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Inhalt

Statt eines langen Vorworts: Wie Sie zu grünen Fingern kommen

Zur Benutzung dieses Buches: Unser Gartengeheimcode

Die Blumenporträts

Die Benennung der Pflanzen

Ein kleiner Kommentar zum Thema „Blumenlatein“

1.   Frühlingsboten. Blumen, die dem Winter den Garaus machen

2.   Voll im grünen Trend: Allium – eine Pflanzenfamilie macht Furore

3.   Rosen, Rosen, Rosen. Die ganz große Gartenliebe

4.   Ans Herz gelegt: unsere Lieblingsblumen

5.   Schattenkinder. Blumen für die Schattenseiten des Gartens

6.   Mixed Borders. Englischer Theaterdonner für den Garten

7.   Viel Kies und trotzdem anspruchslos. Asketen und Hungerkünstler im grünen Bereich

8.   Alte Liebe rostet nicht. Ewig junger Bauerngarten

9.   Herbstinszenierung im Blumengarten: das große Fest der Farben

10. Das Wiesenblumengartl: Natur pur aus unserer Hand

11. Dem Himmel ein Stück näher: der kletternde Blumengarten

12. Ein Garten für die Seele: Wie Ihr Garten zauberhaft wird

13. Wehrfähige Gartenblumen … die den Schnecken die kalte Schulter zeigen

14. Teatime im Biogarten: Wie sich die Natur selbst unter die Arme greift

15. Vom Gartenwunsch zum Wunschgarten: Wie einen die Natur Bescheidenheit lehrt

16. Der Null-Euro-Garten: Garten der nostalgischen Erinnerungen

Gerda Walton und Erwin Seidemann

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Was Bienen erfreut, erfreut auch das Gärtnerherz.

Statt eines langen Vorworts: Wie Sie zu grünen Fingern kommen

Ganz ehrlich – reden Sie auch mit Ihren Blumen? Soviel wir wissen, praktizieren das alle leidenschaftlichen Gärtner, auch wenn sie es nicht immer zugeben. Je nach Temperament wird da keineswegs nur geflüstert, sondern manchmal sogar kräftig geschimpft. Zum Beispiel, wenn einen die Lieblingsrose wieder einmal ordentlich gestochen hat. Die Rose flüstert dann vornehm zurück: Rosen haben Dornen nur für jene, die sie berühren – und keine dicken Gartenhandschuhe dabei tragen. Dafür trösten sie einen mit einer Wolke köstlichen Duftes über das Missgeschick hinweg.

Vielleicht bezeichnen ja die Briten ihr in aller Welt gerühmtes Talent zur Schaffung von Gartenparadiesen deshalb als „green fingers“, also als grüne Finger, weil sie bei der Gartenarbeit zumeist grüne Handschuhe tragen, mit denen man gärtnerische Verletzungen so mancher Art verhindern kann. Nur einen grünen Daumen zu haben, ist einfach nicht genug. Man muss vom Herz bis in alle zehn Fingerspitzen mit seinem Garten verwachsen und sich dort wohl fühlen, betritt man doch einen Garten nicht nur mit den Füßen, sondern auch mit dem Herzen.

Die Überlieferung erzählt, dass Gartenfeen früher einen Zauberstab hatten, der alles, was sie damit berührten, blühen und gedeihen ließ. Trotz heftigen Suchens sind wir zur Einsicht gekommen, dass es diese überaus praktischen Zauberstäbe ganz offensichtlich nicht mehr gibt, da sie nicht einmal auf den legendären britischen Gartenschauen angeboten werden. Also haben wir uns hingesetzt und für Sie dieses Buch geschrieben, damit alle ihre Finger gartengrün werden. Bis es so weit ist, können Sie auf den folgenden Seiten immer wieder nachschlagen und werden Antwort auf viele Gartenfragen finden, aber auch eine Unmenge Tipps, Tricks und gärtnerische Inspirationen entdecken – und das ganz ohne Zauberei.

Die Bereitschaft, Ihren Garten als lebendiges und stets im Wandel befindliches Lebewesen anzuerkennen und mit ihm eine ganz persönliche Beziehung einzugehen, sollten Sie allerdings selbst einbringen. Ein schöner Garten ist immer eine Herzensangelegenheit. Und vergessen Sie nicht, gelegentlich mit Ihren Pflanzen zu sprechen – oder zu flüstern. Es müssen ja nicht gleich alle Nachbarn mitbekommen, weshalb es in Ihrem Garten plötzlich so besonders schön blüht und gedeiht!

Dass wir Ihnen auf dem Weg in Ihr ganz persönliches Gartenglück eine hilfreiche grüne Hand reichen dürfen, wünschen sich

Gerda Walton und Erwin Seidemann

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Im Frühling bedauert man, im Herbst nicht mehr Narzissen gepflanzt zu haben.

Zur Benutzung dieses Buches: Unser Gartengeheimcode

Die Abkürzungen finden sich direkt unter den Sortennamen.

B

Bienenmagnet

BH

botanische Herausforderung

D

Duftpflanze

G

giftig

GG

besonders giftig

HK

Heil- oder Gewürzkraut

L

lange Blütezeit

LB

Lieblingsblume: So kennzeichnen wir jene Blumen, die entweder außergewöhnlich schön oder außergewöhnlich pflegeleicht sind und uns deshalb besonders am Herzen liegen.

NW

für Höhenlagen nicht empfehlenswert, da nicht ausreichend winterhart

O

sollte in Gruppen von mindestens drei Exemplaren gesetzt werden

R

besonders robuste Anfängerpflanze

S

Schmetterlingsmagnet

SB

gute Schnittblume

SG

schneckengefährdet

SR

schädlingsresistent

W

bedingt winterhart

Z

Hexenpflanzen, Zauberpflanzen

Die Blumenporträts

… orientieren sich nach den Vorlieben der jeweils beschriebenen Pflanzen. Wir lassen sie aus diesem Grund auch immer in jenem Kapitel wachsen, von dem wir annehmen, dass sie es sich selbst ausgesucht hätten. Da viele Pflanzenfamilien vom Charakter und ihren Bedürfnissen her sehr unterschiedliche Abkömmlinge hervorbringen, haben wir diese ganz bewusst nicht immer ins gleiche Kapitel aufgenommen. Nelken, Glockenblumen, Mohn und einigen anderen Pflanzen werden Sie aus diesem Grund in mehreren Kapiteln begegnen.

Über das Stichwortverzeichnis können Sie sich orientieren. Die jeweilige Blütezeit wird in römischen Zahlen angegeben, etwa V–VI für Mai bis Juni.

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Aquilegia flabellata „Ministar“ – ein perfekt gewählter Name

Die Benennung der Pflanzen

… folgt in diesem Buch den in Österreich geläufigen Namen. Nur wenn die lateinische Bezeichnung üblicher ist als der deutsche Name, wird sie gebraucht, zum Beispiel beim Agapanthus, der als Afrikanische Liebesblume nur wenig bekannt ist. Ins Stichwortverzeichnis wurden alle geläufigen Bezeichnungen aufgenommen.

