DAS ALTE TESTAMENT HALTEN ETLICHE GERING
Als eines, das dem Jüdischen Volk allein gegeben
und nun ganz vorbei sei
und nur von vergangenen Geschichten schreibe
Meinen
sie haben genug am Neuen Testament
und geben vor, nichts als geistlichen Sinn im Alten Testament zu suchen Wie es auch Origenes
Hieronymus und viele hohe Leute mehr gehalten haben. Aber Christus spricht Joh. V. Forschet in der Schrift denn dieselbige gibt Zeugnis von mir. Und S.Paulus gebietet Timotheo Er solle anhalten mit lesen der Schrift. Und weist Röm. I. darauf hin, wie das Evangelium von Gott in der Schrift verheißen sei. Und I. Kor. XV. sagt er Christus sei entsprechend der Schrift von Davids Geblüte gekommen gestorben und vom Tod auferstanden. So weist uns auch S. Petrus mehr als einmal zurück in die Schrift.
Womit sie uns also lehren
die Schrift des Alten Testaments nicht zu verachten, sondern mit allem Fleiß zu lesen weil sie selbst das Neue Testament so mächtiglich gründen und belegen durchs Alte Testament
und sich drauf berufen. Wie auch S. Lucas Act. XVII. schreibt Daß die zu Thessalonich täglich die Schrift erforschten Ob sich’s so verhielte
wie Paulus lehrte. So wenig nun des Neuen Testaments Grund und Lehre zu verachten ist So teuer ist auch das Alte Testament zu achten. Und was ist das Neue Testament anderes ale eine öffentliche Predigt und Verkündigung von Christo durch die Sprüche im Alten Testament gesetzt
und durch Christum erfüllet.
Daß aber diejenigen
die es nicht besser wissen
eine Anleitung und Unterricht haben
nützlich darin zu lesen
Habe ich diese Vorrede nach meinem Vermögen
so viel mir Gott gegeben, gestellt. Bitte und warne aufrichtig einen jeglichen frommen Christen Daß er sich nicht stoße an der einfältigen Rede und Geschicht so ihm oft begegnen wird
Sondern zweifle nicht dran
wie schlecht es immer sich ansehen läßt
es seien nur Worte
Werke
Gericht und Geschichte der hohen göttlichen Majestät
Macht und Weisheit. Denn dies ist die Schrift
die alle Weisen und Klugen zu Narren macht
Und allein den Kleinen und Geringen offen steht
wie Christus sagt Matth. XI. Darum laß dein Dünkel und Gefühl fahren und halte von dieser Schrift
als von dem allerhöchsten
edelsten Heiligtum
als von der allerreichsten Fundgrube
die nie mehr genug ergründet werden mag. Auf daß du die Göttliche Weisheit finden mögest welche Gott hier so schlicht und einfach vorlegt
daß er allen Hochmut dämpfe. Hier wirst du die Windeln und die Krippe finden darin Christus liegt
Dahin auch der Engel die Hirten weist. Schlechte und geringe Windeln sind es Aber teuer ist der Schatz Christus
der drinnen liegt.
SO WISSE NUN, DASS DIES BUCH EIN GESETZBUCH IST
das da lehrt
was man tun und lassen soll. Und daneben anzeigt Exempel und Geschichte wie solche Gesetze gehalten oder übertreten sind. Gleich wie das Neue Testament ein Evangelium oder Gnadenbuch ist
und lehrt
wo man’s nehmen soll
daß das Gesetz erfüllt werde. Aber gleich wie im Neuen Testament neben der Gnadenlehre
auch viele andere Lehren gegeben werden
die da Gesetz und Gebot sind
das Fleisch zu regieren
sintemal in diesem Leben der Geist nicht vollkommen wird noch allein Gnade regieren kann. Also sind auch im Alten Testament neben den Gesetzen
etliche Verheißung und Gnadensprüche, womit die heiligen Väter und Propheten unter dem Gesetz im Glauben Christi wie wir
erhalten sind. Doch wie des Neuen Testaments eigentliche Hauptlehre ist Gnade und Friede durch Vergebung der Sünden in Christo verkündigen Also ist des Alten Testaments eigentliche Hauptlehre
Gesetze lehren und Sünde anzeigen
und Gutes fordern. Solches wisse im Alten Testament zu erwarten.
UND DASS WIR ZUERST AUF MOSES’ BÜCHER KOMMEN
Der lehrt in seinem ersten Buch
wie alle Kreaturen geschaffen sind
Und (was seines Schreibens Hauptpunkt ist) Wo die Sünde und der Tod hergekommen sei nämlich
durch Adams Fall
aus des Teufels Bosheit. Aber bald darauf
ehe denn Moses’ Gesetz kommt
lehrt er
Woher die Hilfe wieder kommen sollte
die Sünde und Tod zu vertreiben. Nämlich
nicht durch Gesetz noch eigene Werke
weil noch kein Gesetz war
Sondern durch des Weibes Samen
Christum
Adam und Abraham verheißen. Auf daß also der Glaube von Anfang der Schrift durch und durch gepriesen werde über alle Werke
Gesetz und Verdienst. Also hat das erste Buch Mose fast nur Exempel des Glaubens und Unglaubens und was Glaube und Unglaube für Früchte tragen
und ist fast ein Evangeliums-Buch.
DANACH IM ZWEITEN BUCH
Da die Welt nun voll und in der Blindheit versunken war daß man schier nicht mehr wußte
was Sünde war
oder wo Tod hergekommen sei
bringt Gott Moses hervor mit dem Gesetz
Und nimmt ein besonderes Volk an
die Welt an ihnen wieder zu erleuchten
und durchs Gesetz die Sünde wieder zu eröffenen. Und verfaßt also das Volk mit allerlei Gesetzen und sondert sie von allen andern Völkern ab. Läßt sie eine Hütte bauen und richtet einen Gottesdienst an
Bestellt Fürsten und Amtleute
und versorgt also sein Volk sowohl mit Gesetzen wie mit Leuten auf’s allerfeinste wie sie
beiderlei leiblich vor der Welt
und geistlich vor Gott
regiert werden sollen.
IM DRITTEN BUCH WIRD IN SONDERHEIT
das Priestertum verordnet mit seinen Gesetzen und Rechten danach die Priester tun
und das Volk lehren sollen. Da sieht man
wie ein Priesterliches Amt nur um der Sünde willen eingesetzt wird daß es dieselbige dem Volk kundt machen und vor Gott versöhnen soll. Also daß sein ganzes Werk ist
mit Sünden und Sündern umgehen. Derhalben auch den Priestern kein zeitlich Gut gegeben noch leiblich zu regieren befohlen oder zugelassen wird Sondern ihnen zugeeignet wird, sich allein des Volks anzunehmen in den Sünden.
