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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2095

 

Nekrophoren

 

Das Finale in ZENTAPHER – und die Entscheidung für das Land Dommrath

 

von Uwe Anton

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Nach einer unglaublichen Reise durch Raum und Zeit operiert die SOL im Frühjahr 1304 Neuer Galaktischer Zeitrechnung im Sektor CLURMERTAKH der Galaxis Dommrath. Der Besatzung der SOL ist klar, dass man nur hier weitere Hinweise über Thoregon erhalten kann. Ebenso weiß jeder, dass diese Informationen für die Bevölkerung der Milchstraße von lebenswichtiger Bedeutung sind.

Mittlerweile ist eine kleine Expedition unter dem Kommando des Arkoniden Atlan in das Innere der Dunklen Null vorgestoßen. Jenes seltsame Gebilde, das sich auf dem Planeten Clurmertakh befindet, scheint der Ausgangspunkt für alle unerklärlichen Phänomene zu sein.

Die Dunkle Null entpuppt sich als eine Art Miniaturuniversum, das ZENTAPHER genannt wird. Und dieses ZENTAPHER ist offensichtlich ein Chaotender, ein unglaublich mächtiges Werkzeug der Chaosmächte, von dem eine gigantische Bedrohung ausgeht.

Ausgerechnet Torr Samaho, der ehemalige Diener der Materie, hat die Kontrolle über das gigantische Gebilde übernommen. Dieser schreckliche Feind der Menschheit hegt dunkle Pläne – und die Galaktiker, die in ZENTAPHER eingedrungen sind, stellen sich ihm als einzige in den Weg. Ihr Ziel ist der Stopp der NEKROPHOREN …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Torr Samaho – Der ehemalige Diener der Materie führt den schrecklichsten Kampf seines Lebens.

Cairol der Dritte – Der Roboter der Kosmokraten erreicht das Fahrzeug der Chaosmächte.

Mondra Diamond – Die Terranerin wird zum Werkzeug eines übermächtigen Wesens.

Atlan – Der Arkonide befürchtet das Verhängnis für das Land Dommrath.

Mohodeh Kascha – Der Ritter von Dommrath setzt sich für die Zukunft seiner Galaxis ein.

Prolog

SOL, 20. März 1304 NGZ

 

»Zwölf Tage«, sagte Ronald Tekener. »Seit zwölf Tagen sind sie jetzt schon da unten …«

Grünes Licht fiel auf sein Gesicht und tauchte die bläulichen Lashat-Narben in einen unwirklichen Schein, ließ sie wie kleine, aber schroffe Krater in der Haut wirken. Die Sorge um seine verschollenen Gefährten war seinen Zügen deutlich anzumerken.

Nicht nur die Sorge, dachte Kommandantin Fee Kellind. Wie ich den Unsterblichen kenne, treibt Tek die Untätigkeit zur Verzweiflung. Dass er hier an Bord der SOL abwarten muss und nichts tun kann, muss ihn fast um den Verstand bringen …

Sie empfand genauso wie er. Am 8. März 1304 NGZ waren Atlan und seine Begleiter zur ATHA'KIMB aufgebrochen, und seitdem hatten sie kein Lebenszeichen von ihnen bekommen.

Wie denn auch?, fragte Fee sich. Tangens hat uns doch gerade erklärt, warum wir unmöglich etwas von ihnen hören können. Oder versucht noch immer, es uns zu erklären …

Die grün schimmernde Illumination stammte von einer Apparatur, die Fee Kellind irgendwie provisorisch vorkam. So modern die einzelnen Bauteile auch sein mochten, man merkte dem Gerät deutlich an, dass es improvisiert war. Es versuchte, einen Zweck zu erfüllen, für den es eigentlich nicht geschaffen war.

Den es eigentlich nicht erfüllen könnte, wären die Spezialgebiete des Stellvertretenden Chefwissenschaftlers der SOL nicht Positroniken und Hyperphysik gewesen.

»… und so ist es mir gelungen, auch ohne syntronische Unterstützung die Existenz von Strangeness-Effekten nachzuweisen«, beendete der Korphyre seine Ausführungen. »Die SOL führt zwar entsprechende Messgeräte an Bord mit, aber es war nicht ganz einfach, die Daten lediglich mit positronischen Mitteln aufzubereiten und zu interpretieren. Aber was sollen wir machen? Wir haben eben nur Positroniken an Bord der SOL.«

Wem sagst du das?, dachte die Kommandantin. Unter anderem wurde sie ja auch deshalb von ES ausgewählt, durch den PULS zu fliegen. Syntronische Elemente hätten den Transfer nicht überstanden.