Ein kleiner Kommentar zum Thema „Blumenlatein“

Dem schwedischen Botaniker Carl von Linné verdanken wir, dass sich Gärtner und Gartenfreunde weltweit unterhalten können, auch wenn sie die jeweilige Landessprache nicht beherrschen. Egal wo, Pflanzenkenner sprechen eine gemeinsame Weltsprache und wissen ganz genau, dass es sich bei Allium schoenoprasum um Schnittlauch handelt und dass Dendrobium amethystoglossum eine Orchidee mit Blaueffekt in der Blüte sein muss. 1735 schrieb Linné sein Hauptwerk „Systema naturae“, mit dem er auf Latein den Grundstein für die moderne biologische Systematik legte.

Das Schöne am Gärtnerlatein ist wohl die Tatsache, dass man dafür keine Grammatik lernen muss und sich auf der ganzen Welt botanisch verständigen kann. Ein bisschen Blumenliebe genügt, um sich die abenteuerlichsten Bezeichnungen leicht zu merken und mit seinem Wissen Eindruck zu hinterlassen. Eigentlich macht das Erlernen von Gärtnerlatein richtig Spaß, vor allem, solange es nicht um Kakteen geht. Denn bei dieser Pflanzengattung wird das Gärtnerlatein zur echten Herausforderung, auch wenn Echinocactus grusonii in fast allen Sprachen der Welt mit „Schwiegermutterstuhl“ frei übersetzt werden kann.

So weit, so gut. Das Problem ist nur: Obwohl man Latein gemeinhin als „tote Sprache“ bezeichnet, ist das Blumenlatein sehr lebendig. Botaniker benennen endlich erlernte Begriffe leider allzu oft um. Wir haben uns sehr um aktuelle Bezeichnungen bemüht. Aber bis Sie dieses Buch in Händen halten, könnte sich bereits wieder das eine oder andere geändert haben. Dafür bitten wir um Verständnis.

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Die farbenprächtige Tulpenblüte könnte man als ersten Paukenschlag des Frühlings bezeichnen.

Mit der winterlichen Gartentristesse muss jeder auf seine Art fertig werden. Aber irgendwann, wenn man glaubt, den Winter wirklich nicht mehr ertragen zu können, gibt es plötzlich einen Tag Anfang März, an dem die Amseln in der Morgendämmerung zu singen beginnen und man förmlich riechen kann, dass der Frühling im Anmarsch ist. So man ein bisschen vorgesorgt hat, genügen schon ein paar Grad über Null, um sich an blühenden Pflanzenkleinodien erfreuen zu können. Und wenn auch damit zu rechnen ist, dass der Winter noch ein paar Mal seine Krallen ausfährt: Die ersten Frühlingsboten, Botaniker nennen sie Geophyten, haben genug Robustheit in sich, um gelegentliche Kälteeinbrüche und sogar kräftige Schneefälle unbeeindruckt über sich ergehen zu lassen. Der knallgelbe Winterling, Krokusse, Schneeglöckchen, Leberblümchen und Christrosen wagen sich schon erstaunlich früh auf die Gartenbühne und scheinen ihre Artgenossen förmlich zu ermutigen, es ihnen gleichzutun.

1. Frühlingsboten

Blumen, die dem Winter den Garaus machen

Auch viele Sträucher nützen die Chance der ersten wärmenden Sonnenstrahlen und beginnen zu den unglaublichsten Zeiten zu blühen. Einige sind sogar so ungeduldig, dass sie bereits im berühmten Weihnachtstauwetter erste Blüten treiben, etwa der Winterschneeball (Viburnum bodnantense), der nicht selten schon im Dezember in Blüte steht. Wer ihre Ungeduld teilt, pflanzt diese allerersten Blüher des Jahres am besten vor eine Hausoder Garagenmauer, die Schutz vor kaltem Nordwind bietet und als willkommener Wärmespeicher dient. Ein geschützter Standort führt zu einer früheren Blütezeit und hilft den vorwitzigen Winterblühern, so manche Frostnacht lebend zu überstehen.

Es gibt derer gar nicht so wenige, zum Beispiel die Zaubernuss (Hamamelis), die aus China stammende Winterblüte (Chimonanthus praecox) oder die Schneeforsythie (Abeliophyllum distichum), die in warmen Wintern alle schon sehr früh blühen können. Auch der Winterjasmin (jasminum nudiflorum), die Zaubernuss (Hamamelis) und der Seidelbast (Daphne mezereum) gehören zu den ganz Zeitigen. Zögern Sie nicht, es neben den üblichen Frühlingsblühern wie Tulpen, Narzissen und Hyazinthen auch einmal mit nicht alltäglichen „Frühchen“ des Pflanzenreiches zu versuchen. Geben Sie an einer halbschattigen Stelle ihres Gartens dem attraktiven Hundszahn oder der zauberhaften Schachbrettblume eine Chance – oder planen Sie überhaupt eine farbenfrohe Frühlingswiese.

Winter- und Vorfrühlingsblüher sind immer eine besondere Kostbarkeit, die man wirkungsvoll in Szene setzen kann. Man sollte sie nahe am Haus pflanzen, an einem möglichst mit Platten belegten Gartenweg, von dem sich der Schnee leicht wegräumen lässt. Schlechte Bodenverhältnisse animieren wenig, im spätwinterlichen Garten herumzuschlendern, um die ersten vorwitzigen Blüten zu entdecken, und man übersieht vielleicht so manche freudige Überraschung.

Wenn Ihr Garten nicht allzu klein ist und Sie kein Rasenfetischist sind, kann eine Wiese mit vielen farbenfrohen Frühlingszwiebelblumen das erste Jahreshighlight in Ihrem Garten sein. Viel zu selten gepflanzt werden auch die sehr früh im Jahr blühenden Zwergiris-Arten (Iris reticulata), die gerne an der trockensten und wärmsten Stelle des Gartens stehen und unsere farbentwöhnten Augen entzücken. Für die jahrelange Blühwilligkeit ihrer Zwiebelblumen sollten Sie übrigens nach der Blüte etwas organischen Vorratsdünger ausbringen, vor allem aber die Nerven bewahren, damit das Laub ungestört einziehen kann. Am besten lenkt man sich inzwischen durch ein anderes Highlight im Garten, zum Beispiel ein Azaleenbeet, ab.

Mit all den kleinen Blühern im Garten, die sich von einer gelegentlichen Rückkehr des Winters nicht beeindrucken lassen, keimt auch in uns die Hoffnung auf Sonne und Wärme. Und hat man im Herbst, wo die braunen, unscheinbaren Zwiebeln eigentlich gepflanzt werden sollten, darauf vergessen oder keine Zeit gehabt, dann halten Gärtner farbenfrohe Primeln, Stiefmütterchen und getopfte Tulpen und Narzissen in ihren mollig-warmen Glashäusern bereit, mit denen man, wirklich wie mit einem Zauberstab, den Garten in Windeseile in ein farbenfrohes Frühlingsparadies verwandeln kann.

