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Nr. 1406

 

Barriere im Nichts

 

Im Halo der Galaxis – die Tarkan-Flotte an der Wahnsinnszone

 

von Robert Feldhoff

 

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Ende Februar des Jahres 448 NGZ, das dem Jahr 4035 unserer christlichen Zeitrechnung entspricht, beginnt neues, unerwartetes Unheil über die Milchstraße hereinzubrechen.

Das letzte Viertel der Galaxis Hangay aus Tarkan, dem sterbenden Universum, materialisiert in unserer Lokalen Gruppe – und das bleibt nicht ohne schwerwiegende Folgen, wie sich später herausstellt. Zwar vollzieht sich dadurch die Rückkehr der Superintelligenz ESTARTU in ihre angestammte Mächtigkeitsballung, ebenso wie die glückliche Heimkehr der Tarkan-Expedition mit Perry Rhodan, Reginald Bull, Atlan und den übrigen Teilnehmern aus unserer Galaxis – aber es geschieht auch Schlimmes.

Die Tarkan-Rückkehrer bekommen es am eigenen Leib zu spüren, als sie sich der Heimat nähern. Ein Stasisfeld lässt sie zeitlos verharren, und als es sie wieder freigibt, sind im übrigen Kosmos 695 Jahre verstrichen.

Die Galaktiker wissen das inzwischen, daher bewegen sie sich mit großer Vorsicht und erforschen erst das Umfeld. Dann, nach sorgfältigen Erkundungen, nähern Perry Rhodan und seine Leute sich der alten Heimat, die nach Aussagen aller, die Auskünfte zu geben bereit waren, zu einer wahren Horror-Galaxis geworden sein soll.

Diese Auskünfte sofort nachzuprüfen, das verbietet die BARRIERE IM NICHTS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner zeigt sich als Vorbild.

Salaam Siin – Der Ophaler singt, um Leben zu retten.

Eirene – Rhodans Tochter betreut einen Barbaren.

Quando Perst – Hangarmeister der CIMARRON.

Covar Inguard – Ein Mann dreht durch.

1.

Vergangenheit:

September 447 bis März 448 NGZ

 

»Lass dich hier nicht mehr blicken, du brutaler Mensch!«

Amica stand zornig in der Haustür. Sie sah ihn an, als habe er mindestens ein schweres Verbrechen begangen – und vielleicht war es tatsächlich so ernst. Quandos Augen waren eine stumme Bitte. Der Ehevertrag band sie noch zwei Jahre, aber seine Frau würde vorzeitig kündigen, dessen war er fast sicher. Oder er fürchtete es zumindest. Etwas Schlimmeres konnte in der augenblicklichen Lage wohl nicht geschehen.

»Können wir nicht noch mal in Ruhe darüber reden, Amica?«

»Bestimmt nicht. In ein paar Monaten, wenn du Glück hast.«

Im selben Augenblick kam die dreijährige Tarni, ihre Tochter, aus dem Haus und stellte sich hinter Amica. Mit den Armen umklammerte sie Amicas linkes Bein, als wolle sie daran Schutz suchen.

»Du musst keine Angst haben, Tarni«, sagte er begütigend. Er tat zwei Schritte vorwärts, stockte aber, als die Kleine zurückwich.

»Es tut mir leid, ich wollte dich nicht schlagen. Mir ist die Geduld gerissen.«

»Das brauchst du ihr jetzt nicht mehr zu sagen.« Amica wurde eher zorniger, als dass sie sich beruhigt hätte. »Einen Augenblick noch, Quando. Bleib stehen, wo du bist. Ich gehe etwas holen, was du vergessen hast.«

Sie nahm Tarni auf den Arm und verschwand im Haus. Quando rührte sich nicht – er befolgte ihre Anweisung schon aus Angst, Amicas Zorn noch mehr zu erregen. Weshalb hatte er sich nicht beherrschen können? Es war ein harter Tag in dem Ingenieurbüro der LFT gewesen, in dem er tagsüber fünf oder sechs Stunden arbeitete. Dann noch der Ärger mit seinem Dienststellenleiter, der sich weigerte, Quandos ungewöhnlich hohe Qualifikation zu Kenntnis zu nehmen ... Und dann war es mit ihm durchgegangen. Tarni hatte an seinem persönlichen Terminal gespielt und wichtige, kaum ersetzbare Unterlagen gelöscht.