War das dreizehn Tage, dreizehn Wochen oder dreizehn Jahre her? Manchmal hatte die Kommandantin den Eindruck, jedes Zeitgefühl verloren zu haben.

Nun, kein Wunder, wenn man Zeitsprünge über 18 Millionen Jahre hinter sich bringt und einem bei der Rückkehr dann auf einmal ein paar Jahre fehlen.

Das Licht der Holos, die in Tangens' Apparat integriert waren, erstrahlte in einem noch intensiveren Grünton und verlieh Tekeners Antlitz nun fast dämonische Züge. Der Smiler sah in diesem Augenblick aus wie ein Wesen aus einer anderen Dimension.

Dann fuhr der Wissenschaftler die Falschfarbendarstellung zurück, und das Holo wurde wieder dunkler.

Sehr dunkel.

»Das Zentrum aller hyperphysikalischen Störungen des Clusters CLURMERTAKH«, sagte der Falke. »Die Dunkle Null.«

Fee Kellind kannte diese Darstellung in- und auswendig. In den vergangenen zwölf Tagen war keine Stunde vergangen, in der sie sie nicht eingehend betrachtet hätte, als könne sie allein mit der Kraft ihrer Blicke alle Geheimnisse lösen, die dem Phänomen innewohnten.

Die Dunkle Null war eine Art Loch im Gefüge der Schöpfung, eine Erscheinung, die Fee auf den ersten Blick an das Auge des Jupiter, den Großen Roten Fleck, erinnerte.

Aber dieses Loch hatte mit einem Sturm, wie er auf dem fünften Planeten des Sonnensystems herrschte, nichts zu tun. Es handelte sich vielmehr um einen Bereich, der aus der Schöpfung herausgestanzt schien.

Fee konnte alles, was die Wissenschaftler über dieses Phänomen herausgefunden hatten, auswendig herunterbeten, so oft hatte sie es gehört, so oft hatte sie die gesammelten Daten studiert. »Diese Zone ist keineswegs zweidimensional – es handelt sich um eine Kugel von 36 Kilometern Durchmesser. Etwa zu zwei Dritteln ist sie in den Planeten Clurmertakh eingesunken; das beweisen die Massetaster, die aus jener Zone keinerlei Messergebnis hereinbekommen. Sämtliche Daten definieren die Dunkle Null als ein eigenes, autarkes Universum. Eine genaue Vermessung der Dunklen Null aus der Nähe ist nicht möglich.«

Sie wussten gleichzeitig so gut wie nichts über die Dunkle Null und über ihre wahre Essenz. Auch dieser Umstand war dazu angetan, Tekeners Anspannung so weit zu steigern, dass sie irgendwann explodieren würde.

Um das zu wissen, musste Fee Kellind den Unsterblichen nicht besser kennen, als sie ihn kannte. Ihr erging es genauso.

»Die Störungen werden von Strangeness-Effekten ausgelöst«, vernahm sie wie aus weiter Ferne die Stimme des Falken. »Sie erzeugen eine kollektive Desorientierung, die keinerlei gezielte Annäherung zulässt. Je näher man der Dunklen Null kommt, desto mehr technische Geräte werden ausfallen. Selbst ein Funkkontakt ist dort kaum mehr möglich. Ein Landeanflug würde zu einem wahren Vabanquespiel geraten.«

Die Dunkle Null liegt etwa auf halber Strecke zwischen dem Äquator und dem Südpol des Planeten, dachte Fee. Exakt auf dem 41. Breitengrad Süd, etwa 6092 Kilometer vom Äquator und 7280 vom Südpol entfernt. Das wissen wir. Aber wir können trotzdem nicht zu ihr vorstoßen.

