...


 

 

 

Deutsche Erstausgabe (ePub) Februar 2020

 

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2019 by HJ Welch

Published in the English language as

»Safe Harbor«

Published by Arrangement with HJ Welch

 

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2020 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: CPI Deutschland

 

ISBN-13: 978-3-95823-805-3

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

...

 

Aus dem Englischen von Katie Kuhn


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Ein Klassentreffen, an dem auch sein übergriffiger Ex teilnimmt? Keine sehr erfreuliche Aussicht für Computernerd Robin. Doch zum Glück gibt es ja noch Dair, seinen Mitbewohner und ehemaligen Marine – der perfekte Begleitschutz und Alibi-Partner für diese turbulente Woche. Doch Dair ist vielleicht gar nicht so hetero, wie es auf den ersten Blick scheint, und die Anziehung zwischen ihm und Robin bald deutlich spürbar. Werden es die beiden ungleichen Männer schaffen, ehrlich zueinander und zu sich selbst zu sein und auf ihre Gefühle zu vertrauen?

 

 


 

Prolog – Vor drei Monaten

 

 

Robin

 

»Hört diese Qual denn nie auf!«, rief Robin Coal und schlug sich verzweifelt die Hände vors Gesicht. »Dieser Horror! Dieser Albtraum

Peyton, seine beste Freundin, tätschelte Robin den Kopf, der auf dem Sofa saß und die Hände in die Luft warf. »Ganz ruhig«, sagte sie mit todernster Stimme.

Robin nahm die Hände vom Gesicht. Seine Unterlippe zitterte. »Ich halte das nicht mehr aus. Bitte zwing mich nicht dazu. Wenn du mich wirklich liebst, hörst du damit auf.«

Peyton schnalzte mit der Zunge und schaute auf ihr Handy. »Ich hasse es, dir schlechte Nachrichten zu überbringen, aber wir müssen noch mit einem letzten Bewerber sprechen.«

Robin ließ sich an die Sofalehne fallen. »Bestell meinen Eltern, ich hätte sie immer geliebt! Es war ein gutes Leben!«

Peyton lachte und kitzelte ihn an der Seite. Robin zahlte es ihr kreischend heim. Einen so skrupellosen Angriff konnte er ihr nicht durchgehen lassen. Als sie vollkommen zerzaust auf dem Fußboden lagen, stellte er sich wieder der Realität.

Sie würden nie den passenden Untermieter für das freie Zimmer finden.

Es stand schon seit ein paar Wochen leer und sie näherten sich gefährlich dem Zeitpunkt, an dem die nächste Monatsmiete fällig wurde. Dieses eine Mal mochten sie es schaffen, aber wenn sie bis März niemanden gefunden hatten, würde es Probleme geben.

Robin zog sich hoch und setzte sich wieder aufs Sofa. »Okay. Gut. Lass uns alle Bewerber noch einmal durchgehen. Der Typ mit der unheimlichen Pilzsammlung kommt nicht infrage, ja?«

Peyton nickte und setzte sich zu ihm. »Auch nicht das Mädchen, das so high war, dass es keinerlei Durchblick mehr hatte.«

»Oder das Mädchen mit dem Notizblock, das die Staubhöhe in Millimetern gemessen hat.«

»Oder der Fitnessfanatiker, der Junkfood aus dem Kühlschrank verbannen wollte.«

Robin schob seufzend die Brille hoch und rieb sich über den Nasenrücken. »Was ist mit dem Paar? Die schienen mir nicht allzu schlimm zu sein.«

»Machst du Witze?« Peyton sah ihn entsetzt an. »Der ältere Kerl wollte jedes Ei und jeden Liter Wasserverbrauch bis auf den Cent ausrechnen und aufteilen! Ich weiß, dass wir nicht reich sind, aber einen solchen Pfennigfuchser brauchen wir nicht!«

Robin studierte unglücklich die Notizen, die er sich in einem kleinen Block gemacht hatte. »Was sollen wir nur tun?«

Seine beste Freundin seufzte und legte den Arm um ihn. Da er noch kleiner war als sie, passte es genau. Und da er schon lange keinen Freund mehr gehabt hatte, waren Peytons Umarmungen das Beste, was er dieser Tage erwarten konnte.

»Wir finden schon eine Lösung. Hey, was hältst du davon, wenn wir uns nach dem letzten Bewerber etwas beim Thailänder bestellen und eine Flasche Wein aufmachen?«

Robin biss sich auf die Lippen und stellte sich vorab die Katastrophe vor, die ihnen bei diesem letzten Gespräch des Abends blühen würde. »Das hört sich gut an. Aber ich muss morgen arbeiten.«

Peyton küsste ihn auf den Kopf. »Du machst dir zu viele Sorgen, mein Schatz. Ein paar Gläschen Wein können nicht schaden. Du weißt doch, dass ich für dich da bin.«

»Ich kann mich um mich selbst kümmern«, grummelte Robin nicht allzu ernst.

Die Wahrheit war, dass er es liebte, gelegentlich von jemandem verwöhnt zu werden. Er wünschte nur, es könnte ausnahmsweise ein richtiger Freund sein. Stattdessen ließ er sich von Peyton knuddeln, während sie die Bewerbungsmail ihres letzten Kandidaten durchlasen.

»Alasdair Epping«, las Robin laut vor.

»Ex-Marine«, fügte Peyton hinzu und zog die Augenbrauen hoch. Ihre ganze Familie hatte auf die eine oder andere Weise mit der Armee zu tun und sie selbst war Krankenpflegerin. Robin merkte ihr an, dass sie es als Pluspunkt sah. Er selbst war sich da nicht so sicher.

»Und wenn er so ein Macho-Typ ist? Wenn es ihm nicht passt, dass wir…?«

Peyton rollte mit den Augen. »Wenn er homophob wäre, hätte er nicht auf eine Anzeige reagiert, in der ein Untermieter für einen Homo-Haushalt gesucht wird.« Sie schaute zu der Regenbogenfahne, die über ihrem Sofa an der Wand hing. »Außerdem ist er nicht mehr im Dienst. Er schreibt, dass er hier in Seattle als Mechaniker arbeitet. Woher willst du wissen, ob Homophobie nicht der Grund war, warum er aus dem Militär ausgeschieden ist?«

Robin schüttelte sich. »Ich hoffe nicht.« Das wäre ätzend.

»Hier… Er kocht gern und liebt Videospiele.« Es klopfte an der Tür. Peyton schaute auf die Uhr. »Und pünktlich ist er auch!« Sie sprang auf, um den Mann einzulassen.

Robin schnaubte. »Ich wette fünf Dollar, dass er gleich anfängt, sich die Zehennägel zu schneiden.«

Peyton verdrehte die Augen und öffnete die Wohnungstür.

Für einen Gott.

Robin wäre beinahe schon wieder vom Sofa gefallen.

Der Mann, der in der Tür stand, war wunderschön. Er hatte warme braune Augen und zottelige blonde Haare, die ihm bis zum Kinn fielen. Mit seinen über eins achtzig überragte er Peyton um ein ganzes Stück und obwohl er – natürlich – bekleidet war, hatte er einen ausgesprochen beeindruckenden Körperbau.

