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DOCTOR
WHO

DER FREMDE FEIND

MIKE TUCKER & ROBERT PERRY

Ins Deutsche übertragen von
BERND SAMBALE

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Die deutsche Ausgabe von DOCTOR WHO: DER FREMDE FEIND

wird herausgegeben von Cross Cult /Andreas Mergenthaler,

Übersetzung: Bernd Sambale; Lektorat: Jana Karsch; Korrektorat: Peter Schild;

verantwortlicher Redakteur: Markus Rohde; Satz: Rowan Rüster;

Printausgabe gedruckt von CPI Moravia Books s.r.o., CZ-69123 Pohořelice.

Printed in the EU.

Titel der Originalausgabe: DOCTOR WHO – ILLEGAL ALIEN

German translation copyright © 2020 by Cross Cult.

Original English language edition copyright

© die jeweiligen Autoren und BBC Worldwide Limited, 1997, 2014, 2020

Doctor Who is a BBC Wales production for BBC One.

Executive producers: Chris Chibnall and Matt Strevens

BBC, DOCTOR WHO, TARDIS, DALEKS and CYBERMAN (word marks and logos) are trade marks of the British Broadcasting Corporation and are used under licence. BBC logo © BBC 1996. Doctor Who logo © BBC 2018. Dalek image © BBC/Terry Nation 1963. Cyberman image © BBC/Kit Pedler/Gerry Davis 1966. Licensed by BBC Studios.

First published in 1997, THE MONSTER COLLECTION edition published in 2014 by BBC Books, an imprint of Ebury Publishing.

A Random House Group Company.

Printausgabe: ISBN 978-3-96658-018-2 • Digitale Ausgabe: ISBN 978-3-96658-019-9

Juli 2020

WWW.CROSS-CULT.DE

Inhalt

VORWORT

ERSTER TEIL

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

ZWEITER TEIL

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

DRITTER TEIL

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

VIERTER TEIL

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

EPILOG

VORWORT

Heutzutage scheint es unvorstellbar, dass zwei junge Autoren mit keinerlei Erfahrung darin, fürs Fernsehen zu schreiben, die Chance bekommen, eine Doctor Who-Episode zu verfassen, doch damals in den 1980ern war das gar nicht mal so unwahrscheinlich.

Robert und ich hatten schon immer den Wunsch, TV-Drehbücher zu schreiben. Natürlich musste es nicht unbedingt Doctor Who sein, sondern hätte auch etwas anderes sein können, aber da uns schon seit der Schulzeit immer wieder Storyideen für die Serie gekommen waren, schien es nur logisch, damit anzufangen. Als dann das Drehbuchdebüt Full Circle von Andrew Smith für die letzte Staffel mit Tom Baker angenommen wurde, machte uns das Mut, noch stärker an der Verwirklichung unseres Traums zu arbeiten.

Robert und ich hatten von einem Team bei der BBC gelesen, das unaufgefordert eingesandte Manuskripte prüfte, und als ich 1985 zur Abteilung für visuelle Effekte stieß, stellte ich zu meiner Freude fest, dass man von unserer VFX-Werkstatt nur über den Parkplatz gehen musste, um das besagte Team zu finden.

Wir entstaubten eine der vielen Ideen, die wir während unserer Brainstorming-Runden gesammelt hatten, und schrieben eilig eine vierteilige Story mit dem Titel Das Erbe der Cythosi, in der Colin Baker der Doktor sein sollte. Da wir befürchteten, meine Position als Effektdesigner bei der BBC könnte Einfluss auf unsere Chancen haben, reichten wir das Manuskript unter Robert Perrys echtem Namen und meinem Pseudonym Greg Ashby ein.

Ausgerechnet zu der Zeit beschlossen die Verantwortlichen, Doctor Who einzustellen und erst mal darüber nachzudenken, wie es weitergehen sollte. Als die Serie wieder aufgenommen wurde, gab es rasch einen neuen Hauptdarsteller und die Show wurde in eine gänzlich andere Richtung gelenkt.

Unser Versuch, für Doctor Who zu schreiben, scheiterte also an unserem miserablen Timing. Danach konzentrierten wir uns beide auf unsere jeweilige Karriere. Robert arbeitete mit dem Storyteam an Emmerdale und ich trat als fester Mitarbeiter dem Spezialeffekteteam von Doctor Who und Red Dwarf bei.

Während des ersten Jahrs, in dem Sylvester McCoy den Doktor spielte, freundete ich mich mit dem Dramaturgen Andrew Cartmel an. Eines Abends erzählte ich ihm beim Essen von Roberts und meinem Versuch, Drehbuchautoren zu werden. Zu meiner Überraschung nahm Andrew Kontakt mit dem Drehbuchteam auf und kam mit einer Kopie des Drehbuchs und des Leseberichts zurück. Eine noch größere Überraschung war, dass unsere Idee ziemlich gut angekommen war: Es gab einen Vermerk, man solle die Schreiber »ermutigen, es noch einmal zu versuchen«.

Mehr war gar nicht nötig. Angespornt davon, dass man uns nicht kurzerhand abgewiesen hatte, bastelten wir eine frische Story zusammen, die speziell auf das neue Team zugeschnitten war: den siebten Doktor und Ace. Die Geschichte spielte während der Luftangriffe auf London und die Schurken waren die Cybermen. Diesmal würden wir nicht den Weg über das Drehbuchteam gehen, daher war kein Pseudonym nötig. Wir hatten eine echte Chance!

Einige Wochen später – bewaffnet mit einem detaillierten Exposé und Drehbüchern für die ersten beiden Episoden – begab ich mich fröhlich auf den Weg, um Andrew die Story in sein Büro in Shepherds Bush zu bringen. Dabei lief ich jedoch dem Autor Ben Aaronovitch über den Weg, der mir erzählte, dass Andrew sich mitten im Lektorat von Ian Briggs Drehbuch für Die Todesbucht der Wikinger befand. Da diese Story ebenfalls im Zweiten Weltkrieg spielte, schien es für uns das Beste zu sein, mit unserem Drehbuch zu warten, bis das andere im Kasten war, damit es keinen Ideenkonflikt gab.

Also warteten wir. Ich arbeitete erst einmal an den Effekten für Ians Story, Robert machte mit Emmerdale weiter – und dann wurde die Show eingestellt. Wieder einmal.

Diesmal waren Robert und ich überzeugt, dass wir unsere Pläne endgültig begraben mussten. Ich setzte meine Karriere in der Effekte-Abteilung fort, Robert schrieb für Family Affairs sowie Is Harry on the Boat? und wurde schließlich Redakteur der BBC-Seifenoper EastEnders. Wir trugen weiterhin Ideen zusammen – über anderthalb Jahre hinweg entwickelten wir für die BBC eine Vampirserie –, aber nichts wollte so recht Gestalt annehmen.

Dann war die Show plötzlich zurück. Dabei handelte es sich allerdings nicht um das erfolgreiche Revival von 2005, sondern um den Fernsehfilm von 1996, und obwohl der Fokus des Merchandisings nun auf Paul McGann lag, der den großartigen achten Doktor spielte, gab das Ganze dennoch den Anstoß für eine brandneue Bücherreihe über die vorhergehenden Doktoren.

