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Alexandre Dumas

Die Bartholomäusnacht (Königin Margot)

(Roman)

 

 

 

Copyright © 2015 Der Drehbuchverlag, Wien 

2. Auflage, 14. Februar 2016 

Alle Rechte vorbehalten 

eBook: Die Bartholomäusnacht oder Königin Margot (Roman) 

ISBN: 978-3-99041-607-5 

Das Latein des Herzogs von Guise

 

An einem Montag, man schrieb den achtzehnten August des Jahres 1572, wurde im Louvre ein großartiges Fest gefeiert. Die sonst so düsteren Fenster des alten königlichen Palastes erstrahlten in festlichem Licht. Die angrenzenden Plätze und Straßen, die sonst, wenn von der Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois die neunte Abendstunde geschlagen hatte, schon still zu liegen pflegten, waren heute, obwohl es Mitternacht war, von Volksmengen überfüllt.

   Dieser bedrohliche, gedrängte und lärmende Auflauf ähnelte in der Dunkelheit einer finsteren und hohl gehenden See, deren Flut grollende Wogen hin und her warf. Das Menschenmeer, das sich aus den Straßen Fossés-Saint-Germain und l’Astruce über den Quai ergoss, brandete einerseits gegen die Mauern des Louvre, andererseits gegen den Sockel des gegenüberliegenden Palastes Bourbon.

   In dieser Kundgebung des Volkes lag aber trotz des königlichen Festes oder vielleicht gerade seinetwegen etwas Drohendes. Es war, als ob die Menschen, die heute nur als Zuseher anwesend waren, ahnten, dass die Feierlichkeiten nur das Vorspiel zu einem ganz anderen Feste wären, das acht Tage später stattfinden sollte, zu welchem sie aber eingeladen werden würden, um sich nach Herzenslust zu vergnügen.

   Der Hof feierte die Hochzeit der Tochter Heinrichs des Zweiten von Frankreich, Schwester des gegenwärtigen Königs, Karls des Neunten, Margarete von Valois mit Heinrich von Bourbon, König von Navarra. Am gleichen Morgen hatte der Kardinal von Bourbon die Verlobten nach der Hofsitte, wie sie für die Königstöchter Frankreichs vorgesehen war, auf einer Hochbühne vor den Toren der Notre-Dame-Kirche getraut.

   Die Hochzeit hatte alle Welt in Erstaunen versetzt, hatte vielen Menschen zu denken gegeben. Man verstand die Annäherung der zwei großen Parteien nicht, der Katholiken und der Protestanten, die sich zu keiner Stunde mehr gehasst hatten, als gerade zu dieser. Man fragte sich, ob wohl der junge Prinz von Condé dem Bruder des Königs, dem Herzog von Anjou, jemals den Tod seines Vaters verzeihen könnte, der bei Jarnac von Montesquiou ermordet worden war. Man fragte sich ferner, ob der junge Herzog von Guise vergessen könnte, dass sein Vater auf Geheiß des Admirals von Coligny durch Poltrot von Méré zu Orléans meuchlings erschossen worden war. Mehr noch: Johanna von Navarra, die beherzte Gattin des schwächlichen Anton von Bourbon, welche die Verlobung ihres Sohnes Heinrich mit der Königstochter unterstützt hatte, war kaum zwei Monate später plötzlich gestorben. Darüber waren schlimme Gerüchte im Umlauf. Man sprach überall davon und an manchen Orten sogar laut, dass die Königin Johanna ein furchtbares Geheimnis entdeckt haben sollte und dass sie darum von Katharina von Medici vergiftet worden wäre. Der Mord sei mittels wohlriechender Handschuhe verübt worden, die ein in derlei Mitteln erprobter Florentiner, namens René, zu diesem Zweck hergestellt haben sollte. Der allgemein geäußerte Verdacht wurde namentlich dadurch erhärtet, dass auf Verlangen des Sohnes der Leichnam der großen Königin von zwei Ärzten, unter welchen sich auch der damals berühmte Ambrosius Paré befand, geöffnet und untersucht worden war. Von dieser Untersuchung war aber merkwürdigerweise das Gehirn ausgeschaltet gewesen, und da Johanna von Navarra durch Einatmen des Giftes getötet worden war, so hätte gerade die Untersuchung dieses Teiles das Verbrechen erweisen müssen. Wir betonen das Wort Verbrechen, weil niemand daran zweifelte, dass wirklich ein solche begangen worden war.

   Doch das war noch lange nicht alles. Mit einem Eifer, der schon mehr Eigensinn glich, unterstützte und betrieb der König die Heirat, die seinem Lande nicht nur den Frieden wiederherstellen sollte, sondern auch die hervorragendsten Führer der Hugenotten Frankreichs nach Paris brachte. Man hatte, weil die Braut katholischer, der Bräutigam aber reformierter Religion war, beim damaligen römischen Papst Gregor dem Dreizehnten um eine Dispenserteilung ansuchen müssen. Da sich die Erlaubnis dieser Erteilung aber verzögert hatte, war die Königin Johanna von Navarra unruhig geworden und hatte darum auch ihre Besorgnis dem König Karl dem Neunten mitgeteilt. Der hatte geantwortet:

   „Kein Sorge, liebe Tante! Sie wissen, dass ich Sie mehr verehre, als der Papst, und dass ich meine Schwester Margarete mehr liebe, als ich den Papst fürchte. Ich bin zwar kein Hugenotte, darum aber auch nicht gerade auf den Kopf gefallen, und wenn sich der Herr Papst zu lange dumm stellen wird, dann werde ich einfach Margot und Heinrich von Bourbon nach allen Regeln der reformierten Kirche selbst zur Hochzeit führen.“

   Diese Worte des Königs waren bald aus dem Louvre in die Stadt gedrungen. Sie hatten die Hugenotten erfreut, die Katholiken sehr nachdenklich gestimmt. Sie fragten sich nämlich insgeheim, ob der König sie wirklich verraten wolle oder ob er bloß ein abgekartetes Spiel spiele, das eines Tages eine ganz unerwartete Lösung finden sollte.

   Namentlich Admiral Coligny gegenüber, dem Manne, der seit fünf oder sechs Jahren sein erbitterter Gegner gewesen war, war das Benehmen des Königs geradezu unerklärlich. Nachdem er früher einmal auf den Kopf des Admirals den nicht unbeträchtlichen Preis von hundertundfünfzig Goldtalern gesetzt hatte, schwor er jetzt nicht höher, als auf ihn, nannte ihn Vater und erklärte, dass er nur ihm in Hinkunft die Führung der Armee anvertrauen würde. Schließlich begann sich Katharina von Medici, die bisher alle Fäden in der Hand gehalten, hierbei aber den Wünschen und den Launen des jungen Königs immer Rechnung getragen hatte, nicht wenig zu beunruhigen. Grund hierzu war allerdings genug vorhanden, denn in einer überschwenglichen Stimmung hatte Karl der Neunte gelegentlich des flandrischen Krieges zum Admiral folgendes gesagt: „In der bereits besprochenen Angelegenheit, verehrter Vater, ist namentlich ein Umstand im Auge zu behalten. Wir müssen trachten, dass die Königin Mutter, die, wie Sie wissen, ihre Nase überall hineinsteckt, von dieser beabsichtigten Unternehmung nichts erfährt. Wir wollen die Sache streng geheim halten. Ihr darf nicht ein einziges Wort zu Ohren kommen, denn als Unruhestifterin, wie ich sie kenne, würde sie uns gleich alles verderben.“

