© 2020, Septime Verlag, Wien

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

EPUB-Konvertierung: Esther Unterhofer

ISBN: 978-3-903061-74-3

 

Lektorat: Alf Mayer

Umschlag: Jürgen Schütz

Umschlagbild: © Karl Burkhard Timm

 

 

Printversion: Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen

ISBN: 978-3-902711-87-8

 

 

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Ute Cohen

(geb. 1966) studierte Linguistik und Geschichte in Erlangen und Florenz. Berufliche Stationen in amerikanischen Unternehmensberatungen in Düsseldorf und Frankfurt und einer internationalen Organisation in Paris folgten. Freiberuflich konzentrierte sie sich ab 2003 auf Konzeptentwicklung, Kundenkommunikation und Journalismus. Bei Septime erschienen bisher die Romane Satans Spielfeld und Poor Dogs.
Ute Cohen lebt heute mit ihrer Familie in Berlin.

 

Klappentext

André, ein sephardischer Jude aus Frankreich, und Eva, eine Katholikin aus Bayern, lernen sich in einer amerikanischen Unternehmensberatung kennen. In einer Welt scheinbar grenzenloser Möglichkeiten verlieren beide den Boden unter den Füßen. André managt Leben und Liebe nach Business-Modellen. Eva ist zerrissen zwischen Selbstbestimmung und Liebe. 

Ficken oder gefickt werden, das ist hier die Frage! In den Neunzigerjahren erlebte der Glaube ans große Geld einen vorläufigen Höhepunkt. Jegliche Moral wurde außer Kraft gesetzt. In der Finanzkrise 2008 folgte der große Absturz. Wie ticken die Menschen, die mit dem großen Geld jonglieren?

Poor Dogs ist ein schwarzer, eleganter, überraschend sinnlicher Psychothriller aus der Welt der Unternehmensberatung, vollgesogen mit Realität. Mondän, cool, weltläufig, lakonisch und böse. Gleichzeitig ganz kalt und heiß erzählt. Alles unterliegt der Kosten-Nutzen-Rechnung, das ganze Leben wird zum Business, mit Portfolio-Techniken im Griff gehalten. Zitat: »Sex war auch nichts anderes als Körperpflege mit einem mal mehr, mal weniger brauchbaren Mittel.« Oder: »Drei Frauen, drei Funktionen, drei Wege zum Erfolg.« 

 

Ute Cohen

POOR DOGS

Roman | Septime Verlag

 

 

I

 

GLANZ DES HIMMELS

 

 

 

»It’s me, Sweetheart! It’s me!« Eva schreckte hoch und fasste sich an die Schläfen, um das Pochen in ihrem Kopf zu besänftigen. André drehte sich im Halbschlaf auf die Seite. Sie berührte seine Schulter: »Hörst du nicht, André? Wer ist das?« Er zuckte zusammen, rieb sich die Augen und setzte sich auf. Die Stimme, nun ungeduldiger, schriller: »It’s me, Sweetheart! It’s me!« Mit einem Satz sprang er zur Tür, rief Eva zu: »Es ist nicht, wonach es aussieht.«

Schon stand sie vor ihr, ihre Tasche krampfhaft an sich pressend. Blond gelocktes, schulterlanges Haar, ein Muttermal, das sie wie eine Ostversion von Marylin Monroe erscheinen ließ. Kleidergröße vierunddreißig, höchstens sechsunddreißig. Schmaler Nasenrücken, die Augen puppenhaft, aufgeregt von einem Fuß auf den anderen trippelnd. »Do you know that you’re sleeping with my boyfriend?«, fauchte sie Eva an. Eva zog die Decke vor der Brust zusammen. Wie in einem amerikanischen Film, dachte sie und antwortete reflexhaft, als ob sie den Plot bereits im Voraus kenne: »No, hmm, I didn’t!« Welcher Boyfriend? André? Was hatte er mit dieser Blonden zu tun?

André versuchte, die Frau sanft, aber mit Nachdruck aus dem Zimmer zu drängen. Die jedoch stand da wie angewurzelt. André wurde nervös, packte sie am Nacken, schüttelte sie, bis sie erschrocken aus dem Zimmer wich. André hinterher.

Eva rieb sich die Augen, die Stirn, versuchte, die Lage zu begreifen. Ein stechender Schmerz. Übelkeit stieg in ihr hoch. Sie versuchte ihren Blick zu fokussieren, einen klaren Kopf zu bekommen. Auf dem Plüschsessel lag der Seidenschal, den gestern noch der Wind ihren Schultern fast entrissen und in den Kanal hineingeweht hätte, wenn er ihn nicht aufgefangen und wieder zärtlich um ihre Schultern gelegt hätte. Auf der Brücke, nach der Ballettaufführung im Nederlands Dans Theater. Sie kniff die Augen zusammen und fixierte den Schal. Seidenes Tuch, weiß, bedruckt mit schwarzen Jakobsmuscheln und Austern, in deren fleischigem Innern sie eine Perle zu erkennen glaubte. Sie rümpfte die Nase. Der säuerliche Geruch nach sich zersetzendem Eiweiß drang unter süßlichem Moschus hervor. Zuckerwasser, Rosenblüten.

Warum waren sie nun wieder im Raum? Die Blonde versuchte, sich dem Bett zu nähern, stolperte über Evas am Boden verstreute Kleider, stützte sich am Sessel ab. André reckte die Hände in die Luft, unsicher, ob er zuerst Eva oder die Andere beschwichtigen sollte.

Zu ihrer eigenen Überraschung war Eva die Ruhe selbst. Die Szene erschien ihr derart absurd, dass sie nicht einmal wütend oder hysterisch reagieren konnte. Business-Modus. Kühl schlug sie vor: »Wir machen jetzt ein Meeting.« Schlagartig waren André und die Blonde still, verharrten reglos auf der Stelle. »André, reservierst du uns bitte einen Besprechungsraum?« Er starrte Eva an, ungläubig, ihrem Ton nicht trauend. Einen Augenblick lang war ihr fast nach Lachen zumute, dann aber fühlte sie sich erneut wie abgeschottet von der bizarren Situation, so dass sie sachlich fortfuhr: »Ich mache mich frisch, und dann treffen wir uns. In fünfzehn Minuten.« Hatte sie das wirklich gesagt? »Lass es mich erklären!«, flehte er und legte die Handflächen zu einer bittenden Geste zusammen. Eva, schwankend zwischen Tränen und Achselzucken, erhob sich, die Bettdecke an ihren Leib gepresst. André machte einen ungelenken Versuch, ihr übers Haar zu streichen. Sie duckte sich weg. »Fass mich nicht an!«, versetzte sie, nun doch unbeherrscht, und warf die Decke von sich. »Fünfzehn Minuten!« Die Tür zum Badezimmer fiel ins Schloss.