Schneeglöckchen

Galanthus nivalis

- G - R - O -

Dass in England die Gartenuhren anders laufen, erkennt man bereits in den ersten Frühlingstagen, wo sich „Galanthophile“, so nennen sich die exzessiven Freunde des Schneeglöckchens, in rauen Mengen auf Ausstellungen treffen, um einzig und allein diesem zarten, weißen Frühlingsblümchen zu huldigen. Dort gibt es allerdings auch hunderte verschiedener Züchtungen zu bestaunen, gerüscht, gefranst oder gefüllt, deren Zwiebelchen übrigens nicht gerade preiswert sind. Bis zu 500 Euro sollen für ein einziges Zwiebelchen bezahlt werden! Vor allem in Gärten etwas laxer Jäter verbreiten sich unsere „Diskont-Schneeglöckchen“ ganz von selbst und tauchen im Frühling nicht selten an überraschenden Plätzen auf. Wenn eine großflächige Ausbreitung erwünscht ist, muss man ihnen einen nährstoffreichen Boden bereiten, der vor allem im Frühjahr ausreichend Feuchtigkeit bietet. Schneeglöckchen wachsen gerne unter Hasel- oder Zaubernuss, in der Natur vielfach aber auch auf feuchten Wiesen und in Auwäldern. Im Garten gewährt man ihnen im Herbst eine leichte Kompostgabe, so man sich die Pflanzstelle gemerkt hat, da das Schneeglöckchenlaub optisch schon früh aus dem Gartenbild verschwindet. Außerdem sollte man unbedingt darauf achten, dass nach dem Laubfall nicht zu viel davon auf den Horsten liegen bleibt, da sich darunter Grauschimmel bilden kann, der die Zwiebelchen vernichtet. Falls Sie Schneeglöckchen verschenken oder umpflanzen möchten, können Sie einen Horst während des Austriebs, ja sogar während der Blüte ausgraben und teilen. Wichtig ist dabei, den umgepflanzten Stock sofort ausreichend zu gießen, damit die frischen Wurzeln nicht eintrocknen. Eine Pflanztiefe von sechs bis sieben Zentimetern ist ideal.

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Schneeglöckchen zählen zu den ersten Frühlingsboten im Garten.

Frühlingsknotenblume

Leucojum vernum

- G - R -

Blüht zeitgleich und wird im Volksmund nicht selten ebenfalls als Schneeglöckchen, manchmal auch als Märzenbecher bezeichnet. Sie hat ähnliche Ansprüche, benötigt aber etwas mehr Feuchtigkeit und kann sich bei günstigen Bedingungen, zum Beispiel auf im Frühling sumpfigen Wiesen, sehr stark vermehren.

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Das Riesenschneeglöckchen ist nur wenig bekannt.

UNSER TIPP:

Machen Sie an einer feuchten, halbschattigen Stelle Ihres Gartens einen Versuch mit Leucojum aestivum, der weniger bekannten Sommerknotenblume. „Gravety Giant“ wird circa 40 Zentimeter hoch und blüht erst IV–V. Kombinieren Sie an einer nicht zu trockenen, frühlingshellen Stelle Ihres Gartens die Zwiebelchen mit einer Gruppe gelber Forellenlilien (Erythronium), auch Hundszahn genannt, früh austreibenden Farnen und Salomonssiegel. Sie werden sich alljährlich über das impressionistische Frühlingsgemälde in Ihrem Garten freuen!

Winterling

Eranthis hyemalis

Einer der frühesten Winterblüher im Garten ist der Winterling. Fast immer zeigen sich die ersten knallgelben Blüten schon Mitte Feber. Kaufen Sie zur Herbstpflanzung nur eine kleine Menge Knöllchen. Sie trocknen leicht aus, daher sofort fünf Zentimeter tief pflanzen und gut angießen. Da die Knolle recht giftig ist, mit Handschuhen arbeiten. Der Winterling sät sich später selbst aus und sorgt so für seine üppige Verbreitung. Zu Blühbeginn ist er nur wenige Zentimeter hoch, die Samenstände erreichen aber circa 20 Zentimeter Höhe. Im Juni ziehen die Pflanzen ein und sind dann bis zum nächsten Frühling verschwunden. Der Winterling eignet sich besonders gut zum Verwildern unter Sträuchern, will aber nicht durch Bodendecker überwachsen werden. Die frühe Blüte liefert als eine der ersten Pflanzen im Frühling Nektar und Pollen für die Bienen und wird daher sehr umschwärmt. Besonders schön ist der Winterling in Kombination mit Schneeglöckchen oder Frühlingsknotenblumen, die ungefähr zur gleichen Zeit blühen. Eranthis x thubergenii blüht mit etwas größeren Blüten und verträgt mehr Sonne und kann daher auch in einen Steingarten gepflanzt werden, so der Boden genügend Humus enthält.

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Der knallgelbe Winterling blüht nicht selten aus den letzten Schneeresten heraus.

Wilder Frühling: Nicht wenige berühmte Parkanlagen dieser Welt bieten im Frühling als einzigartiges Naturspektakel den blühenden Massenauftritt eher unscheinbarer Zwiebelgewächse wie Krokus oder Scilla an, die sich im Laufe von Jahrzehnten oder Jahrhunderten millionenfach vermehrt haben und sich, meist bald nach der Schneeschmelze, als farbenfroher Teppich unter noch unbelaubten Baumriesen ausdehnen. Besonders berühmt sind die „Bluebell-Walks“ englischer Gärten, die sich wie das legendäre blaue Band des Frühlings durch zartgrüne Wälder schlängeln. Wenn Ihr Garten nicht allzu klein ist und Sie kein Rasenfetischist sind, könnte eine farbenfrohe Wiese aus Zwiebelblumen das erste Highlight in Ihrem Garten sein. Bis sich Krokusse, Schneeglöckchen, Schneeglanz, Traubenhyazinthen, Scilla und Winterling, vielleicht auch die hübsche Schneehyazinthe allerdings so vermehrt haben, dass der Eindruck einer Wiese entsteht, muss man Geduld aufbringen. Die Zwiebelchen sind in der Regel völlig anspruchslos, möchten jedoch nicht durch Hacken verletzt werden. In einem kleinen Garten wird man eher keinen Großauftritt planen, aber schon ein paar der zeitigen Blüher genügen, um Frühlingsgefühle zu wecken. Viele davon sind auch für lichte Gehölzränder oder Steingärten geeignet.

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Die hübsche Anemone blanda „Blue Shades“ eignet sich wie alle Anemonen-Arten zum Verwildern.

Hundszahn

Erythronium dens-canis

- W -

Dabei handelt es sich keineswegs um ausgebissene Zähne von Kampfhunden, von denen nichtsahnende Gärtner attackiert wurden, sondern um eine hübsche Zwiebelpflanze, die an geschützten, halbschattigen Stellen unsere Gärten verschönert. Sie braucht Bodenfeuchte, verträgt aber keine Staunässe, ebenso wenig Standorte, die im Sommer stark austrocknen. Erythronium revolutum, auch Forellenlilie genannt, eignet sich ideal für frühlingshelle Schattenbeete mit humosem Boden mit viel organischem Material. Die Zwiebeln werden im Herbst gleich nach dem Kauf circa zehn Zentimeter tief gepflanzt – sie trocknen leicht aus.

