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Erster Teil

Einleitung

Wir sehen die klügsten, verständigsten Menschen im gemeinen Leben Schritte tun, wozu wir den Kopf schütteln müssen;

wir sehen die feinsten theoretischen Menschenkenner das Opfer des gröbsten Betrugs werden;

wir sehen die erfahrensten, geschicktesten Männer, bei alltäglichen Vorfällen, unzweckmäßige Mittel wählen; sehen, dass es ihnen misslingt, auf andre zu würken, dass sie, mit allem Übergewichte der Vernunft, dennoch oft von fremden Torheiten, Grillen und von dem Eigensinne der Schwächern abhängen, dass sie von schiefen Köpfen, die nicht wert sind, mit ihnen verglichen zu werden, sich müssen regieren und misshandeln lassen, dass hingegen Schwächlinge und Unmündige an Geist Dinge durchsetzen, die der Weise kaum zu wünschen wagen darf;

wir sehen manchen Redlichen fast allgemein verkannt;

wir sehen die witzigsten, hellsten Köpfe, in Gesellschaften, wo aller Augen auf sie gerichtet waren und jedermann begierig auf jedes Wort lauerte, das aus ihrem Munde kommen würde, eine nicht vorteilhafte Rolle spielen; sehen, wie sie verstummen, oder nur gemeine Dinge sagen, indes ein andrer, äußerst leerer Mensch die kleine Summe von Begriffen, die er hie und da aufgesammelt hat, so durcheinander zu werfen und aufzustutzen versteht, dass er Aufmerksamkeit erregt und, selbst bei Männern von Kenntnissen, für etwas gilt;

wir sehen, dass die glänzendsten Schönheiten nicht allenthalben gefallen, indes Personen, mit weniger äußern Annehmlichkeiten ausgerüstet, allgemein interessieren. –

Kurz! wir werden täglich gewahr, dass die klügsten und gelehrtesten Männer, wenn nicht zuweilen die untüchtigsten zu allen Weltgeschäften, doch wenigstens unglücklich genug sind, durch den Mangel einer gewissen Gewandtheit, zurückgesetzt zu bleiben, und dass die Geistreichsten, von der Natur mit allen innern und äußern Vorzügen beschenkt, oft am wenigsten zu gefallen, zu glänzen verstehen.

Manche Leute glauben, größere Eigenschaften berechtigten sie, die kleinen gesellschaftlichen Schicklichkeiten, die Regeln des Anstands, der Höflichkeit, oder der Vorsicht zu vernachlässigen – das ist nicht gut getan. Großer Eigenschaften wegen verzeiht man große Fehler, weil Menschen von feinerm Stoffe heftige Leidenschaften zu haben pflegen; wo aber keine Leidenschaft im Spiele ist, da soll der bessere Mann auch weiser handeln, als der alltägliche; und es ist nicht weise gehandelt, die unschuldigen Gebräuche der Gesellschaft zu verachten, wenn man in der Gesellschaft leben und würken will.

Ich rede aber hier nicht von der freiwilligen Verzichtleistung des Weisen auf die Bewunderung des vornehmen und geringen Pöbels. Dass der Mann von bessrer Art da in sich selbst verschlossen schweigt, wo er nicht verstanden wird; dass der Witzige, Geistvolle, in einem Zirkel schaler Köpfe sich nicht so weit herablässt, den Spaßmacher zu spielen; dass der Mann von einer gewissen Würde im Charakter zu viel Stolz hat, sein ganzes Wesen nach jeder ihm unbedeutenden Gesellschaft umzuformen, die Stimmung anzunehmen, wozu die jungen Laffen seiner Vaterstadt den Ton mit von Reisen gebracht haben, oder den gerade die Laune einer herrschenden Coquette zum Konversations-, Kammer- und Chorton erhebt; dass es den Jüngling besser kleidet, bescheiden, schüchtern und still, als nach Art der mehrsten unsrer heutigen jungen Leute, vorlaut, selbstgenügsam und plauderhaft zu sein; dass der edle Mann, je klüger er ist, um desto bescheidner, um desto misstrauischer gegen seine eignen Kenntnisse, um desto weniger zudringlich sein wird; oder dass, je mehr innerer, wahrer Verdienste sich jemand bewusst ist, er um desto weniger Kunst anwenden wird, seine vorteilhaften Seiten hervorzukehren, so wie die wahrhafte Schönheit alle kleinen anlockenden, unwürdigen Buhlkünste, wodurch man sich bemerken zu machen sucht, verachtet. – Das alles ist wohl sehr natürlich! – davon rede ich also nicht.

