Falkland. Viertes Buch.

Inhaltsverzeichnis

Von Madam St. John, an Erasmus Falkland, Esqr.

Endlich kann ich Ihren Briefen eine günstigere Antwort ertheilen. Emilie ist noch nicht ganz außer Gefahr. Von dem Tage, an welchem Sie mit so uneigennütziger Schonung ihrer Gesundheit und ihres Rufes, sich mit Gewalt in ihr Zimmer drängten, ward sie allmählich besser, – doch erwarten Sie keinen Dank für Ihre beobachtete Zurückhaltung. Ich hoffe sie wird im Stande seyn, Sie in wenigen Tagen zu sehen. Dies hoffe ich um so mehr, weil sie jetzt fühlt und entschieden hat, es müsse das letzte mal seyn. Sie haben ihres Lebens Glück zerstört; dem Himmel sey Dank, daß ihre Tugend bis jetzt verschont blieb; wiewohl sie Emilien elend machten, vertraute ich doch darauf, daß es Ihnen nie gelingen wird sie der Verachtung preis zu geben.

Sie fragen mich einigermaßen drohend, aber mehr sich beklagend, weshalb ich so bitter gegen Sie sey. Dies will ich Ihnen sagen. Ich kenne nicht nur Emilie, und bin deshalb innigst überzeugt daß nichts vermag ihre Gewissensbisse ihr zu ersetzen, sondern ich kenne ebenfalls Sie und sehe vollkommen ein, daß sie unter Allen am mindesten der Mann sind, der sie glücklich machen könnte. Für einen Augenblick setze ich sämmtliche allgemeine Vorschriften der Religion und Moral bei Seite, ich rede zu Ihnen (um einen alltäglichen und häufig gemißbrauchten Ausdruck anzuwenden) »ohne Vorurtheil« über diese besonderen Gegenstände. Emiliens Natur ist sanft und leicht empfänglich, die Ihrige ist flatterhaft und im höchsten Grade widerspenstig. Der kleinste Wechsel, die mindeste Laune bei Ihnen, welche ein minder zartfühlendes Gemüth gar nicht bemerken würde, müßte sie bis in das Innerste ihres Herzens verwunden. Sie wissen, daß die Weichheit ihres Karakters aus diesem Mangel an Kraft hervorgeht. Bedenken Sie für einen Augenblick, ob sie im Stande seyn würde die Demüthigungen und die Schmach zu erdulden, welche die Fehltritte Englischer Frauen so schwer heimsuchen! Sie ist in den strengsten Grundsätzen der Moral erzogen; und weil ihr Geist keine besondere Stärke besitzt, vermag der erste Eindruck ihrer Erziehung durch Nichts getilgt zu werden. Sie ist nicht fähig – gewiß nicht befähigt – für ein Leben der Schmerzen und der Entwürdigung. Bei einem anderen Karakter mögte ein entgegengesetztes Verfahren wünschenswerth erscheinen; aber in Bezug auf sie – halten Sie ein, Falkland, ich flehe darum, bevor Sie noch einmal den Versuch machen, sie auf immer zu vernichten. Ich habe Alles gesagt. Leben Sie wohl

Ihre, ganz besonders aber Emiliens Freundin

J.S.

Erasmus Falkland, Esqr. an Lady Emilie Mandeville.

Sie werden mich sehen Emilie, wenn Sie hinreichend hergestellt sind, um das ohne Gefahr zu thun. Ich erbitte dies nicht als eine Gunst. Hat meine Liebe mir das mindeste von Ihnen verdient, kann Erinnerung an das Vergangene nur irgend einen Anspruch begründen, hat meine Natur sich des Zaubers nicht verlustig gemacht, den sie früher über die Ihrige übte, so fordere ich Wiedersehn als ein Recht.

Der Bringer wartet auf Antwort.

E.F.

Lady Emilie Mandeville an Erasmus Falkland Esqr.

Sie sehen Falkland! Können Sie daran zweifeln? Könnten Sie nur einen Augenblick glauben, daß Ihre Befehle jemals aufhören sollten mir Gesetze zu seyn? Kommen Sie hier, wenn es Ihnen gefällt. Haben Andere während meiner Krankheit Ihnen Hindernisse entgegengestellt, so geschah das ohne mein Wissen. Ich erwarte Sie; aber ich gestehe, daß diese Zusammenkunft die letzte seyn wird, wenn ich irgend etwas von Ihrer Barmherzigkeit erlangen kann.

Emilie Mandeville.

Erasmus Falkland, Esqr. an Lady Emilie Mandeville.

Ich habe Sie gesehn, Emilie, zum letzten male gesehn! Meine Augen sind trocken – meine Hand zittert nicht. – Ich lebe, bewege mich, athme wie zuvor – und dennoch sah ich Sie zum letzten male. Sie sagten mir – während Sie an meiner Brust ruhten, während Ihre Lippe die meinige preßte; – Sie sagten mir (und ich gewahrte Ihre Aufrichtigkeit) ich solle Sie schonen, solle Sie nicht wieder sehen. Sie sagten mir, daß Sie nicht länger eigenen Willen, daß Sie kein eigenes Schicksal mehr hätten; daß Sie, wenn ich fortfahre dies zu wünschen, für mich Ihre Freunde, Ihre Heimath verlassen und Ihre Ehre opfern wollten; aber Sie verhehlten mir auch nicht, daß Sie damit ebenfalls Ihre Glückseligkeit aufgeben würden. Sie verbargen mir nicht, daß ich nicht dazu hinreiche Ihre ganze Welt auszumachen; Sie überlieferten sich, wie Sie das schon einmal gethan, dem, was Sie meine Großmuth nannten; damals täuschten Sie sich nicht, und Sie täuschen sich auch jetzt noch nicht. Innerhalb zweier Wochen, werde ich England, wahrscheinlich für immer verlassen. Ich besitze ein anderes Vaterland, das mir durch seine Leiden und seine Erniedrigung noch viel theurer geworden ist. Die allgemeinen Bande weichen in ihrem Wesen nur um ein Geringes von den besondern ab; und dieser eingestandene Vorzug dessen was entwürdigt vor dem was erhaben ist, mag als Antwort für Madam St. Johns Behauptung dienen, daß wir in Schmach versenkt, nicht zu lieben vermögten wie im ehrenhaften Zustande. Doch davon genug.

Über Ihre Wahl, meine arme Emilie, kann ich Ihnen keinen Vorwurf machen. Sie handelten weise, recht und tugendlich. Sie sagten diese Trennung müsse mehr meiner Entscheidung angehören als der Ihrigen, und daß Sie augenblicklich die meinige seyn wollten, sobald ich dies verlangte. Weder jetzt noch jemals will ich dieses Versprechen annehmen. Keine, und am wenigsten eine die ich so innig, so wahrhaft liebe als Sie, soll jemals durch mich in Schande gerathen, außer wenn sie zu empfinden vermag, daß eine solche Schmach ihr theurer seyn würde als jede andere Glorie, daß das einfache Loos die meinige zu seyn minder eine Belohnung als eine Vergeltung ist; und daß trotz aller irdischen Demüthigung und Schaam, dieses Loos alle ihre Traumbilder von Glück und Stolz verwirkliche und in sich fasse.