 

André blickte auf seine Uhr. Der Zeiger drehte sich unaufhaltsam. Ihn erstaunte, dass sie dieses Treffen zu dritt vorgeschlagen hatte. Diese Bestimmtheit schien nicht zu ihr zu passen. Sie vermochte sich ja nicht einmal zwischen zwei Gerichten auf einer Speisekarte zu entscheiden. Ihre Unsicherheit kam ihm in den Sinn, ihr fast kindlicher Gesichtsausdruck, wenn sie Worte in sein Ohr flüsterte, deren Sinn er nicht verstand. Nicht, dass er sie nicht hörte, akustisch zumindest nahm er sie wahr, eher, weil sie rauschten, ihm das Gefühl gaben, dass er einfach nur ihren Körper spüren konnte, ohne reden zu müssen.

Die Blonde. Dana. Wie hatte sie ihn nur in diese Situation bringen können? Und jetzt, wie sie ihn ansah! Dass sie sich, nach dem, was vorgefallen war, wie selbstverständlich nah zu ihm setzte und Anstalten machte, ihre Hand auf seinen Oberschenkel zu legen. Er wollte sie zurückweisen, als Eva schon den Raum betrat. Sie hatte Lippenstift aufgelegt, roséfarben, mit diesem für einen Franzosen befremdlichen Perlmuttschimmer. Unter der Bluse, die sie lässig, für seinen Geschmack etwas zu lässig in den schmalen dunkelblauen Rock gesteckt hatte, meinte er ihre Brustwarzen erkennen zu können. Vielleicht war es aber auch nur die Naht des Büstenhalters. Sie nahm Platz, räusperte sich, dankte fürs Erscheinen und analysierte die Situation, als handle es sich um eine geschäftliche Angelegenheit: »Dana, richtig? Sie waren also in Andrés Wohnung? Entdeckten die Buchungsbestätigung für ein Doppelzimmer in einem Hotel in Amsterdam und beschlossen, sofort dorthin zu fahren.« Situation. Es machte ihn scharf, wie sie mit rauer Stimme und präzisen Handbewegungen die Lage veranschaulichte. Unruhig rutschte er auf dem Stuhl hin und her. Es wäre nicht das erste Mal, dass ihm sein Schwanz einen Strich durch die Rechnung machte. »Der Concierge teilte Ihnen die Zimmernummer mit und Sie begaben sich geradewegs zu Ihrem – nun, wie soll man ihn nennen?«, sie hob die Augenbrauen und ermunterte André mit einem Lächeln zu einer Antwort, fuhr dann aber selbst fort, »Verlobten?«. Sie betonte jede Silbe. »Den weiteren Verlauf der Dinge kennen wir ja.« Complication. Wie kaltschnäuzig sie doch war! »Ich schlage vor, wir denken alle über eine einvernehmliche Lösung nach.« Solution. Worauf legte sie es an? Zu Dana hatte er noch gesagt: »Lass mich das machen. Ich werde das schon regeln. Bloß keine Hysterie!«, und die Blonde hatte sich gefügt. Die Aussicht, mit ihm zurückzureisen nach Paris, nachdem er das Problem geklärt hätte, erleichterte die Sache für ihr Empfinden ungemein. Ihre Finger, er spürte sie noch auf seinem Nacken, zitterten leicht, als sie die Tischkante berührten. André war gelinde irritiert. Die beiden Frauen, blond und tschechisch, dunkel und deutsch, musterten sich mit unverhohlener Geringschätzung. Durch Evas Wangen pulsierte aufgeregt das Blut, während Dana kreidebleich, die ohnehin schmalen Lippen fest aufeinander gepresst, bewegungslos dasaß und wartete. Wie zwei Kätzchen versuchte er sie zu beruhigen, mit einem hingehauchten »Schhh«. Eva insistierte. Klarheit, das sei alles, was sie interessiere. Was nahm sie sich eigentlich heraus? Drei-, nein viermal hatten sie sich getroffen. Einmal in Düsseldorf, einmal in Brüssel, in Paris und jetzt hier in Amsterdam. Sie reizte ihn. Der diaphanen Zartheit der Tschechin war er fast schon überdrüssig geworden. Und sie, Eva, war so anders als die Absolventinnen der Business Schools, mit denen er sich sonst umgab. Verletzlich und tough zugleich war sie. Dennoch stimmte die Baseline: Tits ’n Ass und die nötige Portion Brain noch dazu. Mit dem Kugelschreiber hakte Eva einen Punkt nach dem anderen auf ihrer Liste ab. »Hotel The Grand« stand auf dem Notizblock, und der dazugehörige Stift wirkte edler als er eigentlich war. »Wann genau haben Sie André zum ersten Mal gesehen? Wie lange dauert die Beziehung schon? Wie lange und wie oft haben Sie sich in den letzten vier Wochen getroffen?« Die Fragerei artete zu einer Inquisition aus. Einerseits war André abgestoßen von Evas harter, diktatorischer Vorgehensweise, andererseits zog ihn ihr so überzeugend zur Schau getragenes Selbstbewusstsein auch an. Danas Untertänigkeit könnte ihn in absehbarer Zeit langweilen, Evas Widerspenstigkeit würde zu einer wahren Herausforderung und damit einen Triumph seines Willens bedeuten.

Er ließ die monotone, allmählich in enerviertem Ton fortgesetzte Befragung Danas an sich vorbeiziehen, dachte vielmehr daran, wie er McCrowley seine ungewöhnlich hohe Spesenabrechnung glaubwürdig vermitteln könnte. Die Firma fasste ihre Mitarbeiter nicht mit Glacéhandschuhen an, wenn es um Ausgaben ging. Nicht umsonst hatte sich McCrowley unter die Top 3 der internationalen Unternehmensberatungen hochgearbeitet. Es wäre ja geradezu lächerlich, wenn »The Firm«, wie man sie auch nannte, beim Kunden radikal Kosten kürzte und die eigenen Leute Narrenfreiheit genössen. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wein trinken und Wasser predigen? Es kam eben darauf an, wie man die Chose verkaufte. Wie würde er beispielsweise die zwei Flaschen Champagner abrechnen? Warum hatte er ausgerechnet Billecart-Salmon bestellt? Veuve Clicquot hätte vollkommen genügt. Eva hatte doch nach eigenem Bekunden nie zuvor Champagner getrunken.

»Pardon?« Jetzt band sie ihn doch noch in dieses unsägliche Verhör mit ein. Am besten mit einer Umkehrung kontern. »Chérie«, er wandte sich Eva zu, »ich dachte, du würdest mich verlassen, würdest zurückkehren zu deinem Freund …«, sagte er, und seine dunklen Augen wurden feucht. Als hätte er Dana deshalb angeboten, in Paris in seiner Wohnung zu übernachten.

Jetzt schweifte sie auch noch ab, begann von ihrem Freund Jens, diesem langweiligen Informatiker, zu schwärmen, seiner Treue, seiner Herzensgüte.

Konnte sie die Chose nicht etwas schneller durchziehen? Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Ein neues Haargel müsste er sich besorgen, unbedingt. Seines roch streng und bändigte die dunklen Locken kaum. Am besten kurz schneiden. Ganz kurz. Dann sähe er aus wie ein Südfranzose, weniger arabisch, weniger jüdisch.

