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Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft - Steuern - Recht GmbH

[4]Dr. Lukas Rieder ist Gründer des Controller Zentrums St. Gallen und Mitgründer der IGC International Group of Controlling. Als Berater unterstützt er vor allem mittelständische Unternehmen und öffentliche Betriebe beim Aufbau und der Installation integrierter Planungs- und Steuerungssysteme. Als langjähriger Referent und Universitätsdozent hat er Controller-Lehrgänge aufgebaut und Tausende Führungskräfte in ganzheitlicher Unternehmensführung geschult.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Print: ISBN 978-3-7910-4772-0 Bestell-Nr. 11457-0001
ePub: ISBN 978-3-7910-4773-7 Bestell-Nr. 11457-0100
ePDF: ISBN 978-3-7910-4774-4 Bestell-Nr. 11457-0150

Lukas Rieder

Management – Control – System

1. Auflage, April 2020

© 2020 Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH

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Lektorat: Isolde Bacher

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,
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Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart

Ein Unternehmen der Haufe Group

[7]Vorwort und Absicht

Nur Unternehmen und Organisationen, welche in allen externen und internen Dimensionen nachhaltig erfolgreich gesteuert werden, überleben langfristig. Weil Substitution alltäglich ist, bedarf es kontinuierlich neuer Produkte und Services, die von den Kunden zu genügend gewinnbringenden Preisen gekauft werden.

Zudem muss das Management mittelfristig die Kostenentwicklung so beherrschen, dass gegenüber der Konkurrenz ein Kostenvorteil resultiert. In hoch entwickelten Volkswirtschaften besteht – abgesehen von der Innovation – für viele Unternehmen (fast) nur noch die Chance, die eigenen Prozesse und Strukturen so zu gestalten, dass die Gesamtkosten unterproportional zu denjenigen der Konkurrenz wachsen. Denn einen Konkurrenten, der sein Angebot günstiger auf den Markt bringt, gibt es fast immer.

Diskussionen mit unseren Beratungskunden bestätigen regelmäßig, dass der Schlüssel zum Aufbau nachhaltiger Wettbewerbsvorteile die durchgängige Koordination ist. Koordination setzt integriertes und vorausschauendes Vorgehen voraus. Sie erfordert für die Gesamtorganisation ein integriertes Planungs- und Steuerungssystem. Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie auf der praktischen Erfahrung mit Führungsunterstützungssystemen in unterschiedlichsten Organisationen wird hier gezeigt, wie ein entsprechendes Management-Control-System aufzubauen ist.

Die Absicht ist, eine Systematik für die integrierte Planung und Steuerung sowie das dazu erforderliche Instrumentarium zu schaffen.

Integriert zu planen und zu steuern erfordert eine Werkzeugkiste, die alle Managementpersonen vom gesamtverantwortlichen Unternehmensleiter bis zum Gruppenleiter/Teamleiter so unterstützt, dass sie ganzheitlich führen können. Die Ganzheitlichkeit ist zu gewährleisten, indem

Die Publikation will eine Vorlage für die kompromisslos managementrelevante (Um-) Gestaltung des eigenen Planungs- und Steuerungssystems sein. Sie legt offen, wie die installierten ERP-Funktionalitäten (Enterprise Resource Planning System) und das damit verbundene Management-Accounting-System umzubauen sind, damit die Führungskräfte aller Stufen jeweils die Informationen zu den Größen erhalten, welche sie in ihrem Bereich direkt beeinflussen können.

[8]Die Erkenntnisse gelten für verschiedene Arten von Unternehmen, seien sie Dienstleister, Projektabwickler, Händler oder Produzenten. Auch die meisten öffentlichen Verwaltungen und NGO zeichnen sich durch immensen Koordinationsbedarf aus. Da die Darstellung der kompletten Systematik sehr umfangreich ist, gleichzeitig aber die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten ist, besteht diese Publikation aus zwei Teilen:

  1. aus dem Buch mit der Beschreibung der Grundlagen sowie der Modelle mit ihren Abhängigkeiten,
  2. aus einem umfassenden, programmierten Simulationsmodell, welches es ermöglicht, alle Abhängigkeiten, Strukturen sowie die eingesetzten Berechnungsmethoden in ihren Einzelheiten zu erforschen.