Robert und ich wurden nach unseren Ideen gefragt. Natürlich kamen wir wieder auf die Story zurück, auf die wir so stolz waren: unsere Cybermen-Story, die während des Zweiten Weltkriegs spielt. Zu unserer Freude wurde sie als einer von sechs Titeln angenommen und nun befanden wir uns in der fantastischen Situation, unsere Drehbücher in Romanform herausbringen zu können.

Hierdurch änderte sich natürlich so einiges. Für unser Buch gab es keine Produktionsbeschränkungen und die Story erblühte auf eine Art und Weise, wie es bei einer Fernsehverfilmung unmöglich gewesen wäre. Wir blieben jedoch dem Aufbau der ursprünglichen Doctor Who-Story treu.

Steve Cole (unser Lektor für dieses und diverse folgende Bücher) sagte immer, Robert und ich würden »altmodischen Doctor Who« schreiben, »aber im Breitbildformat und mit einem ordentlichen Budget«.

Da die Serie mittlerweile im Breitbildformat ausgestrahlt wird und ein ordentliches Budget hat, hoffe ich, dass Der fremde Feind sich neben den Storys über den neunten, zehnten, elften und sogar zwölften Doktor gut macht. Ich bin auf die Geschichte noch immer so stolz wie damals. Sie ist nicht perfekt (schließlich war es unser erster Roman), aber sie ist selbstbewusst, rasant, hat Nebenfiguren, die ich noch immer mag – außerdem ist es uns wunderbar gelungen, Sylvesters Doktor und Sophies Ace einzufangen.

Robert und ich haben kein Drehbuch für die Fernsehserie mehr geschrieben. Hätten wir es getan, dann wäre es wie dieses Buch geworden.

Mike Tucker
Oktober 2013

Im Gedenken an Howard Tucker,

Vater und Freund

ERSTER TEIL

1

»London, England, November 1940. Drei Monate in diesem verdammten Land und kein Fall in Sicht. Ich wünschte, ich hätte Chicago nie verlassen … doch ich hatte keine Wahl. Zu viele Leute wollten mich aus dem Weg räumen – und zwar für immer. Ein Neuanfang in einem alten Land. Hab mir gedacht, ich könnte im verschlafenen England mal ein bisschen aufräumen. Leider Fehlanzeige. Die Ganoven sind zu langsam und die Bullen zu schnell. Alles nur Kleingaunerei. Die echten Talente sind alle weg, um Nazis zu bekämpfen, oder schmuggeln Eier aus Suffolk ein, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.«

Cody McBride lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zur Seite, hob eine Ecke des Verdunkelungsvorhangs an und ließ den Blick über die Dächer von East London schweifen. Die Straßen unter ihm waren dunkel und leer. Er verzog das Gesicht. So sollte eine Stadt nicht aussehen. Er war an geschäftige Passanten gewöhnt, an Lärm und helle Lichter. Und nun kamen Lärm und Licht allein von den Bombern am Himmel – und den Schützen, die sie herunterholen sollten.

In der Ferne sah er die Spuren von Leuchtgeschossen am Nachthimmel und das unheimliche orange Glühen großer Brände. Jeden Tag starb ein weiterer Teil dieser Stadt, genau wie seine Bewohner, und das machte McBride wütend. Er reckte den Hals, um einen Blick auf die St.-Paul’s-Kathedrale werfen zu können, die sich dunkel vor dem erleuchteten Nachthimmel abzeichnete. Wie lange würde es dauern, bis auch sie nur noch ein Haufen Schutt am Rande einer Londoner Straße war? So wie sie hervorstach, verblüffte es ihn, dass sie den Luftangriffen bisher getrotzt hatte. Er hoffte, dass sie das Ganze überdauern würde. Zu viele Wahrzeichen Londons waren bereits zerstört worden.

Sein Blick fiel auf den Zeitungsstapel unter dem Fenster. Der Schleicher. Mitten im Chaos hatte sich irgendein Bekloppter daran gemacht, Leute zu zerstückeln. Ein echter Psychopath. Den »Schleicher von Limehouse« nannte ihn die Presse. Seit zwei Monaten zog er eine Spur von ausgeweideten, verstümmelten und auch ansonsten ziemlich übel zugerichteten Leichen durch East London. Selbst der Luftwaffe machte er die Schlagzeilen streitig. McBride fand die ganze Sache wirklich seltsam: Obwohl jede Nacht gnadenlos Bomben vom Himmel regneten, war es dem Schleicher gelungen, die Bevölkerung in Panik zu versetzen. Man musste dem Tod nur ein menschliches Gesicht verleihen, schon wirkte er wesentlich fürchterlicher als alles andere. Die Polizei war weit davon entfernt, den Schleicher dingfest zu machen. Cody McBride hatte es noch nicht einmal versucht. Den Schleicher von Limehouse zu schnappen – das wäre mal ein richtiger Coup! McBride lachte in sich hinein. Aber wie sollte man bloß Fälle lösen, wenn die Nazis immerzu die Tatorte bombardierten?

Sein Blick ging zur Tür hin, wo oben auf der Scheibe ein Schriftzug prangte: CODY MCBRIDE – PRIVATDETEKTIV. Die Farbe begann bereits abzublättern, obwohl sie kaum drei Wochen alt war. Offenbar waren nicht nur die begabten Verbrecher fortgegangen, um gegen Nazis zu kämpfen – auch talentierte Maler und Handwerker waren dieser Tage schwer zu finden.

Er ließ den Vorhang los und musterte sein Büro, das im Halbdunkel vor ihm lag. Selbst für seine Ansprüche war die Ausstattung sehr dürftig. Ein paar große Aktenschränke befanden sich an einer Wand, ein frei stehender Safe an einer anderen. Ein paar Trenchcoats und ein Hut hingen an einem Kleiderständer in der Ecke. Daneben stand ein alter Tisch mit einer noch älteren Schreibmaschine darauf. Auf seinem Schreibtisch, einem großen Klotz aus Nussbaum, gab es nichts außer Löschpapier, einem Telefon, einer Flasche Whisky und seinen Schuhen. In den Schuhen steckten seine Füße, die er auf der Tischkante abgelegt hatte – die Flasche daneben war leer.

Er nahm einen großen Schluck aus dem Glas in seiner Hand, schwenkte den Rest Whisky darin und lehnte sich auf seinem knarrenden, alten Drehstuhl zurück. Während eines Luftangriffs hätte er eigentlich gar nicht hier sein sollen, sondern zusammen mit allen anderen unten im Luftschutzkeller. Er hatte zugesehen, wie die Leute beim Sirenengeheul durch die Straße geströmt waren, um unter der Erde Zuflucht zu suchen, während die Lichter der Stadt eins nach dem anderen erloschen waren. Er hatte auf die Menschenflut hinabgeschaut, sein eigenes Licht gelöscht, den Verdunkelungsvorhang zugezogen und sich dann wieder seinem Besäufnis gewidmet.

