ANDREAS WEILER

 

 

DIE TERRANAUTEN, Band 48:

Narda und der Lordoberst

 

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

NARDA UND DER LORDOBERST von Andreas Weiler 

1. 

2. 

3. 

 

Das Buch

 

Tief im Leib der GRAUEN ARDA dröhnten die schweren, Energie erzeugenden Aggregate, murmelten ihr eintöniges, immerwährendes Lied.

Eine Kluft von mehr als eintausendachthundert Lichtjahren trennte sie von der Erde, ein Abgrund aus Ewigkeit und Leere, zu dessen Überwindung die alten Treiberschiffe sicher Wochen benötigt hätten. Mit den Kaiserkraft-Schiffen vom Typ der GRAUEN ARDA waren dazu nur einige Tage erforderlich. Der stille, grauhaarige Mann lächelte, ohne es zu bemerken. Niemand kann den Fortschritt mehr aufhalten, dachte er. Und schon gar nicht diese Rebellen, die sich Terranauten nennen. Ihre Stunde hat endgültig geschlagen – nur wissen sie es noch nicht. Sie sind erledigt....

 

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

  NARDA UND DER LORDOBERST von Andreas Weiler

 

 

 

  

  1.

 

 

Das Bild auf den breiten Außenschirmen veränderte sich abrupt.

Lordoberst Max von Valdec, der Mann, der sich zum absoluten Herrscher über das irdische Sternenreich machte, zwinkerte, als sei ein imaginärer Druck von ihm genommen. Wo vorher graues, seltsam formloses Wallen gewesen war, funkelten jetzt kalte Punkte, die von schwarzem Samt eingehüllt zu sein schienen. Der Bildschirm zeigte die Sterne des Normalraums.

»Orientierungstransit Vier«, sagte Cosmoral Fay Gray ruhig. Der grauhaarige Lordoberst wandte den Kopf zur Seite. Sicherheitsmanag Glaucen saß in dem Sessel neben ihm und musterte mit einem unruhig flackernden Blick die Projektionen auf den Außenschirmen. Valdec richtete seine Aufmerksamkeit kurz auf die Vielzahl der Kontroll- und Überwachungspulte, auf denen Sensoren und Dioden nervös zu blinzeln begonnen hatten. Er lauschte den gedämpften Stimmen der Gardisten. Dann glitt sein Blick zurück zu den Bildschirmen.

Tief im Leib der Grauen Arda dröhnten die schweren, Energie erzeugenden Aggregate, murmelten ihr eintöniges, immerwährendes Lied. 

Eine Kluft von mehr als eintausendachthundert Lichtjahren trennte sie von der Erde, ein Abgrund aus Ewigkeit und Leere, zu dessen Überwindung die alten Treiberschiffe sicher Wochen benötigt hätten. Mit den Kaiserkraft-Schiffen vom Typ der Grauen Arda waren dazu nur einige Tage erforderlich. Der stille, grauhaarige Mann lächelte, ohne es zu bemerken. Niemand kann den Fortschritt mehr aufhalten, dachte er. Und schon gar nicht diese Rebellen, die sich Terranauten nennen. Ihre Stunde hat endgültig geschlagen – nur wissen sie es noch nicht. Sie sind erledigt. 

Valdec dachte an das Ginger-System, das einseitig seine Unabhängigkeit vom Konzil erklärt hatte, an den Bund der Freien Welten. Das Lächeln in seinen Zügen erstarb nicht. Natürlich, besonders auf den entlegenen Kolonien gärte es, ein Prozess, der sich in den letzten Monaten immer weiter beschleunigt hatte. Aber was waren all diese Separationsbestrebungen ohne die Terranauten? Nichts, gar nichts. Die Humos wussten, was harte Arbeit war – und das war so ziemlich alles, was sie wussten. Sie mochten vielleicht in der Lage sein, angetrieben durch ihren Unmut gegen die Bevormundung durch die Konzerne, den Einfluss des Konzils kurzzeitig zurückzudrängen, aber auf lange Sicht konnten sie nicht gewinnen. Sie verfügten über viel zu wenig freies Kapital, nicht über die entsprechenden Produktionsanlagen, nicht über das wissenschaftlich-technische Know-how. Mit dem Fall der Terranauten würden auch die aufständischen Kolonien fallen … 

Valdec zwinkerte und betrachtete die weit entfernten, verwaschenen Nebelflecken.