Robin konnte die rollenden Muskeln praktisch vor sich sehen, als der Mann verlegen von einem Fuß auf den anderen trat. Er zog eine Hand aus der Tasche seiner Bomberjacke und winkte ihnen dämlich zu.

Robins Herz schmolz dahin und floss ihm bis in die Pantoffeln. Dummerweise waren sie wie kleine Koalas geformt und so ziemlich das Peinlichste, was er an Schuhwerk besaß. Bis jetzt war ihm das egal gewesen. Ihre potenziellen Mitbewohner sollten rechtzeitig erfahren, auf wen sie sich einließen.

Bedauerlicherweise wusste das jetzt auch dieser Prachtkerl von Alasdair Epping. Robin gab sich alle Mühe, nicht rot anzulaufen.

Alasdair grinste nur. Robins Pantoffeln schienen ihn nicht im Geringsten aus der Fassung zu bringen. »Hallo! Du musst Peyton sein? Und du Robin? Ich bin Dair.«

»Dair?«, wiederholte Peyton und runzelte die Stirn, als sie sich die Hand schüttelten. »Oh! Die Kurzform von Alasdair. Wie cool. Komm doch rein.«

Sie ließ Dair den Vortritt und während sie die Tür hinter ihm schloss, warf sie Robin einen vielsagenden Blick zu: Oh mein Gott, der ist umwerfend! Robin versuchte, sie zu ignorieren. Stattdessen lächelte er Dair an, tastete nach seinem kleinen Notizblock und schaffte es irgendwie, den Block hochzuschleudern. Er flog ihm direkt ins Gesicht.

»Aua«, sagte er verlegen und rieb sich die Wange.

»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Dair betroffen und setzte sich ihm gegenüber aufs Sofa.

Robin lachte. »Bestens.« Er hob den Notizblock vom Fußboden auf, wo es sich vermutlich auch seine Würde heimisch gemacht hatte. »Du, äh… willst also ein Zimmer mieten?«, fragte er und zuckte zusammen. Natürlich wollte Dair das. Dazu war er schließlich gekommen. Aus welchem anderen Grund sollte Robin im selben Zimmer sein wie ein Mann von Dairs Aussehen?

Peyton kam zurück und setzte sich wieder neben ihn. Dair verschränkte die Finger seiner großen Hände und ließ sie zwischen den Knien hängen. Sein großer Körper ließ das Sofa winzig wirken. Guter Gott, was könnte Robin mit einem solchen Körper unter sich alles anfangen…

Unpassend! Er packte den Gedanken in eine Kiste in seiner Brust und schlug den Deckel zu.

Dair schien nicht zu bemerken, dass Robin mit einem kleineren Anfall zu kämpfen hatte. Er lächelte sie bedauernd an. »Ich lebe seit der Trennung von meiner Freundin allein und die Mieten in Seattle sind verdammt hoch. Ich dachte mir, ich könnte jemanden finden, mit dem ich mir die Kosten teilen kann. Und neue Leute kennenlernen. Nicht nur vier Wände, in die ich mich zum Schlafen zurückziehe.«

Ex-Freundin. Verdammt. Robin zwang sich zu einem Lächeln und merkte, dass das eigentlich sogar eine gute Sache war. Falls der Mann bei ihnen einzog, war es besser, wenn er nicht schwul war.

Nicht, dass sie sich schon einig wären, Dair zu nehmen. Abgesehen von der Tatsache, dass Robins Herz einen Hopser gemacht und Ja! gerufen hatte, kaum dass Peyton die Tür geöffnet hatte.

Er und Peyton warfen sich einen Blick zu. »Genau das suchen wir«, sagte Robin. »Einen Freund.«

»Unser letzter Mitbewohner hat sich nicht als schüchtern, sondern als Arschloch herausgestellt«, informierte Peyton ihn mit einem ernsten Kopfnicken. »Wir hoffen, dass wir dieses Mal jemanden finden, bei dem die Chemie stimmt.«

Robin schluckte. Es war immer etwas unheimlich, sich outen zu müssen – egal, wie oft man es in seinem Leben schon hinter sich gebracht hatte. Leider gehörte es aber zu den unvermeidbaren Notwendigkeiten im Leben eines schwulen Menschen.

»Äh, in der Anzeige stand, dass wir beide homo sind.« Robin zeigte auf die Regenbogenfahne über ihren Köpfen. »Das ist doch in Ordnung, oder?«

Dair runzelte blinzelnd die Stirn. »Selbstverständlich. Außer… habt ihr jemanden gesucht, der auch schwul ist?«

Robins Augenbrauen schossen in die Höhe und Peyton machte es ihm nach. »Nein«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Solange es dich nicht stört, ist es uns auch egal.«

Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Dairs Gesicht aus. Robins Herz schmolz dahin. »Prima! Das ist toll. Einer meiner besten Kumpel im Corps war schwul. Er und sein Mann haben diesen Account bei Instagram, für den sie mit Waren und Reisen und so bezahlt werden, nur weil sie Bilder von sich posten, auf denen sie glücklich sind und ihre Muskeln zeigen. Ist das nicht cool?«

Er schüttelte lachend den Kopf. Wow. Dair war wirklich bezaubernd. Robin fiel es schwer, nicht laut zu seufzen.

»Oh«, sagte Dair und zeigte auf die Küche. »Ich will ehrlich sein. Ich koche gern. Nicht nur für mich, auch für andere Leute. Es ist wie Zen für mich. Wäre es ein Problem, wenn ich oft in der Küche zugange bin?«

Diese unpassenden, schwärmerischen Gefühle klopften an den Deckel der Kiste in Robins Brust.

»Ein Problem?«, quiekte er.

»Unser Lieblingsgericht ist die Kurzwahl zu dem Thai-Restaurant um die Ecke«, erklärte Peyton.

Dair strahlte wieder sein Kilowatt-Lächeln. »Ich habe ein Rezept für grünes Curry, das ich schon lange ausprobieren wollte.«

Peyton sah ihn ernst an. »Vergiss das Zimmer. Willst du mich heiraten?«

Dair lachte ansteckend.

Oha. Das war ein Problem. Dair war offensichtlich der perfekte Mitbewohner. Er war lustig und großzügig und hatte einen festen Job, was ihn auch noch zuverlässig machte.

Aber etwas Bedrohliches breitete sich in Robins Brust aus. Es war, als würde Dairs Anwesenheit im Zimmer Robins ganze Welt zum Strahlen bringen. Er spürte einen Stich in der Brust, sein Herz fing wild zu pochen an und seine Hände wurden feucht.

Robin war dabei, sich Hals über Kopf in einen Mann zu verlieben, den er erst seit fünf Minuten kannte.

Der nicht schwul war. Und den Robin jeden Tag sehen würde.

Aber Peyton kam schon mit drei Dosen Bier zum Sofa zurück und diskutierte den Mietvertrag. Das Geschäft war so gut wie perfekt. Also lächelte Robin und gab sein Bestes, die Zähne auseinanderzubekommen und an der Unterhaltung teilzunehmen.

Zeit. Er brauchte nur etwas Zeit. Diese harmlose Verliebtheit würde sich schon wieder legen, davon war er überzeugt. Und bis dahin würde er eine Eisenkette um die Kiste in seiner Brust wickeln und dafür sorgen, dass niemand etwas von seinen Gefühlen erfuhr. Sie würden schon wieder verschwinden.