»Die Sache ist doch ganz einfach«, sagte Eva schließlich betont lässig. »Wen liebst du, André«, sie legte eine kurze Pause ein, gekonnte Dramaturgie, »sie oder mich?«

Er ließ seinen Blick zu Dana hinüber wandern, schenkte ihr exakt so viel Mitgefühl, wie es die Situation erforderte. »Dich, Eva«, und bekräftigend, »dich liebe ich!«

Die Wirkung blieb nicht aus. »Nun«, sagte Eva und erhob sich, »dann hätten wir ja alles geklärt. Dana, Sie können gehen. Danke für das Gespräch!«

 

Mit geschlossenen Augen tastete sie nach dem Glas. Erst als sie es geleert hatte und ihr Körper noch tiefer in die Kissen sank, Mattigkeit und Betäubung sich in Angst, Angst in Mut und Mut in Gleichgültigkeit verwandelten, sah sie ihn an. Er saß auf dem scheußlich altrosafarbenen Sessel, die Hand den Seidenschal umklammernd, seine Mimik wie ausgelöscht. »Gib mir noch Champagner!«, sagte sie und streckte ihm das Glas entgegen. Er zögerte einen Moment, vielleicht aus Sorge, dass sie sich aufs Bett übergeben könnte, ein Gedanke, der gar nicht abwegig war. »Weißt du«, sagte sie, »du kotzt mich an!« Sie erwartete eine Regung, einen Aufschrei der Empörung. Er rührte sich jedoch nicht, schwieg nur und reichte ihr das Glas. Sie leerte es in einem Zug »Wenn ich daran denke, dass ich Jens mit dir betrüge, ihn belüge, dann könnte ich mich selbst ohrfeigen.« Das Glas entglitt ihr, als sie sich zur Seite drehte, ihm in die Augen blickte. Sie schluchzte, vergrub ihr Gesicht im Kissen, fixierte ihn, nachdem sie sich gesammelt hatte, voll Bitterkeit. »Ich kann mit dir nicht mehr reden«, sagte sie, und die Silben stolperten über ihre Lippen. Sie musterte ihn, mehr in Gedanken ... Was fand sie nur an ihm? Seine Ohren waren von einer geradezu abnormen Größe, die Stirn schmal, wie bei einem Neandertaler über den Brauen zur Schädeldecke abfallend. Lange, seidige Wimpern, ja. Fast mädchenhaft, bläulich umschattet. Die Nase etwas zu breit und der Mund gewölbt, zum Küssen wie geschaffen. Dabei küsste er nicht mal besonders gut. Der Speichel sammelte sich, floss zusammen, quoll heraus aus dieser weichen Grotte, aus der seine Zunge hervorstieß, um undeutliche, unsinnige Manöver in ihrem Munde zu vollziehen. Sie bemitleidete ihn ein wenig, wie er so dasaß in seinen Boxershorts, Motiv »Ball spielende Hündchen«, oder waren es Seelöwen? Die Beine, schwarz behaart wie sein Rücken, krumm, die Beine, nach außen gewölbt. O-Beine. O und X zugleich. Als Kind hatte sie sich einen Spaß daraus gemacht, Buchstaben aus Körpern zu formen. Einmal hatte sie ein Alphabet aufgemalt nur aus Leibern, die sich wanden, bogen, krümmten. Es erleichterte sie, ihn auf diese Weise wahrnehmen zu können, abstrahiert, als Buchstaben, schwarz auf weiß.

Nach einer Weile des Schweigens fragte er sie, was er tun könne, er müsse etwas tun, er dürfe sie nicht verlieren. Wie kitschig, dachte sie, und hätte doch am liebsten die Arme um ihn geschlungen, ihn erlöst von diesem Leiden, das sie ihm auferlegte. »573862«, sagte sie, »nein, »...26. Ruf sie einfach an. Meine beste Freundin. Sie soll mit dir reden.« Galle, Magensäure. Ein Schwall, der urplötzlich die Speiseröhre hochschoss, sich von ihren reflexhaft vor den Mund gehaltenen Händen nicht bremsen ließ, bis sie das Badezimmer erreichte. Jedes einzelne Wort, jeden Blick dieser tschechischen Katze spie sie aus, und er, er war herbeigeeilt, hielt ihren Kopf und flüsterte besänftigend: »Chérie, ma chérie d’amour. Tout va bien!« Eh, oui! Tout va bien.

 

Pathetisch hatte sie geklungen, als sie ihm mit nur scheinbar fester Stimme diesen Entschluss mitgeteilt hatte. Es werde die letzte Nacht sein, die allerletzte Nacht, die er mit ihr verbrächte. Morgen wäre alles vorbei. Er würde sie in den Zug setzen, sie winke ihm dann Adieu. Das hatte sie tatsächlich gesagt mit diesem melancholischen Schmelz, den er bei süddeutschen oder österreichischen Frauen schon öfter bemerkt hatte. Er versuchte sich zu erinnern, wie oft sie miteinander geschlafen hatten, hier in Amsterdam. Achtmal? Zehnmal? Seine Hand berührte ihr Knie. Wie zufällig, als wolle er die Decke hochziehen, bewegte er seine Finger in ihre Richtung. Sie tat so, als bemerkte sie es nicht. Vielleicht sollte er noch einen Schritt weitergehen? Was, wenn sie einfach nur stillhielte? Ihr Körper würde sich behutsam an ihn drängen, Millimeter um Millimeter. Als sich ihre Lippen berührten, kurzschlussartig, zuckte sie zurück, schüttelte den Kopf, energischer, als es notwendig gewesen wäre und wandte ihm den Rücken zu. Oder war es eine Aufforderung? Sie hatte diese Grübchen über den Pobacken, die ihn schon immer rasend gemacht hatten bei Frauen ihrer Art, die nicht genug bekommen konnten, und sie reagierte auf den Druck seiner Daumen, die er genau im Zentrum dieser fast kreisrunden Vertiefungen positionierte, bis sie ihm den Hintern entgegenreckte und er sofort, nur ganz kurz befeuchtete er den Daumen mit Speichel, in sie eindrang.

So hätte es sein können.

Morgen müsste er wieder zurück nach Paris, und sie würde in den Zug steigen, ihre pathetische Adieu-Geste inszenieren, und vielleicht würden sie sich dann anrufen, sicher jedoch wiedersehen am nächsten Wochenende, irgendwo zwischen Düsseldorf und Paris.

Sie schlief. Der Atem wurde gleichmäßiger, ein wenig röchelnd. Er dachte an seine Polypen, die Krümmung der Nasenscheidewand und daran, dass er morgen wieder in Paris sein würde. Bei Dana.