IM VIERTEN
DA NUN DIE GESETZE GEGEBEN
Priester und Fürsten eingesetzt sind
die Hütten und Gottesdienst angerichtet sind
und alles bereit ist
was zum Volk Gottes gehört
Hebt sich das Werk und Übung an
und wird versucht
wie solche Ordnung gehen und sich schicken will. Darum schreibt das selbe Buch von so viel Ungehorsam und Plagen des Volks. Und es werden etliche Gesetze erklärt und gemehrt. Denn also findet sich’s allezeit daß Gesetze schnell zu geben sind
Aber wenn sie angehen und in Schwung kommen sollen
da begegnet nichts mehr als nur Hindernis
und will nirgends fort
wie das Gesetz fordert. Daß dieses Buch ein merkliches Exempel ist wie es garnichts ist
mit Gesetzen die Leute fromm zu machen
Sondern wie S. Paulus sagt
Daß Gesetze nur Sünde und Zorn anrichten.
IM FÜNFTEN
DA NUN DAS VOLK UM SEINEN Ungehorsam gestraft ist
und Gott sie mit Gnaden ein wenig gelockt hatte
das sie aus Wohltat
da er ihnen die zwei Königreiche gab
bewegt wurden, sein Gesetz mit Lust und Liebe zu halten widerholt Mose das ganze Gesetz mit allen Geschichten
so ihnen begegnet war (außer was das Priestertum betrifft) und erklärt also von neuem alles was beiderlei zum leiblichen und geistlichen Regiment eines Volkes gehört. Daß also Mose wie ein volkommener Gesetzeslehrer allenthalben seinem Amt genüge täte und das Gesetz nicht alleine gebe
sondern auch dabei wäre
wo man es tun sollte
und dort, wo es mangelt
erklärt und wieder aufrichtet. Aber diese Erklärung im fünften Buch enthält eigentlich nichts anders
als den Glauben zu Gott
und die Liebe zum Nächsten
Denn dahin zielen alle Gesetze Gottes. Darum wehrt Mose mit seinem Erklären allem
das den Glauben an Gott verderben mag
bis hinan in das XX. Cap. Und allem
das die Liebe hindert
bis an des Buches Ende.
HIERBEI IST NUN ZU MERKEN AUFS ERSTE
DASS Mose das Volk so genau mit Gesetzen verfasset
das er keinen Raum läßt der Vernunft, irgend ein Werk zu erwählen oder eigenen Gottesdienst erfinden. Denn er lehrt nicht allein Gott fürchten trauen und lieben
Sondern gibt auch so mancherlei Weise äußerlichen Gottesdienstes mit opfern
geloben
fasten
kasteien etc.
Daß niemand not sei
etwas anders zu erwählen. Item er lehret auch pflanzen bauen
freien
streiten
Kinder
Gesinde und Haus regieren
kaufen und verkaufen
borgen und lösen
und alles was äußerlich und innerlich zu tun sei
Sogar
daß etliche Satzungen gleich närrisch und vergeblich anzusehen sind.
Lieber
warum tut Gott das? Endlich darum
Er hat sich des Volks unterwunden
daß es sein eigen sein sollte
und er wollte ihr Gott sein
darum wollte er sie also regieren
daß all ihr Tun gewiß wäre
daß es vor ihm recht wäre. Denn wo jemand etwas tut
da Gottes Wort nicht zuvor aufgegeben ist
das gilt vor Gott nicht und ist verloren. Denn er verbietet auch am IIII. und XIII. Kap. im V. Buch daß sie nichts sollen hinzutun zu seinen Gesetzen. Und im XII. spricht er Sie sollen nicht tun was ihnen recht dünkt. Auch der Psalter und alle Propheten drob schreien Daß das Volk gute Werke täte
die sie selbst erwählten
und von Gott nicht geboten waren. Denn er will und kann’s nicht leiden daß die seinen etwas vornehmen zu tun
das er nicht befohlen hat
es sei wie gut es immer sein kann
Denn Gehorsam ist aller Werke Adel und Vorzug
der an Gottes Worten hängt.
Weil denn nun dieses Leben nicht kann ohne äußerlichen Gottesdienst und Weise sein hat er ihnen vorgelegt solch mancherlei Weise
und mit seinem Gebot verfaßt. Auf daß
ob sie ja müßten oder auch wollten Gott irgend einen äußerlichen Dienst tun das sie dieser einen angriffen
und nicht ein eigen erdächten
Damit sie gewiß und sicher wären daß solches ihr Werk in Gottes Wort und Gehorsam ginge. Also ist ihnen allenthalben gewehrt eigener Vernunft und freiem Willen zu folgen
Gutes zu tun und wohl zu leben
Und doch übrig genug
Raum
Stelle
Zeit
Person
Werk und Weise bestimmt und vorgelegt
daß sie nicht klagen dürfen
noch fremder Gottesdienste Beispiel nachfolgen müssen.
AUFS ANDERE IST ZU MERKEN
DASS DIE GESETZE dreierlei Art sind. Etliche die nur von zeitlichen Gütern sagen Wie es bei uns die Kaiserlichen Gesetze tun. Diese sind von Gott allermeist um der Bösen willen gesetzt daß sie nichts ärgeres täten. Darum sind solche Gesetze nur Wehrgesetz mehr denn Lehrgesetz. Als da Mose gebietet ein Weib mit einem Scheidebrief von sich zu lassen. Item daß ein Mann sein Weib mit einem Eiferopfer treiben
und andere Weiber mehr nehmen mag
Solches sind alles weltliche Gesetze.
Etliche aber sind
die von äußerlichem Gottesdienst lehren
wie droben gesagt ist.
Über diese beide gehen nun die Gesetze vom Glauben und von der Liebe also
daß alle anderen Gesetz müssen und sollen ihr Maß haben vom Glauben und von der Liebe daß sie gehen sollen
wo ihre Werke ebenso geraten
daß sie nicht gegen den Glauben und die Liebe gehen
Wo sie aber gegen den Glauben und Liebe geraten
sollen sie schlecht ab sein.
Daher lesen wir
daß David den Mörder Joab nicht tötete
so er doch zweimal den Tod verdient hatte. Und II. Reg. XIIII. gelobt er dem Weibe von Thekoa ihr Sohn solle nicht sterben
obwohl er seinen Bruder erwürgt hatte. Item
Absalom tötete er auch nicht. Item
er selbst David aß von dem heiligen Brot der Priester I. Reg. XXI. Item Thamar meinte der König möchte sie geben Amnon ihrem Stiefbruder zur Ehe. Aus dieser und der gleichen Geschichten sieht man wohl
daß die Könige
Priester und Obersten haben oft frisch ins Gesetz gegriffen wo es der Glaube und die Liebe haben gefordert. Daß also der Glaube und die Liebe soll aller Gesetze Meisterin sein und sie alle in ihrer Macht haben. Denn sintemal alle Gesetze auf den Glauben und Liebe ausgerichtet sind soll keines mehr gelten noch ein Gesetz sein
wo es dem Glauben oder der Liebe zuwider geraten will.
