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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2115

 

Anguelas Auge

 

Mit der KARRIBO auf Erkundung – Ascari da Vivo trifft auf eine seltsame Station

 

von Rainer Castor

 

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Es ist ein merkwürdiges Imperium, auf das Perry Rhodan mit der Besatzung der LEIF ERIKSSON im Herbst 1311 Neuer Galaktischer Zeitrechnung gestoßen ist: Das Reich Tradom erstreckt sich offensichtlich über mehrere Galaxien, befindet sich fast 400 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt und wird von einer Militärmacht beherrscht, die bereits nach der Menschheitsgalaxis greift.

Durch das mysteriöse Sternenfenster kam Trah Rogue, ein so genannter Konquestor, in die Milchstraße. Das affenähnliche Wesen forderte die Liga Freier Terraner ultimativ auf, dem Reich Tradom beizutreten. Perry Rhodan weigerte sich, und es kam zum Konflikt. In dessen Verlauf konnte das Raumschiff des Konquestors vernichtet werden – allerdings gelang Trah Rogue die Flucht.

Mittlerweile stießen Raumschiffe aus der Milchstraße durch das Sternenfenster nach Tradom vor: die LEIF ERIKSSON unter Rhodans Kommando und die KARRIBO unter dem Befehl der Arkonidin Ascari da Vivo. Während die Galaktiker im unbedeutenden Kugelsternhaufen Virginox eine geheime Basis errichten, schwärmen Beiboote aus, um die Galaxis zu erkunden.

Zu einer speziellen Mission bricht nach einiger Zeit aber die KARRIBO auf. Ziel ist in diesem Fall die Glutzone zwischen der Galaxis Tradom und der benachbarten Sterneninsel. Hier verbirgt sich anscheinend ANGUELAS AUGE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Reginald Bull – Der Residenz-Minister für Liga-Verteidigung harrt mit seiner Flotte vor dem Sternenfenster aus.

Ascari da Vivo – Die Mascantin leitet eine Expedition in ein entferntes Gebiet der Galaxis Tradom.

Trerok – Der Zaliter sieht die Situation an Bord der KARRIBO aus seiner Warte.

Roxo Quatron – Der Jankaron wagt sich in völlig unbekanntes Terrain vor.

Kal da Quertamagin – Der Wissenschaftler steht in Opposition zur Mascantin.

Prolog

Milchstraße

 

»... T-minus dreißig ...«

Die Durchsage des laufenden Countdowns drang nur am Rande in sein Bewusstsein. Wieder einmal fühlte er sich zur Untätigkeit verdammt. Er wusste nicht mehr, wie oft das in seinem langen Leben der Fall gewesen war. Aber für sein Empfinden entschieden zu oft.

Reginald Bull, von Freunden Bully genannt, potenziell unsterblicher Zellaktivatorträger, als Residenz-Minister für Liga-Verteidigung derzeit wegen Rhodans Abwesenheit auch »Vize-Resident« der LFT, unterdrückte einen Fluch.

Erst ein Blick auf die weißen Knöchel seiner auf das Galeriegeländer gestemmten Fäuste machte ihm bewusst, wie fest er die Hände ballte.

19. November 1311 NGZ, 11.30 Uhr 30 Terra-Standard, zeigte die digitale Einblendung der großen Holoprojektion an der Rückwand der Zentrale, die vor allem das Hayok-Sternenfenster darstellte.

Und somit auch den scheinbar senkrechten Blick »hinab« auf jene ferne, 180.000 Lichtjahre durchmessende Galaxie namens Tradom, die im Fenster als fast 1,8 Millionen Kilometer große Spiralwolke abgebildet war. Das entsprach den Begrenzungen der neunzehn Kilometer durchmessenden und in Richtung Hyperraum entrückten Scheibenstationen, die als Eckpunkte platziert worden waren.

Bully wusste, dass das Sternenfenster keineswegs aus allen Richtungen dasselbe Bild bot. Es verhielt sich tatsächlich wie eine Öffnung, die mit Geschwindigkeiten bis fünf Prozent der Lichtgeschwindigkeit gefahrlos passiert werden konnte – eine Aufrisszone in eine ferne Region des Universums.