 

Rosen. Rote Rosen. Die Rezeptionistin am Empfangsdesk der Unternehmungsberatung an der Königsallee sah sie augenzwinkernd an. »Kaum ist sie ein paar Wochen da, schon schickt man ihr Rosen!«, hatte sie wohl anmerken wollen, vielleicht aber auch einfach nur: »Bitch!« Sicher vermutete sie, dass sie sich einen Senior Vice President schnappen wollte. »Sei vorsichtig«, sagte sie immerhin. Schließlich gehe es bei McCrowley nicht zu wie bei KBC, der Konkurrenz in Brüssel, wo sich jede halbwegs passable Sekretärin nach vier Wochen hard work, brain work, fun bereits den Verlobungsring an den Finger stecken ließe. Bei McCrowley käme es auf Leistung an. »Du wirst hier schuften, bis dir das Blut unter den Nägeln hervorspritzt«, hatte Eva gleich am ersten Tag von ihrer Chefin zu hören bekommen. Sie nahm die Rosen, dunkle, voll erblühte, einen intensiven Duft verströmende Rosen, und begab sich in den ersten Stock. Es war ihr peinlich, in der Teamküche eine Vase zu holen und Helene, ihrer Chefin, von ihrem Wochenende in Amsterdam erzählen zu müssen. Doch es war unvermeidbar. Viel zu schnell hatten sie sich vertrauensvoll Beziehungsgeschichten erzählt. Und sie musste es loswerden! Regelrecht übel wurde ihr, sobald sie den Rosenduft einatmete. Zu sehr erinnerte er sie an Danas Parfum. Sicher hatte André es ihr geschenkt. »Was ist denn passiert?«, fragte Helene und schloss, den Verstoß gegen die Open Door Policy nur widerwillig in Kauf nehmend, die Tür. Ihr dicker, pyramidaler Körper senkte sich auf den Eames-Chair, wodurch der wuchtige Hals noch unförmiger wirkte. Ihre helle Stimme bildete einen merkwürdigen Kontrast zu dieser fleischigen Masse, ebenso ihre Knöchel, die zart und verletzlich aus den schwarzen Pumps ragten, dazu die schmalen, langgestreckten Waden, die Evas Beine im Vergleich fast plump und derb wirken ließen. Wie dieser wogende, den Sessel flutende Körper von diesen Elfenfüßen getragen werden konnte, war Eva ein Rätsel. Helene tippte ungeduldig mit dem Zeigefinger auf den Schreibtisch, denn das Proposal musste mittags fertig sein, und Helene hielt sich an Deadlines, bedingungslos. Eva räusperte sich: »Dabei hat alles so gut angefangen!« Schon wurde sie vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Zweimal, dreimal höchstens, dann würde Helene auf jeden Fall den Hörer abnehmen. McCrowley-Policy! »Arno, hallo! Na, klar! In zwei Stunden hast du das Doc auf dem Tisch«, flötete sie. Wenigstens ihre Stimme gereichte Helene zum Vorteil. Mit ihrem schmeichelnden Timbre wusste sie die Männer zu betören. Sie rollte mit den Augen und drehte nervös an ihrem Ring. Immer noch trug sie ihren Ehering, obwohl sie bereits seit etlichen Jahren geschieden und sehr stolz darauf war, wie sie ihre beiden Söhne mit Kinderfrau und Auberginenschnitzel allein großzog, Kinder und Karriere unter einen Hut brachte. Hinter vorgehaltener Hand flüsterte sie Eva zu: »Dauert nicht lange!« Im Grunde müsste Eva ihr misstrauen. Helene hatte sie als Joker gewählt, gedachte sie als Trumpf einzusetzen gegenüber ihrer bösartigen, vor Eifer und Karrieresucht schier berstenden Kollegin Simone, die ihr immer mehr die Vorzugsstellung in der Chefetage streitig zu machen drohte. »So, jetzt aber, schieß los«, sagte sie, lehnte sich auf dem Bürostuhl zurück und schlug die Beine übereinander. »Ein Drama, ich könnte heulen!«, hätte Eva ausrufen mögen. Immerhin hatte sich auch Helene ihr gegenüber schon Blößen gegeben. Etwa von diesem Freitagmorgen erzählt, an dem sie neben Boris aufgewacht war. Als er sie erblickte, hatte er sich umgedreht und auf den taubenblauen Teppichboden übergeben. Dann war er aufgestanden und gegangen. Helene tat Eva leid. Die typische Alleinerziehende mit der verzweifelten Sehnsucht, doch noch einen abzubekommen.

Eva begann zu erzählen. »Und dann«, sie näherte sich der Pointe, »habe ich sie zu einem Meeting einberufen.«

Helene blickte sie an, das anfängliche Erstaunen wich einer Art Stolz. »Du wirst sehen«, sagte sie, »einmal in einer Beratung, immer in einer Beratung«, und es klang fast wie eine Drohung.

 

Der dritte Strauß, und Eva hatte sich immer noch nicht gemeldet. Kein Dankeschön, kein »Fahr zur Hölle, du Kretin!« André bilanzierte seine Investition und fragte sich, ob er die Rosen als Werbeausgaben geltend machen könne. Es war ihm unmöglich, die Erinnerung an ihre Hüften aus seinem Gedächtnis zu bannen. Nicht ihren Anblick, es war eine taktile Erinnerung. Nicht der Geruch. Die Haut, die Haptik, diese glatte und doch feste Oberfläche, über die seine Hände glitten, an der er sich nicht genug reiben und ja, ergötzen konnte. Er öffnete ein weiteres Spreadsheet und verglich die Daten des letzten Monats mit dem Vorjahr. Dana lag auf seinem Bett und bat in ihrem inzwischen annähernd perfekten Französisch um ein Croissant und ein »Paris-Brest«-Brandtörtchen. »Paris-Brest« zum Frühstück! Sie hatte zugenommen, die Hüften waren runder geworden, weicher. Das wollte jedoch nicht zum Rest ihres Körpers passen, den kleinen, unscheinbaren Brüsten mit den hellen Warzen, zart rosarote Zuckerperlen.

Er war im Zwiespalt, fragte sich, was er nun unternehmen solle. Vielleicht eine Karte schreiben? Einen Brief? Eine Mail wäre zu gewöhnlich.

Auf dem Weg zum Bäcker kam er an einem Kiosk vorbei und kaufte eine Postkarte. Schwarzweiß. Das Seine-Ufer. Ein Pärchen, eng umschlungen auf einer Bank.

Er dachte nach über einen möglichen Text. Hatte sie ihm nicht erzählt, dass sie Balzac liebte? Ihm kam nur Vater Goriot in den Sinn. „Geld ist Leben. Vermögen bedeutet alles.“ Weshalb sie diesen alten Moralisten so schätzte, war ihm schleierhaft. Die Pariser Gesellschaft, ein einziger Narrenhaufen, ein schwarzes Loch, das jeden verschlang, der die Spielregeln nicht beherrschte. Dieser armselige Eugène, schlimmer noch als Goriot. Unaufhörlich versuchte er, sich verbrecherischer Machenschaften zu erwehren, nicht hineingezogen zu werden in Intrigen und Skandale. Vergeblich, die Dinge nahmen ihren Lauf! Er war nicht klug genug. Balzac blendete seine Figuren mit diesen lächerlichen katholischen Werten. Vaterliebe. Exzessiv und dumm. Als er klein war, hatte der Vater ihm Zola in die Hand gedrückt, damit er nicht allzu naiv in die Fänge der Frauenwelt geriete. Kapitalismuskritik hatte natürlich auch eine Rolle gespielt. Jean, der Vater, war ein glühender Verfechter des Mitterandschen Sozialismus. Der Name des Täufers, Jean, sollte hinwegtäuschen über den jüdischen Ursprung, Anpassung, die perfekte Assimilation vorspiegeln. Als André sich nach dem Abitur und dem Ingenieursstudium für eine Karriere als Wirtschaftsprüfer entschied und dem Erzfeind in die Arme lief, saß er tagelang in seinem Ohrensessel und hörte Bach, die Goldberg-Variationen. Die Entscheidung des Sohnes empfand er als Schmach. Was hätte er darum gegeben, dass sein Sohn, sein einziger Sohn, die Aufnahmeprüfung für die École polytechnique doch geschafft hätte! Zwei Punkte, nur zwei Punkte hatten ihm gefehlt. Pauvre André!

