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Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Swahili

1. Der kluge Arzt oder Die Todesfurcht als Heilmittel

2. Geschichte von Seliman bin Daud

3. Eine Frau für hundert Rinder

Ostafrikanische Bantu

4. Das Schwein und der Mensch

5. Die Ursache des Todes

6. Das Märchen von der verlorenen Schwester

7. Die Geschichte von Kombe

8. Das Märchen von Mrile

9. Geschichte von den Steppentieren und der Ratte

10. Imana und der habgierige Sebgugugu

11. Imana und die kinderlose Frau

12. Ein Mann und seine Freunde

13. Der Löwe und der Hase

14. Der Frosch und der Löwe

15. Die Reiherfeder

16. Die Schildkröte und der Elefant

17. Der Hase und der Mensch

Südostafrika

19. Der Tausendkünstler der Ebene

20. Sabulana, die Freundin der Götter

21. Märchen von Chuveane

22. Das Märchen von der Schildkröte

23. Kholomodumo

24. Vom Milchvöglein und vom Menschenfresser

25. Usembeni oder Die Werbung des Usikulumi

Südwestafrika

26. Die Geschichte von der Pantherschildkröte

27. Der Schakal und das Sonnenschaf

Wie der Elefant die Namafrau heiratet und betrogen wird

29. Wie die Hyäne Hochzeit machte

30. Vom Wolf und vom Fuchs

31. Die schöne Tjaratjondjorondjo

32. Die Hyäne und der Schakal

Westafrikanische Bantu

33. Der Sohn des Kimanaueze und die Tochter von Sonne und Mond

34. Der Mann und seine vier Söhne

35. Das Rebhuhn heiratete fünf Frauen

36. Das Märchen von der Tiergemeinde

37. Eine Geschichte von der Schildkröte

38. Der Leopard und die Schildkröte

39. Die Nußdiebe

40. Zwei Brüder

41. Die Landschildkröte und das Flußpferd

42. Der Leopard und die Antilope

43. Das Chamäleon und der Erdsalamander

Westsudan

44. Mond und Sonne

45. Ejevi

46. Die Fabel von dem Königssohn Safudu Kwaku

47. Der Elefant und die Spinne

48. Die Wespe, die Spinne und die Ratte stehlen der Hyäne Honig

49. Von vier Brüdern

50. Elefanten-Fabel

51. Raupe und Schmetterling

52. Geschichte des Königreichs Uagadu

53. Die Geschichte von dem Schakal und der Hyäne

Zentralsudan und Berber

54. Der Schakal

55. Die Geschichte von den zwei Mädchen, die dieselbe Mutter und denselben Vater hatten

56. Die Pilgerfahrt nach Mekka

57. Das schlechte Mädchen und seine Strafe

58. Geschichte von zwei jungen Männern und vier jungen Mädchen

59. Die Geschichte von dem Azbin-Pferde

60. Der Mann und seine Frau und die Greisin

61. Der Ziegenbock auf der Pilgerfahrt

62. Geschichte eines Schaanbi und seiner Braut

63. Geschichte eines Sultans

64. Fricha und die beiden kleinen Mädchen

65. Eine Diebsgeschichte

Nordostafrika

66. Die Wildente, der Fuchs und der Rabe

67. Geschichten von Abu Nuwas

68. Der unglückliche Hirte

69. Die Maus, der Frosch und die Eidechse

70. Die dummen Eheleute

71. Der Hase

72. Zwei Freunde

73. Ein dummer Mann und eine kluge Frau

74. Der Löwe der Steppe

75. Der Löwe und die neun Hyänen

76. Bestrafung des Verführers

Ostafrika

77. Der Hase

78. Die Geschichte von den Hyänen und ihrem Zauberdoktor

79. Die Strafe Gottes

80. Die Geschichte von dem menschenfressenden Ungeheuer und dem Kinde

Der Herausgeber

Impressum

Hinweise und Rechtliches

E-Books Edition Loreart:

 

 

 

80

Afrikanische Märchen

 

 

Herausgegeben und übertragen von

Carl Meinhof

 

 

Edition Loreart

 

 

 

 

 

Swahili

1. Der kluge Arzt oder Die Todesfurcht als Heilmittel

 

Es war einmal in alten Zeiten in Bagdad eine Frau, die war so dick, daß sie nicht gehen konnte.

Und an einem Tage von den Tagen faßte sie einen Entschluß in ihrem Herzen und entschloß sich, zu einem Arzt zu gehen, um Medizin für ihre Fettleibigkeit zu suchen. Und sie ging bis zu dem Hause des Arztes. Und als sie dort angekommen war, lud der Arzt sie ein, näher zu treten, und sagte zu ihr:

«Tritt näher!»

Und sie setzte sich hin. Und er fragte sie, wie es ginge. Die Frau antwortete ihm:

«Es geht alles gut; ich bin zu dir gekommen, daß du meinen Zustand ansehest.»

Und er fragte sie:

«Was hast du denn?»

Die Frau antwortete ihm und sagte:

«Ich wünsche, daß du mir eine Medizin für diese meine Fettleibigkeit machest.»

Der Arzt sagte ihr:

«Wenn Gott will. Aber ich muß zuerst das Orakel befragen, damit ich sehe, welche Medizin für dich paßt; und du gehe jetzt nach Hause zurück; morgen komme wieder und hole deine Antwort!»

Und die Frau sagte:

«Wenn Gott will!» und ging nach Hause. Am folgenden Tag kam sie wieder, um die Antwort zu holen.

Der Arzt sagte ihr:

«Geehrte Frau, ich habe in dem Buche nachgesehen und habe gefunden, nach sieben Tagen wirst du sterben; gut, so bitte ich dich, du hast keine Medizin nötig, da du so bald in sieben Tagen sterben wirst.»

Als die Frau die Worte des Arztes hörte, fürchtete sie sich in ihrem Herzen und dachte, sie würde sterben, und kehrte nach Hause zurück, aß nicht, trank nicht und war sehr betrübt und wurde sehr mager. So erreichte sie nun die sieben Tage, aber sie starb nicht. Sie erreichte den achten Tag, aber sie starb nicht. Da ging sie zum Arzt und sagte zu ihm:

«Heute ist der achte Tag, und ich bin nicht gestorben.»

Und der Arzt sagte zu ihr:

«Bist du nun dick oder dünn?»

Sie sagte:

«Ich bin dünn, ich bin vor Todesfurcht ganz abgemagert.»

Der Arzt sagte zu ihr:

«Das eben war die Medizin, die Furcht.»

Und die Frau ging von ihm weg.

Und Gruß!

2. Geschichte von Seliman bin Daud

 

Während Seliman bin Daud herrschte, gab Gott ihm die Fähigkeit, die Sprache der Vögel zu verstehen sowie aller Tiere, die auf dem Land und im Meere und in den Flüssen leben, ferner die Sprache der Winde und der Bäume, der Geister und der Fische in den Binnengewässern und im Meere. Darauf übte jener Sultan Seliman bin Daud seine Kunst bei seinen Leuten aus. Um Häuser für seine Soldaten zu bauen, befahl er allen Tieren des Landes, herbeizukommen und Arbeit zu leisten, Steine und Lehm zu tragen. Der Elefant sagte ihm:

«Ich bin ein König, ich arbeite nicht, ich werde jedoch meine Leute zu dir schicken, um für dich zu arbeiten.»

