All about Merkel

 

 

 

 

 

All about Merkel oder:

Das Problem Null

 

Geschichten aus dem Gesamtwerk

„Operation Rasputin“

 

 

 

 

Rüdiger Göttert

 

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1. Auflage,

Copyright © 19.03.2020 Rüdiger Göttert – alle Rechte vorbehalten.

 

Rüdiger Göttert

Aehlenbach 4

D-66646 Marpingen

Tel. 06853/856 2822

Internet: rüdigergöttert.de

 

 

 

Dieser Titel ist als Taschenbuch und als E-Book erhältlich.

 

Die Geschichten sind Teil der Gesamtausgabe „Operation Rasputin“.

 

 

 

Für Fragen und Anregungen

rgoettert@icloud.com

Inhaltsverzeichnis

 

Über uns

Unsere Ausrüstung

Ziel unserer Reise

 

 

Tag 9 – Wir bringen die Bärte zurück nach Russland!

Tag 53 – Gims

Tag 61 – Was eine Bierverkostung mit einem Putativdelirium der Bundeskanzlerin zu tun hat

Tag 106 – Wie wir uns in Putins Familie einheiraten wollen

Tag 111 – Drohender Gulag-Aufenthalt wegen Merkel-Foto

Tag 120 – Sprachteufel

Tag 158 – Putin und Merkel gemeinsam auf der Jagd oder: Sprengung jeder Vorstellungskraft

Tag 169 – Gardinenwechsel oder: Kleider machen Fans

Tag 176 – Warum der 14. März 2019 in die Geschichtsbücher Russlands eingehen wird

Tag 177 – Gescheite Geschenke

Tag 188 – Wanted: Ein tragbarer Akku-Kühlschrank

Tag 201 – Moskau (4): Voodoo, weitere Verwicklungen und wie es dazu kam, dass im Senegal die Polonaise eingeführt wurde

Tag 211 – Tarussa (1): Erholen, ausruhen, Atem holen und relaxen

Tag 221 bis Tag 227 – Wieder in Deutschland: „Wir sind alle Saarland!“

 

 

Aus der Reihe bisher erschienen

Über uns

 

Einer für alle. Alle für einen. Fünf Freunde versuchen, die Fußball-WM 2018 in Russland mitzuerleben. Live. Wer schon unseren Blog zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien mitverfolgt hat, der weiß, dass der Jogi den Titel eigentlich uns, der Truppe, zu verdanken hat.

 

Wir – das sind Oleg, Norberto, Lew und ich, Osvaldo. Dieses Mal verstärkt durch unseren deutsch-senegalesischen Freund Maxim: Er ist Trommler, Sänger, Tänzer, Animateur. Der Trip läuft intern unter dem Codenamen „Rasputin“. Das meiste soll geheim laufen. Zumindest meine Frau soll so wenig wie möglich mitkriegen.

 

Seit 1. Dezember 2017 betreiben wir einen Blog im Internet[Fußnote 1], in dem wir täglich unseren Weg nach Russland beschreiben. Mit all seinen Herausforderungen und Problemen. Aber auch mit all seinen bezaubernden und ungewöhnlichen Seiten. Und mit all seinen Unwägbarkeiten. Die dürften uns die meisten Schwierigkeiten machen.

 

Geschrieben ist der Blog aus Sicht von Osvaldo, einem waschechten Saarländer, der mit viel Herz bei der Sache ist, dem aber nicht immer alles gelingt und der sich ständig mit seiner Frau eben wegen dieser Russlandreise kabbelt.

 

Hey, es kann losgehen. Wir wollen nach Russland!

Unsere Ausrüstung

 

Unsere Ausrüstung steht bisher nicht fest. Ist ja noch etwas hin. Eins ist aber sicher dabei:

 

Ein transportables Dreibein zum Grillen.

 

Auf Saarländisch: ein Schwenker.

 

Was denn sonst.

 

 

 

 

Ziel unserer Reise

 

Wir sind Saarländer. Was liegt da näher, als zu versuchen, in Russland mal schön zu schwenken. Mitten auf dem Roten Platz in Moskau. Ausrüstung auspacken und loslegen. Unser Freund in Russland, der Gunnar, rät allerdings davon ab. Dringend sogar.

 

„Die im Kreml verstehen mit solchen Dingen keinen Spaß, Osvaldo. Da sitzt du schneller im Gulag, als du das Feuer an hast.“ Egal. Mal sehen, wie weit wir kommen.

 

Alternativ könnten wir natürlich auch für „Die Mannschaft“ aktiv werden. Der DFB-Chefkoch (wie heißt der eigentlich?) müsste uns nur mal kurz ran lassen. Mit ein paar Schwenkbraten im Magen lässt sich besser Fußball spielen. Hat man einen schönen Rumms.

 

Gemüse lassen wir weg. „Gemüse essen ist wie Sprudel trinken“, meint Norberto immer, „da kannst du noch so viel in dich reinstopfen, das bringt gar nichts.“

 

Gemütlich Schwenken, das dürfte Jogis Jungs zwischendurch einfach mal gut tun, wo die doch den ganzen Tag sonst immer Fußball spielen müssen. Ein paar Pils mittenmang, und das mit der Titelverteidigung wird ein Selbstläufer. Bestimmt.