 

Warum sie ausgerechnet dieses Einzimmerapartment gewählt hatte, konnte sie sich selbst nicht erklären. Ja, es lag mitten in der Düsseldorfer Altstadt, fünf Minuten vom Office entfernt. Office! Sie hatte sich diesen amerikanischen Jargon inzwischen so zu eigen gemacht, dass ihr, sobald eine passabel gekleidete Frau den Flur entlangging, ein gorgeous mit drei Ausrufezeichen entschlüpfte. Kreuzspinnen kletterten im Tross die Dachluke hoch. Direkt über dem alten Futon, den sie für zu viel Geld Helenes Schwester abgekauft hatte. Zu spät! Jetzt erwachte sie jeden Morgen auf dem durchgelegenen Ding und ertrug den leicht modrigen Geruch, der den zusammengepressten Stofflagen entwich. Helene hatte es bestimmt gewusst. Nun, Blut ist dicker als Wasser. Schwamm drüber! Sie war eben nur ein Junior Consultant für Public Relations bei McCrowley. Ein bloody beginner, der erst einmal auf die Schnauze fallen musste, bevor er McCrowleys Sprungbrett erklömme. Es gehörte zum guten Ton in dieser Firma, irischen Straßenköter-Slang ins Geschäftsleben einfließen zu lassen. Go with the flow! Helene machte da keine Ausnahme. »Du musst dir das erst mal verdienen«, versäumte sie nie zu sagen – meist, wenn dieser Dr. Hehlmann an ihr vorbeimarschierte, mit dem Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen unterm Arm. Hehlmann war wie Eva Stipendiat in einer Begabtenstiftung gewesen und hielt sich folglich für etwas Besseres. Dabei hatte auch Helene promoviert und stammte zudem aus einer Industriellenfamilie. Niemand war für diesen Job besser qualifiziert als sie: Business und Beckett! Sobald der Zeiger auf zehn Uhr vorgerückt war, suchte Eva nach einem Vorwand, um sich Helenes Blick zu entziehen. Neid, Missgunst, Überlegenheit gegenüber diesem Emporkömmling, der, zur rechten Zeit am rechten Ort, über sein Schicksal frei entscheiden konnte. Ein Schloss hatte er sich gekauft, irgendwo bei Anger, sich ein Privatmuseum eingerichtet mit all den chinesischen Kunstwerken, die er auf seinem Asienfeldzug abgestaubt hatte. Eigentlich war ihr Helenes Abneigung Hehlmann gegenüber ganz sympathisch. Eva selbst ertrug es manchmal nur schwer, den ganzen Tag von karrieresüchtigen Betriebswirten umgeben zu sein, die MTV crap für den größten kulturellen Beitrag ihrer Gegenwart hielten. Beavis and Butthead! Give me a break! Obwohl Hehlmann von einem anderen Schlage war. Schließlich hatte er Betriebswirtschaft und Komparatistik studiert, oder waren es Jura und Musikwissenschaften? Immerhin war er es, der Eva ausgewählt hatte aus all den Bewerbungen, die täglich auf seinen Schreibtisch flatterten.

Als Eva den Briefkasten öffnete, fiel die Karte heraus. Poststempel Paris, ein Pärchen am Ufer der Seine. Der Blick der beiden in Richtung der Boulangerie Alsacienne. Rhabarberkuchen mit Baiserhäubchen hatte Eva dort verschlungen und er Mirabellentörtchen. Anschließend waren sie zurückgeschlendert in die kleine Wohnung am Quai de la Rapée unter den grauen Dächern von Paris.

Und nun? Chagrin d’amour und so weiter und natürlich Pour la vie mit einem ganz langgezogenen i.

 

Er wendete die Karte hin und her und fragte sich, wie er sie zu deuten hätte. John Giorno. Whatever window is your pleasure. Mon Dieu! Eva! Warum immer diese kryptischen Nachrichten, dieses verquaste Geschwafel? Whatever window is your pleasure? Bullshit! Er versuchte, das Motiv zu entschlüsseln. Everyone is a complete disappointment stand in blauen und gelben Druckbuchstaben auf schwarzem Grund. Am oberen Kartenrand collagiert Evas Kopf. Ihre Augen lächelten verschmitzt. Ein Versuch, das bissige Zitat abzumildern mit Ironie?

Die Sache mit dem Champagner hatte er gerade noch einmal zurechtgebogen. Dieses ganze Gerede von Tagessätzen, billen, billen, billen, und dann störten ein paar Flaschen auf der Rechnung! Wie gut, dass in Amsterdam eine Kollegin dabei gewesen war. Immerhin durfte er als Teamleader auch ihr Timesheet ausfüllen und die Spesenrechnungen schreiben. Sie würde sich für den Champagner rechtfertigen müssen. Rausfliegen würde sie sowieso. Hire and fire! Up or out! So war es nun mal. Er musste einfach besser aufpassen.

Wenigstens war Dana wieder in Prag oder auf irgendeinem Audit-Job in Estland. Die Sache wurde langsam brenzlig. Zu Silvester hatte sie ihn ihrer Sippschaft als Verlobten vorgestellt, während dieser abstoßende fette Karpfen in der Badewanne vor sich hindümpelte. Skål, Cin oder was auch immer mit Becherovka! Ihm war es peinlich, sie mit seinen Business-School-Freunden bekannt zu machen. Fast alle hatten Frauen aus Unternehmer-, zumindest jedoch Diplomatenfamilien, binational, japanisch-englisch, schwedisch-schweizerisch. Eine tschechische Herkunft hatte kein Renommee. Eine deutsche wäre definitiv besser. Außerdem hatte Eva einen Doktortitel. Er checkte noch einmal seine Emails. Immer noch keine Nachricht. Ob die Karte doch einen Schlussstrich bedeutete? Worte bewegten sie offenbar mehr als Blumen. Er beschloss, ihr einen Brief zu schreiben und wenn das nichts nützte, müsste er die Familie involvieren. Ein Anruf von seiner Schwester oder gar seiner Mutter würde sie garantiert erweichen. Es war mehr als ein Spiel. Er musste sie haben! Sie war perfekt für ihn. Und was gab es Prestigeträchtigeres als die französisch-deutsche Freundschaft samt jüdisch-christlicher Versöhnung? Eine Bayerin! War die bayerische Flagge nicht auch hellblau und weiß? Die Bayern, ein semitischer Stamm! Er nahm den Montblanc-Füller, parfümierte das handgeschöpfte Papier mit »Land« von Lacoste und begann zu schreiben.

