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Holly McLane

 

 

 

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Holly McLane

 

 

 

 

 

 

 

 

© Copyright: 2020 – Holly McLane / Allyson Snow

 

Cover created by © Michaela Feitsch / Premade Cover & more
Korrektorat: Juno Dean

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.

 

 

 

 

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Inhalt

Kapitel 1 Kneifen gilt nicht

Kapitel 2 In der Not frisst der Teufel Stellenausschreibungen

Kapitel 3 Niemals!

Kapitel 4 Abfuhren funktionierten auch schon mal besser

Kapitel 5 Wer bremst, verliert

Kapitel 6 Ehrlichkeit bis zur Kündigung

Kapitel 7 Emotionale Inkompetenz ist keine Ausrede

Kapitel 8 Nur Loser kommen pünktlich

Kapitel 9 Alle kommen hoch … irgendwie

Kapitel 10 Teddys kuscheln besser

Kapitel 11 Willkommen, Sie sind verhaftet

Kapitel 12 Verführung mit (k)einem Plan

Kapitel 13 Werfe nie mit schimmelnden Eiern

Kapitel 14 Schlaflos in Hongkong

Kapitel 15 Nur über meine Systemlöschung!

Kapitel 16 Sexy massage and many problems

Kapitel 17 Pfeif beim Abschied leise ›Kuschelchen‹

Kapitel 18 Alles reine Übungssache

Kapitel 19 Rennsport ist gesund

Kapitel 20 James Bond hatte es leichter

Kapitel 21 Ein Mann, ein Schlag

Kapitel 22 Rache wird kalt serviert

Epilog

Nachwort


Kapitel 1
Kneifen gilt nicht

 

Um die Dinge aufzuzählen, die Aaron nicht mochte, bräuchte man sehr viel Papier, Geduld und Alkohol. Allerdings ließen sich zwei wesentliche Punkte seiner Hassliste in einem winzigen Satz zusammenfassen:

»Du musst.«

Sieben Buchstaben, die Aaron in jeglicher Hinsicht zuwider waren. Erstens hasste er es, geduzt zu werden. Blöderweise war der Mann, der diese infame Behauptung aufstellte, Aaron würde etwas müssen, seit Kindertagen sein Freund. Also konnte Aaron kaum auf das ›Sie‹ bestehen. Erst recht nicht bei ›Jo‹ (die Abkürzung für Josua – noch so eine Unart!). Den kümmerte ja nicht mal Aarons bösartiger Blick. Er sah lieber einem verdammten Sperling hinterher, der den Außensims des Bürofensters als Startbahn missbrauchte! Zu schade, dass sie nicht in einem Zeitalter lebten, in dem sich sogar Familienmitglieder in der dritten Person ansprachen. Dann könnte er seinen besten Freund auch einfach in den Kerker werfen lassen und ihm zeigen, dass Aaron überhaupt nichts musste! Damit kamen sie übrigens zu Aarons zweitem Hassobjekt: Dazu aufgefordert zu werden, etwas zu müssen, im schlimmsten Fall auch noch lautstark.

Dabei erhob ›Jo‹ nicht einmal die Stimme, als er erneut behauptete: »Du musst und du wirst!«

Die Gewissheit in Jos Tonfall ließ Aaron aus lauter Frust fast in seinen italienischen Schreibtisch beißen. »Ich muss überh-«

»Doch«

»Wer sagt d-«

»Ich.«

Aaron schnaubte. »Jetzt lass mich ausspr-«

»Nö.« Jo grinste von einem Backenzahn zum anderen. »Du wirst fliegen, mein Freund. Hongkong ist um diese Jahreszeit sehr schön. Vielleicht findest du dort eine hübsche Chinesin, die es länger als drei Wochen mit dir aushält, weil sie ohnehin nicht versteht, was du von dir gibst.«

Hatte Aaron erwähnt, dass er seinen besten Freund nicht leiden konnte? Jos Lässigkeit, mit der er sich in dem Sessel vor Aarons Schreibtisch lümmelte, das joviale Grinsen, der funkelnde Triumph in den grauen Augen, kurzum Jos Selbstsicherheit machte ihn seit Jahren wahnsinnig! Nicht einmal mit der vernünftigsten Argumentation konnte man gegen ihn gewinnen – Jo wischte sie einfach weg und quatschte einem zu allem Überfluss auch noch einen Rasenmäher auf, obwohl man nicht mal einen Garten besaß. Jo war der geborene Verkäufer, der beste Geschäftspartner aller Zeiten. Jedenfalls solange er nicht darauf bestand, Aaron solle nach Hongkong fliegen. Das kam nicht in die Tüte! Allein der Flug von Frankfurt in die Sonderhandelszone dauerte ewig. Zwölf Stunden, eingesperrt in eine fliegende Metallkiste, das überlebte er nicht. Niemals! Nur …wie sollte er das Jo klarmachen?

Selbst wenn er zeterte wie ein Kesselflicker, einen olympiareifen Flick-Flack mit nahtlosem Übergang in den doppelten Salto vorwärts machte oder einen Herzanfall vortäuschte, es würde ihm ja doch nichts nützen. Sobald sich sein Freund etwas in den Kopf gesetzt hat, könnte nicht mal der Teufel seine Meinung ändern. Besser, Aaron sah es gleich ein: Er hatte verloren.

In alter Zeit beugte man das Haupt vor dem Gegner, wenn man bei einer drohenden Niederlage mit einem letzten Rest Würde davonkommen wollte. Das tat auch Aaron. Mit einem dumpfen Knall landete seine Stirn auf dem Schreibtisch. »Ich will nicht.«

Aarons Barthaare kratzten über die Tischplatte, und sein Atem beschlug das Holz. Plötzlich stieg ihm der Geruch von Leder in die Nase. Widerwillig hob er den Kopf und starrte auf die blanken Sohlen von Jos Guccis.

»Nimm die Füße von meinem Schreibtisch«, schnarrte Aaron.

Jo lehnte sich noch weiter zurück, verschränkte die Arme im Nacken und wippte mit den glänzenden Schuhspitzen. »Der dir bald nicht mehr gehört, wenn du weiter die zickige Jungfrau vor der Drachenhöhle mimst.«

»Meinen Schreibtisch kannst du haben«, murrte Aaron.

»Dann hältst du dein Mittagsnickerchen nicht mehr hier, sondern in deiner Werkstatt auf einer Luftmatratze neben dem Regal mit den tausendzweiundneunzig Schrauben, schon klar.«

»Genau genommen sind es dreihundertsiebenundzwanzig in der Gesamtsumme«, sinnierte Aaron und fuhr sich über den Bart. »Davon einhundertachtundneunzig Zylinderkopfschrauben, dann waren sechsunddreißig mit Innensechskant und einer Länge von fünfzehn Millimetern, fünfundsechzig …«

»Aaron«, unterbrach ihn Jo.

