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Die Strände von Mauritius: traumhaft

HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Nach einer Reise von sechzig Tagen wartete ich
gespannt auf das Insichtkommen meines Zieles,
einer fruchtbaren und schönen Tropeninsel.
Enthusiastische Bewohner nennen sie
gerne die ›Perle des Ozeans‹.«

Joseph Conrad, Ein Lächeln des Glücks (1911)

Auch von oben ist der Ausblick auf die Rochester Falls beeindruckend.

INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Willkommen auf Mauritius

PORT LOUIS UND UMGEBUNG

  1Streetfoodtour in Port Louis

  2Der Central Market

  3Die Caudan Waterfront

  4Aapravasi Ghat

  5Champ de Mars

  6Le Pouce

  7Sainte-Croix

ZENTRALES BERGLAND

  8Eureka

  9Pieter Both

10Grand Bassin

11Takamaka Boutique Winery

12Curepipe

13Flying Dodo Brewery

DER NORDEN

14Grand Baie

15Die Nordwestküste

16Tauchspots vor Grand Baie

17Der Botanische Garten von Pamplemousses

18L'Aventure du Sucre in Pamplemousses

19Goodlands

20Coin de Mire, Flat Island und Gabriel Island

21Cap Malheureux

22Triolet

23Château de Labourdonnais

24Île d’Ambre

DER OSTEN UND SÜDOSTEN

25Trou d‘Eau Douce

26Grand Rivière Sud Est

27Île aux Aigrettes

28La Vallée de Ferney

29Vieux Grand Port

30Mahébourg

31Das National History Museum von Mahébourg

32Die Biskuitfabrik von Mahébourg

DER SÜDEN UND SÜDWESTEN

33Rochester Falls

34Das Robert Edward Hart Memorial Museum

35La Vanille Nature Park

36Saint Felix

37Black River Gorges National Park

38Die Rhumerie de Chamarel

39Siebenfarbige Erde und der Wasserfall von Chamarel

40Ebony Forest Reserve

41Curious Corner of Chamarel

42Bois Chéri

43Casela World of Adventures

44Le Morne Brabant

45St. Martin

RODRIGUES

46François Leguat Reserve und Caverne Patate

47Île aux Cocos

48Port Mathurin

49Montagne Malgache

50Grand Montagne Nature Reserve

REISEINFOS

Mauritius von A bis Z

Kalender

Kleiner Sprachführer

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Kreolische Küche

Religionen

Zuckerrohr, Rum und erneuerbare Energien

Erste Siedler

Naturschutz

Schildkrötenaufzucht

MEHR ERLEBEN

Eine Woche auf Mauritius

Günstig durch Mauritius

Mauritius für Kinder und Familien

Vom historischen Fort Adelaide genießt man einen tollen Blick auf Port Louis.
Viele Hindus pilgern zum Grand Bassin, um dort eine stille Andacht zu halten.
Am Strand von Péreybère werden etliche Wassersportmöglichkeiten angeboten.
Im Caselapark leben auch »Unzertrennliche« – eine afrikanische Papageienart.
Auf Rodrigues kann man auf der Suspended Bridge Nervenkitzel erleben.

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

Der Lotosteich des Botanischen Gartens von Pamplemousses ist eine Augenweide.

Port Louis (S. 34)

Port Louis an der Nordwestküste ist mit gut 150 000 Einwohnern die kosmopolitische Hauptstadt von Mauritius. 1735 wurde sie gegründet und ist bis heute das Verwaltungs- und Geschäftszentrum der Insel. Während des Tages ist es umtriebig in den engen Gassen und rund um den Central Market. Es wird gehandelt, gehupt und gerufen, gebetet, gezockt und geschmaust. Die Stadt kann man leicht zu Fuß erkunden, und das sollte man auf keinen Fall versäumen.

Tauchen und Schnorcheln (S. 116)

Da Mauritius weitestgehend von einem Korallenriff umgeben ist, kann man hier wunderbar tauchen und schnorcheln. Der Norden bietet die wohl besten Tauchspots für Anfänger und erfahrene Taucher. Wracks, bunte Korallengärten, reichlich Muränen und viel mehr warten darauf, entdeckt zu werden. Am Strand von Pointe aux Piments kann man mit Schildkröten schwimmen, in den Gewässern vor Trou aux Biches mit der ganzen Familie schnorcheln.

Der Botanische Garten von Pamplemousses (S. 122)

Der 33 Hektar große Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanical Garden gilt als einer der schönsten Botanischen Gärten der Welt. Ab 1736 errichtete der französische Gouverneur Mahé de La Bourdonnais hier seinen Landsitz. Ab 1767 hegte und pflegte der Gartenbaufachmann Pierre Poivre im Garten des Landsitzes Gemüse, Früchte und Blumen aus der ganzen Welt. Sein Nachfolger Nicolas Céré gestaltete die Wegeführung, die Briten brachten die Palmen – und langsam entstand das heutige Gesamtkunstwerk.

L’Aventure du Sucre in Pamplemousses (S. 130)

Die Geschichte von Mauritius kann nicht geschildert werden, ohne auch vom Zucker und der Zuckerrohrindustrie zu erzählen. Die Holländer brachten 1639 das Zuckerrohr hierher und begründeten damit den lange anhaltenden Reichtum der Insel. Es ist ungemein spannend, sich in dem Museum in die Geschichte des weltweiten Zuckerhandels zu vertiefen.

Île aux Cerfs (S. 158)

Für manche gibt es auf dem Inselchen schlicht die schönsten Strände von Mauritius, andere schwärmen vom Golfplatz, der von der deutschen Golflegende Bernhard Langer in die Natur eingeschmiegt wurde. Sicher ist, dass die Île aux Cerfs ihren Ruf als Paradies durchaus verdient. Auch die Einheimischen kommen hierher, um einen Tag ohne Autos, Stress und Hektik zu verbringen.

La Vanille Nature Park (S. 192)

Der La Vanille Nature Park im Süden von Mauritius beherbergt die weltgrößte Aufzuchtstation von Aldabra-Schildkröten, mehr als 700 Schildkröten fühlen sich hier wie zu Hause. Daneben sind Schmetterlinge zu bestaunen, Krokodile werden gefüttert und Leguane gestreichelt. Das Insektarium beherbergt mit mehr als 26 000 Arten eine der weltweit größten Insektensammlungen.

Black River Gorges National Park (S. 204)

Der Nationalpark im Süden von Mauritius ist eine der »grünen« Attraktionen der Insel. Gut 675 bewaldete Hektar groß, bietet er unter anderem eine Heimat für nur hier vorkommende Pflanzen und Tiere. Allein 311 endemische – also einheimische – Pflanzen- und neun Vogelarten wurden gezählt. Im Park kann man auf Wanderwegen die Gegend erkunden, Wasserfälle bestaunen und jede Menge Ausblicke über diesen Teil der mauritischen Küste genießen.

