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Esther Ahmad Craig Borlase

Die

Glaubenskriegerin

Ich kämpfte um Allahs Aufmerksamkeit
und fand Gottes liebevollen Blick

Aus dem amerikanischen Englisch von Tabita Krägeloh

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SCM R. Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7475-6 (E-Book)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© der deutschen Ausgabe 2020

Originally published in the U.S.A. under the title:

Lektorat: Rebecca Schneebeli

Dieses Buch ist meinem Ehemann John
und meiner Tochter Amiyah gewidmet.

Ihr habt an meiner Seite so viel riskiert.
Es vergeht kein Tag, an dem ich Gott nicht für euch danke. Ich bete, dass Gott
euch auch weiterhin segnen
und schützen wird.

Inhalt

Anmerkung der Autorin

Prolog

TEIL 1
Jeder muss einmal sterben

TEIL 2
Du wirst von allen gehasst werden

TEIL 3
Sorge dich nicht, was du sagen sollst

TEIL 4
Geh in ein anderes Land, das Gott dir geben wird

Epilog

Interview mit Esther Ahmad

Begriffserklärungen

Anmerkungen

Anmerkung der Autorin

Diese Memoiren sind die wahre Geschichte meines Lebenswegs. Sie schildern meine Kindheit in einer islamistischen Familie, meine lebensverändernde Begegnung mit Jesus und meine Flucht aus Pakistan. Um meine Familie zu schützen – sowohl jene Angehörige, die noch in Pakistan leben, als auch die in den USA –, habe ich einige Namen und Ortsangaben geändert. Im Fall meiner Kinder habe ich einen zusammengesetzten Charakter erfunden, um ihre Identitäten geheim zu halten.

Ich möchte zudem hervorheben, dass meine Geschichte eben nur das ist – meine Geschichte. Nicht alle Muslime sind Extremisten und nicht alle Muslime interpretieren den Dschihad so, wie meine religiöse Gemeinschaft es tat. Ich hoffe, dass dieses Buch Ihnen Einblicke in ein Leben gibt, von dem Sie vielleicht nicht viel wissen, und ich hoffe, dass es zum Dialog zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen und religiösen Hintergründen beiträgt.

Prolog

Ich trete vom Fenster zurück und versuche, den Lärm der Meute, die sich draußen vor unserem Haus versammelt hat, zu ignorieren. Sie sind sogar noch aufgebrachter als beim letzten Mal, als sie kamen und die Nachtruhe unserer ruhigen, respektablen Straße störten. Sie sollten aufgebracht sein. Angesichts dessen, was ich getan habe und wer ich geworden bin, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich ihre Verärgerung in Zorn verwandelt.

Ich stehe am Vordereingang und schließe die Augen, doch ich kann sie immer noch vor mir sehen, wie sie ins orangene Licht einer einzelnen Straßenlaterne getaucht dastehen. Die jungen Männer, die mit ihren Fäusten in die Luft schlagen, ihre Münder vor Wut verzerrt. Die Frauen, die sich aus den Fenstern der Nachbarhäuser lehnen, ihre Gesichter hinter Burkas verborgen. Die alten Männer, die von der Seite aus zusehen und ihre Augen auf den Mann gerichtet haben, der in der Mitte von ihnen allen steht. Der Mann, der mächtiger ist als irgendeiner von ihnen. Mein Vater.

Ich atme aus und strenge mich noch mehr an, meine Gedanken zu beruhigen. Ich lasse die einzelnen »Allahu Akbar!«-Rufe und Forderungen wie »Bringt das Mädchen raus!« verschwimmen und ineinander übergehen. Ich will ihre Stimmen nicht hören und ich will ihre Gesichter nicht sehen. Aber nicht, weil ich Angst habe. Ich habe Angst – ein bisschen. Doch Furcht ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann.

Ich muss auf jeden Fall in der Lage sein zu denken. Ich will meinen Anker auswerfen und meinen Geist gegen die starken Strömungen stählen, die über mich hinwegfließen und versuchen, mich in die Tiefen der Panik hinabzureißen. Ich will an dem festhalten, was real ist. Was immer als Nächstes kommen mag, ich muss mich an meinen Glauben klammern.

Ich rufe mir das Buch in Erinnerung, das ich bekommen habe, eines der beiden Bücher, die ich vor fast jedem in meinem Haus geheim gehalten habe. Hinter seinem zerknitterten und verblassten Umschlag finden sich Geschichten von Männern und Frauen, die gestorben sind, weil sie sich zu Gott bekannt haben. Die beschriebenen Tode sind brutal, doch die Kraft dieser Geschichten ist genug, um den Atem in meiner Brust zu beschleunigen und mein Herz hoffnungsvoll höherschlagen zu lassen.

Ich habe diese Geschichten wieder und wieder gelesen – so oft, dass ich sie jetzt so gut kenne wie die Feigen- und Guavenbäume in unserem Hof. Momentan sind diese Bäume die einzigen Lebewesen, die mich noch von der Meute trennen.

Ich denke an das andere Buch, das ich versteckt habe – das mit dem schwarzen Ledereinband und den Seiten, die so dünn sind, dass ich jedes Mal Angst habe, ich könne sie zerreißen, wenn ich sie nicht mit der größten Vorsicht behandle. Ich denke an die Geschichten, die auf diesen Seiten stehen. Ich denke an Paulus und Stephanus und so viele andere, die als Märtyrer gestorben sind.

Empfanden sie die gleiche Angst wie ich, als sie einer Meute entgegentraten? Rasten ihre Gedanken und Herzen, als das Ende nahte? Rangen sie so, wie ich es gerade tue, darum, ihre Gedanken auf die Ewigkeit nach dem Tod zu richten statt auf die Augenblicke davor? Wenn ja, gibt es für mich Hoffnung?

Mein Leben ist gerade hauchdünn. Meine Zeit hier auf der Erde ist bald abgelaufen. Ich bin bereit, im Himmel anzukommen. Aber die Erde zurückzulassen? Das ist schwieriger. Werde ich aus der Geschichte meiner Familie ausradiert werden? Werden sie mich vergessen? Werden sie jede Erinnerung an mich auslöschen?

Der Lärm von draußen macht einen Satz nach vorne – wie ein Tiger, der seine Beute anspringt. Jemand hat die Haustür geöffnet. Ich kneife meine Augen zu und zwinge mich, sie geschlossen zu halten. Ich kann die warme Sommerbrise an meiner Wange spüren.

Ich höre die Stimme meiner Mutter, die sich unter das Stimmengewirr der Menge mischt. Schreit sie jemanden an? Ich muss auch sie ignorieren.

Daniel. Ich beschließe, an ihn zu denken. Ich stelle mir vor, wie er der Meute entgegentritt, die seinen Tod fordert; ich sehe, wie er in die Löwengrube geworfen wird. Er vertraut darauf, dass Gott und Gott allein die Kontrolle hat. Ich erinnere mich auch an die drei Freunde von Daniel, die von starken Händen immer näher an den heißen Ofen gestoßen werden. Ich brauche mir die Hitze gar nicht vorzustellen – ich kann sie förmlich an meinen eigenen Armen spüren.

