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Inhaltsverzeichnis

Impressum 2

Kapitel 1 3

Kapitel 2 7

Kapitel 3 10

Kapitel 4 12

Kapitel 5 16

Kapitel 6 21

Kapitel 7 24

Kapitel 8 28

Kapitel 9 33

Kapitel 10 37

Kapitel 11 39

Kapitel 12 42

Kapitel 13 45

Kapitel 14 48

Kapitel 15 55

Kapitel 16 59

Kapitel 17 64

Kapitel 18 68

Kapitel 19 81

Impressum

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

Für den Inhalt und die Korrektur zeichnet der Autor verantwortlich.

© 2020 united p. c. Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-7103-4397-1

ISBN e-book: 978-3-7103-4790-0

Umschlagfoto: Charles Francisco

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: united p. c. Verlag

www.united-pc.eu

Kapitel 1

Es sah wie ein großes Aquarium aus, genauso lang und breit wie zwei Fußballstadien. Mittendrin befand sich eine Stadt. Sie war weder klein noch groß. Es war mehr eine Stadt in Miniaturformat. Umzingelt von Häusern, deren Fassaden kräftige, prachtvolle und temperamentvolle Farben trugen. Sie sah aus wie die Schönheit einer südländischen Stadt Namens Nizza. Mit einem Türkisen Meer, dessen Meeresboden von Korallen und von einzigartigen Meeresbewohner bedeckt war. Am Ufer bereiteten die Fischer ihren Fang des Tages, für den Verkauf an die Anwohner der ganzen Stadt vor. Mein Bruder Patrick, der Arbeitslose Joshua, meine Frau Noemi und ich liefen zu diesem Zeitpunkt gemeinsam durch die schöne malerische Altstadt. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Vermutlich machten die Anwohner ihre typische Siesta. Man sah nur vereinzelt Kinder und Jugendliche, die sich ihre Zeit mit Baden am Meer vertrieben.

Wir liefen durch diese schöne malerische Altstadt mit ihren engen Gassen. Der Tag war sehr schön, blauer Himmel und keine Wolken. Die Wärme lag ganz mild und angenehm auf unserer Haut. Nach einem längeren Spaziergang fanden wir eine Bank mit Blick zum Meer.

Vor Erschöpfung setzten wir uns hin und betrachteten die Fischer die rausgefahren sind, bei ihrer Arbeit auf den Fischerbooten. Sie warfen ihre Netze aus und hofften auf einen guten Fang am nächsten Tag. Wir fühlten eine gewisse Freiheit, die uns niemand nehmen konnte. Nach etwa drei Stunden brachen wir auf, Richtung Fischmarkt, um neugierig den großen Fang der Fischer zu betrachten. Als wir davor standen fiel mir auf, dass wir die einzigen waren die lachten. Es machte uns nachdenklich. Ich machte mir mehr Sorgen als die anderen, denn ich hatte das Gefühl, nicht ich stehe lebendig da, sondern mein Geist. Ich sah mir die Fischer genauer an und trat näher ans Ufer und merkte, dass sie ziemlich klein wirkten, genau wie die Stadt selbst, in Miniaturformat. Die anderen verlor ich aus meiner Sicht. Ich nahm weder meinen Bruder, den Joshua noch meine Frau mehr war.

Diese Fischer waren aus dem Orient. Vermutlich aus Marokko, Tunesien oder Algerien und jeder von ihnen trug einen Vollbart. Ihre Augen waren zwar dunkelbraun oder schwarz, aber sie wirkten wie versteinert und abgestumpft. Ihre Blicke zeigten ins Leere. Sie drehten ihre Köpfe weder nach links noch nach rechts. Manche saßen wie gelähmt mit dem Kopf nach rechts gedreht und starrten ins leere. Wiederum starrten Einige zum Himmel. Keiner strahlte eine Wärme aus. Sie hatten alle einen abgestumpften, kalten Blick drauf. Niemand von ihnen sprach und keiner von ihnen versuchte mir seinen Fang zu verkaufen oder anzudrehen.

Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Es war mir unbegreiflich und ich fand es erschreckend, das Verhaltens der Fischer. Ich fand keine Erklärung und bekam eine Art Blockade, um ein einziges Wort über die Lippen zu bringen. Die Kleidung der Fischer war identisch. Eine braune Cordhose, eine dunkelblaue Jacke, ein hellblaues Hemd und gelbe Gummistiefel. Ich beschloss noch näher ans Ufer zu gehen, um die Stille der Fischer zu erforschen. Aber ohne es zu merken, stand ich plötzlich mit den Füßen im Wasser. Am Ufer lagen auf dem Boden viele Körbe. Es waren große Körbe, die gefüllt waren mit Fisch und außergewöhnlichem Hummer, deren Rücken blau glänzten. Einige dieser Fische ragten gewaltig mit dem Tod, während die meisten längst ins Jenseits befördert waren.

Dicke Regenwolken, sammelten sich am Himmel und ehe ich reagieren konnte, verdunkelte sich der Himmel in eine Farbmischung aus grau und schwarz. Plötzlich schlug das Wetter wie aus dem Nichts um. Für einen kurzen Moment glaubte ich den Teufel gesehen zu haben, der dafür sorgte, dass Böen, Orkane und Meeresbeben sich vereinigten und alles was man mit dem bloßen Auge erkennen konnte plötzlich herunter gespült wird. Wie als wenn man in einer vollen Badewanne den Stöpsel herausgezogen hätte. Panisch suchte ich nach einem Versteck. Es war unmöglich, nahezu aussichtslos! Die Stürme sorgten dafür das der Himmel völlig pechschwarz wurde und meine Augen, konnten sich nicht an die Dunkelheit gewöhnen, zumindest nicht für die nächsten Minuten.

Das Gewitter hatte sich zusammengebraut und entlud sich mit einer Kraft aus Naturgewalt. Der Regen peitschte auf die Erde, wie das trampeln von Tausenden Soldatenstiefeln. Ich hatte das Gefühl, als würden sich verschiedene Wolken einen heftigen Kampf abliefern und sich mit Felsen bewerfen. Man konnte seine eigene Hand nicht mehr vor Augen sehen. Alles flog und wirbelte und die Meeresbeben sorgten dafür, dass die Stadt verschwand. Es blieb nur eine staubige Wolke und der Boden unter mir zurück. Wie ein leerer Friedhof, ohne Särge mitten in der Nacht.

Voller Angst rannte ich los. Nach rechts, nach links, geradeaus. Gedankenlos wie ein Irrer. Ich suchte verzweifelt nach einem tiefen Loch im Boden, um mich zu begraben bis alles vorbei war. Mein einziges Ziel war zu überleben, meine Frau zu finden, sie zu umarmen und zu Küssen. Meinen Bruder und Joshua finden und beide lachend sehen. Unglaublich wie einem seine Familie wichtig wird, wenn man Angst vor dem Tod hat. Das Leben ist ein kostbares Geschenk, ein unverkäufliches Produkt, dass weder mit Geld, Edelsteinen noch Materialismus bezahlbar ist. Das Leben ist zu kurz, um es sinnlos zu verschwenden. Der Tod dagegen, ist ein unendliches Produkt, indem man sich für immer Schlafen legt.

Kapitel 2

Etwa zehn bis zwanzig Meter vor mir erschien eine menschliche Gestalt. Ich rannte langsamer, denn die Vorstellung bei diesem Sturm einen Überlebenden zu treffen war als ständen die Chancen gleich Null. Als ich ganz nah kam, nahm diese Gestalt die Form einer asiatischen Frau an. Sie sah sehr gefasst aus, als hätte sie von all dem was in der letzten halben Stunde oder etwa einer Stunde passiert ist wenig mitbekommen. Ihre volle Konzentration richtete sie ausschließlich auf einen Kampf mit einem Hummer. Ich traute meinen Augen nicht, als ich sah wie der Hummer sich mit den Zähnen an ihrem Hals festhielt. Üblicherweise verwenden Hummer ihre Zangen, um sich zu wehren, aber dieser hier hatte menschliche Zähne. Es war aber auch nicht das Einzige was mir auffiel. Auf dem Rücken trug er menschliche Haare und hatte ein menschliches Gesicht.