Ebony Forest Reserve (S. 220)

»Zurück in den ursprünglichen Zustand«, das ist die Mission des 2017 eröffneten Naturparks Ebony Forest. Seit 2006 wurden 14 Hektar Wald weitestgehend in den Zustand versetzt, in dem sich Mauritius befand, bevor die ersten Siedler kamen. Heute kann man auf Stegen diesen ursprünglichen Wald erkunden, seltene Vögel wie die Rosataube erspähen und junge Ebenholzbäume umarmen.

Die Teeroute (S. 226)

Auf Mauritius wird auch Tee angebaut. Meist begegnet er einem beim ersten Frühstück als nach Vanille duftender, sanfter Schwarztee. Wer die Kulturgeschichte des Tees kennenlernen will, begibt sich auf die »Teeroute«. Diese verbindet die Zuckerrohrplantage Domain St. Aubin im Süden der Insel – hier wird auch hervorragender Rum produziert – mit der Teeplantage von Bois Chéri und führt weiter zur Domaine des Aubineaux in Forest Side.

Casela World of Adventures (S. 228)

Der Abenteuerpark erstreckt sich über 250 Hektar und gehört zu einer der Topattraktionen. 1500 Vögel leben hier einträchtig neben Riesenschildkröten, Tigern, Affen, Zebras, Kamelen, Nashörnern und vielem mehr. Mutige können Löwen kraulen, nicht ganz so Mutige Giraffen füttern. Wer es nicht so mit Tieren hat, hängt sich an die Zipline und erkundet die Gegend aus den Lüften.

François Leguat Reserve (S. 240)

Wie Rodrigues vor 300 Jahren aussah und welche Flora und Fauna die ersten Seefahrer entdeckten, das erfährt man im François Leguat Reserve. Denn mit der Ankunft der Seefahrer verschwanden nach und nach große Teile der heimischen Tierwelt und fast der gesamte tropische Regenwald. Auf 20 Hektar wird hier der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt: Schildkröten werden aufgezogen, Bäume und Sträucher gepflanzt und so die Natur auf beeindruckende Art und Weise instand gesetzt und für die Zukunft bewahrt.

Am Sublime Point im Ebony Forest Reserve genießt man fantastische Ausblicke.
Im François Leguat Reserve freuen sich Aldabra-Riesenschildkröten über Krauleinheiten.

WILLKOMMEN AUF Mauritius

»Zuerst wurde Mauritius geschaffen, dann das Paradies. Aber das Paradies war nur eine Kopie von Mauritius«, dies ist das wohl bekannteste Zitat zur Insel Mauritius, einem der Topziele mitten im Indischen Ozean. Man findet es in so gut wie jeder Werbebroschüre zur Insel – und der US-amerikanische Schriftsteller Mark Twain hat recht.

Das Zitat aus seiner Reiseerzählung »Folge dem Äquator« (1897) geht folgendermaßen weiter: »Ein anderer Bewohner wird Ihnen sagen, dass dies eine Übertreibung ist; dass die beiden Hauptdörfer, Port Louis und Curepipe, weit entfernt sind vom himmlischen Dasein; dass niemand in Port Louis lebt außer aus Zwang, und dass Curepipe der feuchteste und regnerischste Ort der Welt ist.«

Auch hier hat Mark Twain ein bisschen recht, aber dazu ein wenig später.

Wahrscheinlich hat jede und jeder ein Bild von Mauritius im Kopf: kilometerlange Strände mit feinstem, weißem Sand und sanft geschwungene Buchten. Vor dem Strand liegt ein Korallenriff, das die Strömungen und andere ozeanische Störungen abhält. Man kann also in kristallklarem Wasser tauchen, schnorcheln, baden, schwimmen, paddeln und kitesurfen. Das stimmt alles, ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn Mauritius bietet so viel mehr, auch abseits der Strände: Da gibt es Wanderwege durch tropische Wälder oder auf Berggipfel mit grandioser Aussicht, eine bunte Vielfalt in Sachen Kultur und Gebräuchen, eine hervorragende Küche, ungemein freundliche und interessierte Menschen, fesselnde Freizeit- und Naturparks und den vielleicht schönsten Botanischen Garten der Welt. Ganz zu schweigen von hübsch renovierten Kolonialhäusern, kunterbunten indischen Tempeln und Rumsorten, die ihresgleichen suchen. Mitgemischt haben auf Mauritius über die Jahrhunderte Menschen aus Portugal, den Niederlanden, Frankreich, Afrika, Großbritannien, Indien und China. Und sie sind bis heute noch da. Sie leben miteinander, füreinander, in einer Eintracht, wie man sie sich in Europa nur wünschen kann. All das zu erleben, das macht den Zauber von Mauritius aus.

Die Nachbarinsel Rodrigues, rund 600 Kilometer entfernt, ist anders: Sie ist zwar auch vulkanischen Ursprungs und umgeben von einer Lagune, aber wilder, spektakulärer, unmittelbarer. Die 42 000 Einwohner sind zu mehr als 90 Prozent afrikanischen oder kreolischen Ursprungs und zu gut 95 Prozent katholisch. Es gibt keine Zuckerrohrindustrie, die bis heute das Bild der »großen Schwester« Mauritius nachhaltig prägt, dafür Hügel und Schluchten, raues Klima und unberührte, malerische Buchten. Regelmäßig findet sich hier die Weltelite der Kitesurfer ein, denn für Wind ist das ganze Jahr über gesorgt. Das Leben ist deutlich langsamer als auf Mauritius, die kreolische Küche gehört mit zum Besten, was man im Indischen Ozean finden kann, und die Menschen sind immer zu einer kleinen Plauderei bereit. Vielleicht könnte man Rodrigues ein »bisher unentdecktes Juwel« nennen. Und bei insgesamt 76 000 Besuchern im Jahr 2018, davon lediglich 396 Deutsche, gibt es noch reichlich Platz nach oben.

Anders Mauritius: Seit Jahrzehnten können die Verantwortlichen stolz Steigerungen bei den Urlauber-Einreisezahlen verkünden. So besuchten 2018 nicht weniger als 1 399 408 Menschen die Insel. 4,3 Prozent mehr als 2017. Aus Deutschland kamen 132 780, 11,7 Prozent mehr als 2017. Für 2019 wird mit einer Zahl von 1,45 Millionen Besuchern gerechnet, 3,6 Prozent mehr als 2018. Und die Insel ist gut vorbereitet. Die Mauritierinnen und Mauritier freuen sich auf die Besucher aus der ganzen Welt, denn sie sind weltoffen und interessiert. Was sicher damit zusammenhängt, dass ihre Vorfahren auch nicht von der Insel stammen, sondern aus ganz anderen, weit entfernten Ländern.