Seine eigene Schuld, überlegte er. Weshalb hatte er die Daten nicht besser gesichert? »Quando!« Er sah auf und bemerkte Amica, die wieder in den Hauseingang getreten war. »Hier, das wirst du brauchen. Und jetzt verschwinde; ich will dich ein paar Monate lang nicht sehen.«

Quando hob den Gegenstand vom Boden auf, den sie ihm zugeworfen hatte. Es war seine Kreditkarte – das einzige, was ein Terraner des fünften Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung auf dem Planeten Erde wirklich brauchte. Alles Weitere, soweit allgemein zugänglich, konnte man sich mittels Kreditkarte verschaffen.

Er setzte sich ungläubig ein paar Meter entfernt vom Eingang auf den harten Steinboden. Ihr Haus war eine mehrfach verästelte, an vielen Stellen durchsichtige Konstruktion, die ein bluesscher Architekt entworfen und auf terranische Bedürfnisse zugeschnitten hatte. Niemand sonst im Viertel bewohnte ein ähnliches Heim – außerdem gehörten siebenhundert Quadratmeter Naturgarten dazu, es war die größte Parzelle in weitem Umkreis. Gewiss, in den ländlichen Regionen wohnte man weit großzügiger. Aber dies war das Zentrum einer Stadt, die seit vielen hundert Jahren den Namen Shanghai trug. Ein bisschen Platzmangel gehörte einfach dazu.

Quando hockte reglos da, bis kühler Nieselregen einsetzte.

»Amica! Ich liebe dich! Das kannst du nicht machen!«

Keine Antwort. Wohl oder übel wandte er sich ab und lief den kurzen Weg bis zur nächsten Visiphonsäule. Er bestellte ein Robottaxi, wartete noch immer ungläubig und starrte nach oben in den grau verhangenen Himmel. Zwanzig Meter höher verlief eine Gleiterschneise, die allerdings kaum beflogen wurde. Nur ab und zu huschte ein kleines Privatfahrzeug vorbei und verschwand in nördlicher Richtung. Der nächste Gleiter war das Taxi. Es blieb ein paar Zentimeter über der Straße in der Luft hängen, öffnete die Tür zum Fahrgastraum und ließ Quando einsteigen.

»Wohin darf ich dich bringen?«

»Ich brauche ein Hotel in der Nähe der LFT-Ingenieurbüros am Raumhafen.«

»Ruhige Atmosphäre?«, fragte die Automatik zurück. »Oder legst du mehr Wert auf gute Vergnügungsmöglichkeiten?«

Quando dachte ein paar Sekunden nach. Wenn sie ihn schon aus dem Haus geworfen hatte, konnte er wenigstens versuchen, sich zu amüsieren. So viel schuldete er schon seiner Selbstachtung – auch wenn ja im Grunde er der Täter war. »Das mit den Vergnügungsmöglichkeiten«, entschied er.

Das Taxi passierte einen Verkehrsknoten im Zentrum der Stadt. Plötzlich waren über und unter ihnen Gleiter, sämtlich vom allgemeinen Leitsystem gesteuert, und er hatte mehrmals das Gefühl, im nächsten Augenblick mit einem der anderen Fahrzeuge zusammenstoßen zu müssen. Merkwürdig ... Es lag vielleicht an seiner seelischen Verfassung.

Das Hotel war ein gläserner Bau aus vier hundert Meter hohen Kegeln; zwischen diesen Säulen hing ein Gebilde in der Luft, das einem riesenhaften Diamanten ähnelte. Noch vor der Landung ließ sich Quando ein paar Daten ins Taxiterminal überspielen. Demnach enthielten die Kegel sämtliche Versorgungs- und Wohnräume, während der Diamant als Vergnügungszentrum ausgebaut war. Das Hotel würde nicht billig sein. Aber darauf kam es nicht an, dachte er, nicht jetzt.

Sekunden später stieg er auf dem Dach des höchsten Kegels ins Freie. Der Wind blies ihm feinen Nieselregen ins Gesicht.

»Wenn du mir bitte folgen willst?«, bat ein Schweberobot, der sich unbemerkt genähert hatte.