Die beiden Seiten der hyperenergetischen Feldfläche – die offenbar für einen hyperphysikalischen Tunneleffekt stand, möglicherweise für eine Art Permanenttransmitter – lieferten unterschiedliche Perspektiven, die sich je nach Betrachtungswinkel veränderten.

Dargestellt war der Blick scheinbar aus einigen hunderttausend Lichtjahren Distanz auf die »Oberseite« der Sterneninsel. Dabei betrug die Distanz zu der Galaxis vom Typ Sa, die in den irdischen Katalogen als HCG 87A verzeichnet war, rund 388 Millionen Lichtjahre. Und sie war fast doppelt so groß wie die Milchstraße, mit etwa fünfhundert Milliarden Sonnenmassen.

»... five hundred miles away from home ...«, wisperte Bobby Bare in Bullys Gedanken, das Lied beschwor weitere Erinnerungen herauf.

»Ein Katzensprung ...« Seine Augen hatten den Brandy fixiert, doch ihr Blick schien sich zugleich in weiter Ferne zu verlieren. Irgendwo in Raum und Zeit. Damals ...

Er, Captain Reginald Bull, seines Zeichens Elektronik-Ingenieur und ansonsten gar nicht mundfaul, hatte sich an diesem Abend ungewöhnlich schweigsam gegeben.

»... ach wär' ich doch nur schon heut' irgendwo, unendlich weit, wär' ich fünfhundert Meilen von zu Haus ...«

»Einmal Mond und zurück«, hatte er sehnsuchtsvoll gesagt und in einem Tonfall, der jeden Widerspruch unterbinden sollte, hinzugefügt: »Die Sterne werden uns gehören!«

Was damals die »unglaubliche« Distanz Erde–Mond gewesen war, wurde heute durch das Sternenfenster in Millionen Lichtjahren überbrückt – rund 388.000 Kilometer gegenüber 388 Millionen Lichtjahre ...

»... Anfrage von Ka'Marentis Aktakul, Residenz-Minister, ob er ...«

Am 8. November hatten die LEIF ERIKSSON und die KARRIBO im Schutz von zweitausend »Schrottraumern« das quadratisch zwischen den Plattformen aufgespannte Hyperfeld durchstoßen, das quasi einen »distanzlosen Schritt« ermöglichte, vielleicht auch eine Abart der Absoluten Bewegung.

Die Schrottraumer waren von den jenseits dieses »Fensters« stationierten über 22.000 Katamaren vernichtet worden, doch den beiden anderen Schiffen war der Durchbruch gelungen: Vor mehr als einer Woche war die von den explodierenden Sonden übermittelte »Morsebotschaft« entschlüsselt worden.

»TREFFPUNKT VERPASST. SITZEN IN TRADOM FEST.«

Seither hatten sie in der Milchstraße nichts mehr von der Expedition gehört oder gesehen. Ohne den wichtigen Kontakt zu den Eltanen stand sie unter Umständen sogar auf verlorenem Posten; es war nicht einmal sicher, ob die beiden Kugelraumer noch existierten.

Hilfe oder Unterstützung – vor allem gegen die sieben Katamare des Konquestors Trah Rogue – konnten die Galaktiker auf absehbare Zeit wohl nicht von »drüben« erwarten. Nicht nur die dort aufmarschierte Flotte war eine Bedrohung. Diese wurde nur deshalb nicht akut, weil die von den Eltanen eingerichtete »Sperre«, eine einseitige Polung, noch bestand.

Auch und vor allem die Katamare hier durften keineswegs unterschätzt werden. Seit sie den Konquestor am 30. Oktober im Pinblot-System gerettet hatten, waren die Doppelzeppelinschiffe von 3540 Metern Länge und 2100 Metern Breite im Sternendschungel der Galaxis untergetaucht und spurlos verschwunden.

Bei mehr als 200 Milliarden Sonnen war das jedoch kein Wunder, die berüchtigte Suche nach der Nadel im Heuhaufen ein Klacks dagegen.

Es steht nicht mal fest, dachte Bully grimmig, ob sie sich noch in der Milchstraße befinden. Ich glaube aber nicht, dass sie den Rückflug nach Tradom angetreten haben oder sich außerhalb der Milchstraße im Leerraum ...

»Bully!« Erst jetzt bekam er die Anrede richtig mit. Hylmor von Port Teilhard, der venusgeborene Leiter der Abteilung Funk und Ortung der ROALD AMUNDSEN, schwebte plötzlich als Holobrustbild schräg vor ihm und gestikulierte heftig.