Der Hundszahn vermehrt sich über Brutzwiebeln. Im Winter braucht er eine Abdeckung. Im Laufe der Jahre kann er kleine Horste mit bizarren, circa 30 Zentimeter hohen Blüten und interessant marmorierten Blättern bilden. Überlässt man ihn sich selbst, werden die Horste von Jahr zu Jahr größer. Sagen ihm die Bedingungen zu, samt er sich manchmal auch selbst aus. Besonders schön ist die schwefelgelbe Hybridsorte „Pagoda“, eine empfehlenswerte rote Variante nennt sich „Purple King“.

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Der exotisch wirkende Hundszahn

Nieswurz

Helleborus

- G -

Bis sie sich zu blütenreichen Horsten entwickeln, dauert es bei den Christ-, Schnee- oder Lenzrosen – alle Namen sind gebräuchlich – seine Zeit, ohne Geduld geht gar nichts. Nach dem Setzen, das im frühen Herbst erfolgen sollte, möchten sie unbedingt einige Jahre in Ruhe gelassen werden. Dann aber ist eine Nieswurz im Garten auch außerhalb der Blütezeit ein Blickfang, da die meisten Arten über sehr dekoratives und bis in den Winter hinein grünes Laub und attraktive Samenstände verfügen. Alle Helleborus-Arten lieben Plätze unter laubabwerfenden Bäumen, die jedoch keine Flachwurzler sein sollten, da sich die Nieswurz nur in einer dicken Humusschicht aus Laub, am besten aus Lärchennadeln, wohl fühlt. Eines will sie auf keinen Fall: einen heißen, trockenen Standort mit sandigem Boden. Aber auch Schatten und sehr feuchte Plätze sind ihre Sache nicht, dort würde sie ihr Missfallen durch eine geringe Blühfreudigkeit, Pilzbefall auf den Blättern und faulende Wurzeln ausdrücken. Nieswurzen eignen sich mit ihrem schönen Laub besonders gut als Randbepflanzung für Rhododendron-Beete. Da sie Kalk benötigen, gräbt man bei ihrer Pflanzung ein größeres Loch, das man mit eher lehmiger, mit Humus, kalkhaltigem Kies oder zerbröselten Eierschalen vermischter Erde füllt. Auf keinen Fall darf das Laub der Nieswurzhorste im Herbst abgeschnitten werden, damit würde man sie sehr vergrämen. Erst wenn im Frühling das frische Grün kräftig auszutreiben beginnt, dürfen die alten Blätter, die dann am Boden als Schutzschicht für die Wurzeln aufliegen, weggenommen werden. Wenn Sie die Wünsche der Nieswurz erfüllen, nämlich ganz einfach nichts zu tun, vor allem nicht ständig um sie herumhacken und -graben, wird sie von Jahr zu Jahr attraktiver. Halten Sie den Boden rund um die Nieswurz von Hand locker und unkrautfrei. Wenn der Samen zur Reife kommt, fällt er in ein gemachtes Bett und mit Sicherheit wird sich Zuchterfolg einstellen, da Helleborus-Samen leicht keimen. Mindestens drei Jahre dauert es allerdings, bevor Sie bei Ihrem Eigenbau mit Blüten rechnen können.

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Neue Christrosenzüchtung, die sich im Verlauf der langen Blütezeit von Weiß ins Rötliche verfärbt

 

»Sich auf den Frühling zu freuen, ist bereits ein Teil des Frühlings.«

GW

Am stattlichsten ist wohl die Korsische Nieswurz (H. corsicus). Sie bildet im Laufe der Jahre große Horste mit sehr dekorativen, glänzenden Blättern, braucht aber in unserem Klima etwas Winterschutz. In englischen Gärten findet sie häufig als prachtvolle Strukturpflanze Verwendung.

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Dunkelrote Nieswurz in Gerdas Garten

H. foetidus mit dem wenig animierenden deutschen Namen Stinkende Nieswurz wiederum weist Laub auf, das an die Blätter einer Palme erinnert, was ihr auch die Bezeichnung Palmblatt-Nieswurz eingetragen hat. Sie bleibt während des Winters grün und ist deshalb eine überaus wertvolle Gestaltungspflanze im Garten, aber nur bedingt winterhart.

In der letzten Zeit hat ein früher bei uns wenig bekanntes Mitglied der Nieswurz-Familie für Furore gesorgt, H. orientalis. Die vielseitigen Farbvarianten von Weiß über sehr ungewöhnliche grünliche Farben bis zu einem matten Dunkelrot wecken die Sammelleidenschaft. Besonders attraktiv sind die unwahrscheinlich schönen, punktiert oder gefüllt blühenden Formen.

Das am frühesten blühende Familienmitglied, die mystische Christrose (H. niger „Praecox“), wird bereits Ende November als getopfte Pflanze mit strahlend weißen Blüten angeboten. Später verfärbt sich die Blüte grünlich oder rötlich. Wenn eine solche Christrose als Zimmerschmuck ins Haus kommt, muss sie kühl stehen, sonst ist es mit dem Blütenglanz gleich vorbei. Besser stellt man sie auch bei Frosttemperaturen gleich ins Freie, Wässern in Maßen nicht vergessen. Sobald der Boden offen ist, erhält sie ihren endgültigen Standort im Garten. Als Wildpflanze steht sie unter Naturschutz!

GERDAS NIESWURZ-GEHEIMTIPP:

Nach Großvaterrezept bröselt man ab und zu einige Eierschalen rund um die Pflanze oder streut etwas kohlensauren Kalk über ihren Wurzelbereich Meine dunkelrot blühende Orientalische Nieswurz hat sich erst nach etlichen Gaben von Kaffeesud zu einem rascheren Wuchstempo entschlossen, nachdem sie mich jahrelang mit ihrer Bummelei auf die Folter gespannt hat.

H. orientalis benötigt übrigens weniger Kalk, vor allem bei Topfkultur ist aber darauf zu achten, dass die Pflanzen während des Sommers ab und zu gedüngt werden.

Winterheide

Erica carnea

- B - O -

Die Winterheide wird wegen ihrer frühen Blütezeit auch Schneeheide genannt. Sie überzieht gleich nach der Schneeschmelze in großen Beständen trockene, kalkreiche Waldhänge und verträgt sich in Natur und Garten gut mit der Schneerose. Aufgrund ihrer bescheidenen Ansprüche ist sie auch zur Bepflanzung von Steingärten geeignet. Erica gracilis, die im Herbst vorwiegend als Grabschmuck angeboten wird, ist nicht winterhart und hat während ihrer Blütezeit einen hohen Wasserbedarf.

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An passenden Standorten können Heidearten große Flächen überziehen.

In den Herbstmonaten werden auch wunderschöne Züchtungen der Besenheide (Calluna vulgaris) angeboten, die winterhart, aber kalkfliehend ist. In der Natur bevorzugt sie moorige Flächen, im Garten sollte man den Boden mit Nadelkompost oder Rindenhumus entsprechend aufbereiten.

