INDAGATIO

 

 

 

von

Uwe Stephan

 

 

 

Impressum

Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency

© 110th / Chichili Agency 2015

EPUB ISBN 978-3-95865-512-6

MOBI ISBN 978-3-95865-513-3

 

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

 

 

Wie alles begann

 

Wer weiß schon was alles in seinem Leben geschehen wird, ob es vorbestimmt ist, kann ich es beeinflussen, was für ein Ziel habe ich, ist dieses das Richtige, oder folge ich gar einer Bestimmung..... Fragen über Fragen, die sich wohl jeder im Laufe seines Lebens einmal stellt und warum sollte ich anders sein.

Wie die meisten ging ich meiner Arbeit nach, versuchte meine Familie durch zu bringen, was mir meist recht und schlecht gelang. Auch traf ich falsche Freunde, die uns das Wenige was wir hatten, irgendwie immer wieder abnahmen. Also eine ganz gewöhnliche Geschichte, wie sie wohl zu Tausenden nach der Wende geschrieben wurde.

Irgendwann habe ich mich gefragt woher diese Unruhe in meinem Leben kam, diese Rastlosigkeit, als wäre ich ständig auf der Suche, ohne das Gefühl von Heimat. Irgendwie wusste ich nicht, für was ich auf der Welt war, ich brauchte immer wieder eine neue Herausforderung, einen neuen Spielplatz. Ich weis nicht, ob nur ich so fühlte, oder ob es an der Wendezeit lag.

Ich musste erst 40 Jahre alt werden, um den Schlüssel zu meiner „Bestimmung“ zu finden.

Heute ist mir alles viel klarer, und ich kenne meinem Weg, der immer so nah vor meinen Augen war, und doch habe ich ihn nicht gesehen.

 

Nun gut, ich greife meiner Geschichte vor, welche für die meisten unglaublich klingen muss, viele werden sie als Spinnerei eines Fantasten abtun, andere wiederum werden meine Schilderungen als eine filmreife Geschichte sehen. Nur wenige werden mir glauben, und nur ein kleiner Kreis wird mich verstehen, weil er mich kennt oder dazu gehört.

 

Die meisten Menschen laufen wohl in den Jahren ihres Lebens an dessen Sinn vorbei. Meist ist man nicht in der Lage, die Wirklichkeit zu sehen, weil sie sich hinter einem Berg von Arbeit oder Problemen verbirgt. Doch all zu oft nimmt man die Dinge in seiner Umgebung einfach nicht wahr. Es sind zumeist Kleinigkeiten, die einen den Weg weisen wollen.

Ein Mensch, mit dem man nicht redet vielleicht, oder eine Tat die nicht vollbracht wird, weil man meint, sie wäre nicht wichtig, oder ein Lächeln was man nicht erwidert. Wenn du in deiner Welt gefangen bist, deinen Gefühlen und Fantasien keinen Raum lässt, aus der Enge nicht ausbrichst, dann kann und wird in deinem Leben nicht wirklich etwas passieren. Aber wenn du bereit bist - zu sehen - wirst du eines Tages sagen:

 

 

„Gib mir einen festen Punkt im Universum und ich hebe die

Welt aus den Angeln!“

 

 

Bis zu dem Tage der Entdeckung, die mein ganzes Leben verändern sollte, war ich ein normaler Familienvater, der sich mehr schlecht als recht durchs Leben mogelte.

Kaum Geld, die falschen Geschäftspartner, und Fehlinvestitionen – kurz, ich habe wahrscheinlich alle marktwirtschaftlichen Fehler gemacht, die es gibt. Meinen Humor habe ich zwar nie verloren, aber wenn ich so zurück denke, wusste ich eigentlich oft nicht, wie es weiter gehen sollte. Ich habe damals das einzig Richtige getan, ich habe mich von allem getrennt, was mich negativ beeinflusste.