Anfangs hatte er sich noch an die Vorschriften gehalten und auf den Bahnsteigen oder den Treppen der U-Bahnhöfe übernachtet, während die Deutschen London in Grund und Boden bombten. Doch irgendwann hatte er die bedrückende Stimmung, die Nähe so vieler Menschen, denen allmählich die Hoffnung ausging, nicht mehr ausgehalten. Immer mehr Luftangriffe hatte er mit einer Flasche Whisky in seinem Büro im vierten Stock verbracht. Er wusste, dass er damit sein Leben aufs Spiel setzte, aber das war ihm egal – auf diese Weise konnte er wenigstens selbst darüber bestimmen. Es war seine persönliche Partie russisches Roulette mit Hitler und der Luftwaffe. Er hatte schon immer ein eher einsames Leben geführt. Insofern schien es nur passend, wenn er am Ende einen einsamen Tod starb.

Er fischte eine Packung Lucky-Strike-Zigaretten aus seiner Tasche und zündete sich eine an. Während er zusah, wie der Rauch zur Decke des Büros aufstieg, schüttelte er die Packung. Nur noch zwei übrig. Wenn er diese Nacht überlebte, würde er zu O’Rourke’s oder Mamas Bar gehen und Nachschub besorgen müssen. Er sog den Rauch tief in seine Lungen und hatte den Geschmack von Heimat auf der Zunge. Er dachte an alles, was er zurückgelassen hatte. Um ehrlich zu sein, war das nicht allzu viel: Eine paar Feinde und eine Handvoll gescheiterter Beziehungen. McBride war nie sonderlich gut im Umgang mit dem anderen Geschlecht gewesen. Viele Frauen hatten ihn gemocht, doch nur wenige hatten ihn geliebt. Seine Beziehungen hielten selten lange und endeten immer in Tränen.

Noch immer konnte er Delores’ Gesicht vor seinem inneren Auge sehen, den Ausdruck auf ihren Zügen, als er das Schiff nach England bestiegen hatte. Sie war eine der wenigen gewesen, denen er wirklich etwas bedeutet hatte. Hätte er sie damals am Pier gefragt, hätte sie ihn auf der Stelle geheiratet. Sie war eine seiner Klientinnen gewesen. Er hatte geholfen, nach einem hässlichen kleinen Erpressungsskandal den Namen ihres Vaters reinzuwaschen. Er hätte Chicago hinter sich zurücklassen und einen guten Job in der Firma ihres Vaters annehmen können – sie hatten es ihm angeboten. Stattdessen war er abgehauen, wobei ihm wohl niemand vorwerfen würde, er hätte sich damit den leichtesten Weg ausgesucht. Er hatte geglaubt, in England sicher zu sein, doch »Sicherheit« war ein relativer Begriff. Vor zwei Monaten hatten die Angriffe begonnen – und McBride hätte an keinem schlimmeren Ort feststecken können.

Er war unter dem Vorwand hergekommen, dem Freiwilligen-Sanitätscorps beitreten zu wollen, war jedoch bereits ins kriminelle Milieu vorgedrungen, kaum dass er in Southampton von Bord gegangen war. Innerhalb weniger Tage war es ihm gelungen, sich in East London geschäftlich niederzulassen. Der alte Mann, von dem er die Räume mietete, war nicht gerade glücklich darüber gewesen, dass ein Privatdetektiv in seinem Gebäude leben würde, aber McBrides Geld kam ihm sehr gelegen.

Das dumpfe Donnern einer Explosion, viel näher als zuvor, riss McBride aus seinen Gedanken. Er nahm die Füße vom Tisch und kippte, während er zum Safe hinüberging, den letzten Schluck Whisky runter. Mit geübter Hand drehte er an der Scheibe, bis ein befriedigendes Klicken ertönte und die Tür sich öffnete. Im Inneren befanden sich zwei volle Flaschen, eine mit Whisky, eine mit Sodawasser, daneben vier Kristallgläser. Die Gläser waren teuer, der Whisky nicht.

McBride stellte das billige Glas, aus dem er getrunken hatte, oben auf dem Safe ab und nahm eins der schicken Gläser und die Whiskyflasche heraus. Er öffnete sie und goss sich einen großzügigen Drink ein. Die Gläser waren ein Geburtstagsgeschenk von Delores gewesen. Außer ihnen hatte er nichts aus Amerika mitgebracht. Er zog ein weiteres Mal kräftig an seiner Zigarette, dann ging er zum Fenster hinüber, schob erneut den Vorhang beiseite und betrachtete das todbringende Feuerwerk am Himmel.

Er hob das Whiskyglas und spähte hindurch. Der Kristall verwandelte den Tod und die Zerstörung da draußen in ein winziges Kaleidoskop von Licht und Schatten. In seinem betrunkenen Zustand empfand er das Schauspiel beinahe als hypnotisch. Er spürte, wie ihm die Augen schwer wurden.

Ein gleißendes Leuchten brachte ihn schlagartig wieder zur Besinnung. Er riss das Glas von seinem Gesicht weg und schüttete sich dabei Whisky aufs Hemd. Fluchend rieb er sich die Augen, um mehr erkennen zu können. Das Gleißen ging von einer strahlend hellen Lichtkugel aus, die zwischen Geschossspuren und Rauch über den Nachthimmel fegte und in eine Reihe gedrängt stehender Häuser in der Nähe krachte. Der Einschlag ließ die Fenster des kleinen Büros erzittern. McBride stellte das leere Whiskyglas auf den Tisch und beobachtete, wie das Licht langsam inmitten der Trümmer erlosch.

»Heilige Mutter …« McBride, plötzlich nüchtern, schnappte sich seinen Trenchcoat und den Fedora vom Hutständer und verließ eilig sein Büro, während er vergeblich versuchte, mit dem Löschpapier vom Schreibtisch sein whiskygetränktes Hemd zu trocknen.

Er lief ins Freie, warf das nasse Löschpapier in die Gosse und kämpfte verzweifelt um Orientierung. Ein Stück die Straße hinauf fing jemand an zu schimpfen und McBride zuckte zusammen.

»Machen Sie das verfluchte Licht aus!«, brüllte ein Luftschutzhelfer durch den Briefkastenschlitz eines Reihenhauses. »Es ist Verdunkelung! Wollen Sie ’ne Bombe auf den Kopf kriegen?«

McBride lief auf ihn zu und zog in der kalten Novembernacht den Trenchcoat enger um sich.