Jetzt will ich Ihnen mein Lebewohl sagen. Mögen Sie – ich sage dies ohne Selbstsucht und aus der Tiefe meines Herzens –- mögen Sie bald vergessen, wie sehr Sie mich geliebt haben, wie sehr Sie mich noch jetzt lieben! Und dieses Ziel zu erreichen könnten Sie keine bessere Gesellschafterin haben als Madam St. John. Sie hat ihre Meinung von mir laut ausgesprochen, und wahrscheinlich ist dieselbe richtig; auf jeden Fall werden Sie wohl daran thun ihr zu glauben. Sie werden hören wie so viele mich angreifen und mir Vorwürfe machen. Ich läugne die Anklagen nicht ab; Sie wissen am besten was ich von Ihnen verdiene. Gott segne Sie, Emilie. Wohin ich gehen mag, nie werde ich aufhören sie so zu lieben, wie ich Sie jetzt liebe. Mögen Sie glücklich seyn durch Ihren Knaben, und in Ihrem Gewissen. Noch einmal segne Sie Gott ! und lebewohl!

Erasmus Falkland.

Lady Emilie Mandeville an Erasmus Falkland, Esqr.

Ha! Falkland, Sie haben gesiegt! ich bin die Ihrige, nur allein die Ihrige – ganz und auf immer! Als Ihr Brief ankam, zitterten meine Hände so sehr, daß ich während einiger Minuten nicht im Stande war ihn zu erbrechen; und als ich ihn geöffnet hatte, da war mir als versinke die Erde unter meinen Füßen. Sie wollten Ihr Vaterland verlassen; ich stand im Begriff Sie für immer zu verlieren. Ich vermogte mich nicht länger zu bemeistern, – meine Tugend und mein ganzer Stolz entschwanden plötzlich. Ja, ja, Sie sind wirklich meine Welt. Mit Ihnen will ich entfliehn wohin Sie wollen nach jedem Lande. Nichts kann mir schrecklich seyn, als nur, Sie nicht zu sehen; ich mögte eine Magd – eine Sklavin, ein Hund seyn, so lange ich nur bei Ihnen bleiben, nur einen Laut Ihrer Stimme hören, einen Blick Ihres Auges erhaschen könnte. Kaum gewahre ich das vor mir liegende Papier, so abspringend und verwirrt sind meine Gedanken. Schreiben Sie nur ein Wort, Falkland; nur ein Wort, und ich will es auf mein Herz legen und glücklich seyn.

Erasmus Falkland an Lady Emilie Mandeville.

Ich eile zu dir, Emilie, meine, meine einzige Geliebte. Dein Brief hat mir das Leben zurückgegeben. Morgen sehen wir uns.

E.F.

Mit gemischten Empfindungen, denen trotz der flammenden Hoffnungen, die bei allen vorherrschten doch viel Bitteres hinzugefügt war, kehrte Falkland nach E..... zurück. Er war sich bewußt, daß er der Erfüllung seiner glühendsten Wünsche nahe war; daß er im Begriff stand einen Preis zu erringen der alle die tausend Gegenstände des Ehrgeizes in sich vereinigt, zwischen denen die Wünsche anderer Männer getheilt sind; die einzigen Bilder, welche er seit Jahren zu erträumen gewagt hatte, sollten nun in das Leben gerufen werden. Er hatte alle Ursache glücklich zu seyn; – aber so ist der Widerspruch menschlicher Natur, daß er sich fast elend fühlte. Der ihm zur Gewohnheit gewordene, schweigsame Tiefsinn, verbreitete seine nächtige Färbung über jede seiner Empfindungen, über jeglichen seiner Gedanken.

Er kannte die Denkart der von ihm verführten Frau, und erbebte bei dem Gedanken an das Verhängnis, welches er über sie herbeizuführen im Begriffe stand. Zu diesen Betrachtungen gesellte sich eine lange Reihefolge schwarzer, reuiger Erinnerungen. – Emilie war nicht die Einzige, deren Untergang er vorbereitet hatte. Alle die ihn jemals liebten hatte er durch Vernichtung belohnt; und eine – die erste – die reizendste – die am meisten geliebte – fand durch ihn ihren Tod.

Diese letzte Erinnerung, peinlicher als alle übrigen erfüllte ihn. Man wird sich entsinnen, daß Falkland in den Briefen, mit denen dieses Buch beginnt, bei dem Erwähnen der Bande die er nach dem Verluste seiner ersten Liebe geknüpft hatte, sagt, nur die Sinnlichkeit, nicht das Gemüth sey dabei betheiligt gewesen. Seit ihrem Tode war sein Herz freilich ihrem Andenken nie untreu geworden, bis er Emilien antraf. Ach! nur wer in seiner Seele das Bild eines Verstorbenen liebend bewahrte; nur wer lange bittre Jahre hindurch im geheimen tiefen Schmerze darum trauerte; nur wer empfand daß dieses Bild ihm ein geheiligtes, überirdisches Wesen sey, das von keinem andern Auge als dem seinigen entweiht werden dürfe; nur wer alle Dinge außer sich mit Denkmalen ausfüllte die wie durch Zauber erstanden, und wer das ganze Weltall zum weiten Mausoleum des Abgeschiedenen machte; nur der allein vermag das Geheimnis schmerzlicher Sehnsucht zu verstehn, das über jegliche spätere Leidenschaft hingebreitet ist, mag diese auch viel glühender und viel inniger als jene erste seyn; – nur der empfindet jenen Schauer der Gotteslästerung unter welchen wir des entschwundenen Geistes Wohnplätze mit einem neuen, einem lebendigen Götzenbilde ausfüllen, und die letzte Handlung der Untreue an der begrabenen Liebe begehen, welche die Himmel, in denen sie jetzt weilt, und die Erde auf welcher wir sie gewahrten, durch unzählige Stimmen der Natur uns heißen, mit dem Weihrauch unserer Treue zu verehren. –

Sein Wagen hielt am Einfahrtsthore. Des Pförtners Frau, welche die Flügel öffnete gab ihm folgende Zeilen:


»Mandeville ist zurückgekommen; ich fürchte beinahe, daß er unsere Liebe argwöhnt. Julia droht, wenn Sie wieder nach E..... kämen, ihn davon in Kenntnis zu setzen. Ich wage nicht, mein geliebter Falkland, Sie hier zu sehn. Was sollen wir anfangen? Ich bin sehr krank und fiebernd; mein Gehirn ist so in Gluth, daß ich nichts anders zu denken, zu empfinden, zu erinnern vermag, als den einen Gedanken, die eine Empfindung und die eine Erinnerung: daß ich, selber unter Schande und der Sünde zum Trotze, im Leben und bis zum Tode, die Ihrige bin.

E.M.

Bei dem Lesen dieser Zuschrift verdoppelte Falklands glühende, auf das äußerste gestiegene Liebe sich bei jedem Worte; einen Augenblick früher, hatte die Gewißheit sie wieder zu sehn seinem Gemüthe gestattet, sich unter tausend Gegenständen zu vertheilen; jetzt aber vereinigte der Zweifel seine ganze Kraft auf den einen Punkt.