»In gewissem Sinn kann die Dunkle Null als dreidimensionaler Schatten betrachtet werden«, fuhr der Falke fort, »wobei sie selbst allerdings nicht Bestandteil des Standarduniversums ist, sondern sich außerhalb befindet.«

Alles, was der Wissenschaftler mit dem haarlosen Schädel und der braunen, faltigen Haut ihnen mitgeteilt hatte, alles, was sie über die Dunkle Null herausgefunden hatten, warf ein beunruhigendes Licht auf das Schicksal des Arkoniden und seiner Begleiter.

Tangens musterte sie. Seine lidlosen Augen standen eng beieinander, was ihm sowieso schon einen starr wirkenden Blick verlieh, doch nun wirkte er noch unnatürlicher und lebloser als sonst. Der Korphyre empfand genau wie sie.

Ronald Tekener öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, und schloss ihn sofort wieder.

Die Kommandantin glaubte, seine Gedanken lesen zu können. Wir müssen etwas unternehmen! Unsere Leute auf dem Planeten brauchen uns!

Sie seufzte. Sie fühlte sich genauso hin- und hergerissen wie Ronald Tekener zwischen dem im Grunde aussichtslosen Versuch, in der Wüste Cristua oder an der Dunklen Null nach Atlan und den anderen suchen zu lassen – und der Notwendigkeit, angesichts der physikalischen Verhältnisse die Geduld zu bewahren.

Stumm schüttelte sie den Kopf. Wir haben bereits die Besten nach Clurmertakh geschickt. Was sollte eine zweite Expedition wohl besser machen?

Nein, sie konnten nur warten.

Warten und hoffen.

1.

Torr Samaho

Neue Hoffnung

 

Mit einemmal wusste Torr Samaho, warum der Schmerz so unerträglich war.

Weil er ihm völlig fremd war.

Weil er im Verlauf der letzten 2,8 Millionen Jahre niemals körperlichen Schmerz empfunden hatte.

Niemals. Bis zu jenem Augenblick, als der Haluter, im Vergleich mit ihm ein Zwerg, ihm einen Finger abgebissen hatte. Bis zu jenem Augenblick, als der Schwarze Zwilling erschienen war, die Manifestation jenes humanoiden Winzlings, der aber über paranormale Kräfte verfügte, und ihn so furchtbar zugerichtet hatte.

Fast drei Millionen Jahre. Fast drei Millionen Jahre waren für ihn wie ein Tag, wie eine Stunde, wie eine Sekunde. Und dann gar nicht mehr vorhanden. Übrig blieb nur der schreckliche, der unbekannte Schmerz.

Die Feuerflut, die sich durch seinen Körper wälzte, wurde langsam kälter, floss langsamer, schwächte sich ab, und hinter ihr schwang sich der Chor der Stimmen empor, der Torr Samaho genauso schrecklich wie der Schmerz vorkam.

Zuerst blieb die Kakophonie unverständlich, ein leises Hintergrundrauschen, das jedoch schnell lauter wurde, und je lauter es wurde, desto deutlicher wurde eine einzige dieser Stimmen, bis sie die anderen schließlich vollends zurückdrängte.

Torr! Torr! – Mörder! Mörder!

Torr Samaho – Mörder Samaho!

Der ehemalige Diener der Materie hatte sein Zyklopenauge geschlossen, doch ganz deutlich sah er die Umrisse der vierundzwanzig riesigen Torr-Statuen im Klostersaal von Druu vor sich. Sie bewegten sich, schaukelten langsam hin und her und öffneten und schlossen im Einklang ihre Augen.

»Hört auf«, flüsterte Torr Samaho gequält. Für ihn mochte es ein Flüstern sein, doch er wusste, die Mauern, Wände und Decken um ihn herum erzitterten unter den Vibrationen, die über seine Lippen kamen. »Hört auf!«

Der Gesang verstummte, und Torr Samaho öffnete das Auge.

 

*

 

Überall um ihn herum lagen Keyrettler, die Echsenleiber verkrümmt, die langgezogenen Schnauzen weit zu stummen Schreien aufgerissen. Die meisten regten sich nicht, waren besinnungslos, einige bestimmt auch tot. Jene, in denen noch Leben und Bewusstsein waren, bewegten sich nur schwach und willkürlich, alles andere als zielgerichtet.

Torr Samaho interessierte es nicht. Die Bewohner von Kintradims Höhe waren nur Klone wie alle Wesen, die die Kabinette von ZENTAPHER bevölkerten. Doch selbst wenn es natürlich gezeugte und geborene Geschöpfe gewesen wären, hätte Samaho keinen Anteil an ihrem Schicksal genommen. Was kümmerten einen Diener der Materie schon Kreaturen einer solch niedrigen Daseinsebene!