Derhalben irren die Juden noch heutigen Tages sehr
daß sie so streng und hart an etlichen Gesetzen Mose halten und viel ehr Liebe und Friede ließen untergehen
ehe sie mit uns essen oder trinken
oder dergleichen täten
Und sehen des Gesetzes Meinung nicht recht an
Denn dieser Verstand ist von Nöten allen, die unter Gesetzen leben nicht allein den Juden. Denn also sagt auch Christus Matth. XII. Daß man den Sabbath brechen möchte wo ein Ochs in eine Grube gefallen war
und ihm heraushelfen
Welches doch nur eine zeitliche Not und Schaden war. Wieviel mehr soll man frisch allerlei Gesetze brechen wo es Leibes Not fordert
so dabei dem Glauben und der Liebe nichts zuwider geschieht. Wie Christus sagt Daß David getan hat
da er die heiligen Brote aß
Mar. III.
WAS IST ABER
DASS MOSE DIE GESETZE SO ungeordnet untereinander wirft? Warum setzt er nicht die Weltlichen zusammen die Geistlichen auch
und den Glauben und Liebe ebenfalls? Dazu widerholt er zuweilen ein Gesetz so oft und treibt einerlei Wort so vielmal
daß gleich verdrossen ist zu lesen und zu hören? Antwort: Mose schreibt wie sichs treibt
Daß sein Buch ein Bild und Exempel ist des Regiments und Lebens. Denn also geht es zu wenn es im schwang geht
daß jetzt dieses Werk
jetzt jenes getan sein muß. Und kein Mensch sein Leben also fassen mag (so es anders Göttlich sein soll) daß er diesen Tag nichts als geistliche den andern nichts als weltliche Gesetze übe
Sondern Gott regiert also alle Gesetze untereinander
wie die Sterne am Himmel
und die Blumen auf dem Felde stehen
Daß der Mensch muß alle Stunde zu jeglichem bereit sein und tun, welches ihm am ersten vor die Hand kommt
Also ist Mose Buch auch untereinander gemengt.
Daß er aber so sehr treibt und oft einerlei widerholt
Damit ist auch seines Amtes Art angezeigt. Denn wer ein Gesetzvolk regieren soll der muß immer anhalten
immer treiben
und sich mit dem Volk
wie mit Eseln
herumplagen
Denn kein Gesetzeswerk geht mit Lust und Liebe ab
es ist alles erzwungen und abgenötigt. Weil nun Mose ein Gesetzeslehrer ist muß er mit seinem Treiben anzeigen
wie Gesetzeswerke gezwungene Werke sind
und das Volk müde machen
Bis es durch solch Treiben erkenne seine Krankheit und Unlust zu Gottes Gesetz und nach der Gnade trachte
wie folgt.
AUFS DRITTE
IST DAS DIE RECHTE MEINUNG Mose
Daß er durchs Gesetz die Sünde offenbare und alle Vermessenheit menschlichen Vermögens zuschanden mache. Denn daher nennt ihn S. Paulus Gal. II. einen Amtmann der Sünde und sein Amt ein Amt des Todes II. Kor. III. Und Röm. III. und VII. spricht er Durchs Gesetze komme nicht mehr denn Erkenntnis der Sünde. Und Röm. III. Durchs Gesetzes Werke wird niemand fromm vor Gott. Denn Mose kann durchs Gesetz nicht mehr tun weder anzeigen was man tun und lassen soll. Aber Kraft und Vermögen solches zu tun und zu lassen gibt er nicht
und läßt uns also in der Sünde stecken.
Wenn wir denn in der Sünde stecken
so dringt der Tod also bald auf uns
als eine Rache und Strafe über die Sünde. Daher nennt S. Paulus die Sünde des Todes Stachel
Daß der Tod durch die Sünde alle seine Rechte und Macht an uns hat. Aber wo das Gesetz nicht wäre so wäre auch keine Sünde. Darum ist’s alles Mose Amts Schuld der regt und rügt die Sünde durchs Gesetz
so folgt der Tod auf die Sünde mit Gewalt. Daß Moses’ Amt billig und recht ein Amt der Sünde und des Todes von S. Paulo genannt wird Denn er bringt nichts auf uns durch seine Gesetzgebung denn Sünde und Tod.
Aber doch ist solches Sündeamt und Todamt gut
und fast von nöten
Denn wo Gottes Gesetz nicht ist
da ist alle menschliche Vernunft so blind
daß sie die Sünde nicht erkennen mag. Denn keine menschliche Vernunft weiß daß Unglaube und an Gott verzweifeln Sünde sei
Ja sie weiß nichts davon
daß man Gott glauben und trauen soll
Geht also dahin verstockt in ihrer Blindheit
und fühlt solche Sünde nimmermehr. Tut dieweil sonst etwa gute Werke und führt ein äußerlich ehrbares Leben. Da meint sie denn sie stehe wohl
und sei der Sachen genug geschehen. Wie wir sehen in den Heiden und Heuchlern wenn sie auf ihr bestes leben. Item
so weiß sie auch nicht
daß böse Neigung des Fleischs
und Haß wider die Feinde
Sünde sei
sondern weil sie sieht und fühlt
daß alle Menschen so geschickt sind
achtet sie solches für natürlich und recht gutes Ding
Und meint
es sei genug
wenn man nur äußerlich den Werken wehrt. Also geht sie dahin und achtet ihre Krankheit für Stärke
ihre Sünde für Recht
ihr böses für gut
und kann nicht weiter.
Siehe
diese Blindheit und verstockte Vermessenheit zu vertreiben ist die Not Moses’ Amtes. Nun kann er sie nicht vertreiben er muß sie offenbaren und zu erkennen geben. Das tut er durchs Gesetz da er lehrt
Man solle Gott fürchten
trauen
glauben und lieben. Dazu keine böse Lust noch Haß zu einigem Menschen tragen oder haben. Wenn nun die Natur solches recht hört so muß sie erschrecken
Denn sie befindet gewiß
weder trauen noch glauben
weder Furcht noch Liebe zu Gott. Item weder Liebe noch Reinigkeit gegen dem Nächsten Sondern nichts als Unglauben
Zweifel
Verachtung und Haß zu Gott
und nur bösen Willen und Lust zum nächsten. Wenn sie aber solches findet so ist der Tod also bald vor Augen
der solchen Sünder fressen
und in die Hölle verschlingen will. SIehe
Das heißt den Tod durch die Sünde auf uns dringen
und durch die Sünde uns töten. Das heißt durch das Gesetz die Sünde regen und vor die Augen setzen
und alle unser Vermessenheit in ein Verzagen
und Zittern und Verzweifeln treiben. Daß der Mensch nicht mehr kann tun denn mit den Propheten schreien
Ich bin von Gott verworfen
Oder
wie man auf Deutsch sagt
Ich bin des Teufels
Ich kann nimmermehr selig werden. Das heißt recht in die Hölle gefahren. Das meint S. Paulus mit kurzen Worten. I. Korin. XV. Der Stachel des Todes ist die Sünde Aber das Gesetz ist der Sünde Kraft. Als sollte er sagen Daß der Tod sticht und uns erwürgt
macht die Sünde
die an uns gefunden wird
des Todes schuldig. Daß aber die Sünde an uns gefunden wird und so mächtig uns dem Tod gibt
macht das Gesetz
welches uns die Sünde offenbart und erkennen lehrt
die wir zuvor nicht kannten
und sicher waren.