Der Luftschutzhelfer, ein stämmiger Mann in den Sechzigern mit einem Schnauzbart, richtete sich auf, als McBride die Straße überquerte. »Was machen Sie hier draußen? Es gab noch keine Entwarnung. Warum sind Sie nicht im Schutzraum?«

McBride hatte keine Zeit zu streiten. »Haben Sie das Ding da oben gesehen?«

»Was?«

»Am Himmel. Da hat was geleuchtet.«

Der Helfer musterte McBride mit leidgeprüftem Blick. Dann schnupperte er laut und rümpfte die Nase. »Sie haben getrunken, stimmt’s?« Er zog ein Notizbuch und einen Bleistift aus seiner Jackentasche. »Ich werde Ihren Namen aufnehmen müssen.«

McBride schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Hören Sie zu, Jack. Gerade eben ist was runtergekommen. Ein paar Blocks weiter, glaub ich.«

Der Helfer schnaubte ungläubig. »Machen Sie sich nicht lächerlich. Wenn eine Bombe so nah bei uns runtergekommen wär, hätte ich das gehört. Und für Sie bin ich nicht Jack, sondern Potter. Colonel T. P. Potter, im Ruhestand.«

McBride ging allmählich die Geduld aus. »Das war keine gottverdammte Bombe!«

Potter stupste McBride mit dem Finger hart gegen die Brust. »Ich hab auch ohne Spaßvögel wie Sie, die nur Ärger machen wollen, schon genug zu tun. Und jetzt sagen Sie mir gefälligst Ihren Namen!« In einem der Häuser war plötzlich Licht zu sehen: Jemand hatte den Vorhang zurückgezogen, um zu schauen, wer da auf der Straße Lärm machte. Der Luftschutzhelfer ging darauf los wie ein Jagdhund auf einen Hasen.

»Licht aus, aber zack! Oder wollen Sie, dass ich Sie melde?«

Fluchend versuchte McBride, sich neu zu orientieren. Das Ding war östlich von St. Paul’s heruntergekommen.

»Watling Street«, murmelte er. »Es muss in der Nähe der Watling Street sein.« Er rannte auf unsicheren Beinen durch die verlassenen Straßen und bemühte sich, das Knattern des Gewehrfeuers und den Explosionslärm in der Ferne auszublenden. Die Runde russisches Roulette, auf die er sich eingelassen hatte, war plötzlich ein gutes Stück gefährlicher geworden, als er erwartet hatte.

Er kam nur langsam voran: Überall lagen Trümmer herum, die noch nicht weggeräumt worden waren. Als er der Stelle näherkam, wo die Lichtkugel niedergegangen war, musste er einige kleine Feuer umgehen. McBride war sich nicht sicher, ob diese Verwüstung durch die Lichtkugel entstanden war.

Er hielt inne, als sein Blick auf ein pulsierendes Glühen in einer Ruine am Ende einer Reihe zerbombter Reihenhäuser fiel. Vorsichtig bahnte er sich seinen Weg durch die Trümmer. Er kam an einer Kinderwiege vorbei, in der eine Dachschindel lag. Die Ungewissheit, ob dies das Mahnmal eines tragischen Todes war oder das Zeichen eines wundersamen Entkommens, verursachte ihm Übelkeit. Er beschloss, Letzteres anzunehmen: Es gab schon genug Finsternis in seinem Leben. Wankenden Schrittes setzte er seinen Weg fort.

Bald stand er dort, wo sich mal eine Küche befunden haben musste, und blickte durch eine zum Teil eingestürzte Wand ins angrenzende Zimmer. Vor ihm im Schutt lag eine Kugel, knapp zweieinhalb Meter im Durchmesser. Aus ihrem Inneren drang schwaches Licht hervor. Um sie herum brannte es und gelegentlich krachten Ziegel oder einzelne Balken herab.

McBride schob seinen Hut zurück und zwickte sich in den Nasenrücken, um seinen Kopf klar zu bekommen. Eine Bombe war das ganz sicher nicht – zumindest hatte er noch nie so eine gesehen. Er nahm seinen Mut zusammen, ging zum sonderbaren Ball hinüber und entdeckte, dass ihm sein eigenes verzerrtes Spiegelbild aus der glatten Oberfläche entgegenstarrte. Er umrundete das Ding einmal und stellte fest, dass es vollkommen intakt war: kein Spalt, keine Risse – nicht einmal irgendwelche Schweißnähte oder Ähnliches, die verraten hätten, wie die Kugel zusammengesetzt worden war.

Zögerlich berührte McBride die Oberfläche. Überraschenderweise war sie überhaupt nicht heiß. Mutiger geworden, legte er nun beide Handflächen auf die kühle, spiegelnde Oberfläche.

Es zischte, als würden sich eine Million Colaflaschen öffnen, und dann teilte sich die Kugel in der Mitte. Blendendes Licht brach daraus hervor und beleuchtete die Trümmer wie ein Suchscheinwerfer. McBride taumelte zurück und versuchte vergeblich, mit den Händen seine Augen gegen das gleißende Licht abzuschirmen. Durch einen Schleier von Tränen sah er verschwommen, wie sich im Inneren der Kugel etwas bewegte, doch das Licht in seinem Gehirn wurde heller und heller, bis mit einem Mal gnädigerweise alles dunkel wurde.

McBride erwachte mit dem schlimmsten Kater seines Lebens. In seinem Kopf wummerte es, als wollte er zerspringen, und sein Mund fühlte sich an, als hätte er stundenlang auf einer Socke rumgekaut. Er atmete zittrig ein und musste unwillkürlich würgen. Der unangenehme Geruch abgestandenen Whiskys hüllte ihn ein wie eine Wolke.

Zögerlich öffnete er die verklebten Augen. Es war früher Morgen. Gerade ging die Sonne über den zerstörten Gebäuden auf und obwohl sie nicht annähernd so hell war wie der große leuchtende Ball gestern Nacht, brauchte McBride eine Weile, bis er etwas sehen konnte, ohne dass ihm die Augen tränten.

Vor ihm ruhte die Kugel in ihrem Krater. Oder zumindest das, was davon übrig war: zwei hohle Halbkugeln. Er hörte, wie sich Schritte knirschend über den Schutt näherten. Er versuchte, sich aufzusetzen, bereute es jedoch sofort. Mit einem Stöhnen ließ er sich in den Ziegelhaufen zurücksinken, in den er gefallen war, und verdrehte den Kopf, um zu sehen, wer da kam. Ein Mann kämpfte sich durchs Geröll. Er hatte den Blick auf das fremdartige Objekt geheftet und schien McBrides Anwesenheit kaum zu bemerken.

McBride runzelte die Stirn. Der Mann war Ende fünfzig und adrett gekleidet, außerdem hatte er eine Aktentasche aus teurem Leder bei sich. Und er wirkte außer sich vor Angst. McBride bewegte sich leicht. Der Mann schrak zusammen und wirbelte zu ihm um. Dann hob er die Hand und deutete auf die Kugel. Sein Mund bewegte sich, aber er brachte keinen Laut heraus. McBride versuchte erneut, sich aufzusetzen, doch der rasende Schmerz in seinem Kopf war zu viel für ihn.

Er wurde noch etwas schlimmer, als der Klang von Polizeisirenen die Stille zerriss. McBride beobachtete benommen, wie zwei uniformierte Polizisten, die ihre Blechhelme an den Gürtel geschnallt hatten, den Geschäftsmann an beiden Armen packten und rasch beiseite führten.

Eine Gestalt in einem schlichten braunen Mantel und mit einer Melone auf dem Kopf erschien in McBrides Blickfeld. Er stöhnte und schloss die Augen. Mullen. Von allen Kratern mit seltsamen, leuchtenden, fliegenden Kugeln musste Mullen ausgerechnet in seinen hineinstolpern.