 

Auf einmal ging es wieder aufwärts, ich verdiente zwar noch nicht so viel, um meine finanziellen Probleme zu lösen, aber ich fühlte mich wieder frei und offen für Neues. Da verwunderte es mich nicht, dass ich wieder interessante Leute kennen lernte. Einer war dabei, der mein Leben entscheidend verändern sollte, denn er verkaufte mir aus Landesvermögen, ein Grundstück - 46000 qm, mit einem Wohnhaus von 300 qm - zu einem Preis von sage und schreibe 25000,- DM, und das alles noch mitten im Wald. Als ich wegen des Grundstückes zum Notar ging, wusste ich nicht, wovon ich es bezahlen sollte aber ich dachte mir: „Erst einmal haben, und ein Stück weg sein - alles weitere wird sich ergeben“.

So saß ich nun auf meinem „Besitz“, lies mich von der Sonne wärmen, und dachte:“ ein Grundstück was nicht bezahlt ist, ein Haus, was eigentlich ein Rohbau ist und eine Bank die mich auch lieber von hinten sieht“. Worauf habe ich mich hier nur eingelassen.

 

Einen Schatz müsste man finden, oder im Lotto gewinnen, sagte ich beim Spazieren zu mir, als ich plötzlich über etwas stürzte. Beim näheren betrachten, über was ich da gestolpert bin, sah ich eine Steinecke, die scheinbar noch größer war, als die nicht bewachsene Stelle, über die ich fiel. Ich kratzte mit einem Stock, und tatsächlich, ich hatte wahrscheinlich ein altes Fundament gefunden. Da der Mensch von Natur aus neugierig ist, holte ich erst einmal Hacke und Schaufel und fing an, die, wie sich herausstellte, Betonkante einigermaßen frei zu legen. Nach zwei Tagen und wer weiß wie vielen Blasen war ich so weit.

Das Eigenartige daran war, es sah eher wie ein großer Deckel aus, ca. 10 mal 25 Meter mit zwei 15 cm großen runden Löchern in der Mitte, aber es war kein Eingang zu sehen.


Eine alte Klärgrube, dachte ich, doch in diesen Ausmaßen? Da hieß es schnüffeln. Mein Gefühl sagte mir, ich sollte an einer Stelle graben, wo der Erdboden eine kleine Kuhle aufwies. Eine schöne Plackerei in dem seit Jahrzehnten verwachsenen Waldboden, doch ich hatte Erfolg, ich stieß auf eine Treppe.

 

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Inzwischen wurde es dunkel und ich war ziemlich erschöpft, doch an schlafen konnte ich nicht denken. Die wildesten Phantasien raubten mir die Ruhe. Ich dachte an Bücher, wie die Schatzinsel oder der Graf von Monte Christo, an Truhen voller Goldstücke......

Am nächsten Morgen, nach einer durchwachten Nacht, fuhr ich gleich bei Sonnenaufgang zu meinem Grundstück – mit einer Schubkarre und Brettern im Gepäck.

Als ich nach zwei Stunden die Treppe freigelegt hatte, und inzwischen etwa 3,5 m von der Oberkante in die Tiefe gegraben hatte, versperrte mir eine Ziegelmauer den Blick. Irgendjemand, hatte irgendwann einmal die Tür zugemauert. Mit Hammer und Meißel pickte ich Stück für Stück die Steine heraus. Zu meiner Qual waren es Hartbrandziegel, die wohl mit reinem Zement verbaut worden sind. Die Mauer wehrte sich bei jedem Schlag, geöffnet zu werden. Nach endlos scheinender Zeit hatte ich ein kleines Loch in der Wand, und war vollkommen erschöpft. Die Tatsache, dass die Wand ca. 50 cm dick war, ließ mich nicht frischer werden.

Nach einem Kaffee und einer Zigarette war meine Neugierde wieder so groß, dass sich meine Kräfte wieder einigermaßen einfanden.

Ich hämmerte bis zum Abend, dann hatte ich die Tür auf, leider war dahinter nur ein kleiner Hohlraum, und dann kam wieder eine Wand. Zum Glück war diese aus Holz - deutsche Eiche. Weil ich kein Risiko eingehen wollte, bohrte ich ein paar Löcher. Eine etwa 10 cm dicke Holzwand - na prima. Zu meinem Erstaunen rieselte Sand aus den Bohrungen, feiner Seesand.