Das Simulationsmodell ist komplett in Excel aufgebaut, soweit möglich in Form von Datenbanken. Excel wurde gewählt, weil dieses Werkzeug den meisten Lesern schon zur Verfügung steht und bekannt ist. Viele Standardfunktionalitäten eines ERP, z. B. Umsatz- und Produktionsplanung, sind im Modell schon enthalten. Dadurch sind die Voraussetzungen geschaffen, um von der Gesamtsicht bis zum einzelnen Datensatz zu gelangen. Weiter besteht im Modell die Möglichkeit, Ausgangswerte zu verändern und zu verfolgen, wie sich diese Änderungen in allen verbundenen Auswertungen über mehrere Jahre auswirken.

Als Beispielunternehmen dient die Ringbuch AG. Dem Namen entsprechend produziert und verkauft dieses Unternehmen Ringbücher, wie sie trotz elektronischer Datenspeicherung immer noch und überall im Einsatz sind. Die selbst hergestellten Ringbuchartikel sowie ein Handelswarensortiment werden in verschiedenen Verkaufsgebieten und Ländern über mehrere Absatzkanäle vertrieben, was zu einer realitätsnahen Komplexität des Gesamtmodells führt. Das Simulationsmodell umfasst mehr als 500.000 Datenzellen. Dadurch wird auch der Nachweis erbracht, dass das integrierte Planungs- und Steuerungssystem real umsetzbar ist. Die Allgemeingültigkeit ist insofern gegeben, als die Vorlagen im technisch-planerischen Bereich auch an die Gegebenheiten von Dienstleistungsorganisationen aller Art anpassbar sind.

Adressaten dieses Werks

Personen, die integrierte Planung und Steuerung umsetzen oder die Systeme dazu vervollständigen wollen, sowie Lehrpersonen. Im Vordergrund stehen insbesondere:

Anmerkungen
Dank

Viele Personen haben zur Entstehung dieser Systematik und Publikation bedeutende Beiträge geleistet:

Allen diesen Personen gebührt aufrichtiger Dank. Erst ihre Beiträge haben es ermöglicht, diese Systematik des Management-Control-Systems zu publizieren.

St. Gallen, 2020

Lukas Rieder

[11]Inhaltsübersicht

Vorwort und Absicht

Inhaltsübersicht

Inhaltsverzeichnis

0 Übersicht, Ziel und Abgrenzung

1 Unternehmenszweck und integrale Steuerung

2 Lernen von integrierten Management-Modellen

3 Weitere Anforderungen an integrierte Planungssysteme

4 Elemente und Inhalte integrierter Jahresplanung

5 Erfassung der Leistungen, Kosten und Erlöse

6 Plan-, Soll- und Ist-Vergleiche

7 Nach der Planung ist vor der Planung: neues Jahr, neue Herausforderungen

8 Entwicklungen in den Folgejahren

9 Vorsteuerung und Frühwarnung

10 Konsequenzen für die Mittelfristplanung

11 Alle Systeme koordiniert?

12 Dokumentation des Simulationsmodells

Glossar

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

Stichwortverzeichnis

[19]0 Übersicht, Ziel und Abgrenzung

Laut Vorwort ist die Absicht, die Systematik und das Instrumentarium für die ganzheitliche integrierte Planung und Steuerung zu schaffen. Das Thema ist somit der Entwurf und die praktische Gestaltung integraler Planungs- und Steuerungssysteme für die Unternehmensführung. Im englischen Sprachraum wird für diese Art von Systemen der Begriff »management control systems« verwendet.

Zu beantworten sind folgende Grundfragen:

Die Kombination wissenschaftlicher Erkenntnisse mit den Führungs- und Beratungserfahrungen des Verfassers bilden die Grundlage für die Abbildung der erfolgskritischen Zusammenhänge. Im Verbund mit dem praktischen Beispiel ist zu erkennen, wie die eigenen Informationssysteme management- und damit bedürfnisgerecht anzupassen oder zu ergänzen sind, dass sie für alle (hierarchischen) Ebenen der Führung entscheidungsrelevant werden.

0.1 Schnellübersicht (Management Summary)

Viele Führungskräfte wünschen sich eine gut strukturierte Systematik für die ganzheitliche und koordinierte Planung und Steuerung von Unternehmen und ihren Teilen. Vom Unternehmenszweck und von den zentralen Wertvorstellungen abgeleitet, sollen Personen als Leiter von Organisationseinheiten zu erreichende Resultate festlegen können. Die Führungskräfte sollen die Einsatzfaktoren selbst direkt steuern und als Folge die Verantwortung für die Ergebnisse übernehmen können. Dies erfordert die Formulierung der zu erzielenden Resultate in mess- oder mindestens überprüfbarer Form. Ihre Aggregation zum Gesamtresultat hat, soweit die Größen gleichnamig sind, möglich zu sein.

