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Inhaltsverzeichnis

Impressum 2

Vorwort 3

Rosenquarz 7

Die versteinerte Holzbank 45

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2020 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99064-719-6

ISBN e-book: 978-3-99064-720-2

Lektorat: Marie Schulz-Jungkenn

Umschlagfotos: Ruslan Minakryn, Elena Schweitzer | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Vorwort

„Heee du, Taaashiiii, aufwachen, aaauuufwaaachen!“

Klara, das schönste Huhn, das die Welt je gesehen hat, flattert ganz aufgeregt um den schlafenden Tashi herum. Sie streichelt mit ihrem seidenen, strahlend weißen Federkleid, das leicht silbern glitzert, über Tashis Gesicht.

Hach aber auch, der Junge will einfach nicht aufwachen. Sie wird unruhig und ruft ihn noch einmal. Sie schaut den riesigen Baum an, unter dem Tashi eingeschlafen ist.

Der Baum lächelt ihr zu und mit ruhiger Stimme erklärt er ihr:

„Klara, lass ihm Zeit. Du weißt sehr wohl, dass er sich gerade woanders aufhält. Er braucht Zeit, um wieder in dieser Dimension anzukommen.“

„Ja, ich weiß, aber du siehst selber, dass wir Besuch bekommen, schau mal“, wobei sie aufgeregt mit ihrem Flügel in die Richtung des Besuches zeigt, um ihren Worten mehr Gewicht zu verleihen.

Klara sieht zwar nicht aus wie ein Mensch, aber gerade deshalb ist sie die wunderbarste Freundin, die sich Tashi wünschen kann, und sie begleitet Tashi schon seit langer Zeit.

Der Baum lächelt über Klaras Aufregung, er hat es bereits gesehen. Immerhin ist er einiges, eigentlich sehr viel größer und hat weiten Überblick. Ganz im Gegensatz zu Klara, die sich gerne auf dem Boden aufhält. Der Baum raschelt mit seinen Blättern, biegt sich ganz nahe zu Tashi hinab, um ihn mit seinem Rauschen und einem Hauch von Wind aufzuwecken.

Verschlafen öffnet Tashi seine Augen, aber er ist noch nicht wirklich hier. Sein Körper schläft noch, während seine Seele in der Traumzeit hängen bleibt. Klara hat seine offenen Augen gesehen und setzt sich auf seine Brust.

„Tashi, komm endlich zurück. Du kannst später wieder schlafen, es ist Besuch hier für dich!“

Noch einmal raschelt der Baum mit seinen Blättern und lässt einen Windhauch, dieses Mal etwas stärker, über den Körper des Jungen gleiten. Das hilft. Noch etwas verträumt setzt er sich halbwegs auf und reibt seine Augen, um ganz aufzuwachen.

Bis Tashi ganz aufwacht, hat der schöne große Weltenbaum Zeit, sich seiner Leserschaft vorzustellen:

„Liebe Leserin, lieber Leser:

Ich bin alt, ich bin sehr alt …

Ich bin der Baumgeist und weiß um die Mysterien des Universums …

Ich bin wie ein Spiegel. Wer mich erkennt, erkennt sich selbst …

Ich bin ein Geheimnis …

Ich bin voller Portale und Durchgänge, in denen man sich nicht nur verstecken, sondern auch andere Dimensionen bereisen kann.“

Es ist still und der Baumgeist schweigt für eine Weile.

Es ist so still, dass es in den Ohren pulsiert und man die Stille hören kann.

Der Baum berührt Sie sehr sanft, liebe Leserinnen und Leser, während er weiterspricht:

„Ich bin voller Kraft, wer sich mit mir befasst, wird automatisch gestärkt …

Du atmest meinen Atem, Ich atme den deinen …

Ich umarme dich, wenn du mich brauchst …

Ich tröste dich, wenn du weinst …

Ich nähre dich, wenn du Hunger hast …

Ich reinige dich, wenn du erschöpft bist …

Ich bin dein Gewissen, ich enthülle dir dein eigenes Wissen, falls du das wünschst …

Ich trage das Licht in mir und erinnere dich daran, dass auch du aus dem Licht kommst.“

Der Baumgeist schweigt erneut, er gibt uns einen Moment, um das, was gesagt wurde, erst mal zu verstehen.

Der weise Baum hat unendlich viel Zeit.

Wenn die Leserschaft jetzt beobachten könnte, wie der herrliche Baum sie liebevoll und auch etwas herausfordernd betrachtet. Er neigt sich Ihnen leicht entgegen, denn der Baum möchte, dass Sie sein Wesen erkennen! Können Sie fühlen, wie er sanft und tröstend Ihr Gesicht mit seinen kleinen herabhängenden Ästen berührt?

„Schaut mich an, ihr Menschenkinder. Ich bin euer Freund und Begleiter im Werden, Sein und Vergehen.“

Der Baum schweigt wieder. Er lächelt, ein wissendes Lächeln.

Sein uraltes Gesicht, das ewig jung erscheint, strahlt Wärme und Verständnis aus.

Der Baum steht ganz gerade und dehnt sich weit in die Lüfte. Er schwenkt seine vielen Arme, um seine wahre Größe und Macht zu demonstrieren.

Man hört den Wind, wie er sanft mit den Blättern spielt.

Es ist wie eine heilende Melodie, die uns an etwas erinnert, das wir vergessen haben.

Er spricht weiter:

„Hab Geduld, liebe Leserin, lieber Leser. Da ich sehr alt bin, hat alles seine Zeit. Ich habe alles gesehen, mich überrascht nichts mehr. So werde ich der Begleiter sein, der euch durch diese Erzählung mit Tashi und seinen Freunden führt.

Ich werde auch zu eurem Freund werden, wenn ihr das möchtet. Denkt es einfach in eurem Herzen, dass es bereits so ist, und ich werde bei euch sein!“

Der Baum wiegt sich im Wind und genießt die Freiheit, sich weit in den Himmel und noch weiter ausdehnen zu können, ganz ohne Grenzen.

Der Baum lächelt tief ins Universum hinein, Sein Lächeln umarmt alles, was ihm begegnet.

Klara schaut ihm zu, sie muss schon sehr weit hinaufgucken. Seine mächtige Krone scheint im Himmel und noch weiter zu verschwinden. Während sie staunt über die wahre Größe dieses Freundes, kommt ihr wieder in den Sinn, dass Tashi ja Besuch hat. Sie seufzt, eines Tages wird sie weit hinauffliegen und sich vom Baum im Wind wiegen lassen.

Klara pickt freundlich an Tashis Jacke.

„Komm jetzt, Junge, aufstehen!“