ERWINS HEIDE-TIPP:

Die Wurzeln blühend gekaufter Heidepflanzen füllen ihren Topf meistens vollkommen aus. Vor dem Einpflanzen muss man den untersten Teil des Wurzelballens lockern oder überhaupt wegschneiden, da sich die verfilzten Wurzeln sonst nicht ausbreiten können. Alle im Garten gehaltenen Heide-Arten sollte man einmal im Jahr leicht zurückschneiden, da sie sonst struppig und unansehnlich werden.

Winterschneeball

Viburnum bodnantense

Mit zierlichen zartrosa Blütenbällchen katapultiert sich das duftende, im Garten rund zwei Meter hoch werdende und absolut winterharte Gehölz zur winterlichen Gartenrarität. In milden Wintern kann er wochenlang blühen und zeigt sich von gelegentlichen Kälteperioden wenig beeindruckt. Seinen eigenwilligen Wuchs kann man durch einen freien Standort und durch vorsichtigen Schnitt gartenarchitektonisch nützen. Blühende Zweige lassen sich wunderbar für japanisch inspirierte Gestecke verwenden. Ansonsten nur wenig bis gar nicht beschneiden, da die Blüten am vorjährigen Holz erscheinen. Als Flachwurzler liebt er saure Böden, die nie völlig austrocknen, aber auch keine stauende Nässe aufweisen dürfen, und einen halbsonnigen Standort. Ab und zu mit organischem Dünger oder Kompost versorgen und mit einer Abdeckung aus Laub mulchen. Eine geschützte Lage, am besten vor einer Mauer, garantiert eine besonders schöne Winterblüte.

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Die zarten Blüten des Winterschneeballs sind ein Wunder der Natur.

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Lässt man sie gewähren, malt die Natur die schönsten Bilder.

Zwiebelblumen im Rasen? In einem streng gepflegten „englischen“ Rasen ist dies unmöglich. Welche Zwiebelblumen man auch verwenden möchte, alle müssen die Möglichkeit haben, abgestimmt nach ihrem eigenen Biorhythmus wurzeln, blühen und wieder einziehen zu können. Werden sie dabei gestört, zum Beispiel durch Mähen, blühen sie nur einmal, im folgenden Jahr spärlich und verschwinden dann ganz. Beispiele sind: Krokusse, Schneeglöckchen, Blausterne, Wildtulpen, Narzissen usw. Wenn man das in Kauf nimmt, hebt man am besten ein Rasenstück mit dem Spaten an, legt die Zwiebeln in Gruppen verteilt auf die Erde und klappt den Rasen wieder zu. Bis Mitte Juni darf die Stelle dann nicht gemäht werden. Für Gartenästheten kann das ganz schön lang sein!

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Die farbintensiven Ranunkelblüten passen gut zu anderen Frühlingsblumen.

Ranunkeln

Ranunculus asiaticus

- G -

Auf vielen Blumenbildnissen alter Meister findet sich eine bei uns leider ziemlich aus der Mode gekommene Blume, die Gartenranunkel. Von Reinweiß über alle Gelb- und Goldtöne bis zum Purpurrot taucht sie, vorzugsweise mit dicht gefüllten Blüten, bei Gartenfreunden jetzt wieder auf. Ranunkeln lieben einen humusreichen, lockeren Boden mit guter Nährstoffversorgung. Ideal ist ein sandiger Lehmboden, der mit gut verrottetem Stallmist angereichert wurde. Staunässe, aber auch Trockenheit lassen die Blätter gelb werden und hemmen die Blühfreudigkeit. Man kann sie im Frühjahr als blühende Pflanze beim Gärtner kaufen, oder man setzt sie nach den Eismännern. Die klauenartigen Knollen sollte man vorher über Nacht in Wasser legen. Sie werden mit einem Abstand von zehn Zentimetern circa fünf Zentimeter tief mit den Spitzen nach unten eingepflanzt. Während der Blütezeit sollte man sie zwei- bis dreimal düngen und verwelkte Blüten regelmäßig ausputzen, um eine Samenbildung, die auf Kosten der Blüte geht, zu vermeiden. Wenn die Blätter im Laufe des Sommers braun werden, Knollen aus dem Boden nehmen und frostfrei in Sand lagern.

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Seidelbast sollte man in keinem Garten mit Kindern verwenden.

Seidelbast

Daphne

- GG -

Ein sehr effektvoller zeitiger Blüher, aber stark giftig! D. mezereum kann bereits II–IV duftende, rosa Blüten zeigen, die direkt am Stamm blühen, gleich über den Narben der Blätter des Vorjahres. Er wird bis zu einen Meter hoch und kommt auch in freier Natur vor, steht dort aber unter Naturschutz. Er lebt in Gemeinschaft mit einem Wurzelpilz, daher beim Einpflanzen immer den gesamten Topfinhalt in die Pflanzgrube geben. Der Seidelbast liebt Halbschatten und kalkhaltige, nährstoffreiche Böden mit ausreichender Feuchtigkeit, keinesfalls aber Nässe. Gelegentliche Kalkgaben sorgen für Blütenund Fruchtreichtum. Die Früchte sind intensiv rot und ebenfalls stark giftig, werden aber von vielen Vögeln verspeist, die gegen das Gift immun sind.

D. burkwoodii bleibt niedriger, wächst eher breit und blüht in einem intensiven Lilarosa. Der Zwergseidelbast, D. cneorum, blüht ebenfalls zeitig und bildet einen attraktiven Kleinstrauch.

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„Cacharel“

ERWINS TULPENTIPPS:

Einstmals waren sie Prestigepflanzen der Reichen, die „durch die Blume“ zu erkennen gaben, dass man es sich leisten konnte, den Garten ausschließlich mit Luxuriösem zu bepflanzen. Dazu waren die prunkvollen Tulpen ideal geeignet. Bis dann das Tulpenfieber kam, aber das ist eine andere Geschichte. In Wühlmaus-Gegenden bitte die erworbenen Zwiebeln nicht einfach in den Boden eingraben, sondern jeweils mindestens fünf bis sieben Stück einer Sorte oder Farbe in eher flache, große Töpfe mit vielen Abzugslöchern oder spezielle Drahtkörbe setzen, die dann an der gewünschten Stelle im Garten versenkt werden. So schützen Sie Ihre Zwiebeln am besten vor den gefräßigen Wühlmäusen. Am Topfboden eine Drainageschicht aus Topfscherben nicht vergessen, alle Zwiebelpflanzen sind gegen Staunässe empfindlich. Für die Pflanzung verwendet man am besten ein selbst gemischtes Substrat aus je einem Drittel nährstoffhaltige Erde von einem Gemüsebeet (oder Maulwurfshügel), Kompost und eher grobem Sand sowie einigen Hornspänen. Am schönsten wirken Tulpen in größeren Gruppen. Man muss beim Setzen zwischen den Zwiebeln aber etwas Platz lassen, damit sich die späteren Tochterzwiebeln entwickeln können. Tulpen brauchen einen phosphor- und kalibetonten Volldünger, den man im Frühjahr während der Hochblüte gibt. Ohne Düngung bleiben die Brutzwiebeln klein und treiben im nächsten Frühjahr nur Blätter. Die Pflanztiefe sollte circa zehn Zentimeter betragen. Pflanzt man Tulpen in einen Container, kann man die erste Lage Zwiebeln tiefer setzen, darüber eine Schicht Erde geben und dann noch einmal eine Lage Tulpenzwiebeln versetzt darüber verteilen. „Lasagne-Technik“ nennen das meine niederländischen Gärtner-Kolleginnen und -Kollegen. Verblühte Blüten immer gleich abschneiden, damit keine Samenbildung erfolgt, die der Zwiebel viel Kraft entziehen würde. Welke Blätter muss man ertragen, sie darf man erst entfernen, wenn sie von der Zwiebel abgestoßen werden und sich ganz leicht entfernen lassen. Man kann sie allerdings etwas zusammenrollen. Alternativ kann man die abgeblühten Tulpen mit etwas Erde ausgraben und sie in einer Kiste im Halbschatten ausreifen lassen. Im Herbst werden sie dann wieder gepflanzt.