Meine Anspannung stieg ins Unermessliche, denn wer immer das gebaut oder veranlasst haben mag, wollte etwas verbergen - Einen Schatz? - das wär’s.

An schlafen war nicht zu denken, wie wohl jeder verstehen kann. Also zog ich ein Verlängerungskabel und machte mit zwei Halogenstrahlern die Nacht zum Tage.

Der Sand hinter der Eichenwand machte mir arge Sorgen, denn ich konnte diese nicht einfach aufsägen, das Risiko, verschüttet zu werden war zu hoch. Mit einer Lochsäge bohrte ich mehrere Öffnungen. Den Sand, der herunter rieselte, brachte ich nach oben. Der Raum musste einen Inhalt von ca. 600 qm³ haben. Die Tatsache, dass es wer weiß wie viele Schubkarren waren, lies mich nun doch ermüden.

Nach Hause fahren war undenkbar - ich muss doch meine Entdeckung bewachen - also schlief ich im Auto.

Am Morgen weckten mich die Vögel mit einem Höllen Spektakel. Man glaubt gar nicht wie laut es morgens im Wald ist, von wegen Waldidylle.

Im nächst Ort gab es eine Tankstelle. Dort trank ich erst einmal Kaffee, und nahm mir etwas zu Essen mit, denn ich brauchte Kraft für die Aufgaben, die ich mir vorgenommen hatte.

 

Nach unendlich vielen Karren mit Sand beschloss ich, einen Eingang in die Wand zu sägen, Gott sei dank hatte ich mir von einem Freund eine Kettensäge geliehen, denn mit einer Handsäge - ich möchte den Gedanken nicht zu Ende denken...

Im Raum dahinter war noch eine ganze Menge von den kleinen Krümeln.

Es waren schon wieder drei Tage an mir vorbeigegangen, natürlich mit ein paar Stunden Schlaf dazwischen, als ich den Raum endlich leer hatte. Die Anstrengungen waren mir ins Gesicht geschrieben, und ich merkte jeden Knochen im Leib.

 

Gefunden hatte ich –

 

nichts.

 

Das konnte es doch nicht gewesen sein, diese ganze Schinderei für nichts. Ich fuhr nach Hause, und wollte nichts anderes als ein langes, heißes Bad und schlafen. Meine Frau hat sich übrigens über die Geschichte königlich amüsiert.

 

Am nächsten Tag bin ich erst gegen Mittag aufgewacht, und habe ausgiebig gespeist. Doch meine innere Stimme ließ mir keine Ruhe, sie zog mich unaufhörlich zu meinem Grundstück.

Dort angekommen, machte ich die Scheinwerfer an, und stieg mit einem Hammer bewaffnet hinab.

Es konnte ja noch irgendwo ein Hohlraum sein, den ich vielleicht übersehen hatte.

Alle Wände und auch den Fußboden klopfte ich ab, bis ich am Boden auf ein Geräusch stieß, was sich anhörte, wie hohler Putz. Mit meinen Händen kehrte ich diesen etwa 2 qm großen Fleck ab, und fand zu meiner Freude - eine kleine Spalte - die zu einem Rechteck zusammen lief, und in der Mitte eine zugeputzte Stelle. Diese spitzte ich auf und zu meiner Freude kam ein Stahlring zum Vorschein.

Mein Herz raste vor Anspannung. Ich band ein Seil an der Öse fest, und legte es mir um die Schultern.

Doch ich konnte mich anstrengen wie ich wollte - der Deckel ging nicht auf. Ein Hebel musste her, und eine Kiste oder etwas Ähnliches, um ihn aufzusetzen.

Im Keller meines Hauses fand ich eine alte Welle, die ich alleine kaum tragen konnte, und einen Hackklotz. Jetzt musste es klappen. Tatsächlich, der Deckel war angekippt, jedoch zur Seite bekam ich ihn nicht. Eine eigenartige, trockene Luft stieg aus dem Spalt nach oben.