Die Leute des Elefanten kamen und schleppten Steine und Lehm heran, die Geister richteten das Grundstück her, auf welchem das Soldatenhaus gebaut werden sollte. Auch die Vögel und ihr König, der Wiedehopf, wurden gerufen zu kommen und für ihren Teil Häuser zu bauen. Da rief der Wiedehopf alle Vögel herbei und sagte, sie sollten selber an ihren Häusern arbeiten. An jedem Gerichtstag kamen alle Vögel, um die Rechtsprechung anzuhören, ebenso die Geister, und alle Tiere kamen, um die Urteile zu hören. Am Gerichtstag kamen die Elefanten, um gegen den Propheten Seliman Klage zu führen, sie verklagten ihn vor dem Propheten Daud und sagten zu ihm:

«Dein Sohn hat uns Tieren allen Arbeit gegeben; nun aber werden wir allein zum Arbeiten verwandt, alle Tiere werden nicht dazu angehalten.»

Da wurde das Kamel gerufen, und es wurde ihm gesagt: «Morgen übernimmst du die Arbeit des Elefanten.»

Das Kamel antwortete:

«Meine Arbeit besteht darin, Milch zu geben, die trinken die Arbeiter.»

Dann wurde das Rind gerufen, es sagte:

«Ich gebe Milch, die trinkt der Prophet Seliman.»

Darauf wurden die Esel gerufen, und es wurde ihnen gesagt:

«Eure Arbeit besteht darin, Steine und Lehm zu tragen.»

Die Esel waren damit einverstanden; der Elefant wurde entlassen.

Lange Zeit arbeiteten die Esel. Da wurden sie müde und sagten zu dem Rind:

«Wir sind sehr müde infolge der Arbeit, aber wir fürchten uns, dem Sultan die Wahrheit zu sagen, drum wollen wir jetzt von dir einen verständigen Rat.»

Das Rind antwortete dem Esel und sagte:

«Ich werde dir einen klugen Rat geben, aber du darfst davon bei keinem anderen Menschen reden; wenn du ihm davon sprichst, dann verrätst du mich beim Sultan. Wenn morgen früh die Wärter kommen, dann stellt ihr Esel euch alle krank.»

Der Sultan hatte den Rat gehört, welchen das Rind dem Esel gegeben hatte. Als am andern Morgen die Eselswärter kamen, schliefen alle Esel und stellten sich krank. Die Wärter gingen zum Sultan zurück und berichteten ihm, die Esel wären alle krank. Der Sultan befahl, daß alle Rinder dazu verwandt werden sollten, Steine und Lehm zu tragen. Da fragten der Sohn des Sultans und seine Ratgeber:

«Warum schleppen die Rinder Stein und Lehm?»

Der Sultan antwortete:

«Warum fragt ihr mich?»

Sie erwiderten:

«Woher werden wir Milch zum Trinken bekommen?»

Der Sultan sagte:

«Ihr werdet Kamelmilch trinken!»

Das Rind wurde schon einen Monat in der Arbeit verwandt; es war sehr betrübt und sagte zum Esel:

«Du bist mein Freund, ich habe dir einen klugen Rat gegeben; stehe morgen auf und nimm mir die Betrübnis ab, in der ich mich befinde.»

Der Esel gab keine Antwort und stellte sich krank. Da wurde das Rind weitere sieben Tage zur Arbeit verwandt. Dann sagte es zu dem Esel:

«Ich habe gehört, wie der Sultan sagte, daß du morgen geschlachtet wirst, wenn du nicht aufstehst.»

Als der Sultan, der gerade mit seiner Frau zusammen war, die Worte des Rindes hörte, lachte er. Da fragte ihn seine Frau:

«Warum lachst du?»

Ihr Mann antwortete ihr:

«Ich lache wegen nichts.»

Seine Frau erwiderte und sagte:

«Gewiß ist es etwas, weswegen du gelacht hast.»

«Ich habe an die Dinge der Welt gedacht.»

«Sage mir, an welche Dinge du gedacht hast.»

Der Sultan schämte sich in seinem Innern, gelogen zu haben; und sein Weib sagte:

«Wenn du mir nicht den Grund sagen kannst, um dessentwillen du gelacht hast, dann wirst du mich freigeben, ich will dich nicht mehr.»

Aber der Sultan liebte seine Frau sehr und sagte ihr:

«Ich will sieben Tage Frist, dann werde ich dir die Antwort geben.»

Seine Frau entgegnete:

«Damit bin ich nicht einverstanden; du wirst mich freigeben.»

Und der Prophet Seliman antwortete:

«Warte, bis ich zwei Beugungen gebetet habe, dann werde ich dir sagen, weswegen ich gelacht habe.»

Als er gebetet hatte, rief er alle Tiere und alle Fische, alle Menschen und alle Wassertiere und sagte zu ihnen:

«Ich habe mich mit meiner Frau gezankt und will, daß ihr es einrichtet, daß wir uns wieder vertragen.»

Die Leute sagten zu der Frau des Sultans:

«Versöhne dich mit deinem Manne!»

Aber die Frau wollte nichts davon wissen und sagte:

«Wenn er will, daß wir uns versöhnen, dann muß er mir sagen, warum er gelacht hat.»

Der Sultan aber fürchtete sich vor Gott, welcher ihm einst gesagt hatte:

«Wenn du zu einem Menschen von der Fähigkeit redest, welche ich dir verliehen habe, nämlich die Sprache der Vögel und aller Tiere auf dem Land und im Wasser zu verstehen, dann wirst du sterben.»

Den Leuten gelang es nicht, sie zu versöhnen. Da rief der Sultan alle Vögel, aber auch sie hatten keinen Erfolg. Alsdann rief er alle Wassertiere, doch auch sie unterlagen. Da verlor der Sultan den Verstand, und alle Menschen und Tiere und alle Wesen auf der Welt trauerten, daß ihr Sultan sterben würde. Als dann der Morgen anbrach, krähten die Hähne. Als der Sultan sah, daß der Hund die Hähne faßte, fragte er ihn:

«Warum faßt du die Hähne?»

Der Hund antwortete und sagte:

«Diese Hähne schämen sich nicht. Jedes Wesen auf der Welt trauert darüber, daß du sterben mußt, Sultan, der Hahn aber kräht, er liebt dich nicht, Sultan.»

Der Hahn sprach:

«Der Sultan hat keine Vernunft, ich habe viele Frauen und bin der einzige Mann unter ihnen; wenn eine einzige übermütig wird, dann schlage ich sie; den Sultan aber kriegt eine einzige Frau unter, und er will sterben wegen seiner Frau. Wenn er einen Stock nähme und sie prügelte, dann würde sie bereuen und nicht mehr wissen wollen, weshalb er gelacht hat.»

Als der Sultan das hörte, nahm er einen Stock und schlug seine Frau; die aber sagte:

«Ich bereue, ich will nicht wissen, warum du gelacht hast.»

Und alle Leute freuten sich, daß ihr Sultan gesund wurde durch den Verstand des Hahnes.

3. Eine Frau für hundert Rinder

 

Es waren einmal ein Mann und eine Frau, und sie lebten viele Tage im Lande Pata, und sie bekamen einen Sohn. Und ihr Vermögen bestand aus hundert Rindern. Sie besaßen nicht ein einziges Kalb mehr als diese Rinder, welche sie hatten.