»Ja?«, fragte er knurrig.

»Aktakul, seines Zeichens Chefwissenschaftler des Kristallimperiums, will per Transmitter an Bord kommen.« Der absolut haarlose, grauhäutige, sehr hagere Mann musterte ihn unverwandt aus wasserblauen Augen. »Schon vergessen? Nicht mitbekommen? Sind der Herr Residenz-Minister endlich aufgewacht?«

Bully winkte ab. »Soll kommen. Besprechungsraum Eins. Konferenzschaltung steht?«

Hylmor plusterte die Backen auf und verzichtete auf eine entrüstete Entgegnung. Das Holo erlosch abrupt, während Bully ein Schmunzeln nicht unterdrücken konnte.

Sein Blick wanderte zur zentralen Holomatrix mit den Ortereinblendungen: Neben der CHARLES DARWIN, der ROALD AMUNDSEN und tausend LFT-Schiffen waren beim Sternenfenster im Hayok-Sternenarchipel 50.000 Einheiten der Arkoniden stationiert. Rund 25.000 davon gehörten zu Ascari da Vivos 2. Imperialen Flotte, deren Verluste schnell wieder ausgeglichen worden waren.

Die »Admiralin« hat vor dem Durchflug der gesamten Flotten den ausdrücklichen Befehl erteilt, ihr zu folgen, sollte sie bis zum 10. Dezember nicht zurückgekehrt sein, erinnerte sich Bully mit Unbehagen.

Der versammelten Streitmacht hinzuzurechnen waren seit dem 5. November 100.000 Fragmentraumer der Posbis. Die Hälfte arbeitete rein positronisch, die übrigen verfügten über Plasmakommandanten und eine Posyn-Hybrid-Ausstattung, die für KorraVir unanfällig war. Siebzigtausend Schiffe hatten zweitausend Meter Kantenlänge, der Rest erreichte dreitausend. Alle konnten Relativschirme errichten, und jede der grob würfelförmigen, von skurrilen Auswüchsen überzogene BOX war mit fünfzig Transformkanonen bis zum Kaliber von sechstausend Gigatonnen Vergleichs-TNT ausgestattet.

Deren Wirksamkeit wird aber vom Reflektorfeld der Katamare unterlaufen ...

Sobald es den Truppen des Reichs Tradom gelang, das Sternenfenster wieder in beide Richtungen passierbar zu machen, fielen mindestens 22.000 Katamare über die Milchstraße her. Selbst die mehr als 150.000 galaktischen Raumer würden dann wohl auf verlorenem Posten stehen. Schon die Heimatflotte Sol war auf die Unterstützung der zehntausend Schiffe von Ascari da Vivo angewiesen gewesen, um auch nur einen Katamar zu vernichten!

Steht uns eine Katastrophe bevor? Bully strich sich über die roten Haarstoppeln. Schon am Vortag hatte er beschlossen, seine Vorbehalte gegen Imperator Bostich I. und die Arkoniden zu überwinden. Eine Hyperfunkdepesche war via Maurenzi Curtiz als Erstem Terraner über Julian Tifflors Außenministerium und Mirkandol offiziell an Bostich gesandt worden. Und wird die »Tradom-Krise« Auswirkungen auf die Wahl am 16. Dezember haben?

Der Vorschlag der Liga lautete, den Katamaren eine noch deutlicher sichtbare Streitmacht entgegenzusetzen. Reginald Bulls Rechnung war einfach und einleuchtend: Erstens war das Sternenfenster bis auf weiteres geschlossen, und die Besatzungen der Katamare auf der anderen Seite konnten nicht sicher wissen, weshalb. Zweitens war Trah Rogue nicht zurückgekehrt, auch nicht die Katamare, die dem CoJito-Planetenjäger gefolgt waren. Was sollte man auf der Gegenseite davon halten?

An Bord der Katamare muss man ins Kalkül ziehen, dass wir uns zu wehren wissen. Warum also nicht so viel Präsenz wie möglich zeigen? Auch wenn es im Grunde nur ein Bluff ist? Es hat ja sogar schon den ironischen Vorschlag gegeben, die Fragmentraumer mit roter Leuchtfarbe zu versehen, so dass sie vielleicht für Raumer der Eltanen gehalten werden und ...