War das ein böser Traum? Alles spielte sich vor meinen Augen ab, wie der Dreh eines Psychothrillers zum Teil realistisch und irgendwie vertraut. Die Frau schaute mich an und mit einem eiskalten Lächeln sprach sie zu mir. „Soll ich dir zeigen, wie man sich dagegen wehrt, wenn solche kleinen Bestien rabiat werden?“ Mein Körper war wie gelähmt, oder mit Zement übergossen. Ganz egal wie sehr ich versuchte nicht hinzuschauen, ihre Augen fokussierten unausweichlich meine Augen.

Sie redete in mein Gewissen, beeinflusste meine Gedanken und dann sprach sie erneut zu mir. „Du wirst dir wohl oder übel anschauen, wie dieser Hummer sterben wird.“ Ich blinzelte ein paar Mal mit den Augen in der Hoffnung sie würde verschwinden, aber sie stand einfach vor mir, ganz ruhig mit ihrem eiskalten Lächeln. Die rechte Hand hatte sie unter den Körper des Hummers und mit der linken Hand riss sie mit vollster Brutalität den Rücken des Hummers, wie ein Fetzen Papier auseinander. Diese Grausamkeit war für diese Frau wohl alltäglich. Sie fügte noch hinzu: „Dann gehe ich mit den Fingern ins Innere, bis ich die Organe spüre und spalte sie endgültig auseinander. Wenn das erledigt ist, kommt der kleine grüne Geist heraus.“ Ich konnte mein Mitleid für den Hummer nicht mit Worten beschreiben. Der Hummer lag in zwei geteilt auf dem Boden und zuckte qualvoll gegen den Tod. Bis ins kleinste Detail beschrieb die Frau dieses schreckliche Ereignis. Ich beobachtete weiter den Hummer und war froh, dass er endlich von seinem Leid erlöst würde. Dann fiel mir auf, dass der kleine grüne Geist, der ins Wasser fiel, sich in einen grünen Frosch verwandelte. Angetrieben von Neugierde wollte ihn näher betrachten, aber er verschwand blitzartig in der Tiefe des Meeres.

Ich konnte nicht glauben, was da vor sich abspielte. Angstzuständen versammelten sich in meinen Gedanken. Erneut von Neugierde getrieben, wollte ich wissen wo genau der Frosch hinging. Ich riss mich zusammen machte mir Mut und lief mit kurzen Schritten ins Meer, bis in die Tiefen des Meeresbodens. Ich stand plötzlich vor einer grausigen Entdeckung, einem unfassbaren Fund! Das Meer war eigenartig durchsichtig, wie das Wasser aus einem Trinkglas.

Nicht weit von mir war eine Treppe, die vom Boden bis zur Oberfläche ging und auf jeder Stufe lagen tote Fische. Gestapelt wie gefaltete Kleider, die ordentlich in einem Schrank liegen. Es waren Tausende und es waren verschiedene Fische. Aale, dünne graue Fische mit gefärbten Streifen wie ein Regenbogen an den Seiten und ovale Fische. Ihre Augen hatten die Größe eines schwarzen Knopfs. Man sah nur die Pupillen die plötzlich auf mich gerichtet waren. Aber ihre Blicke waren tot, abgestorbenes Gewebe und ins Leere verloren. Wieso starrten mich diese Augen an? Eine Botschaft vielleicht, um die Menschen wach zu rütteln, um endlich dieses Leid zu beenden?

Kapitel 3

Frösche sprangen auf meine Beine. Sie hatten zwei verschiedene Farben und einen glänzenden Schimmer. Grüne und weiße Frösche, soweit ich sehen konnte. Woher kamen plötzlich die weißen Frösche her? Aus welchem auseinander gerissenem Tierrücken stammen diese verfluchten weißen Frösche? Sie sprangen und liefen zu Tausenden über die verstreuten Fischleichen. Ich kam mir vor als würde ich auf dem größten Meeresfriedhof weit und breit stehen. Fassungslos beobachtete ich all diese Frösche, die hin und her sprangen und sich an meinen Beinen festhielten. Ich spürte wie mich etwas auf dem Meeresboden nach hinten zog.