 

Ob unsere Pläne aufgehen?

Tag 9 – Wir bringen die Bärte zurück nach Russland!

9. Dezember 2017

 

Dass jemand mal meine Frau loben würde ... tsetse. Und dann ausgerechnet ein Mann, den ich eher als „auf meiner Seite“ einordnen würde. Nicht zu fassen. So ist mir noch keiner in den Rücken gefallen. Egal.

 

Informiere mich über Russland. Was das für ein Land ist und so. Hat ja offenbar eine bewegte Geschichte. Da brauche ich schon eine Weile, um mich kundig zu machen. So richtig meine ich. Ich erinnere mich, dass ich als Kind den ein oder anderen russischen Historienfilm gesehen habe. War da immer beeindruckt. ‚Der Kurier des Zaren‘. Oder ‚Krieg und Frieden‘. Neugierig machten mich vor allem die Geschichten über die diversen Zarenfamilien.

 

Nehmen wir mal den ersten Kaiser des russischen Reiches, Zar Peter I., „der Große“ (9. Juni 1672 bis 8. Februar 1725), geboren als Pjotr Alexejewitsch Romanow. Angeblich waren neben seiner Körpergröße (über zwei Meter) vor allem seine Leistungen für seinen Beinamen verantwortlich. Zu seinen kulturellen Errungenschaften gehörten beispielsweise die Einführung westmitteleuropäischer Kleidung, einer (man höre und staune) Bartsteuer sowie des julianischen – statt des Gregorianischen – Kalenders. Nicht zu vergessen die von ihm initiierte Schriftreform, von mir persönlich auch als ‚Schriftform-Reform‘ bezeichnet. Warum? Dazu später mehr.

 

Aber erst einmal zu seiner „Bartsteuer“. Seinerzeit wurde diese Idee zur Lösung von Finanzproblemen herangezogen. Könnte heutzutage durchaus wieder aktuell werden. Die Zahl der langen Bärte wächst in Deutschland seit ein paar Jahren exponentiell, genau wie die der „Barber-Shops“. In Sachen Bürgerabzocke sind die im Bundeskanzleramt stets kreativ. Fehlt nur noch, dass in Deutschland die Steuern erhöht werden, um das Weltklima zu retten.

 

Nee, nee. Die Frau Bundeskanzlerin würde das nicht machen. Eher eine ‚umgekehrte Bartsteuer‘ – also eine Steuer für alle, die keinen Bart tragen. Fällig zur Steuerzahlung wären dann alle, die glattrasiert wären.

 

Für Männer mit richtigem Bart sowie für Männer und Frauen mit Dreitagebart würde man sich im Bundeskanzleramt eine sogenannte Fiktion einfallen lassen, um an mehr Steuergelder zu kommen. Eine Fiktion ist juristisch gesehen eine Anordnung, etwas anders zu behandeln, als es eigentlich ist. Sowas machen Politiker in Deutschland oft und gerne. Die tricksen damit ihre Bürger aus. Wehren können die sich nicht dagegen. Ausformuliert würde diese Fiktion in etwa lauten:

 

„Als ‚glattrasiert‘ gilt auch ein Dreitagebart.“

 

Damit wären dann alle steuerpflichtig – mit oder ohne Bart. Quasi eine Innovation zur Idee von Zar Peter dem Großen.

 

Auf Dauer könnte diese „umgekehrte Bartsteuer“ als Ergänzung zur Mehrwertsteuer eingeführt werden. Sagen wir mal mit einem Satz von zehn Prozent des jährlichen Familieneinkommens. Zur Ermittlung müsste jeder zusammen mit der Steuererklärung ein aktuelles Foto mitschicken. Der 10-%ige Abgabe würde zusammen mit der Einkommensteuererklärung stattfinden.

 

Fein raus wären lediglich Männer mit langem Bart. Jeder müsste sich folglich einen langen Bart wachsen lassen, um steuerfrei zu bleiben. Bei Frauen würden sich die steuerfreien Tatbestände etwas schwieriger gestalten. Egal.

 

Es geht mir ja um den Zaren Peter, den Großen. Also, wie kam es vor rund 300 Jahren in Russland zu dieser Steuer?

 

Bei Wikipedia liest man dazu:

 

„Zar Peter I. hatte den Eindruck, dass im Russland seiner Zeit zu sehr an althergebrachten Traditionen festgehalten werde und das Land auf manchen Gebieten einer Modernisierung bedürfe. In seiner Meinung bestärkten ihn Eindrücke, die er auf seiner Reise ins westliche Europa gewonnen hatte. Unter anderem waren wallende Vollbärte in den von ihm besuchten Ländern eher selten zu sehen und auch die Kleidung der bereisten Länder erschien ihm funktionaler als die Gewänder seiner Untertanen. Er nahm sich daher vor, Verschiedenes in seinem Reich zu ändern.“

 

Bartträger erhielten im Gegenzug für ihre Steuerzahlung ein Kupferstück. Dieses bestätigte, dass die Steuer bezahlt war. Mit der Zeit gab es in Russland daher immer weniger Bartträger.