»Morgen, McBride. Wieder mal als Erster am Tatort, was?« Mullen schnupperte hörbar und verzog das Gesicht, als ihm der überwältigende Whiskygeruch in die Nase stieg. »Ihr Aftershave wird immer billiger.«

»Genau wie Ihre Witze. Reichen Sie mir mal die Hand.«

McBride streckte den Arm aus und Mullen half ihm auf die Beine. Der Amerikaner schwankte und Mullen musste ihn stützen. Er war ein sardonischer Ire, kräftig gebaut und etwas untersetzt, und arbeitete als Chief Inspector bei der Staatspolizei. Er und McBride waren sich schon bei mehreren Gelegenheiten über den Weg gelaufen und hatten wenig füreinander übrig. Mullen konnte Privatdetektive generell nicht ausstehen und diesen einen schon gar nicht. Außerdem hielt er nicht viel von Amerikanern irischer Abstammung: Die waren doch alle Fenier. Cody McBride hingegen hätte es gereicht, wenn Mullen ihn hin und wieder einfach mal in Frieden lassen würde.

Zwei Männer brachten eine Trage über die Ziegelhaufen und wurden von Mullen herbeigewinkt. McBride schüttelte den Griff des Chief Inspectors ab.

»Ich brauch so was nicht. Mir geht’s gut. Ich bin in Ordnung.«

Er hob seinen Hut vom Boden auf und klopfte den Staub ab. Auf der Straße hatten die Polizisten damit zu kämpfen, die anwachsende Menschenmenge und die Presse zurückzuhalten. McBride bemerkte, dass der Geschäftsmann ihn mit erschrockenen Augen anstarrte. Nein, nicht ihn. Die Kugel.

Mullen hatte sich inzwischen einen Weg zu dem seltsamen Ding gebahnt und spähte hinein. McBride stolperte zu ihm hinüber. Das Innere der Halbkugeln war nicht glatt, sondern voller Rillen und anderer Konturen. Von der Gestalt, die McBride in der vergangenen Nacht kurz zu erkennen geglaubt hatte, gab es keine Spur.

Mullen bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Kommentar dazu, McBride?«

McBride rieb sich den Kopf und setzte sich den Hut auf, um seine Augen vor der Sonne abzuschirmen. »Nein, aber wenn Sie was rausfinden, lassen Sie es mich wissen. Ich geh nach Hause.«

Er wandte sich zum Gehen, aber der Chief Inspector packte ihn am Ärmel seines Mantels.

»Oh nein. Sie stecken bis zum Rand Ihrer blutunterlaufenen Augen in dieser Sache drin. Sie kommen mit auf die Wache.«

Die beiden Männer starrten sich gegenseitig an und machten sich bereit, eine ihrer unvermeidlichen und langwierigen Auseinandersetzungen zu starten, als plötzlich ein Wagen aus einer Seitenstraße hervorgeschossen kam. Er hielt mit quietschenden Reifen ganz in ihrer Nähe an und mehrere Soldaten sprangen heraus. Sie halfen der Polizei, die Leute zurückzutreiben, und errichteten rasch eine Absperrung rund um die Einschlagstelle.

Ein junger, dünner Mann mit einem schmalen Schnurrbart und einer makellosen Uniform schritt zwischen den Soldaten hindurch und brüllte Befehle. Als die Menge unter Kontrolle gebracht war, kam er zu McBride und Mullen herüber.

»Ah, Chief Inspector.«

Mullen fing McBrides Blick auf und flüsterte: »Ihr Heiligen, bewahrt uns vor dem Militärgeheimdienst.« Lächelnd drehte er sich um.

»Guten Morgen, Sir.«

Der junge Mann nickte knapp. »Major Lazonby. Militärgeheimdienst. Ich fürchte, dass Sie hierfür nicht mehr zuständig sind. Militärische Zuständigkeit und so. Und ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass die Sache strengster Geheimhaltung unterliegt.« Er spähte an Mullen vorbei in die offene Kugel. »Innerhalb einer Stunde haben wir das Ding auf einen Laster geschafft und sind verschwunden.« Er sah McBride an. »Ist das der Mann, der die Bombe gefunden hat?«

»Ja, Sir. Cody McBride …« Mullen machte eine Pause und lächelte. »Privatdetektiv.« McBride scharrte unbehaglich mit den Füßen. Seine Augen waren rot, seine Haare zerzaust, er war voller Schlamm und stank nach Whisky. Er versuchte, wenigstens einen Teil seiner Würde zurückzugewinnen. »Es ist keine Bombe, sonst wäre ich jetzt tot. Ich stand direkt davor, als …«

Auf der Straße ertönte Geschrei. Die Unruhe hatte sich immer weiter gesteigert, bis die Leute – angestachelt von der Presse – die kümmerliche Blockade aus Polizisten und Soldaten schließlich durchbrachen, um sich die Kugel anzusehen. Mullen und Lazonby brüllten ihren Männern zu, die Ordnung verdammt noch mal wiederherzustellen. Die Reporter rannten umher wie aufgeregte Hühner, kritzelten auf ihre Notizblöcke und machten Fotos. Zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Stunden wurde McBride von einem grellen weißen Licht geblendet, als direkt vor ihm jemand mit einer Kamera auftauchte.

Gegen Nachmittag war die Einschlagstelle geräumt, nur ein einsamer Polizist war zurückgeblieben. Abgesehen von der sanften Kuhle im Boden deutete nichts mehr auf die sonderbare Kugel hin. Soldaten hatten die beiden Hälften auf die niedrige Ladefläche eines Lasters gehievt und waren davongebraust – mit der storyhungrigen Presse dicht auf den Fersen.

Mullen hatte McBride in einen Wagen verfrachtet und ihn aufs Revier in Spittersfield gebracht. Dort hatten sie ihn in ein Verhörzimmer gesteckt und ihm miesen Kaffee gebracht. Mittlerweile hatte er drei Tassen getrunken und sich eine Zigarette angesteckt. Seit sieben Stunden war er nun schon hier.

Mullen überflog den Notizblock, den er vor sich liegen hatte, und lehnte sich mit einem tiefen Seufzer auf seinem Stuhl zurück. »Und das ist wirklich alles, was Sie zu sagen haben?«

McBride sagte nichts und aschte in seine leere Kaffeetasse.

Mullen legte eine Waffe auf den Tisch. Eine Automatikpistole, Browning, neun Millimeter. »Und von der wissen Sie auch nichts?« McBride zog noch einmal an seiner Zigarette und schwieg. »Wir können den ganzen Tag so weitermachen, wenn Sie das wollen!« Dann fuhr Mullen etwas freundlicher fort: »Hören Sie, Ihre Waffe interessiert mich nicht. Aber der Militärgeheimdienst ist unheimlich scharf darauf, Sie endlich in die Finger zu bekommen, und die werden es Ihnen nicht so leicht machen. Ich will lediglich eine Stellungnahme.«

McBride betrachtete den Chief Inspector mit müden Augen. »Mehr hab ich nicht zu sagen. Wenn Sie mir nicht glauben, ist das Ihr Problem.«

Mullen seufzte und wandte sich zu dem jungen Polizisten um, der neben der Tür stand. »Dixon, rufen Sie meine Frau an und sagen Sie ihr, ich komme heute Abend später.«

Der verängstigte Geschäftsmann von der Einschlagstelle war nach wie vor völlig außer sich. Er hatte zugesehen, wie der unglückselige amerikanische Privatdetektiv auf den Rücksitz des Polizeiautos geschoben und fortgebracht worden war. Er war geblieben, während die Soldaten die beiden Hälften der Kugel auf ihren Truck geladen und Planen darübergelegt hatten und dann weggefahren waren. Einige Reporter hatten seine Version der Geschehnisse hören wollen, aber er hatte sie wütend abgewiesen, wäre sogar um ein Haar gewalttätig geworden, als einer von ihnen ihn fotografiert hatte.

