Inhaltsverzeichnis


Personen

Erster Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Dreizehnter Auftritt
Vierzehnter Auftritt

Zweiter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt

Dritter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Dreizehnter Auftritt
Vierzehnter Auftritt
Fünfzehnter Auftritt
Sechzehnter Auftritt
Siebzehnter Auftritt

Personen

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Fürst Iwan Michailowitsch Rogoschin.

Lisaweta Nikolajewna, seine Gemahlin.

Enjuscha,

Alioscha, ihre Kinder.

Katharina Alexandrowna Gräfin Totzky, Verwandte des Fürsten.

Fritz Schwigerling.

Cölestin Lebœuf, Kammerdiener.

Tatjana, Kammermädchen.

Mitja,

Kolja, Reitknechte.


Das Stück spielt auf dem Gute des Fürsten Rogoschin in der Nähe von St. Petersburg. Die Bezeichnungen links und rechts sind immer, auch in den Dekorationen, als vom Schauspieler aus, nicht vom Zuschauer aus gedacht zu verstehen. Auffallende Dekorationen und Requisiten, die das Auge des Zuschauers vom Schauspieler ablenken, sind unzulässig.

Szenerie

Altfränkischer, nicht zu reich ausgestatteter Salon. – In der Hinterwand breites Fenster, links davon Eingangstür, rechts davon Tür und Portiere. Links und rechts Seitentüren. – Rechts vorn Chaiselongue, davor ein kleiner Tisch. Links vorn einige Fauleuils um einen Tisch. Bücher, alte Säbel Jagdflinten.

Erster Aufzug

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Erster Auftritt

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Cölestin. Tatjana.

CÖLESTIN sich auf die Lehne eines Sessels stützend. Haben Ihre Durchlaucht, die Fürstin, ihre Schokolade erhalten?

TATJANA einen Flederwisch in der Hand, auf dem Diwan. Haben Seine Durchlaucht, der Fürst, seinen Wutki erhalten? Haben Seine Durchlaucht, der Fürst, auch angenehm geruht?

CÖLESTIN. Ich weiß nicht, wie Seine Durchlaucht, der Fürst, zu ruhen geruht haben.

TATJANA. Aber ich weiß es!

CÖLESTIN. Tatjana!

TATJANA sich erhebend. Warum auch nicht! Glaubt man, man merke es nicht, was zwischen Ihrer Durchlaucht, der Fürstin, und Seiner Göttlichkeit, dem Herrn Cölestin, vor sich geht? Glaubt man, weil man zufällig im lustigen Frankreich geboren, man befände sich hier in der Türkei? Glaubt man, man wisse noch nicht, daß man nicht einmal lieben kann und noch einmal lieben und nebenher lieben und zwischendurch lieben und ...

CÖLESTIN. Geliebte Tatjana ...

TATJANA unter Tränen. Sie Ungeheuer!

CÖLESTIN. Du erwärmst dich für Astrachaner Kaviar, für Spargel, für Rebhuhnpastete ...

TATJANA. Ich weiß gar nicht, wie das schmeckt?

CÖLESTIN. Was würde man in Paris um dich geben! – Ihre Seele hingegen ergeht sich im ewigen Wandel der Sterne. Dieser Geschmacksrichtung muß ein Mann von Welt ebenfalls gerecht zu werden wissen.

TATJANA. Das hätte ich mir niemals von Eurer Göttlichkeit träumen lassen.

CÖLESTIN. Nun geh in die Küche, du – Kabinettspudding, und sorge dafür, daß Ihre Durchlaucht, die Fürstin, ihre Schokolade Punkt elf Uhr und möglichst heiß erhalten.

TATJANA. Ich werde ihr Rattengift hineinrühren!

CÖLESTIN sie am Kinn fassend. Du bist ein Paradiesapfel ...

TATJANA. Zum Ausquetschen!

CÖLESTIN. Zum Anbeißen! – Aber du mußt dich davor hüten, dich von der nach rechts deutend. Kultur belecken zu lassen.