Der hier präsentierte Vorschlag für den Aufbau einer umfassenden Systematik basiert hauptsächlich auf leistungs- und finanzbezogenen Daten. Dysfunktionales, die optimale Umsetzung der Systematik behinderndes Entscheidungsverhalten ist jedoch, soweit möglich, zu beachten. Es ist darzustellen, wie vom Unternehmenszweck bis zu den Einzelaspekten eines Projekts, eines hergestellten Produkts, eines Kunden, eines Mitarbeiters, eines Lieferanten geplant werden kann. Messung und steuerungsrelevante Verdichtung der erzielten Resultate [20]bilden dazu die Fortsetzung. Jede Führungskraft, vom Vorarbeiter bis zur obersten Unternehmensleitung, soll erkennen, welche Daten und Kenngrößen sie für die Planung und Steuerung ihres eigenen Verantwortungsbereichs benötigt.

Die Gestalter des dazu notwendigen Informationssystems (v.a. Controller und IT-Fachleute) sollen ableiten können, welche Planungs- und Vorsteuerungsgrößen im System zu präsentieren sind, damit die Systemnutzer eigenverantwortlich handeln können.

Die Konzeption der Systematik ist mehrdimensional, um eine möglichst allgemeingültige und integrale, das heißt auf das jeweilige Ganze ausgerichtete Anwendbarkeit zu erzielen. In Schlagworten:

hierarchisch: vom CEO bis zum Gruppenleiter
planerisch: von der Unternehmenspolitik und der Strategie bis zum Einzelprozess
inhaltlich: vom Unternehmenszweck bis zum Fertigungsauftrag
funktional: vom Verkauf über Produktion und F&E bis in die Supportbereiche
übergreifend: vom Projekt bis zum Leistungsaustausch in Konzernen
verhaltensbezogen: vom Planungswiderwillen bis zu Handlungen zur Erhaltung der eigenen Position.
Zeitbezug: von der Frühwarnung über notwendige Vorsteuerungsgrößen und die Planung bis zum Ist und zum Forecast

Orientierung gibt die AMPEL mit den Schlüsselbereichen für nachhaltigen Erfolg (vgl. Kap. 1.1.1).

In diesen Bereichen erfolgreich zu sein und zu bleiben erfordert viele nur beschränkt messbare Vorleistungen wie z. B. passendes Führungsverhalten, kreative Ideen, Prozessproduktivität und Glück. Diese Aspekte werden nur teilweise behandelt. Die Konzentration liegt auf den messbaren Resultaten aus den Vorleistungen.

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Abb. 1: Die fünf Top-Controls ganzheitlicher Unternehmensführung

Zur Gewinnung entscheidungsrelevanter Kenngrößen werden abwechslungsweise ein Topdown- und ein Bottom-up-Standpunkt eingenommen. Durch diesen sich wiederholenden Perspektivenwechsel sollen stufengerechte, das heißt zum jeweiligen Entscheidungsspiel[21]raum der handelnden Personen passende Informationen gewonnen und immer parallel die Aspekte der Gesamtführung abgebildet werden (Gegenstromprinzip).

Ein Ziel ist ein zu erreichendes Resultat oder ein zu erreichender Zustand. Deshalb sind Ziele mess- und/oder überprüfbar zu formulieren. Resultate sollen zum Ganzen aggregierbar sein, woraus sich automatisch ein Schwergewicht bei den technischen, leistungsbezogenen und schließlich bei den finanziellen Kenngrößen ergibt.

Ein ganzheitliches Unternehmensverständnis, die Anwendung grundlegender Führungsprinzipien sowie die immer gleiche Anwendung struktureller und prozessualer Begriffe sind Voraussetzungen für integrierte Unternehmensführung. Für die Systemgestaltung besonders relevante Begrifflichkeiten werden in den Kapiteln 1 und 2 erarbeitet.

Ausgehend von der AMPEL und von Erkenntnissen aus der Erläuterung integrierter Management-Modelle werden die Anforderungen an die umfassende Planungs- und Steuerungssystematik top-down entworfen (Kap. 2 und 3).