Jedenfalls hoffte er das.

 


 

Kapitel 1

 

 

Dair

 

»Das war's, Ma'am. Alles erledigt.«

Dair rollte unter dem Chevy Spark, an dem er gearbeitet hatte, hervor und wischte sich die ölverschmierten Hände an einem Lappen ab. Die Besitzerin des Autos biss sich auf die Lippen und rieb sich aufgeregt über die Brust. Sie war eine erschöpft aussehende Frau in mittleren Jahren mit einem kleinen Kind, das einen Dinosaurier-Rucksack auf dem Rücken hatte, an dem eine Laufleine befestigt war. Das Kind zog an der Leine, weil es an Dairs Werkzeugkasten wollte, um mit den dreckigen Schraubschlüsseln zu spielen. Vorsichtig schob er den Kasten etwas weiter weg, bevor er sich aufrichtete.

»Was war denn kaputt?«, fragte die Mom über den Lärm hinweg, den Dairs Kollegen in der Werkstatt verursachten. Die unterhielten sich lautstark und ihre Werkzeuge schlugen gegen das Blech der Autos, an denen sie arbeiteten. Dair verzog das Gesicht, fing sich aber wieder, bevor er sich zu seiner Kundin umdrehte.

»Ein Schlauch hat sich gelöst – vielleicht, als sie durch ein Schlagloch oder über eine Schwelle gefahren sind. Dadurch ist Kühlflüssigkeit ausgelaufen, der Motor hat sich überhitzt und die Flüssigkeit ist verdampft. Deshalb hat es ausgesehen, als würde der Motor brennen.«

»Du meine Güte!« Die Mom sah ihn erschrocken an. »Das ist mir nicht aufgefallen.«

»Es gibt ein Warnlicht«, erklärte ihr Dair, ging mit ihr auf die Fahrerseite und öffnete die Tür, um es ihr zu zeigen. »Für den Fall, dass es wieder passieren sollte. Jetzt wissen Sie, was Ihnen das kleine Lämpchen sagen will.«

»Das bedeutet das Licht also.« Die Frau schüttelte bestürzt den Kopf. »Ich dachte, es… Nun, mir war nicht klar, dass es dringend ist. Ich komme mir so dumm vor.«

»Schon gut«, sagte Dair beruhigend. »Das kann jedem passieren.«

»Aber ich musste den Wagen abschleppen lassen. Und jetzt die Reparatur. Was wird das alles kosten? Mein Mann wird so wütend werden. Oh Gott, was soll ich nur tun? Ich bin so dumm

Dann ist dein Mann ein Arschloch, dachte Dair bei sich. Warum sollte ein Mann seiner Frau Vorwürfe machen für eine Sache, über die sie nichts wusste? Nicht jeder war ein Autonarr.

Dairs geschulte Beobachtungsgabe setzte ein, bevor er sich dessen recht bewusst wurde. Das Handy der Mom war mindestens vier Jahre alt. Ihre Sneakers waren abgelaufen, ihre Jeans ausgefranst und ihr Pulli hatte einige kleine Löcher. Das Auto war auch schon einige Jahre alt und nicht in bestem Zustand. Das Kind lief erst in die eine Richtung, dann in die andere. Die Laufleine zog und zerrte am Arm der Frau, die sie fest umklammert hielt. Sie war so besorgt, dass sie es kaum zu merken schien.

Dair sah sich in der Werkstatt um. Als er seinen Chef nicht finden konnte, stand sein Entschluss fest. »Machen Sie sich keine Sorgen. Für die Kleinigkeit müssen Sie nichts bezahlen. Ich musste nur den Schlauch wieder anbringen und das Abschleppen gehört zum Kundendienst. Ich erledige nur schnell die Formalitäten.«

Die Freude in ihrem Gesicht war unbeschreiblich. »Sind Sie sicher? Oh, ich… vielen Dank. Vielen herzlichen Dank. Ich schwöre, ich werde das kleine Lämpchen nie wieder ignorieren. Ich werde das Auto rechtzeitig warten lassen.«

Dair lächelte. Er wusste noch nicht, wie er die Sache abrechnen sollte, aber die Tränen der Erleichterung in ihren Augen waren es wert. »Ich habe auch Öl und Wasser nachgefüllt. Jetzt können Sie unbesorgt losfahren.«

Das ließ sich die Mom nicht zweimal sagen. »Ich muss wirklich nach Hause und mich um das Abendessen kümmern. Vielen, vielen Dank. Sie sind der Beste. Ich wette, Ihre Frau hat diese dummen kleinen Probleme nicht.«

Dair lächelte trotz der Melancholie, die ihn bei ihren Worten erfasste. »Fahren Sie vorsichtig, Ma'am«, sagte er, während sie das Kind auf den Rücksitz packte. »Kommen Sie rückwärts raus oder soll ich Ihnen helfen?«

Nachdem sie das zappelnde Kind in seinem Kindersitz festgeschnallt hatte, drehte die Frau sich zu Dair um. Die Schlüssel hielt sie mit beiden Händen umklammert. »Nein«, sagte sie entschlossen. »Das kann ich selbst. Nochmals danke. Sie haben diesen Tag für mich gerettet.«

Dair winkte ihr lächelnd nach. Dann machte er sich auf den Weg ins Büro, um eine Lösung für die Abrechnung zu finden. Wenn er seine Zeit nicht in Rechnung stellte (was sowieso nicht viel war), konnte er den Abschleppwagen als Betriebskosten abrechnen und die Kosten selbst übernehmen und…

»Hey, Double Dair!«

Der Ruf wurde von Gelächter begleitet und Dair verdrehte die Augen. Wenn die Jungs in seiner Einheit ihn so gerufen hatten, dann aus Freundschaft und Respekt. Die Idioten, mit denen er hier zusammenarbeiten musste, benutzten den Spitznamen – nachdem sie ihn herausgefunden hatten – mit unverkennbarem Spott in der Stimme.

Dair wusste, dass er sich damit abfinden musste, auch wenn er es kindisch und ärgerlich fand. Andernfalls würde sie ihn Sissy nennen oder sich irgendeinen anderen erbärmlichen Mist ausdenken.

Der Typ, der nach ihm gerufen hatte, spielte mit seinem Handy, obwohl er keine Pause hatte. »Hast du vor, den Gratisservice, den du gerade verschleudert hast, von deinem Lohn abziehen zu lassen?«

Dair biss die Zähne zusammen. Er hatte gehofft, er würde damit durchkommen, auf seinen Lohn zu verzichten und die Abschleppkosten zu übernehmen. Jetzt musste er der Werkstatt auch noch den Verdienstausfall ersetzen. »Natürlich«, rief er zurück. Gute Taten blieben eben nie ungesühnt.

»Du bist ein solcher Schlappschwanz, Mann. Hast du dir wenigstens ihre Nummer geben lassen? Sie war auf ihre hilflose Art recht heiß. Ich wette, die lässt dich allen möglichen Scheißkram machen.« Damit brachte er die anderen wieder zum Lachen.