   Der kluge und erfahrene Coligny konnte bei so unbegrenztem Vertrauen nur vollständige Geheimhaltung der Angelegenheit geloben. Obwohl er mit großem Misstrauen nach Paris gekommen war, obwohl sich bei seiner Abreise aus Chatillon eine Bäuerin vor seine Füße geworfen und gerufen hatte: „Guter Herr, geht nicht nach Paris! Euch und alle, die Euch begleiten werden, erwartet dort der Tod!“, hatte sich allmählich sein Argwohn doch beruhigt. Auch sein Schwiegersohn Téligny, den der König mit besonderer Freundschaft begnadete, den er sogar Bruder nannte und mit „ Du“ ansprach, wie das nur bei seinen besten Freunden geschah, war bei der Abreise nicht besorgt oder gar ängstlich gewesen.

   Die Hugenotten, insonderheit auch die verdrießlichen und misstrauischen, waren also wieder guten Mutes. Der Tod der Königin von Navarra wurde ohne weiteres als Ursache einer Brustfellentzündung angesehen, und die weiten Säle des Louvre füllten sich mit allen den braven Protestanten, die in der Heirat ihres jugendlichen Führers Heinrich von Bourbon die Rückkehr einer unerwartet besseren Zeit sehen wollten. Der Admiral von Coligny, La Rochefoucault, der Sohn des Prinzen von Condé, Téligny und alle anderen Größen der Glaubensgenossenschaft frohlockten jetzt darüber, alle ihre Bedeutendsten im Louvre willkommen zu sehen, sogar die, die der König Karl und die Königin Mutter Katharina noch vor drei Monaten an höhere Galgen hatten hängen lassen wollen, als sie für gemeine Mörder in Gebrauch waren. Nur der Marschall von Montmorency war nicht unter seinen Brüdern zu finden, denn ihn hatte kein Versprechen zu überzeugen, kein äußerer Schein zu betrügen vermocht. Er hatte sich auf sein Schloss l’Isle Adam zurückgezogen und sich mit der Trauer um seinen Vater, den Connétable Anne von Montemorency, entschuldigt. Dieser war in der Schlacht von Saint-Denis von Robert Stuart durch einen Pistolenschuss getötet worden. Da aber seither mehr als drei Jahre verflossen waren, eine derart andauernde Empfindlichkeit auch gar nicht zeitgemäß war, so hielt man diese verlängerte Trauer einfach für zu übertrieben, als dass man sie ernst hätte nehmen können.

   Zum Schluss gab man dem Marschall Montmorency nur Unrecht. Der König, die Königin, die Herzoge von Anjou und von Alençon entledigten sich bei dem königlichen Feste in liebenswürdiger Weise den Hausherrenpflichten.

   Der Herzog von Anjou empfing anlässlich der von ihm gewonnenen Schlachten bei Jarnac und bei Moncontour wohlverdiente Glückwünsche von Seiten der Hugenotten. Noch nicht achtzehn Jahre, hatte er diese Siege erfochten. Er war demnach jünger, als Cäsar und Alexander bei ihren ersten Siegen gewesen waren, mit welchen man ihn auch zu vergleichen liebte. Wohlweislich stellte man aber die Sieger von Issos und Pharsalus hinter her. Der Herzog von Alençon beobachtete alle Vorgänge mit seinen einschmeichelnden, doch falschen Blicken. Die Königin Katharina erstrahlte vor Freude, war die Liebenswürdigkeit selbst und beglückwünschte den Prinzen Heinrich von Condé zu seiner jüngst stattgefundenen Vermählung mit Maria von Clèves. Die Herzöge von Guise lächelten den furchtbaren Gegnern ihres Hause freundlich zu und der Herzog von Mayenne besprach mit Herrn von Tavannes und mit dem Admiral den nächsten Krieg, der aller Erwartung nach dem König Philipp dem Zweiten von Spanien erklärt werden sollte.

   Mitten zwischen diesen Gruppen kam und ging ein junger Mann von neunzehn Jahren. Er trug den Kopf leicht vorgeneigt und schien ganz Aug und Ohr zu sein. Sein kurz geschorenes Haar war schwarz, über den verschmitzten Augen wölbten sich dichte Brauen und seine Nase war scharf gebogen, wie der Schnabel eines Adlers. Der Mund, über welchem der Anflug eines Bartes lag, verzog sich zu einem feinen Lächeln. Dieser Jüngling hatte sich bisher erst bei dem Gefecht von Arnay-le-Duc ausgezeichnet und dort sein Leben tapfer in die Schanze geschlagen. Heute wurde der geliebte Zögling des Admirals von Coligny von allen Seiten beglückwünscht und war der Held des Tages. Drei Monate vorher, das heißt zur Zeit, da seine Mutter noch lebte, nannte man ihn den Prinzen von Béarn, jetzt war er König von Navarra, den man einst Heinrich den Vierten von Frankreich nennen sollte.

   Zeitweise beschattete eine Wolke seine Stirn. Wahrscheinlich erinnerte er sich daran, dass sein Mutter vor kaum zwei Monaten gestorben war, und weniger als alle anderen zweifelte er daran, dass sie vergiftet worden war. Nur vorübergehend war jedoch seine düstere Stimmung und kaum merklich, wie ein fliehender Schatten. Alle, die da zu ihm sprachen, die ihn heute beglückwünschten, waren ja keine anderen, als die Mörder der mutigen Johanna d’Albret.

   Ein paar Schritte von der Königin von Navarra stand, beinahe ebenso nachdenklich und fast ebenso sorgenvoll, als sich der andere freudig und offenherzig stellte, der junge Herzog von Guise und sprach mit Téligny. Glücklicher als der Prinz von Béarn, hatte der Ruhm des zweiundzwanzig Jahre alten Jünglings beinahe den seines Vaters, des großen Franz von Guise, erreicht. Er war von vornehmer Erscheinung, schlanker, hoher Gestalt, sein Blick war stolz und hochmütig. In seinem ganzen Wesen lag eine angeborene Hoheit, so dass andere Prinzen neben ihm unbedeutend und gewöhnlich aussahen.

   So jung er auch war, in ihm erblickten die Katholiken ihren Führer, geradeso, wie die Hugenotten den König von Navarra als Haupt ihrer Partei betrachteten. Früher hatte er den Namen des Prinzen von Joinville getragen und hatte als solcher seinen ersten Feldzug und den Sieg bei Orléans mitgemacht. Dort war auch sein Vater in seinen Armen gestorben und hatte den Admiral von Coligny als seinen Mörder bezeichnet. Daraufhin hatte der junge Herzog, wie einst Hannibal, einen feierlichen Schwur getan. Er wollte den Tod des Vaters an dem Admiral und dessen ganzer Familie rächen, er wollte die Hugenotten ohne Ruh und Rast verfolgen und hatte Gott versprochen, sein Würgeengel auf Erden zu werden, solange nicht zu ruhen, bis der letzte Ketzer vertilgt sein würde. Man staunte daher nicht wenig, dass man den Prinzen, der sonst seinem Wort so treu blieb, bei diesem Feste sah, dass man feststellen konnte, wie er seinen Feinden die Hand drückte und mit dem Schwiegersohn des Mannes, dessen Tod er dem sterbenden Vater geschworen, vertraulich plauderte.