Und allmählich wuchs der Sohn heran und wurde ein großes Kind. Und als der Knabe fünfzehn Jahre alt war, starb sein Vater. Und nach einigen Jahren starb seine Mutter auch. So beerbte der Jüngling seine beiden Eltern, und er erbte die hundert Rinder, die man ihm hinterließ, und so blieb er und hielt die Trauerzeit für seine Eltern. Und als er ausgetrauert hatte, da verlangte ihn, nach einer Frau zu suchen, damit er sie heirate.

Und er sagte zu seinen Nachbarn:

«Ich möchte gern eine Frau heiraten, denn meine Eltern sind gestorben, und jetzt bin ich ganz allein; ich kann nicht allein bleiben, sondern ich muß eine Frau heiraten.»

Seine Nachbarn sagten zu ihm:

«Jawohl, heirate nur, denn du bist jetzt wirklich ganz allein, und wir werden uns für dich auch umsehen, damit du eine Frau zu heiraten bekommst.»

Und er sagte: «Ja, so soll es sein.»

Und er sagte:

«Ich möchte gerne, daß jemand hinginge und für mich eine Frau suchte.»

Sie sagten:

«Wenn Gott will!»

So stand einer von den Nachbarn auf und ging hin und suchte nach einer Frau, die jener heiraten könnte, bis er eine fand. Und dann kam er und sagte zu ihm:

«Ich habe eine Frau gefunden, wie du sie willst, aber sie ist nicht aus dieser unserer Stadt.»

«Wo ist sie denn?»

«In einer anderen Stadt, ziemlich ferne, ich denke, es sind acht Stunden Reise von hier bis dort.»

«Wessen Tochter ist denn dieses Mädchen?»

«Es ist die Tochter Abdallahs, und ihr Vater ist sehr reich; diese Frau besitzt sechstausend Rinder; und er hat kein Kind als diese seine einzige Tochter.»

Als der Jüngling dies hörte, war er voll Verlangen, diese Frau zu bekommen, und er sagte zu seinem Nachbarn:

«Gehe doch morgen hin und überbringe dorthin meine Antwort, nämlich, daß ich ganz einverstanden bin.»

Da sagte der Nachbar:

«So Gott will, morgen werde ich hingehen, wenn Gott mir das Leben schenkt.»

Und als der Morgen graute, stand der Vermittler auf und ging, bis er zu dem alten Abdallah hinkam, und er überbrachte ihm die Botschaft jenes Jünglings, alles, wie es zugegangen war.

Schließlich antwortete der Vater und sagte:

«Ich habe deine Worte gehört, aber ich verlange, daß jeder, der meine Tochter heiraten will, mir hundert Rinder als Brautschatz geben muß; wenn er solchen Brautschatz gibt, so gebe ich ihm meine Tochter zur Frau.»

Der Vermittler sagte:

«So Gott will, ich werde gehen und die Antwort überbringen.»

«Jawohl, tue es!»

Da stand der Vermittler auf und ging zurück und antwortete dem Jüngling alles, was dort verhandelt war. Und der Jüngling sagte:

«Ich habe deine Worte gehört, aber er will als Brautschatz hundert Rinder, und ich habe nichts als hundert Rinder; wenn ich sie ihm alle gegeben habe, wovon soll dann meine Frau leben, wenn sie zu mir kommt? Und ich habe doch kein anderes Vermögen als diese hundert Rinder, die ich von meinem Vater ererbt habe.»

Schließlich sagte sein Nachbar zu ihm:

«Nun, wenn du sie nicht willst, so sage es mir, damit ich hingehe und Antwort bringe, oder, wenn du sie willst, so sage es mir endlich.»

Der Jüngling beugte sich nieder und dachte nach, und als er sich dann wieder aufrichtete, sagte er:

«Es schadet nichts, gehe hin und sage: Ich bin damit einverstanden und werde ihm die hundert Rinder geben.»

So stand denn der Vermittler auf und ging zu dem Vater hin und sagte ihm:

«Der junge Mann hat darein eingewilligt, die hundert Rinder zu zahlen.»

Und der Vater sagte:

«So bin ich damit zufrieden, daß er die Tochter nimmt.» So besprachen sie sich die Einzelheiten, und jemand wurde ausgeschickt, um den jungen Mann zu rufen. Dieser kam und wurde freundlich aufgenommen, und dann besprachen sie sich über die Heirat. Und er wurde getraut und zahlte die hundert Rinder, und man hielt das Hochzeitsfest.

Und dann nahm er seine Frau und zog heim. So blieben sie denn zunächst zehn Tage; und als der mitgebrachte Vorrat zu Ende war, da hatte der junge Mann nichts zu essen für seine Frau. Und er sagte zu seiner Frau:

«Liebe Frau, jetzt habe ich nichts zu essen mehr. Vorher hatte ich meine Rinder, die habe ich gemolken und so meinen Unterhalt gehabt; aber heute habe ich alle meine Rinder für dich hingegeben und habe nichts mehr. Liebe Frau, ich will nun zu meinen Nachbarn gehen und mir von denen, die Kühe haben, etwas Milch einmelken lassen, wieviel es auch immer sei, damit wir etwas zu essen haben.»

Da sagte seine Frau zu ihm: «Jawohl, lieber Mann.»

Da stand der junge Mann auf, und es war nun dies sein Geschäft: Alle Tage ging er hin und ließ sich die Kühe anderer Leute melken, damit er irgend etwas für sich und seine Frau zu essen bekam. So trieb er es jetzt alle Tage.

Und eines Tages ging die Frau hinaus und stellte sich vor ihre Türe; da kam ein sehr schöner junger Mann dort an der Tür vorbei. Und als er die Frau an der Tür stehen sah, entbrannte er von Verlangen, sie zu verführen, und so schickte er nachher seinen Kuppler zu jener Frau.

Die Frau sagte:

«So Gott will, ich habe die übersandte Botschaft gehört, aber warte nur noch ein wenig, dann werde ich dir meine Meinung sagen; jetzt kann ich es noch nicht.»

So stand denn der Kuppler auf und ging heim.

Nach drei Monaten dachte der Vater der Frau:

«Ich will einmal hingehen und meine Tuchler bei ihrem Manne besuchen.»

So begab er sich auf die Reise und wanderte seines Weges, bis er bei seinem Schwiegersohn ankam, und er klopfte an die Tür. Die Tochter stand auf und gab Antwort:

«Wer bist du denn da?»

Der Alte sagte:

«Ich bin hier, der und der.»

Da stand seine Tochter auf und sagte zu ihm:

«Tritt doch näher!»

So ging er hinein und begrüßte sich mit seiner Tochter, und sie nötigte ihn in die Halle, und der Alte setzte sich dort. Und der Vater fragte seine Tochter, wie es ihr gehe; und sie sagte:

«Ganz gut, mein Vater.»

Schließlich stand die Tochter auf und ging von dort fort, wo ihr Vater saß, und ging in ihr Zimmer hinein und dachte nach und weinte sehr, weil im ganzen Hause auch nicht das Geringste war, was sie ihrem Vater hätte kochen können. So ging sie dann aus der Hintertür hinaus, und wie sie hinter den Hof sah, bemerkte sie den jungen Mann, der sie verführen wollte, und er rief sie heran. Da ging die Frau zu ihm heran, und sie sagte zu ihm:

«Wie geht es denn, mein Herr?»