[…]

Nein! meine Bemerkung trifft Personen, die wahrlich allen guten Willen und treue Rechtschaffenheit mit mannigfaltigen, recht vorzüglichen Eigenschaften und dem eifrigen Bestreben, in der Welt fortzukommen, eignes und fremdes Glück zu bauen, verbinden, und die dennoch mit diesem allem verkannt, übersehn werden, zu gar nichts gelangen. Woher kömmt das? Was ist es, das diesen fehlt und andre haben, die, bei dem Mangel wahrer Vorzüge, alle Stufen menschlicher, irdischer Glückseligkeit ersteigen? – Was die Franzosen den esprit de conduite nennen, das fehlt jenen: die Kunst des Umgangs mit Menschen – eine Kunst, die oft der schwache Kopf, ohne darauf zu studieren, viel besser erlauert, als der verständige, weise, witzreiche; die Kunst, sich bemerken, geltend, geachtet zu machen, ohne beneidet zu werden; sich nach den Temperamenten, Einsichten und Neigungen der Menschen zu richten, ohne falsch zu sein; sich ungezwungen in den Ton jeder Gesellschaft stimmen zu können, ohne weder Eigentümlichkeit des Charakters zu verlieren, noch sich zu niedriger Schmeichelei herabzulassen. Der, welchen nicht die Natur schon mit dieser glücklichen Anlage hat geboren werden lassen, erwerbe sich Studium der Menschen, eine gewisse Geschmeidigkeit, Geselligkeit, Nachgiebigkeit, Duldung, zu rechter Zeit Verleugnung, Gewalt über heftige Leidenschaften, Wachsamkeit auf sich selber und Heiterkeit des immer gleich gestimmten Gemüts; und er wird sich jene Kunst zu eigen machen. Doch hüte man sich, sie zu verwechseln mit der schädlichen, niedrigen Gefälligkeit des verworfnen Sklaven, der sich von jedem missbrauchen lässt, sich jedem preisgibt, um eine Mahlzeit zu gewinnen, dem Schurken huldigt, und um eine Bedienung zu erhalten, zum Unrechte schweigt, zum Betruge die Hände bietet, und die Dummheit vergöttert.

Indem ich aber von jenem esprit de conduite rede, der uns leiten muss, bei unserm Umgange mit Menschen aller Gattung, will ich nicht etwa ein Komplimentierbuch schreiben, sondern einige Resultate aus den Erfahrungen ziehn, die ich gesammelt habe, während einer nicht kurzen Reihe von Jahren, in welchen ich mich unter Menschen aller Arten und Stände umhertreiben lassen und oft in der Stille beobachtet habe. – Kein vollständiges System, aber Bruchstücke, vielleicht nicht zu verwerfende Materialien, Stoff zu weiterm Nachdenken.