   Doch wir haben schon erwähnt, dass man an diesem Abend von einem Staunen ins andere kam. Ein Beobachter, der die übermenschliche Kraft gehabt hätte, in die Zukunft zu blicken und in den Seelen der Sterblichkeiten zu lesen, hätte diesem Schauspiel sicherlich die allergrößte Beachtung schenken müssen, denn ein merkwürdigeres hat sich nicht bald in der oft so traurigen Menschheitsgeschichte abgespielt.

   Dieser Beobachter, der allerdings nicht als Zuschauer im Louvre saß, sondern heute in den Straßen weilte, wandte seine brennenden Augen von dem Gespränge nicht ab, grollte mit warnender Stimme und war das Volk selbst, das mit wunderbarem Ahnungsvermögen aufgestachelt durch Hass und Grimm, von ferne jede Bewegung seiner unversöhnlichen Feinde verfolgte. Und es verstand die empfangenen Eindrücke ebenso zu deuten, wie etwa ein Neugieriger, der vor den verschlossenen Fenstern eines Ballsaales steht. Die Musik berauscht und beherrscht die Tanzenden, während der Neugierige bloß die Bewegungen sieht und kein Ton sein Ohr erreicht. Über die scheinbar verrückt gewordenen Hampelmänner muss er aber unwillkürlich lachen.

   Die Musik, die heute so betörend auf die Hugenotten wirkte, war die Stimme ihres selbstgefälligen Übermutes. Und der Glanz und der Schimmer, die mitten in der Nacht die Augen der Pariser blendeten, waren Blitze des Hasses, die eine grausige Zukunft beleuchteten.

   Trotz allem belustigten sich die Teilnehmer am Feste mit ruhigem Gewissen, und in dem Augenblick erfüllte sogar ein Gemurmel, sanfter und schmeichelnder denn je, die Säle des Louvre. Die Neuvermählte, die ihr Prunkgewand abgelegt hatte, erschien in Begleitung ihrer besten Freundin, der Herzogin von Nevers, im Ballsaale und wurde von ihrem Bruder den vornehmsten Gästen vorgestellt.

   Die junge Frau, Tochter Heinrich des Zweiten, eine Perle in der Krone Frankreichs, war Margarete von Valois, und König Karl der Neunte nannte sie in brüderlicher Zärtlichkeit nur immer „meine Schwester Margot“.

   Sicherlich verdiente die neue Königin von Navarra den schmeichelhaften Empfang, der ihr in diesem Augenblick zu teil wurde. Die damals kaum zwanzigjährige Margarete war bereits in den Lobliedern aller Dichter verherrlicht worden, und die einen hatten sie mit Aurora, die anderen mit Cythere verglichen. An dem Hof, an dem Katharina von Medici die verführerischsten und schönsten Frauen zu sammeln verstanden hatte, war trotzdem die Schönheit Margaretes unvergleichlich geblieben. Sie hatte schwarzes Haar, eine wundervolle Gesichtsfarbe und ein von langen Wimpern verschleiertes, sinnliches Auge. Rot und frisch war ihr fein gezeichneter Mund, ihr Hals edel geformt, voll und geschmeidig ihre Gestalt und in einem Atlasschuh konnte man einen Fuß bemerken, der so klein war, wie der eines Kindes. Die Franzosen waren stolz, eine so wundervolle Blume auf ihrem Boden emporwachsen zu sehen, und die Fremden, die Frankreich bereisten, konnten ihren Blick von so viel Schönheit gar nicht abwenden, waren aber auch verblüfft von ihrem Wissen, wenn sie Gelegenheit gehabte hatten, mit ihr zu sprechen. Denn Margarete von Valois war nicht nur die schönste, sondern auch die gebildetste Frau ihrer Zeit. Man wiederholte oftmals die Worte eines gelehrten Italieners, der ihr einmal vorgestellt worden war. Nachdem sich dieser italienischer, spanischer, lateinischer und griechischer Sprache mit ihr unterhalten hatte, verließ er sie mit den begeisterten Worten: „Den Hof sehen, ohne Margarete von Valois gesehen zu haben, das heißt: Frankreich nicht sehen und den Hof nicht sehen!“

   Viel Geschwätz mussten der König Karl und die Königin von Navarra über sich ergehen lassen, und es war bekannt, was die Hugenotten in dieser Beziehung leisten konnten. Geschickt flochten sie mitten in ihre Unterhaltung alle möglichen Anspielungen auf die Vergangenheit ein und stellten eine Unzahl verfänglicher Fragen über die Zukunft. Auf diese Andeutungen hatte der schlau lächelnde König auf seinen blassen Lippen nur immer eine Antwort: „Da ich die Hand meiner Schwester Margarete Heinrich von Navarra gegeben habe, habe ich in gleichen meine Schwester auch den Protestanten des ganzen Königreiches gegeben.“

   Diese Worte hatte bei einigen beruhigende Wirkung, anderen nötigten sie ein Lächeln ab, denn sie hatten tatsächlich zweifachen Sinn: einerseits gaben sie Zeugnis von einem väterlich besorgten Entschluss, der das reine Gewissen und die lauteren Absichten Karl des Neunten nicht zu belasten schien, andererseits wieder hatten sie einen beleidigenden Sinn,  und zwar sowohl für die Neuvermählte und ihren Gatten, als auch für den Sprecher selbst. Sie erinnerten an gewisse Gerüchte, die der Hof, ohne das Brautgewand Margaretes von Valois zu achten, in Umlauf gesetzt hatte.

   Mittlerweile plauderte der Herzog von Guise, wie schon erwähnt, mit Téligny. Er war aber nicht ganz bei der Sache und warf zuweilen einen Blick auf den Kreis der Damen, in dessen Mittelpunkt die Königin von Navarra glänzte. Wenn sich die Blicke der beiden kreuzten, schien eine leichte Wolke die reizende, von einem diamantenen Sternenkranz geschmückte Stirn der schönen Frau zu beschatten, während auch eine Ungeduld und unerklärliche Erregtheit ihre sonst so sichere Haltung zu beeinflussen schien.

   Die ältere Schwester Margaretes, die Prinzessin Claude, die verheiratet war, hatte die Unruhe der jungen Frau bemerkt und näherte sich ihr aus diesem Grunde. Da kam aber die Königin Mutter am Arm des jungen Prinzen von Condé, und weil man dem Paare nach allen Seiten Platz machte, fand sich die Prinzessin plötzlich recht weit von ihrer Schwester abgedrängt. In der allgemeinen Bewegung fand der Herzog von Guise Gelegenheit, zuerst in die Nähe seiner Schwägerin, der Herzogin von Nevers, und dann in die Nähe der Königin Margarete von Navarra zu gelangen. Die Herzogin von Lothringen hatte aber die junge Königin nicht aus den Augen verloren und sah, dass dieser mit einem mal eine flammende Röte in die Wangen stieg. Als der Herzog nur mehr zwei Schritte von ihr entfernt war, wandte sich Margarete, die ihn mehr zu fühlen als zu sehen schien, rasch um. Sie hatte sich ihm letzten Augenblick zusammen genommen, um sich den Anschein der Ruhe und Sorglosigkeit zu geben. Während sich nun der Herzog verbeugte und sie ehrerbietig grüßte, flüsterte er ganz leise: „ Ispe attuli!“

   Die zwei Worte bedeuteten: ich habe es selbst hergebracht.