Er fuhr nach L..... und sandte von dort eine kurze Nachricht an Emilie, in welcher er von ihr erflehte ihn Abends am See im Park zu treffen, um ihre Flucht zu verabreden. Ihre Antwort war kurz, war von ihren Thränen halb verlöscht, aber sie enthielt die Zusage.

Emilie war an diesem Tag hindurch, mindestens von dem Augenblicke an in welchem sie Falklands Brief erhalten, kaum fähig irgend einen Gedanken zu fassen; unbeweglich saß sie da und starrte hinaus in den weiten Raum, gewahrte in ihrem eigenen Innern so wenig, als in den sie umgebenden Gegenständen etwas anders, als eine furchtbare Leere. Bewußtseyn, Überlegung, Gefühl, Reue sogar, waren erstarrt und gefroren; die Fluthen und Ebben innerer Bewegung dauerten fort, aber sie waren von Eis.

Falklands Diener hatte außen den Augenblick abgewartet, um Emilien seines Herrn Billet zu überreichen; Madam St. John hatte ihn erblickt; ihr Schreck und ihre Überraschung dienten nur dazu ihre Geistesgegenwart zu kräftigen. Unter dem Vorwande Emiliens Antwort dem Diener selber einzuhändigen bemächtigte sie sich derselben, las sie und eben so schnell war auch ihr Entschluß gefaßt. Nachdem sie das Briefchen sorgfältig wieder versiegelt und dem Diener übergeben hatte, begab sie sich auf der Stelle zu Herrn Mandeville, und entdeckte diesem Emiliens Liebe zu Falkland.

Zu dieser Handlung des Verraths ward sie durchaus nur von ihren Leidenschaften angetrieben; und als Mandeville aus seiner gewohnten Fühllosigkeit zu einem Paroxismus der Entrüstung aufgeweckt, seine Danksagungen für die Großmuth ihrer Freundschaft immer aufs neue wiederholte, weil er sich einbildete, daß diese allein sie zu jener Mittheilung bewogen habe, ließ er sich im Traume nicht die milde, die unbezwingbare Eifersucht einfallen, welche die Schmach sogar beneidete, die durch ihre Eröffnung eben herbeigeführt werden sollte. »Sehr wahr,« sagte ein französischer Enthusiast, »daß das Herz, selber das anscheinend heiterste, jener stillen sanft spiegelnden Quelle gleicht, die im Schooße ihrer Gewässer das Ungeheuer des Nil birgt.«

Welchen Gewinn Madam St. John durch diese Handlung zu erlangen sich auch vorsetzen mogte, wahrlich sie hat den Lohn empfangen der ihr gebührte. Die Folgen ihrer Verrätherei, welche ich jetzt zu erzählen mich beeile, endeten für Andere – blieben ihr. Unter den Freuden der Zerstreuung quälte eine Betrachtung ihr Gemüth; eine dunkle Wolke weilte jederzeit zwischen dem Sonnenschein und ihrer Seele; so wie dem Mörder in Shakespeare, brachte das Freudengelag, bei dem sie Zuflucht suchte um Vergessenheit zu finden, ihr nur die Schreckgespenster der Erinnerung hervor. O! du unbezähmbares Gewissen! das nie schmeichelt – das über dem Menschenherzen wacht, damit es nie schlummere oder einschlafe, – du entziehst aus der Gegenwart, verschließest uns die Zukunft und schmiedest die ewige Kette, welche uns an den Fels und an den nagenden Geier der Vergangenheit fesselt!

Still und düster zog der Abend herauf; eine athemlose erdrückende Schwüle schien über die Atmosphäre gebreitet; – die vollen großen Wolken ruhten bewegungslos im unfreundlichen Himmel, zwischen ihnen glimmten in weiten ununterbrochenen Zwischenräumen die bleichen Sterne hervor; zwiefacher Schatten schien die zusammengehäuften dunkeln Bäume einzuhüllen, welche ohne Schwanken im trübseligen Horizonte dastanden. Das Wasser im See lag so schwer und unbeweglich wie der Schlaf eines Todten; der abgebrochene Widerschein seiner jähen, windenden Ufer ruhte auf dem Wasserbusen, wie eine traumgleiche Erinnerung früheren Daseyns.

Die festgesetzte Stunde war gekommen; Falkland stand am bezeichneten Orte und blickte auf den vor ihm hingebreiteten See; seine Wange glühte, seine Hand war versengt und ausgetrocknet vom verzehrenden innern Feuer. Sein Pulsschlag war stürmend und rasch; der Dämon böser Leidenschaften herrschte in seiner Seele.

So ganz verloren in seine Betrachtungen stand er, daß er während einiger Augenblicke das zärtliche thränenvolle Auge nicht gewahrte, welches auf ihn geheftet war; auf seiner Stirn und auf seinen Lippen erschien Nachdenken immer so reizend, so göttlich, daß dessen Ruhe zu stören gleichsam die Entweihung von etwas Geheiligtem war; wiewohl Emilie mit leichten eilfertigen Schritten herbeikam, hielt sie doch unwillkürlich ein, um das adelhafte Gesicht zu betrachten, welches ihre ersten Traumbilder von der Liebe Schönheit und Majestät verwirklichte.

Langsam wandte er sich um und erblickte sie; mit dem ihm so ganz eigenthümlichen Lächeln nahte er sich ihr, schweigend zog er sie an seine Brust; seine Lippen drückte er auf ihre Stirn; sie lehnte an seinem Busen, und vergaß Alles über ihm. Ha! giebt es ein Gefühl, welches Liebe, sogar sündliche Liebe zum Gotte macht, so ist es die Gewißheit, daß sie mitten in dieser lebenvollen Welt allein und über Alles herrscht; und das diejenigen, die sich ihrem Dienste weihen nichts von den Kleinlichkeiten, den Kämpfen, dem mühenden Ringen wissen, welche der Erde alltäglicher Bewohner beflecken und antreiben. – Als Beide so allein da standen in der tiefen Stille der Natur, was war ihnen da jegliches Ding welches sie ganz in Anspruch genommen haben mogte, bevor sie einander begegneten und liebten? In ihrem Innern erstarb sogar das Gedenken an Schuld und Kummer: nur für einen Gedanken hatten sie Gefühle – für das Zugegenseyn des Wesens das neben ihnen stand, das für sie der Ocean war, »in welchen die Ströme ihrer Seele sich ergossen.«

Sie setzten sich unter einer Eiche nieder; Falkland bog sich herab um die kalte bleiche Wange zu küssen, welche immer noch an seiner Brust ruhete. Seine Küsse glichen der Lava; die tobenden, stürmischen Elemente der Sünde und der Begierde wurden bis zum Wahnsinne in seinem Innern gesteigert. Noch dichter preßte er sie an seinen Busen, ihre Lippen gaben den seinigen die Antwort; vielleicht ergriff sie der ihnen mitgetheilte Geist etwas, ihre Augen waren halb geschlossen, ihr an sein schlagendes, glühendes Herz gepreßter Busen schwellte wild. Dunkler und dunkler wurden die Wolken als die Nacht mehr heraufzog, ein leiser Donner rollte fern durch den bewölkten schweren Himmel hin; – sie hörten ihn nicht; – und doch war er das Todtengeläute für Friede – Tugend – Hoffnung – die ihren Seelen verloren, für immer verloren gegangen waren!