»Ja?«

»Wenn du nicht sofort die Klappe hältst, werfe ich dich aus dem Fenster und du fliegst freihändig nach Hongkong.«

»Das funktioniert schon wegen der Schwerkraft nicht …«

Jo starrte ihn an, als würde er ihm gleich die Nase abbeißen wollen. Okay, vielleicht wechselte Aaron besser das Thema. Also verkniff er sich mühsam jedes weitere Wort über die Erdgravitation und die Unfähigkeit eines Menschen, ohne Hilfsmittel zu fliegen, und seufzte laut. »Was soll ich denn in Hongkong?«

Jo sprang auf und beugte sich über den Tisch, damit Aaron seinen genervten Blick aus nächster Nähe betrachten konnte.

»Muss ich dir das wirklich noch mal erklären, du Superhirn?«, blaffte Jo.

»Hey, dein Superhirn ist für die Vertragsverhandlungen zuständig. Und damit du den Chinesen nicht völligen Unfug auftischst, schreibe ich dir sogar einen Spickzettel mit allen technischen Fakten. Meinen Prototyp kannst du ja mitnehmen, damit sie ihn ausprobieren können. Im schlimmsten Fall kannst du mich über einen Video-Chat zuschalten.« Aaron hielt das für einen hervorragenden Kompromiss, Jo anscheinend weniger. Seine Hände krallten sich in die Tischplatte, bis die Knöchel weiß hervortraten. So wie er die Nägel hineingrub, bekam das makellose Furnier in diesem Moment hässliche Kratzer.

Gerade wollte er seinen Freund darauf hinweisen, da knirschte Jo lautstark mit den Zähnen. Eine lausige Angewohnheit, morgen jammerte er wieder über Kieferschmerzen.

»Aaron«, knurrte Jo. »Wie oft noch? Mein Superhirn kann in dieser Woche nicht mit den Chinesen plauschen, weil es sich dann in einer Klinik befindet!«

»Hast du einen Hirntumor?«

»Nein!« Jo schlug mit der Faust auf den Tisch. Der Briefbeschwerer hüpfte, Aarons Wasserglas kippte um und verschüttete seinen Inhalt auf der Tischplatte. Der untere Rand der Pfütze bildete die Küstenlinie bei Warnemünde. Aaron streckte die Hand aus, um dem Schwung der Hohen Düne ein wenig nachzuhelfen, da packte Jo seinen Arm.

»Noch mal ganz langsam zum Mitschreiben: Am 15. Oktober werde ich samt der Oberärztin für Gynäkologie Dr. Steinsaltz bei meiner Frau im Kreißsaal sein, mich von ihr vollkreischen lassen und froh sein, wenn sie endlich mit dem Kaiserschnitt anfangen.«

»Und du bist dir sicher, dass es dein Kind ist?«

Jos Griff verstärkte sich um Aarons Handgelenk, bis dieser das Blut pulsieren spürte. »Willst du mir einen Vaterschaftstest organisieren?«

»Natürlich. Das dauert nur fünf Min-«

»Das wirst du nicht!«

»Aber du hast …«

»Du fliegst nach Hongkong! Sonst kannst du den Laden zukünftig ohne mich führen!«

»Was?«, fragte Aaron entsetzt.

»Du hast mich schon verstanden.«

Fuck. Er brauchte Jo! Er umgarnte Kunden, verplemperte seine Zeit bei mühsamen Verhandlungsgesprächen und Geschäftsessen, stellte Personal ein und überwachte die Finanzen von Merkenthaler und Demmings System Solutions. Kurzum: Er war von Berufs wegen ein kapitalistischer, egozentrischer Mistkerl, der sich um die Dinge kümmerte, auf die Aaron keine Lust hatte. Damit sich Aaron voll und ganz auf die Technik konzentrieren konnte. Nur machte Jo irgendetwas falsch, denn seit der ersten Erwähnung der Worte ›Aaron‹, ›Fliegen‹ und ›Hongkong‹ hatte Aaron keinen einzigen klugen Gedanken mehr gehabt, was die Entwicklung des Sicherheitssystems für die Software autonom fahrender Fahrzeuge betraf!

Allerdings konnte Aaron ohne seinen rechten Arm auch herzlich wenig programmieren. Seine Finger wurden in Jos Griff bereits taub, und nur mit Mühe konnte er sie noch bewegen. Energisch drehte Aaron sein Gelenk aus Jos Umklammerung. Zumindest versuchte er es. Sein Freund starrte ihn finster an, bis Aaron an seiner Hand riss. Ausgerechnet da ließ Jo los. Aarons Arm schnellte zurück, und er schlug sich selbst gegen das Nasenbein. Au! Verfluchter Mist, tat das weh!

»Sehr schön, ich muss es noch nicht einmal eigenhändig tun«, spottete Jo.

Aaron rieb sich über die schmerzende Stelle. »Gut, lassen wir die kindischen Diskussionen.« Jo brummte wie eine stinkwütende Hornisse, aber Aaron hob einfach die Stimme. »Du kannst nicht nach Hongkong. Ich kann nicht nach Hongkong. Und das nicht nur, weil ich deine Frau nicht leiden kann und die Brut ihrer Lenden für einen Kuckuck halte, sondern weil ich kein Englisch spreche!«

»Ich werde in hundert Jahren noch nicht verstehen, wie ein Nerd und Programmierer ohne ein Wort Englisch durch sein Leben kommt. Aber denk ja nicht, dass es als Ausrede reicht. Wir besorgen dir einen Dolmetscher«, erwiderte Jo.

Toll. Jo hatte auch für jedes verdammte Problem eine Lösung. Aber Aaron hatte noch nicht sein gesamtes, diesmal sachliches Pulver verschossen. Vielleicht konnte er sich am Ende doch rauswinden. »Ich weiß nichts über die Gepflogenheiten dort. Es gibt andere Regeln als in Deutschland.«

»Ich erkläre sie dir.«

»Ich hasse Fliegen.«

»Nimm Tabletten.«

»Davon bekomme ich Kopfschmerzen.«

»Dann haue ich dir eben eins über die Rübe.«

Ganz toll. Sein Freund war immer zu Diensten, wenn es darum ging, jemanden mit brachialer Gewalt vor einer Phobie zu bewahren.

»Ich habe keinen Orientierungssinn«, wandte Aaron mit wachsender Verzweiflung ein. Sein Orientierungssinn oder vielmehr dessen Fehlen machte ihm schon auf bekanntem Terrain das Leben schwer. Selbst wenn er nur einmal den Teich im Park zwei Straßen weiter umrunden wollte, verlief er sich. Wie sollte er sich da in einer Stadt wie Hongkong zurechtfinden?

Jo starrte ihn durchdringend an. »Du bist ein Weichei. Wie bist du nur so alt geworden, ohne von Ratten gefressen zu werden?«

»In einer Zehn-Millionen-Villa gibt es keine Ratten«, gab Aaron zurück. »Der Hausmeister legt regelmäßig Gift aus.«

Sein Freund verdrehte die Augen, bis Aaron das Weiße sah. Entweder betete Jo gerade inbrünstig zu einer höheren Macht oder zur Zimmerdecke. Vielleicht auch zu der Stuckverzierung? Zwischen zwei Ranken gab es da nämlich tatsächlich einen Engel.