Ich dachte, mit meinem Auto würde ich die Platte öffnen können, nur, wie durch den Wald fahren?

Der Versuch zeigte es, bis auf ein paar Kratzer war alles gut gegangen. Nachdem mir das Seil zweimal zerrissen war, rutschte die Abdeckung zur Seite. Ein schwarzes Loch lag nun zu meinen Füßen, und eine Eisenleiter führte in die Tiefe.

 

Die meisten werden wohl jetzt schon sagen:“ nettes Märchen, mit dem Autor ist die Fantasie durchgegangen“, oder:“ was für ein Nonsens“.

 

kreuztrenner

 

Denen, die das denken, gebe ich voll und ganz Recht. Ich gebe euch auch den Rat: lest nicht weiter! Geht morgens zur Arbeit, trinkt abends euer Bier, streitet euch über Politik am Stammtisch, fahrt einmal im Jahr in den Urlaub, und glaubt, was in den Tageszeitungen steht. Mehr wird euch das Leben nicht zu bieten haben, denn ihr seid „blind im Geiste“.

Euch, die ihr gewillt seid, weiter zu lesen, und mir ein wenig Glaube schenkt, möchte ich sagen: „Wir sind nicht besser oder intelligenter, es gibt nur mehr Türen, durch die wir gehen können“

Denn wenigstens einmal im Leben hat jeder von uns die Gelegenheit, ein Tor zu durchschreiten. Das Tor zu einer Welt, einer Wahrheit, die in jedem von uns steckt, aber nur wenige werden sie entdecken. Diejenigen von uns, die diesen Schritt gegangen sind, wissen, wovon ich rede. Vielleicht war es bei dir ein Ort, an dem du gesessen hast, und alles so viel klarer wurde, oder ein Buch, was dir die Sichtweise auf die Dinge verändert hat, ein Mensch, der einfach so anders lebt, wie der Rest von uns. Egal was es war, es ist wohl irgendwie passiert.

 

kreuztrenner

 

Um meine Angst zu minimieren, ließ ich einen Scheinwerfer hinab. Leider war mein Kabel nicht lang genug, der Abstieg ging mindestens 7 Meter in die Tiefe. Inzwischen war ich mir sicher, etwas gefunden zu haben, nur was es sein sollte - konnte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen. Weil ich nicht weiter kam, und mit einer Kerze nicht nach unten wollte, deckte ich mit einer Plane und Laub den Eingang zur - Fundstelle – ab, und fuhr in eine Bibliothek, um zu erfahren, worauf man „unter Tage“ achten sollte.

 

Den ganzen folgenden Tag verbrachte ich damit, den Abstieg vorzubereiten. An meiner Grabungsstelle angekommen, ließ ich als erstes mein Werkzeug, Stromkabel und noch so einigen Krimskrams hinunter. Jetzt stieg ich mit einem Seil um den Bauch in die Tiefe. In diesem Moment hätte ich gerne halb soviel Mut wie Indiana Jons gehabt. Ich kann euch sagen, mein Puls war auf gefühlte 3800 angestiegen. Diese Stille, ich hörte mein Herz schlagen, die Hände zitterten, ich konnte mich kaum halten, und bei jeder weiteren Stufe wurde es schlimmer. Meine Angst sollte sich bestätigen. Es knackte, als ich den letzten Schritt tat. Was war das?

Alle Horrorfilme, die ich je gesehen hatte, liefen gleichzeitig an mir vorbei.

Aus dem dumpfen Licht meiner Taschenlampe brach ein Bild des Grauens hervor.

Ich habe zwar schon viele Knochen gesehen aber noch nie menschliche. Ich wusste nicht, sollte ich mich nun übergeben, oder dazu legen, denn zum Wegrennen war ich einfach nicht in der Lage. Wie viel Zeit verging, in der ich wie zur Salzsäule erstarrt da stand, keine Ahnung, es kam mir vor wie eine Ewigkeit.