Um ihn herum erwachte London allmählich zum Leben, während er nun zu einem großen, sicheren Gebäude im Schatten des Kraftwerks von Southwark eilte. Dem Schild zufolge, das oben am Gebäude angebracht war, befand sich dort PEDDLER ELECTRONIC ENGINEERING – PRÜFUNG UND WEITERENTWICKLUNG.

Die junge Dame an der Rezeption riss alarmiert den Kopf hoch, als ihr Arbeitgeber in sichtlich aufgebrachtem Zustand an ihr vorbeihetzte. »Dr. Peddler …«

Er warf ihr seinen Mantel beinahe an den Kopf. »Jetzt nicht, Rosemary. Keine Anrufe heute und ich werde auch niemanden empfangen.« Dann war er in seinem Büro verschwunden und hatte die schwere Tür aus Eichenholz hinter sich zugezogen.

Erst hier gewann er seine Fassung teilweise zurück. Er schenkte sich einen großen Whisky ein, dann zog er die untere Schublade seines Schreibtischs auf und begann damit, eine Reihe von Briefen und elektronischen Diagrammen durchzusehen. Dann zückte er sein Feuerzeug, zündete die Papiere eins nach dem anderen an und warf sie in den kleinen metallenen Abfalleimer in der Ecke des geräumigen Büros. Er öffnete das Fenster, damit der Rauch sich verziehen konnte, und blickte auf die gedrängt stehenden Gebäude und die Bahngleise hinaus, die den größten Teil des Londoner Südostens ausmachten. Wenn er fertig war, würde nichts mehr übrig sein – nichts würde ihn noch mit diesen … Dingern verbinden.

Mit noch ein wenig zittrigen Fingern fischte er eine Zigarre aus seiner Jacketttasche, zündete sie an und beobachtete, wie der Tabakrauch sich mit dem Qualm der brennenden Dokumente vermischte. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte er sich wieder einigermaßen wohl in seiner Haut. Das Gefühl verging schlagartig, als er in den Hof der Fabrik hinabschaute. Der Rauch seiner Zigarre blieb ihm im Hals stecken und er bekam einen Hustenanfall. Im Hof stand der Lkw, mit dem die Soldaten die Kugel transportiert hatten. Bevor er sich wieder gesammelt hatte, hörte er ein zaghaftes Klopfen an seiner Bürotür und Rosemary steckte den Kopf herein.

»Es tut mir leid, Dr. Peddler, aber diese Leute haben darauf bestanden …« Die Tür wurde aufgestoßen und ein kleiner, elegant gekleideter Mann trat ein. Er trug ein unangenehmes Lächeln auf den Lippen, das Peddlers Nervosität erneut in die Höhe schießen ließ, und rieb sich die Hände, als würde er sich auf etwas freuen. Seine Haut war weiß und glänzte wie ungebackener Teig; seine Augen waren hinter den kleinen, runden Gläsern seiner Sonnenbrille verborgen. Hinter ihm standen zwei hoch aufragende Gestalten – deutlich über zwei Meter –, schweigend und reglos. Jeder von ihnen trug einen Trenchcoat mit hohem Kragen, Handschuhe, einen Schal und einen großen Fedora, dessen Krempe das Gesicht darunter in Schatten hüllte.

»Danke, meine Liebe, Sie dürfen gehen.«

Der kleine Mann sprach mit einer hohen, unangenehmen Stimme, bei deren Klang der Rezeptionistin ganz flau im Magen wurde.

Sie sah ihren Chef an und wartete auf ein Zeichen. Peddler nickte und sie schlüpfte dankbar an den beiden Riesen vorbei, während diese ins Zimmer traten. Als die Tür sich geschlossen hatte, suchte sie eilig Schutz hinter ihrem eigenen Schreibtisch.

Keine drei Sekunden später hörte sie Dr. Peddler: Er klang hektisch, verwirrt und panisch. Hin und wieder unterbrach ihn der andere Mann mit seiner langsamen, hohen und auf abstoßende Weise kindlichen Stimme.

Sie machte sich Sorgen. So hatte sie ihren Arbeitgeber noch nie erlebt. Leise erhob sie sich von ihrem Stuhl, schlich zur Bürotür hinüber und beugte sich vor, sodass sie durchs Schlüsselloch spähen konnte.

Plötzlich öffnete sich die Tür nach innen. Sie sprang zurück und strich sich hastig die Bluse glatt.

»Rosemary, rufen Sie die Security, damit sie Mr Wall und seine … Kollegen … hinausbegleiten können.«

Peddlers Stimme zitterte.

»Schon gut, Dr. Peddler. Ich denke, wir haben alles gesagt, was es zu sagen gab.« Der kleine Mann zog eine Visitenkarte hervor und reichte sie Peddler. »Rufen Sie mich an, falls Sie Ihre Meinung ändern. Warten Sie aber nicht zu lange.«

Er wandte sich um und schritt an Rosemary vorbei. Seine schweigsamen Partner machten keine Anstalten, sich zu bewegen.

»Gehen wir«, sagte er und schnippte mit den Fingern. Wie ein Mann drehten sie sich um und folgten ihm.

»Sir …« Rosemary klang besorgt.

Peddler ließ sie gar nicht zu Wort kommen: »Die zusätzlichen Wachleute, die ich bestellt habe. Sind sie auf ihrem Posten?«

»Ja, Sir, aber …«

»Gut … gut …«

Er wandte sich um und trottete in sein Büro zurück. Kaum war die Tür hinter ihm zugefallen, sank er zu Boden und vergrub das Gesicht in den Händen.

Als McBride endlich das Verhörzimmer verlassen durfte, war es bereits früher Abend. Bis er zu Fuß den Weg zu seinem Büro im Schatten der Kathedrale zurückgelegt hatte, war es stockdunkel und bitterkalt. Er hatte definitiv die Nase voll von dieser Stadt. Erst war er bewusstlos geschlagen und dann auch noch bloßgestellt worden. Wie einen Verbrecher, ja wie einen Nazi hatten sie ihn behandelt. Den ganzen Tag lang hatte man ihn im Verhörraum festgehalten.

Aus einer Tasche des Trenchcoats holte er seine Packung Lucky Strikes hervor und berührte dabei kurz seine Waffe. Zumindest hatte Mullen den Anstand besessen, sie ihm zu lassen. Er ließ die Packung aufschnappen. Eine einzige Zigarette war noch übrig. Er tastete in seiner Tasche nach ein paar losen Streichhölzern, bekam eins zu fassen und schaute sich nach etwas um, an dem er es anreißen konnte. Im Dunkel erspähte er eine Polizei-Notrufzelle. Er schnaubte, dann zog er das Streichholz verächtlich über die blau gestrichene Seitenwand. Er zündete sich die Zigarette an und schmiss die Packung weg.