NUN SIEHE
MIT WELCHER GEWALT MOSE SOLCHES
sein Amt treibt und ausrichtet
Denn daß er ja die Natur aufs allerhöchste schände
gibt er nicht allein solche Gesetze
die von natürlichen und warhaftigen Sünden sagen
als da sind die zehn Gebote
Sondern macht auch Sünde
da von Natur sonst keine Sünde ist
und dringt und drückt auf sie mit Haufen Sünden. Denn Unglaube und böse Lust ist von Art der Sünde und des Todes wert. Aber daß man nicht soll gesäuertes Brot essen zu Ostern Und kein unreines Tier essen
kein Zeichen an dem Leib machen
und alles was das Levitische Priestertum mit Sünden schafft das ist nicht von Art der Sünde und böse
sondern wird allein darum Sünde
das durchs Gesetz verboten ist
welchs Gesetz wohl abgetan sein kann. Aber die zehn Gebote mögen nicht also abgetan sein Denn da ist Sünde
obschon die Gebote nicht wären
oder nicht erkannt wären. Gleich wie der Heiden Unglaube Sünde ist ob sie es wohl nicht wissen noch achten
das Sünde sei.
Also sehen Wir
daß solche und so mancherlei Gesetze Mose
nicht allein darum gegeben sind
das niemand etwas eigenes erwählen dürfte Gutes zu tun und wohl zu leben
wie droben gesagt ist. Sondern vielmehr darum
daß der Sünden nur viel würden
und sich über die Maßen häuften
das Gewissen zu beschweren. Auf daß die verstockte Blindheit sich erkennen müßte und ihr eigen Unvermögen und Nichtigkeit zum Guten müßte fühlen Und also durchs Gesetz genötigt und gedrungen würde etwas weiteres zu suchen als das Gesetz und eigenes Vermögen
nämlich
Gottes Gnade im künftigen Christum verheißen. Denn es ist je alles Gesetz Gottes gut und recht wenn er auch gleich aufgäbe nur Mist zu tragen
oder Strohhalme aufzuheben. So muß aber der ja nicht fromm noch guten Herzens sein der solch gutes Gesetz nicht hält
oder ungerne hält. So vermag alle Natur nicht anders
denn ungerne halten
Darum muß sie hier am guten Gesetz Gottes
ihre Bosheit erkennen und fühlen
und nach der Hilfe göttlicher Gnade seufzen und trachten in Christo.
DARUM
WO NUN CHRISTUS KOMMT
DA HÖRT DAS Gesetz auf
sonderlich das Levitische
welches Sünde macht
da sonst ihrer Art keine Sünde ist
wie gesagt ist. So hören auch die zehn Gebote auf
Nicht also
daß man sie nicht halten noch erfüllen sollte
sondern Moses’ Amt hört darin auf
daß es nicht mehr durch die zehn Gebote die Sünde stark macht und die Sünde nicht mehr des Todes Stachel ist. Denn durch Christum ist die Sünde vergeben Gott versöhnt
und das Herz hat angefangen dem Gesetz hold zu sein
daß es Moses’ Amt nicht mehr kann strafen und zu Sünden machen als hätte es die Gebote nicht gehalten
und wäre des Todes schuldig
Wie es täte vor der Gnade
und ehe denn Christus da war.
Das lehrt S. Paulus II. Korin. III. da er spricht
Daß die Klarheit im Angesicht Mose aufhört
um der Klarheit willen im Angesichte Jesu Christi. Das ist das Amt Mose
das uns zu Sünde und Schande macht
mit dem Glanz der Erkenntnis unserer Bosheit und Nichtigkeit Tut uns nicht mehr weh
schreckt uns auch nicht mehr mit dem Tod. Denn wir haben nun die Klarheit im Angesicht Christi. Das ist das Amt der Gnade
dadurch wir Christum erkennen
mit welches Gerechtigkeit
Leben und Stärke
wir das Gesetz erfüllen
Tod und Hölle überwinden. Wie auch die drei Apostel auf dem Berg Tabor Moses und Elias sahen
und doch nicht vor ihnen erschraken
um der lieblichen Klarheit willen im Angesichte Christi. Aber Exod. XXXIIII. da Christus nicht gegenwärtig war konnten die Kinder Israel die Klarheit und den Glanz in Mose Angesicht nicht erleiden darum mußte er eine Decke davor tun.
Denn es sind dreierlei Schüler des Gesetzes
Die ersten
die das Gesetz hören und verachten
führen ein ruchloses Leben ohne Furcht
Zu diesen kommt das Gesetz nicht. Und sind bezeichnet
durch die Kalbdiener in der Wüste
um welcher willen Mose die Tafeln entzwei warf
und das Gesetz nicht zu ihnen brachte.
Die anderen
die es angreifen mit eigener Kraft zu erfüllen ohne Gnade. Die sind bezeichnet durch die welche Mose Antlitz nicht sehen konnten
da er zum zweiten mal die Tafeln brachte. Zu diesen kommt das Gesetz aber sie leiden es nicht. Darum machen sie eine Decke drüber und führen ein heuchlerisches Leben mit äußerlichen Werken des Gesetzes welchs doch das Gesetz alles zu Sünden macht
wo die Decke abgetan wird
Denn das Gesetz erweist
daß unser Vermögen nichts sei
ohne Christi Gnade.
Die dritten sind
die Mosen klar ohne Decke sehen. Das sind sie
die des Gesetzes Meinung verstehen
wie es ummöglich Ding fordert. Da geht die Sünde in der Kraft da ist der Tod mächtig
da ist des Goliaths Spies wie ein Weberbaum
und sein Stachel hat sechshundert Sekel Erz
daß alle Kinder Israel vor ihm fliehen
Außer, der einzige David Christus unser HErr erlöste uns von dem allen. Denn wo nicht Christi Klarheit neben solcher Klarheit Mose käme könnte niemand solchen Glanz des Gesetzes der Sünde und des Todes Schrecken ertragen. Diese fallen ab von allen Werken und Vermessenheit und lernen am Gesetz nicht mehr
denn allein Sünde erkennen
und nach Christo zu seufzen
Welches auch das eigentlich Amt Mose und des Gesetzes Art ist.