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Sie trennten sich, wie sie nie zuvor gethan. In Emiliens Herzen war eine furchtbare Leere – eine weite Öde, über diese hin zog eine leise, tiefe, geisterhafte Stimme, ein undeutlicher unbekannter Laut, eine Sprache redend, welche sie nicht verstand, aber sie empfand, daß diese Wehe, Schuld und Verhängnis verkünde. Ihre Sinne waren betäubt; die Lebendigkeit ihrer Gefühle war eingeschläfert und erlähmt, der Verzweiflung erster Herold ist Gefühllosigkeit.

»Also morgen« sagte Falkland und seine Stimme erklang ihr zum erstenmale rauh und fremdartig – »morgen wollen wir auf immer von hier entfliehen; triff mich hier bei Tagesanbruch; – der Wagen soll in Bereitschaft seyn; – jetzt können wir uns nicht zu schnell vereinen; – ich wollte wir wären in diesem Augenblicke dazu vorbereitet!«

»Morgen« wiederholte Emilie, »bei Tagesanbruch!« Sie hielt ihn umklammert und er fühlte daß sie schaudernd erbebte: »morgen – ja – morgen!« – Noch ein Kuß, eine Umarmung – ein Lebewohl, und sie schieden.

Falkland kehrte nach L. zurück: ein trübes Vorgefühl lastete auf seinem Gemüthe; es war jenes undeutliche, unbeschreibliche Bangen, welches keine irdische und keine menschliche Ursache zu erklären vermag – jenes Zusammenbrechen in sich selber – jene unbestimmte Furcht vor der Zukunft, – jenes Gefühl als ringe man mit unbekannten Schattengestalten, jenes Umirren des Geistes ohne zu wissen wohin; – jene kalte, ewige, schleichende Angst ohne zu wissen weshalb?

Im Hause trat sein vertrauter Diener ihm entgegen, diesem gab er die nöthigen Befehle zur morgenden Flucht, und zog sich dann in sein Schlafgemach zurück. Dieses war ein alterthümliches, geräumiges Zimmer; die Wände bedeckten eichene Vertäfelungen; ein breites, hohes Fenster gewährte Aussicht auf die weite Landstrecke die sich unten ausdehnte. Schweigend setzte er sich vor diesem nieder und öffnete es, die schwüle Nachtluft berührte seine Stirne, nicht mit dem Fächeln der Frische, sondern gleich der verdorrenden Atmosphäre des Orients, eine Schwere und eine Fieberempfindung mit sich führend, die drückend auf seiner Seele lastete. Er wandte sich zurück; warf sich auf sein Bett und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Seine Gedanken waren in tausend undeutliche Formen zersplittert, alle aber durchschauerte die eine wohllustvolle Erinnerung, daß der morgende Tag ihn für immer mit derjenigen vereinen solle, deren Besitz, sie ihm nur noch theurer gemacht hatte.

Inzwischen verrannen die Stunden; und während er schweigend und still da lag ertönte die Glocke einer fernen Kirche mit deutlichem, feierlichem Schalle seinem Ohre. Es war die erste halbe Stunde nach Mitternacht. In dem nämlichen Augenblicke durchrann ein eisiger Schauder, langsam und erstarrend seine Adern. Sein Herz, wie von einem Vorgefühle dessen bewegt, was kommen sollte, pochte heftig und stand darauf still; das Leben selber schien zu verrinnen; kalte Schweißtropfen perlten ihm auf der Stirne; seine Auglieder zitterten, und die Augäpfel rollten und starrten gleich denen eines Sterbenden; eine fürchterliche Angst befiel ihn, seine Glieder erbebten und jegliches Haar seines Hauptes sträubte wie von eigenthümlichen Leben durchzuckt in die Höhe; das Mark seiner Gebeine löste sich, sein Blut gerann immer dicker und dicker, als verdichte es sich zu einer stehenden, gefrornen Masse.

In wilder unsäglicher Angst schreckte er empor. Am fernen Ende des Gemaches stand eine bleiche dürre Erscheinung, gleich dem Mondenstrahle ohne Umriß noch Form; sie stand ruhig, unkenntlich und schattengleich. Sprachlos und ohne sich zu rühren starrte er sie an; seine Sinne und seine Geistesfähigkeiten schienen von einer unnatürlichen Verzückung erfaßt. Allmählig ward die Erscheinung seinem auf sie gehefteten und erforschendem Auge, klarer und erkennbarer. Wie durch einen schwimmenden, nebelartigen Schleier gewahrte er Emiliens Gesichtszüge, aber wie verändert! – eingefallen, farblos und in Todesbläße. Die sinkende Lippe, von welcher ein tiefer, rother blutähnlicher Strich herabzuträufeln schien; das bleierne leblose Auge, die kalte schaurige geheimnisvolle Ruhe welche über den Anblick Gestorbener hingebreitet ist, alles dies sproß gleichsam aus der dichten Wolke die es umgab für einen, einen einzigen kurzen, schrecklichen Augenblick hervor und entschwand dann eben so plötzlich.

Von seinen Sinnen löste sich der Zauberbann; mit einem lauten Schrei sprang er vom Bette auf. Alles war still: keine Spur von dem zu finden was er so eben gesehen. Der Wolken schwaches Licht ruhte auf dem Flecke auf dem die Erscheinung gestanden hatte; auf eben dem nämlichen Flecke stand er selber. Er stampfte auf den Boden – dieser war fest unter dem Tritte seines Fußes. Er betastete seinen Körper mit den Händen, und er wachte – er war unverändert; Erde, Luft, Himmel umgaben ihn wie zuvor.

Was war mit seiner Seele vorgegangen um sie zu solcher Schwäche zu schrecken und zu übermannen? Auf diese Frage vermogte seine Besinnung keine Antwort zu geben. Kühn von Natur, und sceptisch durch Philosophie gewann sein Gemüth stufenweise die ursprüngliche Stimmung wieder; er überließ sich keinen Schlußfolgen; er bemühte sich diese zu verscheuchen, aus natürlichen Ursachen suchte er die Erscheinung zu erklären, welche er gesehn oder erträumt hatte; und als er den Umlauf seines Blutes wiederum in gewohnter Weise empfand, als die kalte Nachtluft fröstelnd seinen fieberhaften Körper berührte, lächelte er mit strenger, verachtungsvoller Bitterkeit über den Schreck der ihn so ergriffen und über den Wahn, der sein Gemüth so irregeführt hatte.