«Ich habe jemand zu dir geschickt, und du hast gesagt, daß du zu mir kommen willst, mich zu besuchen, aber du bist nicht gekommen; warum bist du so unbeständig? Und seitdem ich dich damals gesehen habe, wie du an der Tür standest bis jetzt, kann ich nicht mehr schlafen; wenn ich mich hinlege, träume ich nur alle Tage von dir in meinem Schlaf.»

Da antwortete ihm die Frau und sagte:

«So Gott will, will ich dich nicht mehr herumschleppen; wenn du nach mir verlangst, werde ich sogleich kommen; aber zunächst verschaffe mir ein Stück Fleisch, daß ich für meinen Gast etwas zu essen koche, hernach will ich kommen.»

Der junge Mann fragte sie:

«Wen hast du denn zu Gast bekommen?»

Die Frau antwortete und sagte zu ihm:

«Mein Vater ist es, der bei uns zu Gast ist.»

Da sagte er:

«So Gott will, so warte hier, ich werde dir sogleich das Fleisch bringen.»

So stand er auf und ging seines Weges, und die Frau blieb dort stehen. Da kam der junge Mann auch schon mit einem Rindsviertel und sagte zu ihr:

«Hier ist das Fleisch, aber nun halte mich auch nicht länger hin.»

«So Gott will, ich werde dich nicht hinhalten.»

So streckte er die Hand aus und gab ihr das Fleisch, und die Frau nahm es und ging ins Haus hinein. Und der, der das Fleisch gestiftet hatte, ging draußen hin und her und wartete auf die Erfüllung des Versprechens, das ihm die Frau gegeben hatte.

Und als die Frau hineingegangen war, nahm sie das Fleisch und zerschnitt es und tat es in den Topf. Als sie es kaum in den Topf gelegt hatte, kam ihr Mann herbei und fand seinen Schwiegervater in der Halle sitzen. Und als er seinen Schwiegervater dort in der Halle sitzen sah, gerann ihm sein Blut; er fand kein Wort zu sagen, noch wußte er, was er tun sollte. Aber er kam doch näher, bis er dort ankam, wo sein Schwiegervater saß. Und er grüßte ihn der Sitte gemäß und fragte ihn, wie es ihm ginge. Dann ging er zu seiner Frau hinein und fand sie bei dem Kochen des Fleisches und fragte sie:

«Meine liebe Frau, was kochst du da?»

«Ich koche Fleisch.»

«Wo hast du denn das Fleisch herbekommen?»

«Ich habe es von den Nachbarn bekommen, die haben es mir gegeben.»

Als ihr Mann dies hörte, schwieg er still, und er wurde betrübt, weil er so gar nichts hatte. Und er sagte zu seiner Frau:

«Meine liebe Frau, was sollen wir nun anfangen, und nun haben wir auch noch einen Gast.»

Seine Frau antwortete und sagte zu ihm:

«Ich weiß nicht, was wir tun sollen.»

Der Mann sagte:

«Ich will doch hinaus zu den Reichen gehen, bei welchen ich die Rinder melke, und will ihnen sagen: Ich habe jetzt einen Gast bei mir, nun möchte ich gern, daß ihr mir etwas, was es auch sei, gebet, daß ich es für meinen Gast kochen kann.»

So stand er auf und ging zu den reichen Leuten, bei denen er arbeitete, und teilte ihnen alles mit, wie es ihm gegangen war. Und diese reichen Leute nahmen es nicht übel auf und gaben ihm ein wenig Fleisch und ein wenig Milch, und er nahm es und ging damit weg.

Und dort hatte die Frau unterdessen das Fleisch, das sie von dem Verführer erhalten hatte, fertiggekocht. Da kam denn auch ihr Mann mit etwas Fleisch wieder zum Vorschein, und die Frau streckte die Hand aus und nahm das Fleisch von ihrem Manne in Empfang und legte es auf die Erde. Und dann stand ihr Mann auf und wusch sich die Hände und ging sogleich in die Halle. Und die Frau drinnen schöpfte das Fleisch aus dem Topf und legte es auf die Schüssel, von der man zu essen pflegte.

Und der Verführer war an seiner Stelle geblieben und dort hin und her gegangen, bis er sah, daß die Zeit vergangen war, die er mit der Frau abgesprochen hatte. Und er sagte zu seinem Herzen:

«Am besten ist es, ich gehe vorne an der Tür vorbei und sehe einmal nach, vielleicht bekomme ich da die Frau zu sehen.»

So brach er auf und ging dort vorbei und traf den Mann der Frau und den Schwiegervater dort sitzen und sich etwas erzählen.

Als das der Gottlose sah, grüßte er, und der Mann der Frau erwiderte den Gruß und bat ihn, näher zu treten, und der Gottlose kam und setzte sich.

So unterhielten sie sich, und der Mann der Frau wußte nichts davon, was jener für Pläne hatte und was er eigentlich wollte. So unterhielten sie sich miteinander, der Vater der Frau und der Mann der Frau und jener Schweinhund, welcher den Frieden im Hause des jungen Mannes stören wollte, und es waren also in Summa die drei Männer dort in der Halle.

Und als die Frau drinnen das Fleisch auf die Schüssel gelegt hatte, brachte sie es in die Halle hinaus. Und als ihr Mann aufstand und das Fleisch in Empfang nahm, sagte die Frau:

«So eßt nun, ihr drei Narren!»

Da erhob sich ihr Vater und sagte:

«Ei, worin besteht denn meine Narrheit?»

Seine Tochter antwortete ihm und sprach:

«Bitte, Vater, iß nur zuerst, hernach werde ich dir deine Narrheit mitteilen.»

Aber der Vater sagte:

«Nein, ich esse nicht, sondern du sollst mir zunächst meine Narrheit ansagen, hernach will ich essen.»

Da erhob sich die Tochter und sagte:

«Mein Vater, du hast eine teure Sache für etwas Billiges verkauft.»

«Was habe ich denn zu billig verkauft?»

«Mich hast du, mein Vater, zu billig verkauft.»

«Wieso denn?»

«Vater, du hast keine Tochter und keinen Sohn als nur mich allein; und du bist hingegangen und hast mich für hundert Rinder verkauft. Und du, Vater, hast doch sechstausend Rinder. Da hast du hundert Rinder für wertvoller als mich gefunden; darum habe ich gesagt: Du hast etwas Teures für etwas Billiges hingegeben.»

Und der Vater sagte:

«Das ist wahr, mein Kind, ich bin ein Narr gewesen.»

Da erhob sich ihr Mann und sagte:

«Nun bitte, sage auch mir meine Narrheit an.»

Die Frau sagte zu ihm:

«Du bist ein noch viel größerer Narr.»

«Wieso denn?»