Warum Mauritius so bunt ist

Auf Mauritius findet man Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben und verschiedenen Religionen, die sich unterschiedlich kleiden. Aber alle leben ganz normal zusammen. Immerhin gab es auf Mauritius vor rund 500 Jahren nur Wald und Tiere. Wie also kommt es, dass sich in so kurzer Zeit so viel auf Mauritius verändert hat?

Mauritius ist eine vulkanische Insel, die vor rund 15 Millionen Jahren entstand. Im Jahr 975 n. Chr. wurde sie von den arabischen Seefahrern entdeckt und zum ersten Mal auf deren damaligen Seekarten festgehalten. Doch noch kam nicht wirklich jemand nach Mauritius. Erst im 15. Jahrhundert und nach Erschließung der Seeroute, die Europa und Asien durch den Indischen Ozean verband, begann man sich in den Ländern des Nordens für Mauritius zu interessieren. Im 16. Jahrhundert kamen die Portugiesen. Sie ließen sich nicht nieder, sondern hinterließen nur ein paar Spuren wie beispielsweise den Namen von Rodrigues, den der Maskarenen – also der Inseln Mauritius, Rodrigues und La Réunion –, aber vor allem Ratten und Ziegen. 1598 landeten die Niederländer und wurden die ersten Siedler. Sie ließen sich im Südosten der Insel in Vieux Grand Port mit bis zu 300 Personen nieder. Doch der Versuch scheiterte: Im Jahr 1710 verließen sie Mauritius wegen der vielen Ratten, die die Portugiesen hinterlassen hatten, wegen der Krankheiten und der schlimmen Zyklone. Immerhin hinterließen sie den Namen Mauritius, nach dem niederländischen Prinzen Moritz (Maurice) von Oranien.

Fünf Jahre war die Insel wieder unbewohnt und es kehrte natürliche Ruhe ein, bis 1715 die Franzosen, die sich auf La Réunion (damals Île Bourbon) breitgemacht hatten, Mauritius kolonisierten und wieder besiedelten. Auch sie begannen in Vieux Grand Port. In diese Phase der Besiedlung fiel der Beginn des kommerziellen Anbaus und des Handels mit Zuckerrohr. 1721 verlegten sie ihr Hauptquartier nach Port Louis. Der Grund hierfür war die natürliche Bucht, die ideal für die Anlage eines Hafen war. Die Winde waren günstig und hier, im Schatten der Berge, konnte ein besserer Schutz gewährleistet werden. 1735, unter Gouverneur Mahé de La Bourdonnais, begann die blühende Entwicklung von Mauritius. Er hatte zwei Ziele: den Hafen auszubauen und Gebäude zu errichten, die für eine nachhaltige Entwicklung der Kolonie notwendig waren. Dazu gehörten ein Krankenhaus, Kirchen sowie Wohn- und Lagerhäuser. Auch ließ er den Hafen teilweise aufschütten, um Land für die notwendigen Gebäude des Hafens zu gewinnen. Aber Mahé de La Bourdonnais tat weit mehr, als es seine offiziellen Aufgaben waren: Er ließ die Stadt in mehrere Wohnviertel nach den Ethnien der ankommenden Migranten unterteilen. So entstand Mangalkhan für Menschen aus Südindien, das Camp der freien Sklaven für Schwarze aus Afrika und ein weißes Viertel.

Die Entwicklung ging bis 1810 weiter. Dann versuchte Großbritannien, die Insel über Vieux Grand Port zu erobern. Es gab eine große Seeschlacht, doch die Briten verloren. Noch im selben Jahr versuchten sie, Mauritius an mehreren anderen Orten zu erobern und waren im Norden erfolgreich, am Cap Malheureux. Diesmal gab es keine Schlacht, sondern es wurde ein Vertrag unterzeichnet, der »Act of Capitulation«. Er besagte, dass Großbritannien die Verwaltung der Insel übernimmt, während die Franzosen weiterhin Land und Sklaven sowie alles, was sie besaßen, behalten durften. Bis 1835 lief alles so weiter, doch dann schaffte Großbritannien die Sklaverei ab. Das Problem war nun, dass nicht mehr genügend Arbeitskräfte da waren, um die blühende Zuckerindustrie am Laufen zu halten. Die Briten führten jetzt etwas ein, das als »The great Experiment« (das große Experiment) in die Geschichte einging: Sie bauten ein ausgeklügeltes System von Schuldknechtschaften für Leiharbeiter auf, die für fünf Jahre bei den Plantagenbesitzern unter Vertrag standen. Die meisten Arbeiter wurden in Indien »ausgeliehen«, aber auch aus anderen Teilen der Welt. In der Folgezeit kam eine halbe Million Arbeiter nach Mauritius. Eine gigantische Zahl, wenn man bedenkt, dass Mauritius heute rund 1,3 Millionen Einwohner hat. Somit stellt diese halbe Million Leiharbeiter rund 60 Prozent der Vorfahren der heutigen Bevölkerung. Zur Zeit der Ankunft dieser fast 500 000 Inderinnen und Inder, die bis 1910 anhielt, befanden sich rund 80 000 bis 90 000 Sklaven auf der Insel, dazu die Aristokraten, also die weiße Oberschicht. Das bedeutete, dass die Inder jetzt in der Mehrheit waren. Dadurch veränderte sich die Szenerie auf Mauritius grundlegend. Heute sind 48 Prozent der Bevölkerung Hindus, 32 Prozent mehrheitlich katholische Christen, 17 Prozent Muslime und drei Prozent Anhänger Bahais, Buddhisten oder Sikhs. Eine friedliebende Vielfalt, wie sie auf der Welt und auf so engem Raum kaum anzufinden ist und die Besucher aus nah und fern immer wieder aufs Neue beeindruckt.

Die Geschichte von Rodrigues

Rodrigues gehört zu Mauritius, ist aber deutlich anders, was sicherlich neben den Unterschieden in der Landschaft auch in der Geschichte der Insel begründet ist. Übrigens: Man kann den Namen wie »Rodrigue«, also ohne »s« aussprechen, was französisch klingt und damit sicher richtig ist. Wer aber auf der Insel zuhört, wird miterleben, dass die Rodriguais, also die Einheimischen, ihre Insel »Rodrigs« nennen – mit einem charmanten, sanften »s« am Ende. Wer diese Aussprache als Urlauber auch versucht, wird schnell Freunde finden.

Rodrigues wurde wohl von einem portugiesischen Seemann namens Don Diego Rodriguez im Jahr 1528 entdeckt. Auch wenn auf historischen Karten, wie sie beispielsweise im Museum des François Leguat Reserve aushängen, die Insel »Diego Rays« genannt wird. Egal: Sicher ist, dass Rodrigues schon im 11. Jahrhundert einen Namen hatte: »Dina a Robi« hieß sie damals auf arabischen Seekarten des Indischen Ozeans. Auf die Weltkarte allerdings gelangte sie erst im 17. Jahrhundert.