Während er an der Box lehnte, blickte er an dem Gebäude hinauf, in dem sich sein Büro befand. Und erstarrte. Als er am Vorabend fortgegangen war, war gerade Verdunkelung gewesen, doch nun brannte Licht. Jemand war in seinem gottverdammten Büro!

2

McBride trat durch die schäbige grüne Haustür ins Innere. Erst dann zog er seine Waffe: Er wollte nicht die Aufmerksamkeit irgendwelcher Wichtigtuer aus der Nachbarschaft auf sich ziehen. Vorsichtig stieg er die Treppe hinauf. Je näher er der vierten Etage kam, desto langsamer wurde er. Er versuchte, so leise wie möglich zu sein, doch die alten Stufen knarrten und ächzten bei jedem Schritt. Quälend langsam näherte er sich seinem Ziel.

Durch die Milchglasscheibe in der Tür konnte er Gestalten erkennen, die sich in seinem Büro bewegten, außerdem waren leise Stimmen zu hören. Er holte tief Luft, packte seine Waffe fest mit beiden Händen und trat die Tür auf.

Ein kleiner Mann, der ein dunkles Jackett und einen schrillen Pulli trug, saß im Drehstuhl hinter seinem Schreibtisch und zeigte einem Mädchen im Teenageralter vom Fenster aus Londoner Wahrzeichen. Ihr T-Shirt war definitiv zu knapp und die Hose zu eng, als dass man es noch als anständig hätte bezeichnen können. Als die Tür aufflog, drehte sich der Mann mit dem Stuhl herum und lüpfte seinen Hut.

»Guten Abend, Mr McBride. Ich bin der Doktor und das ist meine Freundin Ace.« Er bemerkte die Waffe und hob nun auch die zweite Hand. »Oh … Na gut, wir ergeben uns. Eigentlich sind wir auf Ihrer Seite, wissen Sie?«

McBride schob mit einem Fuß die Tür zu. »Wie sind Sie hier reingekommen?«

Der kleine Mann lächelte. »So schwer war’s nicht. Beide Türen waren offen.«

Das Mädchen stieß ein lautes Lachen aus. »Toller Privatdetektiv.« Sie musterte den Revolver in McBrides Hand und ihre Augen leuchteten auf. »Hey, ist das ’ne Browning neun Millimeter?«

McBride blinzelte auf seine Waffe hinunter und kam sich mit einem Mal irgendwie albern vor. »Äh, ja.«

»Darf ich mal sehen?« Das Mädchen – Ace – streckte die Hand aus.

Sie war hübsch und hatte ein schelmisches Funkeln in den Augen. Ohne drüber nachzudenken, hätte McBride ihr beinahe die Waffe gegeben. Zum Glück ertappte er sich gerade noch rechtzeitig und steckte sie stattdessen wieder ins Holster.

»Wer zum Teufel sind Sie überhaupt? Ich hatte ’nen miesen Tag und bin wirklich nicht in Stimmung. Kommen Sie morgen wieder.« Er streifte seinen Trenchcoat ab und hängte ihn an den Hutständer, neben eine mit allerlei Dienstabzeichen geschmückte Jacke und einen Dufflecoat, der definitiv nicht ihm gehörte. Seinen Hut warf er auf den Tisch. Ace hob ihn auf und schlenderte wieder zum Fenster hinüber.

Der Mann, der sich selbst als Doktor vorgestellt hatte, beugte sich über den Tisch, stützte das Kinn in die Hände und schaute ihn durchdringend an. »Mr McBride, die Kapsel, die Sie gefunden haben …«

McBride hob die Hände und schüttelte den Kopf. »Oh nein. Davon hab ich jetzt wirklich die Schnauze voll. Die Bullen halten mich für verrückt, Mullen hält mich für ein Arschloch und die vom Militärgeheimdienst glauben wahrscheinlich, ich wäre ein Nazispion …« Er hielt inne. »Woher zum Teufel wissen Sie überhaupt davon?«

Der Doktor schob eine Zeitung über den Schreibtisch. McBride hob sie auf. Sein eigenes erschrockenes Gesicht starrte ihm von dem Foto auf dem Titelblatt entgegen. Hinter ihm war die offene Kugel zu sehen. Andere Bilder zeigten einen wütenden Lazonby und den verängstigten Geschäftsmann. Die Überschrift lautete: NEUE DEUTSCHE BOMBE NICHT EXPLODIERT.

»Wo haben Sie das her? Heute gab’s keine Sonderausgabe.«

»Das ist die Zeitung von morgen, Sie Dummkopf.« Ace drehte sich nicht einmal um. Sie probierte gerade McBrides Hut an.

McBride warf einen Blick auf das Datum: 14. November 1940. Es stimmte: Das war die Zeitung von morgen. Ihm wurde schwindlig und er ließ sich auf den Stuhl sinken, den er vor dem Schreibtisch für seine Kunden hingestellt hatte. Der Doktor bedachte ihn mit einem aufmunternden Blick. »Freuen Sie sich, Mr McBride. Sie werden berühmt.«

»Ich seh wie ein Vollidiot aus.«

Der Doktor nahm ihm die Zeitung aus der Hand und studierte die Fotos auf der Titelseite genauer. »Wer ist dieser Mann?« Er zeigte auf das Bild des Geschäftsmanns.

McBride zuckte mit den Schultern. »Ich hab keinen blassen Schimmer.«

Der Doktor legte die Stirn in Falten. »Ich bin sicher, dass ich das Gesicht kenne. Wenn ich nur wüsste, woher …« Er überflog rasch den Text. »Nun, die Obrigkeit scheint überzeugt zu sein, dass es sich um irgendeine Art einer neuen deutschen Waffe handelt.«

»Den ganzen Tag lang hab ich denen immer wieder gesagt, dass es keine Bombe ist! Ich weiß nicht … Ich könnte schwören, dass da was drin war – und es hat sich bewegt.«

Der Doktor lächelte ihn an. »Sie haben vollkommen recht: Eine Bombe ist das nicht. Ich glaube vielmehr, es ist eine Art Transportmittel.«

Ace kam vom Fenster herüber und warf über die Schulter des Doktors einen Blick auf das Bild. »Ein Schiff, meinen Sie? Dafür sieht’s ’n bisschen mickrig aus.«

»Simpel, aber effektiv. Ein Shuttle mit Zielflugsystem. Vielleicht eine Art Rettungskapsel.«

McBrides Neugier erwachte abrupt. »Deutsch, glauben Sie?«

Der Doktor ließ die Zeitung ein Stück sinken und spähte mit seinen leuchtend grauen Augen zu McBride hinüber. »Außerirdisch.«

»Was …?«

»Von einem anderen Planeten.«

McBride verzog gequält das Gesicht und erhob sich aus seinem Stuhl. »Sind Sie verrückt? So ein Unsinn.« Er ging zu einem der Aktenschränke hinüber, öffnete ihn und begann, ein Sortiment sauberer Hemden zu durchwühlen.