«Du hast hundert Rinder von deinen Eltern ererbt, nicht ein Kalb hast du mehr ererbt. Da hast du nun sie alle genommen und mich dafür geheiratet, für alle deine hundert Rinder; und da waren doch so viel Frauen in eurer Stadt, für deren Brautschatz nur zehn oder zwanzig verlangt wurden, aber du hast sie nicht angesehen, du bist gekommen und hast mich für alle deine Rinder geheiratet; und nun hast du nichts, nicht einmal etwas zu essen für mich und dich und bist ein Diener fremder Leute geworden und gehst nun hin, und wenn du die Kühe fremder Leute melkst, dann bekommst du etwas zu essen; hättest du die Hälfte deiner Rinder behalten und für die Hälfte eine Frau geheiratet, dann hättest du etwas zu essen. Also das ist deine Narrheit, mein lieber Mann.»

Und da fragte auch jener Nichtsnutz:

«Und worin besteht denn meine Narrheit? Sage es mir!»

Da erhob sich die Frau und sagte:

«Du bist ein noch viel größerer Narr als die andern beiden.»

«Wieso denn?»

Sie antwortete und sagte zu ihm:

«Du wolltest etwas, was für hundert Rinder gekauft war, für ein einziges Rinds viertel bekommen; bist du da nicht ein Narr?»

Da sprang der aber auf und machte, daß er fort kam. Und Gruß!

Und ihr Vater blieb zwei Tage bei ihnen; am dritten Tage brach er auf und nahm seinen Abschied und ging heim. Und als er zu Hause angekommen war, machte er die Rinder los, die er von seinem Schwiegersohn bekommen hatte, und schickte sieihm zurück, und er ging zu ihm mit noch anderen zweihundert. So konnte seine Tochter mit ihrem Mann viele Tage in guter Ruhe leben. Und Gruß.

Und diese Geschichte ist mir von Omar bin Himidi bin Muhammed Ruwehi in Njandjale um drei Uhr nachts in seiner Halle überliefert worden. Nun ist sie zu Ende. Und jeder, der sie hören wird, wird gerne zuhören. Und der Name dieser Geschichte ist: Eine Frau für hundert Rinder.

Ostafrikanische Bantu

 

 

4. Das Schwein und der Mensch

 

 

Es war einmal ein Schwein, das wohnte in einer Höhle mit seinen Kindern. Nun regnete es, und da ging das Schwein hinaus mit seiner Frau, und sie kamen an ein Maisfeld. Sie lauschten, aber der Feldwächter war da und war wach. Da stiegen sie am Berge herunter und trafen einen Mann, der auch wachte. Aber dieser Alte hatte eine Frau, die rührte Brei drinnen in der Feldhütte. Ihr Kind war bei ihr, und sie schickte es hinaus und sagte zu ihm:

«Dein Vater ist gerade dort draußen, du kannst ruhig hinausgehen, denn er sieht dich, und du kannst mir von unseren Kürbissen einige holen.»

Aber das Kind sagte:

«Dort draußen ist es finster, ich gehe jedenfalls nicht hinaus.»

Aber es hieß:

«Doch! Dein Vater ist dort draußen.»

Trotzdem wollte das Kind nicht, und da es sich weigerte, nahm die Frau einen Stock und schlug es. Da fragte der Vater draußen das Kind:

«Du, Hamba, warum wirst du so geschlagen?»

«Ach, ich wollte die Kürbisse nicht holen.»

Das Kind ging weinend hinaus, und die Mutter fluchte ihm und sagte:

«Du, Kind, du, ein Schwein soll dich greifen, gebissen sollst du werden!»

Der Mann aber sagte zu seiner Frau:

«Warum fluchst du dem Kinde denn so? Wenn dein Mund dich nicht an eine gute Stelle bringt, wird er dich ins Unglück bringen.»

Aber zu dem Kinde, das weinend wegging, sagte der Vater:

«Laß nur, ich will sie schon holen.»

Das Kind ging weinend dorthin auf das Feld und suchte mit den Füßen nach den Kürbissen und brach einen Kürbis ab. Nun lag aber das Schwein an dem Platz, wo die Maishüllen lagen, es sprang auf und stieß jenes Kind, daß es schrie. Die Frau im Hause hörte es sofort, und der Mann sagte zu der Frau:

«Du redest nur so hin, aber das, was du gewollt hast, worauf du dich gefreut hast, das ist nun geschehen. Aber ich gehe nun nicht hin, um das Kind zu befreien. Du hörst ja doch nicht, wenn dir auch oft gesagt ist, daß das Fluchen schlecht ist.»

Der Mann hatte indes Mitleid mit seinem Kinde und nahm einen Speer. Die Frau aber fing an zu weinen. Er ging nun an der Berglehne entlang mit seinem Speer, und die Schweine polterten davon. Er hatte aber seinen Sohn am Arm und brachte ihn hin zur Feuerstelle. Als die Frau herauskam, da besah sie das Kind und fand, daß es sehr in den Fuß gebissen war. Der Mann sagte nicht ein Wort, er war böse und schwieg. Sie aber schrie, und es kamen Männer auf ihr Geschrei und fragten ihn, aber er sagte:

«Leute, ich kann nicht reden, fragt nur die Frau da.»

Die Frau aber konnte auch nicht reden, als sie gefragt wurde, sie weinte nur. Da sagte der Mann zu seinen Genossen:

«Diese Frau hat das Kind verflucht, als es aufs Feld hinausging, und nun ist es von einem Schwein gebissen.»

Mit den Leuten war ein alter Mann gekommen, und der sagte zu ihm:

«Ach, Freund, rede doch nicht so; gegen dich, den Vater dieses Kindes, hat sich ein Ahnengeist erhoben, sollte das Kind davon sterben, daß man ihm nur flucht?»

Und seine Genossen sagten:

«Nein!»

Der Alte fuhr fort:

«Unser Freund möge genau Zusehen bei seinem Geschlecht, er hat gewiß einen bösen Ahnengeist.»

Und der Mann antwortete:

«Wenn diese Schweine nicht einen bösen Ahnengeist haben, dann werden sie nicht kommen und dies Kind nur so zufällig beißen.»

Dann gingen sie zum Schlafen an die Furt, und in der Furt war eine große Steinplatte. Aber der Vater des Kindes war eigensinnig und ging nicht hin, das Feld zu bewachen. Die andern Männer paßten dagegen den Schweinen auf, wie sie auf der Felsplatte oben zum Vorschein kamen. Sie schossen mit Pfeilen nach ihnen, aber sie trafen nicht. Ein Schwein war ganz zurückgeblieben, und als es dort auf der Steinplatte ankam, umzingelten sie es, und es stieg auf einen Felsen und stürzte in den Wasserfall. Da sagte der Mann, dessen Kind gebissen war:

«Das Schwein ist von dem Felsen gestürzt.»

Als er zu seinen Freunden kam, meinte er:

«Der Ahnengeist tötet zwar, aber er macht es wieder gut. Mein Kind ist gebissen, und nun ist dies Schwein, das abgestürzt ist, auch von dem Ahnengeist geschickt.»

Als sie herumgingen, da trafen sie es, wie es in einem Wasserloch im Fluß herumschwamm und nicht herauskommen konnte. Da rief man den Mann:

«Komm und sieh, das Tier ist ins Wasser gestürzt, da ist es. Wenn dir dein Kind leid tut, dann gehe hinein und erstich das Tier.»

Er sagte zu seinen Genossen:

«Leute, ich will hineingehen und es am Hinterbein fassen, wenn ich es dann herausbringe, will ich es erstechen.»