Also hat Mose auch selbst angezeigt
daß sein Amt und Lehre sollte währen bis auf Christum
und alsdann aufhören
da er spricht
Deut. XVIII. Einen Propheten wird dir der HERR dein Gott erwecken aus deinen Brüdern
wie mich
Den sollst du hören etc. Dies ist der edelste Spruch und freilich der Kern im ganzen Mose welchen auch die Apostel hoch geführt und stark gebraucht haben das Evangelium zu bekräftigen
und das Gesetz abzutun
und alle Propheten
gar viel draus gezogen haben. Denn weil Gott hier einen anderen Mose verheißt den sie hören sollen
zwingt sichs
daß er etwas anderes lehren würde
als Mose
und Mose ihm seine Macht übergibt und weicht
daß man jenen hören solle. So kann je der selbe Prophet nicht Gesetz lehren denn das hat Mose aufs allerhöchste ausgerichtet
und wäre keine Not um Gesetzes willen einen anderen Propheten zu erwecken Darum ist’s gewiß von der Gnadenlehre und Christo gesagt.
Darum nennt auch S. Paulus Mose Gesetz
das Alte Testament
Christus auch
da er das Neue Testament einsetzt. Und ist darum ein Testament daß Gott darinnen verhieß und beschied dem Volk Israel das Land Kanaan wo sie es halten würden. Und gabs auch ihnen
und ward bestätigt durch Hammel und Bocks Tod und Blut. Aber weil solches Testament nicht auf Gottes Gnaden sondern auf Menschen Werken stand
mußte es alt werden und aufhören
und das verheißene Land wider verloren werden
darum
daß durch Werke das Gesetze nicht erfüllt werden kann. Und mußte ein anderes Testament kommen das nicht alt würde
auch nicht auf unserem Tun
sondern auf Gottes Wort und Werke stünde
auf daß es ewiglich währte. Darum ist’s auch durch einer ewigen Person Tod und Blut bestätigt und ein ewiges Land verheißen und gegeben. Das sei nun von Mose Bücher und Amt geredet.
WAS SIND ABER NUN DIE ANDEREN BÜCHER DER Propheten und der Geschichten? Antwort: nichts anderes denn was Mose ist
Denn sie treiben allesamt Moses’ Amt
und wehren den falschen Propheten
daß sie das Volk nicht auf die Werke führen
sondern in dem rechten Amt Mose und Erkenntnis des Gesetzes bleiben lassen. Und halten fest daran, daß sie durch des Gesetzes rechten Verstand die Leute in ihrer eigen Untüchtigkeit behalten und auf Christum treiben wie Mose tut. Darum streichen sie auch weiter aus
was Mose von Christo gesagt hat
Und zeigen an beiderlei Exempel
diejenigen
die Mose recht haben
und diejenigen
die ihn nicht recht haben
und aller beider Strafe und Lohn. Also
daß die Propheten nichts anderes sind
denn Handhaber und Zeugen Mose und seines Amtes
daß sie durchs Gesetze jedermann zu Christo bringen.
AUFS LETZTE
SOLLTE ICH AUCH WOHL DIE geistliche Deutung anzeigen
die durch das Levitische Gesetz und Priestertum Mose vorgelegt ist. Aber es ist dessen zu viel zu schreiben es will Raum und Zeit haben
und mit lebendiger Stimme ausgelegt sein. Denn freilich Mose ein Brunn aller Weisheit und Verstandes ist daraus gequollen ist alles
was alle Propheten gewußt und gesagt haben. Dazu auch das Neue Testament heraus fließt und darin gegründet ist wie wir gehört haben. Aber doch einen kleinen kurzen Griff zu geben denjenigen
die Gnade und Verstand haben
weiter danach zu trachten
sei das mein Dienst.
Wenn du willst wohl und sicher deuten
So nimm Christum für dich
Denn das ist der Mann
dem es alles und ganz und gar gilt. So mache nun aus dem Hohenpriester Aaron niemand denn Christum allein wie die Epistel an die Hebräer tut
welche fast alleine ausreichend ist
alle Figuren Mose zu deuten. Also ist’s auch gewiß
daß Christus selbst das Opfer ist
ja auch der Altar
der sich selbst mit seinem eigenen Blut geopfert hat
Wie auch die selbe Epistel meldet. Wie nun der Levitische Hohepriester durch solches Opfer nur die gemachten Sünde wegnam
die von Natur nicht Sünde waren
Also hat unser Hohepriester Christus
durch sein eigenes Opfer und Blut
die rechte Sünde
die von Natur Sünde ist
weggenomen. Und ist einmal durch den Vorhang gegangen zu Gott daß er uns versöhne. Also
daß du alles
was vom Hohenpriester geschrieben ist
auf Christum persönlich
und sonst auf niemand deutest.
Aber des Hohenpriesters Söhne
die mit dem täglichen Opfer umgehen
sollst du auf uns Christen deuten
die wir vor unserem Vater Christo im Himmel sitzend hier auf Erden mit dem Leibe wohnen und nicht hindurch sind bei ihm
außer geistlich mit dem Glauben. Derselben Amt
wie sie schlachten und opfern
bedeutet nichts anderes
denn das Evangelium predigen
Durch welches der alte Mensch getötet und Gott geopfert durchs Feuer der Liebe
im heiligen Geist verbrannt und verzehrt wird
Welches gar wohlriecht vor Gott
das ist
es macht ein gutes
reines
sicheres Gewissen vor Gott. Diese Deutung trifft S.Paulus Röm. XII. da er lehrt wie wir unseren Leib sollen opfern Gott zum lebendigen heiligen
angenehmen Opfer. Welches wir tun (wie gesagt) durch stetige Übung des Evangeliums beiderlei mit predigen und glauben. Das sei diesmal genug zur kurzen Anleitung Christum und das Evangelium zu suchen im Alten Testament.
1. Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache.
2. Da sie nun zogen gen Morgen, fanden sie ein ebenes Land im Lande Sinear, und wohnten daselbst.
3. Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, laß uns Ziegel streichen und brennen! und nahmen Ziegel zu Stein und Erdharz zu Kalk 4. und sprachen: Wohlauf, laßt uns eine Stadt und einen Turm bauen, des Spitze bis an den Himmel reiche, daß wir uns einen Namen machen! denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder.
5. Da fuhr der HERR hernieder, daß er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten.
6. Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und haben das angefangen zu tun; sie werden nicht ablassen von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun.
7. Wohlauf, laßt uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, daß keiner des andern Sprache verstehe!
8. Also zerstreute sie der HERR von dort alle Länder, daß sie mußten aufhören die Stadt zu bauen.
9. Daher heißt ihr Name Babel, daß der HERR daselbst verwirrt hatte aller Länder Sprache und sie zerstreut von dort in alle Länder.