Ich denke an den vierten Mann, der zwischen den Flammen zu sehen war – der Mann, den niemand benennen, aber alle sehen konnten. Der Mann, der die Meute und das ganze Königreich zu Gott umkehren ließ. Der Mann, der alles veränderte.

Ich öffne die Augen, ich sehe meine Mutter vor mir stehen. Ihr Gesicht ist von einem Schleier eingerahmt. Sie wickelt mir eine Dupatta um den Kopf, wobei sie mein Haar und den unteren Teil meines Gesichtes mit dem Stoff bedeckt. Sie sieht mir in die Augen mit Tränen in ihren eigenen.

»Schick sie raus!«, sagt eine tiefe Stimme hinter ihr. Die Stimme meines Vaters ist immer die lauteste.

Ich kann sehen, dass meine Mutter etwas sagen will, doch die Worte bleiben ihr im Hals stecken. Wir umarmen uns und ich spüre ihre Tränen auf meinen Wangen.

»Denk daran, dass er unsere Zuflucht ist«, sage ich zu ihr. »Er ist unser Erlöser, unsere allgegenwärtige Hilfe in jeder Not. Ob ich lebe oder sterbe, Jesus Christus wird kommen, um mich zu retten. Um uns beide zu retten.«

Ich folge meinem Vater zur Tür hinaus und durch den Innenhof. Ich halte meinen Kopf gesenkt und zähle die Schritte, die mich an den Feigen- und Guavenbäumen vorbei auf die Straße bringen. Erst als mein Vater stehen bleibt, sehe ich hoch und nehme alles in mich auf. Er dreht sich zu mir um, doch ich weiß, dass er mich nicht ansehen wird. Stattdessen mustern seine Augen die Menschenmenge. Ich folge seinem Blick. Der Mob ist größer, als ich erwartet habe. Es sind zwei- oder dreihundert Menschen. Auch ihr Zorn ist größer, als ich erwartet habe; ich kann ihren Hass förmlich spüren. Ich spüre, wie er sich in mich hineinbohrt.

»Erschießt sie!«, ruft einer der jungen Männer in meiner Nähe.

Ich werfe ihm einen kurzen Blick zu. Sein Bart ist flaumig und bedeckt kaum sein Kinn. Ich frage mich, ob ich ihm je zuvor begegnet bin.

Bald stimmen andere mit ein und schreien: »Kafir!« Sie beschimpfen mich als Ungläubige. Doch der Lärm um mich herum bedeutet mir nichts. Etwas viel Stärkeres geschieht in meinem Innern. Es geschieht in einem einzigen Augenblick. Plötzlich bin ich von einem Mut erfüllt, der nicht von dieser Welt ist. Ich spüre die Worte in mir brodeln wie bei einer chemischen Reaktion. Wie brennender Phosphor in einem Labor erwachen sie plötzlich zum Leben und drängen nach draußen.

»Ja!«, schreie ich. »Tötet mich!« Meine Stimme ist laut. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie jemals so laut gewesen ist. Und stark ist sie auch. Doch so neu diese Stimme auch sein mag, ich weiß, dass es meine Stimme ist. Ich bin es, die da spricht, aus meinem tiefsten Innern.

»Wenn ihr mich erschießen wollt, dann tut es«, fauche ich und sehe dabei direkt den jungen Mann mit dem Bartflaum an. »Aber tut es nicht hier. Bringt mich zur großen Kreuzung und lasst es die ganze Stadt wissen! Ich will, dass jeder in Pakistan hört, dass ich heute mein Leben für Jesus Christus gebe.«

Einen kurzen Moment lang herrscht Ruhe, bis ein Mann hinter mir ruft: »Schneidet ihr die Kehle auf!«

»Ja!« Ich wirbele herum, um ihn anzusehen. Er hält ein Messer, dessen Klinge so lang ist wie seine Hand. Die Worte kommen jetzt schneller und lauter, der Ofen in mir wird heißer und heißer. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich mich selbst nicht davon abhalten, so zu reden. Nichts könnte mich jetzt noch zum Schweigen bringen. »Ihr könnt mir die Kehle durchschneiden, aber ich glaube, dass Gott stark ist und die Macht hat, unglaubliche Dinge zu tun – gestern, heute und für immer! Wenn ihr mich tötet, glaube ich, dass viele Menschen hören werden, was mit mir geschehen ist. Sie werden sich fragen, wer Jesus ist. Und wenn sie ihn suchen, werden sie ihn finden!«

»Verbrennt sie!«

»Ja!«, sage ich. »Verbrennt mich und ich glaube, dass ich zu ihm gehen werde und er herabkommen wird. Ihr alle werdet sein herrliches Angesicht sehen und viele von euch werden sehen, dass er der wahre Gott ist. Wie auch immer ihr mich tötet, viele von euch werden noch heute zu Christen werden!«

Alles verlangsamt sich, während ich mich umschaue. In diesem Moment sehe ich klarer als je zuvor in meinem Leben. Ich kann die Blindheit der Männer sehen, die mir ihren Hass entgegenschleudern. Ich spüre die Angst und den Schmerz der verschleierten Frauen, die sich hinter Wänden und Fenstern verbergen. Ich weiß, dass ich vor nicht allzu langer Zeit genauso war wie sie. Ich war verwundet und verloren, ein einsames Schaf, das zu weit abgeirrt war und jede Hoffnung, einen sicheren Ort zu erreichen, verloren hatte.

Aber jetzt nicht mehr. Jetzt bin ich bereit. Mein Kampf ist vorbei. Ich bin bereit zu sterben. Ich schließe meine Augen und seufze ein stummes Dankgebet. Bald wird es vorbei sein. Bald wird es …

»Wartet.« Die Stimme meines Vaters schneidet durch den Lärm der Menge. Mein Gebet erstarrt und mein Blut wird zu Blei.

Ich öffne die Augen. Er steht nah bei mir – so nah, dass ich selbst den feinsten Hauch seines Rasierwassers riechen kann. Wenn ich wollte, könnte ich die Hand ausstrecken und ihn berühren. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir uns das letzte Mal so nah waren. Ich kann mich nicht erinnern, ihm überhaupt jemals so nah gewesen zu sein.

Er sieht auf etwas hinter mir, doch ich starre ihn direkt an. Ich studiere sein Gesicht, wie ich früher Proben unter dem Mikroskop studiert habe. Aus dieser Nähe kommt mir das Vertraute seltsam und fremd vor. Aus dieser Nähe ist nichts an meinem Vater so, wie ich es in Erinnerung habe. Er sieht alt aus. Erschöpft.

»Wartet«, sagt er erneut. Zum ersten Mal in meinen 21 Jahren sieht er mir direkt in die Augen.

Der Blick, den er mir zuwirft, ist nicht der Blick eines Vaters. Es ist kein Blick voller Liebe oder Güte oder Fürsorge. Er sieht mich nicht an, wie meine Mutter mich ansieht. Mein Vater starrt mich mit den Augen eines Mannes an, der keinerlei Gefühle für das hat, was er sieht.