Er griff es am Hinterbein und zog es heraus, aber als er es in den dichten Busch herausbringen wollte, biß es ihn in den Fuß. Unter den Freunden war sein Schwager, der rettete ihn und erstach das Schwein. Die andern Leute aber alle entflohen. Als es tot war, da kamen sie an und sagten zu dem Manne:

«Nun, Freund, wie ist es mit deinem Ahnengeist?»

Da schwieg er still und sann nach und meinte dann:

«Ach, ihr Leute, das ist lange her, mein Vater war noch nicht gestorben; da befahl er mir ausdrücklich: Gehe niemals auf die Schweinejagd, und iß niemals etwas vom Schwein! Aber ich habe es vergessen und habe den Schweinen aufgelauert, und auch mein Kind ist von meinem Vater getötet.»

Einer der Männer fragte ihn:

«Was war denn deinem Vater begegnet, als er dir das damals befahl?»

Er sagte:

«In alter Zeit hatten wir dort hinter dem Hause unser Bananenfeld, da starb der Großvater und wurde in dem Bananenfeld hinter dem Hause begraben. Vier Tage vergingen, am fünften ging mein Vater hin, um das Grab zu besehen. Als er ankam, war die Erde aufgerissen, und er wunderte sich darüber und sagte zu Hause zu den andern: Leute, das Grab ist aufgerissen. Da war eine alte Frau, die sagte zu den jungen Leuten: Geht nicht gleich hin heute, um das Grab zuzuschütten, ihr wißt ja nicht, auf welchen Wege die Verstorbenen wandeln. Also so war es. Als dann fünf Tage vorübergegangen waren, da war das Loch sehr groß geworden, und als sie genau zusahen, fanden sie Spuren von Schweinen, und die Leiche war verschwunden, es waren nur Knochen da. Aber die alte Frau sagte: Seht ihr wohl, was ich euch gesagt habe? Sie sind gekommen, um sich ihren Mann zu holen.»

Sie gingen zurück nach Hause, und als sie ankamen, sagte er zu seinen Freunden:

«Ich muß doch denken, daß der Ahnengeist die Ursache des Unglücks ist, ein Fluch genügt doch nicht, um einen Menschen zu töten.»

5. Die Ursache des Todes

 

 

Wie, geschah’s doch? Es ist Gott, der die Menschen geschaffen hat. Und da Gott Erbarmen hat, sprach er:

«Ich will nicht, daß die Menschen ganz und gar sterben. Ich will, daß die Menschen, wenn sie gestorben sind, wieder auferstehen.»

Und er schuf die Menschen und brachte sie in ein anderes Gebiet. Er aber blieb daheim. Und er sah das Chamäleon und den Webervögel. Aber als er drei Tage mit dem Chamäleon und dem Webervögel zusammengewesen war, erkannte er, daß der Webervögel sehr viele Worte macht: Lüge und Wahrheit. Aber der Lügenworte waren viel, und der Wahrheitsworte waren wenig. Und er beobachtete das Chamäleon und erkannte, daß es großen Verstand habe. Es log nicht. Seine Worte waren wahr. Und er sprach zum Chamäleon:

«Chamäleon, geh in jenes Gebiet, wohin ich die Menschen, die ich geschaffen habe, gebracht habe und sage ihnen: Wenn sie gestorben sind, auch wenn sie ganz und gar tot sind, so werden sie doch auferstehen. Ein jeder Mensch wird, wenn er gestorben ist, wieder auferstehen.»

Das Chamäleon sagte:

«Ja, ich will dahin gehen.»

Aber es ging langsam; es ist ja seine Art, langsam zu gehen. Und der Webervögel blieb bei Gott zurück. Aber das Chamäleon ging, und als es angekommen war, sagte es:

«Mir ist gesagt worden, mir ist gesagt worden, mir ist gesagt worden ...», aber es sagte nicht, was ihm gesagt worden war.

Und der Webervögel sprach zu Gott:

«Ich will ein wenig beiseite gehen.»

Er sprach zu ihm:

«Geh!»

Doch der Webervögel, er ist ja ein Vogel, flog schnell, kam an, wo das Chamäleon sprach:

«Mir ist gesagt worden ...», und wo es zu den Leuten redete. Aber alle Menschen waren dort zusammengekommen und hörten zu. Als nun der Webervögel angekommen war, sagte er:

«Was ist uns gesagt worden? Uns ist doch gesagt worden, wenn die Menschen tot sind, werden sie vergehen wie die Wurzeln der Aloe.»

Aber das Chamäleon sagte:

«Uns ist doch gesagt worden, uns ist doch gesagt worden, und uns ist gesagt worden: Wenn die Menschen tot sind, so werden sie wieder auferstehen.»

Aber die Elster sprach:

«Der erste Spruch ist weise.»

Und sie gingen davon und kehrten zurück. So geschah’s. Die Menschen aber sind alt geworden und gestorben, aber stehen nicht wieder auf.

6. Das Märchen von der verlorenen Schwester

 

 

Es waren einmal ein Bruder und eine Schwester. Die lebten zusammen in einer Hütte. Der Bruder hieß Wagatscharaibu, und die Schwester hieß Mweru. Wagatscharaibu war sehr schön, besonders hatte er sehr lange Haare, und die Mädchen liebten ihn sehr. Wenn er fort war von Hause, um seine Freunde zu besuchen, dann war Mweru allein. Und einmal sagte sie ihm, er möchte sie nicht so viel allein lassen, denn in der Nacht wären drei Männer gekommen mit drei Speeren und drei Keulen, und sie fürchtete, die drei Männer würden wiederkommen und sie rauben. Aber Wagatscharaibu lachte darüber und ging doch wieder aus. Und in der Nacht erschienen wirklich wieder die drei Männer, ergriffen die Mweru und nahmen sie mit. Als Wagatscharaibu nach Hause kam, fand er die Hütte leer und hörte nur aus der Ferne die Stimme der Schwester, die um Hilfe rief. Er erwiderte ihren Ruf und sagte:

«Wer wird mir nun meine Haare auf dem Vorderkopf scheren, da du weg bist? Wir haben doch keine Nachbarn!»

Und er stürzte sich in das hohe Gras, um seiner Schwester zu folgen. Er hörte auch immer ihr Rufen, aber er konnte sie nicht erreichen. Als er einen Monat lang gegangen war, wurde er hungrig. Er trug aber einen großen Hut aus einem Stück Leder und fing an, den Hut aufzuessen. So ging er monatelang hinter seiner Schwester her, und als sein Hut aufgegessen war, aß er auch seine Kleider, die auch aus Leder waren.

Nach einem Jahr und vier Monaten waren auch die aufgegessen, aber seine Schwester hatte er nicht. Da kam er zu einem großen Gehöft und ging hinein und sah eine Frau Essen kochen. Und er bat sie um Speise. Sie gab ihm etwas in einem alten Scherben.

Am andern Morgen ging er dann mit dem kleinen Sohn der Frau aus, um die Vögel von den Getreidefeldern zu verscheuchen, denn das Korn war fast reif. Und er nahm Steine und warf sie nach den Vögeln. Jedesmal, wenn er einen Stein warf, sagte er:

«Fliege weg, fliege weg, kleiner Vogel, wie Mweru geflogen ist und kam nicht wieder.»