Nach einer Weile atmete Jo tief ein und presste schließlich heraus: »Du hast recht. Es ist eine dämliche Idee, dich allein nach Hongkong zu schicken, um ein Geschäft abzuschließen, das unseren Gewinn der nächsten Jahre verzehnfachen wird.«

Hervorragend, jetzt hatte es Jo endlich verstanden. Dann konnte sich Aaron ja wieder um seine Arbeit und die Ordnung auf dem Schreibtisch kümmern. Er zog aus der mittleren Schublade ein weißes Tuch und ließ es auf die Wasserpfütze fallen. »Schön, dass du es einsiehst.«

»Ich erinnere mich mit Grauen an unseren Ausflug nach Monaco. Du wärst dort zwei Jahre wegen Majestätsbeleidigung in den Knast gegangen, wenn ich nicht den Beamten geschmiert hätte.«

»Ich weiß nicht, was du hast«, erwiderte Aaron. »Das Gefängnis Maison d’Arrêt liegt direkt über dem Meer. Für ein Hotel in dieser Lage oder gar ein Haus bezahlt man immense Summen.«

Jo murmelte etwas, das sich verdächtig nach ›Warum habe ich mir ernsthaft die Mühe gemacht, dich rauszuholen?‹ klang.

»Dich allein nach Hongkong zu schicken, könnte man mir als bewussten Mordversuch auslegen.« Jo stand auf, schloss den Knopf seines Sakkos und schritt zur Tür. »Ich werde jemanden einstellen, die dich begleitet.«

Was? Halt! Moment! Doch ehe Aaron überhaupt die Tragweite dieser Worte begriffen hatte, ergriff Jo die Flucht und warf die Tür hinter sich ins Schloss.

Super! Ganz toll! Damit wären sie beim dritten Punkt auf Aarons Hassliste: Neue Mitarbeiter!

 

Kapitel 2
In der Not frisst der Teufel Stellenausschreibungen

 

»Wil … helm … ina«, las der geschminkte Lackaffe, sorry, geschätzte Gast dieses Etablissements von ihrem Namensschild ab. Der Stuhl knarzte, als er sein Gewicht verlagerte, die Ellenbogen auf dem Tisch abstützte und die Bluse dort fixierte, wo rein zufällig auch ihre Titten waren. »Komischer Name.«

»Ohne die Pausen zwischen den Silben ist er kürzer«, erwiderte die Kellnerin, die das verdammte Namensschild zum dritten Mal an diesem Tag zum Teufel wünschte. Dem Himmel sei Dank war Wilhelmina nicht ihr richtiger Name, sondern der ihrer Vorgängerin. Die echte Wilhelmina hatte Bernd, pardon ›Cillian‹, dem Besitzer des salmonellenzüchtenden Irish Pubs, vor einer Woche ihre Kündigung mit einer halbleeren Flasche Guinness über den Schädel gehauen. Kate wusste nicht warum, und es war ihr auch egal. Sie ignorierte gewissenhaft Bernds schmerzerfülltes Stöhnen, wenn er mit dem übertrieben großen Pflaster auf seiner linken Schläfe an ihr vorbeischlurfte. Wann immer Kate nach einem eigenen Namensschild fragte, griff er sich an den Kopf und verdrehte theatralisch die Augen.

Schön, dann eben kein Namensschild, aber damit blieben ihr die dämlichen Konversationen über einen hübschen, altdeutschen Namen, der für die Mehrzahl der geistig tieffliegenden Gäste einfach zu intellektuell war, nicht erspart. Die glaubten auch ernsthaft, sie bekämen für acht Mäuse Schnitzel aus zartem Schweinefilet und nicht aus Schlachtabfällen.

»Was möchten Sie trinken?«, fragte Kate.

Es war ja nicht so, dass sie nicht versuchte, höflich zu sein. Aber der Job als Kellnerin wäre wesentlich einfacher, wenn man nur Nonnen bedienen müsste. Sie klopfte mit dem Stift ungeduldig auf ihren Block, und die Mine kleckste einen schwarzen Fleck auf das Papier. Leider war der Schreibblock zu klein, um damit auch nur ansatzweise ihren Busen zu verdecken. Der Kerl starrte immer noch, natürlich nur auf das Namensschild. Wenn der so weitermachte, brannte der allein mit seinem Blick ein Loch in den schwarzen Stoff.

»Wilhelmina. So einen altbackenen Namen hatte nicht mal meine Großmutter. Wie alt biste? Anfang dreißig?«, spottete ihr ›Gast‹ und strich sich über die sorgsam nachgezeichneten Augenbrauen.

»Wenn sie Manieren besaß, hat sie die Ihnen nicht weitervererbt, was man von ihren Schminkkünsten auch nicht behaupten kann«, fauchte Kate. Sie riss ihm und seiner Begleiterin die Speisekarten aus den Händen. »Wenn Sie nichts bestellen wollen, dann gehen Sie. Wir brauchen den Tisch für richtige Gäste. Die nicht nur blöde über einen Namen lachen und mir unverhohlen auf die Titten starren, sondern was bestellen.«

»Sind aber auch ein paar pralle Dinger.« Dafür kassierte er einen lächerlich schwachen Fausthieb von seiner Freundin. Wäre Kate nicht auf diesen Job angewiesen, würde sie ihm mindestens die Nase brechen und ihn mit dem Kopf voran in einem Eimer Eiswasser abschminken!

»Ganz schön unhöflich«, setzte der Schwachkopf noch hintendran, und Kate fielen, natürlich aus Versehen, die Speisekarten aus der Hand, direkt auf den Fuß ihres unverschämten Gastes. Der jaulte, als ihn die harten Kanten der Holzbretter trafen, mit denen das Menü hinten und vorn eingefasst war. Eine herrliche Geräuschkulisse. Erst das dumpfe Aufschlagen, schließlich der unterdrückte Schmerzensschrei. Ihr Aggressionstherapeut hatte immer behauptet, die Klügere gäbe nach. Kate hielt das für ausgemachten Schwachsinn. Wer nachgab, überließ der Dummheit das Feld.

»Du beschissenes Miststück, kannst du nicht aufpassen?«

Kate lächelte lieblich. »Doch kann ich, will ich aber nicht.«

»Du blöde Bitch!«

Oh, er wurde kreativ. Kate wich zurück, als der Kerl aufsprang, am Tischbein hängenblieb und in ihre Richtung taumelte.

»Was ist hier los?«, brüllte Bernd. Er schob seinen massigen Körper hinter dem Tresen hervor, setzte krachend den Bierkrug ab und eilte schnaufend in die Richtung des Tumults. Gerade rechtzeitig stellte er sich zwischen Kate und ihren charmanten Gast, denn dieser sprang in diesem Augenblick vor und wollte Kate an den Haaren packen. Mit einem dumpfen ›Uff‹ prallte er an Bernd ab.

»Er möchte nichts bestellen«, erklärte Kate dem Bärenrücken.