Giebt es nicht »mehr Dinge im Himmel und auf Erden als unsere Philosophie sich träumen läßt?« Ein Geist mag die Luft bewohnen welche wir einathmen; die geheimste Tiefe unserer Einsamkeit mag mit Unsichtbaren angefüllt seyn. Unser Aufstehn und unser Niedersitzen mag durch Zeugen aus den Gräbern beobachtet werden. Auf unsern Wanderungen mögen die Todten uns folgen; bei unseren Festgelagen mögen sie an der Tafel sitzen; und des Nachtwindes kalter Hauch der die Behänge unseres Bettes aufbauscht, mag uns eine Botschaft bringen, welche unsere Sinne nun nicht von Lippen erhalten, welche ehemals Küsse auf die unsrigen drückten. Woher kommt es, daß in gewissen Augenblicken eine Angst, ein Todesschrecken uns befällt, der uns überwältigt und den wir nicht zu beschreiben vermögen? Woher kommt es, daß wir ohne Ursache schaudern und es empfinden, wie unser warmes Herzblut in den Adern steckt? Sind die Todten etwa zu nahe! Berühren uns unirdische Schwingen, indem sie uns umflattern? Hat unsere Seele vielleicht Gemeinschaft die der Körper nicht theilt, wiewohl er mit der übernatürlichen Welt eine geheimnisvolle Verwandtschaft – eine unerklärliche Beziehung – eine Sprache des Schreckens und der Allmacht empfindet, die seine Fleischschranke die den Geist von seinem Geschlechte trennt, bis in das Innerste ihrer Falten erschüttert?

Wie furchtbar ist unser Leben! Wir besitzen unser Daseyn unter einer finstern Wolke, und sind uns selber sogar, ein Wunder. Es giebt nicht einen einzigen Gedanken der seine zugewiesenen Gränzen hätte. Gleich den Kreisen auf der Wasserfläche, werden unsere Nachforschungen mit ihrer Ausdehnung schwächer und verschwinden endlich in den unermeßlichen und unergründlichen Raum, des weiten Ungekannten. Wir sind wie die Kinder im Dunkeln; wir erzittern in einer geisterhaften, schreckbaren Leere, welche wir mit unseren Wahnbildern anfüllen. Das Leben ist unsere eigentliche Nacht, und der erste Morgenstrahl der uns Gewißheit bringt, ist der Tod.

Falkland verbrachte den übrigen Theil der Nacht am Fenster, die Wolken beobachtend, die grau wurden sobald die Dämmerung erstieg und der erste Morgenwind säuselte. Er hörte unten der Rosse Huftritt, warf seinen Mantel um, und ging hinab. Den Wagen ließ er an einer Biegung des Weges jenseit des Einfahrtsthores halten, und begab sich alsdann zum bezeichneten Orte. Emilie war nicht da. Mit unruhigen eilenden Schritten ging er auf und nieder. Der Eindruck dieser Nacht war zum größeren Theile aus seinem Gemüthe entschwunden, und den warmen süßen Hoffnungen welche er fassen zu dürfen so vielen Grund hatte, überließ er sich ganz rückhaltlos. In Augenblicken gedachte er auch jener reizenden Himmelsstriche die er zu beider Zufluchtsorte bestimmte, in denen die Luft an sich schon Musik ist und wo das Licht des Tages den Farben der Liebe gleicht; er verknüpfte die Seufzer gegenseitigen Entzückens, mit dem Dufte der Myrthen und dem Hauche eines Toskanischen Himmels.

So verging die Zeit. Lange war die festgesetzte Stunde schon vorüber, doch Emilie kam nicht! Die Sonne ging auf, und Falkland wandte sich im finstern grollenden Unmuth von ihren Strahlen ab. Mit jeden Augenblicke wuchs seine Ungeduld und endlich war er nicht mehr Herr seiner selber. Er ging dem Hause zu. Eine Weile blieb er in der Entfernung stehen; weil aber alles in tiefer Ruhe schien, ging er näher und näher bis er die Thür erreichte; zu seinem Erstaunen war diese offen. Er sah Gestalten eilends durch die Vorderhalle hingehn. Er vernahm ein verwirrtes, undeutliches Gemurmel. Endlich erblickte er Madam St. John. Nun vermogte er nicht länger sich zu halten. – Er sprang vor, durch die Thür, – in die Vorhalle und erfaßte sie bei einem Theile ihres Anzuges.

Er konnte nicht sprechen, aber sein Gesicht sagte alles, was seine Lippen auszusprechen weigerten. – Madam St. John zerfloß in Thränen sobald sie ihn erblickte. »Guter Gott!« rief sie aus – »wie geht es zu, daß Sie hier sind? Wäre es möglich, daß Sie schon erfahren hätten ...?«

Ihre Stimme versagte ihr. Falkland hatte jetzt Zeit gehabt sich zu fassen. Er wandte sich zu der Dienerschaft, die sich rings versammelt hatte und sagte ruhig: »Redet, was ist vorgefallen?«

»Myladi – Myladi!« ertönte zugleich aus mehrer Munde.

»Was ist's mit ihr?« fragte Falkland mit erblaßter Wange, aber ohne die Stimme zu ändern.

Es entstand eine Pause.

In diesem Augenblick ging ein Mann durch das hintere Ende der Vorhalle hin, in welchem Falkland den Arzt aus der Nachbarschaft erkannte. Nun ging ihm ein Licht, ein versengendes unerträgliches Licht auf. Mit leiser Grabesstimme sprach er: »sie ist sterbend – sie ist vielleicht schon todt;« und bei diesen Worten blickte er umher, bis er sein Auge auf die Anwesenden geheftet hatte.

Nicht einer gab Antwort.

Einen Augenblick hielt er an sich, als wäre er vom plötzlichen Schrecke gelähmt, dann sprang er die Treppe hinan. Er eilte durch das Boudoir in Emiliens Schlafgemach. Die Laken waren nur zum Theil geschlossen; ein schwacher Lichtstrahl drang durch sie herein und ruhete auf dem Bette; neben diesem waren zwei Frauen niedergekrümmt. Diese beachtete er nicht, sah sie gar nicht. Er riß die Vorhänge auseinander, und sah Emiliens verändertes lebloses Antlitz, genau so wie er es in seinem Traumbilde während der Nacht gesehn hatte. Dieses immer noch so zärtlich schöne Gesicht, war zum Theil ihm zugewandt. Einige dunkle Flecken auf der Lippe und am Halse verkündeten woran sie gestorben war, das schon einmal gesprengte Blutgefäß war abermals geborsten. Ihre sanften schmelzenden Augen, welche für ihn nie einen andern als den einen Ausdruck hatten, waren geschlossen; ihre langen aufgelösten Haarflechten, verbargen zur Hälfte, und bildeten zugleich einen Gegensatz zu dem Busen, der nur in der letzten Nacht erst gelernt hatte, unter seiner Brust zu wogen.

Beglückter in ihrem Loose als sie es verdiente, ward sie diesem bittern Leben entnommen bevor die Strafe ihrer Schuld anhob. Sie war nicht dazu verurtheilt unter dem Mehlthau der Schaam, noch unter dem Froste entfremdeter Liebe zu verweilen. – Es war ihr nicht auferlegt Verletzung oder Wechsel von ihm zu erdulden, den sie so innig anbetete. Sie starb während seine Leidenschaft noch in ihrem Lenze war, – bevor dieser eine Blüthe oder nur ein Blättchen abgestreift worden; sie versank in die Ruhe der Ewigkeit, während sein Kuß noch warm auf ihrer Lippe weilte, und ihr letzter Atem vermischte sich fast mit dessem Seufzer. Für ein gefallenes Weib giebt es kein Leben, das sie gegen einen solchen Tod vertauschen mögte.