   Die Königin dankte dem junge Herzog, und als sie den Kopf wieder hob, kam die Antwort ebenso leise über ihre Lippen: „Noctu pro more.“

   Das hieß: wie gewöhnlich in dieser Nacht.

   Diese zärtlichen Worte wurden nur von der Person vernommen, an die sie gerichtet waren. Durch die große, gestärkte Halskrause der Königin gelangten sie gedämpft, gleichsam wie durch die Windungen eines Sprachrohres an das Ohr des Herzogs. In ihnen schien aber auch alles enthalten gewesen zu sein, was sich die jungen Leute zu sagen hatten, denn sie trennten sich sogleich, Margarete nachdenklich, der Herzog aber wohlgemut und befriedigt. Den kurzen und heimlichen Wortwechsel hatte nicht einmal der Mann bemerkt, der ihm die größte Beachtung hätte schenken müssen. Heinrich von Navarra hatte jedoch nur Augen für die schöne Frau von Sauve, um welche sich ein fast ebenso großer kreis von Herren und Damen gesammelt hatte als um Margarete von Valois.

   Charlotte von Beaune-Semblançay, Enkelin des unglücklichen Semblançay und Gemahlin des Simon von Fizes, Barons von Sauve, war eine Dame des Hofstaates der Katharina von Medici. Sie war eine der furchtbarsten Helferinnen dieser Königin, die ihren Feinden zauberische Liebestränke zu mischen wusste, wenn sie ihnen nicht gleich lieber ein florentinisches Gift verabfolgte. Klein und blond, bald sprudelnd vor Lebhaftigkeit, bald schmachtend und träumerisch, war diese junge Frau zu jedem Liebeshandel und zu jedem Ränkespiel bereit, wie das so seit fünfzig Jahren den Hof dreier französischer Könige vornehmlich beschäftigte. Sie war im vollsten Sinne der Wortes Weib, und von den blauen sehnsüchtigen oder wild funkelnden Augen angefangen bis zu den kleinen, ungeduldigen, in Samtpantoffel gezwängten Füßen, mit allen seinen Reizen ausgestattet. In wenigen Monaten schon war es ihr gelungen, sich des Königs von Navarra zu bemächtigen, der damals sowohl als Staatsmann wie auch als Liebhaber zum ersten Male in den Vordergrund getreten war. Selbst die erhabene und königliche Schönheit Margaretes von Navarra fand seither bei dem jungen König nicht die entsprechende Würdigung. Obwohl das unheildrohende stets geheimnisvolle Wesen der Königin Mutter, Katharina von Medici, allgemein bekannt war, befremdete es trotzdem alle Welt, dass diese einerseits die Verbindung ihrer Tochter Margarete mit dem König von Navarra unterstützt hatte, andererseits aber dessen Liebschaft mit Frau von Sauve sogar öffentlich begünstigt. Ungeachtet dieser mächtigen Beihilfe, den damaligen Sitten des Jahrhunderts aber zum Trotz, hatte die hübsche Charlotte bisher dem Werben des Königs hartnäckigen Widerstand entgegengesetzt. Und gerade diese unerhörte und unglaubliche Festigkeit hatte die Leidenschaft des Béarners vielmehr geweckt, als die Schönheit und der Geist der jungen Frau es vermocht hatten. Das unbefriedigte Verlangen des jungen Königs verdoppelte und verdreifachte sich, seine Bescheidenheit und sein Stolz litten darunter, und er geriet in eine Sorglosigkeit, die halb philosophisch, halb phlegmatisch, den Grundzug seines Wesens ausmachte.

   Frau von Sauve war erst vor wenigen Minuten in den Ballsaal eingetreten. Sei es aus Trotz oder aus Kränkung, sie hatte sich entschlossen, vorerst dem Triumph ihrer Nebenbuhlerin nicht beizuwohnen und hatte, ein Unwohlsein vorschützend, ihren Gatten, der seit fünf Jahren das Amt eines Staatssekretärs bekleidete, allein in den Louvre gehen lassen. Als Katharina von Medici den Baron von Sauve ohne seine Gattin erblickte, erkundigte sie sich sofort nach den Gründen ihres Fernbleibens. In Anbetracht der geringfügigen Unpässlichkeit hatte sie dann ihrer geliebten Charlotte ein paar ermunternde und auffordernde Worte geschrieben, und die junge Frau war der Berufung gefolgt. Auch Heinrich von Navarra war anfangs über ihre Abwesenheit betrübt gewesen, hatte aber trotzdem etwas erleichtert aufgeatmet, als er Herrn von Sauve ohne Gattin eintreten gesehen hatte. In dem Augenblick jedoch, als er, auf den Anblick der Geliebten schon verzichtend, seine Schritte gegen das liebenswürdige Wesen lenkte, das er, wenn nicht als Geliebte, so doch als Gemahlin anzusehen verurteilt war, tauchte am Ende des Saales Frau von Sauve auf. Da blieb er wie festgenagelt auf seinem Platze stehen, hielt die Augen fest auf die Zauberin gerichtet, die ihn wie mit einem magischen Bann an sich fesselte, und statt auf seine Frau zuzugehen, wandte er sich mit einer Bewegung, die weit mehr freudige Überraschung als irgendeine Befürchtung verriet, Frau von Sauve zu.

   Die Höflinge, die das leicht entzündliche Herz des Königs von Navarra kannten, zogen sich sofort von der schönen Charlotte zurück und wagten es nicht, diesem Zusammentreffen hinderlich zu sein. Sie entfernten sich unterwürfig, so dass im gleichen Augenblick, als Margarete von Valois mit dem Herzog von Guise die wenigen bereits bekannten Worte wechselte, Heinrich ungestört mit Frau von Sauve in einem von Gascogner Ausdrücken durchsetzten, sehr verständlichen Französisch zu plaudern begann.

   „Ah, meine Liebe!“ sagte er, „ Ich freue mich, Sie in dem Augenblick zu sehen, in dem man mir sagte, dass Sie krank wären, und ich alle Hoffnungen aufgegeben hatte, Sie zu erblicken.“

   „Eure Majestät“, antwortete Frau von Sauve, „wäre es anmaßend von mir, zu glauben, dass die Aufgabe der Hoffnung Ihnen schwer gefallen ist?“

   „Zum Henker, das glaube ich wohl!“ rief der König. „Wissen Sie denn nicht, dass Sie tagsüber meine Sonne sind, Charlotte, und des Nachts ein leuchtender Stern? Wahrhaftig, ich glaubte mich in tiefster Finsternis, bis Sie mit Ihrem Eintritt plötzlich alles erhellten.“

   „Da habe ich Ihnen also einen bösen Streich gespielt, mein gnädigster Herr!“

   „Was wollen Sie damit sagen, meine Liebste?“ forschte Heinrich.