»Doch, will ich, aber diese Schnepfe lässt mich ja nicht. Hängt mir ihre Titten ins Gesicht, obwohl ich mit meiner Freundin hier bin. Ich bin ein vergebener Mann, und die untervögelte Tusse baggert mich an!« Zu der Tirade gehörten noch ein paar Sätze mehr, allerdings würde der Rest in einer Fernsehsendung nur aus einem durchgehenden Piepton bestehen.

»Was woll’n Se denn bestellen?«, unterbrach Bernd den Sermon und wedelte hinter seinem Rücken mit der Hand.

Kate leistete diesem Wink nur zu gern Folge. Sie drehte sich auf dem Hacken um und flüchtete zur Theke. Zwei Minuten später gesellte sich Bernd dazu und legte die Speisekarten auf den Tresen.

»Ziemlicher Spinner«, brummte der, reichte den Bestellzettel durch die Luke in die Küche und steckte weitere Bierkrüge auf die Gläserspülbürsten. »Is trotzdem ein Gast. Wir haben eh schon nich viele Gäste. Genau genommen kann ich mir dich überhaupt nich leisten.«

Kate legte den Kopf schief. »Willst du mich rauswerfen?«

»Bist noch in der Probezeit. Ich kann immer sagen: Geh heim. Eigentlich wollte ich nach Wilhelmina keine neue Kellnerin mehr. Aber du warst nett, und du hast gesagt, du bist dir für keine Arbeit zu schade. Ist mir lieber als eine, die nicht mal den Boden wischen will. Aber ich hab’s auch nicht massig. Vielleicht mach ich das Ding hier zu und zieh zu meiner Schwester. Die wohnt auf Mallorca, musste wissen. Hat dort ’ne hübsche Hütte.«

Bombig. Das nannte sie mal einen Wink mit dem Zaunpfahl. Bernd schien ihr im Übrigen nicht zuzutrauen, den zu kapieren. Er winkte gleich noch mit der zugehörigen Einzäunung und drückte Kate eine Tageszeitung in die Hand, zufälligerweise bei den Stellenangeboten aufgeschlagen. Toll. Kate verzog die Lippen zu einem Schmollmund, doch Bernd kramte gerade nach einem Besteckkorb und streckte ihr seinen Hintern entgegen. Dem war es völlig schnuppe, dass sie nur einen Monat Miete auf der hohen Kante hatte. Gut, sie konnte ihm auch nicht böse sein. Das ›Irish Craig‹ lief wirklich schlecht. An den paar Tagen, die Kate hier bereits arbeitete, hatte sie maximal vier Stunden lang Gäste bedient.

Kate setzte sich mit der Zeitung an den leeren Tisch neben der Bar. Vielleicht hatte ihr Schutzengel ja ein Einsehen und zufällig hier ihren Traumjob abgedruckt? Nun ja, hoffen durfte man doch. Obwohl allein das Überfliegen der Berufsbezeichnungen deprimierend war. Es wurden Buchhalter gesucht, Call-Center-Agents und Berufskraftfahrer. Kate war nichts davon. Ihre einzige brauchbare Fähigkeit bestand darin, fließend Englisch und Mandarin zu sprechen. Allerdings waren ihre Noten nie gut genug für ein Studium gewesen, und ihre Mutter hatte sie irgendwann vor die Tür gesetzt, damit ihr neuer Lover mehr Platz hatte.

Bernd rauschte an ihr vorbei, zog einen köstlichen Essensduft hinter sich her und stellte die Teller vor dem Pärchen auf den Tisch. Als er zurückkam, wich er ihrem Blick aus und deutete nur nachdrücklich auf die Zeitung. Ja, ja, sie schaute ja schon nach. Kate stützte das Kinn auf die Hand und gähnte. Sie sah zwar die Buchstaben vor sich, aber ihre Gedanken drifteten wieder ab. Ihr Herz wollte nicht hier sein. Es sehnte sich nach ihrer Kindheit in einer lauten Metropole voller liebenswerter Menschen, Hektik und einem hohen Lärmpegel. Hongkong. Zu schade, dass sie weggezogen waren. Seit Jahren träumte Kate davon, dort ein neues Leben anzufangen. Hier hielt sie nichts. Ihre Mutter hatte ihre Pflicht getan und wollte jetzt die Freiheit genießen. Es tat zwar weh, aber Kate nahm es ihr auch nicht übel. Sie wollte ja ohnehin weg und niemals zurückkehren. Allerdings brauchte Kate das Geld für einen Hinflug und um über die ersten Wochen zu kommen, bis sie einen Job fand.

Hongkong … Moment, das Wort hatte sie doch gerade gelesen. Sie überflog die Stellenanzeigen der Buchhalter, Berufskraftfahrer, Maler, Erzieher, und ihr Blick blieb an einer hängen.

 

Zum nächstmöglichen Zeitpunkt suchen wir

eine Dolmetscherin bzw. Reise-Nanny

 

Gewünschte Qualifikation:

- Englisch, fließend in Wort und Schrift

- Mandarin, fließend in Wort und Schrift

- Deutsch fließend wäre wahnsinnig praktisch

- Nerven wie Drahtseile

- die Fähigkeit, in ein Flugzeug zu steigen, ohne hysterisch zu werden

- einen Stadtplan lesen können

 

Das erwartet Sie:

Sie begleiten unseren CTO vom 12. bis 18. Oktober nach Hongkong. Sie werden mit ihm an Geschäftsessen und -gesprächen teilnehmen. Das ist der einfache Teil. Sie werden dafür sorgen, dass er überhaupt dorthin findet. Des Weiteren achten Sie darauf, dass er die Firma mit seiner Unwissenheit über die hiesigen Gepflogenheiten nicht in den völligen Ruin reitet oder im Knast landet. Bedauerlicherweise brauchen wir ihn noch.

 

Anmerkung:

Wir wissen, dass diese Stellenausschreibung nicht genderkonform ist. Tatsächlich bevorzugen wir Frauen bei der Auswahl. Als Mann oder diverses Geschlecht können Sie sich ebenfalls bewerben, es wird Ihnen nur nichts nutzen, wenn es eine Frau gibt, die die oben genannten Kriterien erfüllt.

Sie können uns gern verklagen, unsere Rechtsabteilung ist gerade unterbeschäftigt.

 

Gehalt:

Rechnen Sie mit einem großzügigen Schmerzensgeld.

 

Bewerbungen an:

Unsere Adresse und den zuständigen Bearbeiter herauszufinden ist der erste Test, den Sie schaffen müssen. Wir glauben an Sie. Sonst wollen wir Sie sowieso nicht haben.

 

Das soll eine Stellenausschreibung sein? Das war ein Witz, oder? Allerdings sah das Logo auf jeden Fall professionell aus. Ein verschnörkeltes M ging in ein D über, und daneben stand der Firmenname. Merkenthaler und Demmings System Solutions. Mhm, war einer der beiden Namen der Trottel, der eine Nanny als Reisebegleitung brauchte?