Stumm und bewegungslos stand Falkland; kein Wort des Schmerzes noch des Schreckens entfuhr seinen Lippen. Endlich bog er sich nieder. Die Hand welche außerhalb des Bettes herabhing, erfaßte er; drückte sie; diesen Druck erwiederte sie ihm nicht, sondern entfiel kalt und schwer aus der seinigen. Er legte seine Wange auf ihre Lippen; ihnen entsäuselte nicht der leiseste Athem; nun erst überflog ein sichtbarer Wechsel sein Antlitz; er drückte auf diese Lippen einen langen letzten Kuß, wandte sich dann ab ohne ein Wort, ohne ein Zeichen, ohne eine Thräne und verließ das Zimmer. – Zwei Stunden später ward er ohne Bewußtseyn im Park gefunden; er lag auf dem nämlichen Flecke wo er und Emilie sich Abends zuvor angetroffen hatten.

Wochenlang wußte er gar nichts von dieser Erde; er war umringt von gespenstischen Erscheinungen eines furchtbaren Traumes. – Alles war Verwirrung, Nacht, Schrecken, – eine Reihefolge und ein steter Wechsel folternder Qual! Zuweilen ward er durch die weiten Himmelsräume fortgeschleudert in den Mittelpunkt eins feurigen Sternes, der unten, oben und ringsum mit unauslöschbaren, aber auch unverzehrenden Flammen umzogen war. Wohin er bei seinen Wanderungen in diesem seinem geräumigen, lodernden Gefängnisse treten mogte, war die leckende Flamme sein Fußboden und Feuer-Geloder war seine Luft. Blumen und Bäume und Hügel gab es in jener Welt wie in der unsrigen, aber gebildet aus einem blendenden, unerträglichen Lichte; rings umher erhoben sich zerstreute riesenhafte Palläste und Dohme prasselnder Flammen, gleich den Wohnsitzen in der Höllenstadt. In jeglichem Augenblicke schwebten Schattengestalten hin und her, deren Gesichtern unaussprechliche Angst eingeprägt war; aber kein Schrei, kein unterdrücktes Ächzen ertönte in der feuergerötheten Luft; denn den Verdammten die in Flammen lebend von Flammen sich nährten, war die Tröstung der Stimme versagt. Oben hing, unbeweglich und schwarz, eine dichte undurchdringliche Wolke – die Nacht zur Masse eingefroren; aus ihrem Mittelpunkte schwebte ein Banner herab gebildet aus bleichen, kränkelnden Flammen, und auf diesen stand geschrieben »für immer

Brausend stürzte ein Strom neben ihm herab. Er bog sich nieder um das Todesschmachten seines Durstes zu stillen – die Wolken waren Feuerwogen, und als er von dem brennenden Trunke zurückprallte, sehnte er sich danach laut aufzuschreien, und konnte das nicht. Da richtete er in Verzweiflung sein Auge nach Oben um Barmherzigkeit zu suchen, und gewahrte auf dem flammenden unbeweglichen Banner die Worte: »für immer

Der Geist seines Traumes wechselte; plötzlich ward er auf den Flügeln des Sturmwindes zu dem Ozean eines ewigen Winters getragen. Betäubt und ohne Versuch sich zu sträuben fiel er hinab auf die fluthlosen, unbeweglichen Wellen. Langsam und schwer hoben sie sich über ihn auf als er versank; nun erfaßte ihn die langgezogene erstickende Qual des Todes durch Ertrinken; – der ohnmächtige und krampfende Streit gegen die umschließenden Wasser – das Röcheln, Schwellen,. Keuchen des eingezwängten Athems – des Herzens wildes Zappeln – sein Todeskampf – und sein Stillstand. Er erholte sich. –- Nun war er tausend Faden unter dem Meere an einen Felsen gefesselt, rings um welchen die schweren Wasser sich gleich Mauern emporthürmten. Er fühlte sein eigenes Fleisch verfaulen und vergehen, stückweise von seinen Gliedmaßen abfallen; er sah die Korallenbänke, welche Jahrtausende zu ihrer Gestaltung erfordern, langsam aus ihrem schlammigen Bette emporragen, Atom nach Atom ausbreiten, bis sie zu einem Schutzlager für den Leviathan wurden: ihr Wachsthum war seine einzige Erinnerung an die Ewigkeit; immerwährend erschienen über und neben ihm, große Ungethüme – die Wunder der geheimnisvollen Tiefe. Die Meerschlange, die schreckliche Schimäre des Nordens, nahm ihren Ruheplatz zu seiner Seite, starrte ihn an mit bleichem, todtenähnlichen Auge, – schwach aber doch brennend, gleich der versinkenden Sonne. Aber überall, bei jeglichem Wechsel, in jedem Augenblicke dieser Unsterblichkeit, war ein bleiches unbewegliches Antlitz zugegen, das sich nie von dem seinigen abwandte. Die Höllischen Feinde, die Ungeheuer in der verborgenen Tiefe des Ozeans, erregten nicht so furchtbare Angst, als das Menschliche Gesicht der Todten, die er geliebt hatte.

Sein Urtheil war gesprochen. – Sowohl dieser Fieberwahn, als das noch furchtbarere Erwachen aus demselben, die Vergangenheit, die Zukunft, das Hinkümmern freudeloser Tage, die ununterbrochenen Träume der Nacht – bannten in seine Seele einen Zauber und eine Hölle in sein Innerstes; der Fluch seiner Verurtheilung war: Kummer zu vergessen!

Als Emilie an jenem sündhaften und ereignisvollen Abend zurückkehrte, schlich sie sogleich auf ihr Zimmer, entließ ihr Kammermädchen und warf sich auf den Boden nieder, erfaßt von jener tiefsten Verzweiflung, welche auf dieser Welt keine Hoffnung wieder kennen kann. So lag sie, ohne das Vermögen zu weinen und ohne den Muth zu beten; – wie lange wußte sie selber nicht. Ihr Gemüth war gleich den Zeitabschnitten vor der Schöpfung, ein Chaos widerstrebender Elemente, verstand so wenig die Methode des Nachdenkens, als die Eintheilung der Zeit.

Ein leises Klopfen an ihrer Thüre weckte sie auf; ihr Gatte trat herein. Das Herz stockte ihr; und als sie bemerkte, wie er mit Sorgfalt die Thür verschloß bevor er sich nahte, war ihr, als hätte sie in die Erde versinken mögen, vor innerer Schaam und vor dem Bangen, daß diese entdeckt werde.

Mandeville war ein schwacher, alltäglicher Mensch, bei gewöhnlichen Anlässen gleichgültig, aber gleich den meisten einfältigen Gemüthern heftig, ja wüthend, wenn er gereizt worden.

»Ist dies an Sie gerichtet Madame?« rief er mit donnernder Stimme indem er einen von Falklands Briefen ihr vorlegte »– und dies hier, und dies Madame?« fragte er in immer lauterem Tone, während er die Briefe einen nach dem andern aus ihrem Schreibpulte hervorriß, welches er erbrochen hatte.