 

Nur langsam konnte ich wieder klare Gedanken fassen. Mit einer gehörigen Portion Überwindung, durchsuchte ich die Taschen eines Toten, und fand einen Wehrpass der Waffen - SS. Es war also die Nazizeit, auf die ich gestoßen war; wer weiß, was mich da noch erwartet, sprach ich leise vor mich hin und ein kalter Schauer überzog meinen Körper.

Jetzt musste ich erst mal eine rauchen, um meine Anspannung und die Angst in den Griff zu bekommen. Während ich in einer Ecke saß, leuchtete ich den Raum aus, und sah einige Kisten stehen mit französischer Aufschrift. Ich öffnete vorsichtig eine und fand Weinflaschen verschiedener Jahrgänge bis 1873. Die Marken kannte ich nicht, aber dafür gab es ja Bücher.

 

Die Flaschen mussten ein Vermögen wert sein. Mir wurde aber auch schnell klar, dass die Toten nicht an Altersschwäche gestorben sein konnten, denn die Weinflaschen wären sonst bestimmt leer. Umso mehr durchzog mich das Gruseln. Doch was würde ich noch finden? Ich stieg vorsichtig über die Gebeine zu einer Stahltür. Zu meinem Glück war sie nicht verschlossen. Ein langer Gang kam zum Vorschein, und gleich neben mir eine Tür, die ich aufdrücken konnte.

Jedem Terroristen wäre das Herz in die Hose gerutscht bei diesem Anblick, der sich mir bot: Maschinengewehre, Panzerfäuste, Gewehre, Pistolen, Handgranaten und kistenweise Munition. Alle Waffen sahen ziemlich funktionstüchtig und gefährlich aus, wie ich es mit meinem Laienwissen beurteilen konnte. Ich steckte mir eine 08’er in meinen Gürtel. Obwohl ich keine Ahnung hatte, wie das Ding funktionierte, nahm sie mir die Angst – zumindest ein wenig.

 

Bei einem Blick auf die Uhr bemerkte ich, dass es schon Morgen war - aber durch diese enormen Adrenalinstöße, die ich bekommen hatte, war an Müdigkeit nicht zu denken. Ich konnte meine Entdeckung auch nicht alleine lassen, und wer weiß, was hier noch alles schlummerte.

 

kreuztrenner

 

Es ist schon verrückt, was das Leben so für einen vorsieht, dachte ich bei mir, als ich in der Morgensonne meinen Kaffee trank und ein Brötchen verschlang.

„Da sitzt du nun auf einer Wiese, unter mir ein Versteck mit wer weiß was… und … keine Ahnung was ich jetzt machen soll“.

Klar, erst mal alles erkunden, und vielleicht stinkreich werden. Also tief Luft holen - ein und aus atmen - und versuchen, ein wenig rational zu denken. „Was ist wichtig“ fragte ich mich. Den Fundort sichern, so dass niemand ihn finden kann- außer mir natürlich. Ein Lachen zog sich über mein Gesicht, welches mit Sicherheit vollkommen verdreckt war. Wahrscheinlich lag da unten der Schlüssel zum Ende meiner finanziellen Schwierigkeiten, und die Jahre der falschen Freunde und des Geldmangels waren vielleicht vorbei.

 

Wenn ich so zurückschaue, hätte ich eigentlich gerade in diesem Moment wahnsinnig aufgeregt sein müssen. Ich wusste ja nicht, was ich noch alles finden würde. Doch Irgendetwas in mir sagte: Es ist alles gut, nimm dir Zeit.

 

Weiter ging es mit der Suche, nichts konnte mich mehr aufhalten.

Der Gang war etwa 30 Meter lang, und hatte links und rechts noch jeweils drei Türen. Ich lief zur Nächsten, und klinkte. Mit einem ohrenbetäubenden Quietschen ging sie auf. Es standen mehrere Doppelstockbetten, und einige Spinde darin. Ich schaute natürlich hinein, es hingen noch Uniformen darin, wahrscheinlich gehörten sie den 5 Soldaten. Hinter der zweiten Tür befanden sich ein Aufenthaltsraum und eine kleine Küche mit Speisekammer. Die Lebensmittelkonserven sahen ziemlich ungenießbar aus.