1601 bemerkte eine niederländische Seeflotte unter Admiral Wolphart Harman die Insel und stoppte kurz. Die ersten Siedler allerdings kamen erst am 1. Mai 1691. Es handelte sich um französische Hugenotten unter der Führung von François Leguat. Sie suchten hier Zuflucht nach dem Widerruf des Edikts von Nantes im Jahr 1685. Dieses hatte ursprünglich den Hugenotten, die calvinistische Protestanten waren, religiöse Toleranz und volle Bürgerrechte im katholischen Frankreich zugesichert. Bis 1693 harrten die Hugenotten auf Rodrigues aus. Doch sie litten so stark darunter, keine Frauen dabeizuhaben, dass sie schließlich Richtung Mauritius davonsegelten.

François Leguat allerdings kam bald besondere Bedeutung zu: Seine Reiseerzählung »Voyages et Aventures de François Leguat en deux îles désertes des Indes Orientales« (Reisen und Abenteuer des François Leguat auf zwei einsamen Inseln Ostindiens) erschien im Jahr 1708 und enthielt genaue Beschreibungen der Flora und Fauna von Rodrigues – bevor die Insel durch die Kolonialmächte ihrer Bäume und des größten Teils der Tierwelt beraubt wurde. So beschrieb Leguat den Taubenvogel Solitär (Pezophaps solitaria) und verschiedene Arten von Landschildkröten. Auch, wenn ihm zahlreiche Wissenschaftler der damaligen Zeit keinen Glauben schenkten, ist seine Schrift bis heute ein wichtiges Zeitzeugnis. Nicht ohne Grund nennt sich der wichtigste Tier- und Naturpark auf Rodrigues François Leguat Reserve. Hier wird alles unternommen, um Rodrigues wieder in die Zeit zu versetzen, bevor die zerstörerischen Kräfte der Kolonialmächte ihre Spuren hinterließen.

Von 1710–1810 und während der Zeit der Herrschaft von Frankreich über die Maskarenen wurde auch Rodrigues besiedelt. Die Franzosen Philibert Marragon und Gabriel Bégué waren die Ersten, die kommerziellen Fischfang betrieben und eine Landwirtschaft aufzogen. 1761 schrieb die Insel kurz Geschichte, als eine Gruppe französischer Wissenschaftler unter der Führung von Pater Alexandre Pingré vorbeikam, um den Vorbeiflug des Planeten Venus zu beobachten. Bis heute heißt der damals gewählte Aussichtspunkt am Rand der Hauptstadt Port Mathurin »Point Venus«.

1809 übernahm Großbritannien die Insel. Zu dieser Zeit lebten hier ungefähr 100 Menschen. Die Briten nutzen jetzt Rodrigues als Brückenkopf für ihre Attacken auf Mauritius und förderten gleichzeitig die landwirtschaftliche Entwicklung der Insel. In der Folgezeit blieb Rodrigues unberührt von den großen Verschiebungen auf Mauritius und lief politisch mehr oder weniger einfach mit. Erst 1967 machten die Rodriguais auf sich aufmerksam, als sie lautstark auf die Unabhängigkeit von Mauritius und den anderen Inseln von der britischen Kolonialmacht drängten. Seitdem ist Rodrigues in der Nationalversammlung in Port Louis mit eigenem Stimmrecht vertreten. 2002 beschloss die Nationalversammlung einstimmig, Rodrigues eine Teilautonomie zuzugestehen, die »Rodrigues Regional Assembly« entstand bei den folgenden Wahlen. Das Parlament verfügt seitdem bei internen Angelegenheiten über dieselbe Macht wie eine Regionalregierung, geführt wird sie von einem Chief Commissioner. Dieser wiederum ist direkter Ansprechpartner für den Premierminister der Republik Mauritius.

Die Regionalregierung von Rodrigues nimmt ihre Aufgabe durchaus ernst: So werden bei der Ausreise aus Mauritius nach Rodrigues auf dem Flughafen die Pässe kontrolliert, genauso wie bei der Einreise nach Rodrigues. Formulare müssen ausgefüllt und eventuell Fragen beantwortet werden. Auch bezeichnet sich Rodrigues als »plastikfrei«, die Einfuhr von Plastiktüten jeglicher Art ist verboten. Von diesem Anspruch ist Mauritius weit entfernt.

Mit dem Ausbau des Flughafens, der 2022 abgeschlossen sein soll, erhoffen sich die Verantwortlichen auf Rodrigues auch einen Schub in Sachen Tourismus und vielleicht sogar internationale Ankünfte. Die Besucher sollen dann eine Insel erleben, die sich den Themen Natur, Ökologie und Nachhaltigkeit verschrieben hat. Die Insel hat zwar nur eine Handvoll Hotels, aber mehr als 180 Pensionen zu bieten und etwas Ursprüngliches an sich – vielleicht wie Mauritius vor 30 Jahren.

Reiseregionen im Überblick

Zurück zu Mark Twain und seinen Zeilen: »Ein anderer Bewohner wird Ihnen sagen, dass dies eine Übertreibung ist; dass die beiden Hauptdörfer, Port Louis und Curepipe, weit entfernt sind vom himmlischen Dasein; dass niemand in Port Louis lebt außer aus Zwang, und dass Curepipe der feuchteste und regnerischste Ort der Welt ist.« Port Louis und Curepipe sind bis heute in der Tat die Hauptorte von Mauritius. Die Hauptstadt Port Louis (siehe S. 34) ist eine hektische, heiße, aufgeladene Großstadt, Rushhour ist »from 7 to 7«, wie Einheimische nicht ohne Stolz über ihre Stadt bemerken. In der Tat leben die Menschen hier meist nur, weil sie hier arbeiten. Sobald aber die offiziellen Arbeitsstunden vorbei sind, ist es angenehm ruhig, fast ein wenig verlassen kommt Port Louis daher. Vom Standpunkt eines Urlaubers aber – Marc Twain hin oder her – ist ein Besuch in Port Louis ein Muss: Nirgendwo sonst auf Mauritius wird Multikulti so intensiv und auf kleinem Raum gelebt wie hier.

Curepipe (siehe S. 88) ist ganz anders: In der höchstgelegenen Stadt der Insel (550 Meter über Meereshöhe) regnet es in der Tat gerne und häufig. Aber die Stadt mit ihren 80 000 Einwohnern ist sicher nicht der feuchteste und regnerischste Ort der Welt. Diese Ehre gebührt Cherrapunji, einer kleinen Stadt im nordostindischen Bundesstaat Meghalaya. Sicher ist es in Curepipe deutlich kühler als in den Niederungen der Küsten oder von Port Louis. Daher haben sich in früheren Zeiten gerne die Kolonialherren hier angesiedelt – wie überhaupt im zentralen Bergland von Mauritius.