Eines Tages, dachte er, eines Tages werden wir auch den Abgrund zwischen den Sterneninseln zu überwinden verstehen. Ein merkwürdiger Glanz funkelte in seinen Augen. Eines Tages …

»Keine nennenswerten Abweichungen«, sagte Cosmoral Fay Gray ruhig, die an seine Seite getreten war und seinem Blick folgte. »Darf ich …?« Sie streckte ihre Hand aus und verharrte mit den Fingern über den schimmernden Kontrollen. Valdec nickte stumm.

Das Bild auf den Außenschirmen veränderte sich. Das kalte, stumpfe Schwarz verschwand, machte einer Falschfarbenprojektion Platz, in der unzählige pulsierende Punkte schwammen – achtundvierzig, wie er wusste.

Zwei gewaltige keilförmige Formationen, auf einen noch fernen Punkt gerichtet.

»Wir sind jetzt noch 21 Lichtjahre von den angegebenen Koordinaten entfernt«, erklärte die Queen ruhig. »Auf diese Entfernung ist kein noch so empfindliches Ortungsinstrument in der Lage, unsere Emissionen zu empfangen.«

»Können Sie den Zielpunkt schon ausfindig machen?«

»Ortungstechnisch?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich hege auch nicht den geringsten Zweifel, dass er sich genau dort befindet, wo wir ihn vermuten.«

Lordoberst Valdec nickte. »Ich stimme Ihnen zu, Cosmoral. Schließlich haben wir die Trümpfe in der Hand. Mater?« 

Jemand räusperte sich, dann trat eine schlanke Frau an ihn heran, deren Alter schwer einzuschätzen war. Sie konnte genauso gut zwanzig wie vierzig Jahre alt sein. Die Augen waren groß, und ein seltsamer Ausdruck glitzerte darin.

Bald werden wir auch sie nicht mehr brauchen, dachte Valdec und unterdrückte den Abscheu gegen die Psi-Begabte. Tief in seinem Inneren hasste Valdec alle parapsychisch Begabten und hielt sie für Monster. Aber Hass war eine Emotion. Und der Lordoberst würde sich niemals eingestehen, dass Emotionen bei seinen Handlungen eine Rolle spielten.

Die Treiberin in Diensten der Garden neigte kurz den Kopf und musterte ihn abwartend.

»Nehmen Sie Kontakt mit den Telepathen der anderen Schiffe auf!«, ordnete Valdec an, ohne den Blick von ihr zu lassen. Die Mater neigte erneut ergeben den Kopf, schloss die Augen und konzentrierte sich. Auf den Außenbildschirmen pulsierten noch immer die strahlenden Punkte. Dort waren sie, die Konzil, die Madrid, die Strahlenstaub und die Novaauge, die Sternenengel, die Tel-Lur und all die anderen Schiffe, überschwere Gefechtseinheiten, die Tod und Zerstörung mannigfach in sich bargen, eine Streitmacht, der keine Macht im bekannten Teil des Universums etwas entgegenzusetzen hatte. Selbst wenn die Terranauten mit allen Schiffen, die sie dem Konzil inzwischen gestohlen hatten, am Treffpunkt warteten, gegen diese Flotte hatten sie keine Chance. 

Auf der Stirn der Grauen Treiberin perlten feine Schweißtröpfchen, als sich ihre Konzentration vertiefte, dann, abrupt, riss sie wieder die Augen auf. 

»Kontakt steht«, sagte sie leise und mit schwankender Stimme. Valdec nickte erneut.