Und der kleine Junge hörte zu, und als er nach Hause kam, sagte er es heimlich seiner Mutter, was Wagatscharaibu gesagt hatte. Aber sie hatte nicht acht darauf. Am folgenden Tag geschah es ebenso, am dritten Tag ging die Mutter selbst mit und hörte, was Wagatscharaibu sagte. Die Frau aber hieß Mweru, und sie fragte ihn, warum er diese Worte redete. Und er antwortete:

«Ich hatte eine Schwester, die hieß Mweru, und ich bin viele Monate und Jahre ihr nachgezogen, aber ich habe sie niemals wieder gesehen.»

Und die Frau legte die Hand an die Augen und weinte, denn sie war seine Schwester und sagte:

«Bist du wirklich mein Bruder?»

Denn sie hatte ihn nicht erkannt, so hatten die Irrfahrten ihn verändert. Und sie fügte hinzu:

«Dein Haar ist ungepflegt, und deine Kleider sind nicht, wie sie waren, darum habe ich dich nicht gekannt. Aber du sollst gekleidet sein wie einstmals, und dann werde ich sehen, ob du wirklich mein Bruder Wagatscharaibu bist.»

Und sie ging zu ihrem Mann, demselben, der sie früher geraubt hatte, und sie erhielt vier Schafe und drei Ziegen. Und die Schafe wurden geschlachtet, und Wagatscharaibu aß das Fleisch und wurde wieder stark und groß, und seine Schwester nahm das Fett und pflegte sein Haar und legte es ihm auf die Schultern. Und von den Ziegen waren zwei schwarz und eine weiß, und sie machte davon einen Rock, und sie nahm einen Speer und gab ihn ihm. Das war der Speer, den ihr Mann getragen hatte, als er sie raubte. Sie gab ihm Armbänder von Messing und von Eisen und Beinschmuck und Halsringe und sagte:

«Nun sehe ich, daß du wirklich mein Bruder Wagatscharaibu bist.»

Und ihr Mann liebte ihren Bruder herzlich und gab ihm zwanzig Ziegen und drei Ochsen. Das war viel mehr, als der Preis für seine Schwester war. Aber er gab es ihm aus Liebe und baute ihm eine Hütte neben der seinen und gab ihm dreißig Ziegen, daß er sich eine Frau kaufen konnte. Und Wagatscharaibu kaufte sich ein Mädchen und führte sie in seine Hütte, und seine Ziegen vermehrten sich sehr. Und er nahm zehn von den Ziegen, und sein Schwager gab ihm zwanzig dazu, und er kaufte sich eine zweite Frau. So kehrte denn Wagatscharaibu nicht mehr in seine alte Heimat zurück, sondern blieb da bei seinem Schwager und seiner verlorenen Schwester.

7. Die Geschichte von Kombe

 

 

Einst hatte das Land Madschanie keinen Häuptling, es wurde beherrscht von den Reichen des Bezirks. Damals lebte dort ein Mann namens Kombe. Dieser bekam lauter Töchter, aber nicht so schnell einen Sohn. Seine Brüder verlachten ihn und sprachen: «Wer wird dein Erbe bekommen?» Denn er hatte viele Rinder. Sie sagten zu ihm:

«Du bist ein mit Töchtern gesegneter Mann.»

Später nun wurde ihm ein Sohn geboren, den nannte er Muro. Er tat ihm einen Hüftkettenschmuck um, wie einem Mädchen. Und seine Brüder glaubten, es sei nur ein Mädchen. Und sie fuhren fort, ihn zu verlachen und zu verspotten. Als das Kind entwöhnt worden war, nahm er es und versteckte es bei den Waro. Und das Kind blieb dort und wurde dort groß. Sein Vater mästete viele Rinder. Und der Sohn kam eines Tages, des Nachts, um seinen Vater zu besuchen. Und der Vater betrachtete seinen Sohn und fand, daß er ein kräftiger Jüngling geworden war. Sein Vater gab ihm die Erlaubnis, zu den Waro zurückzukehren, und zwar zur Nachtzeit, damit er nicht von den Madschame-Leuten erkannt würde.

Sein Vater schnitt viele Bierbananen ab, damit er jene Rinder damit (d. h. mit dem Bier, das er aus den Bananen bereitete) schlachten könnte. Als die Bananen reif waren, kochte jener Mann (Kombe) Bier. Nachdem er das Bier gekocht hatte, ging er hin und holte seinen Sohn (vom Meru) und kam des Nachts und versteckte ihn in seinem Hause. Vorher ging er hin und schloß Freundschaft mit Kasenge, dem Häuptling von Kiboscho, der ihm auf seine Bitte einen Speer gab. (In früheren Zeiten hatten die Leute keine Speere, sie kämpften nur mit Stöcken.) Nachdem er den Speer gebracht hatte, versteckte er ihn im Hause. Am folgenden Tage sollte das Bier getrunken werden. Er schlachtete sehr viele Rinder und lud alle seine Brüder und Großen des Bezirkes dazu ein. Er schlachtete zuerst die Rinder, die von den anderen Leuten kamen; die in seinem eigenen Hause waren, schlachtete er zunächst nicht.

Zur Mittagszeit, als die Sonne im Zenit stand, nachdem er seinen Brüdern Fleisch und Bier zugeteilt hatte und diese satt und betrunken waren, sprach er zu ihnen:

«Kommt und helft mir, meine Rinder aus dem Stalle treiben!»

Sie aber weigerten sich, verlachten ihn und sprachen zu ihm:

«Sage deinen Töchtern, sie mögen hingehen und die Ochsen festhalten.»

Als seine Brüder, die ihn verspotteten, sich weigerten, ihm zu helfen, bat er die anderen Leute, und diese halfen ihm die Ochsen austreiben. Da kam er und zählte seine Brüder, die ihn verspotteten, und als er bis ans Ende von ihnen gekommen war, pflanzte er dort einen Stock ein. Er ging ins Haus und unterwies seinen Sohn gut und sprach zu ihm:

«Wenn du an den Platz kommst, wo ich den Stock eingepflanzt habe, dort fange an, die Leute mit dem Speer zu töten, die anderen Leute aber rühre nicht an.»

Als die Ochsen aus dem Stalle herausgekommen waren, gingen die anderen Leute nach dem Versammlungsrasen und umtanzten die Ochsen. Und der Sohn ging mit dem Speer in der Hand und umzingelte die, die dasaßen, und tötete alle, die seinen Vater verachtet hatten.

Als er alle getötet hatte, sangen die anderen Leute das Lied:

«Wessen Sohn bist du? Der Sohn des Kivarja (des Vaters von Kombe).»

Die Leute, die dort waren, verwunderten sich und meinten, es wäre nicht der Sohn des Kombe, denn sie glaubten, er hätte keinen Sohn. Nachdem jener Sohn des Kombe die Leute getötet hatte, bemächtigte er sich des ganzen Bezirks und wurde ein großer Mann. Er kämpfte mit den Großen aller Bezirke, und sie wurden ihm untertan. Nachdem er sie unterworfen hatte, wurde er Rengua (Halsabschneider) genannt.

 

8. Das Märchen von Mrile

 

 

Ein Mensch bekam im Laufe der Zeit drei Söhne. Gut, und der älteste ging mit der Mutter, Kolokasienknollen auszugraben. Dabei sah er einen Samenknollen. Und er sagte:

«Ei, hier ist ein Samenknollen, so schön, wie mein kleiner Bruder.»