»Ich habe eine bessere Idee«, sagt er. Er blinzelt zweimal und wendet sich ab.

Ich weiß nicht, was er plant, aber ich weiß, was er denkt. Er sieht mich jetzt anders. Er sieht mich als seinen Dschihad. Irgendwie werde ich dafür bezahlen müssen.

Teil 1 - Jeder muss einmal sterben

Eins

Ich wurde in dem Augenblick, als ich auf diese Welt kam, verwundet. Nicht, dass es ein Problem bei meiner Geburt gegeben hätte – ich kam stark und gesund zur Welt, mit einem Schrei, der laut genug war, um die Bäume erzittern zu lassen. Auch mit meiner Mutter war alles in Ordnung. Sie weinte vor Freude, als sie mich sah, nahm mich an ihre Brust und blickte liebevoll auf mein volles schwarzes Haar und meine großen Augen. Sie hieß mich willkommen, wie sie ihre ersten beiden Babys empfangen hatte, als diese vor einem beziehungsweise zwei Jahren geboren worden waren.

Die Wunde kam von meinem Vater. Er wollte einen Sohn. Ich war seine dritte Tochter.

Als meine Mutter zum ersten Mal ein Mädchen zur Welt brachte, hatte er es als Allahs Willen akzeptiert. Beim zweiten Mal war er schon etwas zurückhaltender gewesen. Aber drei Töchter zu bekommen? Das war nicht gut. Warum war er noch nicht mit einem Sohn gesegnet worden? Wie konnte ein Mann sein Haupt stolz erheben, wenn seine Frau ihm nichts als Töchter schenkte?

Statt mich nach meiner Geburt zu besuchen und mir einen Namen zu geben, wie er es bei meinen Schwestern getan hatte, weigerte er sich, mich zu sehen. Er kümmerte sich nicht um meine Mutter und betrachtete mich nicht voller Stolz. Er ging nicht in die Moschee, um zu beten oder den Ulema einzuladen, uns zu Hause zu besuchen, wie jeder gute Vater es tun sollte. Im Gegensatz zu meinen Schwestern und den anderen Kindern, die in unserer Nachbarschaft geboren wurden, bekam ich keinen Besuch von einem Gelehrten. Niemand flüsterte den Gebetsruf in meine neugeborenen Ohren, um mich darüber zu informieren, dass es keinen Gott außer Allah gibt und Mohammed der Bote Gottes ist.

Stattdessen vergrub sich mein Vater in seiner Arbeit. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang war er in der Stadt unterwegs, um Gewürze zu kaufen und zu verkaufen, wie auch sein Vater es vor ihm getan hatte. Wenn er spätabends nach Hause kam, mied er bewusst das Zimmer, in dem meine Mutter weinte, umgeben von Verwandten und Freunden, die vergeblich versuchten, sie zu trösten. Er ignorierte die Tränen meiner Mutter und die behutsamen Hinweise der Leute, die ihm rieten, nicht verärgert zu sein und zu akzeptieren, dass auch eine dritte Tochter ganz klar Allahs Wille war.

Nach drei Tagen gab er nach. Er ging ins Schlafzimmer, wo meine Mutter mich leise stillte. »Die Geschäfte laufen gut«, sagte er, um seinen Sinneswandel zu erklären. »Vielleicht will Allah mich ja doch segnen.«

Er erkundigte sich nach dem Wohlbefinden von meiner Mutter und mir, dann wandte er sich wieder zum Gehen. »Wir werden sie Zakhira nennen«, sagte er, als er zur Tür hinausging.

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Obwohl ich mit einem Namen aufwuchs, der »Reichtum« bedeutete, fühlte ich mich wie eine Bettlerin. Die Geschichte von meinen ersten drei Tagen verfolgte mich überall, wo ich hinging. Es war das Erste, was die Leute erwähnten, wenn ich ihnen begegnete. Ich hörte irgendwann auf, zu zählen, wie oft ich von meiner Mutter bei einem Treffen mit der erweiterten Familie vorgestellt wurde und hörte: »Ah, das ist also das Mädchen, das dein Mann nicht ansehen wollte, he?«

Der Klang ihrer schnalzenden Zungen, während sie im Tratsch schwelgten, drehte das Messer in meinem Innern um. Von meinem Vater nicht geliebt zu werden war eine Sache, aber die Tatsache, dass alle anderen es wussten, machte die Wunde nur noch tiefer.

Je älter ich wurde, desto mehr Fragen stellte ich Allah. Meine Schwestern verhöhnten mich regelmäßig, weil ich diejenige war, die mein Vater nie wollte. Und wenn ich mich neben ihnen zum Gebet kniete, presste ich mein Gesicht in die muffig riechende Matte und betete im Stillen, während sich meine Augen mit Tränen füllten. Warum hatte mein Vater mich nicht akzeptiert? Warum hatte Allah mich zu einem Mädchen gemacht? Warum wurde ich von meinem ersten Atemzug an bestraft?

Ich bekam nie eine Antwort.

Stattdessen begann ich, die Gefühle zu benennen, die sich in mir regten. Leere. Einsamkeit. Rastlosigkeit. Gab es nichts, was ich tun konnte, um meinen Vater dazu zu bringen, mich zu sehen?

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Meine Mutter wurde erneut schwanger und gebar in die offenen Arme meines Vaters den Sohn, den er immer gewollt hatte. Auch ein weiteres Mädchen kam hinzu und es gab Zeiten, in denen es schien, als würden sich die Dinge für mich endlich ändern. Zum Beispiel gab es eine Phase, in der mein Vater uns Kinder eins nach dem anderen mit auf den Markt nahm. Er war absolut fair und – wann immer ich an der Reihe war – erlaubte er mir, das Huhn auszusuchen, das wir abends essen würden, oder die Gewürze, die meine Mutter zu Hause benötigte.

»Ich weiß, dass du eine gute Wahl treffen wirst, Zakhira«, sagte er dann zu mir. »Du bringst Glück. Du hast mir viel Geld eingebracht.«

So wertvoll diese Erinnerungen auch sein mögen, was sich mir am meisten einprägte, waren die anderen Gespräche, die auf dem Markt stattfanden. Immer, wenn wir auf einen seiner alten Freunde trafen, starrten sie mich an und fragten: »Wer ist das? Ist das die Dritte? Die, die du nicht ansehen wolltest?«

Mein Vater sagte nie, dass es ihm leidtat, und ich sprach auch nie mit ihm oder meiner Mutter darüber. Es war nicht die Art von Gespräch, das ein Mädchen in Pakistan mit ihren Eltern hat. Ich hatte keine andere Wahl, als selbst mit meinem Schmerz fertigzuwerden.

Das Beten half. Ich lernte, mir nachts die Decke über den Kopf zu ziehen und zu Allah zu rufen. Ich flüsterte dabei in meiner eigenen Sprache, Urdu, während mir die Tränen über die Wangen flossen.