   „Damit soll gesagt sein, dass dem Gebieter der schönsten Frau Frankreichs nichts anderes zu wünschen übrig bleibt, als dass das Licht der Dunkelheit Platz mache, denn Wonne und Seligkeit birgt nur die Nacht in ihrem Mantel.“

   „Diese Seligkeit, Sie schlimme Frau, kann mir nur ein einziges Wesen schaffen, das wissen Sie doch so gut, und dieses einzige Wesen lacht und spielt mit dem armen Heinrich!“

   „Oh!“ entgegnete die Baronin von Sauve, „ich dachte wieder im Gegenteil, dass dieses Wesen dem König von Navarra zum Spielzeug und zum Gespött dient.“

   Obwohl vorerst von der Widersetzlichkeit betroffen, merkte Heinrich gar bald, dass sie eigentlich nur aus einem gewissen Trotz bestand, dem Trotz, der so oft der Deckmantel der Liebe zu sein pflegt.

   „Wahrhaftig, meine liebe Charlotte“, meinte er, „Sie tun mir da bitteres Unrecht an. Ich begreife gar nicht, dass ein so hübscher Mund derartige Grausamkeiten sprechen kann. Glauben Sie denn wirklich, dass ich es bin, der sich da verheiratet? Tod und Teufel! Ich habe damit wahrlich nichts zu tun!“

   „Vielleicht bin ich gar schuld daran?“ erwiderte die Baronin spitzig, wenn die Stimme einer vorwurfsvoll liebenden Frau jemals spitzig klingen kann.

   „Waren denn Ihre schönen Augen bisher blind? Nein, nein, nicht Heinrich von Navarra heiratet heute Margarete von Valois!“

   „Wer denn also?“

   „Eh, zum Henker! Der Protestantismus heiratet den Papst, das ist eben alles!“

   „Niemals, mein gnädigster Herr, auch das geistreichste Gedankenspiel vermag mich in dieser Hinsicht nicht zu überzeugen! Eure Majestät lieben Margarete von Valois … und bei Gott! Fern liegt mir irgendwelcher Vorwurf, denn sie ist schön genug, um geliebt zu werden!“

   Heinrich von Navarra überlegte einen Augenblick, dann schürzte ein Lächeln seine Lippen.

   „Mich dünkt, Sie suchen auf jeden Fall Streit, Baronin“, sagte er, „und Sie haben wirklich nicht das geringste Recht hierzu. Betrachten wir nur ein wenig Ihren eigenen Anteil an dieser Sache? Haben Sie sich irgendwie bemüht, meine Heirat mit Margarete zu verhindern? Nein! Im Gegenteil! Sie haben mich nur immer ohne alle Hoffnungen gelassen.“

   „Und mir hat man von vornherein jede Hoffnung genommen, gnädigster Herr!“ antwortete Frau von Sauve.

„Wieso?“

   „Da liegt doch kein Grund zu einem Zweifel vor, da Sie doch heute eine andere heirateten.“

   „Ah! Ich heirate eben, weil Sie mich nicht lieben.“

   „Wenn ich Sie geliebt hätte, Sire, dann müsste ich wohl jetzt in einer Stunde sterben.“

   „Gerade in einer Stunde? Sie sprechen in Rätseln“! Was für eines Todes müssten Sie unter dieser Annahme sterben?“

   „Des Todes aus Eifersucht ... denn in einer Stunde wird die Königin von Navarra ihre Frauen fortschicken und Eure Majestät werden Ihre Kavaliere entlassen...“

   „Beschäftigt Sie dieser Gedanke tatsächlich so sehr, meine Liebste?“

   „Das will ich gerade nicht sagen. Ich meinte nur, dass er mich entsetzlich quälen müsste, wenn ich Sie lieben würde.“

   „Nun also!“ rief Heinrich übermäßig erfreut, wenigstens ein Zugeständnis erreicht zu haben, „wenn der König von Navarra zum Beispiel heute seine Kavaliere nicht entlassen würde?“

   „Sire“, sagte Frau von Sauve mit diesmal nicht gespieltem Erstaunen, „Sie sagen da Sachen, die unmöglich und vor allem anderen auch unglaubwürdig sind.“

   „Wie könnte ich Sie nur überzeugen?“

„Sie müssten mir einen Beweis liefern, der Ihnen nie gelingen kann.“

   „Allerdings, Baronin, allerdings! Doch beim heiligen Heinrich, ich werde den Beweis erbringen und jetzt gerade!“ rief der König und verschlang die junge Frau mit glühenden Blicken.

   „Ach, Eure Majestät!“ murmelte die schöne Charlotte und senkt ihre Augen und ihre Stimme, „ich verstehe nicht, nein! Nein! Es ist doch ganz unmöglich, dass Sie dem Vergnügen entsagen, das Ihrer erwartet.“

   „Vier Heinriche gibt es in diesem Saal, meine Angebetete!“, erklärte der König. „Heinrich von Frankreich, Heinrich von Condé, Heinrich von Guise ... doch es gibt eben nur einen Heinrich von Navarra!“

   „Nun – und?“

   „Nun, wenn Sie diesen Heinrich von Navarra die ganze Nacht über in Ihrer Nähe hätten?“

   „Die ganze Nacht?“

   „Würden Sie dann überzeugt davon sein, dass er sich bei keiner anderen aufhält?“

   „Ah, wenn Sie das täten!“ rief Frau von Sauve.

„Meiner Treu, das tue ich!“

   Frau von Sauve hob ihre schönen großen Augen zum König auf und lächelte. Als dieser in ihnen die angenehmsten Versprechungen zu lesen glaubte, zitterte er förmlich und griff nach seinem Freude berauschten Herzen.

   „Setzen wir den Fall voraus“, begann der König von neuem, „was würden Sie dann dazu sagen?“

   „Oh, dann ... dann“, erwiderte Charlotte, „dann müsste ich mich wahrhaftig von Euer Majestät geliebt glauben.“

   „Himmel und Hölle! Sie werden daran glauben müssen, denn so ist es einmal und nicht anders!“

   „Wie sollte man das aber einrichten?“, flüsterte Frau von Sauve.

   „Bei Gott, das ist doch ganz einfach, Baronin, haben Sie denn nicht irgendeine Dienerin, ein Kammermädchen in Ihrer Umgebung, auf die Sie sich vollständig verlassen können?“

   „Freilich, ich habe ja Dariole bei mir, die mir so ergeben ist, dass sie sich für mich in Stücke schneiden ließe, sie ist ein wahrer Schatz!“

   „Zum Henker, dann sagen Sie diesem Mädchen, dass ich einmal ihr Glück machen werde, wenn ich König von Frankreich geworden sein werde, wie es mir die Sterndeuter prophezeien.“

   Charlotte lächelte. Zu jener Zeit standen der Ruf und das Ansehen des Béarners in der Gascogne so fest, dass derlei Versprechungen keineswegs übertrieben waren.