Thema der Kapitel 4 bis 6 sind die Instrumente der operativen Jahresplanung, der Erfassung der (Teil-)Resultate und der dispositiven unterjährigen Steuerung. Am praktischen Beispiel werden schrittweise erarbeitet:

Unternehmenspolitische, strategische und mittelfristige Planung und Steuerung erfordern Instrumente mit Mehrjahreshorizont und eine taugliche Verbindung zu den Jahresleistungen. Dazu geeignete Instrumente, weiterhin basierend auf dem praktischen Beispiel, werden in den Kapiteln 7 bis 10 bearbeitet.

Weitere Bestandteile sind die Dokumentation des Gesamtmodells sowie ein umfangreiches Glossar.

Die Funktionalitäten angebotener Enterprise Resource Planning-Systeme (ERP) werden durch die Softwareanbieter so ausgelegt, dass möglichst viele Bedürfnisse potenzieller Kunden abgedeckt werden können. Damit ist auch die Gefahr verbunden, dass in den anwendenden Unternehmen zu viele dieser Funktionalitäten installiert werden und damit die Komplexität der Anwendung zu umfangreich wird. Zudem steht in den ERP die operative Umsetzung im Vordergrund. Beratungskonzepte sind andererseits oft auf die Strategiefindung fokussiert und lassen die planungs- und datenmäßige Integration von Strategie mit Operation offen.

[22]Integriert zu planen und zu steuern erfordert das Durchdenken aller Zusammenhänge, bevor Software gekauft und installiert wird.

Diese Ausarbeitung hat ihren Zweck erfüllt, wenn die Leser daraus ableiten, wie sie ihre eigenen Planungs- und Steuerungssysteme so gestalten können, dass ihre Organisation nachhaltig erfolgreich wird und bleibt. Deshalb zeigt das begleitende Simulationsmodell alle Einzelheiten so, dass sie auf das eigene Unternehmen übertragbar werden.

0.2 Ziel und Abgrenzung

Die Arbeit zeigt, welche Systeme, Daten, Informationen und Kenngrößen ein integriertes und damit ganzheitliches Planungs- und Steuerungssystem bereitzustellen hat, damit für alle Führungspersonen und alle Dimensionen eines Unternehmens entscheidungsrelevante Informationen zu gewinnen sind.

Es wird nicht davon ausgegangen, dass je ein vollständiges Kenngrößensystem für alle Typen von Unternehmen erfunden werden wird. Denn viele Entwicklungen, Wertvorstellungen und unternehmensexterne Einflussgrößen lassen sich nicht in Formeln kleiden und nur beschränkt messen. Zudem lassen sich viele Kennzahlen nicht gleichnamig machen (z. B. Arbeitszufriedenheit verglichen mit Umsatz), was ihre mathematische Verknüpfung verunmöglicht oder mindestens erschwert. Das hat schon die Industrial Dynamics-Bewegung (Forrester 1961, S. 55–59) gezeigt. Für den Managerberuf ist das eine gute Nachricht, denn könnte das gesamte Unternehmensgeschehen in Formeln gekleidet werden, bräuchte es zur Unternehmenssteuerung keine Manager mehr, sondern nur Computer.

Die zu entwickelnde Systematik soll möglichst ganzheitlich sein, also alle Aspekte der Unternehmensführung abdecken. Allgemeingültig bedeutet, dass sie – in angepasster Form – sowohl in privatwirtschaftlich geführten Unternehmen branchenübergreifend als auch in der öffentlichen Verwaltung und anderen Organisationen wie NGO und NPO einsetzbar ist. Weiter soll diese Systematik für die Planung und für die Steuerung geeignet sein und sowohl für kurze Perioden (z. B. einen Monat) als auch für die längere Frist (z. B. einen Strategiehorizont) taugen. Das Ganze sollte auch in verbundenen Unternehmen, z. B. Konzernen, anwendbar sein.

Es sind schon so viele Kennzahlen entwickelt worden, dass der Überblick sehr schnell verloren gehen kann. Die hier präsentierten Kennzahlen sind nicht vollständig, das Schwergewicht liegt auf den führungsrelevanten. Eine Führungskraft soll, entsprechend ihren Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten, ein für ihren Führungsbereich passendes Kennzahlenset ableiten können. Wichtig ist die Konzentration auf steuerungsrelevante Daten, da jede Führungskraft Systemkunde ist.