Der Doktor legte die Zeitung auf den Tisch, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schaute aus dem Fenster. »Und, wie Ihnen ja bereits bekannt ist, ist es leer. Erkennst du das Problem, Ace?«

Das Mädchen setzte eine verwirrte Miene auf. »Leere Sachen machen am meisten Krach?«

Der Doktor wedelte ärgerlich mit den Händen in ihre Richtung. »Nein, nein, nein.« Er hielt inne und als McBride sich umwandte, sah er das grimmige Lächeln auf seinem Gesicht. »Was vorher darin war, läuft jetzt hier in London herum.«

Peddler war noch immer in seinem Büro, als Rosemary Feierabend machte. Sie steckte ihren Kopf durch die Tür und war entsetzt, als sie ihren sonst so tadellosen Arbeitgeber erblickte. »Geht es Ihnen gut, Dr. Peddler?«

Er schaute mit Tränen in den Augen zu ihr auf. »Hm? Oh, ja, danke, Rosemary. Schließen Sie bitte hinter sich ab, ja? Ich bleibe noch eine Weile.«

Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln, während sie die Bürotür zuzog. Sie eilte durch den Empfangsbereich, verschloss die Vordertür des Gebäudes und ging rasch Richtung East End davon. Sie hatte keine Ahnung, was vor sich ging, und sie wollte es auch gar nicht wissen.

Über eine Stunde lang saß Peddler an seinem Schreibtisch und drehte Walls Karte hin und her. Es stand kein Name darauf, nur eine Telefonnummer. Eine Londoner Nummer. Er griff nach dem Hörer des Telefons, das auf dem Schreibtisch stand, und wählte.

Am anderen Ende nahm sofort jemand ab. »Wall?«

»Wall …«

»Haben Sie Ihre Meinung geändert?«

»Ich …« Peddler holte tief Luft und ließ sich auf seinen stilvollen Lederdrehstuhl sinken. Er betrachtete die ordentliche Landschaft seines Mahagonischreibtisches – eine Miniaturversion seines Imperiums. Nichts davon war ihm geblieben.

»Nein.« Plötzlich packte ihn wilde Entschlossenheit. »Scheren Sie sich zum Teufel, Wall. Niemals. Das ist obszön! Machen Sie mit mir, was Sie wollen. Ich bin kein so leichtes Ziel, wie Sie glauben.«

»Ach nein?«

Es klickte, dann war die Leitung tot. Peddler legte den Hörer auf.

Ein Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Er ging zum offenen Fenster hinüber und schaute auf den Hof, doch der lag still, dunkel und leer vor ihm. Peddler zog das Fenster zu und versicherte sich, dass es richtig verriegelt war. Als Nächstes schloss er die Tür ab. Nun, da er sich in seinem Büro endlich sicher fühlte, setzte er sich wieder und schenkte sich noch einen Drink ein.

Plötzlich kam etwas durch die Fensterscheibe geflogen, Glasscherben regneten auf seinen Schreibtisch herab. In der Scheibe prangte ein ziegelsteingroßes Loch. Peddlers anfänglicher Schrecken schlug sofort in Empörung um. Vandalismus? Das war alles, womit Wall und seine Schläger ihn bedrohen wollten?

Er knallte sein Trinkglas auf den Tisch, sprang auf und lief wieder zum Fenster. Im Schatten auf dem Boden lag etwas. Verwirrt griff er danach. Dann begriff er, um was es sich handelte, und seine Wut wich blankem Entsetzen.

Als das Ding ihn ansprang, entrang sich ein verzweifelter Schrei seiner Kehle. Doch er ging im Aufheulen der Sirenen unter, denn in diesem Moment hatten die deutschen Bomber einen weiteren Angriff auf London begonnen.

Der Doktor horchte auf, als er die Sirene hörte. Ace strahlte und hüpfte durchs Büro zum Hutständer hinüber. McBride beobachtete, wie sie die tiefen Taschen ihrer Jacke durchforstete. Schließlich brachte sie einen kleinen schwarzen Kasten zum Vorschein und lief damit zum Fenster zurück. Als sie die Vorderseite aufschob, erhaschte McBride einen Blick auf eine Linse: Offenbar war das kleine Gerät eine Kamera. Kalter Schrecken überkam ihn: Miniaturkameras wurden für gewöhnlich von Spionen benutzt. Aber dann warf er dem Doktor einen Blick zu und entspannte sich. Wenn die Deutschen zwei Spione nach England schickten, dann wohl kaum ein leicht bekleidetes Mädchen und einen Mann mit einem Pullover voller Fragezeichen.

Er knöpfte sich das frische Hemd zu und band sich eine Krawatte um. »Sie beide sollten lieber zusehen, dass Sie in den Luftschutzkeller kommen.«

Ace, die mit ihrer Kamera am Fenster stand, wandte sich um und sah den Doktor flehentlich an. »Och, bitte, Professor! Ich hab noch keine einzige Explosion gesehen!«

Der Doktor nahm seinen Hut vom Tisch und ließ ihn über seinen Arm bis auf den Kopf hinaufrollen. »Du wirst noch reichlich Gelegenheit bekommen, Fotos zu machen, Ace.« Er drehte sich zu McBride um. »Wie kommen wir denn zum nächsten Schutzraum?«

»Die U-Bahn-Station Chancery Lane liegt wohl am nächsten. Das sind von hier aus nur ein paar Minuten.« Er trat ans Fenster. »Ich zeig’s Ihnen.«

»Kommen Sie nicht mit?«, fragte Ace und sah ihn erstaunt an.

McBride trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Er hatte die beiden loswerden und seine nächtliche Routine wieder aufnehmen wollen. Nun konnte er spüren, wie der Doktor ihn mit Blicken durchbohrte. Ohne zu wissen, warum er es tat, ging er zum Hutständer, nahm seinen Mantel und schlüpfte hinein.

»Na schön, dann bringe ich Sie eben hin.«

Er löschte das Licht und hielt ihnen die Tür auf. Ace schnappte sich ihre Jacke, steckte die Kamera wieder ein und stapfte maulend ins Treppenhaus hinaus. Als sie an ihm vorbeikam, pflückte er ihr seinen Hut vom Kopf. Der Doktor folgte ihnen, während er sich seinen Dufflecoat überzog. Obwohl es dunkel im Zimmer war, war McBride überzeugt davon, dass der Doktor lächelte.

Die drei schlossen sich dem Strom von Menschen an, die die Straße entlangeilten, und gelangten so in kurzer Zeit zur Chancery Lane. Luftschutzhelfer sorgten dafür, dass alles geordnet ablief, und obwohl man die Angst der Leute beinahe schmecken konnte, brach keine Panik aus.

Der Doktor hingegen wirkte völlig entspannt. Er wies Ace fortlaufend auf Wahrzeichen hin und zeigte mit der Spitze seines Schirms hierhin und dorthin. Sie zogen ein paar neugierige Blicke auf sich, doch die meisten Leute waren zu sehr mit dem bevorstehenden Luftangriff beschäftigt, um sich Gedanken über diesen exzentrischen kleinen Mann zu machen.