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Gefüllte Tulpen lassen manchmal den Kopf hängen.

GERDAS PRAXISTIPP FÜR GEFÜLLTE TULPEN:

Eigentlich sind sie so aufregend schön, dass sie überhaupt keinen Grund hätten, den Kopf hängen zu lassen. Speziell bei Regenwetter werden die pfingstrosenähnlichen Blüten mit bis zu 15 Zentimeter Durchmesser aber schwerer und schwerer, bis sie am Boden liegen. Pflanzt man sie hingegen zwischen Rosen, die zur Tulpenblütezeit erst mit dem Laubaustrieb beginnen, können sie sich ganz unauffällig an ihre starken Nachbarn lehnen und auch Regentage erhobenen Hauptes überstehen. Rosen und Tulpen verbindet eine altbewährte Freundschaft, da die nährstoffreiche Mulchschicht, mit der man Rosen im Herbst abdeckt, auch den Tulpen zugutekommt. In die Nähe pflanzen Sie am besten eine nicht zu hohe Pfingstrose oder Katzenminze, die mit ihrem schnell wachsenden Laub das nach der Blüte unschöne Laub der Tulpen verdeckt.

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Blühende Mahonie

Mahonie

Mahonia

Mit ihren auffallend gelben Blüten, die bereits II–IV auftauchen, gehört die schattenliebende Mahonie zu den wichtigen Frühlingsblühern. Je nach Züchtung wird sie bis zu einen Meter hoch und trägt wunderschön glänzendes, grünes bis grünrotes Laub, das gerne auch in der Blumenbinderei verwendet wird. Die im Herbst erscheinenden blauen Beeren sind leicht giftig. Ein nährstoffreicher und eher feuchter Boden fördert die Wüchsigkeit.

Küchenschelle

Pulsatilla

Als Wildpflanze steht sie unter strengem Naturschutz. Zum Glück haben uns die Züchter mit wunderschönen Gartenformen beschenkt, wie P. vulgaris („Papageno“) in roten und violetten Farbtönen. Besonders schön ist auch die in England häufige P. vulgaris var. rubra mit ihren auffälligen dunkelrosa Blüten, deren fedrige Samenstände noch lange eine wahre Gartenzierde darstellen. P. halleri blüht klassisch lila und ist wie alle Artgenossinnen ideal für alpine Steingärten, Trockenmauern oder Pflanztröge, in denen man auch in eigentlich kalkarmen Gegenden durch kalkhaltigen Schotter ein für Küchenschellen passendes Umfeld schaffen kann. Brandneu ist eine rosa Züchtung: „Rosenglocke“.

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Außer den Blüten sind auch die Samenstände der Küchenschelle ausgesprochen hübsch.

Für ein gutes Gedeihen ist ein sonniger und eher trockener Standort wichtig. Küchenschellen lassen sich durch Aussaat übrigens gut vermehren, allerdings muss der Samen sofort nach der Reife ausgesät werden. Später keimt er nur noch zögerlich und unregelmäßig.

Tausendschön

Bellis perennis

Aus dem wilden Gänseblümchen wurden großblütige Gartensorten mit dicken weißen bis dunkelroten Blütenköpfen auf 10–20 Zentimeter hohen Stielen als preiswerte Frühlingsblüher gezüchtet. Man kauft sie am besten im Frühling beim Gärtner, eine allfällige Selbstaussaat muss zu Sommerbeginn erfolgen, die Jungpflanzen werden dann im Herbst an ihren endgültigen Platz im Garten gesetzt. Für Bellis aus dem Glashaus ist bei Spätfrost eine Abdeckung angebracht. Feucht halten, aber Staunässe vermeiden. Tausendschön lässt sich wunderbar mit Tulpen, Narzissen, Stiefmütterchen oder Vergissmeinnicht kombinieren. Es schadet nicht, vorbeugend gegen Mehltau zu spritzen (Kapitel 14).

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Bellis in Kombination mit Vergissmeinnicht

GERDAS BIO-WÜHLMAUS-VERGÄLLTIPP:

Gartenbesitzer mit unliebsamem Wühlmausbesuch müssen trickreich vorgehen, sonst fressen ihnen die ungeliebten Nager den Frühling vor der Nase weg. Die als „Wühlmaus-Vergällpflanze“ gerühmte Kaiserkrone hilft nicht wirklich, sie hat genug damit zu tun, sich selbst vor Attacken zu schützen. Am besten legen sie beim Setzen von Zwiebelpflanzen zuerst etwas Thujen-Geschnipsel in die Pflanzstelle und decken sie dann auch noch damit ab. Wenn Sie zum Beispiel Tulpenzwiebeln zusätzlich noch mit reichlich Knoblauchzehen umgeben (circa alle drei Zentimeter eine Zehe), sollten sie vor Wühlmausattacken ausreichend geschützt sein. Kurz vor Frostbeginn können Sie in stark gefährdete Gegenden rund um Ihre Tulpenbeete zusätzlich noch Thujen- oder Holunderblätterjauche gießen (Kapitel 14). Im Frühjahr signalisieren die grünen Knoblauchaustriebe vergesslichen Gärtnerinnen wie mir auf einen Blick, wo der Tulpenschatz vergraben wurde. Ich denke, nicht wenige haben sich beim Jäten und Hacken schon geärgert, weil sie die Vorfreude auf die Tulpenblüte durch Übereifer selbst zerhackt haben.

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Verlassen Sie sich nicht darauf, dass Kaiserkronen Wühlmäuse vertreiben.

Kaiserkrone

Fritillaria imperialis

Mit einer Höhe von 70–80 Zentimeter überragt sie alle anderen Frühlingszwiebelblumen und ist daher wunderbar als Hintergrundpflanze oder Beet-Mittelpunkt geeignet. Die faustgroßen, seltsam riechenden Zwiebeln sollten bis Ende August in 20 bis 30 Zentimeter Tiefe gepflanzt werden. Bevorzugt wird humus- und nährstoffreiche Erde, Staunässe ist unbedingt zu vermeiden. Die auffallenden, meist orangen Blütenstände erscheinen nur, wenn die Zwiebeln mit reichlich Kompost, nach Ratschlag eines niederländischen Zwiebelzüchters sogar mit verrottetem Kuhmist, versorgt werden und das Laub langsam einziehen kann. Daher unbedingt mit Nachbarn umgeben, die bereits im Frühjahr reichlich Laubmasse treiben, da dieser Prozess einige Wochen in Anspruch nimmt und das welkende Laub keine Zierde darstellt. Er ist aber notwendig, da während dieser Zeit die Kaiserkrone ihre Batterien auflädt, um im nächsten Jahr wieder Blüten produzieren zu können.