»Die Kampfgruppe I bleibt in diesem Sektor. Ich verlasse mich auf Sie, Mater, dass Sie in der Lage sind, den Kontakt auch über eine Entfernung von mehr als zwanzig Lichtjahren aufrecht zu erhalten.«

Kurz dachte der Lordoberst daran, dass Zarkophin und auch die Wissenschaftler des Kaiser-Konzerns mit Hochdruck an der Entwicklung eines Gerätes arbeiteten, das es vielleicht möglich machte, eine überlichtschnelle Funkverbindung über Lichtjahre hinweg zu errichten. Wenn das geschafft ist, dachte der Grauhaarige, dann wird uns nichts mehr überraschen können, kein Aufstand, keine Rebellion, und sei sie auch noch so weit entfernt. Noch aber sind wir auf Menschen wie sie angewiesen, auf Menschen, die in seinem Sinne keine Menschen waren, weil sie anders waren. 

»Der unbewusste Kontakt ist jetzt errichtet«, entgegnete Mater Jennia leise. »Es wird möglich sein. Und es wird kein Versagen geben.«

Der Blick des Konzilsvorsitzenden verweilte einige Sekunden auf ihrem außergewöhnlich schönen Gesicht, dann wandte er sich der Frau in der schmucklosen, hellgrauen Kampfuniform zu. Cosmoral Fay Gray hob die Augenbrauen.

»Leiten Sie den letzten Transit ein. Kontratransitpunkt wie vorgesehen.«

»Ich höre und gehorche, Lordoberst.«

Sie drehte sich auf den Absätzen um und gab seinen Befehl weiter. Nur wenig später brummten die Kaiserkraft-Projektoren auf, und ein eigenartiger Schwindel griff nach dem Denken Valdecs. Er schluckte, und als er wieder auf die Bildschirme sah, war dort wieder das formlose Grau, so trostlos wie die Uniformen der Garden. Früher hätte er diesen Flug nur in einer Tiefschlafkammer durchstehen können, da nur Treibergehirne den Einfluss von Weltraum II ohne Schaden vertrugen. Doch inzwischen gab es schützende Medikamente. Für alles gibt es eine Lösung, dachte Valdec grimmig.

Auch für das Terranauten-Problem. Eine saubere Lösung durch die Wissenschaft.

Neunzehn Raumschiffe würden an dem von den Terranauten angegebenen Koordinatenpunkt auftauchen. Valdec vermutete, dass niemand diese neunzehn Schiffe angreifen würde, zumal die von der Hassseuche befallenen Terranauten unter enormem Zeitdruck standen und es für sie keinen anderen Ausweg gab, als sich seinem Ultimatum zu beugen: bedingungslos zu kapitulieren, alle ihre Basen preiszugeben. Doch mit einer Falle musste man immer rechnen. Die Garden hatte schon zu viele Schiffe verloren. 

Der Lordoberst war vorsichtig geworden aus schlechter Erfahrung. Und er ging kein Risiko mehr ein. Falls die Terranauten unter dem Konzernerben terGorden ihren unsinnigen Widerstand noch immer nicht aufgegeben hatten, möglicherweise falsches Spiel betrieben, dann genügte ein einziger Gedankenimpuls Mater Jennias, um die Eingreifreserve von noch einmal dreißig Schiffen zu alarmieren.

So oder so – die Ära des Widerstands gegen Lordoberst Max von Valdec gehörte der Vergangenheit an, war schon Geschichte, mit der sich die Führungsstäbe der Garden in Zukunft zu Lehrzwecken auseinandersetzen würden.

 

*

 

»Es ist wie ein gefräßiger Schlund«, sagte Narda leise. »Wie ein Maul, ein hungriger Rachen, der aus einer anderen Welt in die unsrige reicht.« Sie blickte starr auf das Schwarz, das tiefer und leerer nicht sein konnte.

»Damit hast du vielleicht nicht einmal so unrecht«, erwiderte David, der an ihre Seite getreten war. »Ein Schwarzes Loch, nur ein mathematischer Punkt ohne Ausdehnung, ein Widerspruch in sich, so fest und unersättlich, dass er selbst die Lichtquanten in eine Raum-Zeit-Krümmung zwingt. Eine Gravitation, die so hoch ist, dass die Fluchtgeschwindigkeit mehr als dreihunderttausend Kilometer pro Sekunde beträgt.«

Ein Ort, an dem alle Gesetze des Universums ihre Gültigkeit verloren, ein Ort, an dem die Zeit selbst zu Raum und der Raum zu Zeit wurde. Ein Ort des Schreckens, des Nichtverstehens, der Auflösung. Oder war vielleicht auch dieses Black Hole nur ein Tor zu einer anderen Welt?