Es war nicht leicht zu erklären was es genau war, ob es Hände aus dem schwarzen Wasser waren, die sich seit meiner Kindheit in meinen Kopf eingeprägt haben, oder die Flossen der Fischleichen. Gleichzeitig drangen Stimmen von überall her, wie der Rausch verschiedener Wellen, die immer deutlicher wurden. Ich zögerte erst kurz, ob ich den Schritt wagen sollte, aber dann entschied ich mich Richtung Treppe zu laufen, ohne auf die Fischleichen zu trampeln. Wie tief war eigentlich das Meer? Wie konnte ich atmen ohne Sauerstoffflasche? Vielleicht sind es auch undefinierbare Selbstmordgedanken, die mich dazu bewegten ins Meer zu tauchen, um eine lange Reise anzutreten ohne Rückkehr …

Auf der mittleren Stufe von der Treppe angekommen, atmete meine Lunge nach wie vor. Sie war nicht mit Wasser gefüllt und ich spürte auch keinen Druck, als würde sie jeden Moment auseinanderreißen. Ich war sehr erleichtert denn ich war nicht ertrunken. Doch es passierte etwas Merkwürdiges mit all den Fischleichen. Ihre toten Augen verwandelten sich in menschliche Augen. Sie durchschauten meine Angst und die Verzweiflung. Sie ließen sich durch meine Bewegung nicht aus der Ruhe bringen und ihre abgestorbenen Blicke fixierten fest meine Augen.

Meine Knie wurden weich und zittrig, aber ich hatte mich nun Mals entschieden, herauszufinden woher diese Stimmen kamen und welchen Sinn das Ganze hier unten hatte. Ich stand mit beiden Füßen auf der mittleren Stufe und schaute noch kurz nach oben. Diese Stelle musste schätzungsweiße etwa zwanzig Meter in die Tiefe gehen. Mit einem Ziel vor Augen sprang ich auf den weichen sandigen Boden. Meine Schritte wirbelten den Sand auf und all die toten Fische schwebten wie Papiertüten zur Seite. Obwohl ich mich im Meer befand, konnte ich mir nicht erklären, wieso meine Klamotten nicht nass waren.

Kapitel 4

Nach langer Überlegung wurde mir bewusst woher die Stimmen kamen. Es waren die toten Fische, die sich in meinem Kopf unterhielten. Sie redeten wahrscheinlich über das Massensterben von ihnen und ihrer Artgenossen und vieler anderer Lebewesen in den gesamten Weltmeeren. Es machte mich nachdenklich und zugleich auch traurig, wie empört sie waren. Bis zum letzten von ihnen standen sie vor der endgültigen Ausrottung. Ich hatte den Drang mitzureden, meine Hilfe anzubieten und sie womöglich vor dieser Ausrottung zu bewahren. Mir war bewusst zu was Menschen fähig sind, wenn es darum geht die Fangquoten zu erhöhen, durch den ständigen gegenseitigen brutalen Konkurrenzkampf der Fischerflotten. Sie greifen zu illegalen, drastischen Methoden auf Kosten der Meeresbewohner.

Plötzlich wurde es still um die toten Fische. Sie drehten sich alle in meine Richtung und starrten mich weiterhin an, als wäre ich eine Wasserpflanze aus der Parallelwelt, die sich in dem weichen sandigen Boden verfangen hätte. Ich stand regungslos da und hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, dass sie mich angreifen würden und mir die Schmerzen zufügen, die sie selbst jeden Tag spüren mussten. Ich erwiderte ihren ernsten Blicken, mit einem fast aufgezwungenen müden Lächeln. Sie sollten nicht den Eindruck bekommen, ich sei als Feind in ihr Territorium eingedrungen.

Ich verlor langsam den Verstand. Die Angst die Realität aus den Augen zu verlieren und nur mit einer Illusion in einer fremden Welt zu leben, die ich durch meine Wahnvorstellungen selbst erschuf.