TATJANA sich verbeugend. Ganz wie Eure Göttlichkeit befehlen.

Ab nach links.

Zweiter Auftritt

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Cölestin.

CÖLESTIN. Sie ist eifersüchtig. Sie hält mich für einen Don Juan. – Was gebe ich dafür, ein so entzückendes junges, frisches Gänschen aus den unteren Volksschichten zu sein. Man hört den Fürsten. Seine Durchlaucht! – Brrrrr!

Dritter Auftritt

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Der Fürst. Cölestin.

Fürst von rechts, etwas schäbig, hoch in den Fünfzigern, geht auf und ab. Cölestin verbeugt sich, geht nach rechts ab und kehrt mit einer Tablette zurück, auf der eine Karaffe Wutki mit zwei Gläsern.

FÜRST. Die Komtesse nicht da?

CÖLESTIN die Tablette links vorn auf den Tisch setzend. Ausgeritten, Durchlaucht.

FÜRST. Ausgeritten?

CÖLESTIN. Fünf Uhr dreißig, Durchlaucht.

FÜRST. Wohin ausgeritten?

CÖLESTIN. Darüber haben mir Gräfliche Gnaden keine Eröffnungen gemacht.

FÜRST. Mit Orosman?

CÖLESTIN. Mit Zaïre.

FÜRST. Mit Zaïre! Für sich. Bravo, Katja! Zu Cölestin. Früh fünf?

CÖLESTIN. Fünf Uhr dreißig, Durchlaucht. – Haben Durchlaucht sonst noch was ...?

FÜRST. Pack dich!

Cölestin verneigt sich, geht nach hinten, blickt durchs Fenster, nickt bedeutungsvoll, links hinten ab.

Vierter Auftritt

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Der Fürst.

FÜRST. Ich habe Moskau zu meinen Füßen gesehen! Ich habe meinen Ofen mit Billetdoux und welken Kamelien geheizt! Wenn ich an die Herzogin von Finnland zurückdenke. Sich auf die Chaiselongue werfend. Herr Gott noch mal! Stürzt einen Wutki, sich die Hände reibend. Wir sind in Rußland!

Fünfter Auftritt

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Katharina. Fürst.

KATHARINA neunzehn Jahre, in elegantem Reitkleid, in hochgradiger Erregung von links hinten, stößt das Fenster auf und ruft hinunter. Einspannen! Auf den Acker hinaus! Nicht so zärtlich! Nach vorn kommend. Mit mir in die Knie brechen! Mit mir!

FÜRST sich erhebend, für sich. Zaïre scheint keinen Hafer bekommen zu haben.

KATHARINA. Der Esel natürlich auch da!

FÜRST. Katharina!

KATHARINA. Halten Sie Pferde, Iwan Michailowitsch! Ihr Taschentuch vor den Augen. Mit mir in die Knie brechen, mitten im Dorf! – Und dann muß ein Schulmeister kommen, um Ihr Leibpferd wieder ins Leben zurückzurufen! – Spannen Sie Ihren Marstall in den Göpel! – Ich habe Pferde gehabt auf meines Vaters Gut ...

FÜRST nachdem er einen Wutki gestürzt. Auf Ihres Vaters Gut, Katharina, waren Sie Herrin des Hauses. Hier sind Sie ...

KATHARINA händeringend. Oh, wenn ich zurückdenke!

FÜRST. Denken Sie lieber nicht zurück! Blicken Sie geradeaus! Hierher! Bedenken Sie, Komtesse, ich habe Moskau zu meinen Füßen gesehen ...

KATHARINA. Und haben Ihren Ofen mit Billetdoux und faulen Geschichten geheizt! Pfui Teufel! – Erziehen Sie Ihre Kinder, Iwan Michailowitsch!

FÜRST. Ich habe für meine Kinder einen Hauslehrer engagiert ...

KATHARINA. Dann engagieren Sie für sich eine barmherzige Schwester!

FÜRST stürzt einen Wutki. Sie wissen, Katharina Alexandrowna, daß mir Ihr Vater bis zu Ihrer Volljährigkeit unumschränkte Gewalt über Sie erteilt hat.

