Finn brauchte einen Moment, um sich in der spärlich beleuchteten Sauna zu orientieren.

„Sind Sie es, Finn?“, fragte eine Männerstimme.

„Ja.“ Finn sah eine wohlproportionierte brünette Frau, die sich im Stehen das Gesicht mit einem Handtuch abwischte. Auf einer niedrigen Bank saß ein braungebrannter Mann. Sein Alter war schwer zu schätzen. Der Mann konnte Mitte 40 sein. Vielleicht auch über 50. Auf jeden Fall sah er sehr fit aus.

„Mann, die kann’s“, raunte der Mann Finn zu und zeigte auf die Brünette, die das Handtuch in eine Ecke geworfen hatte und auf der Bank Platz nahm.

„Ich bin Gruber. Und Sie sind Schmitt, mein unterstellter Diplomat, nicht wahr, Finn?“, sagte er lächelnd und schüttelte Finn kurz die Hand. An Grubers rechter Seite saß eine langbeinige Blondine mit Schmollmund, die ihm über die Brust streichelte.

Gruber forderte Finn auf: “Nehmen Sie Platz.” Währenddessen schaute die Blondine zu Finn herüber. Sie war offensichtlich von Finns durchtrainiertem Körper und seinen markanten Gesichtszügen angetan.

Finn setzte sich auf den freien Platz zwischen Gruber und der Brünetten.

„Wenn Sie Lust auf Sex haben, greifen Sie zu. Die sind sauber“, sagte Gruber, der der Blonden zwischen die Beine griff.

Finn schaute ihn fragend an.

„Die haben keine Syphilis wie viele Nutten in Irkutsk. Das hat schon die Ausmaße einer Seuche angenommen. Ich hoffe nicht, dass Sie mit Viktor bei den Nutten waren, als Sie sich verspätet haben. Viktor kann von den Mädchen in Irkutsk nicht lassen.“

„Wir sind in einen Stau geraten“, antwortete Finn, während sich die Brünette an ihn schmiegte. „Es hat einen Unfall gegeben“, erklärte er.

„Das hat Viktor schon gesagt.” Gruber küsste die Blondine, bevor er zu Finn sagte: “Die Mädels hier habe ich vorsichtshalber aus Moskau einfliegen lassen.“

„Sie müssen eine Menge Geld haben. In welcher Branche sind Sie?“

„Sagen wir Import-Export.“

„Was importieren und exportieren Sie denn?“

„Das spielt keine Rolle. Sie braucht nur zu interessieren, ob ich Sie bezahlen kann. Und das, mein Lieber, ist kein Problem. Da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Ansonsten würde ich Ihnen empfehlen, nicht so viele Fragen zu stellen. Machen Sie Ihren Job, nehmen Sie Ihr Milliönchen und werden Sie glücklich.“

Dann stand Gruber auf und legte sich bäuchlings auf eine andere Bank. Die Blondine folgte ihm, nahm in jede Hand ein Bündel Birkenzweige aus einem Bottich mit warmem Wasser und klopfte Gruber damit von den Schultern bis zu den Fußsohlen ab.

Finn schwitzte noch mehr, als die Brünette ihre rot lackierten Fingernägel sanft über seinen Bauch gleiten ließ. Kurz bevor sie seinen Schritt erreichte, nahm er ihre Hand und legte sie zurück auf ihren Schoß. Er legte sich wie Gruber auf den Bauch und ließ sich von der Brünetten mit Birkenbüschel abschlagen.

„Haben Sie Ihren Lebenslauf als deutscher Diplomat gelernt?“, fragte Gruber.

„Ja, den kenn’ ich in- und auswendig.“

„Gut, denn das kann in China sehr wichtig werden. Die Ausweispapiere finden Sie morgen früh in ihrer Kleidung, Herr Schmitt.“ Gruber lachte.

Nachdem sie sich mit einem Sprung in den See abgekühlt hatten, kehrten sie in den großen Saal der Datscha zurück. Gruber und Finn saßen in Sesseln vor dem Kamin, in dem das Brennholz knisterte. Sie trugen beide weiße Bademäntel. Zu ihren Füßen lagen die beiden Frauen nackt auf Bärenfellen. Sie tranken Champagner, unterhielten sich und lachten.

Gruber und Finn stießen mit Wodka auf eine erfolgreiche Jagd an.

„Sind Sie nervös?“, wollte Gruber wissen.