Es sollen Kenngrößen und -zahlen präsentiert werden, die für das Treffen von Entscheidungen und für die Übernahme von Verantwortung relevant sind. Die Arbeit verfolgt eine reine Führungsorientierung.

[23]Rechnungslegungsstandards (IFRS, US GAAP, Swiss GAAP FER und ähnliche) sowie gesetzliche Vorschriften (HGB, OR, UGB, steuerrechtliche Bestimmungen) werden nur insoweit berücksichtigt, als sie direkten Einfluss auf die entscheidungsrelevante Rechnung haben oder Anforderungen an die zugrunde liegenden Rechnungswesen- und Leistungserfassungssysteme stellen.

Im Sinne der ausführungsnahen Steuerung wird von einem monatlichen Berichtswesen ausgegangen. Für die noch kurzfristigere dispositive Steuerung (z. B. Personaleinsatzsteuerung, Leistungserfassung oder Auslösung von Fertigungsaufträgen) kommen auch tagesaktuelle Berichte infrage. Im Vordergrund steht jedoch der langfristige und nachhaltige Erfolg eines Unternehmens. Die von den Börsen geforderte Quartalsberichterstattung erachten wir mit Bezug auf die langfristig erfolgreiche Führung eines Unternehmens eher als kontraproduktiv.

Persönliche Machtinteressen und die Erzielung persönlicher finanzieller Vorteile stehen hier nicht zur Diskussion. Diese Publikation konzentriert sich darauf, für alle Verantwortungsbereiche Jahres- und mittelfristige Ziele zu finden, welche auf die Erzielung des ganzheitlichen und langfristigen Erfolgs der Organisation fokussieren und mit den Anstrengungen der anderen Führungskräfte abgestimmt sind.

0.3 Bedeutende Grundbegriffe zur Planung und Steuerung

Zur richtigen Einordnung des Themas »integriert planen und steuern« sind Begriffsklärungen eine wesentliche Voraussetzung. Folgende Definitionen sind für die aufzubauende Systematik bestimmend:

Manager: sind Führungskräfte aller hierarchischen Stufen. Sie sind dafür verantwortlich, dass sie zusammen mit ihren Mitarbeitenden geplante Resultate erreichen. Geschäftsleitungsmitglieder, im angelsächsischen Raum präzisierend als »Executives« bezeichnet, sind Manager der obersten Hierarchiestufen.

Controller: leisten die betriebswirtschaftliche Unterstützung der Führungskräfte. Sie entwickeln und realisieren alle notwendigen Instrumente und Systeme, welche Manager für die leistungs- und wertbezogene integrierte Planung und Steuerung benötigen (vgl. CWB 2010).

Controlling: bedeutet, sein Geschäft betriebswirtschaftlich »im Griff« zu haben. Controlling ist somit eine Manageraufgabe. Mit ihren Instrumenten und ihrer Beratung befähigen Controller die Manager aller Stufen, das Controlling zu betreiben.

Ganzheitlich: auf eine Ganzheit bezogen; über einzelne Fächer o. Ä. hinausgreifend und so einen größeren Zusammenhang darstellend (www.duden.de, Abruf am 20.8.2019). English: holistic, integral, to look at something in its entirety.

Integral: zu einem Ganzen dazugehörend und es erst zu dem machend, was es ist (www.duden.de, Abruf am 20.8.2019).

[24]Integriert: so beschaffen, dass Unterschiedliches, Verschiedenartiges miteinander verbunden, vereinigt ist (www.duden.de, Abruf am 20.8.2019). Nach unserem Verständnis hat »integriert« in einem Unternehmen alle Dimensionen des Unternehmensgeschehens einzubeziehen, also auch Entwicklungen in den aktuellen und zukünftigen (Teil-)Umwelten des Unternehmens.

Nachhaltigkeit: längere Zeit anhaltende Wirkung (www.duden.de, Abruf am 20.8.2019), Englisch: sustainability. Hier wird unter nachhaltig verstanden, dass das Unternehmen/System erfolgreich weiterbestehen wird.

Planen: beabsichtigen, vorhaben, sich vornehmen (www.duden.de, Abruf am 20.8.2019). »Planen« wird hier als kreativer Akt verstanden, der zur Festlegung zu erreichender Resultate und zur Bestimmung der dazu notwendigen Ressourcen und Verfahren führt. Ein Plan dient auch als Grundlage für den Vergleich des Erreichten mit dem Beabsichtigten (feedback-loop).