Als ich sieben Jahre alt war, kam ich in die Schule, wie meine älteren Schwestern vor mir. Dort stieß ich unerwartet auf eine ganz neue Möglichkeit, mit meinen Problemen umzugehen: Ich entdeckte, dass ich meinen Vater stolz machen konnte. Schon nach einigen Unterrichtswochen wurden meine Eltern zu einem persönlichen Treffen mit meinem Lehrer eingeladen. Ich saß neben meinem Vater und meiner Mutter und hatte den Blick auf meine Füße gerichtet, während meine Beine von der Stuhlkante herunterbaumelten.

Ich hörte, wie der Lehrer ausführlich berichtete, was für eine gute Schülerin ich sei: »Sie ist sehr brav, immer respektvoll und sehr ordentlich. Sie ist die Schlauste in ihrer Klasse und sorgt gerne dafür, dass die anderen Mädchen still sitzen und mich nicht stören.«

Ich blickte auf und sah, dass meine Mutter mich anstarrte. Durch den Schlitz in ihrem Schleier konnte ich ihre Augen tanzen sehen und ich wusste, dass sich unter dem schwarzen Stoff ein Lächeln verbarg, das so breit war wie ein Ozean. Doch es war die Reaktion meines Vaters, die mich am meisten überraschte.

»Ja.« Er sah den Lehrer geradewegs an und breitete seine Hände weit aus, als wollte er ein Geschenk entgegennehmen. »Wir sind sehr stolz auf sie.«

Seine Stimme klang finster, doch seine Worte waren wie Honig für mich. Ich konnte fühlen, wie sie tief in mich eindrangen, wohltuend und heilend.

Es überraschte mich nicht, dass er mich während jenes Treffens kein einziges Mal ansah und die Worte meines Lehrers auch nie gegenüber anderen erwähnte. Es überraschte mich nicht, dass meine Schwestern mich später an diesem Tag erneut und mit noch größerem Eifer ärgerten. Doch ich schwor mir, besser zu werden und noch fleißiger zu arbeiten. Vielleicht würde mich mein Vater dann endlich ansehen.

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Mein Verhältnis zu meiner Mutter war sehr eng, vielleicht deshalb, weil mein Vater so kalt und distanziert war. Sie und ich unterhielten uns ununterbrochen. Ich liebte es, nach Schulschluss neben ihr herzulaufen, während sie sich ihren Weg durch das Chaos und die Farben des örtlichen Marktes bahnte. Dann duckten wir uns gemeinsam in ein niedriges Gebäude, vorbei an den dünnen Vorhängen, die in der Türöffnung hingen. Diese Vorhänge markierten das Ende der Außenwelt und den Beginn des Königreichs meiner Mutter. Dort, in jenem Raum mit niedriger Decke, erhellt von Lampen, die leise über unseren Köpfen summten, führte meine Mutter ihre Schneiderei.

Es war ein magischer Ort. Ich pflegte mich auf einen Stuhl direkt neben sie zu setzen und mich mit großen Augen umzusehen, während meine Mutter und ihr Team aus zwei weiteren Frauen zwischen Bergen von leuchtend bunten Stoffen dasaßen. Der Raum war erfüllt von endlosen Flüssen aus Seide und Baumwolle, Schachteln mit Knöpfen und dem konstanten Rattern der drei elektrischen Nähmaschinen. Sie waren alt und verbeult, doch sie konnten wahre Wunder vollbringen. Sie verwandelten lebloses Material in Kleider, die genauso schön waren wie die, die ich in Zeitschriften sah.

Ich wollte unbedingt so viel wie möglich über diese Maschinen lernen. Ich löcherte meine Mutter mit Fragen über ihre Funktionsweise. Ich war ein wenig enttäuscht, als meine Mutter mir das Pedal zeigte, das den Motor startete und stoppte. Bis zu jenem Punkt hatte ich wirklich geglaubt, die Maschinen hätten ein Eigenleben. Doch ich kam bald über diese Enttäuschung hinweg und begann meine Mutter anzuflehen, mir zu erlauben, eine der Maschinen selbst auszuprobieren.

»Wenn du älter bist«, sagte sie. Sie führte mich zu einem Kleid, an dem nur noch die Knöpfe fehlten. »Zuerst musst du lernen zu nähen, wie ich es gelernt habe.«

Es kamen nie Männer durch den Vorhang herein. Auch meine älteren Schwestern besuchten die Werkstatt nur selten und ich kann mich nicht erinnern, dass mein Bruder je kam. Manchmal musste ich die Aufmerksamkeit meiner Mutter mit meiner jüngeren Schwester teilen, aber das war nicht so schlimm. Es gab genug Magie für uns beide in diesem kleinen Raum.

Alle Frauen legten ihre Burka ab, sobald sie drinnen waren. Sie konnten in der Schneiderwerkstatt frei reden. Es gab Tage, an denen die Luft von Gelächter erfüllt war. An anderen Tagen waren alle still, aber wie die Stimmung auch war, ich fühlte mich immer sicher innerhalb jener vier Wände.

Wenn ich meine Mutter nicht gerade darüber ausfragte, wie Elektrizität funktionierte oder wie die Nadel die beiden Fäden so ordentlich verbinden konnte, drehte sich das Gespräch oft um religiöse Themen. Nicht, dass ich viele Fragen gestellt hätte. Meine Mutter regte diese Unterhaltungen an und lehrte mich, was es bedeutet, eine gute Muslimin zu sein. Dies tat sie mit noch mehr Leidenschaft, als mir beizubringen, wie man Knöpfe annähte.

»Du musst immer Mohammed preisen und Allah danken«, sagte sie fast täglich. »Bleib rein, Zakhira. Lass dich nicht von dem Weg abbringen, den der Prophet für uns abgesteckt hat.«

Sie hatte eine schöne Singstimme, doch die einzige Art von Liedern, die sie sang, waren Naats – Loblieder für Mohammed. Sie erlaubte uns nie, ins Kino zu gehen, obwohl meine älteren Schwestern sie anflehten, sich die neuesten indischen Blockbuster ansehen zu dürfen, von denen ihre Freundinnen sprachen. Und obwohl sie ein erfolgreiches Geschäft hatte, das schöne Kleider anfertigte, achtete sie sehr darauf, dabei nicht vom Islam abzuweichen.

»Wenn du Nagellack trägst, wird dir Allah die Nägel ausreißen«, sagte sie. »Wenn du Lippenstift verwendest, werden deine Lippen mit Draht zugenäht werden. Kannst du dir vorstellen, wie schmerzhaft das wäre?«

Ich hätte es mir vorstellen können, wenn ich mich genug angestrengt hätte, doch meine Gedanken waren zu sehr mit Elektrizität und der Funktionsweise von Nähmaschinen beschäftigt, um mich allzu sehr um Make-up, romantische Bollywood-Filme oder die ewige Verdammnis zu kümmern.

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Als ich mein zweites Schuljahr beendet hatte, verbrachte ich die Sommerferien zu meiner großen Freude in der Werkstatt meiner Mutter. Dies war der Sommer, in dem ich meine ersten Schritte als Schneiderin machte. Voller Ehrfurcht sah ich zu, wie die Nähmaschine brummend zum Leben erwachte, wenn ich das Pedal drückte.