Das zentrale Bergland (siehe S. 68) ist vielleicht so etwas wie das Herzland von Mauritius. Hier ist es kühler als an der Küste, denn man befindet sich auf 400 bis 600 Metern Höhe. Ausgehend vom südlichen Ende von Port Louis und entlang der Autobahn M 2 leben hier gut 400 000 Menschen, also ein Drittel der Bevölkerung. Neben Curepipe mit seinen Kolonialbauten, dem Vulkankater Trou aux Cerfs und dem Botanischen Garten gibt es Zuckerfabriken, heilige Stätten und Seen sowie hohe Gipfel, die man erklimmen kann. Von dort hat man einen guten Ausblick über den Norden von Mauritius.

Nördlich von Port Louis, entlang der Westküste, ist Grand Baie (siehe S. 98) ein touristischer Anziehungspunkt. Hier findet man alles, was man mit dem Namen Mauritius verbindet: schöne Strände, bunt angemalte Imbissbuden, beschattet von Kasuarinen, enge Gassen mit Restaurants, Läden, Fischer, die den Fang des Tages anpreisen und Tourenanbieter. Sogar das Nachtleben verdient hier seinen Namen. Daneben kann man hier wunderbar tauchen und schnorcheln, unter Wasser wandern, im U-Boot fahren und Touren mit dem Katamaran unternehmen. Ganz im Norden, am Cap Malheureux, treffen sich die Kitesurfer und genießen die Ausblicke auf die nahen Inseln wie Coin de Mire oder Round und Serpent Island. Im Hinterland warten Attraktionen wie der Botanische Garten, Triolet mit dem größten Hindutempel der Insel sowie schön anzuschauende und renovierte Kolonialvillen auf ihre Besucher. Hier ist es heiß und trocken, vielleicht die wärmste Ecke von Mauritius. Im Osten und Südosten sieht das ein wenig anders aus.

Im Osten (siehe S. 156) ist es meist deutlich windiger als an der Westküste. Dafür gehört die Ostküste mit ihren zahlreichen Buchten und Lagunen, die wie an einer Perlenschnur aufgereiht folgen, zu den schönsten Küstenlinien von Mauritius. Dazu trägt sicher auch die Île aux Cerfs bei, die auch für Einheimische eine Art Naherholungsgebiet ist. Hier im Osten kann man mit dem Boot bis an einen Wasserfall schippern, die Tier- und Pflanzenwelt im Naturpark erwandern und auf den Spuren der ersten Siedler wandeln. Weiter im Süden folgt das Städtchen Mahébourg (siehe S. 174) mit seinem pittoresken Markt und einer Biskuitfabrik, wie man sie sicher noch nicht gesehen hat. Unterhalb des Flughafens beginnt der Süden von Mauritius.

Im Süden und Südwesten (siehe S. 186) findet man die wohl schönsten Landschaften auf Mauritius: Buchten mit feinem Sand, die von steil aufragenden, schwarzen Felsen überragt und von hereinstürmenden Wellen geschüttelt werden, und gleich daneben schier endlose Zuckerrohrfelder. Wasserfälle und verwunschene Pfade durch ein riesiges Naturschutzgebiet, eine Teeplantage, einen Freizeitpark, bei dem garantiert die ganze Familie auf ihre Kosten kommt, und Luxusresorts, in denen keine Wünsche unerfüllt bleiben. Hier, so sagt man, sei Mauritius noch am unberührtesten und ursprünglichsten. »Ursprünglich« ist ein Wort, das auch für Rodrigues ganz hervorragend passt.

Rodrigues (siehe S. 238), die »kleine Schwester« von Mauritius, ist lediglich 18 Kilometer lang und maximal acht Kilometer breit. Die Lagune, die die Insel umgibt, ist doppelt so groß. Nach Rodrigues zieht es in erster Linie Urlauber, die Lust auf ein wenig Abenteuer haben. Denn die touristische Infrastruktur kann bei Weitem nicht mit der auf Mauritius mithalten. Auch ist die Insel schlichtweg wilder. Dafür finden Taucher hier ein beinahe unberührtes Paradies, Naturfreunde menschenleere Strände und Buchten, die nur zu Fuß erobert werden können, Wassersportler hervorragende Bedingungen fürs Kitesurfen und Adrenalinjunkies Ziplines, an denen man die Insel und ihre wilde, farbenkräftige Natur von oben betrachten kann – bei rasender Geschwindigkeit.

Die ideale Reisezeit

Mauritius ist das ideale Reiseziel, denn die Insel kann das ganze Jahr über wegen des vergleichsweise milden Klimas besucht werden. Regnen kann es in jedem Monat und an jedem Tag, aber die Sonne wird sicher gleich wieder ihren Platz am Himmel erobern. Bei der Planung eines Aufenthalts sollte man beachten, dass sich Mauritius in der südlichen Hemisphäre befindet. Sommer und Winter treten gegenüber Mitteleuropa also entgegengesetzt auf.

Generell gilt für die Temperaturen: Im zentralen Hochland, zwischen 400 und 600 Metern Höhe, liegt die Durchschnittstemperatur bei 20 Grad im August und 26 Grad im Februar. An der Küste liegen die Temperaturen meist drei bis vier Grad darüber. Besonders heiß und dafür trocken kann es an der Nordwest- und an der Südwestküste werden. Der Osten und Süden bekommen mehr Regen ab – im Sommer ebenso wie im Winter. Auf Rodrigues ist es das ganze Jahr über ein paar Grad kälter als auf Mauritius, und mit Regen muss man immer rechnen. Hier kommen erschwerend die Zyklone hinzu: Wirbelstürme, die die Insel in den Monaten Februar bis April kräftig durchpusten können.

Der mauritische Sommer beginnt im November und hält bis in den April an. Es ist heiß und feucht, Dezember bis Februar gelten als die heißesten Monate. Regen fällt reichlich, besonders im Hochland und im Februar und März. Im Sommer kann man hervorragend tauchen – die Sicht ist normalerweise erstklassig – und hochseefischen.

Mai bis Oktober ist die Zeit des mauritischen Winters. Es ist kühler als im Sommer, häufig blasen heftige Winde aus Osten über die Insel. Im August können die Temperaturen an der Küste bis auf 20 Grad fallen. Der Winter gilt als die beste Zeit für Kitesurfer.

Wer seinen Urlaub außerhalb der mitteleuropäischen Ferien planen kann, denn jetzt kommt auch der Großteil der französischen Touristen, sollte Mauritius und Rodrigues in der Zeit von April bis Juni oder von September bis Dezember besuchen. Die Hotels sind nicht ausgebucht, das Wetter ist normalerweise angenehm mit heißen Tagen und kühleren Nächten sowie überschaubaren Regengüssen.