Kate zog ihr Handy hervor und suchte den Namen im Internet. Die Firma gab es tatsächlich, und die Stellenausschreibung schien nicht die erste dieser Art zu sein. Eine Seite für die schlechtesten Jobannoncen aller Zeiten führte gleich fünf solcher unverhohlen diskriminierenden Stellenanzeigen auf und kritisierte das Unternehmen für dessen Unbelehrbarkeit. Ein Mitarbeiter von Merkenthaler und Demmings System Solutions hatte unter der Kritik den Kontakt zur Rechtsabteilung verlinkt und erwähnte ebenfalls, dass sich diese über freie Kapazitäten beklagte.

Die Stelle war also doch kein Witz. Oh, bitte, lieber Gott, lass es kein Witz sein. Das klang zu schön, um wahr zu sein. Sie käme nach Hongkong, und jemand würde ihr dafür auch noch Geld zahlen. Und den Flug! Mit dem alten Trottel, den sie begleiten sollte, wurde sie fertig. Und wenn nicht, dann flog er eben empört allein zurück.

Zu ihrer Schande zitterten ihre Finger ein wenig, als sie auf ihrem Handy das Mailprogramm öffnete und das langsame WLAN des Pubs verfluchte, mit dem Bernd ernsthaft an seinem Schaufenster Werbung machte. Theoretisch könnte sie die Bewerbung auch zu Hause schreiben, aber sie hatte erst in vier Stunden Feierabend, und wer wusste schon, wie viele verzweifelte Frauen sich auf diese lächerliche Stellenanzeige dann beworben hatten. Dieser Job gehörte ihr! Sie hörte das Schicksal nach sich rufen. Ihre Finger flogen über das Display.

 

Von: kate.parker@upsalamail.de

An: j.demmings@medss.com

Betreff: Bewerbung als Reise-Nanny

 

Sehr geehrter Herr Demmings,

 

hiermit bewerbe ich mich um die ausgeschriebene Stelle als Dolmetscherin und Hüterin Ihres CTO (oder sind Sie der CTO?).

 

Meine Qualifikationen: Ich wurde als Tochter einer Deutschen und eines Engländers geboren und spreche beide Sprachen fließend (Deutsch ein bisschen besser, ohne Akzent!). Mandarin stellt für mich ebenfalls keine Schwierigkeit dar. Ich habe acht Jahre in Hongkong gelebt und es geschafft, nicht vorzeitig ausgewiesen zu werden. Genauso wenig landete ich im Knast, und gefeuert wurde ich dort ebenfalls nicht. Meine Zähne putze ich mit Stacheldraht, und ich bin zwar nicht in der Lage, einen Stadtplan zu lesen, allerdings kann ich nach dem Weg fragen.

 

Es grüßt Sie freundlich

 

Kate Parker

 

Dass sie nur wegen des Jobs ihres Vaters in Hongkong gelebt hatte, spielte doch keine Rolle, oder? Genauso wenig, dass sie im Alter von vier bis zwölf Jahren kaum alt genug gewesen war, um im Knast zu landen, geschweige denn, gefeuert zu werden. Vielleicht behielt sie diese Details in einem Vorstellungsgespräch besser für sich. Falls sie jemals zu einem Gespräch kam. Ihre Bewerbung war genauso stümperhaft wie die Stellenanzeige, aber in einem Lebenslauf konnte sie höchstens mit ihren Fähigkeiten als Kellnerin angeben. Da übersprang sie das Thema lieber.

Mit bebenden Händen drückte sie den ›Aktualisieren‹-Knopf. Natürlich hatte sie noch keine Antwort. Sie hatte die Mail ja auch erst vor knapp einer Minute abgeschickt. Trotzdem klopfte Kates Herz schmerzhaft in der Brust, und ihre Kehle schien sich zuzuschnüren. Sie wollte in diesem Moment nichts mehr als diesen verdammten Job bei dieser offensichtlich hirnrissigen Firma.

 

Kapitel 3
Niemals!

 

Kate wusste nicht, wie oft sie auf ihr Display hämmerte und immer wieder ihr Postfach aktualisierte. Zwanzigmal, hundertmal, ihr Daumen schmerzte bereits, und sie bekam fast einen Herzinfarkt, als endlich eine Mail von j.demmings@medss.com eingeblendet wurde. Schnell klickte sie diese an und biss sich beinahe die Unterlippe blutig, während sie darauf wartete, dass das verfluchte Internet die ganze Mail anzeigte und nicht nur den Betreff! Quälend langsam baute sich der Text auf. Wort. Für. Wort … Herrgott!

 

Von: j.demmings@medss.com

An: kate.parker@upsalamail.de

Betreff: Re: Bewerbung als Reise-Nanny

 

Kommen Sie so schnell wie möglich in mein Büro.

 

Josua Demmings

Chief FINANCIAL Officer

 

Kate blinzelte. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie sollte kommen. Sofort. War der Kasernenton der Mail gut oder schlecht? Der Mann schien außerdem nicht zu denken, dass Kate einen anderen Job hatte, bei dem sie erst den Feierabend abwarten musste. Aber vielleicht konnte sie den Job ja schon vor dem 12. Oktober antreten. Dieser war schließlich schon in knapp zwei Wochen, und eine Reise wollte vorbereitet werden. Bernd war es sicher nur recht, wenn sie so schnell wie möglich verschwand.

Kate steckte das Telefon ein, faltete die Zeitung zusammen und warf sie auf den Tresen. »Angenommen, ich hätte jetzt ein Vorstellungsgespräch. Würdest du mich gehen lassen?«

Bernds Gesicht tauchte hinter dem Zapfhahn auf. »So schnell hast du eins gekriegt?«

Kate zuckte die Schultern, sprang auf und drehte sich übertrieben graziös einmal um die eigene Achse. »Ich bin eben gefragt.«

»Dann lass dich mal abwerben«, brummte Bernd. »Hier heult dir niemand nich ‘ne Träne nach.«

Kate verdrehte die Augen. Ein Glück, dass ihr Selbstbewusstsein groß genug war, um jetzt nicht beleidigt zu sein.

 

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»Das ist nicht dein Ernst!« Aaron hielt sein Tablet hoch; auf dem Bildschirm leuchtete die unsägliche Stellenanzeige. »Du suchst ein Kindermädchen für mich?«

»Dolmetscherin«, korrigierte Jo gelassen. »Oder meinetwegen auch Reisebegleiterin.«

»Escort-Damen benutzen diese Bezeichnung ebenfalls. Aber da ich bezweifle, dass du dich der Prostitution und Zuhälterei schuldig machen willst und die arme Irre, die sich darauf meldet, keinen Sex mit mir haben wird, bleibt nur ein weiteres Synonym: Kindermädchen!«

»Ich habe das Gefühl, dass wir ständig die gleichen Diskussionen führen.« Jo lehnte sich auf seinem Bürostuhl zurück und starrte an die Decke. »Woran liegt das?«

Das wüsste Aaron auch gern!

»Wer soll sich darauf bitte melden?«, fragte Aaron. Unweigerlich begann er, an seinem Bart zu zupfen. Verflucht, warum war er nervös? Ihm konnte völlig egal sein, wer eine so idiotische Stellenausschreibung ernst nahm. »Ich stelle niemanden ein, der sich auf diesen Humbug hin bewirbt!«

»Nur wer sich auf diesen Schwachsinn meldet, besitzt genügend Humor, es mit dir auszuhalten.« Jo lachte und legte die Beine auf den Tisch. »Eine Bewerberin gibt es bereits. Ich schrieb ihr, sie soll vorbeikommen.«

»Hat sie Unterlagen von sich geschickt?«, fragte Aaron neugierig.