Erstes Kapitel

Allgemeine Bemerkungen und Vorschriften über den Umgang mit Menschen

Jeder Mensch gilt in dieser Welt nur so viel, als er sich selbst gelten macht. Das ist ein goldner Spruch, ein reiches Thema zu einem Folianten, über den esprit de conduite und über die Mittel, in der Welt seinen Zweck zu erlangen; ein Satz, dessen Wahrheit auf die Erfahrung aller Zeitalter gestützt ist. Diese Erfahrung lehrt den Abenteurer und Großsprecher, sich bei dem Haufen für einen Mann von Wichtigkeit auszugeben, von seinen Verbindungen mit Fürsten und Staatsmännern, mit Männern, welche nicht einmal von seinem Dasein etwas wissen, in einem Tone zu reden, der ihm, wo nichts mehr, doch wenigstens manche freie Mahlzeit und den Zutritt in den ersten Häusern erwirbt. Ich habe einen Menschen gekannt, der auf diese Art von seiner Vertraulichkeit mit dem Kaiser Joseph und dem Fürsten Kaunitz redete, obgleich ich ganz gewiss wusste, dass diese ihn kaum dem Namen nach, und zwar als einen unruhigen Kopf und Pasquillanten kannten. Indessen hatte er hierdurch, da niemand genauer nachfragte, sich auf eine kurze Zeit in solches Ansehen gesetzt, dass Leute, die bei des Kaisers Majestät etwas zu suchen hatten, sich an ihn wendeten. Dann schrieb er auf so unverschämte Art an irgend einen Großen in Wien, und sprach in diesem Briefe von seinen übrigen vornehmen Freunden daselbst, dass er, zwar nicht Erlangung seines Zwecks, aber doch manche höfliche Antwort erschlich, mit welcher er dann weiter wucherte.

Diese Erfahrung macht den frechen Halbgelehrten so dreist, über Dinge zu entscheiden, wovon er nicht früher als eine Stunde vorher das erste Wort gelesen oder gehört hat, aber so zu entscheiden, dass selbst der anwesende bescheidene Literator es nicht wagt, zu widersprechen, noch Fragen zu tun, die des Schwätzers Fahrzeug aufs Trockene werfen könnten.

Diese Erfahrung ist es, durch welche der empordringende Dummkopf sich zu den ersten Stellen im Staate hinaufarbeitet, die verdienstvollsten Männer zu Boden tritt und niemand findet, der ihn in seine Schranken zurückwiese.

Sie ist es, durch welche sich die unbrauchbarsten, schiefsten Genies, Menschen ohne Talent und Kenntnisse, Plusmacher und Windbeutel, bei den Großen der Erde unentbehrlich zu machen verstehen.

Sie ist es, die größtenteils den Ruf, den Gelehrte, Musiker und Maler sich erwerben, bestimmt.

[…]

Kurz! der Satz: dass jedermann nicht mehr und nicht weniger gelte, als er sich selbst gelten macht, ist die große Panazee für Abenteurer, Prahler, Windbeutel und seichte Köpfe, um fortzukommen auf diesem Erdballe – ich gebe also keinen Kirschkern für dieses Universalmittel. – Doch still! sollte denn jener Satz uns gar nichts wert sein? Ja meine Freunde! er kann uns lehren, nie ohne Not und Beruf unsre ökonomischen, physikalischen, moralischen und intellektuellen Schwächen aufzudecken. Ohne also sich zur Prahlerei und zu niederträchtigen Lügen herabzulassen, soll man doch nicht die Gelegenheit verabsäumen, sich von seinen vorteilhaften Seiten zu zeigen.

Dies darf aber nicht auf eine grobe, gar zu merkliche, eitle und auffallende Weise geschehn, denn sonst verlieren wir vielmehr dadurch; sondern man muss die Menschen nur mutmaßen, sie selbst darauf kommen lassen, dass doch wohl etwas mehr hinter uns stecke, als bei dem ersten Anblicke hervorschimmert. Hängt man ein gar zu glänzendes Schild aus, so erweckt man dadurch die genauere Aufmerksamkeit; andre spüren den kleinen Fehlern nach, von denen kein Erdensohn frei ist, und so ist es auf einmal um unsern Glanz geschehn. Zeige Dich also mit einem gewissen bescheidnen Bewusstsein innerer Würde, und vor allen Dingen mit dem auf Deiner Stirne strahlenden Bewusstsein der Wahrheit und Redlichkeit! Zeige Vernunft und Kenntnisse, wo Du Veranlassung dazu hast! Nicht so viel, um Neid zu erregen und Forderungen anzukündigen, nicht so wenig, um übersehn und überschrien zu werden! Mache Dich rar, ohne dass man Dich weder für einen Sonderling, noch für scheu, noch für hochmütig halte!