Mit ein bisschen Glück können Urlauber eine Segashow direkt am Strand erleben.
Papayabäume werden bis zu 10 Meter hoch.
Im Freigelände des Frederik-Hendrik-Museums wird Kolonialgeschichte lebendig.
Auch im Luxussegment bietet Mauritius einiges – neuester Trend: »floating lunch«.
Auf der »wilderen« Schwesterinsel Rodrigues sieht man viele frei laufende Schafe.
Statue von Mahé de La Bourdonnais
Eine neugierige Aldabra-Schildkröte nähert sich auf der Suche nach Leckerbissen.
Ein mutiger Fischer versucht sein Glück an den Klippen der Trou d‘Argent.
Das Post Office von Port Louis
In der Markthalle von Curepipe kann man buntes Markttreiben bestaunen.
Auf der Freizeitinsel Île aux Cerfs kann man auch Parasailing ausprobieren.
Die unberührten Strände und Buchten von Rodrigues laden zu Wanderungen ein.
Mauritius ist für Taucher und Schnorchler gleichermaßen ein lohnendes Ziel.

Steckbrief Mauritius und Rodrigues

Lage: Die Republik Mauritius besteht aus Inseln und Korallenriffen im Indischen Ozean und gehört zur Inselgruppe der Maskarenen. Die Hauptinsel Mauritius befindet sich auf 20° südlicher und 57,5° östlicher Breite, die zweitgrößte Insel Rodrigues liegt gut 600 km nordöstlich entfernt. Zu Mauritius gehören auch der Archipel der Cargados-Carajos-, die Agalega- und die Chagos-Inseln.

Fläche: Mauritius: 1865 km2, Rodrigues: 104 km2

Flagge: Die mauritische Flagge besteht aus vier Querstreifen in den Farben Rot, Dunkelblau, Gelb und Grün.

Einwohner: ca. 1,27 Millionen, davon 42 000 auf Rodrigues

Hauptstädte: Port Louis (Mauritius) und Port Mathurin (Rodrigues)

Gliederung: Mauritius ist in neun Distrikte und fünf Stadtbezirke aufgegliedert (Distrikte: Black River, Flacq, Grand Port, Moka, Pamplemousses, Plaines Wilhelms, Port Louis, Rivière du Rempart und Savanne; Stadtbezirke: Beau Bassin-Rose Hill, Curepipe, Port Louis, Quatre-Bornes und Vacoas-Phoenix). Dazu kommen die Insel Rodrigues (mit Sonderstatus) sowie die Dependenzen Agalega und St. Brandon.

Sprache: Englisch gilt als »offizielle Sprache«, wird allerdings nur von ca. 0,3 Prozent der Bevölkerung als Erstsprache gesprochen. Dem Französischen kommt weit größere Bedeutung zu. Beide Sprachen sind Unterrichtssprachen an den Schulen. Kreolisch wird von nahezu allen Bevölkerungsgruppen gesprochen und verstanden. Auch Chinesisch wird gesprochen, genauso wie Bhojpuri, Hindi, Marathi, Tamil, Telugu und Urdu.

Währung: Mauritius-Rupie (MUR)

Zeitzone: Während der europäischen Sommerzeit sind Mauritius und Rodrigues zwei Stunden vor der Zeit in Mitteleuropa. In der Winterzeit liegen Mauritius und Rodrigues drei Stunden voraus.

Religion: 48 Prozent der Bevölkerung sind Hindus, 32 Prozent mehrheitlich katholische Christen, 17 Prozent Muslime (hauptsächlich Sunniten) und drei Prozent Anhänger Bahais, Buddhisten oder Sikhs. Die Einwohner von Rodrigues sind zu über 90 Prozent katholisch.

Tourismus: 2018 kamen 1 399 408 Touristen nach Mauritius, davon 132 780 aus Deutschland. Die Einnahmen aus dem Tourismus betragen gut 60,3 Milliarden MUR (ca. 1,5 Milliarden Euro). Damit erbringt er direkt und indirekt acht Prozent der Bruttowertschöpfung. Rodrigues wurde 2018 von 396 Urlaubern aus Deutschland besucht.

Geschichte im Überblick

1507 Die unbesiedelte Insel Mauritius wird von portugiesischen Seefahrern entdeckt.

1598 Niederländische Schiffe erreichen Mauritius. Die Niederlande beanspruchen die Insel und benennen sie nach Moritz (Maurice) von Nassau-Oranien.

1715 Nachdem der erste Versuch einer niederländischen Besiedlung gescheitert ist, übernimmt die Französisch-Ostindische Gesellschaft die Inseln. Port Nord-Ouest wird gegründet, das spätere Port Louis.

1721 Mauritius wird als »Île de France« französische Kolonie.

1767 Die Französisch-Ostindische Gesellschaft verkauft die Kolonie an den Staat Frankreich.

1810 Nachdem die britischen Truppen die französischen in Port Napoléon (heute Port Louis) besiegt haben, wird Mauritius britische Kolonie – dies wird durch den Vertrag von Paris im Jahr 1814 besiegelt.

1834 Die Sklaverei wird abgeschafft, das »große Experiment« beginnt: Leiharbeiter aus Indien werden nach Mauritius geholt. Bis zum Abschluss der Verschiffung im Jahr 1920 kommen rund 500 000 Menschen aus Indien, um hier in den Plantagen zu arbeiten.

1876 Die indische Rupie wird die offizielle Währung.

1885 Das Council of Government mit zehn gewählten Mitgliedern wird zur ersten Regierungsform.

1901 Mahatma Gandhi besucht die Insel.

1926 Zum ersten Mal in der Geschichte werden Indo-Mauritier in den Council of Government gewählt.

1936 Die erste Partei wird gegründet, die Mauritian Labour Party bzw. Parti Travailliste (PTr).

1948 Das allgemeine Wahlrecht wird eingeführt.

1959 Bei der ersten Parlamentswahl am 9. März erringt die PTr unter Seewoosagur Ramgoolam (1900–1985) 24 von 40 Sitzen.

1965 Großbritannien trennt die Chagos-Inseln administrativ von Mauritius. Die gut 2000 Inselbewohner (Îlois) werden bis 1973 nach Mauritius deportiert. Die Kolonialmacht schließt einen Pachtvertrag mit den Vereinigten Staaten von Amerika und gestattet ihnen, die Insel Diego Garcia als Militärbasis zu nutzen.

1968 Am 12. März wird Mauritius als parlamentarische Monarchie im Commonwealth unabhängig. Erster Premierminister ist Seewoosagur Ramgoolam. Am 24. April wird Mauritius Mitglied der Vereinten Nationen (UN).