Dair verzog das Gesicht. »Es war nur eine einfache Reparatur. Ich wollte ihr helfen.«

»Oh, der würde ich auch jederzeit helfen!« Einige der anderen fingen zu johlen an und machten obszöne Gesten, während sie mit den Hüften nach vorne stießen. Dair verdrehte die Augen und überließ sie ihrem Spaß.

Während seiner Zeit in Afghanistan war auch viel Scheiße geredet worden, aber das hier war anders. Wenn man jeden Tag dem Tod ins Auge sah, war es in Ordnung, sich gegenseitig mit geschmacklosen Bemerkungen zu überbieten, um Dampf abzulassen.

Aber die Kerle hier? Waren einfach nur Idioten.

Dair machte sich seufzend an die Arbeit und stellte sich den gesamten verdammten Auftrag in Rechnung. Mist. Damit wurde das Geld in diesem Monat etwas knapp. Egal. Er würde einen Weg finden, um damit auszukommen. Davon war er überzeugt. Er hätte nie das Geld der Werkstatt genommen, sondern nur auf sein eigenes verzichtet. Die gesamten Kosten zu übernehmen, machte vermutlich keinen großen Unterschied mehr. Es zeigte lediglich die Geschäftsmoral dieser Werkstatt in klarem Licht.

Profit geht vor Menschlichkeit.

Dair wünschte, seine Kollegen wären nicht solche unreifen Idioten. Zumal er freitags und samstags oft für sie einsprang und länger arbeitete, damit sie ausgehen oder früher bei ihren Familien sein konnten. Er hatte gehofft, ihnen damit ein Vorbild sein zu können und einen guten Einfluss auszuüben. Aber nach zwei Jahren hatte sich immer noch nichts zum Besseren geändert.

Er bedauerte nicht, die Marines verlassen zu haben. Es war der richtige Zeitpunkt für ihn gewesen, ein neues Leben zu beginnen. Dachte er damals. Nachdem er nach Seattle zurückgekehrt war, hatten er und seine Freundin sich ausgesprochen. Solange er oft für lange Zeit auf Auslandseinsätzen war, war in ihrer Beziehung immer alles gut gelaufen. Nach seiner Rückkehr hatte sich das jedoch geändert. Er wollte Kinder. Sie nicht. Für dieses Problem gab es keine Kompromisslösung. Wenigstens hatten sie sich als Freunde getrennt.

Dair war naiv gewesen. Er hatte gedacht, seine Kollegen in der Werkstatt könnten die Lücke füllen, die entstanden war, als er die Marines verließ. Da er keine eigene Familie hatte und zum ersten Mal seit seiner Schulzeit Single war, hatte er gehofft, hier seinen Platz zu finden.

Wieder schallte derbes Gelächter durch die Werkstatt und erinnerte ihn daran, dass seine Hoffnungen vergebens gewesen waren.

Und dann dachte er an zu Hause.

Dair lehnte sich lächelnd in seinem Stuhl zurück. Er hatte seine Mitbewohner, nicht wahr? Es war nicht das Gleiche wie eine Freundin oder eine Frau, aber es war schon so eine Art Familie. Peyton war echt cool, aber Robin mochte er besonders gut leiden. Vielleicht, weil er ruhiger war und es zu einer größeren Herausforderung machte, ihn besser kennenzulernen.

Nach seinem Einzug hatte Dair einen ganzen Monat lang gedacht, Robin würde ihn nicht mögen. Er war sich immer noch nicht ganz sicher. Sie hatten sich gut verstanden, als Dair sich ihm und Peyton vorstellte. Doch dann schien Robin sich in eine Maus verwandelt zu haben, die erschrocken quiekte und davonrannte, wann immer Dair zu Hause war.

Langsam, aber sicher hatte Dair ihn aus der Deckung gelockt. Zuerst mit den Spezialrezepten seiner Mutter – Käsenudeln und Hühnerbrust Kiew. Dann hatte er Robin gefragt, ob er mit ihm auf der PlayStation Black Ops 4 spielen wollte. Dair hatte sich gedacht, dass ein Softwareentwickler wie Robin bestimmt auch gerne Computerspiele mochte. Er hatte sich nicht getäuscht.

Robin war immer noch extrem schüchtern, aber wenn er sich vergaß und aus sich herausging, öffneten sich die Schleusentore und er legte los. Dair fand ihn lustig und verdammt liebenswert. War es zu viel verlangt, wenn er hoffte, sie könnten mit der Zeit gute Freunde werden? Dair war überzeugt, dass Robins Arbeitskollegen wesentlich klüger sein mussten als er selbst. Doch obwohl sie wenig gemeinsam hatten, konnte er das Gefühl nicht loswerden, dass sie hervorragend zusammenpassen würden.

Fing heute Abend nicht Robins Urlaub an? Ja, so musste es sein. Dair hatte sich nämlich vorgenommen, nach der Arbeit noch einkaufen zu gehen und etwas Besonderes zu kochen. Vermutlich ein thailändisches Gericht. Das liebten sie alle drei am meisten. Doch dann – es war mal wieder typisch – kam genau im richtigen Moment noch ein Kunde mit einem Notfall in die Werkstatt gerollt. Seine Stoßstange und der Kofferraum waren bei einem kleineren Unfall verbeult worden.

Wie nicht anders zu erwarten, verdünnisierten sich Dairs Kollegen nach hinten. Schließlich war bald Feierabend.

Dair störte sich nicht daran. Der alte Mann, der den Wagen fuhr, war ziemlich durcheinander. Er war von einem jungen Mann gerammt worden, der vermutlich betrunken gewesen war. Dair befürchtete, dass seine Kollegen sich über den alten Mann lustig machen würden. Er nahm sich Zeit und versicherte ihm, dass sie sich um alles kümmern würden und er sein Auto morgen wieder abholen könnte. Dann wartete er noch, bis der Sohn des alten Mannes kam und ihn abholte, bevor er sich an die Arbeit machte.

Als er das verbeulte Auto endlich repariert hatte, war außer ihm niemand mehr in der Werkstatt. Er hatte nicht mehr genügend Zeit, um sowohl einkaufen zu gehen, als auch zu kochen. Aber es war Robins besonderer Urlaub. Peyton hatte erzählt, er wollte nach Hause fahren, wo seine Abschlussklasse aus der Oberschule ihr zehnjähriges Jubiläum feierte. Ein solches Jubiläum feierte man nicht jeden Tag.

Nachdem er die Werkstatt abgeschlossen hatte, loggte er sich mit dem Handy bei seiner Bank ein, um seinen Kontostand zu überprüfen. Es sah nicht allzu gut aus, zumal die Reparaturrechnung von heute noch nicht abgebucht war. Egal. Er konnte das Essen im Restaurant bestellen, mit seiner Kreditkarte bezahlen und sie im nächsten Monat ausgleichen. So viel kostete es schließlich nicht.

Heute hatte er die Chance, Robin zu beweisen, dass er gar nicht so einschüchternd war. Dass sie richtige Freunde werden konnten. Dair wusste, dass Robin – aus welchem Grund auch immer – ein Problem damit hatte, dass er nicht schwul war. Dair waren solche Sachen egal. Seine Kollegen waren demonstrativ nicht schwul und trotzdem Arschlöcher.