»Nein.«

Hervorragend. Das war doch mal eine Referenz. Allerdings … Bei der Ausschreibung auch nicht verwunderlich. Entweder bewarben sich Menschen darauf, die vom Jobcenter dazu gezwungen wurden, oder irgendwelche Irre, die das Ticket für den Flieger bezahlt haben wollten, den sie dann in der Luft entführen und abstürzen lassen konnten.

Mit dem Fuß stupste er gegen eine der Red-Bull-Dosen, die sein Bruder ständig liegenließ, wenn er Jo in seinem Büro besuchte. »Du siehst aus, als hättest du Magenschmerzen.«

»Habe ich auch!«

Ein Klopfen erklang an der Tür, die Klinke wurde heruntergedrückt, und Jos Assistentin Carmen trat ein. Sie schloss die Tür hinter sich, bevor sie sich ihrem Chef zuwandte. »Hier ist eine junge Dame, die sich als Reise-Nanny vorstellen will.«

Jo grinste, schwang die Beine vom Tisch und stand auf. »Da ist sie, deine erste Bewerbung, Aaron. Willst du sie sehen?«

»Nein«, brummte ebenjener.

Jo zuckte die Schultern. »Sagen Sie ihr, sie soll verschwinden.«

Aaron hatte mit allem gerechnet. Mit einem dummen Spruch. Damit, dass man seine Meinung ignorierte und eine Irre einstellte, die er dann eine Woche lang in einem fremden Land am Hals hatte. Aber nicht, dass Jo kampflos aufgab.

Carmen starrte Jo ebenso verblüfft an wie Aaron. Als Jo ihr ein breites Grinsen schenkte, blinzelte sie, drehte sich herum und ging hinaus. Die Tür schloss sie sorgsam, allerdings konnte man, wenn man genau hinhörte, trotzdem belauschen, was draußen gesprochen wurde.

Jo hielt Gott sei Dank den Mund, grinste leicht und schien selbst zu horchen. Schickte Carmen die Bewerberin wirklich weg? Aaron verrenkte sich sprichwörtlich die Ohren. Aber verflucht, Carmen sprach viel zu leise, Aaron konnte kein Wort verstehen.

»Er hat mir geschrieben, ich solle sofort herkommen!«

Ha, das war schon besser. Allerdings klang die Stimme schrill und nicht nach Carmen.

»Brauchen Sie jetzt eine Dolmetscherin, oder nicht? Ich werde nicht ein anderes Mal wiederkommen, nur weil der Kerl nicht weiß, wann sein Terminkalender voll ist.«

Aaron kratzte sich am Kopf. Donnerwetter, mit Carmen wollte er gerade nicht tauschen.

Jo prustete leise. »Das Mädel gefällt mir.«

Wie bitte? Bevor Aaron den Mund aufmachen konnte, schritt der verflixte Mistkerl schon zur Tür und riss sie auf. »Frau Parker?«

Sofort herrschte Stille. Allerdings nicht lang genug, um Aaron Zeit zum Verschwinden zu geben. Es gab leider ohnehin nur einen Ausgang, und auf der Flucht müsste er sich an Jo vorbeiquetschen. Dieser trat beiseite und gab den Blick auf die Bewerberin frei.

Wer behauptete, der erste Eindruck zähle nicht, war ein Idiot. Der erste Eindruck zählte immer. Schließlich entschied man mit diesem, ob man närrisch genug war, noch einen zweiten zu brauchen. Oder gar einen dritten und vierten. Der erste Eindruck half beim Einsortieren des Gegenübers in Schubladen und sparte sehr viel Zeit!

Nur musste er für Frau Parker wohl eine neue Schublade bauen.

Was Aaron als Erstes an ihr auffiel? Sie überragte Jo um einen halben Kopf. Das Zweite: Ihr Rock wirkte eine Nummer zu groß, die Bluse hingegen viel zu klein. Dass die Knöpfe den Stoff noch zusammenhielten, war vermutlich reines Glück. Aaron bemühte sich, woanders hinzustarren und blieb unweigerlich an ihren vollen Lippen hängen, die sie mit knallrotem Lippenstift betonte. Ihr Haargummi spannte sich um einen Wust kräftiger schwarzer Locken, und sie hatte die Lider mit einem dicken, dunklen Strich bemalt. Unnötigerweise. Aaron wusste nicht, warum diese Frau überhaupt etwas an sich betonte. Selbst ungeschminkt würde sie jeder anstarren. Sie sah aus wie eine überwältigende Mischung aus Schneewittchen und Amazone, mit einem Hauch Domina.

»Willkommen in unseren bescheidenen Räumen, Frau Parker.« Jo ließ sie eintreten, schloss die Tür und stellte sich neben Aaron. »Na, was sagst du? Unsere Stellenanzeige hat da doch etwas Hübsches in unsere Büroräume gespült.«

»Ist sie eine Nutte?«, fragte Aaron leise in Jos Richtung.

Der legte die Hand auf Aarons Schulter und drückte zu, als gälte es, eine verdammte Zitrone auszuquetschen! Aaron knurrte, und Jo zischte: »Sei still.«

Die dunklen Augen der Besucherin fixierten Aaron missmutig, und er sah zu, dass er mit seinem Sessel ein wenig abrückte.

»Bitte, nehmen Sie Platz«, bat Jo Frau Parker und deutete auf die freien Sessel.

Sie setzte sich, warf Aaron einen schiefen Blick zu, und natürlich wurden ihre Züge freundlicher, als sie sich Jo zuwandte. Den verflixten Kerl lächelten immer alle an, selbst wenn er unverhohlen sexistisch auf dem hübschen Äußeren einer Bewerberin herumhackte und sie darauf reduzierte. Wo waren die Suffragetten, wenn man sie brauchte?

»Ich würde gern mehr über den Job hören«, sagte Frau Parker, und Aaron lief ein Schauer über den Rücken. Wow, eine solche Stimme kannte er nur aus TV-Spots und dann wurde eine Sexhotline beworben.

Jo lächelte sie an und deutete auf Aaron. »Das ist übrigens unser CTO.«

Aaron starrte Jo an, und er spürte, wie Frau Parker wiederum ihn betrachtete. War das jetzt Jos liebenswürdige Aufforderung, dass Aaron das Vorstellungsgespräch führen sollte? Tja, äh, was sollte er sagen? Er war nie sonderlich begabt darin gewesen, mit anderen zu sprechen. Aber der Knoten in seinem Kopf schien sogar noch größer zu sein als sonst. Er bemühte sich wahrlich, ihr in die Augen zu sehen, doch irgendwie rutschte sein Blick erneut ab.

»Wilhelmina?«, sprach er überrascht aus, als er das Namensschild sah.

»So heiße ich nicht«, wehrte sie ab und legte eine Hand über das Schild.