1976 Am 20. Dezember finden die ersten Parlamentswahlen nach der Unabhängigkeit statt: Ein von Ramgoolam (PTr) geführtes Parteienbündnis gewinnt 36, die Mouvement Militant Mauricien (MMM) von Paul Bérenger 34 von 70 Sitzen. Ramgoolam bildet die Regierung.

1982 Parlamentswahl am 11. Juni: Die Allianz um die Parteien MMM und Parti Socialiste Mauricien (PSM) gewinnt 60 von 66 Sitzen. Anerood Jugnauth (*1930) wird am 16. Juni Premierminister.

1989 Am 14. Oktober besucht Papst Johannes-Paul II. Mauritius mit einer Messfeier in Port Louis. Am 15. Oktober folgt die heilige Messe im Stadion von La Ferme auf Rodrigues.

1992 Am 12. März wird die Republik ausgerufen. Erster Staatspräsident wird Sir Veerasamy Ringadoo (1920–2000).

21. Februar 1999 Der Tod des kreolischen Sängers Kaya in Polizeigewahrsam löst Ausschreitungen mit mehreren Toten aus.

2002 Ein Autonomiegesetz für Rodrigues tritt am 12. Oktober in Kraft. Rodrigues erhält eigene Befugnisse und ein Regional-Parlament.

2003 Paul Raymond Bérenger wird am 30. September als erster Nicht-Hindu Premierminister und am 7. Oktober Ex-Premier Sir Anerood Jugnauth Staatspräsident.

2008 Am 22. Oktober verweigert das Britische House of Lords den zwangsumgesiedelten früheren Einwohnern der Chagos-Inseln die Rückkehr auf ihren Archipel. Mauritius aber hält an dem völkerrechtlichen Anspruch auf die Inseln fest.

2012 Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilt am 20. Dezember diesbezüglich, dass aufgrund einer 1982 erfolgten Einigung zur Wiedergutmachung mit der britischen Regierung der Opferstatus der Îlois entfällt.

2015 Am 5. Juni wird Ameenah Gurib-Fakim zur ersten Staatspräsidentin des Landes gewählt.

2017 Im Januar tritt Premierminister Anerood Jugnauth aus Altersgründen zurück. Sein Nachfolger wird am 24. Januar sein Sohn, der bisherige Finanzminister Pravind Jugnauth (MSM). Im Juni beschließt die UN-Vollversammlung in der Chagos-Frage mehrheitlich die Anrufung des Internationalen Gerichtshofs (IGH).

2018 Am 17. März tritt die Staatspräsidentin Ameenah Gurib-Fakim wegen Korruptionsvorwürfen zurück. Vizepräsident Paramasivum Pillay Vyapoory (MSM) übernimmt am 23. März amtierend das Präsidentenamt. Am 3. September beginnt am IGH ein Hearing zum Streit um den Chagos-Archipel.

2019 Vom 4.-10. September unternimmt Papst Franziskus eine Apostolische Reise nach Mosambik, Madagaskar und Mauritius. Am 9. September hält er auf Mauritius eine Predigt.

EINE WOCHE AUF MAURITIUS

Mauritius als Urlaubsziel hält, was es verspricht: Es gibt wunderbare Strände, die ganz nebenbei mit zu den schönsten der Welt gehören, blaue Lagunen, grüne Wälder, reichlich Geschichte, buntes religiöses Leben und sehr viel Abwechslung – bis hin zu Freizeitparks und Ziplines. Langweilig wird es hier mit Sicherheit niemandem. Wer einen Strandurlaub plant, sollte seine Unterkunft an der Küste suchen. Vielleicht im Nordwesten, wo mit Grand Baie der touristische Hauptort der Insel liegt. Alternativ im Nordosten, wo es deutlich ruhiger ist und die Strände kilometerlang und blütenweiß, oder im Süden, wo die Landschaft ursprünglicher scheint und sich nicht nur die Einheimischen sicher sind, dass hier das originale Mauritius zu finden sei. Wer Lust auf Wanderungen und wilde Natur hat, der könnte das Bergdorf Chamarel wählen. Von allen Orten sind die folgenden Ziele normalerweise per Tagestrip erreichbar.

TAG 1:

ANKOMMEN UND UMSCHAUEN

Ein Glück, dass die Zeitverschiebung zwischen Mitteleuropa und Mauritius nur zwei bis drei Stunden beträgt. Nach einer hoffentlich ruhigen Nacht im Flugzeug kommt man zur gefühlt richtigen Tageszeit an und sollte sich erst einmal umschauen. Vorher steht natürlich der Transport vom internationalen Flughafen zum Bestimmungsort an. Wer die Ecke um Mahébourg ausgesucht hat, verbringt lediglich zehn bis 15 Minuten im Taxi oder dem Minibus. In den Süden geht es in 30–45 Minuten, in den Nordwesten und Nordosten in rund einer Stunde. Die Zeit sollte man nutzen, um einfach aus dem Fenster zu schauen und vielleicht ein wenig mit dem Fahrer zu plaudern. Normalerweise sind die Fahrer sehr gesprächsfreudig und stolz auf ihre Heimat. Auch kennen sie alle Attraktionen und haben sicher den einen oder anderen Tipp auf Lager. Wer weiß, vielleicht findet man hier schon den Fahrer seines Vertrauens, der einen die nächsten Tage über die Insel kutschieren wird.

Angekommen in der Unterkunft, heißt es Zimmer beziehen, Koffer auspacken, sich frisch machen und eine Runde ums Haus drehen. Sicher gibt es einen Strand in der Nähe und nach hinten raus vielleicht ein Dorf mit ein paar Läden, einer Imbissbude und einer Bushaltestelle. Das erste Dinner, hoffentlich im kreolischen Stil, macht neugierig auf die Küche der Inseln. Nachtleben ist weniger angesagt auf Mauritius, da muss wahrscheinlich die Bar im Hotel herhalten.

TAG 2:

KUNST, KULTUR UND GESCHICHTE

Gut ausgeschlafen steht jetzt eine kleine Tour zu Geschichte, Gebräuchen und der Kultur der Insel an. Die Hauptstadt Port Louis ist das Ziel, Mutige fahren mit dem Bus. Mit dem ausladenden Central Market, dem eindrucksvollen Museum im Aapravasi Ghat, einer bildschönen Moschee, dem quirligen Chinatown, dem Postmuseum und dem Blue Penny Museum gibt es reichlich Attraktionen für mindestens einen halben Tag – und alle liegen in Fußentfernung voneinander. Wer zwischen April und November und an einem Samstag hier ist, sollte sich die Pferderennen auf dem Champ du Mars nicht entgehen lassen.