Außerdem arbeitete Robin viel zu hart. Dair nahm zwar auch nie Urlaub, hatte dazu aber auch keinen Grund. Robin dagegen musste man gewaltsam von seinem Laptop wegziehen, selbst wenn er schon vor Monaten beschlossen hatte, eine Veranstaltung zu besuchen. Dair hatte in der kurzen Zeit seit seinem Einzug festgestellt, dass man das am einfachsten mit einem guten Essen schaffte. Und mit Bier.

Dair fühlte sich schon etwas besser, als er zu seinem Truck ging. Er schwenkte den Schlüsselbund und beschloss, sich nicht zurückzuhalten. Wenn schon, denn schon. Schließlich musste er morgen nicht arbeiten.

Er mochte weder Familie noch Freundin haben und seine Kollegen mochten Idioten sein, aber dafür hatte er zwei höchst ungewöhnliche Freunde. Dair wollte Robin endlich beweisen, dass er immer für ihn da war und dass Robin auf ihn zählen konnte.

Und Liebe ging – wie das alte Sprichwort besagte – durch den Magen.


 

Kapitel 2

 

 

Robin

 

»Peyton! Nein! Gib das zurück!«

Robin Coal sprang hilflos vom Sofa auf, als seine beste Freundin ihm das Handy wegnahm und damit davonlief. »Äh-äh! Heute fängt dein Urlaub an.«

Robin wusste, dass sie nur scherzte und es gut meinte, aber sein Blick war besorgt auf das Handy gerichtet. »Äh, was das angeht…«

»Nein.« Sie schüttelte den Kopf und das Handy gleich mit. »Du hast die Arbeit an deine Vertretung übergeben. Du hast eine ganze Woche frei. Sie werden auch ohne dich überleben.«

Robin biss sich auf die Unterlippe. »Na ja, der Server ist ausgefallen und sie wollen lokal arbeiten, um weiterzumachen und… Das ist eine verdammt idiotische Idee und sie wollen es einfach nicht kapieren! Ich dachte mir, dass ich…«

»La, la, la!« Peyton wich ihm aus und lief auf die offene Küche der kleinen Wohnung zu. »Ich habe dir gesagt, ich würde dich auch drangsalieren, wenn es nötig wird. Weil ich nämlich deine allerbeste Freundin bin und das darf.« Sie öffnete den Kühlschrank und schob das Handy hinter die Milch und Dairs Proteindrinks.

Robin kreischte.

»Was ist, wenn… Dair anruft? Er ist schon zu spät dran. Ich mache mir Sorgen um ihn.« Es war ein ziemlich dürftiges Argument, aber er versuchte es trotzdem.

Peyton schürzte verächtlich die Lippen. »Dair ist ein großer, starker Marine. Ihm ist nichts passiert. Hör auf, das Thema zu wechseln. Du wirst zu diesem verdammten Klassentreffen fahren!«

Natürlich hatte sie recht, was Dair betraf. Und was Robin betraf, auch. Er hatte den Urlaub schon vor Monaten beantragt. Und jetzt hatte er das Büro verlassen und sein Projekt abgegeben und wurde plötzlich von Panik gepackt. Er war immer erreichbar. Immer. Als Softwareentwickler für Ticking Clock Entertainment zu arbeiten, mochte ihn in den Augen der meisten Menschen nicht unverzichtbar machen. Sie betrieben eine kleine Kette von Freizeiteinrichtungen in Seattle und Umgebung, darunter Spielhallen, Bowlingbahnen und Fluchträume. Ohne Robin und sein Team würde das ganze Unternehmen kollabieren.

»Ich habe versprochen, die Dinge im Auge zu behalten«, wollte er ihr widersprechen. Peyton verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er verzog das Gesicht. »Wirklich, ich weiß noch gar nicht, ob ich wirklich nach Hause fahren will und…«

»Ich wusste es!«, rief Peyton. Sie hielt die Hände an den Kopf und sah ihn entsetzt an. »Nein, Robin! Es ist dein zehnjähriges Klassentreffen! Dein Bruder bereitet es seit einem halben Jahr vor. Du würdest ihm das Herz brechen. Und außerdem… Wann warst du eigentlich das letzte Mal zu Hause?«

Robin wurde von Schuldgefühlen gepackt und knabberte an den Lippen. Er telefonierte fast jeden Tag mit seinem Zwillingsbruder, deshalb wusste er sehr wohl, wie viel Herzblut Jay in die Planung dieses Treffens gesteckt hatte. Nicht zu vergessen, dass seit Jays letztem Besuch in Seattle – arbeitsbedingt – schon Monate vergangen waren und Robin langsam verrückt wurde, weil er ihn so lange nicht gesehen hatte.

»Ich weiß«, gab er zu und hob die Hände. »Aber im Büro ist die Hölle los und ich will sie einfach nicht im Stich lassen. Ich bin sicher, dass Jay es verstehen wird und ich…«

Ein fiependes Bellen unterbrach sie. Robin schaute nach unten, wo ein kleines, fluffiges Fellknäuel mit überraschend scharfen Zähnen nach dem Saum seiner Jeans schnappte und knurrend daran zerrte.

Peyton lachte. »Siehst du? Smudge gibt mir recht. Stimmt's, Smudgy?«

Das kleine Fellknäuel knurrte und wedelte hektisch mit dem Schwanz, ohne Robins Jeans aus den Fängen zu lassen. Robin bückte sich seufzend, hob das neuste Mitglied von Dairs Menagerie hoch und streichelte es. Theoretisch war es ihnen nicht erlaubt, Haustiere zu halten, aber der Hausverwalter ließ sich so gut wie nie blicken.

Nach dem Auszug ihres letzten Mitbewohners waren Peyton und Robin mit ihrer Weisheit am Ende gewesen. Jeder potenzielle Untermieter für das dritte Zimmer, mit dem sie gesprochen hatten, war ein absoluter Spinner gewesen. Dann war Dair in ihr Leben getreten und hatte sofort zu ihnen gepasst. Peyton, die aus einer Militärfamilie stammte, wollte den ehemaligen Marine schon aus Loyalität nicht abweisen. Ihr und Robin gefiel vor allem, dass Dair einen festen Job hatte und grundsätzlich kein Arschloch zu sein schien. Dazu kam noch, dass er genauso gerne thailändisch aß wie sie. Damit war der Deal besiegelt.

Es war auch kein Fehler, dass Robin Dair auf eine etwas schmutzige und ungehobelte Art höllisch sexy fand. Allerdings war Dair nicht schwul, also bestand nicht die Gefahr, dass zwischen ihnen etwas passieren konnte oder es peinlich wurde. Selbst Peyton wusste nichts von Robins dummer kleiner Schwärmerei.

Dair war jedoch nicht nur ein Muskelpaket, er war auch lustig und nett. Vielleicht sogar zu nett, wie der kleine Zoo in ihrer Wohnung zeigte. Sie hatten ihm das Zimmer schon zugesagt, als sie von seinem Anhang erfuhren. Weder Robin noch Peyton wollten das Angebot zurückziehen, also blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Risiko einzugehen und die drei Katzen und zwei Hunde ebenfalls aufzunehmen, die Dair im Lauf der Jahre adoptiert hatte.