Es war auch der Sommer, in dem ich von der Hölle erfuhr. Das Gespräch fand an einem ganz gewöhnlichen Nachmittag statt. Als meine Mutter und ich allein in der Werkstatt saßen, lenkte sie das Thema von Make-up und Filmen weg. Während sie sprach, fiel ein Schatten über meine Gedanken. »Wenn jemand lügt«, sagte sie, »wird Allah seine Zunge weit herausziehen und sie an die Wand nageln.«

Das Bild war so lebendig und erschreckend, dass es eine Weile dauerte, bis ich antwortete. Als ich endlich wieder sprechen konnte, klang meine Stimme weit entfernt: »Woher weiß Allah, wann wir lügen?«

»Da sind zwei Engel, die dich die ganze Zeit beobachten – einer auf deiner linken Schulter und einer auf deiner rechten. Der auf der linken Seite schreibt alles Böse auf, was du tust, während der auf der rechten all deine guten Werke notiert.«

Ich dachte an meinen Vater und daran, wie oft ich wütend auf ihn gewesen war. Ich spürte einen Schauer über meinen Rücken laufen. Als ich nun sprach, war meine Stimme noch schwächer: »Ami, was ist, wenn ich böse Gedanken über jemanden habe? Schreibt der Engel auf der linken Schulter die auch auf?«

Meine Mutter lächelte und streckte die Hand aus, um mir über die Wange zu streichen. »Nein, mein Kind. Sie können deine Gedanken nicht hören. Nur deine Taten zählen.« Sie hielt inne und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »Jeder stirbt einmal und dann findet er sich vor Allah wieder. Auf der einen Seite wird der Engel sein, der das Gute aufgeschrieben hat, und auf der anderen der Engel, der das Schlechte aufgeschrieben hat. Vor Allah wird eine Waage mit zwei Waagschalen stehen. Wenn die guten Taten die bösen überwiegen, kommt die Person in den Himmel. Wenn die bösen Taten schwerer wiegen, kommt sie in die Hölle.«

Später an jenem Abend waren meine Mutter und ich zu Hause und bereiteten mit meinen Schwestern das Abendessen zu. Als ich Chapatis anbriet, war ich abgelenkt und verbrannte mir den Arm an der Pfanne. Der Schmerz setzte sofort ein, doch ich gab mir Mühe, die Tränen zu unterdrücken.

Im Laufe des restlichen Abends betrachtete ich immer wieder die Schwellung an meinem Arm. Ich war überzeugt, dass ich spüren konnte, wie mein Fleisch weiter brannte. Als ich ins Bett ging, war ich immer noch aufgewühlt und ängstlich. Mein Arm tat noch zu sehr weh, um zu schlafen.

Als ich endlich einschlief, waren meine Träume furchteinflößend. Ich stand vor einem Thron aus schwarzem Stein. Auf beiden Seiten stand ein Engel. Als ich hinsah, wandte der Engel auf der Rechten sich von mir ab, während der Engel auf der Linken seine Hand nach mir ausstreckte. Ich konnte spüren, wie seine Finger sich fest um die Stelle an meinem Arm schlossen, wo ich mich an der Pfanne verbrannt hatte. Dann fühlte ich, wie meine Füße sich bewegten, während er mich in die Tiefe zog. Je näher wir der Hölle kamen, desto heißer wurde es. Bald glühte mein ganzer Körper in der Hitze, als wäre jeder Zentimeter meines Fleisches von der Pfanne verbrannt worden.

Ich wachte im Dunkeln auf. Mein Arm pulsierte und mein Rücken war schweißgebadet. Ich versuchte, nach meiner Mutter zu rufen, doch lange Zeit brachte ich keinen Ton heraus.

Zwei

Ich war nicht die Einzige, der meine Mutter beibringen wollte, wie wichtig es ist, eine gute Muslimin zu sein. Sie ermutigte auch meine Geschwister zum Beten und schärfte uns allen die Realitäten des Gerichts ein, das uns nach dem Tod erwarten würde. Doch während ich eine aufmerksame, nachdenkliche Zuhörerin war, galt dies nicht für jeden in meiner Familie – vor allem nicht für meinen Vater.

Ihr erster Ehestreit betraf seine Garderobe. Mein Vater bevorzugte westliche Kleidung, doch für meine Mutter waren seine Polyesterhosen und hautengen Hemden ein äußerliches Zeichen für mangelnde innere Hingabe an Allah. Da er damals ein schwächerer Mann war als in seinen späteren Jahren, gab er sehr bald nach und akzeptierte die schlichte, fließende Salwar Kamiz, die seine Braut ihm empfahl. Dies war jedoch ein leerer Sieg für sie, denn in den darauffolgenden Jahren zeigte mein Vater keinerlei Anzeichen dafür, ein hingebungsvollerer Diener Allahs zu werden. Er kleidete sich passend, doch sein Herz war nicht bei der Sache.

Eines Nachts wurde ich von Geschrei geweckt, das von draußen kam. Ich gesellte mich zu meinen kichernden Schwestern ans Fenster und sah, wie mein Vater gegen die Tür hämmerte. Er trug die engsten Hosen, die ich je gesehen hatte, und ein weißes Hemd mit einem Kragen, der beinahe so breit war wie seine Schultern.

»Lass mich rein!«, schrie er.

»Nein.« Die Stimme meiner Mutter drang aus dem Innern des Hauses zu uns herauf. »Ich will nicht, dass du hierherkommst, solange du dich so anziehst und ins Kino gehst.«

Kurz herrschte Stille. »Okay«, sagte mein Vater mit ruhiger und sanfter Stimme. »Ich werde nicht mehr gehen. Jetzt lass mich rein.«

»Nein!«, schrie meine Mutter voller Selbstvertrauen – einem Selbstvertrauen, das von ihrer Überzeugung herrührte, als pflichtbewusste Tochter Allahs zu handeln. »Lass jeden sehen, dass du ausgesperrt wurdest.«

Der Kampf war vorbei, doch der Krieg wütete weiter. Einige Monate später kam mein Vater mit einem brandneuen Fernseher nach Hause. Wir hatten nie zuvor einen Fernseher gehabt und wie alle meine Geschwister war ich begeistert. Meine Mutter hatte Schwierigkeiten, uns am nächsten Morgen in die Schule zu bekommen, und am Ende des Tages eilten wir alle aufgeregt nach Hause, um zu sehen, welche Wunder uns auf dem Bildschirm erwarteten. Zu unserer Überraschung klaffte an der Stelle, an die mein Vater den Fernseher gestellt hatte, eine Lücke.

»Ich habe ihn verkauft«, sagte meine Mutter, während wir mit offenem Mund dastanden. »Ich will keinen Fernseher in meinem Haus. Wenn wir ihn behalten hätten, würde Allahs gesegneter Engel nicht zu uns kommen.«

Das gefiel mir nicht, aber ich kam nicht gegen ihre Logik an. Meine Mutter hatte mir schon so oft erzählt, wie wichtig es ist, sich nicht zu verunreinigen. Um Allah pflichtbewusst zu dienen, müssen wir alle Schritte befolgen, die im Koran dargelegt sind – wie man betet, wie man isst, wie man sich kleidet und sogar wie man einander grüßt. Laut dem Hadith betreten Engel keine Häuser, in denen es bewegte Bilder gibt. Warum sollte eine gute muslimische Familie es also überhaupt in Erwägung ziehen, sich einen Fernseher nach Hause zu holen?