„Im Moment nicht“, antwortete Finn mit leicht gerötetem Kopf.

„Wenn es Sie beruhigt. Ich habe bereits eine erfolgreiche Jagd in Tibet hinter mir, wo auch die Chinesen den Ton angeben.“

„Worauf sind Sie gegangen?“

„Ich jage immer seltene Tiere. In Tibet habe ich einen Jak und zwei Tschirus erlegt.“

„Tschirus? Habe ich noch nie gehört.“

„Warten Sie. Ich hole mein Fotoalbum.“ Gruber stand auf und kam wenig später mit einer Ledermappe zurück.

„Hier sehen Sie. Das sind Tschirus.“ Er zeigte auf ein Foto, das ein Rudel Antilopen mit wolligem, fahlbraunem Fell zeigte.

„Die werden immer seltener. Da musste ich mich dranhalten. Und auch mal ein Risiko eingehen“, sagte Gruber, blätterte um und erzählte zu dem nächsten Foto: „Ein Kaukasus-Rothirsch. Extrem selten. Vor ein paar Jahren gab es noch rund 700, heute vielleicht noch um die 40. Ich habe mir auch noch einen geschossen. Das Geweih hängt bei mir zu Hause.” Gruber tippte auf das Foto einer Wand, an der unzählige Geweihe, Hörner und Felle hingen. Finn hätte Gruber gerne gefragt, wo er wohnt. Aber Finn ließ es bleiben. Gruber würde ihm ohnehin nicht die Wahrheit sagen.

„Das hier ist ein Gorillafell“, sagte Gruber stolz und hielt den Finger auf das Foto. „Ein Silberrücken, wenn Sie wissen, was ich meine. Ja, und das ist ein Fell eines sibirischen Tigers, der größten Raubkatze der Welt. Der Tiger wird drei Meter lang und über 300 Kilo schwer. Das ist ein Brocken, kann ich Ihnen sagen, wie eine Kuh.“ Um die Ausmaße anzuzeigen, hielt der Wilderer die Arme in die Höhe.

Gruber trank ein Glas Wodka nach dem anderen. Dazu berauschte er sich immer mehr an seinen Geschichten, die er zu den verschiedenen Fotos zu erzählen hatte. Die Liste der seltenen Tiere, die er schon an den entlegensten Orten geschossen hatte, schien unendlich: Schneeleopard, Schwarzes Nashorn, Prinz-Alfred-Hirsch, Calamian-Axishirsch, Arabischer Oryx, Atlasgazelle, …

Die letzte Seite in seinem Album war leer. Gruber tippte darauf und sagte: „Hier kommt ein Foto mit meinem Pandafell hin. Das Fell soll bei mir zu Hause über meinem Schlafzimmerbett an der Decke hängen. Wenn ich im Bett liege und nach oben schaue, will ich mir immer sagen können: Ich bin einer der letzten Menschen, dem es gelungen ist, einen Panda in der freien Wildbahn zu erlegen. Ich weiß schon heute, dass der Abschuss eines Pandas der besondere Moment in meinem Leben sein wird. Ich will einen Panda erlegen. Ich muss einen Panda erlegen.“

Finn schaute in Grubers Gesicht und er wusste, dass sich dieser Mann nur vom Tod von seinem Vorhaben abbringen lassen würde.

„Lief immer alles reibungslos bei den Jagden ab?“, fragte Finn.

„Natürlich hatten wir auch Probleme. Das meiste ließ sich mit Geld regeln. Auf der ganzen Welt gibt es korrupte Leute. Aber wenn Wildhüter hinter einem her sind und Ernst machen, dann wird es gefährlich. Aber man weiß sich schließlich zu helfen.“

Gruber stand auf und ging zum Waffenschrank. Er holte ein Gewehr heraus. Anschließend entsicherte er die Waffe, lud sie durch und zielte aus einem Meter Entfernung auf Finns Kopf. Grubers Finger zitterte am Abzug. Finn lief der Schweiß von der Stirn. Er schaute wie hypnotisiert auf den Lauf. Finns Nerven lagen blank. Gruber hatte schließlich viel getrunken.

„Sie wären nicht der Erste“, sagte Gruber und drückte ab. Man hörte ein metallisches Klack.