Bis auf Smudge, den kleinen Welpen, hatte er die Tiere alle aus Afghanistan mitgebracht, wo er als Marine mehrere längere Einsätze mitgemacht hatte. Er schien Streuner anzuziehen wie eine Disney-Prinzessin – sofern diese Prinzessin neunzig Kilo stemmen könnte und an einem Tag so viel essen würde wie Robin in einer ganzen Woche. Aber dieser fantastische Waschbrettbauch war es wert…

… und Robin verschloss auch diesen Gedanken in seiner geheimen Kiste der überflüssigen Schwärmereien, von denen niemand jemals erfahren musste.

Er beschaffte sich eine Galgenfrist, indem er Smudge ausgiebig knuddelte. Peyton gab jedoch nicht so leicht auf.

»Rob, ich weiß, dass du ein Computergenie bist und die anderen ohne dich aufgeschmissen sind. Aber du hast auch Urlaubsanspruch. Nutze ihn, bevor er verfällt! Ich verspreche dir, dass du dein Handy zurückbekommst und dich davon überzeugen kannst, ob alles richtig läuft. Aber jetzt ist Samstagabend und wir werden uns amüsieren.«

Robin seufzte. Smudge – der so genannt wurde, weil er braun war, aber eine schwarze Schnauze hatte – wand sich in seinen Armen und leckte ihm übers Kinn. Robin konnte Dair keinen Vorwurf machen, den Kleinen aus einem Müllcontainer gerettet zu haben. Er war ein liebenswerter Kerl, selbst wenn er keiner bekannten Hunderasse zuzuordnen war und noch am ehesten in die Kategorie fluffiger Tollpatsch passte.

Robin und Peyton hatten Musik laufen, deshalb hörten sie Dair erst, als er mit den Schlüsseln rasselte und die Wohnungstür öffnete. »Hallo!«, rief er und grinste die beiden an, während er hinter sich die Tür zutrat, weil er beide Hände voller Tüten hatte. »Hallo, hallo, wie geht's denn so?«

Robins Herz schlug einen kleinen Purzelbaum beim Anblick von Dairs strahlendem Lächeln. Verdammt. Er hatte sich wirklich Sorgen gemacht, weil Dair nicht pünktlich zurückgekommen war. Robin musste darauf achten, dass seine Schwärmerei nicht aus dem Ruder lief.

Als Dair in die Wohnung kam, rappelte sich Jimmy, die alte Bulldogge, auf und lief zu seinem Herrchen, um ihm zur Begrüßung auf die Schuhe zu sabbern. Die Katzen – Spot, Trixie und Jolly Roger – rafften sich ebenfalls auf und kamen angelaufen. Den armen Dingern fehlten Teile des Ohrs, des Schwanzes oder der Krallen, in Rogers Fall sogar ein Auge. Trotzdem fand Robin sie wunderbar. Er musste lächeln, als der große Mann sich bückte und sie zärtlich begrüßte. Dair kannte vermutlich ein Dutzend Methoden, einen Menschen zu töten, und doch knuddelte er jetzt seine Fellknäuel und gab ihnen Küsschen.

Diese dumme Schwärmerei klopfte jetzt wieder laut an den Deckel der Kiste in Robins Brust, doch er hielt ihn fest geschlossen.

»Tut mir leid, dass ich so spät bin. Ich habe uns Essen mitgebracht«, verkündete Dair und stellte die Tüten auf der Küchenzeile ab. Zwei Sixpacks Bier waren auch dabei. »Fröhlichen Urlaubsanfang, Robin!«

Eine Mischung aus Verlegenheit und Stolz durchfuhr Robin bei so viel Aufmerksamkeit. Dankbar nahm er sich ein Bier und lenkte sich damit ab.

Dair öffnete sich ebenfalls eine Flasche Bier. »Ich wollte anrufen und euch Bescheid sagen, dass ich Essen mitbringe, weil es zum Kochen zu spät wird. Es ist niemand ans Telefon gegangen.«

»Thai ist immer gut«, erklärte Peyton, die den Mund voller Cracker hatte.

Robin lächelte schief. »Tut mir leid. Peyton hat mein Handy in den Kühlschrank gelegt.«

Dair blinzelte. »In den Kühlschrank?«

»Ja«, sagte Peyton. »Weil er ein Blödmann ist. Oh… Ist das Tintenfisch?«

Der köstliche Geruch von heißen Nudeln, Reis und Curry stieg Robin in die Nase. Sein Magen knurrte und er war froh, das Essen als Entschuldigung benutzen zu können, um nicht über seine Probleme reden zu müssen. Er bediente sich bei seinen Lieblingsgerichten und vermied dabei wohlweislich jeden Blickkontakt mit Peyton und Dair.

Es war nicht so, dass er nicht nach Hause fahren wollte. Schließlich war seit seinem letzten Besuch schon verdammt viel Zeit vergangen. Ihm wurde allerdings regelrecht schlecht bei der Vorstellung, seine Arbeit im Stich lassen zu müssen. Robin grübelte über seine Entscheidung nach. Sein Magen gurgelte von dem vielen Bier, in dem eine Handvoll Nudeln schwamm. Verdammt, er konnte nicht fahren. Er konnte einfach nicht.

»Robin?«, sagte Dair und ließ sich aufs Sofa fallen. »Ist alles in Ordnung?«

Robins Magen flatterte jedes Mal, wenn Dair ihn mit diesem besorgten Tonfall ansprach. Der Mann hatte keine Ahnung, wie sexy es war, wenn er den professionellen Marine herauskehrte.

Robin konnte nicht verstehen, wieso ein solcher Mann die Freundschaft mit jemandem wie ihm selbst suchen sollte. Anfangs hatten Peyton und er nach einem schwulen Mitbewohner gesucht, doch das hatte zu nichts geführt. Dair schien sich nicht daran zu stören, dass sie beide homo waren. Dair kochte immer gerne für sie alle; er half Peyton, sich auf ihre Prüfungen vorzubereiten und spielte mit Robin Videospiele. Er war ein guter Kerl.

Robin seufzte und stocherte mit den Essstäbchen in seinem Essen rum. Er hatte plötzlich keinen Hunger mehr. Er musste endlich aufhören, über Dair nachzudenken. Und er musste sich entscheiden, ob er zu dem Klassentreffen fahren sollte oder nicht.

Jay, sein Zwillingsbruder, wäre sehr enttäuscht, wenn Robin in letzter Minute absagte. Jay gehörte dem Festkomitee an und hatte Tag und Nacht daran gearbeitet, Veranstaltungen und Aktivitäten vorzubereiten, die während der Festwoche stattfinden sollten. Der Gedanke an so viel Geselligkeit machte Robin nervös. Er zog es sowohl bei der Arbeit wie beim Spiel vor, sich hinter einem Bildschirm zu verstecken. Seine Arbeit war jedoch der Hauptgrund, warum er darüber nachdachte, nicht nach Pine Cove zu fahren.