 

Die Familie wurde eingespannt. Mutter und Schwester unisono: Der Sohn, der Bruder leide grenzenlos. Nach all den Irrungen und Wirrungen habe er endlich die Eine, die Wahre, the one and only gefunden. Eva solle sich nicht täuschen lassen von dahergelaufenen Frauen, die André nichts, aber auch gar nichts bedeuteten. Die Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter häuften sich. Der tägliche Rosenstrauß aus Paris rührte inzwischen selbst die gestrenge Office-Managerin. Sobald Eva das Foyer betrat, überreichte sie ihr mit einem Augenzwinkern die Blumen. Wahrscheinlich war sie froh darüber, dass sich durch das absehbare Ausscheiden eines Top-Pferdchens ihre Chancen, einen Vice President, einen Konfidenten zu ergattern, mutmaßlich erhöhten. Sie würde das Pferdchen bestärken in dieser Histoire d’amour. Es ist schließlich einfacher, den Gegner durch Schmeichelei schachmatt zu setzen, als Ränke zu schmieden.

Der Brief war von einem schmelzenden Pathos, einer Romantik, einer Sehnsucht, wie sie wohl nur ein Franzose zu Papier bringen konnte. Damals, als sie mit der Mutter per Bus nach Paris gereist waren für 99 DM, hatte sie sich geschworen, einen Franzosen zu heiraten. Ganz Paris träumt von der Liebe, hatte sie mit ihren zehn Jahren gesungen, denn dort ist sie ja zuhaus. Andererseits wollte sie mit sechs den Hippie heiraten, den sie im Münchner Tatort gesehen hatte. Später natürlich Alain Delon und Marlon Brando. Die Wahl fiel ihr schwer, weshalb sie sich für Al Pacino entschied. Ein Mafioso! Das Wort klang mindestens so verführerisch wie Stracciatella. Die Liebe jedoch! Die wahre, einzige Liebe konnte nur ein Franzose schenken. La vie en rose! Der Duft! Das Papier duftete nach diesem Lacoste-Parfum, das sie bereits während des New Consultants-Meetings in den Bann gezogen hatte. Sie sog ihn auf, begierig, hungrig nach jedem einzelnen Molekül, und schon war sie wieder da, die Erinnerung an den Abend, als sie nicht mit in sein Hotel gegangen war, und er um sie warb. Wie eine Katze hatte sie sich gefühlt, die majestätisch auf einem Fenstersims thronte und die schmeichelnden Kater kritisch beäugte, abwies und sich schließlich entschied. Sie hatte ihn gewählt. Seitdem galt sie als vergeben. Die Aufmerksamkeit der Berater hatte sich inzwischen auf andere absolute beginners gerichtet. Der Turnover war hoch, neue Trophäen immer in Reichweite. André war so anders, so feinfühlig. Rimbaud. Ihr Lieblingsgedicht hatte er mit schwarzer Tinte auf das Büttenpapier gemalt:

›Dein tiefstes Ohr, rotschimmernd: Sternenträne rann.

Vom Nacken hin zur Lende: Rollen, weiß – Unendlichkeit

Die Purpurbrust, umperlt: vom Meer im falben Kleid.

Fürstliche Flanke: Schwarzblut strömte hier – der Mann.‹

 

Nur dieses eine Gedicht, allein für sie, ›Chérie d’Amour.‹

Verschmelzung aller Sinne. Romantische Verzweiflung. Sie durfte ihn nicht im Stich lassen, den Erträumten, Ersehnten, schwarz blutend zurücklassen an ihren Lenden. Lächerlich? Am liebsten würde sie die Proposals in die Ecke schmeißen und zu ihm fahren, nach Paris. Sofort.

Helene lehnte sich schmunzelnd zurück. »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder? Der Typ betrügt dich von Anfang an und du würdest hier am liebsten alle Zelte abbrechen und Rhabarbertörtchen futtern?« Sie schien fast gekränkt von Evas Naivität, zweifelte sicher an ihrer Vernunft und befürchtete bereits Konsequenzen für ihre eigene Karriere bei McCrowley. Warum sollte Eva Helenes Gerede auch nur eine Sekunde lang ernst nehmen? Einer Frau, die sich auffressen ließ von ihrem Job, die sich täglich grämte über ihren Verflossenen und jeden Berater auf Managerniveau als potenziellen Liebhaber und Ehekandidaten in Betracht zog. Ausgerechnet sie! Andererseits war McCrowley erzkonservativ. Affären unter Beratern wurden misstrauisch beäugt. Bloß nicht gegen die Firmenregeln verstoßen, hieß die Devise. Zugleich sollten alle »politically correct« sein; »pc« war der neue Kampfbegriff. Den Mund wollte man sich nicht verbieten lassen, den superliberalen Jungunternehmern aber auch Honig ums Maul schmieren. Sei eine Bitch, aber lass dich nicht dabei erwischen, und vor allem nimm diese Dreckswörter nicht in den Mund, lautete die Grundregel. Das wiederum passte perfekt zu: Ficken oder gefickt werden.

»Ist dir eigentlich klar, dass er Jude ist? Levy! Na, klingelt es bei dir?« Helene schüttelte den Kopf, »Und dann auch noch Levy-Solal! Ein sephardischer Jude! Die verlorenen Stämme des israelischen Nordreichs. Weißt du, was eine Frau für die bedeutet?« Zu spät, die Arbeit am Proposal vorzuschützen! Wieder wollte Helene ihr aus Missgunst alles madig machen. Am liebsten wäre sie aus dem Zimmer gestürmt, zum Flughafen geeilt. Stattdessen blieb sie sitzen und ließ den Sermon über sich ergehen. »Du gibst deinen Job auf, bekommst mindestens drei Kinder und fristest ein Dasein als Madame Levy-Solal, während er für McCrowley um die Welt jettet und dich bei der nächstbesten Gelegenheit für eine Sekretärin verlässt.«

 

Ihr fiel das französische Wort für Gummi nicht ein. Auf die Idee, Präservativ zu sagen, kam sie nicht einmal. »Capotes anglaises«, sagte André, und sie lachte über die französisch-englische Feindschaft, die sich sogar durch die Betten zöge, lachte, während er sich den Pariser über seinen jüdischen Schwanz streifte. In diesem Moment scherte sich Eva einen feuchten Kehricht um das Gerede über ungeschützten Geschlechtsverkehr, rollte den Gummi mit der Zunge von seinem Glied und spuckte ihn auf den Boden. Sie leckte ihn, bis sein Sperma ihr vom Kinn in den Ausschnitt tropfte. ›Rollen, weiß – Unendlichkeit sagte sie und rieb sich an ihm, bis er wieder hart wurde und in sie eindrang.