Quando riss sich vom Anblick der Stadt los und betrat hinter seinem Führer einen Antigravschacht, der ungefähr in der Mitte des Kegels endete. Ein hallenartiger Raum enthielt die Rezeption, ebenfalls maschinell geregelt, und ein paar Terminals mit Sitzgelegenheiten davor. Geistesabwesend ließ sich Quando sein Zimmer anweisen, anschließend wollte er in den Diamanten hinüber.

Aber es kam nicht dazu.

Er lag mehr als eine Stunde lang mit geschlossenen Augen auf der Schwebecouch und dachte an Amica und Tarni. Wenn er etwas brauchte, dann waren es die beiden – nicht ein Vergnügungszentrum.

»Zimmerservo«, sagte er, »ich will ein Schlafmittel.«

 

*

 

Am nächsten Tag suchte er so früh wie möglich seinen Arbeitsplatz auf.

»Was ist los, Quando?« Der Dienststellenleiter sah überrascht von den Aktenfolien auf, die er vorgenommen hatte. »Sonst kannst du dich doch nie so früh losreißen ...«

»Dann eben heute«, gab er missmutig zurück. Die paar Stunden Schlaf hatten gutgetan, doch Abstand hatten sie nicht gebracht. »In den nächsten Tagen komme ich immer so früh. Außerdem bleibe ich bis zum Ende.«

Der andere schüttelte nur erstaunt den Kopf und konzentrierte sich wieder auf den Aktenstoß. »Ehe ich's vergesse: Auf deinem persönlichen Terminal liegt eine gespeicherte Nachricht. Und wenn du damit fertig bist, nimm dir bitte den akonischen Frachter vor, der spät gestern Abend angekommen ist. Die üblichen Formalitäten.«

Quando zuckte zusammen. Er hastete in sein Büro hinüber und aktivierte mit fliegenden Fingern das Terminal. Auf dem Bildschirm erschien Amicas Gesicht. Sie sah etwas gefasster aus, weniger zornig, und ihre Stimme klang vollkommen gelassen, als habe sie die Angelegenheit innerlich bereits verdaut.

»Lieber Quando«, begann sie ohne deutbaren Gesichtsausdruck. »Wenn du das hier hörst, habe ich eine Entscheidung getroffen. Dass du mich und Tarni liebst, weiß ich, und zwar nicht nur deshalb, weil du es gesagt hast. Trotzdem ist dein Verhalten ein Beweis dafür, dass du unsere Zuneigung nicht richtig einzuschätzen weißt. Du hast Tarni geschlagen – vergiss das nicht ...

Die Entscheidung ist nun folgende: Wir werden uns ein halbes Jahr lang nicht mehr sehen, nicht einmal per Bildschirm. Dann versuchen wir es noch einmal. Vorausgesetzt, du erinnerst dich noch an uns.«

Eine halbe Stunde lang saß er da, ohne einen klaren Gedanken zu fassen. Irgendwie brachte die Nachricht ihn um den Verstand. O nein, er würde keine Waffe kaufen und damit wahllos Leute niederschießen, er würde auch keine Überdosis Medikamente schlucken oder etwas ähnlich Verrücktes unternehmen. Aber ein Teil seiner selbst war wie ausgelöscht hinterher.

»He, Quando!« Der Dienststellenleiter streckte kurz den Kopf in die Tür und sagte: »Die Akonen wollen Ladung übernehmen. Wenn du die Sache nicht machst, muss ich jemand anders schicken.«

»Schon gut. Ich gehe.«

Er löschte die Nachricht, ließ sich von einem Rollband ins Freie tragen und ignorierte die Tatsache, dass es sich über Nacht eingeregnet hatte. Das Landefeld bildete ein flaches Rechteck mit den Kantenlängen fünfzehn und zwanzig Kilometer. Besetzt war höchstens ein Drittel davon – es handelte sich um walzenförmige Springerschiffe, ein paar Kugelraumer und exotische Konstruktionen. Sogar eine Posbi-BOX hatte aus irgendwelchen Gründen den Raumhafen von Shanghai angeflogen. Dieses unsymmetrische Objekt ragte fast zwei Kilometer in die Höhe. Daneben standen ein paar Spindelschiffe der Topsider, sie nahmen sich gegen die Box winzig und zerbrechlich aus.