Als er Dairs Frage nicht beantwortete, sprang Peyton ein. Sie war Krankenpflegerin. Robin musste sich also damit abfinden, gleich von zwei fürsorglichen Freunden umgeben zu sein. Verdammt. »Robin denkt ernsthaft darüber nach, nicht zu dem Klassentreffen zu fahren.«

Sie sah ihn mitfühlend an, fasste ihn am Knie und drückte zu. Ihre Haare waren hinten und an den Seiten kurz geschoren, aber vorne fielen sie ihr in die Stirn. Die Frisur, die bei jedem anderen Menschen brutal gewirkt hätte, sah bei der zierlichen Peyton mit ihrem androgynen Erscheinungsbild absolut umwerfend aus. Fand jedenfalls Robin.

»Halt… was?«

Dair sah Robin an und zog die Augenbrauen hoch. Er saß auf dem Sofa gegenüber, umgeben von seinem Streunerpack. Fairerweise musste man sagen, dass – von Smudge abgesehen – alle anderen ein Nickerchen hielten. Das kleine Fellknäuel sprang Dair um die Füße in der Hoffnung, dass früher oder später ein Stück Geschnetzeltes auf den Boden fiel, das er sich einverleiben konnte.

»Aber…«, fuhr Dair fort, ohne Robin aus den Augen zu lassen. »Du hast es doch schon vor Monaten geplant.«

»Momentan ist in der Firma die Hölle los«, sagte Robin schweren Herzens und seufzte. Peyton gab ein ersticktes Geräusch von sich und kniff die Augen zusammen. »Was ist?«

Sie rutschte von ihm weg. »Sei mir nicht böse…«

Robin runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht erinnern, ihr jemals böse gewesen zu sein. »Warum sollte ich dir böse sein?«

»Meinst du, dass du vielleicht deshalb nicht fahren willst, weil Mac auch kommt?«

Diesen Namen hatte Robin schon lange nicht mehr gehört. Verwirrt schüttelte er den Kopf. »Nein. Nein. Ich meine… Nein. Das hat damit gar nichts zu tun.« Robin hatte sich wirklich alle Mühe gegeben, zu vergessen, dass er Mac wiedersehen würde. Er schüttelte sich. Es war, als wäre er gerade in einen eiskalten See gesprungen.

»Wer ist Mac?«, fragte Dair. Seine Aufmerksamkeit war ganz auf Robin gerichtet. Sogar seinen Teller hatte er abgestellt (auf den Tisch, wo Smudge ihn nicht erreichen konnte). Robin konnte sich nicht erinnern, dass Dair jemals sein Essen zur Seite geschoben hätte. Jedenfalls nicht, seit er ihn kannte.

Peyton seufzte. »Mac ist Robins Ex. Ein Psycho.«

»Meinst du nicht, Psycho wäre etwas übertrieben?«, stammelte Robin. »Sicher, er war ein Arschloch, aber…«

»Sobald nicht alles nach seinem Kopf ging, ist er ausgerastet!«, rief Peyton. Sie hatte Mac nie kennengelernt, weil sie und Robin erst später Freunde geworden waren, als sie schon aufs College gingen. Aber sie hatte von Robin die eine oder andere Geschichte über ihn gehört. Und – wie Robin vermutete – auch von seinen Geschwistern, weil sie die alle kannte.

Er biss sich auf die Lippen. »Na gut, ja. Es gibt einen Grund, warum wir uns getrennt haben. Aber es war auch meine Schuld, nicht nur seine.«

»Unsinn«, erwiderte Peyton wütend. »Er hat dein Handy überprüft, ohne dich um Erlaubnis zu fragen. Wenn du ausgegangen bist, hat er dich mit Nachrichten bombardiert. Er hatte strenge Regeln, wie man Tacos isst. Er hat dich Binny genannt und dich geschlagen, wenn er ein gottverdammtes Videospiel verloren hat.«

Dair drehte sich zu ihm um. »Was?«

»So war das nicht!« Robin wedelte mit den Händen und versuchte, die beiden wieder zu beruhigen. »Also gut… Wir waren siebzehn oder so. Ich war auf dem letzten Platz bei Smash Bros. Ich habe ihn gekitzelt, damit wir beide zusammen verlieren. Ich war so dumm, das für lustig zu halten. Als er auch verloren hat, hat er mich auf dem Boden festgehalten und mir in die Rippen geschlagen. Ich hatte noch nicht einmal einen blauen Fleck. Und nur weil ich selbst so schlecht war, hätte ich ihn nicht mit reinziehen sollen.« Er sah zwischen den beiden hin und her.

Dair blinzelte langsam. »Er hat dich geschlagen

»Mehr als einmal«, murmelte Peyton. Dair machte ein entsetztes Gesicht.

Robin lachte, um die Anspannung zu vertreiben, die in der Luft lag. »Leute, ich schwöre euch, dass es nicht so schlimm war. Ich hatte ganz vergessen, dass er auch zu dem Treffen kommt. Er ist nicht der Grund, warum ich über eine Absage nachdenke.«

Darüber war er sich so gut wie sicher. Beinahe.

»Welcher Teenager hat schon eine perfekte Beziehung? Wir haben uns getrennt, als ich aufs College ging und er nicht. Das ist alles.«

Das war nicht alles, aber es war das, was er immer erzählte. Die Wahrheit war zu schmerzlich. Sie war auch irrelevant. Robin hielt es deshalb nicht für nötig, im Detail darauf einzugehen.

Peyton schnaubte spöttisch. »Du willst damit sagen, du hast ihm den Laufpass gegeben.« Sie beugte sich vor und prostete ihm mit ihrer Bierflasche zu. »Gut gemacht. Aber glaubst du nicht trotzdem, dass er teilweise dafür verantwortlich sein könnte, dass du nicht nach Hause fahren willst? Dass du ihm nicht begegnen willst?«

Robin öffnete den Mund. Schloss ihn wieder. Jetzt war er gezwungen, ernsthaft darüber nachzudenken, und ihm fiel auf, dass er seine Familie schon seit Jahren nicht mehr besucht hatte. Normalerweise kamen sie in kleinen Gruppen zu ihm zu Besuch und den Urlaub verbrachten sie in Kalifornien oder Hawaii.

Er runzelte die Stirn. »Ich… Nein. Ich will Mac wirklich nicht wiedersehen. Aber im Büro…«

»… gehen sie davon aus, dass du für eine Woche fehlst.« Peyton winkte ab. »Dein Handy bleibt so lange im Kühlschrank, bis du etwas anderes sagst. Sie kommen auch ohne dich zurecht. Würdest du ernsthaft über eine Absage nachdenken, wenn Mac nicht zu dem Klassentreffen kommen würde?«

Ihm fiel ein Stein vom Herzen, als er sich vorstellte, sein Ex würde an den Veranstaltungen der nächsten Woche nicht teilnehmen – vor allem nicht an der großen Party, die für den Samstagabend geplant war. Er dachte an sein Elternhaus, seinen älteren Bruder und seine jüngeren Schwestern. Selbst bei dem Gedanken, in dem alten Diner zu essen und an der berühmten Strandpromenade von Pine Cove spazieren zu gehen, zog es ihm vor Sehnsucht die Brust zusammen.

»Oh«, sagte er verlegen. »Ja, ich glaube schon, dass ich nach Hause fahren möchte.«

Vielleicht war es ja doch sein Unterbewusstsein gewesen, das ihn dazu gedrängt hatte, Mac aus dem Weg zu gehen?