»Warum tragen Sie es dann?«

Sie zuckte die Schultern. »Es ist das Namensschild meiner Vorgängerin.«

»Ich hatte noch nie eine Reisebegleiterin«, gab Aaron erstaunt zurück.

»Von ihrem jetzigen Job, du Depp«, mischte sich Jo ein. »Zumindest nehme ich das an.« Er lächelte Frau Parker gewinnend an. »Wilhelmina ist ein ungewöhnlicher Name, aber Kate ist hübscher.«

»Wilhelmina ist altdeutsch und bedeutet ›die Kriegerin‹, während Kate hingegen ein gewöhnlicher Name ist. Es sei denn, er stellt die Abkürzung für Katharina dar. Was recht schade wäre, wenn man einen so stolzen Namen auch noch verdenglischt«, rutschte Aaron heraus. Am liebsten würde er sich ohrfeigen. Selbst Jo starrte ihn fassungslos an, und der war schon einiges von ihm gewohnt.

»Was ist denn Ihr jetziger Job?«, stellte Aaron schnell die nächste Frage, die ihm einfiel, und diesmal war es, Gott sei Dank, etwas Sinnvolles.

Für einen Moment schien Kate zu überlegen, sie biss sich auf die Lippe, während sie ihn sinnierend ansah. »Sie haben richtig geraten. Ich bin Prostituierte. Wilhelmina ist meine Vorgängerin. Aber ein Freier hat sie so hart gegen das Kopfteil des Bettes gevögelt, dass sie eine Gehirnerschütterung erlitt.«

Ähm … was? Aaron konnte kaum glauben, was er da hörte. »Und damit fühlen Sie sich für diesen Job qualifiziert?«

Kate beugte sich nach vorn und legte die Hand auf die Lehne seines Sessels. Ihre schweren Lider senkten sich für einen Moment, aber nicht weit genug, dass sie ihn nicht wie eine Raubkatze auf der Pirsch ansehen konnte. »Sie suchen doch eine Reisebegleitung

Die Art, wie sie dieses Wort aussprach, gefiel ihm nicht!

»Und du hattest Angst, ich könnte dir nur ein Kindermädchen suchen, womöglich noch eines mit der Statur eines Brauereipferdes und der Strenge eines Rohrstocks«, lachte Jo.

Frau Parkers grellrote Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, und brühendheiß fiel ihm ein, dass ihre Hand von der Lehne auf sein Knie gerutscht war!

Mit einem Satz sprang Aaron auf und flüchtete sich hinter den Sessel. Es konnte nicht genügend Möbelstücke zwischen dieser Frau und ihm geben!

»Ich werde nicht mit einer Hure nach Hongkong fliegen«, rief er und fixierte Jo. »Da nehme ich lieber den Drachen mit dem Rohrstock!«

»Ich habe eine Kollegin, die gut auf die Beschreibung passt. Sie ist aber nicht billig zu haben, schließlich ist sie außerordentlich begehrt«, gurrte der lebende Sündenpfuhl, warf Jo einen verschmitzten Blick zu, und sein Freund hatte nichts Besseres zu tun, als in brüllendes Gelächter auszubrechen. Er krümmte sich so unter dem Lachanfall, dass er sich an der Tischkante festhalten musste, um nicht vom Stuhl zu kippen. Die andere Hand presste er gegen seinen Brustkorb und schnappte zwei Minuten und sechsunddreißig Sekunden (Aaron behielt die Uhr im Auge. Eines Tages würde er ihn genauso lange dafür büßen lassen!) nach Luft.

»Humor haben Sie, meine Liebe«, keuchte er. »Den Punkt hatte ich in der Stellenausschreibung völlig vergessen. Hervorragend.« Er beugte sich über den Tisch und reichte Frau Parker die Hand. Als sie diese ergriff, schüttelte Jo sie einmal voller Begeisterung und mit Tränen in den Augen durch.

Die Vertraulichkeit zwischen den beiden passte Aaron nicht im Geringsten! Er hatte das Gefühl, gewaltig verschaukelt zu werden. Jo nutzte jede Gelegenheit, ihn zu ärgern, doch dass auch noch eine völlig Fremde mit Inbrunst mitspielte, um ihm eins reinzuwürgen, war neu.

»Also ist sie keine Nutte?«, fragte Aaron misstrauisch.

»Nein!«, rief Kate aus.

»Aber Sie haben doch …«

»Das war ein Witz.«

»Ich wüsste nicht, was am ältesten Gewerbe der Welt lustig ist«, fauchte Aaron. »Und mich zu belügen, entbehrt aus meiner Sicht ebenfalls jeglichen Unterhaltungswerts. Du hältst die Klappe, Jo.«

Dieser biss sich in die Faust, um sein Lachen zu unterdrücken.

»Sie haben doch gefragt, ob ich eine Nutte wäre«, hielt Kate dagegen.

»Weil Sie wie eine aussehen.« Zum Teufel, was war daran nicht zu verstehen?

Kate öffnete den Mund, aber ausgerechnet Jo fuhr ihr dazwischen.

»Sie ist genau so mit dir umgesprungen, wie du es verdienst.« Er nahm eine Zigarre aus dem edlen Holzkasten und zeigte mit dem Glimmstängel auf Aaron. »Ein Pluspunkt, ohne Frage. Nur wie steht es mit den restlichen Qualifikationen?«

»Die will ich überhaupt nicht wissen«, murrte Aaron. »Was für dich ein Pluspunkt ist, nenne ich ein No-Go.«

Kate fuhr sich über die vom Haarspray steifen Haare. »Ich spreche Englisch, und ich kann mich in Hongkong benehmen. Können Sie es?« Sie blitzte Aaron herausfordernd an, und er presste die Lippen aufeinander. Wäre das sein Büro, würde er sie kurzerhand vor die Tür setzen und das Loch am besten gleich noch zumauern!

»Bräuchte ich Sie dann?«, schnappte er. »Beherrschen Sie auch Mandarin?«

Für einen Moment zögerte Kate, doch schließlich nickte sie.

»Sagen Sie etwas auf Chinesisch«, verlangte Aaron.

»Ni shi hun dan

Aaron sah zu Jo, aber der hielt ein Feuerzeug an das Ende der Zigarre und paffte so lange, bis der Tabak aufglühte.

»Sieh mich nicht so an. Sie könnte mich auch beleidigt haben«, sagte Jo.

Pah, wenn, dann würde Kate wohl Aaron beleidigen! Er sah sie misstrauisch an. »Was haben Sie gesagt?«

Kate zuckte die Schultern. »Ich sagte, Sie haben sehr schöne Augen.«

»Beginnt man damit ein Gespräch in China?«

Kate lächelte lieblich. »Natürlich. Ein Kompliment entspannt die Stimmung.«

Hm, davon hatte Aaron zwar noch nie etwas gehört, aber was man im Internet zu den chinesischen Gepflogenheiten lesen konnte, war ohnehin unvollständig. In jeder Region Chinas war die Höflichkeit ein wenig anders, und es blieb die Frage, ob das Geschriebene letztendlich auch stimmte und nicht nur völliger Humbug war. Lange Rede, kurzer Sinn – sie könnte ihm das Blaue vom Himmel lügen, er besaß nur wenig Mittel, um es zu überprüfen. Und das ging ihm gewaltig gegen den Strich!