Du bist kein Diener der Materie mehr!, brandete unvermittelt eine Stimme aus dem steten Hintergrundrauschen im Geist des Crozeirenprinzen auf. Du wirst aus den Reihen der Ordnungsmächte verstoßen!

Samaho kannte diese Stimme. Und hasste sie. Sie war für ihn die Essenz seines Scheiterns und der Grausamkeit der übergeordneten Mächte. Der Mächte, die sich für sein Schicksal genauso wenig interessierten, wie ihn das der Keyrettler kümmerte.

Es war die des Roboters Cairol.

Du bist ein Geächteter für alle Zeiten, fuhr der Roboter der Kosmokraten fort. Deinen Crozeirenkörper hast du damals selbst vernichtet. Deshalb wirst du dein weiteres Leben als Maunari fristen.

»Sei still!«, brüllte Samaho. »Du bist tot! Ich habe dich mit einem mächtigen Tritt aus der Schleuse der CROZEIRO zurück in die verglühende MATERIA geschleudert. Durch die Lücken in den schwarzen und dunkelblauen Lamellen habe ich gesehen, wie du geschmolzen bist! Deine so ästhetisch und würdevoll anmutende Gestalt ist ins Nichts getropft, zerstäubt im All. Nur Dampf ist von dir übriggeblieben!«

Cairol lachte laut und hallend. Du kannst mich so oft töten, wie du willst, ich werde dich bis in alle Ewigkeit heimsuchen. Bis dein elender Maunari-Körper stirbt und zu Staub zerfällt, den die kosmischen Winde im All verteilen, als hätte es dich nie gegeben. Denn mehr warst du nie und wirst du nie sein, Mörderprinz. Unbedeutender Staub, der aus der Erinnerung des Universums verweht!

»Nein!«, rief der letzte Crozeire. »Ich bin ein Diener der Kosmokraten! Ich habe Dinge gesehen und getan, die normale Geschöpfe sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen vorstellen können!«

Das Lachen des Roboters wurde so laut, dass es selbst in Samahos Ohren schmerzte, und verstummte dann abrupt. Übrig blieb nur das Schlachtfeld, auf dem der schwerste Kampf des Dieners der Materie getobt hatte.

Das Summen der zahllosen Stimmen zog sich in einen Punkt ganz tief in seinem Geist zurück, und unvermittelt wusste Samaho wieder, was geschehen war und wo er sich befand.

»Der Psionische Krieger«, flüsterte er. »Trim Maraths Schwarzer Zwilling.«

Die paranormalen Kräfte, die beim Kampf zwischen ihm und dem Mutanten entfesselt worden waren, hatten die Klone das Bewusstsein gekostet, manche sogar das Leben. Samaho hoffte, dass sie auch seine Gegner zumindest für eine Weile ausgeschaltet hatten.

Der ehemalige Diener der Materie machte sich nichts vor.

Er war schwer verletzt.

Die Eindringlinge hatten den Sieg davongetragen. Es war ihm mit knapper Not gelungen, sich vor den Galaktikern in Sicherheit zu bringen.

Er befand sich auf der Flucht vor ihnen, versuchte verzweifelt, die oberste Plattform von Kintradims Höhe zu erreichen.

Sein Blick fiel auf eine riesige, glänzende Fläche, in der sich seine Gestalt spiegelte, und eisiges Entsetzen kämpfte mit den glühenden Flammen des Schmerzes um die Vorherrschaft in seinem Körper.

Ein leises, gutturales Geräusch drang über seine Lippen. »Nein«, flüsterte er. »Das kann nicht sein.«

Doch ein zweiter Blick nahm ihm jeden Zweifel daran, dass es tatsächlich so war.

Sein Kopf hatte sich in eine blutende Masse verwandelt, die nur noch rudimentäre Ähnlichkeit mit der Form hatte, die ihm seit Millionen Jahren vertraut war. Das Zyklopenauge stach bizarr aus dem rohen Fleisch hervor. Es war stark angeschwollen und trüb. Kein Wunder, dass er seine Umgebung so ungewohnt verschwommen und verzerrt wahrnahm. Er konnte von Glück sagen, überhaupt noch etwas sehen zu können.