10. Dies sind die Geschlechter Sems: Sem war hundert Jahre alt und zeugte Arphachsad, zwei Jahre nach der Sintflut, 11. und lebte darnach fünfhundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
12. Arphachsad war fünfunddreißig Jahre alt und zeugte Salah
13. und lebte darnach vierhundertunddrei Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
14. Salah war dreißig Jahre alt und zeugte Eber
15. und lebte darnach vierhundertunddrei Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
16. Eber war vierunddreißig Jahre alt und zeugte Peleg
17. und lebte darnach vierhundertunddreißig Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
18. Peleg war dreißig Jahre alt und zeugte Regu
19. und lebte darnach zweihundertundneun Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
20. Regu war zweiundreißig Jahre alt und zeugte Serug
21. und lebte darnach zweihundertundsieben Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
22. Serug war dreißig Jahre alt und zeugte Nahor
23. und lebte darnach zweihundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
24. Nahor war neunundzwanzig Jahre alt und zeugte Tharah
25. und lebte darnach hundertundneunzehn Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
26. Tharah war siebzig Jahre alt und zeugte Abram, Nahor und Haran.
27. Dies sind die Geschlechter Tharahs: Tharah zeugte Abram, Nahor und Haran. Aber Haran zeugte Lot.
28. Haran aber starb vor seinem Vater Tharah in seinem Vaterlande zu Ur in Chaldäa.
29. Da nahmen Abram und Nahor Weiber. Abrams Weib hieß Sarai, und Nahors Weib Milka, Harans Tochter, der ein Vater war der Milka und der Jiska.
30. Aber Sarai war unfruchtbar und hatte kein Kind.
31. Da nahm Tharah seinen Sohn Abram und Lot, seines Sohnes Harans Sohn, und seine Schwiegertochter Sarai, seines Sohnes Abrams Weib, und führte sie aus Ur in Chaldäa, daß er ins Land Kanaan zöge; und sie kamen gen Haran und wohnten daselbst.
32. Und Tharah war zweihundertundfünf Jahre alt und starb in Haran.
1. Abraham ward alt und wohl betagt, und der HERR hatte ihn gesegnet allenthalben.
2. Und er sprach zu dem ältesten Knecht seines Hauses, der allen seinen Gütern vorstand: Lege deine Hand unter meine Hüfte
3. und schwöre mir bei dem HERRN, dem Gott des Himmels und der Erde, daß du meinem Sohn kein Weib nehmest von den Töchtern der Kanaaniter, unter welchen ich wohne, 4. sondern daß du ziehst in mein Vaterland und zu meiner Freundschaft und nehmest meinem Sohn Isaak ein Weib.
5. Der Knecht sprach: Wie, wenn das Weib mir nicht wollte folgen in dies Land, soll ich dann deinen Sohn wiederbringen in jenes Land, daraus du gezogen bist?
6. Abraham sprach zu ihm: Davor hüte dich, daß du meinen Sohn nicht wieder dahin bringst.
7. Der HERR, der Gott des Himmels, der mich von meines Vaters Hause genommen hat und von meiner Heimat, der mir geredet hat und mir auch geschworen hat und gesagt: Dies Land will ich deinem Samen geben, der wird seine Engel vor dir her senden, daß du meinem Sohn daselbst ein Weib nehmest.
8. So aber das Weib dir nicht folgen will, so bist du dieses Eides quitt. Allein bringe meinen Sohn nicht wieder dorthin.
9. Da legte der Knecht seine Hand unter die Hüfte Abrahams, seines Herrn, und schwur ihm solches.
10. Also nahm der Knecht zehn Kamele von den Kamelen seines Herrn und zog hin und hatte mit sich allerlei Güter seines Herrn und machte sich auf und zog nach Mesopotamien zu der Stadt Nahors.
11. Da ließ er die Kamele sich lagern draußen vor der Stadt bei einem Wasserbrunnen, des Abends um die Zeit, wo die Weiber pflegten herauszugehen und Wasser zu schöpfen, 12. und sprach: HERR, du Gott meines Herrn Abraham, begegne mir heute und tue Barmherzigkeit an meinem Herrn Abraham!
13. Siehe, ich stehe hier bei dem Wasserbrunnen, und der Leute Töchter in dieser Stadt werden herauskommen, Wasser zu schöpfen.
14. Wenn nun eine Dirne kommt, zu der ich spreche: Neige deinen Krug, und laß mich trinken, und sie sprechen wird: Trinke, ich will deine Kamele auch tränken: das sei die, die du deinem Diener Isaak beschert hast, und daran werde ich erkennen, daß du Barmherzigkeit an meinem Herrn getan habest.
15. Und ehe er ausgeredet hatte, siehe, da kam heraus Rebekka, Bethuels Tochter, der ein Sohn der Milka war, welche Nahors, Abrahams Bruders, Weib war, und trug einen Krug auf ihrer Achsel.
16. Und sie war eine sehr schöne Dirne von Angesicht, noch eine Jungfrau, und kein Mann hatte sie erkannt. Die stieg hinab zum Brunnen und füllte den Krug und stieg herauf.
17. Da lief ihr der Knecht entgegen und sprach: Laß mich ein wenig Wasser aus deinem Kruge trinken.
18. Und sie sprach: Trinke, mein Herr! und eilend ließ sie den Krug hernieder auf ihre Hand und gab ihm zu trinken.
19. Und da sie ihm zu trinken gegeben hatte, sprach sie: Ich will deinen Kamelen auch schöpfen, bis sie alle getrunken haben.
20. Und eilte und goß den Krug aus in die Tränke und lief abermals zum Brunnen, zu schöpfen, und schöpfte allen seinen Kamelen.
21. Der Mann aber wunderte sich ihrer und schwieg still, bis er erkennete, ob der HERR zu seiner Reise Gnade gegeben hätte oder nicht.
22. Da nun die Kamele alle getrunken hatten, nahm er einen goldenen Reif, ein halbes Lot schwer, und zwei Armringe an ihre Hände, zehn Lot Goldes schwer, 23. und sprach: Wes Tochter bist du? das sage mir doch. Haben wir Raum in deines Vaters Hause, zu beherbergen?
24. Sie sprach zu ihm: Ich bin Bethuels Tochter, des Sohnes Milkas, den sie dem Nahor geboren hat,
25. und sagte weiter zu ihm: Es ist auch viel Stroh und Futter bei uns und Raum genug, zu beherbergen.
26. Da neigte sich der Mann und betete den HERRN an
27. und sprach: Gelobt sei der HERR, der Gott meines Herrn Abraham, der seine Barmherzigkeit und seine Wahrheit nicht verlassen hat an meinem Herrn; denn der HERR hat mich den Weg geführt zum Hause des Bruders meines Herrn.
28. Und die Dirne lief und sagte solches alles an in ihrer Mutter Hause.
29. Und Rebekka hatte einen Bruder, der hieß Laban; und Laban lief zu dem Mann draußen bei dem Brunnen.
30. Und als er sah den Reif und die Armringe an seiner Schwester Händen und hörte die Worte Rebekkas, seiner Schwester, daß sie sprach: Also hat mir der Mann gesagt, kam er zu dem Mann, und siehe, er stand bei den Kamelen am Brunnen.
31. Und er sprach: Komm herein, du Gesegneter des HERRN! Warum stehst du draußen? Ich habe das Haus geräumt und für die Kamele auch Raum gemacht.