Emilie sank zurück und ächzte nach Athem. Mandeville ergriff sie mit wildem schallenden Gelächter am Arme; er faßte diesen mit voller Kraft an. Sie stieß einen leisen Schrei des Entsetzens hören: diesen achtete er nicht, schleuderte sie von sich und als sie zur Erde fiel, entstürzte das Blut in Strömen ihren Lippen. Bei der plötzlichen Umwandlung seiner Gesinnung welche ängstliche Besorgnis ihm erregte, hob er sie in seinen Armen vom Boden auf. Sie war eine Leiche! In diesem Augenblick ertönte die Glocke mit feierlichem, ihn erschreckenden Klange: sie schlug die halbe Stunde nach Mitternacht.

Das Grab ist jetzt über diesem weichen und irrenden Herzen verschlossen, ohne dessen sündhaftes Geheimnis zu verrathen. Sie ging zu dieser ihrer letzten Heimath mit gesegnetem, unbeflecktem Namen ein ; denn ihre Schuld war unbekannt und ihre Tugenden leben noch jetzt in der Erinnerung der Armen fort.

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Man setzte sie in den stattlichen Grabgewölben ihres alten Stammes bei, und an ihrer Bahre weinten Herzen, die um nichts weniger ergriffen waren, wenn auch ihr heftigster Schmerz nur kurze Zeit dauerte. Für einen Todten giebt es viele Leidtragende, aber nur ein Denkmal – und dies war die Brust, welche den Geschiedenen – am meisten liebte. Der Ort der Leichenfeier, der grüne Rasen der sich hinabdehnte, die ihn einschließenden Bäume, der graue Thurm der Dorfkirche, und die am andern Ende sich erhebenden stolzen Hallen, alle diese waren Zeugen gewesen der Kindheit, der Jugend, des Brauttages eben des Wesens, dessen letzte feierliche Bestattung sie nun ebenfalls mit ansahen. Die nämliche Glocke, welche bei ihrer Geburt erklang, läutete ihre Ehe ein und ertönte jetzt in dumpfer Todtenklage.

Vor nicht gar zu langer Zeit war sie aus dieser Heimath ihrer jugendlichen, wolkenlosen Jahre, unter allgemeinem Zurufen und Segenswünschen als eine Braut hervorgegangen, im hochzeitlichen Gepränge, in der frischesten Blüthe ihrer jungfräulichen Schönheit, in der ersten Unschuld ihres unerwachten Herzens, weinend nicht um die Zukunft der sie entgegen ging, sondern um die Vergangenheit, welche sie nun verlassen sollte, und doch aus ihren Thränen hervorlächelnd, als ob Unschuld mit dem Kummer nichts zu thun habe. Auf eben dem Flecke wo der Vater ihr damals sein Lebewohl nachwinkte, stand er jetzt. Auf dem Rasen, den sie damals überdeckten standen die Landleute, deren Mangel sie in ihrer Kindheit so oft abgeholfen; neben dem nämlichen Geistlichen der ihn einsegnete, stand der Bräutigam, der sein Gelübde ihr geleistet, tief und schmerzlich gebeugt. Auf diesem Schauplatze war kein Baum, ja kein Blatt, kein Grashalm verwittert. Der Himmel war schön und heiter; ganz so wonnig lächelte er früher an ihrem Brauttag.

Und sie – sie – nur vier kurze Jahre und alle Unschuld der Jugend in Nacht gesenkt, alle irdische Schönheit zu Staub geworden! Wehe! aber nicht ihr, sondern dem Leidtragenden den sie zurückließ. Im Tode ist selber die Liebe vergessen; aber im Leben ist nichts so durchaus Bitteres als das Gefühl, alles sey unverändert geblieben mit Ausnahme des Einen Wesens, welches die Seele von dem Allen war; – als das Bewußtseyn, daß die Welt die nämliche sey, daß aber ihr Sonnenschein entschwunden ist.

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Der Nachmittag war still und drückend heiß. Durch die enge Straße des kleinen Dorfes Lodar zog die ermattete aber noch unbesiegte Schaar, welche in jenem Theile Spaniens die letzten Trümmer von Festigkeit und Freiheit in sich faßte. Der Krieger Gesichter waren eingefallen und mißmüthig; sie drückten sogar noch im mindern Grabe Eitelkeit aus, als ihre Bewaffnung kriegerischen Pomp und wehrhaften Zustand darthat. Ihre Bekleidung bestand aus dem, was Bauern sogar verschmäht hätten, bedeckt mit Blut und Staub, zu tausend Lumpen zerfetzt, deutete sie nicht ritterliches an, als nur das Ertragen von Mühseligkeiten; selber die zerrissenen, besudelten Fahnen hingen mürrisch am Schafte herab, als wäre auch die Luft der Fortuna Schützling geworden, und verschmähte nun die Banner derer aufzuschwellen, welche von ihr verlassen waren. Die erhebende Kriegsmusik schwieg. Ein Anschein von Niedergeschlagenheit über gescheitertes Unternehmen, war über das Gesammtbild ausgebreitet.

»Dem Himmel sey Dank!« sagte der Führer, der den letzten Zug schloß, als die Schaar zu ihrer spärlichen Erfrischung und zu kurzer Ruhe einzog. – »Dank dem Himmel, wir sind mindestens der Verfolgung unzugänglich; die Gebirge, diese letzte Zufluchtsstätte der Freiheit, liegen vor uns.«

»Wahr, Don Raffael,« erwiderte der jüngste unter den beiden Offizieren die an der Seite des Befehlshabers ritten, »– sollte es uns gelingen unsern Weg bis zu Mina zu bahnen, dann mögen wir die Fahnen der Constitution noch in Madrid aufpflanzen.«

»Freilich,« setzte der ältere Offizier hinzu, »und wir mögen Riegos Hymne vor dem Eskurial absingen.«

»Unsere Söhne vielleicht!« sagte der Anführer, der kein anderer als Riego selber war – »für uns ist jede Hoffnung verloren! Auch wenn wir einig wären, könnten wir kaum gegen die Französischen Heere Stand halten; aber so getheilt wie wir sind, ist es ein Wunder, daß wir bisher noch unserm Schicksale entrinnen konnten. Durch feindlichen Einfall gedrängt, waren wir selber unsere ärgsten Widersacher. Die Feindschaft, welche die Faktionen unter Spaniern gegen Spanier stiftete ist so groß, daß es scheint uns sey keine feindselige Stimmung übrig geblieben, um sie gegen die Franzosen zu verwenden. Unmöglich können wir Freiheit begründen, wenn die Menschen gutwillige Sclaven seyn wollen. Uns blieb keine Hoffnung, Don Alfonso – keine andere Hoffnung als die des Todes!«

Als Riego diese niederschlagende, ganz seiner gewöhnlichen Begeisterung widerstreitende Antwort endete, ritt der jüngere Offizier voraus zwischen die Soldaten, und munterte sie auf durch beglückwünschenden, tröstlichen Zuspruch; er ordnete die verschiedenen Abtheilungen; mahnte sie stets auf den ersten Wink bereit zu seyn; und schärfte ihnen die kleinen, aber wesentlichen Gegenstände der Manneszucht ein, welche, wie man leicht annehmen mag, ein Spanischer Heerhaufen oft an die Seite setzen wollte.