Irgendwann gingen sie dann in die Brasserie L’Européen an der Gare de Lyon. Als sie die Zitrone auf die zitternden Austern träufelte, bemerkte sie Blut an einem ihrer Finger. Verstohlen leckte sie es ab. Scham – sie war provinzieller, als er dachte – verwandelte sich in unverhohlene Lust. Rosa Speichel floss auf die Auster, die sie gierig und verspielt zugleich ihre Kehle hinuntergleiten ließ. Eine Katze, die die Maus lebendig verzehrte, das zappelnde, dann in Agonie verkrampfte Tier verkostete. Das Salz auf ihren Lippen verriet den Tod. Bataille, dachte er. Das Auge, das sich Simone in die Vagina schob, Austernlippen, die sie öffnete und verschlang. Die Dunkle mit den schwarzen Strümpfen, die Helle mit dem weißen Band, dem nackten, zarten Arsch. Er fragte sich, ob Eva nicht vielleicht sogar Vergnügen daran gefunden hätte, Batailles Marcelle, oder vielmehr Dana, beim Pissen zuzusehen. Ihn selbst hatte Batailles Geschwätz über Urin und Eiweiß noch nie erregt. Zwei Ärsche jedoch, die Zunge im einen, den Schwanz im andern – dazu würde er nicht nein sagen. Eva hatte zwar einen süßen Arsch, war aber wohl doch zu prüde für Spiele zu dritt. Sie war von einem Absolutheitsanspruch besessen, die Idee der Treue war ihr heilig. Sakral waren für Bataille nur der Tod und die Lust. Der Gedanke tobte durch Andrés Kopf, und als sie von der Toilette zurückkam, den Champagner verzückt in einem Zuge leerte, wiederholte er noch einmal dieses Wort. Amour! Und irgendwie verfestigte sich bei ihm der Gedanke über die Liebe, an etwas, das einzig und wie ›Nur du allein‹ klang.

 

Eva fühlte die Angst in sich hochsteigen. Todesschergin. Junior Death Assistant. Sie musste Jens alles gestehen, endlich klar Schiff machen!

Frankfurt Hauptbahnhof. Hartmann – nenn’ mich Michael, hatte er sie angewiesen – hatte den Zug verlassen. Das Proposal, an dem er seit Monaten arbeitete, befand sich in einer dunklen Schutzhülle. Am Wochenende würde sie das Chaos in Form bringen. Er hatte sich gnadenlos im Pyramidal-Prinzip verheddert, der simpelsten Textstrukturierung, die man sich vorstellen konnte. Gorgeous, diese Methode, easy-going bullshit, der McCrowleys Markenzeichen werden sollte. Hartmann war den Tränen nahe gewesen, als er ihr sein Scheitern anvertraute. Warum sie überhaupt bei McCrowley gelandet sei, anstatt sich weiter mit den Dekonstruktivisten zu befassen, hatte er wissen wollen, während sie bereits einen ersten Blick auf sein Pyramidal-Chaos geworfen hatte. »Ach, du«, hatte sie gesagt und schnell noch »Michael« hinzugefügt, »ich habe zwei Seiten.« »Sag ich doch«, so er, »morgen stehst du mit Handschellen am Straßenrand und entführst einen Vice President auf einen total verrückten road trip.« Sie hatte gelacht und an André gedacht, der ihr Glück gewünscht und Ratschläge samt Lügengeschichten für die nächsten Wochen mit auf den Weg gegeben hatte.

Lügengeschichten. Das Wort schlich sich in ihre Gedanken, tückisch. »Sag deinem Freund, du fährst ins Elsass mit einer Freundin«, hatte André ihr empfohlen. »Pass auf, wenn du in der Flughafentoilette telefonierst! Die Durchsagen kommen unerwartet, sie könnten am Telefon im Hintergrund zu hören sein. Sag, du müssest nach Brüssel wegen eines Public-Private-Projekts! Und sag vor allem nichts über uns.« Kurzes Überlegen. »War da nicht diese Studentin, die bei dir ein Seminar besuchte? Vielleicht kann sie deinen Freund, nein: deinen Ex«, süffisantes Lächeln, »ja ein wenig ablenken. Er wird sich daran gewöhnen.« Sie fragte sich nicht, woher ihm diese Schliche vertraut waren, ihr war aber klar, dass sie seinen Einflüsterungen folgen würde.

Und nun saß sie im Zug, um ihren Gang nach Canossa zu absolvieren, ihr Mea culpa abzulegen – oder um doch nur ein Verschleppungsmanöver zu initiieren? Was, wenn er mit ihr schlafen wollte? Sicher würde er das wollen. Sie hatten sich seit vier Wochen nicht gesehen.

Als Jens sie am Bahnhof abholte, riss er sie voller Leidenschaft in seine Arme. Sein Blick war offen, voller Liebe. Er drückte sie an sein Herz, sah ihr tief in die Augen, als wolle er sagen: »Jetzt bist du zu Hause.« In dem Moment, da sie die Lippen zum Geständnis öffnen wollte, legte er die Hand auf ihren Mund.

Zuhause, oder was auch immer dieser Ort für sie sein mochte, begann er sie zu küssen. Sie schloss die Augen und wartete, dass sich irgendetwas in ihr regte. Sie legte sich aufs Bett, er sich zu ihr, doch sie verfolgte das Geschehen wie aus der Ferne. Bewegungen, die sie erinnerten an ein Gefühl, an eine Melodie: Black coffee in bed von Squeeze. Als er kam, das Lied in ihrem Kopf war längst zu Ende, floss das Weiß aus ihr heraus wie Tränen.

Er, irritiert, für einen Augenblick entsetzt, versuchte sie zu trösten, schob es auf den Überschwang der Gefühle, tupfte ihr die Wangen ab mit einem Taschentuch, das nach Sperma roch. Das Bett befleckt mit seinem Samen, süß und herb, geschmolzenes Lakritz. Das Tuch so nah, der Mandelkern lebendige Furcht. Die Tränen ein Strom und dann die Worte, ihr Geständnis, unabwendbar, nicht mehr zurückzunehmen. Keine Wiedergutmachung.

»Ich wollte dich heiraten«, sagte er, »eine Familie mit dir gründen!«, und sprach selbstvergessen ein paar Namen vor sich hin: Caspar, Carla, Friederike – erstickt in Wut und Enttäuschung. Sie, das waren jetzt André und Eva.

Als sie am Bahnhof saß, allein, der Gestank des Aschenbechers überlagerte den süßlichen Geruch, der sich hartnäckig in ihrer Nasenhöhle festgesetzt hatte, pochte das Echo seiner Worte schmerzlich in ihrem Hirn. Eine Ehe! Der Gedanke, geboren im Pilzrausch auf Koh Samui, als er dem Wahnsinn nah auf einem Felsen saß und nur sie in der Ferne seine Rettung zu sein schien. Und dann die Geschichte mit dem Verlobungsring, fast schon in Vergessenheit geraten. Eine Krawatte hatte er sich um den Hals gebunden, war auf die Knie gegangen vor ihr. Nackt, eine Feldblume in der Hand, gepflückt am Wegesrand. Die blaue Blume. Auf der Straße vor dem Haus zwei Polizisten: Ausweiskontrolle! Er im Bademantel, barfuß, auf dem Weg zum Kaugummiautomaten. Einen Verlobungsring habe er dort ziehen wollen für seine Freundin, hatte er zur Antwort gegeben und sie hatten ihn laufen lassen, damit er heil und unverzüglich zu ihr zurückkäme.