 

Strebe nach Vollkommenheit, aber nicht nach dem Scheine der Vollkommenheit und Unfehlbarkeit! Die Menschen beurteilen und richten Dich nach dem Maßstabe Deiner Forderungen, und sie sind noch billig, wenn sie nur das tun, wenn sie Dir nicht Forderungen aufbürden. Dann heißt es, wenn Du auch nur des kleinsten Fehlers Dich schuldig machst: »Einem solchen Manne ist das gar nicht zu verzeihn«; und da die Schwachen sich ohnehin ein Fest daraus machen, an einem Menschen, der sie verdunkelt, Mängel zu entdecken, so wird Dir ein einziger Fehltritt höher angerechnet, als andern ein ganzes Register von Bosheiten und Pinseleien.

 

Sei aber nicht gar zu sehr ein Sklave der Meinungen andrer von Dir! Sei selbstständig! Was kümmert Dich am Ende das Urteil der ganzen Welt, wenn Du tust, was Du sollst? und was ist Dein ganzer Prunk von äußern Tugenden wert, wenn Du diesen Flitterputz nur über ein schwaches, niedriges Herz hängst, um in Gesellschaften Staat damit zu machen?

 

Suche weniger selbst zu glänzen, als andern Gelegenheit zu geben, sich von vorteilhaften Seiten zu zeigen, wenn Du gelobt werden und gefallen willst. Die wenigsten Menschen vertragen ein Übergewicht von andern. Lieber verzeihen sie uns eine zweideutige Handlung, ja! ein Verbrechen, als eine Tat, durch welche wir sie verdunkeln. Doch, wenn du fern von ihnen, außer ihrem Würkungskreise stehst, dann vielleicht lassen sie Dir Gerechtigkeit widerfahren. Auch im bloß geselligen Umgange soll man sich hüten, hervorstechen zu wollen. Ich habe den Ruf eines vernünftigen und witzigen Mannes aus mancher Gesellschaft mitgenommen, in welcher wahrlich kein kluges Wort aus meinem Munde gegangen war, und in welcher ich nichts getan hatte, als mit musterhaften Geduld vornehmen und halbgelehrten Unsinn anzuhören, oder hie und da einen Mann auf ein Fach zu bringen, wovon er gern redete. Wie mancher besucht mich, mit der demütigen Ankündigung (wobei ich mich oft nicht des Lachens erwehren kann): er komme, um mir, als einem gewaltigen Gelehrten und Schriftsteller, seine Ehrerbietung zu bezeugen! Der Mann setzt sich dann hin und fangt an zu reden, lässt mich, den er bewundern will, gar nicht zu Worte kommen, und geht, entzückt über meine lehrreiche und angenehme Unterhaltung, zu welcher ich nicht zwanzig Worte geliefert habe, von mir, höchst vergnügt, dass ich Verstand genug gehabt habe – ihm zuzuhören. Habe Geduld mit allen Schwächen dieser Art! Wenn daher auch jemand ein Geschichtchen, oder sonst etwas vorbringt, das er gern erzählt, und Du hättest es auch schon mehr gehört und es wäre vielleicht ein Märchen, das Du selbst ihm einst mitgeteilt hättest, so lass es ihn doch nicht auf unangenehme Weise merken, dass die Sache Dir alt und langweilig ist, wenn die Person anders Schonung verdient! Was kann unschuldiger sein, als solche Ausleerungen zu befördern, wenn man dadurch andern Erleichtrung und sich einen guten Ruf verschafft? Und wenn die Leute unschuldige Liebhabereien haben, z. B. gern von Pferden reden, es gern sehen, dass man eine Pfeife Tabak mit ihnen rauche, ein Glas Wein mit ihnen trinke, so erzeige man ihnen diese kleine Gefälligkeit, wenn es ohne große Ungemächlichkeit und ohne Falschheit geschehn kann! Desfalls habe ich nie die Gewohnheit der Hofleute von gemeinerm Schlage gut finden können, die jedermann nur mit halbem Ohre und zerstreueter Miene anhören, ja! gar mitten in einer Rede, die sie veranlasst haben, einfallen, ohne das Ende abzuwarten.