32. Also führte er den Mann ins Haus und zäumte die Kamele ab und gab ihnen Stroh und Futter und Wasser, zu waschen seine Füße und die Füße der Männer, die mit ihm waren, 33. und setzte ihnen Essen vor. Er sprach aber: Ich will nicht essen, bis daß ich zuvor meine Sache vorgebracht habe. Sie antworteten: Sage an!
34. Er sprach: Ich bin Abrahams Knecht.
35. Und der HERR hat meinen Herrn reichlich gesegnet, daß er groß geworden ist, und hat ihm Schafe und Ochsen, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Kamele und Esel gegeben.
36. Dazu hat Sara, meines Herrn Weib, einen Sohn geboren meinem Herrn in seinem Alter; dem hat er alles gegeben, was er hat.
37. Und mein Herr hat einen Eid von mir genommen und gesagt: Du sollst meinem Sohn kein Weib nehmen von den Töchtern der Kanaaniter, in deren Land ich wohne, 38. sondern ziehe hin zu meines Vaters Hause und zu meinem Geschlecht; daselbst nimm meinem Sohn ein Weib.
39. Ich aber sprach zu meinem Herrn: Wie, wenn mir das Weib nicht folgen will?
40. Da sprach er zu mir: Der HERR, vor dem ich wandle, wird seinen Engel mit dir senden und Gnade zu deiner Reise geben, daß du meinem Sohn ein Weib nehmest von meiner Freundschaft und meines Vaters Hause.
41. Alsdann sollst du meines Eides quitt sein, wenn du zu meiner Freundschaft kommst; geben sie dir sie nicht, so bist du meines Eides quitt.
42. Also kam ich heute zum Brunnen und sprach: HERR, Gott meines Herrn Abraham, hast du Gnade zu meiner Reise gegeben, auf der ich bin, 43. siehe, so stehe ich hier bei dem Wasserbrunnen. Wenn nun eine Jungfrau herauskommt, zu schöpfen, und ich zu ihr spreche: Gib mir ein wenig Wasser zu trinken aus deinem Krug, 44. und sie wird sagen: Trinke du, ich will deinen Kamelen auch schöpfen: die sei das Weib, das der HERR meines Herrn Sohne beschert hat.
45. Ehe ich nun solche Worte ausgeredet hatte in meinem Herzen, siehe, da kommt Rebekka heraus mit einem Krug auf ihrer Achsel und geht hinab zum Brunnen und schöpft. Da sprach ich zu ihr: Gib mir zu trinken.
46. Und sie nahm eilend den Krug von ihrer Achsel und sprach: Trinke, und deine Kamele will ich auch tränken. Also trank ich, und sie tränkte die Kamele auch.
47. Und ich fragte sie und sprach: Wes Tochter bist du? Sie antwortete: Ich bin Bethuels Tochter, des Sohnes Nahors, den ihm Milka geboren hat. Da legte ich einen Reif an ihre Stirn und Armringe an ihre Hände 48. und neigte mich und betete den HERRN an und lobte den HERRN, den Gott meines Herrn Abraham, der mich den rechten Weg geführt hat, daß ich seinem Sohn die Tochter nehme des Bruders meines Herrn.
49. Seid ihr nun die, so an meinem Herrn Freundschaft und Treue beweisen wollen, so sagt mir’s; wo nicht, so sagt mir’s auch, daß ich mich wende zur Rechten oder zur Linken.
50. Da antworteten Laban und Bethuel und sprachen: Das kommt vom HERRN; darum können wir nicht wider dich reden, weder Böses noch Gutes; 51. da ist Rebekka vor dir, nimm sie und zieh hin, daß sie das Weib sei des Sohnes deines Herrn, wie der HERR geredet hat.
52. Da diese Worte hörte Abrahams Knecht, bückte er sich vor dem Herrn zur Erde
53. und zog hervor silberne und goldene Kleinode und Kleider und gab sie Rebekka; aber ihrem Bruder und der Mutter gab er Würze.
54. Da aß und trank er samt den Männern, die mit ihm waren, und blieb über Nacht allda. Des Morgens aber stand er auf und sprach: Laß mich ziehen zu meinem Herrn.
55. Aber ihr Bruder und ihre Mutter sprachen: Laß doch die Dirne einen Tag oder zehn bei uns bleiben; darnach sollst du ziehen.
56. Da sprach er zu ihnen: Haltet mich nicht auf; denn der HERR hat Gnade zu meiner Reise gegeben. Laßt mich, daß ich zu meinem Herrn ziehe.
57. Da sprachen sie: Laßt uns die Dirne rufen und fragen, was sie dazu sagt.
58. Und sie riefen Rebekka und sprachen zu ihr: Willst du mit diesem Mann ziehen? Sie antwortete: Ja, ich will mit ihm.
59. Also ließen sie Rebekka, ihre Schwester, ziehen mit ihrer Amme samt Abrahams Knecht und seinen Leuten.
60. Und sie segneten Rebekka und sprachen zu ihr: Du bist unsre Schwester; wachse in vieltausendmal tausend, und dein Same besitze die Tore seiner Feinde.
61. Also machte sich Rebekka auf mit ihren Dirnen, und setzten sich auf die Kamele und zogen dem Manne nach. Und der Knecht nahm Rebekka und zog hin.
62. Isaak aber kam vom Brunnen des Lebendigen und Sehenden (denn er wohnte im Lande gegen Mittag)
63. und war ausgegangen, zu beten auf dem Felde um den Abend, und hob seine Augen auf und sah, daß Kamele daherkamen.
64. Und Rebekka hob ihre Augen auf und sah Isaak; da stieg sie eilend vom Kamel
65. und sprach zu dem Knecht: Wer ist der Mann auf dem Felde? Der Knecht sprach: Das ist mein Herr. Da nahm sie den Mantel und verhüllte sich.
66. Und der Knecht erzählte Isaak alle Sachen, die er ausgerichtet hatte.
67. Da führte sie Isaak in die Hütte seiner Mutter Sara und nahm die Rebekka und sie war sein Weib, und er gewann sie lieb. Also ward Isaak getröstet über seine Mutter.
1. Jakob aber wohnte im Lande, darin sein Vater ein Fremdling gewesen war, im Lande Kanaan.
2. Und dies sind die Geschlechter Jakobs: Joseph war siebzehn Jahre alt, da er ein Hirte des Viehs ward mit seinen Brüdern; und der Knabe war bei den Kinder Bilhas und Silpas, der Weiber seines Vaters, und brachte vor ihren Vater, wo ein böses Geschrei wider sie war.
3. Israel aber hatte Joseph lieber als alle seine Kinder, darum daß er ihn im Alter gezeugt hatte; und machte ihm einen bunten Rock.
4. Da nun seine Brüder sahen, daß ihn ihr Vater lieber hatte als alle seine Brüder, waren sie ihm feind und konnten ihm kein freundlich Wort zusprechen.