Die Hafenpositronik hatte den Akonen einen Platz nahe am Gebäude des Ingenieurbüros zugewiesen. Quando brachte den kurzen Weg zu Fuß hinter sich.

»Wir haben schon auf dich gewartet!«, rief aus der unteren Polschleuse des Frachters eine Stimme auf Interkosmo.

Ein Antigravstrahl erfasste seinen Körper und zog ihn aufwärts. »Was gibt es zu tun?«, wollte Quando wissen. Er sah den Akonen kaum richtig an; und begriff nicht einmal, wie unhöflich er sich verhielt.

»Wir wollen eine Ladung aufbereitetes Howalgoniumerz übernehmen. Du sollst dir unsere Lagereinrichtungen ansehen und der Lieferstelle bestätigen, dass wir hinreichend ausgerüstet sind.«

»Das ist nur eine Formalität«, antwortete er enttäuscht. »Zeige mir die Lagerräume.«

Der Akone führte ihn und wies dabei besonders auf die technisch einwandfreie Ausstattung des Frachters hin. Quando fand wenig zu bemängeln, es interessierte ihn kaum. Zumindest stand fest, dass der Frachter den technischen Anforderungen vollauf genügte.

»Ihr könnt Ladung übernehmen«, sagte Quando. »Die Lieferstelle benachrichtige ich von meinem Terminal aus. Guten Flug wünsche ich.«

Der Akone lachte. »Was soll daran gut werden? Raumschiffe fliegen ist heutzutage genauso sicher und langweilig wie deine Tätigkeit. Der freundliche Wunsch geht an dich genauso.«

Nachdenklich ließ sich Quando auf den glitschigen Belag des Landefelds zurückbefördern und schlenderte in Richtung des Ingenieurbüros. Was der Akone da gesagt hatte, war grundsätzlich richtig. In seiner täglichen Beschäftigung fehlte die Würze, und eben dieses Element hatten ihm Amica und ihre Tochter immer gegeben. Ohne sie würde er durchdrehen, das begriff er plötzlich. Ein halbes Jahr ... Besser wäre es, er wäre in dieser Zeit irgendwo anders, wo seine hohe Qualifikation tatsächlich gefordert wurde.

Eine Stunde lang saß Quando tatenlos in seinem Büro und überlegte, was zu tun war.

»Quando!«

Er sah verdrossen auf und warf dem Dienststellenleiter einen fragenden Blick zu.

»Ich habe wieder einen Auftrag für dich. Wie sieht es mit deiner Zeit aus?«

»Hm.« Er fasste in Sekundenschnelle den Entschluss, dem er eine Stunde lang konsequent ausgewichen war. »Tut mir leid, du musst dir einen anderen suchen. Ich habe zu tun.«

»Zu tun? Was denn?«

Unter anderen Umständen hätte das verdutzte Gesicht seines Vorgesetzten ihm Freude bereitet, doch diesmal ließ er ihn ohne Erklärung stehen und rief an der Eingangstür einen Gleiter. Sein Ziel war das zentrale Personalbüro der Liga Freier Terraner. Vier Jahre hatte er diesen Bau nicht mehr aufgesucht – von dem Zeitpunkt an, da er Amica kennengelernt hatte. Und nun war es wieder soweit. Sie würden ihn noch kennen.

Die Bevollmächtigte war noch dieselbe. Zehn Minuten später hatte Quando seinen Termin.

»Du hast dich nicht verändert, Jarree«, sagte er.

Die hochgewachsene, schwarzhaarige Terranerin fuhr sich geschmeichelt durchs Haar und wies auf einen Sessel vor ihrem Schreibtisch. »Setz dich erst einmal hin, Quando. Wie ich höre, hast du einen Ehevertrag geschlossen?«

»Das stimmt.« Er nahm den angebotenen Platz und meinte wegwerfend: »Aber es ist jetzt vorbei. Ich suche ein neues Schiff; eines, in dem es nicht so langweilig zugeht ...«

»Du willst vergessen, was?«

»Jarree ...«

»Mir machst du nichts vor, Quando. Ich bin geschult darauf, solche Fälle wie dich zu erkennen.« Sie lächelte flüchtig und warf ihm einen Blick zu, der wehmütig aussah. »Aber wir werden sehen, was sich tun lässt.«