Und kurz darauf begann Gruber schallend zu lachen. Während er die Waffe zurück in den Schrank stellte, versank Finn im Sessel. Gruber klatschte in die Hände und rief: „Es ist besser jetzt schlafen zu gehen. Morgen geht es los.“

 

Viktor fuhr Gruber und Finn am frühen Morgen nach Irkutsk. Unterwegs erklärte Gruber die weitere Vorgehensweise. In der Nähe des Irkutsker Flughafens verschwanden sie mit ihrem Geländewagen in einer riesigen Lagerhalle, wo man schon auf sie wartete. Gruber und Finn stiegen aus dem Auto, während Arbeiter die Tore schlossen. Viktor stellte den Motor ab, ehe er und Finn die Gestellrucksäcke und die Gewehre, eine Weatherby und eine Ruger, aus dem Kofferraum holten und zu einem Container gingen, der auf einem Lastwagen stand. Finn kletterte über eine kleine Leiter in den Frachtbehälter und ließ sich von Viktor die Rücksäcke und Jagdgewehre anreichen, die Finn in der hintersten Ecke des Containers verstaute. Danach kletterte auch Gruber in den Container.

„Viel Glück“, wünschte Viktor und schüttelte Gruber und Finn die Hand, bevor die beiden zur Rückwand des Containers gingen. Finn und Gruber trugen bereits ihre Jagdkleidung. Jedes Kleidungsstück, das Finn am Morgen im Kleiderschrank seines Gästezimmers gefunden hatte - von der Unterwäsche über das karierte Fleecehemd, die braune Hose, den grünen Anorak bis zu den Outdoor-Schuhen - passte. In der Innentasche seiner Jacke steckten die Papiere, die Finn als Mitglied des deutschen diplomatischen Korps in Peking auswiesen. Seine Sachen samt den echten Ausweispapieren und dem fingierten Lebenslauf ließ Finn in der Datscha zurück. Er sollte es nie wiedersehen. Vorsichtshalber nahm er aber das Geld, das er von Sommer in Potsdam als Vorschuss bekommen hatte, mit nach China.

Während Gruber lässig an der Container-Rückwand lehnte, wurde es Finn langsam mulmig. Denn vor ihnen türmte sich Dosenpalette auf Dosenpalette.

„Kaviar“, raunte Gruber Finn zu und schnalzte mit der Zunge. Ein Arbeiter saß auf dem Gabelstapler und hievte die Dosentrays in den Container, zwei andere trugen sie im Frachtbehälter nach hinten und schichteten sie auf. Nach kurzer Zeit waren Gruber und Finn hinter einer Kaviardosen-Wand verschwunden. Finn fühlte sich wie eingemauert. Der Schweiß brach ihm aus, und er begann zu zittern. Während Finn kurz davor stand laut zu schreien, pfiff Gruber vor sich hin. Nachdem der letzte Stauraum mit Kaviardosen gefüllt war, wurden die Container-Türen mit lautem Krachen geschlossen und verriegelt. Der LkW-Fahrer ließ den Motor an und fuhr die Fracht zum Flughafen.

„Ist nur ein Katzensprung“, sagte Gruber zu Finn. „Wir sollten jetzt nicht mehr sprechen, bis wir mit dem Flugzeug in der Luft sind. Wenn der Fahrer zweimal hupt, müssen Sie absolut ruhig sein, Finn. Denn dann kontrollieren uns Zöllner auf dem Flughafen.“

Finn war nicht mehr in der Lage zu antworten. Die Spucke lief ihm aus dem Mund, sein Herz schlug wild Alarm, und er hechelte nach Luft.

Nach ein paar Minuten hupte der Lkw-Fahrer zwei Mal. Finn spürte Stiche in der Brust, und er fürchtete sich erbrechen zu müssen. Ein Stöhnen entfuhr ihm.

„Halt die Fresse“, zischte Gruber und suchte mit den Händen in der Dunkelheit nach Finns Kopf. Als er ihn ertastet hatte, hielt er ihm so fest er konnte den Mund zu. Gruber flüsterte Finn ins Ohr: „Atme ganz ruhig. Ganz ruhig.“

Draußen waren schon die Stimmen von zwei russischen Zöllnern zu hören. Die Container-Türen wurden entriegelt und geöffnet. Die Zollbeamten unterhielten sich mit dem Fahrer, während Finn in der Dunkelheit drauf und dran war, laut zu schreien. Nur Grubers Hand und der Gedanke an die Kohle hielten ihn davon ab.