»Ich begreife einfach nicht, dass ihr immer noch Interesse für das elende Ding da draußen aufbringen könnt«, ertönte die Stimme Llewellyns. »Ich jedenfalls finde es einfach scheußlich.«

»Wenn nur nicht dieses verdammte Warten wäre …«, brachte Lyda Mar hervor. Sie trug einen Raumanzug – wie alle hier an Bord der Berlin. Nur so konnten sie sicher sein, nicht den Hassviren, die die Sarym-Heimkehrer in sich trugen, zum Opfer zu fallen. Die drei restlichen Mitglieder der Loge – Onnegart Vangralen, Ennerk Prime und Altamont O’Hale – saßen zurückgelehnt in den Sesseln und beschäftigten sich mit ihren eigenen Gedanken. 

Fünf Tage warteten sie jetzt. Fünf Tage in Raumanzügen und der nicht sonderlich geräumigen Zentrale eines Garden-Kurierschiffes, fünf Tage der Entschlossenheit – und des Zweifels. Das war eigentlich das Schlimmste: die Skepsis, die immer wiederkehrende Frage, ob ihr verzweifelter Plan nicht doch zum Scheitern verurteilt war.

Dumpf dröhnten die Photonenbrenner auf, als der Computer der Berlin eine Annäherung an das Schwarze Loch feststellte, die unterhalb der programmierten Toleranzgrenze lag. Narda erzitterte, als für den Bruchteil einer Sekunde schreckliche Orientierungslosigkeit nach ihr griff, eine Auswirkung der Raum-Zeit-Verzerrung, die von dem Black Hole ausging. Dann trieb der Schub das Trichterschiff langsam aus der äußersten Gefahrenzone heraus. 

»Was ist, wenn Valdec nicht auf die Botschaft unserer Nachrichtenkapsel reagiert?«, fragte Prime plötzlich. »Wenn er einfach still abwartet, nichts unternimmt?«

»Dann«, antwortete O’Hale, »sind wir erledigt. Und die Eisteufel von Quostan und die Kolonisten dieser Welt dazu. Ganz einfach.«

»Ganz einfach!« Prime schüttelte den Kopf und schluckte eine bissige Erwiderung hinunter. Seinem cholerischen Temperament war das Warten besonders zuwider.

»Er wird darauf reagieren«, versprach David terGorden. »Ganz sicher. Ich habe nicht den geringsten Zweifel.«

Er ließ sich jetzt ebenfalls wieder in den Sessel sinken, verwünschte den engen Raumanzug, den sie aus Sicherheitsgründen trugen. Für ein paar Sekunden kehrten seine Gedanken nach Rorqual zurück, zu den Freunden und Kameraden, zur Cygni, die noch immer im Orbit des roten Planeten dahintrieb. Bevor Llewellyn und Lyda Mar zur Berlin übergewechselt waren, hatten sie die Ionentriebwerke blockiert, sodass die Cygni den Orbit nicht mehr verlassen und auch nicht auf Rorqual landen konnte. Eine Verseuchung des Planeten musste unter allen Umständen vermieden werden. Das wusste auch Asen-Ger, der zurückgeblieben war. Selbst für den Preis des Todes von Claude Farrell, Ruben Carcones und der beiden Treibermädchen an Bord. Die Mistel der Cygni befand sich jetzt in der Berlin. 

David hatte noch etwas sagen wollen, aber aus den Augenwinkeln sah er, wie Lyda Mar zusammenzuckte.