5. Dazu hatte Joseph einmal einen Traum und sagte zu seinen Brüdern davon; da wurden sie ihm noch feinder.
6. Denn er sprach zu ihnen: Höret doch, was mir geträumt hat:
7. Mich deuchte, wir banden Garben auf dem Felde, und meine Garbe richtete sich auf und stand, und eure Garben umher neigten sich vor meiner Garbe.
8. Da sprachen seine Brüder zu ihm: Solltest du unser König werden und über uns herrschen? und sie wurden ihm noch feinder um seines Traumes und seiner Rede willen.
9. Und er hatte noch einen andern Traum, den erzählte er seinen Brüdern und sprach: Siehe, ich habe einen Traum gehabt: Mich deuchte, die Sonne und der Mond und elf Sterne neigten sich vor mir.
10. Und da das seinem Vater und seinen Brüdern gesagt ward, strafte ihn sein Vater und sprach zu ihm: Was ist das für ein Traum, der dir geträumt hat? Soll ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und vor dir niederfallen?
11. Und seine Brüder beneideten ihn. Aber sein Vater behielt diese Worte.
12. Da nun seine Brüder hingingen, zu weiden das Vieh ihres Vaters in Sichem,
13. sprach Israel zu Joseph: Hüten nicht deine Brüder das Vieh in Sichem? Komm, ich will dich zu ihnen senden. Er aber sprach: Hier bin ich.
14. Und er sprach: Gehe hin und sieh, ob’s wohl stehe um deine Brüder und um das Vieh, und sage mir wieder Antwort. Und er sandte ihn aus dem Tal Hebron, daß er gen Sichem ginge.
15. Da fand ihn ein Mann, daß er irreging auf dem Felde; der fragte ihn und sprach: Wen suchst du?
16. Er antwortete: Ich suche meine Brüder; sage mir doch an, wo sie hüten.
17. Der Mann sprach: Sie sind von dannen gezogen; denn ich hörte, daß sie sagten: Laßt uns gen Dothan gehen. Da folgte Joseph seinen Brüdern nach und fand sie zu Dothan.
18. Als sie ihn nun sahen von ferne, ehe er denn nahe zu ihnen kam machten sie einen Anschlag, daß sie ihn töteten,
19. und sprachen untereinander: Seht, der Träumer kommt daher.
20. So kommt nun und laßt uns ihn erwürgen und in eine Grube werfen und sagen, ein böses Tier habe ihn gefressen, so wird man sehen, was seine Träume sind.
21. Da das Ruben hörte, wollte er ihn aus ihren Händen erretten, und sprach: Laßt uns ihn nicht töten.
22. Und weiter sprach Ruben zu ihnen: Vergießt nicht Blut, sondern werft ihn in die Grube, die in der Wüste ist, und legt die Hand nicht an ihn. Er wollte ihn aber aus ihrer Hand erretten, daß er ihn seinem Vater wiederbrächte.
23. Als nun Joseph zu seinen Brüdern kam, zogen sie ihm seinen Rock, den bunten Rock, aus, den er anhatte,
24. und nahmen ihn und warfen ihn in die Grube; aber die Grube war leer und kein Wasser darin.
25. Und setzten sich nieder; zu essen. Indes hoben sie ihre Augen auf und sahen einen Haufen Ismaeliter kommen von Gilead mit ihren Kamelen; die trugen Würze, Balsam und Myrrhe und zogen hinab nach Ägypten.
26. Da sprach Juda zu seinen Brüdern: Was hilft’s uns, daß wir unseren Bruder erwürgen und sein Blut verbergen?
27. Kommt, laßt uns ihn den Ismaeliten verkaufen, daß sich unsre Hände nicht an ihm vergreifen; denn er ist unser Bruder, unser Fleisch und Blut. Und sie gehorchten ihm.
28. Und da die Midianiter, die Kaufleute, vorüberreisten, zogen sie ihn heraus aus der Grube und verkauften ihn den Ismaeliten um zwanzig Silberlinge; die brachte ihn nach Ägypten.
29. Als nun Ruben wieder zur Grube kam und fand er Joseph nicht darin, zerriß er sein Kleid
30. und kam wieder zu seinen Brüdern und sprach: Der Knabe ist nicht da! Wo soll ich hin?
31. Da nahmen sie Josephs Rock und schlachteten einen Ziegenbock und tauchten den Rock ins Blut
32. und schickten den bunten Rock hin und ließen ihn ihrem Vater bringen und sagen: Diesen haben wir gefunden; sieh, ob’s deines Sohnes Rock sei oder nicht.
33. Er erkannte ihn aber und sprach: Es ist meines Sohnes Rock; ein böses Tier hat ihn gefressen, ein reißendes Tier hat Joseph zerrissen.
34. Und Jakob zerriß sein Kleider und legte einen Sack um seine Lenden und trug Leid um seinen Sohn lange Zeit.
35. Und alle seine Söhne und Töchter traten auf, daß sie ihn trösteten; aber er wollte sich nicht trösten lassen und sprach: Ich werde mit Leid hinunterfahren in die Grube zu meinem Sohn. Und sein Vater beweinte ihn.
36. Aber die Midianiter verkauften ihn in Ägypten dem Potiphar, des Pharao Kämmerer und Hauptmann der Leibwache.
1. Da fiel Joseph auf seines Vaters Angesicht und weinte über ihn und küßte ihn.
2. Und Joseph befahl seinen Knechten, den Ärzten, das sie seinen Vater salbten. Und die Ärzte salbten Israel,
3. bis daß vierzig Tage um waren; denn so lange währen die Salbetage. Und die Ägypter beweinten ihn siebzig Tage.
4. Da nun die Leidtage aus waren, redete Joseph mit Pharaos Gesinde und sprach: Habe ich Gnade vor euch gefunden, so redet mit Pharao und sprecht: 5. Mein Vater hat einen Eid von mir genommen und gesagt: Siehe, ich sterbe; begrabe mich in meinem Grabe, das ich mir im Lande Kanaan gegraben habe. So will ich nun hinaufziehen und meinen Vater begraben und wiederkommen.
6. Pharao sprach: Zieh hinauf und begrabe deinen Vater, wie du ihm geschworen hast.
7. Also zog Joseph hinauf, seinen Vater zu begraben. Und es zogen mit ihm alle Knechte Pharaos, die Ältesten seines Hauses und alle Ältesten des Landes Ägypten, 8. dazu das ganze Gesinde Josephs und seine Brüder und das Gesinde seines Vaters. Allein ihre Kinder, Schafe und Ochsen ließen sie im Lande Gosen.
9. Und es zogen mit ihm hinauf Wagen und Reisige, und war ein sehr großes Heer.
10. Da sie nun an die Tenne Atad kamen, die jenseit des Jordans liegt, da hielten sie eine gar große und bittere Klage; und er trug über seinen Vater Leid sieben Tage.
11. Und da die Leute im Lande, die Kanaaniter, die Klage bei der Tenne Atad sahen, sprachen sie: Die Ägypter halten da große Klage. Daher heißt man den Ort: Der Ägypter Klage, welcher liegt jenseit des Jordans.