 

Der Michel hatte nun die Idee, diese in Russland seit 300 Jahren fast ausgestorbenen Langbärte wieder salonfähig zu machen. Mit einem simplen Trick: Jeder, der in Russland mit einem Langbart gesichtet wird, sollte seiner Meinung nach von Präsident Putin eine Prämie erhalten. „Der könnte doch ruhig mal ein paar Dukaten locker machen“, ist Michel überzeugt von seiner Vorstellung.

 

Im Moment sieht es bei uns dreien so aus:

Der Michel trägt einen etwas längeren Dreitagebart, einen sogenannten Sechstagebart. Sieht aber aus wie ein Zweitagesbart.

 

Norberto ist früh morgens meistens glatt rasiert, am Vormittag hat er bereits einen Dreitagebart, gegen Nachmittag kann man ihn schon etwas im Bart kraulen und abends ist er komplett zugewachsen. Ich bin mir sicher: Innerhalb weniger Tage hätte er Borsten bis zum Bauchnabel.

 

Und bei mir? Glatt rasiert war ich in den vergangenen Jahren nie. Aber einen langen Bart? Dazu müsste ich jetzt schon mit dem Wachsenlassen anfangen, um zu WM-Beginn ein paar Stöpsel stehen zu haben.

 

Alles egal. Wir haben fest vor, die Bärte wieder nach Russland zu bringen und sie hoffähig zu machen.

 

Vielleicht können wir auch direkt beim Putin mal vorsprechen. Würden dann sagen: „Hör mal, Wladimir, wir möchten gerne, dass du den Fehler von Zar Peter I. korrigierst, und schlagen vor, in Russland die „Umgekehrte Bartsteuer“ einzuführen.“ In ein paar Jahren – so unsere Berechnungen – herrschten in Russland wieder Zustände wie vor der Zeit Peter des Großen. Deshalb unser fester Vorsatz:

 

Wir bringen die Bärte zurück nach Russland!

Tag 53 – Gims

22. Januar 2018

 

Einen ganz zentralen Hinweis hatte der Michel gestern vergessen. Per WhatsApp schreibt er:

 

22.01.18, 14:13:22: Michel: In Russland in der Öffentlichkeit nicht grinsen. Die denken, „sinnlos grinsende Menschen“ sind geistig unterbemittelt.

22.01.18, 14:18:54: Osvaldo: Wie soll das gehen? Trinken und NICHT grinsen ...?

22.01.18, 14:27:22: Michel: Nicht SINNLOS schreibt er! Wenn wir getrunken haben, ist das völlig ok.

 

„Boah, voll die komplizierten Verhaltensregeln da in Russland“, überlege ich. „Hoffentlich werfen wir da nix durcheinander.“

 

Habe den totalen Durchhänger. Nein, diesmal nicht wegen meiner Frau. Und wegen der Jungs schon mal gar nicht. Hätten schon vor einer Woche Bescheid bekommen sollen wegen der Tickets. Ob da was geht oder nicht. Bisher noch keinerlei Reaktion. Hoffe, das geht irgendwie trotzdem klar.

 

Nicht auszumalen, wir würden quer durch Russland reisen und hätten kein einziges Ticket. Dann müssten wir uns voraussichtlich wohl oder übel völlig dem Trunke hingeben. Und nachher so tun und jedem vorheucheln, als seien die Spiele überall und allesamt toll gewesen.

 

Michel schlägt daher vor, sich zusätzlich auf anderen Wegen um Tickets für die Spiele der deutschen Mannschaft zu bewerben. Die FIFA bietet dazu fünf unterschiedliche Verkaufsphasen an, zum Teil per Losverfahren, zum Teil nach Reihenfolge des Bestelleingangs.

 

Die beiden ersten Verkaufsphasen sind bereits abgeschlossen. Da haben wir aber nicht mitgemacht, denn dafür hätten wir Spiele ins Blaue hinein beantragen müssen, ohne dass der Spielplan ausgelost gewesen wäre. Nachher hätten wir zwar sicher Tickets in der Hand gehabt, womöglich aber für die Partie Saudi Arabien gegen Ägypten. Oder das Gigantenduell Iran gegen Marokko. Oder Tunesien gegen Panama. Die sind tatsächlich alle für die WM qualifiziert – und damit höher einzuschätzen als die Holländer oder Italiener oder Chilenen oder Gabuner, obwohl die doch den Aubameyang haben. Der BVB hat den nicht mehr so lange, da bin ich mir sicher.

 

Überhaupt ... Aubameyang, Robben und der Vidal ... drei Hochkaräter, die in der Bundesliga spielen, aber nicht für die WM qualifiziert sind. Und dann noch der Italiener Buffon. Alles Sympathieträger. Warum eigentlich ... sollten sie nicht einfach für ein anderes Nationalteam antreten können? Nimmt man die Worte der „deutschen