Riego und sein Gefährte hatten die kleine und ärmliche Hütte schon bezogen, welche das Generalquartier dieses Ortes bildete, während jener noch immer außerhalb beschäftigt blieb; erst nachdem er seinem Andalusischen Rosse die Gurten nachgelassen, und diesem das rauhe Futter vorgeworfen hatte was sich hier fand, dachte er daran den Verband fester anzuziehen, mit dem er einen tiefen schmerzvollen Säbelhieb in seinem linken Arm, umwunden und den er seit mehreren Stunden gänzlich vernachlässigt hatte. Der Offizier den Riego mit den Namen Alfonso angeredet hatte, trat aus der Hütte hervor, als sein Gefährte sich grade vergeblich bemühte, mit Hülfe seiner Zähne und seiner einen Hand, den Verband wieder zu ordnen.

Er half ihm dabei und sprach: »du weißt nicht, mein lieber Falkland, wie bittere Vorwürfe ich mir darüber mache dich zu einem Unternehmen beredet zu haben, bei dem der Kampf hoffnungslos und die Gefahr sonder Glorie erscheint.«

Höhnend lächelte Falkland und erwiederte: »Täuschen Sie sich nicht selber, mein lieber Oheim; Ihr Zureden würde vergebens gewesen seyn, hätte mein eigener Wunsch mich nicht bestimmt. – Ich gehöre nicht zu den Begeisterten, die sich ihrer Sache mit hochgespannten Hoffnungen und ritterlichen Entwürfen hingaben. Mich verlangte nur nach Vergessen und nach Anreiz; – beide habe ich gefunden! – Nicht eine einzige der Drangsale die ich erduldet habe, mögte ich austauschen für das, was anderer Menschen Vergnügen ausmacht. – Wie viele Zeit haben wir noch nach Ihrer Meynung, um zu rasten?«

»Bis zum Abend,« erwiederte Alfsonso, »dann wird unser Zug wahrscheinlich nach der Sierra Morena gerichtet. Der General ist ausnehmend schwach und erschöpft, er gebraucht längere Ruhe, als wir gewinnen werden. Es ist sonderbar, daß er bei so schwächlicher Gesundheit im Stande ist, solches Übermaß von Mangel und Anstrengung zu ertragen.«

Sie waren in die Hütte getreten; Riego war bereits entschlafen. Kaum hatten sie sich zu den elenden Nahrungsmitteln niedergesetzt die der Ort darbot, als ein entferntes undeutliches Geräusch vernommen ward. Zuerst traf es ihr Ohr gleich dem Entstehen eines Gebirgwindes, – leise, dumpf und tief; allmälig ward es lauter und lauter: ihm mischten andere Klänge sich hinzu, welche sie nur zu wohl unterschieden – es war der Schall, das Gemurmel, das Pferdegetrappel, das ertönende Echo eines Eilmarsches von Bewaffneten! Sie hörten dies und erkannten, der Feind sey auf ihren Fersen! einen Augenblick später rief der Trommeln Gewirbel zu den Waffen.

»Beim heiligen Pelagius!« rief Riego, der bei dem ersten Ertönen der nahenden Gefahr aus seinem leichten Schlummer empor gesprungen war, und der ungern seiner Besorgnis Glauben schenken wollte. – »es ist nicht möglich: die Franzosen sind weit hinter uns!« Doch als die Trommel nun erdröhnte, wandelte seine Stimme sich plötzlich um: »der Feind, der Feind! zu Pferde Aguilar!« rief er aus und stürzte mit diesen Worten aus der Hütte hervor.

Die Spanischen Soldaten welche kaum erst aus einander gegangen, waren bald wieder gesammelt. D'Argout, der Französische Befehlshaber, zog indes allen Vorteil aus seinem bewerkstelligten Überfalle, und brachte seine lediglich aus Kavallerie bestehenden Truppen, rasch heran ungeschreckt und unaufgehalten durch das Feuren der ausgestellten Posten. Immer vorwärts drangen sie heran, wíe eine eilende Donnerwolke, die im raschen Zuge nur noch zürnender grollt, bevor sie im Sturmwetter sich entladet. Sie machten nicht halt, bevor sie des Dorfes äußeres Ende erreicht hatten; hier stand die spanische Infanterie in zwei Quarrés gesammelt.

»Halt!« rief der Französische Anführer; plötzlich hielt die Kavallerie dem nächsten Viereck gegenüber. – Eine kurze Pause entstand, der Augenblick vor des Sturmes Ausbruche. »Haut ein!« rief d'Argout und der Befehl schallte durch die Reihen hinauf zum klaren, friedlichen Himmel. Blitzend flaschten die Mützen empor; gleich dem ersten Ansturz brandender Wogen unter schimmernden Sonnenstrahlen, stürmten die Reiter heran, und kaum hatten sie dreimal athmen können, als schon der Anstoß – der Einsatz und das Wüthen des tödlichen Kampfes begann. Nur schwach widerstanden die Spanier dem verzweifelten Angriff; auf allen Seiten wurden sie gebrochen, gleich schwachen Dämmen, vom reißenden angeschwellten Strome; nach einem rasch erfochtenen aber blutigen Siege über das Fußvolk, rückten die Französischen Reiter, nachdem noch eine Schwadron ihres Nachtrabes herangekommen war, unverzüglich gegen die Spanische Kavallerie an.

Falkland hielt an Riegos Seite. Bei dem Andrange des Feindes würde es merkwürdig gewesen seyn, das Widersprechende im Ausdrucke der Gesichter dieser Beiden aufzufassen; des Spaniers Züge aufgehellt von der verwegenen Begeisterung seines Innern, hatten jegliche Spur ihres gewohnten erschöpften und kränkelnden Aussehens verloren, unter dem Einwirken des unbezwinglichen Geistes der durch den schwächlichen Körper nur noch flammender hervorleuchtete; seine Stirne war gerunzelt; sein Auge sprühte Flammen; seine Lippe zitterte; – und ihm dicht zur Seite nahm man die gesetzte, ernste, leidenschaftlose Ruhe wahr, die auf Falklands strengem, aber edel schönem Gesichte trohnte. Ihn erfüllte die Gefahr mit Verachtung, nicht mit Begeisterung; er verhöhnte sie mehr, als daß er sie hätte herausfordern sollen.

»Die Schurken wanken!« sagte Riego im Ausdruck der Verzweiflung, als seine Reiter der Heftigkeit des Französischen Angriffs wichen, und bei diesem Worte gab er seinem Pferde die Sporen und stürzte sich in die vordern Reihen. Dieser Kampf dauerte länger, war aber nicht minder entscheidend, als der eben beendigte. Durch den ersten Angriff in Verwirrung gerathen, konnten die Spanier sich nicht wieder festsetzen. Falkland, der in seinem Eifer die Soldaten anzufeuern und zur Ordnung zurückzubringen, mit zwei andern Offizieren aus den Reihen hervorgeritten war, sah sich allein von einer Abtheilung französischer Dragoner umringt; die Wunde an seinem linken Arme gestattete ihm kaum sein Pferd zu zügeln; er befand sich in der dringendsten Gefahr.