Mit ein paar Handgriffen holte sich die Frau Quandos Lebenslauf und Qualifikation auf den Bildschirm ihres Terminals. »Dreizehn Jahre Dienst in der Flotte der LFT, davon zwei Jahre als Spezialist an die GAVÖK ausgeliehen. Du warst auf der RHODODENDRON, der FLOAXL und der UTOFANT. Kurz gesagt, du bist einer der besten Hangarspezialisten, die im Gebiet der LFT zu haben sind. Und ich glaube sogar, dass ich genau das Richtige für dich habe. Du muss dich allerdings auf eine unbestimmte Einsatzdauer einstellen.«

»Sag schon.« Um die Einsatzdauer machte sich Quando keine Gedanken. Sollte das Schiff, an das Jarree dachte, länger als sechs Monate unterwegs sein, würde er kurzerhand wieder seinen Abschied nehmen und sich per Transmitter zur nächsten Planetenbasis abstrahlen lassen. Seine Finanzlage erlaubte eine Reise von jedem beliebigen Punkt der Milchstraße bis nach Hause.

»Man würde dich wieder als Hangarmeister einsetzen. Das Schiff trägt den Namen CIMARRON, eine Neukonstruktion.«

»Hervorragend, ich nehme an. Eine Neukonstruktion ist genau das Richtige. Ich bin dir ziemlich dankbar, Jarree.«

Die hochgewachsene Frau lächelte wieder und antwortete: »Unnötig, Quando, du hast die Stelle aufgrund deiner Qualifikation bekommen. Am besten machst du dich jetzt auf den Weg nach Peru. Die Zeit drängt ein wenig.«

Er verließ ihr Büro und sah aus einem Fenster über die Dächer der Stadt. Man schrieb den 1. September 447 NGZ. Ende Februar konnte er zurück sein.

 

*

 

Ein öffentlicher Transmitter strahlte ihn von Shanghai nach Peru ab. In den ersten Sekunden nahm die schwüle, warme Atmosphäre ihm fast den Atem, doch Quando gewöhnte sich rasch daran. Sein erstes Ziel war ein Raumhafen in der Nähe, der die Bezeichnung LFT-T-6 trug. Dorthin hatte man die CIMARRON transportiert, nachdem sie in der Pachamac-Werft von Callao fertiggestellt worden war.

Ein Dienstrobot wies ihm den Weg zum nächsten Gleiterstand. Da er eine Strecke von ungefähr hundert Kilometern zurückzulegen hatte, wählte Quando ein großes, bequemes Modell mit Klimaanlage. Die Steuerung lief automatisch. Das Land draußen war gebirgig und kaum bewaldet, in der Ferne zog sich das Ufer eines riesigen Sees hin, dessen Namen er nicht kannte.

»Wir erreichen LFT-T-6«, erklärte die Stimme des Autopiloten.

Nun sah er es selbst – in kurzer Entfernung begann eine weithin leere, graue Fläche. Ganz am Rand, in fünf Kilometern Entfernung, standen ein paar kleine Beiboote, und bei den Toweranlagen in der Mitte ragte ein keilartiger Klotz in die Höhe. Quando hatte ein solches Schiff nie zuvor gesehen. Es ruhte auf einer Heckpartie vom ungefähren Querschnitt hundertzwanzig mal achtzig Meter und verjüngte sich zum Bug hin. Hätte man es von oben gesehen, wäre seine Form sechseckig erschienen. Die Gesamthöhe betrug etwa zweihundert Meter.

»Wo soll ich landen?«, fragte der Autopilot.

»Bei den Toweranlagen.«

Es handelte sich um einen langgestreckten Gebäudetrakt, auf dessen Dach ein paar Parabolantennen standen. Quando ließ den Gleiter abfliegen und suchte einen Zugang. Die nächstbeste Tür stand offen, und am Ende des Korridors, den er so betreten hatte, war ein Kontrollraum. Darin saßen zwei Personen. Der Mann beeindruckte ihn nicht sonderlich. Die Frau dagegen sah interessant aus; sie hätte schön sein können, doch sie vernachlässigte ihr Äußeres und trug mindestens zwölf Kilogramm Übergewicht mit sich herum.