Als mein Vater nach Hause kam und entdeckte, was geschehen war, tat er, was er in seiner Ehe bis dahin immer getan hatte. Er sagte nichts und ging fort.

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Meine Mutter legte alle Regeln des Hauses fest. Sie sorgte dafür, dass alle ihre Kinder fünfmal am Tag beteten. Außerdem achtete sie darauf, dass der Koran immer das höchste Buch im Raum war und niemals auf den Boden gelegt wurde. Um den gesegneten Engel zu ermutigen, unser Haus zu besuchen, stellte sie sicher, dass kein unreines Tier wie etwa ein Hund je durch unsere Türen kam.

Unsere Familie war in dieser Hinsicht nicht ungewöhnlich. In unserer Straße lebten viele Familien wie die unsrige, in denen die Mütter sich um ihre Kinder und Häuser kümmerten und die Väter ihren Geschäften nachgingen. Doch schon als kleines Mädchen fiel mir auf, dass wir manchmal anders behandelt wurden. Immer, wenn wir auf den Markt gingen, um Reis, Linsen oder Knoblauch zu kaufen, ließen die Verkäufer meiner Mutter etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen als den anderen Kunden. Und wenn mein Vater eines von uns Kindern zum Metzger sandte, um Fleisch abzuholen, wurden uns immer die besten Stücke und obendrein noch eine kühle Limo gegeben – etwas, was keines der anderen Kinder im Laden bekam. Unser Wohlstand brachte viele Privilegien mit sich.

Die Tatsache, dass die Leute meinen Vater respektierten und schätzten, bedeutete mir nicht viel. Aus meiner Perspektive zählte nur, dass ich eine Enttäuschung für ihn war. Sosehr ich mich in der Schule auch anstrengte, die Augenblicke, in denen ich ihn stolz machte, waren dünn gesät. Die Hänseleien meiner Schwestern hielten an, ebenso wie das Murmeln und die säuerlichen Gesichter der Frauen, die über mich tratschten, wann immer ich in der Nähe war. Ich war immer noch das Kind, das mein Vater nie gewollt hatte. Ich war immer noch das Mädchen, von dem er sich wünschte, dass es als Junge geboren wäre.

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Unsere ganze Welt veränderte sich an dem Tag, an dem mein Vater sich einen Bart wachsen ließ. Zumindest kam es mir damals so vor.

Ich war zehn Jahre alt und Pakistan befand sich im Umbruch. Eine kleine Gruppe militanter Islamisten begann, in unserem Gebiet Anhänger zu rekrutieren. Sie wollten den machthabenden Geschäftsleuten und weltlichen Führern die Kontrolle über Pakistan entreißen. Sie glaubten, dass Pakistan gemäß der Scharia regiert werden sollte, und ermutigten unsere Gemeinde dazu, alle äußeren Zeichen des westlichen Lebens abzulehnen, die viele in unserem Land angenommen hatten. Sie versuchten, die Kinos zu schließen und den Modeläden das Wasser – sprich die Kunden – abzugraben. Rückblickend erkenne ich, dass sie meinen Vater gezielt in Visier nahmen, weil er wohlhabend war. Sie hatten ehrgeizige Pläne für die Zukunft. Eines Tages würden sie Leute brauchen, die sie finanzierten.

Ich weiß nicht, wie, doch sie hatten Erfolg, wo meine Mutter gescheitert war. Es gelang ihnen, meinen Vater von der Welt der eng sitzenden Hosen und indischen Filme abzubringen und ihn davon zu überzeugen, seinen Glauben ernst zu nehmen. Also ließ er sich den Bart wachsen.

Je mehr Zeit er mit der militanten Gruppe verbrachte, desto länger und voller wurde sein Bart. Anfangs wuchs er noch ungleichmäßig, doch zu dem Zeitpunkt, als er lang genug war, um sein Kinn zu bedecken, hatte mein Vater angefangen, meinen Bruder mit in die Moschee am Ende der Straße zu nehmen, um fünfmal am Tag zu beten. Als sein Bart dann so lang war, dass er hindurchfahren und sich einzelne Strähnen um die Finger wickeln konnte, verkündete er, dass unsere ganze Familie sich zu der Gruppe bekennen sollte.

Als sein Bart beinahe so voll war wie die Bärte der Geistlichen, mit denen er sich auf der Straße unterhielt, gestaltete mein Vater das Erdgeschoss unseres Hauses um. Er wollte einen Raum schaffen, der groß genug war für rund hundert Personen, um sie einzuladen, den Geistlichen zuzuhören, die lehrten, was es bedeutete, ein wahrer, hingebungsvoller Muslim zu sein.

Innerhalb von Wochen waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Eines der Schlafzimmer war verschwunden und ebenso das beste Zimmer des Hauses – der Ort, an dem wir früher Gäste empfingen und sie auf Ledersesseln Platz nehmen ließen, die wie Throne an der Wand entlang aufgestellt waren. An ihrer Stelle befand sich nun ein Saal mit Teppichboden, an dessen einem Ende ein einzelner Stuhl stand. Außerdem gab es einen Vorhang, der vor eine Ecke gezogen werden konnte, damit die Frauen zusammen mit den Männern an den Treffen teilnehmen konnten, ohne gesehen zu werden.

Obwohl es in diesem Raum keine Maschinen, wenig Farbe und keinerlei Geschwätz oder Gelächter von Frauen gab, fand ich, dass er genauso magisch war wie die Werkstatt meiner Mutter. Und nachdem ich zum ersten Mal an einem Treffen dort teilgenommen hatte, war ich überzeugt, dass es ein Ort war, an dem Wunder geschehen konnten.

Als die Bauleute und Raumausstatter gegangen waren, half ich, den Saal zu reinigen. Meine Mutter leitete die Arbeiten an, wies uns Kindern Aufgaben zu und ermutigte uns mit Aussagen wie: »Je härter ihr arbeitet, desto glücklicher wird Allah sein.«

Als der Freitagnachmittag endlich kam, konnte ich mich kaum zurückhalten. Ich beobachtete von oben, wie eine Gruppe von Männern sich draußen vor unseren Toren versammelte, bevor sie von meinem Vater empfangen wurden. Ich hörte, wie das Haus vom Klang tiefer Männerstimmen erfüllt wurde, und nahm schnell meinen Platz neben meinen Schwestern und meiner Mutter hinter dem Vorhang versteckt ein.

Da dies das erste Daras oder Treffen war, entschied mein Vater, dass wir zur Feier des Tages Allah bitten sollten, das Essen zu segnen, das meine Mutter zubereitet hatte: weißer Reis mit Mandeln und Cashews, übergossen mit Milch. Die Aufgabe meines Vaters war es, die Schüssel mit dem Gericht hereinzutragen, sie mit einem weißen Tuch zu bedecken und neben den Stuhl des Geistlichen zu stellen. Dann würde uns der Geistliche erklären, wie wir zu beten hatten.