»Richtig«, sagte Peyton resolut. »Und ich lasse nicht zu, dass du wegen diesem Blödmann kneifst.«

»Oh nein«, stimmte ihr Dair eindringlich zu. »Wenn überhaupt, dann sollte er nicht zu der Feier kommen. Du hast jedes Recht dazu. Er nicht.«

Robin rieb sich den Nacken und versuchte, die Essstäbchen wieder in die Hand zu nehmen, aber sie fielen auf den Boden. Sofort kam Smudge angerannt und beschnüffelte sie neugierig. Verlegen stellte Robin sein Bier ab, hob Essstäbchen plus Hund vom Boden auf und sah seine Mitbewohner niedergeschlagen an.

»Er kommt aber. Jay hat mich vorgewarnt. Wie gesagt, ich bleibe besser hier. Und in der Firma ist wirklich die Hölle los.«

Dair verzog kopfschüttelnd das Gesicht. »Nein. So leicht gewinnt dieses Arschloch nicht.«

Peyton hob die Hand, ohne Robin aus den Augen zu lassen. Sie und Dair klatschten sich ab und ließen die Hände wieder in den Schoß fallen.

»Sind deine Freunde nicht für dich da?«, erkundigte sich Dair besorgt.

»Selbstverständlich«, erwiderte Robin. »Aber…«

»Robins Zwillingsbruder und seine Freunde sind absolut wunderbar, aber sie sehen alle mehr oder weniger so aus wie er selbst.« Peyton bewegte die Hand auf und ab, um auf seine zierliche Gestalt hinzuweisen. »Das letzte Bild von Mac auf Facebook – bevor Robin seine hässliche Visage endlich blockiert hat – war mehr wie…« Jetzt bewegte sie die Hand vor Dair. »Mac war noch nie mit einem allzu scharfen Verstand gesegnet. Nur einer dieser dämlichen Jocks.«

Dairs Augenbrauen schossen in die Höhe und verschwanden unter seinen blonden Zottelhaaren. »Was du brauchst, ist ein Flügelmann, der dir dieses Arschloch vom Leib hält.«

Peyton schnappte nach Luft und schüttelte Robin am Bein. »Oh mein Gott! Wenn du mit einem heißen, starken Freund dort auftauchst, denkt Mac bestimmt zweimal darüber nach, ob er dir Ärger macht.«

Robin rollte mit den Augen. »Um Himmels willen, ich brauche doch keinen Leibwächter! Außerdem habe ich keinen Freund, schon gar keinen heißen, starken.«

Die peinliche Wahrheit war, dass Robin seit Mac gar keinen Freund mehr gehabt hatte. Er fühlte sich einfach zu unsicher. Sicher, er hatte einige kurze Affären gehabt, von denen man einige sogar als Dates bezeichnen konnte. Aber er hatte sich immer eingeredet, dass er sich mehr auf seine Karriere als eine Beziehung konzentrieren müsste.

FaceTime

Es schien, als wäre er mit seinen Bedenken in der Minderheit.

»Pass auf«, sagte Dair mit der festen Stimme eines Marines. Robins Zehen krallten sich zusammen und sein Schwanz pochte. Das passierte ihm immer, wenn Dair in diesem Tonfall sprach. »Du hast das Recht, an dem Treffen teilzunehmen. Und es ist mir egal, dass es schon zehn Jahre her ist, aber dieses Arschloch hat dich geschlagen. Wenn du also willst, komme ich mit und sorge dafür, dass er dich nie wieder anrührt. Er wird dich noch nicht einmal ansehen, wenn er weiß, was gut für ihn ist.«

Er hörte sich so grimmig an, dass Robin fast darüber erschrak. »Wow, Mann. Danke. Das ist wirklich nett von dir. Aber… Lass uns davon ausgehen, dass ich zustimme. Was ist mit deinem Job? Kannst du dir so kurzfristig freinehmen?«

Dair zuckte mit den Schultern und lächelte, während er sich Jimmy, die Bulldogge, auf den Schoß setzte. »Ich habe seit anderthalb Jahren nicht einen einzigen Tag Urlaub genommen. Sie sind es mir schuldig.«

Peyton sprang vom Sofa auf und schaute zwischen ihnen hin und her. »Das ist wunderbar. Robin, du denkst zu viel nach. Ihr fahrt und amüsiert euch, Mac lässt dich in Ruhe und du genießt das Wiedersehen mit deinen Freunden. Es ist eine Win-win-Situation.«

Robin biss sich auf die Lippen. Er wollte Dair ansehen, aber seine Schüchternheit gewann die Oberhand. »Und, äh… es macht dir nichts aus, meinen, äh… Freund zu spielen?«

Er schaute auf. Dair lächelte ihn freundlich an, beugte sich vor und drückte ihm das Bein. Robin konnte den Schauer nicht ganz verhindern, der ihm über den Rücken lief. »Natürlich nicht. Wir sagen einfach, dass wir erst seit Kurzem zusammen sind. Das macht die Sache einfacher und niemand wird sich wundern, wenn wir nicht ständig am Knutschen sind.«

Allein die Vorstellung, mit Dair zu knutschen, machte Robin ganz schwindelig. »Äh, ja. Das ist eine gute Idee.«

»Sie ist brillant«, verkündete Peyton, nahm ihre Bierflasche vom Tisch und hob sie in die Luft. »Ich erkläre diesen Plan offiziell zum ersten Streich der drei Musketiere!«

Dair machte es ihr nach und hob auch die Flasche. »Kommst du auch mit?«

Peyton trank einen Schluck Bier. »Ich könnte am Freitag nach meiner letzten Schicht nachkommen. Dann bin ich für die große Party da. Meinst du, deine Familie wäre damit einverstanden, Robin?«

»Sicher. Sie lieben dich«, sagte Robin wahrheitsgemäß und schüttelte lachend den Kopf. »Na gut. Dann machen wir wirklich ernst?« Als die beiden nickten, hob er ebenfalls die Flasche und sie stießen mit lautem Klirren an.

»Auf die drei Musketiere!«

Smudge sprang bellend auf den Boden, rannte aufgeregt im Kreis und versuchte, seinen Schwanz zu fangen.

Robin sah wie benebelt zu, als seine Freunde sich wieder ihrem Essen widmeten und frisches Bier holten, um zu feiern. Es wurde wahr. Es passierte wirklich. Ein Lachen blubberte ihm aus der Kehle. Es war verrückt, aber… Es konnte ein Wahnsinnsspaß werden. Die beiden anderen fingen an zu kichern, als sie ihn lachen hörten.

Es gab mehr Bier, dann gingen sie zu Wodka und Rum über. Sie drehten die Musik lauter und tanzten um den Tisch mit den Essensresten. Smudge flitzte ihnen glücklich zwischen den Beinen hindurch.

Robins Handy geriet in Vergessenheit und verbrachte die Nacht im Kühlschrank. Sollte ihn jemand aus dem Büro erreichen wollen, musste er sich für den Rest der Woche einen anderen suchen, der sein Problem lösen konnte.

Robin musste an einem Klassentreffen teilnehmen.