 

Die vierte Tür musste ich mit Gewalt öffnen, der Raum war voller Kisten mit der Aufschrift „Zerbrechlich“. In einer waren Porzellanteller, feinsäuberlich in Holzwolle gebetet. Solch schöne Malereien hatte ich noch nie zuvor gesehen, außer vielleicht im Museum, auf der Rückseite - chinesische Schriftzeichen. Das Porzellan war so zart und dünn, dass ich Angst hatte es zu zerbrechen. Ich machte noch 5 Kisten auf und überall war Porzellan darin, auch“ Meißner“ war dabei. So etwa 30 große und kleine Kisten, in denen wahrscheinlich überall Ähnliches gelagert war. Natürlich machte diese Tatsache noch neugieriger auf die verbleibenden Räume, deshalb lies ich die Kisten auch erst einmal in Ruhe. Irgendjemand hatte hier wohl seine Kriegsbeute versteckt. Beim nächsten Eingang brauchte ich wieder eine Brechstange und ein wenig Kraft, um sie zu öffnen. Wieder waren es viele Kisten, die ich erblickte.

 

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Die erste die ich aufbrach war gefüllt mit Münzen, goldene und silberne, fein säuberlich in Stoff geschichtet. Es mussten Hunderte sein, denn ich konnte sie nicht anheben. Die Geldstücke waren aus dem 18. bis 19. Jahrhundert, und sahen unbenutzt aus . Sie schimmerten so glanzvoll im Licht wie aus Tausend und einer Nacht. Mit einer Inbrunst der Überzeugung sprach ich laut zu mir: „Wenn ich diese Münzen unter die Leute bringen kann, bin ich stinkreich“. In einer anderen Kiste waren Wertpapiere, in der Nächsten Bücher, Ikonen und in wieder einer anderen Skizzen. Ich machte wieder nicht alle auf, denn ich hatte ja noch ein paar andere Räume zu inspizieren.

Die letzte Tür lies sich leicht öffnen. Zu sehen war ein sehr großer Raum mit riesigen Holzkisten. Eine war schnell aufgebrochen, zum Vorschein kamen jede Menge Rollen, die sich als Gemälde entpuppten. Dann war in einer eine Standuhr und es stellte sich mir die Frage: Wer schleppt sich mit so was ab? Wie sich später noch herausstellte, war sie ein ganz besonderes Objekt. In wieder einer Anderen fand ich ein mannshohes Holzkreuz, welches mit Gold und verschiedenen Steinen besetzt war, und zwei goldene Altarleuchter. Jetzt ging ich zu einer der ganz großen Kisten, die in der Kammer standen, und die Entdeckung, die ich da machte, lies mir den Atem stocken. Es waren große Tafeln - mit gelb bräunlichen Intarsien - aber kein Holz - es war Bernstein.

Ich brauchte einige Zeit, bis mir der Verdacht kam - Das Bernsteinzimmer? - Wenn es wirklich das ist, was ich vermutete, dann bin ich der Besitzer des wohl meistgesuchtesten Kunstschatzes Europas. Ich betrachtete noch mehrere dieser Tafeln und war mir ziemlich sicher, ich hatte das Bernsteinzimmer gefunden. Noch im Raum stand ein altes barockes Sofa, auf das ich mich setzte, eine rauchte und mal wieder auf die Uhr sah. Ich war schon seit 48 Stunden wach, das Zeitgefühl hatte ich schon lange verloren.

 

Mein Körper sagte mir, ich sollte mal wieder schlafen. Also stieg ich nach oben und legte mich ins Auto, wo ich nach 8 Stunden wie gerädert aufwachte, und mich erst mal in die Sonne legte, um zu überlegen, was jetzt zu tun wäre. Mir schwirrte so vieles im Kopf herum, dass ich mir was zu schreiben holte, und Stichpunkte machte.