Der rechte Arm war völlig zerschmettert, an mehreren Stellen gebrochen, an anderen zerquetscht. Er würde ihn nie mehr gebrauchen können, jedenfalls nicht ohne aufwendige medizinische Hilfe.

Aus einer tiefen Wunde in seinem Bauch tropfte farblose Flüssigkeit, rann seitlich an der Hüfte und dem Bein hinab und bildete eine Pfütze auf dem Boden. Die Substanz schien zu koagulieren. Große, schaumige Flocken bildeten sich auf der Oberfläche, blähten sich kurz auf und fielen wieder in sich zusammen.

»Nein«, wiederholte Samaho.

Und seine Ausrüstung …

Das Schutzfeldaggregat, das er beim Angriff auf die Terraner getragen hatte, war beim Kampf mit dem Psionischen Krieger irreparabel beschädigt worden.

Samaho lachte leise auf. Es hat mir ohnehin keine guten Dienste geleistet.

Ganz im Gegensatz zum Anzug der Macht, einst hergestellt von Parr Fiorano, dem Anzugmacher. Doch der war zerstört …

Fast schneller, als das Zyklopenauge es wahrnehmen konnte, verwandelte sich Cairols Körper in ein optisches Negativ seiner selbst. Ein blendender Energiestrahl löste sich aus seiner Brust … Fassungslos starrte er an sich hinab. Sein Körper war unversehrt. Aber der schwarze Anzug der Macht hatte sich verändert. An den Schultern und um die Hüften herum wies er unzählige kreisrunde Löcher auf. Sie bildeten ein seltsames regelmäßiges Muster aus millimetergroßen Öffnungen …

»Nein«, flüsterte Samaho zum dritten Mal. »Du bist tot! Tot!«

Der Roboter der Kosmokraten lachte nicht einmal darüber. Er blieb stumm.

Den Hohen Mächten sei Dank!, dachte der Crozeirenprinz. Wie dem auch sein mochte, nur Kintradim Crux' Architektenstab und das Armbandfunkgerät waren ihm noch als Ausrüstung geblieben.

Der ehemalige Diener der Materie betrachtete sein Abbild auf der spiegelnden Fläche und fühlte in diesem Augenblick, dass er sterben musste.

 

*

 

Sterben?, dachte Torr Samaho. Sterben?

Er, der fast drei Millionen Jahre lang gelebt hatte?

Er? Diener der Materie … Beauftragter der Kosmokraten …

… der drei Schwärme auf den Weg geschickt und Ultimate Materie gesammelt hatte?

Der die Geheimnisse Erranternohres und unzähliger anderer Galaxien gesehen hatte?

Das Schicksal belohnt dich reichlich, indem es dich dem Inferno hat entkommen lassen, hallte Cairols Stimme über den halb durchsichtigen Nebel, der in Knöchelhöhe über dem Boden des Plateaus schwebte. Über den Nebel, in dem er auf dem Rücken lag. Mehr kannst du nicht erwarten. Du hast deine potentielle Unsterblichkeit mit Unverwundbarkeit verwechselt …

Eine andere Stimme erhob sich aus der Kakophonie ganz am Rande seines Geistes, eine, die er längst vergessen geglaubt hatte, so lange war es her, dass er sie zum letzten Mal gehört hatte.

Du kannst nicht mehr gewinnen, sagte der verfluchte Crozeirenzwilling, der ihm damals die Zukunft prophezeit hatte und sie ihm auch jetzt zu prophezeien schien. Du kannst nicht mehr die DORIFER-Pest über die Milchstraße bringen. Du kannst nicht mehr ZENTAPHER aus eigener Kraft nach Erranternohre manövrieren und dich damit in die Reihen der Ordnungsmächte zurückkaufen. Du wirst sterben, Torr Samaho, Mörder Samaho, und die Überreste deines Körpers werden vergehen im lodernden Todesfanal einer Sonne und zur Bedeutungslosigkeit verkommen, wenn sie irgendwann zu einem winzigen, nicht mehr mess- und wahrnehmbaren Teilchen eines farbenprächtigen planetarischen Nebels werden, der sich dort bilden wird, wo dein elender Leib der Vergessenheit anheimfiel.