F. raddeana, die cremeweiß blühende Zwerg-Kaiserkrone, bleibt etwas kleiner als F. „Lutea maxima“. F. „Aureomarginata“ hat attraktiv grünweiß gestreiftes Laub und gilt als Rarität. Ziemlich exotisch wirkt F. persica mit dunkelvioletten Blüten, die auf nährstoffreichem Boden bis zu einen Meter Höhe erreichen kann. Wenn ihre Blüten bestäubt werden, bilden sich markante und dekorative Samenkapseln, die man rechtzeitig entfernen sollte, so man ein Versamen verhindern will. Ein weiteres Familienmitglied ist die Schachbrettblume (F. meleagris), auch Kiebitzei genannt. Sie ist keineswegs nur für Denksportler, sondern eher für Sammlergärten geeignet. Meistens werden die Zwiebelchen in Mischungen von Violett bis Weiß angeboten. Die vor allem aus nächster Nähe betrachtetet sehr attraktiven, in einem karierten Muster erscheinenden Blüten wünschen sich einen humusreichen, schwach sauren Boden und werden circa 30 Zentimeter hoch.

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Der attraktive Samenstand einer Kaiserkrone

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Schachbrettblume mit weißen Muscari

Narzissen

Narcissus

- SB - G -

Eigentlich sind sie als üppiger Frühlingsstrauß am allerschönsten. Auch wenn sich die Züchter bemühen, die typische Blütenfarbe Gelb durch Weiß und Rosa zu ergänzen, bringen doch die strahlend gelben Narzissen, vielfach als Osterglocken bezeichnet, am meisten Frühlingsstimmung in den Garten. So schön gefüllte Sorten sein mögen, bei spätem Schnee oder Regen knicken sie leicht ab. Zwergnarzissen blühen am dekorativsten als große Tuffs unter lichten Sträuchern. Sehr attraktiv sind auch die Dichternarzissen. Alle sind durchwegs anspruchslos, auch für Halbschatten geeignet und können jahrelang an der gleichen Stelle bleiben, manche haben sogar einen bemerkenswerten Duft. Wühlmäuse bevorzugen übrigens Tulpen, Narzissen entsprechen nicht ihrem Geschmack. Geschnitten sondern Narzissen einen milchigen, leicht giftigen Schleim ab, der die Wasserbahnen allfälliger Vasenpartner verstopft und diese zum Welken bringt. Will man sie daher zum Beispiel mit Tulpen kombinieren, sollte man die Narzissenstiele zuerst in lauwarmes Wasser geben, bis kein Saft mehr austritt.

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Ist sie nicht zauberhaft, diese Wiese aus den unterschiedlichsten Narzissen?

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Narzissen und weiße Muscari

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Von Weiß bis Dunkelblau reicht die Farbscala der Muscari.

Traubenhyazinthen

Muscari

Diese hübschen Frühlingsblüher kann man nicht nur im Garten, sondern wunderbar auch in einem Topf zum Blühen bringen. Vielleicht entdecken Sie irgendwo die Züchtung M. „Mount Hood“, die ein charmantes weißes Sahnehäubchen über den sonst üblichen blauen Blüten trägt. Es gibt auch reinweiße Traubenhyazinten und neuerdings sogar eine rosa Züchtung: „Pink Surprise“.

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Die Sternhyazinthe kann man im Garten verwildern lassen.

Sternhyazinthe

Chionodoxa forbesii

Diese Blume auch als Schneeglanz bezeichnet. Es handelt sich um einen nicht so bekannten, aber sehr charmanten Frühlingsblüher, der im lichten Gehölzschatten große, attraktive Bestände bilden kann. Vielleicht entdecken Sie die neuere Züchtung Ch. „Blue Giant“, die circa zehn Zentimeter hoch wird und im Laufe einiger Jahre wunderschöne blaue Flecken in gerade erwachende Gärten zu zaubern vermag.

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Die Stiefmütterchen mit ihren hübschen Gesichtern werden in Tirol auch als „Nachtschattln“ bezeichnet.

Stiefmütterchen

Viola

Ohne die preiswerten kleinen Blumen mit den lachenden Gesichtern kann man sich den Frühling eigentlich kaum vorstellen. Bei großem Bedarf können sie problemlos selbst herangezogen werden. Die Stiefmütterchen dazu in einem Beet in halbschattiger Lage VI–VII, am besten vor einer Regenperiode, weitläufig aussäen. Die Samen leicht andrücken und während der Keimdauer mit schwarzer Folie abdecken, da es sich um einen Dunkelkeimer handelt, und gleichmäßig feucht halten. Das Pikieren der jungen Pflänzchen ist zwar mühsam, lohnt sich aber, da man dadurch wesentlich kräftigere Stiefmütterchen erhält. Sobald man Platz dafür hat, werden sie mit circa 20 Zentimeter Abstand an Ort und Stelle oder als Zwischenlösung in kleine Töpfe gesetzt. Eigenanbau blüht im Frühjahr etwas später als die vom Gärtner unter Folie angezogene preiswerte Ware, die zudem den Vorteil hat, dass man sie farblich auf die Umgebung abstimmen kann. Das entzückende kleinblütige Stiefmütterchen (V. tricolor) hat eine besonders lange Blütezeit.

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Zwergahorne verschaffen Frühlingsblumen einen farbenprächtigen Hintergrund.

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Die anspruchslosen Hyazinthen erfüllen den ganzen Garten mit ihrem betäubenden Duft und locken die ersten Hummeln des Jahres an.

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Die zart wirkende Puschkinia zählt ebenfalls zu den ersten Blühern im Garten.

Schildblatt

Darmera peltata

Ein nicht alltäglicher, aber sehr dekorativer Frühlingsblüher, der einen feuchten Standort in einer Senke oder am Teichufer mit lehmigem Boden bevorzugt, ist das Schildblatt. Vor dem attraktiven Laub treibt die Pflanze von IV–V an circa 50 Zentimeter hohen starken Stielen zartrosa Blütenkugeln. Im Herbst begeistert die kupferrote Verfärbung der großen Blätter. Wegen des frühen Austriebs sollte man Schildblatt allenfalls vor Spätfrost schützen.

Ein wichtiges Frühlingsthema – langsam abhärten! Im Haus überwinterte oder unter Glas gezogene Pflanzen sollten im Frühjahr nie abrupt intensiver Sonnenbestrahlung ausgesetzt, sondern langsam an mehr Licht gewöhnt werden. Kübelpflanzen stellt man, aus dem Winterquartier kommend, zuerst einmal an die Nordseite des Hauses, bringt sie nach einigen Tagen an einen halbschattigen Ort und erst dann, am besten bei trübem Wetter, an den wirklich sonnigen endgültigen Standplatz. Empfindliche Pflanzen mit überwintertem Laub wie Oleander oder Lorbeer sollte man noch eine Zeit lang mit einem übergeworfenen Leintuch gegen die anfangs allzu kräftige Mittagssonne schützen. Sie bekommen sonst hässliche Brandflecken, die sich lange nicht auswachsen. Lorbeer bevorzugt später lichten Schatten.