Doch der Vorstoß, so gut er gemeint war, sosehr Bull dafür über seinen Schatten springen musste, blieb bislang ohne Antwort: Bostich dachte offensichtlich nicht einmal daran, den Vorschlag von Rhodans Stellvertreter zur Kenntnis zu nehmen.

Deutlicher könnte es nicht sein. Bully verbiss sich ein ärgerliches Knurren und stapfte die Galerie entlang. Über die Backbordtreppe erreichte er den Zugang zum Personentransmitter des internen Transmittersystems.

Der ertrusische Emotionaut Ikarius Jopro saß angespannt unter der SERT-Haube, die auf Titan geborene Kommandantin Jani Keitz stand auf und nickte ihm zu. Wenigstens funktioniert in anderer Hinsicht die Zusammenarbeit – vor allem, wenn sich die Führungsschicht nicht einmischt.

Terranische wie arkonidische Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker bemühten sich mit Hochdruck, weitere Daten zu ermitteln, spielten in Zusammenarbeit mit den Militärs diverse Simulationen durch, prüften jede noch so abstrus erscheinende Idee. Sammelpunkt für alle diese Aktivitäten, von denen sich Bully sonderbar ausgeschlossen fühlte, weil es ihn zum Warten zwang, war eine der insgesamt zwanzig Forschungs- und Kampfplattformen der Arkoniden.

Hier hatte der Ka'Marentis des Kristallimperiums sein »Hauptquartier« bezogen, um die Bemühungen der übrigen Wissenschaftler gleich einem Dirigenten zu koordinieren und zu lenken. Datenströme, Anfragen und Rückmeldungen erfüllten seither den Hyperäther, ohne dass es greifbare Ergebnisse gegeben hätte – aber Aktakuls wissenschaftliche Autorität wurde von allen widerspruchslos anerkannt.

Unter seiner Leitung waren auch die zerfetzten Reste von Trah Rogues Yacht auf Pinblot geborgen worden. Das Ergebnis der bisherigen Untersuchung lautete aber leider ebenfalls: Fehlanzeige ...

 

*

 

Aus der Zugangsschleuse trat die kleinwüchsige, gerade 1,65 Meter große, fast quadratische Gestalt mit auffälliger Tonnenbrust. Über einer beigefarbenen, schlichten Uniform fiel locker ein purpurroter Umhang mit langem, spitzem Kragen. Aktakul war bis auf die buschigen, schlohweißen Augenbrauen haarlos, und nur die stechend roten Augen belegten die genetische Nähe zu einem reinrassigen Arkoniden.

Angeblich auf Thargdhon geboren, dem ersten von drei Planeten der Sonne Thargs Stern, nur 28 Lichtjahre von Bak Jimbany entfernt und Teil des Khasurn-Lehens der da Bostichs.

Auf die rechte Schläfe war neben der Augenbraue daumennagelgroß ein stilisierter Raubvogel in lumineszierender blauer Farbe tätowiert. Er stand, wie Bully von Noviel Residor wusste, für Aktakuls dubiose Verbindungen zur arkonidischen SENTENZA ...

»Ka'Marentis ...« Bully machte eine einladende Handbewegung hin zum backbords an der COMMAND-Rückwand gelegenen Zugang des Besprechungsraums.

»Residenz-Minister!«

Jani ging voraus, von der Seite hetzte der Leiter der Abteilung Positroniken-Syntroniken mit hin und her baumelndem armlangem Rüssel heran. Fast stieß der Unither mit Hylmor zusammen, der dem klobigen Körper Rifkankas im letzten Augenblick auswich.

»... T-minus fünfundzwanzig ... Synchronisierung weitgehend abgeschlossen ... Blockadegeschwader fünf meldet bei WÄCHTER-5-2 eine Restabweichung von 0,00023 ...«

Sie nahmen am Konferenztisch Platz, über dem ein Holo das Sternenfenster zeigte. Zusätzlich eingeblendet waren Ortungsdaten, wobei in leuchtendem Blau die gestrichelt verbundenen Eckpunkte eines Oktaeders hervorgehoben wurden. Es waren jeweils Standorte eines aus vier WÄCHTER-Schiffen bestehenden Blockadegeschwaders, rund fünf Lichtstunden vom Sternenfenster entfernt, gleichbedeutend mit mindestens fünf Stunden Sublichtflug vom Sternenfenster bis zum Rand der Aagenfelt-Barriere.