   „Nun also? Was wünschen Sie von Dariole?“

   „Wenig von ihr, viel für mich!“

   „Das wäre?“

   „Ihre Gemächer befinden sich unter den meinigen?“

   „Ganz richtig.“

   „Sie möge hinter der Tür warten. Ich werde dreimal leise anklopfen. Sie soll mir dann öffnen und der Beweis, den Sie wünschen, wird erbracht sein.“

   Frau von Sauve bewahrte einige Sekunden lang Stillschweigen. Dann sah sie sich nach allen Seiten um und überzeugte sich, dass kein Lauscher in der Nähe war. Kurz nur beobachtete sie die Gruppe, die sich um die Königin Mutter versammelt hatte, der Augenblick genügte aber, damit zwischen Katharina von Medici und ihrer Hofdame ein rascher Blick des Einverständnisses gewechselt werden konnte.

   „Ach, Majestät, wenn ich alles nur als Täuschung hinzunehmen gewillt wäre?“, warf Frau von Sauve mit einer Stimme hin, die dem Sirenengesang ähnelte, der das Wachs in den Ohren des Ulysses schmelzen ließ.

   „Es kommt auf den Versuch an, meine Liebste, auf den Versuch...“

   „Ah, fürwahr! Ich muss gestehen, dass ich mit dem Verlangen kämpfe.“

   „Lassen Sie sich nur besiegen: die Frauen sind nie stärke als nach einer Niederlage!“

   „Sire, ich behalte mir Ihr Versprechen für Dariole vor, und zwar für den Tag, an dem Sie König von Frankreich sein werden!“

   Heinrich von Navarra unterdrückte einen Freudenschrei. Das war gerade in jenem Augenblick, als die Königin von Navarra dem Herzog von Guise jene geheimnisvolle Antwort zuflüsterte: Noctu pro more: wie gewöhnlich in dieser Nacht!“

   Und der König verließ Frau von Sauve ebenso glücklich, wie sich der Herzog von Guise von Margarete entfernte.

   Eine Stunde später zogen sich Karl der Neunte und die Königin Mutter in ihre Gemächer zurück. Fast zur gleichen Zeit leerten sich die Säle, die Sockel der Marmorsäulen, bis dahin dich umdrängt, wurden wieder sichtbar. Der Admiral und der Prinz von Condé wurden von vierhundert protestantischen Edelleuten durch die murrende Volksmenge geleitet. Später verließ Heinrich von Guise mit katholischen und lothringischen Adeligen den Louvre und wurde vom Volk beklatscht und bejubelt.

   Margarete von Valois, Heinrich von Navarra und Frau von Sauve wohnten, wie schon erwähnt, im Palast selbst.

Das Zimmer der Königin von Navarra

 

Der Herzog von Guise geleitete seine Schwägerin, die Herzogin von Nevers, in seinen Palast, der in der Straße von Chaume, gegenüber der Straße von Brac, gelegen war, und suchte, nachdem er sie ihren Dienerinnen überantwortet hatte, seine eigenen Gemächer auf. Hier wechselte er sein Gewand, warf sich einen Abendmantel um die Schultern und bewaffnete sich mit einem jener kurzen und spitzigen Dolche, die damals die verlässlichsten Helfer der Edelleute waren. Sobald er den Dolch vom Tische nahm, bemerkte er ein Briefchen, das zwischen der Klinge und der Scheide der Waffe eingeklemmt war.

   Er öffnete es und las: „Ich hoffe wohl, dass der Herzog von Guise in dieser Nacht nicht mehr in den Louvre zurück kehren werde. Sollte er dies dennoch tun wollen, dann hoffe ich, dass er wenigstens vorsichtig genug sei, sich mit dem Panzerhemd zu gürten und einen braven Degen an die Seite zu schnallen.“

   „Da sieh mal her!“, sagte der Herzog und wandte sich zu seinem Kammerdiener um. „Das ist ja eine ganz merkwürdige Warnung, Meister Robin. Wollen Sie mir vielleicht freundlichst berichten, wer alles in meiner Abwesenheit das Zimmer hier betreten hat?“

   „Ein einziger Mensch, gnädigster Herr!“

   „Wer war das?“

   „Herr von Gast“.

   Ah! Ich glaubte diese Schriftzüge gleich richtig zu erkennen! Bist du sicher, dass es Herr von Gast war? Hast du ihn selbst gesehen?“

   „Mehr noch, gnädiger Herr, ich habe sogar mit ihm gesprochen!“

   „Gut so. Ich werde seinem Rat folgen. Meinen Panzer und Degen!“

   Der Kammerdiener, an derlei rasche Umkleidungen längst gewöhnt, brachte beides herbei. Der Herzog nahm die Panzerjacke um. Sie war aus so geschmeidigen Ketten verfertigt, dass das Stahlgeflecht nicht viel unbequemer zu tragen war als ein Wams aus schwerem Samt. Hierauf zog er darüber Strumpfhosen und ein grausilbernes Wams an, denn Grau und Silber waren seine Lieblingsfarben. Lange Stiefel, deren Schäfte bis an die Mitte der Schenkel reichten, ein Barett aus schwarzem Samt ohne Feder, Edelsteinschmuck und ein Mantel von dunkler Farbe vervollständigten seinen Anzug. Nachdem er noch einen Dolch in den Gürtel gesteckt und seinen Degen einem Pagen, dem einzigen Begleiter, überreicht hatte, machte er sich auf den Weg zum Louvre.

   Als er den Fuß auf die Schwelle des Palastes setzte, rief der Wächter von Saint-Germain l’Auxerrois gerade die erste Morgenstunde aus.

   So sehr die Nacht auch vorgerückt war uns so sehr zu diesen Zeiten auch die Straßen unsicher waren, dem abenteuerlustigen Prinzen begegnete nichts auf dem Wege, heil und gesund erreichte er den riesenhaften Bau des alten Louvre. Allmählich waren in diesem alle Lichter erstorben, ungeheuerlich und schweigend richtete sich in dieser finsteren Stunde die Steinmasse vor den Schreitenden auf.

   Vor dem königlichen Schloss zog sich ein tiefer Graben hin, nach dieser Seite lagen größtenteils die Gemächer der Prinzen, die im Schloss wohnten. Die Wohnung der Königin von Navarra war im ersten Stock gelegen.

   Dieser erste Stock, der ohne den Graben zugänglich gewesen wäre, befand sich aber infolge dieser Verschanzung etwa dreißig Fuß über dem Boden, war daher für Liebhaber und Diebe schwer zu erreichen. Dies hinderte jedoch den Herzog von Guise keineswegs, entschlossen in den Graben hinab zu steigen.

   Im gleichen Augenblick öffnete sich geräuschvoll ein Fenster des Erdgeschosses. Das Fenster war vergittert, doch eine Hand hob eine Gitterstange, die zu dem Zweck schon aus dem Mauerwerk gelöst war, heraus und ließ durch die Öffnung eine Seidenschnur herabpendeln?

   „Sind Sie es, Gillone?“, fragte der Herzog mit leiser Stimme.

   „Jawohl, gnädiger Herr!“, entgegnete eine Frau mit noch dumpferen Lauten.

   „Und Margarete?“

   „Sie erwartet Euch!