Vse v porjadke”, sagte einer der Zöllner und die Türen krachten wieder zu. In diesem Moment kippte Finn zur Seite, wobei er mit seiner Schulter gegen die Containerwand schlug. Für einen Moment glaubten die Zöllner, die ein paar Dosen Kaviar in den Händen hielten, ein Geräusch aus dem Container gehört zu haben. Doch dann blickten sie zum geistesgegenwärtigen Fahrer, der mit seiner Hand gegen eine Tür des Containers schlug.

“Ich wollte überprüfen, ob sie richtig zu ist. Die klemmt manchmal“, sagte der Fahrer auf Russisch zu den Zöllnern, die ihm zunickten und zurück in ihre Baracke gingen.

Kurze Zeit später steuerte der Fahrer den LKW zu einer abseits stehenden blau-weißen Antonov 124, in deren Bauch der Container geschoben wurde. Als der Pilot die Erlaubnis des Towers bekommen hatte, rollte die Maschine langsam auf die Startposition. Auch nach dem fast endlos wirkenden Anlauf schien das riesige Flugzeug nur widerwillig abzuheben.

Gruber löste seine Hand von Finns Mund, der nach Luft rang. Während sich Finn auf die Knie sinken ließ, wischte Gruber angewidert Finns Speichel an der Containerwand ab.

Auf dem Steigflug zur Reisehöhe öffnete der Co-Pilot die Containertür und räumte einen schmalen Gang für Gruber und Finn frei. Der Co-Pilot erschrak, als er Finns arztkittelweißes Gesicht, seinen speichelverschmierten Mund und dessen zitternden Körper im Lichtkegel seiner Stirnlampe sah. Gruber folgte dem Co-Piloten in den Frachtraum. Nur der Erste Offizier und der Flugkapitän wussten von den illegalen Passagieren. Damit die übrige Besatzung keine unangenehmen Fragen stellte und auf die Idee kam, Anteile am Geschäft zu fordern, durften Gruber und Finn auch nicht auf dem Oberdeck Platz nehmen. Auf Anweisung des Besatzungsmitgliedes zog sich Gruber einen Thermoanzug an und setzte sich neben den Kaviar-Container auf den Boden. Während der Co-Pilot in das Cockpit zurückstieg, wankte Finn auf seinen Puddingbeinen aus dem Container. Wie in Zeitlupe legte er sich auf den Boden des Frachtraums.

Gruber sagte zunächst nichts. Er versuchte ruhig zu bleiben. Doch dann überwältigte ihn die Wut. Gegen das Dröhnen der vier Triebwerke schrie er: „Warum haben Sie nicht gesagt, dass Sie unter Platzangst leiden?“

„Mich hat keiner gefragt. Außerdem habe ich nicht gewusst, dass wir in einen dunklen, engen Container steigen werden“, rief Finn zurück, mehrmals Pause machend, um wieder Luft zu bekommen.

Gruber war außer sich: „Ja, glauben Sie vielleicht wir reisen mit unseren Gewehren per Linienflug nach China? Und wenn sie uns beim Zoll fragen, was wir mit den Waffen vorhaben, dann sagen wir: ‚Ach, wir wollen nur mal schnell einen Panda schießen’.“

Finn gab keine Antwort. Er wusste, dass Gruber recht hatte, und er schämte sich für seine Platzangst. Es gab eigentlich keinen vernünftigen Grund, derart auf enge Räume zu reagieren. Aber Finn konnte nicht anders. Es war wie bei einem Alkoholiker, der weiß, dass ihn der Alkohol umbringt und trotzdem nichts dagegen tun kann.

Um in der dünnen Luft besser atmen zu können, setzte sich Gruber eine Sauerstoffmaske auf. Er hatte sowieso keine Lust mehr aufs Quatschen, weil er so sauer war. Während sich Finn fast in Zeitlupe in einen engen Thermoanzug zwängte und eine Sauerstoffmaske aufsetzte, dachte Gruber, dass es vielleicht besser wäre, die Platzangst-Memme unterwegs loszuwerden. Mit den russischen Zöllnern hätte er die Sache wohl regeln können, wenn sie erwischt worden wären. Aber wenn sie mit Gewehren und einem Pandafell auf dem Rückweg von den Chinesen entdeckt werden würden, dann gnade ihnen Gott. Zunächst einmal mussten sie überhaupt am chinesischen Zoll auf dem Flughafen von Chengdu vorbeikommen. Gruber hatte sich etwas ausgedacht.