Resultate: sind messbare Zustände. Die Messeinheit kann ein Wert, eine Menge, eine Leistung, ein Termin oder eine qualitative Zustandsfeststellung (eingetreten oder nicht) sein.

Steuern (und regeln): Vor allem in Gesprächen mit technisch gebildeten Personen kommt immer wieder die Abgrenzung zwischen Steuerung und Regelung zur Diskussion. Laut https://de.wikipedia.org/wiki/Steuern_(Systemtheorie), Abruf am 20.8.2019, gilt: »Steuern ist die Beeinflussung des Verhaltens eines Systems. Durch Steuerung wird ein System in einen anderen Zustand gebracht. Die Änderung des Systemverhaltens geschieht durch Information, Nachricht, Reiz oder Input.

Regelung wird häufig mit Steuerung verwechselt, bzw. als identisch betrachtet. Bei der Steuerung ist aber keine Rückkopplung und folglich kein geschlossener Wirkungsablauf vorhanden. Technisch betrachtet besteht der wesentliche Unterschied zwischen Steuerung und Regelung somit darin, dass mit Steuerung das Verhalten einer Resultatgröße beeinflusst werden soll, ohne das daraus entstehende Ergebnis zu messen. Mit Regelung soll dagegen die Resultatgröße so beeinflusst werden, dass sie der Regelungsvorgabe entspricht. Die Ausprägung der Resultatgröße muss folglich regelmäßig (kontinuierlich) gemessen werden.

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Abb. 2: Der Unterschied zwischen Steuerung und Regelung

[25]In der englischen Sprache wird das Wort control sowohl für Steuerung als auch für Regelung gebraucht. Zur Unterscheidung wird für Regelung closed-loop control und für Steuerung open-loop control verwendet.

Mit Bezug auf die Unternehmensführung werden Steuerung und Regelung fast immer als zusammengehörend betrachtet. Steuerung ist richtunggebend (wohin soll es gehen?) und wird mithilfe von Zielen, Plänen und Regeln vollzogen. Da unterschiedlichste »Störgrößen« die Erreichung eines Ziels beeinflussen können, kommt Management jedoch nicht ohne Regelung aus. Wenn sich eine zu steuernde Größe anders entwickelt als geplant, muss das Management dies erkennen und mit Korrekturmaßnahmen (neuen Steuerungsinputs) regelnd eingreifen, damit der vorgesehene Output trotz Störungen erreicht wird.

Diesen Festlegungen folgend wird in dieser Arbeit der Begriff der Steuerung immer in Kombination mit Regelung verstanden; geht es doch in der Unternehmensführung regelmäßig darum, steuernde (vorgebende) Inputs dahingehend zu beurteilen, ob sie die geforderte Wirkung unter Beachtung zwischenzeitlich erfolgter Änderungen in den Unternehmensumwelten auch wirklich zeitigen (feedback).

Management control: Im englischen Sprachraum wird der Begriff »Management control« auch als Kombination von Steuerung und Regelung verwendet: »Management control is primarily a human activity that tends to focus on how to help individuals to do their jobs better« (Horngren 1999, S. 10). »A management control system is a means of gathering and using information to aid and coordinate the process of making planning and control decisions throughout the organization and to guide employee behaviour« (ebenda, S. 631).

Hier wird davon ausgegangen, dass Management Control sowohl die Innenwelt als auch die Umwelten des Unternehmens abdecken muss wie auch die strategische und die operative Planung und Steuerung des Unternehmensgeschehens. Management Control umfasst damit alles, was die Führungskräfte im Rahmen der ganzheitlichen Planung und Steuerung tun.

Ein Management-Control-System soll die Instrumente umfassen, welche für die Ausübung von Management Control notwendig sind. Das ist einmal das Management-Accounting-System für die operative Planung und Steuerung. Für die Zwecke der mittel- bis langfristigen Unternehmenssteuerung sind weitere Datensammlungen und -auswertungen bereitzustellen:

[26]Management-Control-System = Management Accounting + Vorsteuerung + Frühwarnung

Aus dieser Gliederung ist auch abzuleiten, dass die Bedürfnisse der Führungskräfte die Inhalte, Methoden und Auswertungen eines Management-Control-Systems bestimmen, nicht gesetzliche oder berichterstattungsorientierte Vorgaben.