   „Gut!“

   Der Herzog gab seinem Pagen ein Zeichen und der zog aus einem Mantel eine zierliche Strickleiter und entrollte sie. Das eine Ende der Leiter wurde nun vom Herzog an die herabhängende Seidenschnur geknüpft. Gillonne zog die Schnur zu sich herauf und befestigte dann die Strickleiter an dem Fenstergitter. Der Prinz schnallte seinen Degen um und begann zu klettern. Ohne Unfall erreichte er sein Ziel. Hinter ihm verschlossen sich wieder der Riegel und das Fenster. Der Page aber, der seinen Herrn schon an die zwanzigmal zum gleichen Ziel begleitet hatte, hüllte sich, nachdem er den Herzog so unangefochten in den Louvre steigen gesehen, in seinen Mantel und legte sich auf einem Heuhaufen im Graben, im Schatten des Walls, zur Ruhe.

   Die Nacht war finster, von Zeit zu Zeit fielen breite lauwarme Tropfen aus den Wolken nieder, der Himmel schien mit Schwefeldämpfen und Elektrizität übersättigt zu sein.

   Der Herzog von Guise folgte seiner Führerin, die keine geringere war als die Tochter des Jacques von Matignon, des Marschalls von Frankreich. Sie war eine besondere Vertraute der Königin Margarete und man behauptete, dass es unter den vielen Geheimnissen, die sie in unwandelbarer Treue zu wahren wusste, auch schreckliche gab, und dass gerade diese sie zwangen, auch harmlosere zu verschweigen.

   Kein Licht erhellte die Vorzimmer und die Gänge des Schlosses, zeitweise nur erleuchtete für einen Augenblick ein fahler Blitz die finsteren Gemächer in bläulichem Widerschein.

   An der Hand seiner Führerin erreichte der Herzog endlich eine Wendeltreppe, die in einer Nische der starken Mauern angebracht war und bis an eine geheime und unmerkbare Türe führte, durch die man in das Vorzimmer der Wohnung Margaretes gelangte.

   Auch dieses war, wie die Zimmer des Erdgeschosses, in tiefe Finsternis gehüllt. Hier blieb nun Gillonne stehen.

   „Haben Sie mitgebracht, was die Königin wünschte?“, fragte sie mit leiser Stimme.

   „Gewiss!“, antwortete der Prinz, „doch will ich es nur der Königin selbst in die Hände legen.“

   „Kommen Sie und verlieren Sie nicht einen Augenblick!“, ließ sich plötzlich aus der Dunkelheit eine Stimme vernehmen, die den Prinzen erzittern ließ, denn er erkannte die Margaretes. Gleichzeitig hob sich ein mit goldenen Lilien verzierter, veilchenfarbener Vorhang in die Höhe, und der Prinz erkannte im Zwielicht die Gestalt der Königin, die ihm ungeduldig entgegen gekommen war.

   „Hier bin ich!“, begann der Herzog und schritt rasch unter dem Vorhang durch, der sich hinter ihm sofort wieder schloss.

   Jetzt übernahm Margarete von Valois die Führung des Prinzen bis zu den Gemächern, die ihm übrigens gut bekannt waren, während Gillonne bei der Türe blieb und mit dem Finger am Munde der königlichen Herrin das Zeichen verlässlicher Wachsamkeit gab.

   Als ob sie die eifersüchtige Unruhe des Herzogs wohl begriffen hätte, führte sie ihn in ihr Schlafgemach und blieb erst in diesem stehen.

   „Nun also?“, sagte sie ihm. „Sind Sie jetzt zufrieden, Herzog?“

   „Zufrieden?“, staunte er. „Ich bitte mir zu sagen, worüber ich zufrieden sein soll?“

   „Über den Beweis, den ich Ihnen erbringe“, antwortet Margarete mit dem Unterton eines leichten Unwillens, „den Beweis, dass ich einem Mann angehöre, der sich nicht einmal die Mühe nimmt, am Abend seiner Vermählung, in der Hochzeitsnacht, zu mir zu kommen, um mir für die Ehre zu danken, nicht, dass ich ihn erwählt, sondern, dass ich ihn als Gatten angenommen habe!“

   „Oh, Madame“, meinte traurig der Herzog, „beruhigen Sie sich … er wird kommen … besonders dann, wenn Sie es wünschen!“

   „Das müssen Sie mir sagen, Heinrich“, rief Margarete aus, „Sie, der unter allen anderen gerade vom Gegenteil überzeugt sein sollte! Wenn ich den Wunsch, den Sie mir da aufdrängen, gehabt hätte, würde ich Sie dann wohl gebeten haben, hierher zu mir in den Louvre zu kommen?“

   „Sie haben mich nur darum in den Louvre gebeten, Margarete, weil Sie alle Spuren unserer Vergangenheit löschen wollen und weil schließlich diese Vergangenheit nicht nur in meinem Herzen, sondern auch in dem silbernen Kästchen lebt, das ich Ihnen zu Füßen lege.“

   „Darf ich Ihnen etwas sagen, Heinrich?“, erwiderte Margarete und sah den Herzog verwundert an. „Sie machen nicht mehr den Eindruck eines Prinzen auf mich, sondern den eines Schülers! Ich sollte leugnen, dass ich Sie geliebt habe! Ich sollte eine Flamme verlöschen, die vielleicht sterben muss, deren Widerschein aber niemals vergehen wird! Denn die Liebesgeschichten von Personen meines Ranges erleuchten, ja, kennzeichnen oft das ganze Zeitalter, in dem sie gelebt haben! Nein, nein, mein Herzog, Sie können die Briefe Ihrer Margarete behalten und auch das Kästchen, das sie Ihnen geschenkt hat. Von allen Briefen, die darin aufgehoben sind, verlangt sie nur einen einzigen zurück und zwar deshalb, weil sein Inhalt für Sie genauso gefährlich ist wie für Margarete von Valois!“

   „Alles gehört Ihnen“, sagte der Herzog, „suchen Sie demnach den Brief heraus, den Sie vernichten wollen.“

   Margarete wühlte lebhaft den Inhalt des offenen Kästchens durch und mit zitternder Hand erfasste sie nacheinander ein Dutzend Briefe. Sie begnügte sich damit, die Anschriften zu besehen, so, als ob diese allein schon ihrem Gedächtnis den Inhalt des Briefes verraten könnten. Doch nach beendigter Durchsuchung sah sie den Herzog erbleichend an: „Mein Herr“, sagte sie, „der Brief, den ich suche, fehlt. Sollten Sie ihn zufällig verloren haben? Denn, was seine Übergabe betrifft...“

   „Welchen Brief suchen Sie, Madame?“

   „Den, in welchem ich Ihnen mitteilte, dass Sie sich unverzüglich verheiraten müssten.“

   „Um Ihre eigen Treulosigkeit zu entschuldigen?“

Margarete zuckte mit der Schulter.

   „Nein, aber um Ihnen das Leben zu retten! Den Brief will ich, in welchem ich Ihnen schreibe, dass der König unsere Liebe erkannt hatte, zugleich aber auch alle meine Bemühungen, Ihre voraussichtliche Verbindung mit der Infantin von Portugal zu hintertreiben. Er ließ dann damals seinen Bruder, den Bastard von Angoulême, zu sich rufen, zeigte auf zwei bereitgehaltene Degen und soll folgendes gesagt haben: Mit diesem wirst du noch heute Abend Heinrich von Guise töten oder ich töte ihn morgen mit dem anderen! Wo ist nun dieser Brief?“

   „Hier!“, sagte der Herzog von Guise und zog ihn aus seiner Brust hervor.