KATHARINA. Und Sie ehren das wahnsinnige Vertrauen Ihres Jugendfreundes, Ihres Kriegskameraden ...

FÜRST ruhiger. Ich begreife Ihre Erregtheit nicht. Ich bin kein hochgestürzter Troubadour mehr. Die Gitarre markierend und tänzelnd. Schneng-tege- tege-tengtengteng!

KATHARINA die Reitpeitsche schwingend. Seien Sie auf der Hut ...

DER FÜRST nähert sich ihr. Katharina! – Katja! – Katinka! – ein von Gesundheit strotzendes junges Mädchen wie Sie ...

KATHARINA weicht ihm aus, setzt sich links. Es muß ja ein eigentümlicher Hauslehrer sein, den Sie da für Ihre Kinder engagiert haben!

FÜRST im vorigen Ton. Man schreibt heutzutage keine hirnverbrannten Gedichte mehr.

KATHARINA. Ein Jockei?

FÜRST. Ein Kunstreiter.

KATHARINA. Ein Kunstreiter?

FÜRST. Er soll die Kinder in fremden Sprachen und im guten Ton unterrichten.

KATHARINA. Und dazu engagieren Sie einen Kunstreiter?

FÜRST. Der Mann kennt alle fünf Weltteile!

KATHARINA. Diese Degradation!!

FÜRST. Nebenher unterrichtet er meine Söhne im Reiten, Kutschieren und Zimmergymnastik. Das tut mir ein ordinärer Hauslehrer nicht.

KATHARINA. Sie sind zu dumm!

FÜRST sich nähernd. Katja!

KATHARINA sich erhebend. Haben Sie Kama füttern lassen?

FÜRST. Katinka!

KATHARINA mit funkelnden Augen. Lassen Sie Kama hungern?

FÜRST. Katharina!

KATHARINA. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Kama. Kama weiß, wie man mich behandeln muß.

FÜRST. Was hat denn dieses Federvieh mit meinen Gefühlen zu tun!

KATHARINA. Gehen Sie zu Kama in die Schule!

FÜRST auffahrend. Treiben Sie mich nicht zur Verzweiflung, Katharina! Ich lasse Sie knebeln und in den Keller werfen, es fragt auf der Welt keine Seele nach Ihnen!

KATHARINA. Dieser Dummkopf!!

FÜRST ruhiger. Aber fürchten Sie nichts. – Bedenken Sie die Vorteile, die ich Ihnen in meinen letzten Verfügungen ... Sie haben ja doch keine Kopeke ... Seien Sie besonnen. Er will sie umfassen.

KATHARINA indem sie ihn ins Gesicht schlägt. Ich bin besonnen, Iwan Michailowitsch!

FÜRST aufschreiend, sich die Backe haltend. Sie Krokodil! Sie Wolfsbrut! – Das werde ich ... Zur Seitentür links eilend. Enjuscha! Alioscha! Herein! Alle herein!

Sechster Auftritt

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Enjuscha, Alioscha. Vorige.

FÜRST führt die Kinder herein, sich die Backe haltend, zeigt auf Katharina. Das hat die getan! – Die hat euren leiblichen Vater geschlagen! – Hier auf die linke Backe! Mit der Reitpeitsche da!

Enjuscha, Alioscha – zehn bis zwölf Jahre, langes schwarzes Haar, buntes Blusenhemd, schwarze Sammetbeinkleider, schwarze Schuhe und Strümpfe, rote Schärpe – stehen, den Finger im Mund, trübselig da.

KATHARINA. Wollen Sie nicht auch Ihre Frau Gemahlin rufen, Iwan Michailowitsch?

FÜRST die Kinder an der Hand fassend. Kommt, Kinder, kommt! Weg von dem Krokodil! Hütet euch vor dem Krokodil! Mit den Kindern nach links ab.

KATHARINA die Gerte fortschleudernd. Er ist zu dumm – Nach rechts ab.

Siebenter Auftritt

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Cölestin. Schwigerling.