Wir schlossen alle die Augen, nahmen unsere Gebetsperlen zur Hand und wiederholten dasselbe arabische Gebet einundzwanzigmal – einmal für jede Perle. Beim Beten drehten wir unsere Köpfe nach links und rechts. Bald fielen wir in einen Rhythmus. Der ganze Raum summte und bewegte sich, genauso wie die Werkstatt meiner Mutter, wenn alle drei Nähmaschinen liefen.

»Allahu Akbar!« Der laute Ruf aus dem vorderen Teil des Raumes erschreckte mich im ersten Moment. Ich schaute auf und sah, wie der Geistliche vor der Schüssel stand und das weiße Tuch hochhielt.

»Der Handabdruck!«, rief ein anderer Mann. »Wir sind gesegnet worden vom Propheten, Friede sei mit ihm.«

Der Raum brach in Lob und Begeisterung aus. Ich drängte mich nach vorne, um hinter den Vorhang schauen zu können. Ich wollte mit eigenen Augen sehen, was alle anstarrten. Mitten im Reis war ein deutlicher Handabdruck erkennbar. Er konnte nur von einem Mann stammen, und ich sah keinen Grund, daran zu zweifeln, dass Mohammed selbst ihn hinterlassen hatte.

»Siehst du«, sagte meine Mutter, als unsere Blicke sich kreuzten, »je härter wir arbeiten, desto glücklicher wird Allah sein.«

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Nach jenem ersten Daras hielten wir mindestens einmal die Woche Versammlungen in unserem Haus ab. Ich musste nie zur Teilnahme überredet werden. Obwohl ich die jüngste Frau hinter dem Vorhang war, hörte ich wie gebannt zu, wenn die Geistlichen aus dem Koran und dem Hadith lehrten. Ich lernte beides lieben und die Worte wie Brot zu verschlingen.

In jenen Tagen hörte ich viel über Großzügigkeit und darüber, wie wichtig es ist, Menschen in Not zu helfen. Obwohl wir wohlhabend waren, wusste ich, dass ich nur einige Blöcke weit laufen musste, um Armut auf den Straßen zu sehen. Je mehr ich hörte und beobachtete, desto mehr verstand ich, dass Muslime leidenschaftliche, großzügige Menschen sind. Wenn sie geben, tun sie es fröhlich und ohne Vorbehalte.

Das vielleicht beste Beispiel für diese Großzügigkeit kam aus unerwarteter Quelle: von meinem Vater. Als ich eines Tages von der Schule nach Hause kam, sah ich fünf Nähmaschinen im Flur stehen. Meine Mutter starrte sie verwirrt an.

»Wofür sind die?«, fragte sie meinen Vater, als er nach Hause kam.

»Ich habe sie für die Witwen gekauft«, sagte er.

»Warum? Du hättest ihnen stattdessen einfach das Geld geben können, dann wären sie in der Lage, sich Essen zu kaufen und ihre Kinder zur Schule zu schicken.«

»Möglicherweise, aber so werden sie in der Lage sein, selbst Geld zu verdienen. Und wenn sie selbst etwas verdienen, können sie auch mit anderen teilen – so wie wir.«

Kurze Zeit nachdem die Nähmaschinen den dankbaren neuen Besitzerinnen überreicht worden waren, veranstalteten wir ein Daras, das ich niemals vergessen werde. Der Saal war sogar noch voller als sonst und statt eines Geistlichen standen fünf vorne. Die Männer legten einen Grad an Autorität und Selbstbeherrschung an den Tag, wie ich es noch nie gesehen hatte. In meinen jungen Augen sahen diese Männer mit ihren fließenden Bärten und gelehrten Mienen wie die weisesten Menschen der Welt aus.

Der älteste unter ihnen sprach eine Weile über das Leben von Mohammed und wies die anderen Geistlichen dann an, je eine Ecke eines großen weißen Tuchs zu halten. Sie hielten das Tuch zwischen sich hoch. Dann standen plötzlich alle auf und drängten nach vorne. Die meisten warfen Geld auf das Tuch, doch eine Frau zog sogar ihr goldenes Armband aus und legte es zwischen die Münzen und Scheine.

Ich rannte aus dem Raum und geradewegs hoch in mein Schlafzimmer, um eine Schachtel hervorzuholen, die am Boden meines Kleiderschranks stand. In weniger als einer Minute war ich zurück auf dem Daras. Als meine Hände sich öffneten, fielen einige goldene Ketten und Ohrringe auf das Tuch. Diese gehörten mir schon so lange, wie ich denken konnte. Sie waren der wertvollste Besitz, den ich hatte, und ich wollte sie Allah geben.

Als die Versammlung beendet war, saß ich still auf dem Teppich, während die Gäste nach draußen strömten. Es fühlte sich gut an, großzügig zu sein. Ich wollte den Armen helfen, doch ich wollte auch, dass Allah über mich lächelte. Ich wollte seinen Segen für unsere Familie und ich wusste, dass mein Gold ein kleiner Preis für Allahs Gunst war.

Ein Paar schuhloser Füße blieb vor mir stehen. Ich schaute auf und sah meinen Vater auf mich herabstarren. Ich fühlte mich beunruhigt. Es machte mich nervös, ihm so nahe zu sein.

»Steh auf«, sagte er. »Folge mir!«

Als wir nach draußen auf den vorderen Hof kamen, sprach meine Mutter dort gerade mit meinen Schwestern. Mein Vater stellte mich neben sich und wandte sich an meine Mutter sowie alle anderen, die in Hörweite waren. »Ich bin stolz auf dieses Mädchen!«, sagte er. »Sie hat das Allerbeste gegeben, das sie zu geben hatte. Sie hat alles für Allahs Sache getan.«

Ich war so glücklich, dass ich dachte, ich würde platzen.

»Ich bin stolz auf dich«, sagte er zu mir. »Du hast nicht an dich selbst gedacht.«

Dann wandte er sich erneut an meine Mutter. »Geh und kaufe ihr mehr Schmuck! Aber hole diesmal größere, dickere Ketten.«

Meine Schwestern sahen mich fassungslos an. Ich erlaubte mir ein winziges Lächeln, senkte meinen Blick und pries Allah im Stillen. Der Gedanke, mehr wertvollen Schmuck zu bekommen, war wunderbar. Doch selbst diese Begeisterung verblasste im Vergleich zu der Freude, die ich verspürte, nachdem mein Vater in der Öffentlichkeit so von mir geredet hatte. Es machte mich so froh, dass ich es kaum begreifen konnte.

Drei

Ich wusste, dass es riskant war, doch ich war verzweifelt. Also wickelte ich mich enger in meine Dupatta und lief auf meinen Vater und den Mullah zu. Das Daras war seit einer Weile vorüber, doch Anwar, der Mullah, war noch im Versammlungsraum geblieben, um sich zu unterhalten.