 

Keine Regel ist so allgemein, keine so heilig zu halten, keine führt so sicher dahin, uns dauerhafte Achtung und Freundschaft zu erwerben, wie die: unverbrüchlich, auch in den geringsten Kleinigkeiten, Wort zu halten, seiner Zusage treu und stets wahrhaftig zu sein in seinen Reden. Nie kann man Recht und erlaubte Ursachen haben, das Gegenteil von dem zu sagen, was man denkt, wenngleich man Befugnis und Gründe haben kann, nicht alles zu offenbaren, was in uns vorgeht. Es gibt keine Notlügen; noch nie ist eine Unwahrheit gesprochen worden, die nicht früh oder spät nachteilige Folgen für jemand gehabt hätte; der Mann aber, der dafür bekannt ist, strenge Wort zu halten und sich keine Unwahrheit zu gestatten, gewinnt gewiss Zutraun, guten Ruf und Hochachtung.

 

Sei strenge, pünktlich, ordentlich, arbeitsam, fleißig in Deinem Berufe! Bewahre Deine Papiere, Deine Schlüssel und alles so, dass Du jedes einzelne Stück auch im Dunkeln finden könntest! Verfahre noch ordentlicher mit fremden Sachen! Verleihe nie Bücher, oder andre Dinge, die Dir sind geliehen worden; hast Du von andern dergleichen geborgt, so bringe oder schicke sie zu gehöriger Zeit wieder und erwarte nicht, dass sie, oder ihre Domestiken, noch Wege gehn, um diese Dinge abzuholen! – Jedermann geht gern mit einem Menschen um und treibt Geschäfte mit ihm, wenn man sich auf seine Pünktlichkeit in Wort und Tat verlassen kann. Finde Dich genau, zur bestimmten und gehörigen Stunde, da ein, wo Du erscheinen willst, und wärst Du auch der einzige, der diese Ordnung beobachtet; gute und böse Beispiele von der Art reizen zur Nachfolge, und die Unrechtlichkeit andrer Menschen rechtfertigt nicht die unsrige.

 

Wem es darum zu tun ist, dauerhafte Achtung sich zu erwerben, wem daran liegt, dass seine Unterhaltung niemand anstößig, keinem zur Last werde, der würze nicht ohne Unterlass seine Gespräche mit Lästerungen, Spott, Medisance und gewöhne sich nicht an den auszischenden Ton von Persiflage! Das kann wohl einigemal und, bei einer gewissen Klasse von Menschen, auch öfter gefallen; aber man flieht und verachtet doch in der Folge den Mann, der immer auf andrer Leute Kosten oder auf Kosten der Wahrheit die Gesellschaft vergnügen will, und man hat Recht dazu, denn der gefühlvolle, verständige Mensch muss Nachsicht haben mit den Schwächen andrer; er weiß, welchen großen Schaden oft ein einziges, wenngleich nicht böse gemeintes Wörtchen, anrichten kann; auch sehnt er sich nach gründlichrer und nützlichrer Unterhaltung; ihn ekelt vor leerer Persiflage. Gar zu leicht aber gewöhnt man sich in der sogenannten großen Welt diesen elenden Ton an; man kann nicht genug davor warnen.

Übrigens aber möchte ich auch nicht gern alle Satire für unerlaubt erklären, noch leugnen, dass manche Torheiten und Unzweckmäßigkeiten, im weniger vertrauten Umgange,reden,zufügen,