Die von Tautmo Aagenfelt entwickelte Barriere war ein ideales Hilfsmittel, um Sonnensysteme oder kosmische Regionen wirkungsvoll »abzuriegeln«. In einem definierten Bereich schickten spezielle Raumschiffe mit hoher Energieleistung eine fünfdimensionale Wellenfront aus, die mit Überlichtantrieben in Wechselwirkung trat und dadurch deren Funktion stark beeinträchtigte. Die Barriere wirkte aufgrund ihrer vielseitigen Wellenfronten auf Transitions-, Linear- und Metagravantriebe, so konnten Raumschiffe, die sich im Hyperraum aufhielten, zum Eintritt in den Normalraum gezwungen werden, während andere Schiffe erst gar nicht in den Überlichtflug vorstoßen konnten.

Nachdem der Servo dampfenden Kaffee – original terranische Produktion, heiß, pechschwarz und stark! – eingeschenkt hatte und Aktakul behaglich seufzend den Duft eingeatmet hatte, sagte Bully bedächtig: »Erhabener ...«

»Die letzten Analysen sind eindeutig: Sogar der Einsatz der Aagenfelt-Barriere wird die Scheibenstationen nicht beeindrucken! Ihre Ultrasemi-Manifestation übersteigt die von uns erreichbaren Werte deutlich. Der Wirkungsbereich der Barriere ist nun mal eingeschränkt und kann nicht so ohne weiteres auf sämtliche Frequenzen des hyperenergetischen Spektrums erweitert werden – Transmitter und Transformkanonen sind nicht betroffen. Andererseits funktioniert das Reflektorfeld der Katamare im kleinen Maßstab ähnlich wie die Barriere, nämlich eben bei den Transformkanonen.«

»Ich komme zum gleichen Ergebnis«, rüsselte Rifkanka und blickte zwischen Bully und Aktakul hin und her.

Bis vor drei Tagen hatte das riesige Fenster überraschend geringe Emissionen abgestrahlt, die sich mit den gängigen Instrumenten maximal bis in eine Entfernung von einem Lichtjahr anmessen ließen. An den vier Eckpunkten befanden sich weiterhin die zu Schemen entrückten, »zur Hälfte« in den Hyperraum eingetauchten, jeweils neunzehn Kilometer großen Stationen, die keine Objekte des vierdimensionalen Kontinuums mehr und nach bisherigem Kenntnisstand unangreifbar waren.

Inzwischen wurden seltsame Manipulationen geortet: Ein energetisches »Feuerwerk«, über dessen Natur die Wissenschaftler vorläufig nur rätseln konnten, erstrahlte aus den Stationen. Vereinzelt liefen als grelle Blitze und Risse hyperenergetische Erscheinungen zwischen den Objekten hin und her oder zuckten quer über das Fenster.

Die Hoffnung, dass die Stationen in den Normalraum zurückfielen, hatte sich bislang jedoch leider nicht erfüllt. Unbeantwortet deshalb auch die Frage, ob sie in diesem Fall möglicherweise angreifbar wurden. Vor allem, auf welche Weise, denn Ascari da Vivo hatte die Stationen nicht einmal mit zehntausend Schiffen zu gefährden vermocht.

Der 18.000 Kilometer durchmessende Reflektorbereich sowie die hochwertige Schutzschirmtechnologie hatten sich bislang als höchst effiziente Kombination erwiesen. Es stand nicht einmal fest, ob das die einzigen Defensiveinrichtungen waren – immerhin war da noch die Sonde gewesen, die sich zwar bis auf dreißig Meter einer Station angenähert hatte, dann aber spurlos verschwunden war. Und die Strahlwaffen waren mit Sicherheit nicht die einzigen Offensivsysteme.

Gelänge die Vernichtung, wäre das Sternenfenster zunächst einmal geschlossen. Bull runzelte die Stirn. Aber auch das hätte Nachteile: Auf der anderen Seite befinden sich die LEIF ERIKSSON und die KARRIBO im Einsatz. Ein Erfolg gegen die Stationen käme also für Perry und die anderen einer Verbannung auf lange Zeit gleich.