Seine Mutter aber sprach zu ihm:

«Wie kann ein Samenknollen so schön sein wie ein Menschenkind?»

Er aber versteckte den Samenknollen, und die Mutter band die Kolokasien zusammen zum Heimtragen. Und er versteckte den Samenknollen in eine Baumhöhlung. Dann sprach er zu ihm:

«msura kwivire-vire tsa kambingu na kasanga.» *Unverständlicher Zauberspruch.

Des andern Tags ging er wieder hin. Da war der Steckling zu einem Kind geworden. Seine Mutter kochte Essen, und er trug es immer wieder hin. So trug er alle Tage Essen zu, er selbst aber magerte ab.

Sein Vater und seine Mutter sahen, wie er abmagerte, und fragten ihn:

«Sohn, was ist’s, das dich so mager macht? Wo pflegt das Essen, das wir immer kochen, hinzukommen? Sind doch deine jüngeren Brüder nicht so mager geworden?»

Da sahen seine jüngeren Brüder einmal, wie Essen gekocht wurde. Er erhielt seine Portion aufgelegt, aß sie aber nicht, sondern trug sie fort, als ob er sie aufzuheben ginge. Seine Brüder folgten ihm von ferne nach, indem sie ihn belauerten. Da sahen sie, wie er es in eine Baumhöhle schaffte. Sie kehrten nach Hause zurück und sagten seiner Mutter:

«Wir sahen, wie er das Essen in die Baumhöhle schaffte und es einem Kindchen brachte, das sich dort befindet.»

Sie aber sagte zu ihnen:

«Wessen Kind pflegt in einer Baumhöhle zu wohnen?»

Da sprachen sie zu ihr:

«Wohlan, wir wollen gehen, dich dahin zu weisen, Säugerin!»

Und sie führten ihre Mutter dahin und zeigten ihr den Platz. Siehe da, dort in der Höhle befand sich ein kleines Kind! Und seine Mutter traf das Kind und tötete es. Als sie das Kindchen getötet hatte, trug Mrile Essen dahin und fand es nicht mehr, sondern fand es getötet. Er kehrte nach Hause zurück und gab sich dem Weinen hin. Da fragte man ihn:

«Mrile, warum weinst du?»

«Es ist der Rauch.»

Da sagten sie zu ihm:

«Setze dich hierher nach der unteren Seite.»

Er gab sich aber weiter dem Weinen hin. Sie sagten zu ihm:

«Warum weinst du immerzu?»

«Es ist nichts als der Rauch.»

«Nimm dir deines Vaters Stuhl und setze dich damit auf den Hof!»

Er nahm den Stuhl, setzte sich damit auf den Hof und gab sich weiter dem Weinen hin. Da sagte er:

«Stuhl, reiche in die Höhe, wie das Seil meines Vaters, mit dem er das Honigfaß aufhängt im Urwald und in der Steppe.»

Da stieg der Stuhl in die Höhe und blieb an einem Baum hängen. Er sprach zum zweitenmal:

«Stuhl, reiche in die Höhe, wie das Seil meines Vaters, mit dem er das Honigfaß aufhängt im Urwald und in der Steppe.»

Da traten seine jüngeren Brüder auf den Hof und sahen, wie er gen Himmel fuhr. Sie verkündigten seiner Mutter:

«Mrile ist zum Himmel aufgefahren.»

Sie aber sagte:

«Warum sprecht ihr mir davon, daß euer ältester Bruder zum Himmel auffahre? Gibt es denn einen Weg, auf dem er in die Höhe stieg?»

Sie aber sprachen zu ihr:

«Komm, und siehe, Säugerin!»

Da kam seine Mutter, nachzusehen und fand ihn in die Höhe gefahren.

Da rief seine Mutter:

«Mrile, kehre zurück,

kehr zurück, mein Kind,

kehr zurück!»

Mrile aber gab zur Antwort:

«Ich kehr nicht mehr zurück,

ich kehr nicht mehr zurück,

Mutter, und ich,

ich kehr nicht mehr zurück,

ich kehr nicht mehr zurück.»

Da riefen seine jüngeren Brüder:

«Mrile, kehr zurück,

kehr zurück, unser Bruder,

kehr zurück! komme nach Hause,

komme nach Hause!»

Er aber sprach:

«Und ich,

ich kehr nicht mehr zurück,

ich kehr nicht mehr zurück,

meine Brüder,

ich kehre nicht mehr zurück,

ich kehre nicht mehr zurück.»

Da kam sein Vater und sprach:

«Mrile, da ist deine Speise,

da ist deine Speise!

Mrile, da ist’s!

Mrile, da ist deine Speise,

da ist deine Speise!»

Er aber antwortete selbst und sprach:

«Ich will nicht mehr,

ich will nicht mehr,

mein Vater, und ich,

ich will nicht mehr,

ich will nicht mehr.»

Da kamen die Geschlechtsgenossen und sangen:

«Mrile, komm nach Hause!

komm nach Hause!

Mrile, komm!

komm nach Hause!

komm nach Hause!

Mrile, komm!»

Da kam sein Oheim und sang:

«Mrile, komm nach Haus,

komm nach Haus!

Mrile, komm!

komm nach Haus,

komm nach Haus!»

Er aber sang zur Antwort:

«Und ich,

ich komm nicht mehr zurück,

ich komm nicht mehr zurück,

Oheim, und ich,

ich komm nicht mehr zurück,

ich komm nicht mehr zurück!»

 

Und er entschwand, so daß sie ihn nicht mehr sahen. Da traf er Holzsammler. Er grüßte sie:

«Holzsammler, guten Tag! Zeigt mir doch den Weg zum Mondkönig.»

Sie aber sprachen zu ihm:

«Sammle etwas Holz, dann wollen wir dich hinweisen.»

Da brach er für sie Brennholz. Und sie sagten ihm:

«Gehe nur so weiter, so triffst du auf Grasschneider!»

Darauf ging er weiter und traf auf Grasschneider.

«Grasschneider, guten Tag!»

Sie erwiderten ihm:

«Zeigt mir doch den Weg zum Mondkönig.»

Sie aber sagten zu ihm:

«Schneide etwas Gras, so wollen wir dich hinweisen!»

Da schnitt er etwas. Darauf sprachen sie zu ihm:

«Gehe nur so weiter, so wirst du Ackernde treffen.»

Da ging er und traf Ackernde.

«Ihr, die ihr da ackert, guten Tag!»

Und sie sagten zu ihm:

«Guten Tag!»

«Weiset mich doch zum Mondkönig!»

«Ackere etwas, so wollen wir dich dahin weisen.»

Da ackerte er etwas. Darauf sprachen sie zu ihm:

«Gehe nur so weiter, so wirst du auf Hütende treffen.»

Er ging weiter und traf auf Weidende.

«Ihr, die ihr da weidet, guten Tag!»

«Guten Tag!»

«Weiset mich doch zum Mondkönig!»

«Weide eine Weile, so wollen wir dich dahin weisen!»

Da half er ihnen eine Weile weiden. Dann sagten sie ihm:

«Gehe nur so weiter zu den Bohnenerntern!»