Auch Jungpflanzen müssen abgehärtet werden. Achten Sie beim Setzen nicht so sehr auf den Mond, sondern vielmehr auf die Sonne und wählen Sie nach Möglichkeit einen trüben Tag mit nachfolgender Schlechtwetterperiode. Sollte es überraschend doch sehr sonnig werden, legen Sie während der Mittagsstunden eine Folie locker über das Beet. So wachsen Ihre Setzlinge mit Sicherheit gut an.

Es gibt noch so viele andere Frühjahrsblüher:

Allium, Azaleen, Bärlauch, Buschwindröschen, Camassia, Cyclamen, Gänseblümchen, Ginster, Goldlack, Hyazinthen, Iris, Krokus, Leberblümchen, Lungenkraut, Primeln, Puschkinia, Rhododendron, Veilchen, Vergissmeinnicht, Wolfsmilch …

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Allium mit lila Nachtviolen – eine hinreißende Kombination im Dubliner Garten von Helen Dillon, Irlands berühmtester Gärtnerin.

Noch vor wenigen Jahren konnte man praktisch nur die essbaren Vertreter dieser großen Pflanzenfamilie in Gartenbüchern finden. Allenfalls der Schnittlauch ließ, so man ihn nicht vorzeitig abschnitt, ein gewisses Potential zur dekorativ blühenden Gartenzier erkennen. Und dann waren sie plötzlich da, die purpur- bis lilafarbenen, riesigen Kugeln des Zierlauchs, die sich überaus kunstvoll und mit perfekter Regelmäßigkeit aus unzähligen kleinen Sternchen zu einem filigranen Kunstwerk der Natur zusammensetzen. Was folgte, war ein zu erwartender Siegeszug dieser Primadonnen in den Gärten der Welt. Dieser ist noch lange nicht zu Ende, denn Jahr für Jahr kommen brandneue und immer noch attraktivere Züchtungen auf den Markt. Je nach Sorte können sie von Ende Mai bis in den Juli hinein blühen und ersetzen während ihrer Blütezeit mit ihrem überwältigenden Charme die altmodischen Gartenkugeln früherer Tage. Am schönsten ist wohl, dass sie ihren eindrucksvollen Gartenauftritt problemlos Jahr für Jahr wiederholen. Er reicht lange über die eigentliche Blütezeit hinaus, da sie auch im abgeblühten Zustand noch attraktiv, ja von bizarrer Schönheit sind. Neben den im Garten unübersehbaren Riesenkugeln gibt es aber auch entzückende Allium-Zwerge.

2. Voll im grünen Trend:

Allium – eine Pflanzenfamilie macht Furore

Nicht wenige Allium-Arten begleiten die Menschheit schon seit Jahrtausenden, auch wenn sie lange Zeit vorwiegend kulinarischen Zwecken dienten. Ganz selbstverständlich verarbeiten wir in der Küche die unterschiedlichsten Sorten, man denke nur an Zwiebel, Lauch, Knoblauch, den überaus gesunden Schnittlauch, den Schnittknoblauch oder den wunderbaren Bärlauch, dessen unverwechselbarer Duft im Frühling viele Wälder durchzieht. Angeblich soll sogar die berühmte Cheopspyramide vor allem mit Zwiebel und Knoblauch erbaut worden sein, da die Arbeiter ihre Kraft aus Unmengen dieser Abkömmlinge der Allium-Familie tankten. Sehr Sparsame werden den „nur schönen“ und nicht essbaren Zierlauch vielleicht als Luxus abtun, aber für Gartenästheten ist er seit seinen ersten Großauftritten auf der Gartenbühne Genuss pur.

Die weißen Zierlauch-Zwiebeln werden dreimal so tief gepflanzt, wie sie hoch sind, nach Möglichkeit immer in Gruppen, da große wie kleine Allium-Kugeln, insbesondere als Gruppenpflanzung im Staudenbeet, einen einfach atemberaubenden Anblick bieten. So gut wie alle möchten in der vollen Sonne stehen, nur Allium ursinum, der essbare Bärlauch, tanzt mit seinen hübschen weißen Blüten aus der Reihe und steht gerne im Halbschatten. Seine Zwiebelchen trocknen leicht aus, deshalb bekommt man ihn auch nur getopft zu kaufen. Wie der Schnittlauch, der mehr Feuchtigkeit benötigt als seine Verwandten, möchte auch der Zierlauch aus dem Vollen schöpfen. Daher pflanzt man ihn in nahrhafte Erde und gibt ihm bei jedem Austrieb im Frühling Kompost, Volldünger oder Hornspäne.

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Zierlauch pflanzt man vorzugsweise im Herbst. Man sollte die je nach Art kleinen oder großen Zwiebeln möglichst rasch nach dem Kauf in die Erde bringen. Ist das nicht gleich möglich, sollten sie kühl, trocken und luftig gelagert werden, damit sich auf ihnen kein Schimmel bildet. Wenn sich die Haut einer gekauften Zwiebel abschält, ist das übrigens, solange sie sich straff und nicht weich anfühlt, kein Mangel.

Bei aller Begeisterung für die eindrucksvollen Allium-Schönheitsköniginnen, wenn man nur lange genug sucht, kann man bekanntlich überall etwas Negatives entdecken. Auch bei den ansonsten wirklich grandiosen Züchtungen dieser Familie ist das der Fall. Bei den meisten Zierlauch-Arten vergilbt das Laub relativ schnell, meistens schon während der schönsten Blütezeit. Raffinierte Gärtner kombinieren deshalb den Zierlauch mit horstigen Stauden, die rasch viel Laubmasse entwickeln – Pfingstrosen, Katzenminze, Frauenmantel oder Storchschnabel – oder pflanzen ihn in einer Farbsymphonie mit der lila Nachtviole, unter der sich das gelb gewordene Allium-Laub verstecken lässt, und überlisten so die Natur. Das Laub darf keinesfalls vorzeitig abgeschnitten werden, da die Zwiebel über das Laub wieder neue Kraft tanken muss, um im nächsten Jahr erneut blühen zu können. Die abgeblühten Blütenstände vieler Arten sind ausgesprochen dekorativ, es ist aber Geschmackssache, ob man sie im Garten stehen lässt oder gleich für ein Trockengesteck abschneidet.

Beachten Sie beim Kauf die unterschiedlichen Höhen und Blütezeiten der verschiedenen Züchtungen. Das Allium-Angebot ist riesig, und mit der passenden Begleitmannschaft kann man wunderbare Gartenbilder malen. Zum Glück finden Wühlmäuse Allium-Zwiebeln nicht besonders schmackhaft und weichen auf andere Leckerbissen aus. Natürlich werden Ihre Zwiebeln im Garten trotzdem nicht ewig leben, aber Sie können immerhin wunderbare Jahre mit ihnen verbringen.

Allium