   Margarete entriss ihm förmlich das Schreiben, öffnete es begierig und überzeugte sich davon, dass es das gesuchte war. Sie schrie freudig auf und hielt es an die Kerzenflamme. Das Feuer sprang vom Docht auf das Papier und verzehrte es sofort vollständig. Dann trat Margarete noch auf die herab gefallene Asche, als ob sie fürchten müsste, dass irgendwer in diesen Resten nach der unvorsichtigen Warnung suchen könnte.

   Der Herzog von Guise hatte die fieberhafte Handlungsweise seiner Geliebten ruhig verfolgt.

   „Also, Margarete“, sagte er, als die Vernichtung beendigt war, „sind Sie jetzt vollkommen zufrieden?“

    „Ja, denn jetzt, da Sie die Prinzessin von Porcian geheiratet haben, wird mir mein Bruder Ihre Liebe verzeihen. Niemals aber hätte er mir die Entdeckung eines Geheimnisses verzeihen können, das ich Ihnen aus Liebe und Schwäche verraten habe.“

   „Das ist wahr“, sagte der Herzog von Guise, „damals liebten Sie mich wirklich!“

    „Und ich liebe Sie noch immer, Heinrich, geradeso und mehr als je!“

   „Sie...?“

   „Ja, ich! Denn nie habe ich einen treuen und ergebenen Freund mehr gebraucht als heute ... ich, eine Königin ohne Thron, eine Frau ohne Mann.“

   Traurig ließ die junge Prinzessin den Kopf auf die Brust sinken.

   „Und muss ich es Ihnen wiederholen, Heinrich, dass mein Gatte mich nicht nur nicht liebt, sondern dass er mich hasst, dass er mich verachtet! Im Übrigen ist Ihre Gegenwart in dem Zimmer, in dem er weilen sollte, Beweis genug für seinen Hass und seine Missachtung.“

   „Es ist noch nicht zu spät, Madame, und der König von Navarra musste sich die Zeit nehmen, seine Kavaliere zu verabschieden; wenn er bist jetzt nicht gekommen ist, wird er gewiss nicht säumen, bald zu kommen.“

   „Ich sage Ihnen aber“, rief Margarete mit wachsenden Unwillen, „ich sage Ihnen, dass er nicht kommen wird!“

   „Madame“, schrie Gillonne, während sie die Tür öffnete und den Vorhang hob, „der König von Navarra verlässt seine Wohnung!“

   „Oh, ich wusste es doch bestimmt, dass er kommen würde!“, rief der Herzog von Guise.

   „Heinrich“, sagte Margarete kurz und nahm den Herzog bei der Hand, „Heinrich, Sie sollen nun sehen, ob ich eine Frau bin, die ihr Wort hält, und ob man sich auf mich verlassen kann. Heinrich, treten Sie in dieses kleine Zimmer ein!“

   „Lassen Sie mich gehen, Madame, wenn es noch Zeit ist, denn bedenken Sie: Bei dem ersten Zeichen der Liebe, das er Ihnen gibt, stürze ich heraus, und dann wehe ihm!“

   „Sie sind verrückt! Treten Sie ein, sage ich Ihnen, treten Sie ein, ich verantworte alles!“

   Sie drängte den Herzog in das kleine Nebenzimmer.

   Es war hohe Zeit. Kaum hatte sich die Tür hinter dem Herzog geschlossen, als der König von Navarra lächelnd auf der Schwelle des Gemaches erschien. Zwei Pagen mit achtarmigen Kronleuchtern und Kerzen aus gelbem Wachs begleiteten ihn.

   Durch eine tiefe Verbeugung verbarg Margarete ihre augenblickliche Verwirrung.

   „Wie, Madame, Sie sind noch nicht im Bett?“, fragte der Béarner mit seiner offenherzigen und belustigten Miene, „sollten Sie mich etwa erwartet haben?“

   „Nein, mein Herr“, antwortete Margarete, „denn gestern noch sagte Sie mir, dass Sie unsere Heirat nur für eine politische Mache hielten und dass Sie mir darum niemals Zwang antun würden.“

   „Ganz richtig! Doch das soll uns nicht hindern, ein wenig miteinander zu plaudern. Gillonne, schließen Sie die Tür und lassen Sie uns allein!“

   Margarete erhob sich von ihrem Lehnstuhl und streckte die Hand nach den Pagen aus, als ob sie ihnen befehlen wollte, zu bleiben.

   „Soll ich Ihre Hofdamen rufen lassen?“ fragte der König, „das soll sofort geschehen, wenn Sie es wünschen, obgleich ich Ihnen gestehen muss, dass die Sachen, die wir miteinander zu besprechen haben, besser unter uns bleiben sollten!“

   Der König ging auf die Tür des kleinen Nebenzimmers zu, „Nein!“, rief Margarete und stellte sich ihm mit einer gewissen Heftigkeit entgegen, „nein, das ist unnötig, denn ich bin bereit, Sie anzuhören.“

   Der Béarner wusste nun, was er wissen wollte. Er warf einen raschen und bedeutungsvollen Blick zum Zimmer hinüber, als wollte er, trotz des deckenden Vorhanges, sein Inneres erforschen. Dann sah er wieder seine schöne Gattin an, die bleich und ängstlich vor ihm stand.

   „In dem Fall, Madame“, meinte er mit vollkommen ruhiger Stimme, „plaudern wir gleich ein Weilchen.“

   „Wie Eure Majestät belieben“, sagte die junge Frau und fiel fast auf den Stuhl, den ihr der königliche Gatte anwies.

   Der Béarner setzte sich nahe zu ihr hin.

   „Madame“, begann er, „obwohl es die Leute schon gesagt haben, so glaube ich fest auch, dass unsere Ehe gut ist. Ich bin Ihnen gut und auch Sie sind mir wohlgesinnt.“

   „Aber...“, fiel Margarete erschrocken ein.

   „Infolgedessen“, fuhr der König von Navarra fort und schien das Zögern Margaretes gar nicht zu beachten, „müssen wir wie zwei gute Verbündete zusammenarbeiten, haben wir uns doch heute vor Gott feste Treue geschworen! Ist das nicht auch Ihre Meinung?“

   „Zweifellos, mein Herr.“

   „Ich weiß, Madame, wie groß Ihr Scharfsinn ist, ich weiß auch, dass der Boden dieses Hofes viele lauernde Abgründe birgt ... nun aber bin ich noch zu jung, habe nie jemandem ein Leid angetan und besitze trotzdem eine Unmenge von Feinden. In welches Lager, Madame, darf ich diejenige einreihen, die meinen Namen trägt und die mir zu Füßen des Altars Zuneigung geschworen hat?“

   „Oh, mein Herr, könnten Sie glauben...“

   „Ich glaube nichts, Madame, ich hoffe nur und will mich davon überzeugen, dass meine Hoffnung begründet ist. Es ist doch gewiss, dass unsere Heirat nur ein Vorwand oder gar eine Falle ist.“