Cover

Lust auf mehr?

www.oetinger.de

www.oetinger.de/ebooks

Lösegeld für eine Stadt

»»Lousy weather!«, rief Dumpy und furzte glücklich. Pitschnass vom Regen, betrat der Detektivgehilfe das Gully-Büro in den Londoner Abwasserkanälen. Er trug einen geblümten Koffer in der Hand. »Den hab ich aus dem Fluss gefischt. Ist das nicht deiner, Fritzi?«

Die Praktikantin Fritzi Federspiel blickte von ihrem Computer auf. »Ja! Dieses blöde Hochwasser muss ihn nach draußen geschwemmt haben!«

Das Gully-Büro der Olchi-Detektive stand bei Regen immer unter Wasser. Braune Brühe aus der Themse strömte rein und wieder raus. »Hoffentlich wird das Wetter bald besser.« Fritzi seufzte. Im Gegensatz zu den Olchis mochte sie es gar nicht, wenn alles so schmuddelig und nass war. Sie hatte ihre Füße in einen Putzeimer unter ihrem Schreibtisch gesteckt, damit sie trocken blieben.

Der berühmte Olchi-Detektiv Mister Paddock gähnte auf dem gammeligen Sofa in der Ecke. »Slithery slime! Von mir aus kann es tagelang so weitergehen!« Er fischte eine Schuhsohle aus einem neuen Schwung Matschbrühe. »Mmh, lecker, Frühstück! Das Hochwasser ist doch praktisch.« Mit einem Happs verschwand die Schuhsohle in seinem Mund.

Fritzi verzog ihr Gesicht und blickte besorgt auf ihren Computermonitor. »Der Wetterdienst meldet, dass sich auch noch eine Sturmflut über dem Meer zusammenbraut. Wenn die erst London erreicht, steht uns das Wasser bald bis zum Hals!«

»Keine Angst«, sagte Paddock. »Nicht mit der Thames Barrier

»Mit der – was?«, fragte Fritzi verdutzt.

»Thames Barrier. Das ist das große Sperrwerk in der Themse. Es wurde extra gebaut, um London vor der Flut zu schützen. An den riesigen Stahltoren und Betonpfeilern kommen die Wassermassen so schnell nicht vorbei! Du kannst es dir ja mal ansehen …«

»Grubby! Wir machen einen Bootsausflug dorthin!«, rief Dumpy aufgeregt und zog ein Schlauchboot aus einem rostigen Ölfass.

»Huch, aber doch nicht jetzt, wo die Sturmflut kommt!« Fritzi riss entsetzt die Augen auf.

»No problem! Die machen die Sperrwerkstore zu, und dann merken wir gar nichts davon«, sagte Dumpy.

Fritzi zögerte. »Hmmm … Na gut. Aber wenn es heikel wird, drehen wir um!«

»O.k.! Bist du auch dabei, Boss?« Dumpy sah Paddock erwartungsvoll an.

Der Olchi-Detektiv antwortete nicht. Stattdessen starrte er auf eine ferngesteuerte Spielzeugfigur, die gerade auf einem Surfboard zur Tür hereinschwappte. Sie surfte über die schmuddelige Brühe genau auf ihn zu. Unter dem Arm der Figur klemmte ein wasserfester Umschlag, auf dem in fetten Buchstaben »Alarmstufe Rot!« stand. Paddock griff danach, er tastete den Umschlag ab und hielt ihn an sein Hörhorn. Dann riss er ihn auf und zog ein Stück Papier heraus. »Boggy sock! Ihr müsst den Ausflug ohne mich machen. Ich soll sofort zu Bürgermeister Littleruler ins Rathaus kommen!«

»Sollen wir dich begleiten?«, fragte Dumpy.

»Nicht nötig. Aber nehmt Fritzis Handy mit, dann kann ich euch erreichen«, sagte Paddock.

 

Das Londoner Rathaus, die City Hall, stand wie ein halb gegessenes Ei aus Glas am Themse-Ufer. Durch die Abwässerkanäle gelangte Paddock schnell dorthin.

Er klopfte an die Tür des Bürgermeisters.

»Herein!« Mister Littleruler stand telefonierend am Fenster und blickte auf den Fluss und die Stadt zu seinen Füßen. »Ja, Ihre Majestät … Natürlich, Ihre Majestät …« Er beendete das Telefonat und fuhr herum. »Entschuldigen Sie, Mister Paddock. Ein Gespräch mit der Queen …«

Paddock gab ihm den ferngesteuerten Surfer zurück. »Schönes Spielzeug.«

»Hab ich mir von meinem Sohn ausgeliehen. Gut, dass Sie hier sind!« Der Bürgermeister führte den Olchi-Detektiv an einen Tisch und kam gleich zur Sache. »Sie kennen doch sicher unser Sperrwerk, die Thames Barrier

»Natürlich! Ich habe meiner Praktikantin vorhin davon erzählt. Sie macht sich Sorgen wegen der Sturmflut …«

»Tja, wegen der nahenden Flut interessiert sich auch noch ein anderer dafür«, sagte Mister Littleruler.

Paddock horchte auf.

»Firebomb Jack!«, presste der Bürgermeister zwischen seinen Lippen hervor.