Ich fiel dem Mullah zu Füßen auf die Knie und versuchte, die kurze Rede aufzusagen, die ich vorbereitet hatte. Doch statt »Können Sie mir bitte – so Allah will – das Privileg gewähren, meine Ausbildung fortzusetzen?«, war alles, was aus meinem Mund hervorkam, ein wortloses Schluchzen.

»Warum weint sie?«, fragte der Mullah meinen Vater.

Ich konnte den Zorn in der Stimme meines Vaters hören, als er antwortete: »Sie will nächstes Jahr in die Schule gehen, aber das ist nicht nötig. Sie hat schon fünf Jahre abgeschlossen und welches Mädchen braucht mehr als das? Sie wird nur Wäsche waschen, Geschirr spülen und Hausarbeit erledigen. Ich werde sie sicher nicht arbeiten schicken, genauso wenig wie ihr Ehemann, wenn sie einmal heiratet. Fünf Jahre Bildung waren genug für ihre älteren Schwestern und es ist auch für sie genug.«

Ich hatte all diese Argumente bereits gehört – mehr als einmal. Meistens, wenn mein Vater so sprach, war ich wütend auf ihn. Doch als ich ihm an jenem Freitagnachmittag im Versammlungsraum zuhörte, überkam mich bloß eine tiefe Traurigkeit.

Die fünf Jahre, die ich zur Schule gegangen war, hatten großen Einfluss auf mich gehabt. Die Schule war für mich eine Gelegenheit gewesen, nicht nur die Zustimmung meines Vaters, sondern auch die Bestätigung meiner Lehrer und Mitschüler zu gewinnen. Ich hatte meine Aufgaben sorgfältig erledigt und ich mochte es, als Anführerin gesehen zu werden. Ich wusste, dass diese Gelegenheiten kostbar waren, dass nicht jedes Mädchen in Pakistan sich auch nur wenige Schuljahre leisten konnte.

Dennoch ging es um mehr als nur um hervorragende Zeugnisse und gute Noten. Ich lernte gerne. Die Schule war staatlich und folgte einem breit gefächerten Lehrplan. Die Lektionen in Naturwissenschaften und Mathe öffneten mir Fenster in eine Welt, die mich begeisterte – eine Welt, in der es erlaubt und sogar gewünscht war, Fragen zu stellen. Und jede Antwort brachte ein weiteres Geheimnis zu Tage, das es zu lösen galt. Das Lernen stillte einerseits meinen Wissenshunger und trieb ihn andererseits weiter an. Wenn ich in der Schule war, war ich nicht mehr das Mädchen, das mein Vater ablehnte. Ich war die Schülerin, die alle anderen übertraf.

Dennoch hatte ich mit derselben Zwickmühle zu kämpfen, in der viele Mädchen in meinem Alter steckten. Das Ende der Mittelschule war ein natürlicher Schlusspunkt für Eltern mit traditionellen Ansichten, wie auch mein Vater sie hatte. Fünf Jahre wurden als genügend Bildung erachtet, um einem Mädchen zu erlauben, die Art von Ehefrau zu werden, die sie sich vorstellten: unterwürfig, ohne Ehrgeiz und an ihr Zuhause gebunden.

Ich hatte meinen Vater angefleht, die Worte auf meinem Abschlusszeugnis zu lesen und auf den Rat der Lehrer zu hören: »Wir glauben, dass Zakhira weitermachen kann. Sie kann hier nicht aufhören.« Doch bisher hatte mein Flehen nichts gebracht. Und während ich mein Gesicht dem Mullah zu Füßen in den Teppichboden drückte, erkannte ich meine eigene Dummheit. Was hatte ich mir denn gedacht? Von allen Menschen in der Stadt war dieser hingebungsvolle Anhänger des Islam wohl der Letzte, der einem zwölfjährigen Mädchen seinen Wunsch nach Bildung erfüllen würde.

»Wie ist sie in der Schule?«, fragte er.

»Oh, sie ist sehr gut«, antwortete mein Vater mit Stolz statt Verärgerung in der Stimme. »Sie hat viele Auszeichnungen für ihre Schularbeit gewonnen und ihre Zeugnisse sind immer vorbildlich.«

»Nun ja«, sagte der Mullah nach einer Pause, »wenn sie gut ist, dann sollten Sie sie vielleicht gehen lassen, aber nur auf die richtige Schule. Ein Kind wie dieses braucht sorgfältige Pflege.«

Ich war verblüfft und ein wenig verwirrt.

»Die Medrese?«, fragte mein Vater.

»Ja. Natürlich müsste sie sich angemessen kleiden.«

»Das werde ich!«, rief ich. Ich hatte nie zuvor eine Burka getragen, aber wenn das nötig war, um weiter zur Schule zu gehen, war ich mehr als bereit dazu. »Danke«, sagte ich zum Mullah. »Sie sind wie ein Engel.«

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Am Ende der Sommerferien meldete ich mich an meiner neuen Schule an. Obwohl sie von Geistlichen derselben militanten Organisation geleitet wurde, der mein Vater angehörte, bemerkte ich zunächst nicht viele Unterschiede zu meiner alten Schule. Wir lernten immer noch Mathe, Naturwissenschaften und Englisch. Wir verbrachten mehr Zeit damit, über den Koran zu lernen, doch damit hatte ich kein Problem. Der Koranunterricht gab mir nur noch mehr Gelegenheiten zu glänzen.

Nach einigen Wochen hörte ich von einem Wettkampf zwischen fünf unterschiedlichen Medreses in der Stadt. Das Ziel war, den besten Vortrag über das Leben von Mohammed zu halten. Ich wusste sofort, dass ich teilnehmen und gewinnen wollte. Meine Mutter hatte mich gut unterrichtet. Unsere Unterhaltungen über den Propheten glitten so leicht dahin wie der Stoff durch ihre Nähmaschinen.

Die Lehrer überließen es den Schülern, sich vorzubereiten. Sie gaben uns nur einen einfachen Rat: Wenn wir irgendwelche Fakten oder Geschichten über Mohammed erzählten, die nicht stimmten, würden wir trotzdem einen Punkt bekommen, solange sie gut klangen.

Ich lernte fleißig und fragte meine Mutter, wenn ich Schwierigkeiten hatte, eine Stelle im Koran zu verstehen. Am Tag des Wettkampfes war ich so aufgeregt, dass ich überzeugt war, die Chapatis, die ich zum Mittagessen gegessen hatte, nicht bei mir behalten zu können. Ich war als eine der Letzten an der Reihe. Es war nervenaufreibend, die eindrucksvollen Vorträge der Mädchen und Jungen vor mir anzuhören. Doch während viele von ihnen ein breites Spektrum an Geschichten erzählten, auch manche, die ich noch nie gehört hatte, hielten die meisten Teilnehmer ihre Blicke nervös auf ihre Notizen gerichtet. Während ich sie beobachtete und auf meinen Einsatz wartete, entschied ich, ein Risiko einzugehen.

Ich ging auf die Bühne und senkte das Mikrofon herab. Meine Beine zitterten und ich hatte ein flaues Gefühl im Magen, doch ich faltete mein Blatt zusammen und legte es auf das Rednerpult. Ich sah auf die hundert Menschen, die versammelt waren,