TAG 3:

MAURITIUS ERKUNDEN – VIELFALT ERLEBEN

Nachdem man den gestrigen Tag in der »Großstadt« verbracht hat, geht es heute hinaus aufs Land. Oder vielmehr übers Land: Der Ausflug führt nach Curepipe, der höchstgelegenen Stadt auf Mauritius mit ihren kolonialen Arkaden und dem Vulkantrichter Trou aux Cerf. Anschließend geht es über das Grand Bassin, einen für die Hindus heiligen See, in den Nationalpark Black River Gorges. Die Ausblicke hier sind sagenhaft, und man kann förmlich im Grün des Waldes schwelgen. Mit Sicherheit plätschert der eine oder andere Wasserfall in der Nähe.

Wer noch Zeit hat, nimmt den kurzen Umweg über die Teeplantage von Bois Chéri mit, ansonsten geht es hinunter nach Chamarel. Hier warten zwei der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Mauritius: der Wasserfall von Chamarel und die Siebenfarbige Erde. Aber auch für einen Besuch im Ebony Forest sollte man sich ein wenig Zeit nehmen. Von Chamarel geht es, besonders schön, an der Küste entlang oder auf direktem Wege zurück zum Hotel.

TAG 4:

EIN TAG IM GRÜNEN

Heute wird es ein wenig ruhiger. Denn der Ort, der als Ziel auf dem Plan steht, ist ein ganz besonderer, in dem es wirklich ruhig und entspannt zugeht: Der Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanical Garden hat zwar einen schwer auszusprechenden Namen, gilt aber als einer der schönsten Botanischen Gärten der Welt. Man sollte sich einen Führer nehmen und sich behutsam in die schier unglaubliche Vielfalt dieses 37 Hektar großen, verzauberten Geländes einführen lassen. Ist Wochenende, sind auch viele Einheimische da, um mit einem Picknick für die ganze Familie den Park zu genießen.

Übrigens, nur ein paar Meter weiter befindet sich das sehenswerte Zuckermuseum L’Aventure du Sucre: Die Kulturgeschichte des Zuckers auf Mauritius wird hier lebendig. Genauso wie im Château de Labourdonnais, wo man erleben kann, wie die Kolonialherren ihre Tage und Nächte verbrachten.

TAG 5:

AUF INS WASSER

Nach den Landausflügen ist es jetzt höchste Zeit für einen Sprung ins Wasser. Wie wäre es mit einem Schnorchelgang an der nahen Lagune? Oder mit Tauchen vor Grand Baie? Wie wäre es, mit dem U-Boot auf 35 Meter Tiefe zu gehen und ein Wrack zu besichtigen? Wollen Sie einen Ausflug auf die wunderbare Île aux Cerf unternehmen oder vor Cap Malheureux kitesurfen? Oder möchten Sie lieber mit dem Katamaran die nahen Inseln erkunden? Alles ist möglich.

TAG 6:

EIN TAG FÜR LEIB UND SEELE

Wer die kreolische Küche jetzt schon ein wenig besser kennengelernt hat, sollte heute noch tiefer eintauchen: Ein Kochkurs steht an. Entweder bietet das Hotel selbst die Möglichkeit, oder man fragt die Mutter des Hauses. Meist ist sie gerne bereit, Urlauber in die Töpfe schauen zu lassen. Vielleicht kann man auch gleich morgens auf den nahen Markt mitgehen, um einzukaufen. Natürlich wird das gemeinsam Gekochte dann auch mit Genuss verspeist. Nach einer kurzen Mittagsruhe folgt am frühen Nachmittag ein Besuch im Spa. Denn das Thema Wellness wird auf Mauritius ganz großgeschrieben. Wer anstatt Ruhe Action braucht, besucht einen der Freizeitparks, beispielsweise La Vanille oder Casela World of Adventures.

TAG 7:

STRAND SATT

Langsam heißt es Abschied nehmen. Doch bevor man in die Ferne schweift, sollte man das nahe Gute genießen: den Strand vor dem Hotel oder den nächsten Public Beach. Handtuch ausbreiten und chillen. Sicher ist ein Imbissstand in der Nähe, auch frisch gepresster Saft wird normalerweise angeboten. Hier kann man noch einmal die Batterien aufladen und den Mauritius-Urlaub Revue passieren lassen, bevor es zurückgeht in die Heimat.

PORT LOUIS UND UMGEBUNG

1Streetfoodtour in Port Louis

2Der Central Market

3Die Caudan Waterfront

4Aapravasi Ghat

5Champ de Mars

6Le Pouce

7Sainte-Croix

Der Central Market von Port Louis

1 Streetfoodtour in Port Louis

Die Hauptstadt kulinarisch entdecken

Die landestypische Küche in fernen Ländern zu erkunden ist immer spannend. In Port Louis kann man dies auf eine besonders interessante, leckere und informative Weise tun: auf einer Streetfoodtour. Die »kulturelle Streetfoodtour« öffnet einem auch Türen von Einheimischen. So erschließt man Mauritius nicht nur kulinarisch, sondern lernt auch seine Menschen und ihre Kultur kennen.

Obst und Gemüse gibt es auf Märkten auch schon fertig geputzt und geschnitten.
Wer genau hinschaut, kann das Wappen an den Toren des Central Market entdecken.

Treffpunkt ist gegenüber dem Postmuseum an der bekannten Caudan Waterfront in Port Louis. Man wird herzlich vom Guide empfangen, die Formalitäten schnell erledigt und eventuelle Allergien abgefragt. Dann geht es auch schon los. Die kurze Einführung in die Geschichte und Besiedelung von Mauritius ist höchst informativ und interessant. Dieses Wissen ermöglicht es einem, die kulturellen und kulinarischen Zusammenhänge auf der Tour besser zu verstehen. Nun geht es direkt hinein in die quirligen Straßen der Hauptstadt. Dort wird gehupt, lautstark gehandelt, Mopeds knattern aus allen Richtungen an einem vorbei und Menschen aller Hautfarben in den unterschiedlichsten, meist bunten Kleidern wuseln durch die engen Gassen.

Der Central Market

Der Guide leitet einen zielsicher zum ersten Stopp der Tour. Vor dem Central Market stehend gibt es eine kurze Erklärung zur Historie des Marktes. Hinein geht es nicht, die Besichtigung steht sowieso auf dem Programm eines jeden Urlaubers und ist gut auf eigene Faust möglich. Auf dem weiteren Weg durch die Straßen erfährt man im Gespräch mit dem Guide auch viel über das tägliche Leben der Einheimischen. Die große Bedeutung der Familie, wie hektisch das Leben geworden ist und wie teuer, dass Kultur und alte Kochkünste langsam verloren gehen und dass man dringend etwas dagegen tun muss. Die Krankenversorgung könnte besser sein, und die Einführung einer staatlichen Unterstützung bei Arbeitslosigkeit wäre dringend nötig. Doch alles in allem sind die Menschen froh, hier leben zu dürfen und stolz auf ihr friedliches Miteinander der Kulturen.

Der Gemischtwarenladen