»Lyda?«

»Es ist …« Sie horchte in sich hinein. »Es ist das Sucher-Bewusstsein.« Die Blicke der Treiber glitten unwillkürlich zu dem Terminal des Suchers hinüber, jenes eher unscheinbaren Navigationsinstrumentes, mit dessen Hilfe der angeschlossene Computer im Weltraum II den Kurs zu bestimmen vermochte. Unter der Protopverkleidung ›irgendwo‹ in den Schaltkreisen befand sich ein rätselhaftes Etwas, ein Bewusstsein, das nur Lyda verstehen konnte, vollständig jedenfalls. Auch David und Llewellyn waren in der Lage, einen Kontakt zu dem seltsamen Bewusstsein herzustellen, aber der war eher rudimentär.

»Etwas nähert sich uns«, sagte Lyda leise. »Gedanken, die …« Unter der Sichtscheibe ihres Helms riss sie die Augen weit auf. »Gedanken, noch entfernt, aber sie kommen näher, rasch …«

»Valdecs Flotte?«

Wir versuchen eine Gegenerpressung, dachte der Erbe der Macht. Ein verzweifeltes Unternehmen, in dem das mutierte Sucher-Bewusstsein eigentlich die wichtigste Rolle spielt und wir Menschen nur Statisten sind.

Nur wenn es diesem rätselhaften Bewusstsein in den Computer-Schaltkreisen gelang, auch den Suchern an Bord von Valdecs Schiffen Intelligenz einzuhauchen, konnten sie die Flotte übernehmen. Mit Valdec und dem Serum, das die Hassseuche-Viren abtötete. 

»Ich … Ich weiß es nicht genau … Ich …« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab, und nicht zum ersten Mal spürten David und auch die anderen Treiber, dass Lyda, seit sie von Sarym zurückgekehrt war, irgendwie fremd war. »Ja, es ist die Flotte. Und sie kommt schnell näher.«

Altamont O’Hale atmete tief durch, und der Riemenmann legte den Kopf in den Nacken. »Endlich!«

David tastete mit der Zunge nach dem dünnen Schlauch und saugte einige Schlucke belebender Flüssigkeit an. Plötzlich schmeckte sie schal, abgestanden und lauwarm. Nur nicht nervös werden, dachte er. Aber es hängt zu viel von dem Kommenden ab … 

Lyda erhob sich ruckartig, umfasste mit den in leichten Handschuhen steckenden Händen hart die Sessellehne. Ihr Kopf wandte sich zur Seite, und David blickte auf blasse Haut, auf der noch immer ein leichter grünlicher Schimmer lag. Das Grün würde mit der Zeit verschwinden, nicht aber die Narben des Fluoreszenzschimmels. 

»Gefahr«, kam es von ihren Lippen, so leise, dass die Mikroempfänger in den Raumhelmen der Treiber automatisch die Leistung erhöhten. David runzelte die Stirn.

»Wo? Was siehst du?«

Aus den Augenwinkeln nahm David wahr, wie Narda erschauerte.

»Was, Lyda? Konzentriere dich. Wir …«

Seine Worte wurden von dem Aufheulen des Ortungsalarms unterbrochen. Über die Kontrollpulte wogten flackernde Lichter, als die Instrumente zu hektischem Leben erwachten.

Bildschirme und Monitoren, die bis dahin blass und stumm gewesen waren, erhellten sich knisternd. Zahlen- und Buchstabenkolonnen schwebten in den Projektionsfeldern.

»Ortung!«, rief Altamont O’Hale und berührte mit seinen Fingern eilig Sensoren und Tasten. »Neunzehn Objekte.«

Er zögerte einen Augenblick. »Identifikation: Kaiserkraft-Schiffe, Kampfkreuzer der Omega-Klasse. Entfernung: gut zwei Millionen Kilometer; Geschwindigkeit: annähernd Null, nur leichte Drift.«

Er sah auf und begegnete den Blicken der anderen Treiber. »Es ist so weit, Freunde.«

»Neunzehn Schiffe«, brachte Narda hervor. »Das ist mehr als eindeutig.«

»Wir warten«, sagte David. »Noch haben sie nicht unsere Position. Wir …«

Irgendetwas berührte ihn, streifte seinen Geist, ließ ihn erschauern. »Lyda, was …?«

Die Narianerin schrie so schrill und voller Panik, dass die Treiber fast aus ihren Sesseln katapultiert wurden. Es waren Laute, die kaum noch etwas Menschliches an sich hatten.