 

André versuchte, sich seine Verärgerung nicht anmerken zu lassen. Dass sie ihrem Freund nun doch alles gebeichtet und die Beziehung beendet hatte, versetzte auch André in einen Entscheidungs- und Handlungszwang. Mit Dana hatte er geschlafen, während Eva bei Jens in Nürnberg war. Wie konnte er sicher sein, dass Eva bei ihm bliebe? Sieben Jahre waren es mit Jens gewesen. Leichtlebig war sie eher nicht, aber kann man sich bei einer Frau je sicher sein? Dana war sein Back-up, falls ihm die erste Wahl entglitte. Sein intimes Portfolio. Dass man sich nicht auf ein Objekt allein verlassen kann, immer mehrere Targets anvisieren soll, wurde ihm bereits im New Consultants-Briefing eingetrichtert. Dana war gut vernetzt, und Karriere ließe sich in den osteuropäischen Büros garantiert schneller machen als in Paris mit all den verknöcherten Enarchen und Polytechnikern. Nach oben buckeln, nach unten treten. Le phénomène du petit chef. In den neuen Büros im Osten hatten sie mehr Ahnung von der »New Economy« als in Paris oder Düsseldorf. Der Westen drohte auszutrocknen, hielt immer noch an »Made in Germany« fest. Es ging nicht mehr um Waren und Güterknappheit, sondern um Dienstleistungen und deren universelle Verfügbarkeit. McCrowley musste zur Keimzelle dieser neuen Wirtschaft werden, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Ficken oder gefickt werden!

Bei den Amerikanern bekam zumindest jeder seine Chance, und die Kippa war im Zweifel eher förderlich. Er nannte sich jetzt offiziell nur noch Levy, ließ den Zweitnamen Solal fort, seit er beim letzten Firmen-Meeting die Anerkennung der Goldblums und Rosenzweigs verspürt hatte. Sein Vater hatte sich von seinen jüdischen Wurzeln distanziert, aus Respekt vor dem heiligen Laizismus, aus Angst vor mangelnder Assimilation. Einmal Jude, immer Jude, rief er seinem Sohn immer wieder mahnend in Erinnerung.

Mit Eva in Cabourg, am Meer. Hast du sie wiedergesehen, hätte sie fragen können. Sie hatte jedoch geschwiegen. Zu fragen war ihr nicht einmal in den Sinn gekommen. Sie vertraute ihm, und er hätte ihr ohnehin nicht von diesem lächerlichen Intermezzo erzählt. Was hätte er auch sagen sollen? Chérie d’amour, aber nein, sie hat mich in Wirklichkeit gar nicht gereizt. Einen Moment lang hat sie mich erregt. Ich konnte nicht anders. Es war rein mechanisch.

Sie genoss es sichtlich, auf der Mauer der Uferpromenade zu sitzen, mit vom Wind zerzaustem Haar. »Liberté!«, rief sie überschwänglich, der Lächerlichkeit ihres Pathos nicht gewahr. Eine deutsche Marianne, er verschaffte ihr Zutritt ins Paradies aus weiten Stränden, Macarons und Grand Hotels.

Die Nacht wurde zum Tag, der Tag zur Nacht! Sie spielten. Er den Masseur, sie die verheiratete Kundin, die sich von ihrem tyrannischen Ehemann erholen musste und sich profane Genüsse wie Cocktails an der Bar erlaubte. Sie spielte so überzeugend, dass er sich fragte, ob sie, Eva, noch Eva war. Er war sich immer und überall treu, ungeachtet der Gefahr, sich im Nirgendwo zu verlieren.

»Sex ist Körperhygiene«, hatte ihm früh die Mutter erklärt. »Schau dir Jacqui an«, so der Vater, »warum betrügt er seine Frau? Wenn sie ständig über Kopfschmerzen klagt, verdient sie es nicht anders! Wenn der Mann bekommt, was er will, dann sucht er auch nicht außer Haus. Punkt.« Eva war zweifellos die richtige Wahl. Sie würde sich dem Notwendigen nicht verweigern.

 

»Ich!« Augenblicklich hatte sie die Hand gehoben, als gefragt wurde, wer für ein Projekt nach Russland gehen wolle. Ihr Vater hatte ihr von Kindesbeinen an seine Russlandbegeisterung vermittelt. Braunäuglein vergötterte sie, Prinz Ivan machte sie mit den Klängen der Harfe vertraut, und etliche Matrjoschkas bevölkerten ihr Elternhaus. Franz Möllers, der Senior VP, schwärmte von den Sonnenuntergängen überm Dnjepr und den abenteuerlichen Helikopterflügen samt Privatpilot. »In drei Tagen geht es los«, frohlockte Möllers, erleichtert, dass er endlich auch hinter Tscheljabinsk einen Haken machen konnte. Einen Moment lang glaubte sie, im Blick der anderen Berater Mitleid, zumindest jedoch Herablassung erkennen zu können. Wer außer ihr hatte schon Lust, jenseits des Urals mittelständischen russischen Unternehmen die Grundlagen des Marketings beizubringen? »Ja bist du denn des Wahnsinns?«, fragte Helene sie mit kaum beherrschter Stimme und schloss die Tür. »Franz Möllers! Der lässt doch nichts, aber auch gar nichts anbrennen.« Sie schüttelte den Kopf und hub zu ihrer Standard-Litanei über die Männer an: »Solange du totally committed bist und dich opferst, Tag und Nacht für sie schuftest, erkennen sie dich an, wirst du für gleichwertig erachtet. Sobald du jedoch auf ihre Komplimente eingehst, bist du einfach nur noch eine Frau und dann –«, sagte sie und schnippte ein geknülltes Blatt Papier in den Korb, »hast du verloren.«

Vermutlich gönnte sie ihr nicht die Chance, McCrowleys Karriereleiter schneller zu erklimmen, als es ihr selbst vergönnt gewesen war. Solange Eva Helene nützlich war als kreative Quelle, als Ideengeberin, wobei sie selbst die Kontrolle über die hierarchische Struktur wahrte, zeigte sie freundschaftliche Gefühle. Jetzt aber, da Eva aus ihrem Herrschaftskreis auszubrechen drohte, wandelte sich Sympathie in kaum verhohlene Ablehnung.

Eva wünschte, sie könnte den desillusionierenden Blick auf die Wirklichkeit verscheuchen. Eine Schutzpatronin hätte sie in diesem Haifischbecken gut gebrauchen können. Aber wollte sie bleiben und sich totbeißen lassen? Der Riss in ihrem Inneren machte sich erneut bemerkbar, ließ sie einen Moment lang zögern. Der entscheidende Augenblick, den Helene witterte wie ein Hai die Blutspur seiner Beute. »Wenn du versagst«, warnte sie, »dann hast du dir hier deinen Weg verbaut.« Genüsslich, Evas Verunsicherung befriedigte sie ungemein, lehnte sie sich zurück und nippte an einem ihrer Softdrinks, Beweis ihrer Amerikanophilie, daneben auf dem Dauerehrenplatz ihr Bullshit-Stempel.

Und jetzt noch die Challenge, dachte Eva. Das ist eben eine Herausforderung, die du annehmen oder lassen kannst. Feiglinge haben hier ohnehin nichts zu suchen. »Sieh’s als Challenge«, sagte Helene.

„Jener unfassbare Glanz des Himmels.“ Kalinka, Kalinka, Kalinka moya, V sadu yagoda malinka, malinka moya!