Jo blies den Rauch in die Luft und drehte sich samt seinem Sitz hin und her, bis der Stuhl quietschte. »Also, willst du sie mit auf die Reise nehmen?«

»Nein, danke«, gab Aaron zurück. »Um genau zu sein: Nur über meine Leiche.«

Kate kniff die Augen zusammen, und ihre Hände krampften sich um die Sessellehne. Mit Sicherheit überlegte sie gerade, wie sie seinen letzten Satz in die Tat umsetzen konnte. Sie sah aus, als würde sie ihm am liebsten den Briefbeschwerer über den Schädel ziehen. Jedenfalls schielte sie auffällig in dessen Richtung.

Sie sprang auf, und Aaron wich einen Schritt zurück. Sicher war sicher.

»Warum nicht?«, rief sie.

Aaron verzog das Gesicht. Himmel, konnte die laut werden. »Warum sollte ich eine Frau mitnehmen, die mich mit Vergnügen verschaukelt und aussieht wie eine Escort-Dame für geizige Mafiosi? Damit der Boss von denen die Verhandlungen mit Ihnen im Hinterzimmer weiterführen kann?«

»Was gibt es an meinem Aussehen auszusetzen?«, zischte Kate.

Teufel noch mal, musste er das jetzt wirklich erklären? »Sie präsentieren Ihren üppigen Vorbau zwar ansehnlich, aber viel zu ordinär. Sie haben sich das Gesicht mit Make-up zugekleistert, dass man meinen könnte, es wäre eine Maske und roter Lippenstift … ich bitte Sie, jeder Mann fährt doch darauf ab.«

Vorsichtshalber wich Aaron noch ein Stück zurück. Nur für den Fall, dass sie einen Satz über den Sessel hinweg machte und ihm an die Gurgel ging. Aber sie tat nichts dergleichen. Sie schrie ihn nicht einmal an oder bleckte die Zähne. Oder rief die Polizei. Oder schlimmer: einen Anwalt.

»Sie haben recht«, sagte sie.

Aaron runzelte die Stirn. Er hatte recht? Das gaben die wenigsten so bereitwillig zu.

»Das Aussehen ist sehr wichtig. Auch für Sie. In Ihrer Funktion müssen Sie sicher ebenfalls tadellos aussehen. Sie haben da übrigens Staubfusseln.« Sie deutete auf seine Schulter, doch als er den Kopf drehte, war sein Anzug natürlich makellos wie immer.

»Da ist …« ›nichts‹, wollte er sagen.

Allerdings stand sie da bereits vor ihm, streckte die Hand aus, und ehe er auch nur die Chance besaß, aus dem Fenster zu springen, griff sie in seinen Bart, packte ein paar Härchen und riss daran. Heiliges Kanonenrohr, tat das weh! Fluchend bog sich Aaron nach vorn. Es fühlte sich an, als hätte sie gleich noch die Haut mit abgerissen.

Sie blies auf ihre Finger, und die Barthaare wirbelten in die Luft. »Es war ein weißes Barthaar, und ich weiß doch, wie eitel Männer dahingehend sind.«

»Zum Teufel, was habe ich Ihnen getan?«, brüllte er.

»Nichts. Ich war nur auf Ihr makelloses Erscheinungsbild bedacht, und außerdem ist das ein chinesischer Brauch.«

»Verschwinden Sie!«, donnerte Aaron und presste zu seinem Leidwesen immer noch die Finger auf die geschundene Stelle in seinem Gesicht.

»Na, na, nicht so schnell«, mischte sich Jo ein. Er eilte um seinen Schreibtisch, packte jeweils Aaron und Kate am Arm und schob sie Richtung Tür. »Kate, ich bin von Ihnen beeindruckt. Das sage ich nicht nur, weil Sie die einzige Bewerberin für diesen Job sind, sondern weil Sie mit Sicherheit die Einzige sind, die mit ihm umgehen kann. Sie können sofort anfangen. Ein wenig Vorbereitung ist schließlich nötig.«

»Sie ist nicht eingestellt!« Aaron versuchte, sich aus Jos Griff zu winden, doch der packte fester zu und schob sie unerbittlich voran.

Kate war auch noch so wahnsinnig hilfreich und öffnete die Tür.

»Vielen Dank«, schnurrte Jo, und als ob es nicht genug gab, das Aaron gerade gegen den Strich ging, störte ihn Kates leicht dümmliches Grinsen viel zu sehr!

Jo ließ Kate los, Aaron leider nicht. »Carmen wird Ihren Vertrag fertig machen, Kate. Lassen Sie sich von Aaron über die technischen Grundzüge ins Bild setzen. Sie bekommen für Ihre Arbeit hier ein Pauschalgehalt von dreitausend Euro zuzüglich sämtlicher Spesen. Und wenn das Geschäft ein Erfolg wird, bekommen Sie noch einmal zweitausend Euro.«

»Für das Geld hätte ich mir einen vom Secret Service bestellen können!«, fauchte Aaron.

»Hast du aber nicht.« Mit diesen Worten ließ er ihn los und knallte ihnen die Tür vor der Nase zu.

Kapitel 4
Abfuhren funktionierten auch schon mal besser

 

Ihr neuer Boss war Kate jetzt schon unsympathisch, trotz des befriedigenden Gefühls ihrer kleinen Rache. Er hielt sich immer noch das Kinn und starrte auf die geschlossene Tür.

»Zum Teufel mit ihm«, murrte er, drehte sich um, und sein Blick fiel auf sie.

Kate zog eine Augenbraue nach oben. Na, welche Verwünschung hielt er für sie parat? Aber er knurrte nur etwas Undeutliches in seinen zerrupften Bart, wirbelte herum und marschierte ohne ein weiteres Wort aus dem Vorzimmer. Sie hörte sein Stampfen im Flur, bis das Quietschen eines Stuhles es übertönte und Kate ihren Blick auf Josuas Assistentin richtete.

»Mein Name ist übrigens Carmen.« Die Vorzimmerdame setzte sich vor ihren Bildschirm und zwinkerte ihr zu. »Seine Werkstatt ist im Erdgeschoss, vom Eingang aus nach links, immer den Flur runter.«

»Ich denke nicht, dass er mich dort haben will«, wandte Kate ein.

Mit Josua Demmings im Rücken war das Ganze wesentlich lustiger gewesen. Jetzt müsste sie sich dem miesgelaunten Kerl allerdings allein stellen, und der feuerte sie bestimmt, sobald ihr Fuß seine Schwelle berührte!

»Was er will, spielt keine Rolle«, sagte Carmen. »Herr Demmings hat Sie eingestellt, und er ist auch derjenige, der Sie kündigt, wenn sich herausstellt, dass Sie doch nicht mit unserem Sturkopf umgehen können.«

»Können die beiden sich nicht leiden?«, fragte Kate.

»Sie sind die besten Freunde.«

Leben